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Na, die Sache hast du ganz gut gelöst, muss ich sagen. Und ist auch interessant zu wissen, das Yerill´s Berührung auch ein paar Nachteile für Xiucalta bereithält.
ich glaube, das ist Nakagos Einfluss. Ich wollte sie irgendwie ein bisschen süß darstellen. Ich mag die Stelle auch, vor allem, weil der Leser, im Gegensatz zu Yetail ja weiß, dass das keine brauchbare Drohung ist, und der Teil sollte an sich natürlich auch lustig sein. Freut mich, dass es gelungen ist und nicht zu sehr ins Kitschige abgleitet.
Na, die Sache hast du ganz gut gelöst, muss ich sagen. Und ist auch interessant zu wissen, das Yerill´s Berührung auch ein paar Nachteile für Xiucalta bereithält.
ja, wobei ich irgendwie dachte, dass das schon länger klar wäre, aber war vielleicht nur mein Gedanke.
Im letzten Kapitel wird nochmal näher auf Yerills Einfluss eingegangen.
So Freunde der leichten Unterhaltung, es geht weiter. (Wenn auch dieses Mal mit etwas ernsteren Themen 😉)
Ich will auch gar nicht viel dazu sagen, mir gefallen beide Teile dieses doch recht langen Kapitels (insgesamt 11 Seiten) sehr gut und ich denke, ich lass sie einfach für sich sprechen.
Viel Spaß.
Wasser und Blut (1/2)
Je mächtiger jemand ist, desto unangenehmer wird es ihm normalerweise sein, einzugestehen, dass auch er an die Bedürfnisse aller Lebenden gebunden ist. Denn kein Körper kann auf Basis reiner Magie existieren. Selbst von Dämonen Besessene brauchen Nahrung zur physischen Selbsterhaltung.
[FONT="]— [/FONT]Die Ewigen Tore, Skihron Kiltza
Naggarond; Naggaroth 2567 IC; 8.Vollmond (5.Tag) 3 Stunden nach Sonnenuntergang
Yerill seufzte zufrieden, während sie die Arme um Xiucaltas Körper schlang und den Kopf auf die weichen Kissen sinken ließ. Die Seherin lag heftig keuchend auf ihr, hatte die Wange auf die Schulter der Unsterblichen gelegt und die Beine an ihre Hüften gepresst. Ihr schneller Atem fuhr sanft kitzelnd zwischen ihrer beider Brüsten hindurch, die bei jedem keuchenden Atemzug der beiden Frauen aneinander rieben. Es war ein schönes Gefühl, zu spüren, wie die weichen Erhebungen aneinanderdrückten.
Die Unsterbliche lächelte, als sie auf das rasende Pochen ihrer beider Herzen lauschte. Xiucaltas Puls ging ein wenig langsamer als ihrer, dafür war der Körper der Seherin schweißgebadet und glitzerte wie von tausenden Diamanten bedeckt. Es war ein neuer und faszinierender Anblick und Yerill strich neugierig mit den Fingern über die nackte, feuchte Haut ihrer Geliebten. Die winzigen Tröpfchen fühlten sich kühl an, aber darunter schien Xiucalta zu glühen.
Allmählich beruhigten sich ihre Körper wieder und die Seherin drehte sich vorsichtig auf die Seite und rollte sich dann auf Yerill zusammen. Die legte einen Arm um ihre Hüfte und stützte damit den Rücken der Druchii, sodass sie nicht von ihr herunterrollte. Mit der anderen Hand strich sie sanft über ihr Gesicht und die geschlossenen Augen, was der jungen Frau einen wohligen Seufzer entlockte. Xiucaltas unterer Arm lag auf Yerills Bauch, die andere Hand zwischen ihren Brüsten, die sie gelegentlich gedankenverloren streichelte.
So lagen sie engumschlungen und genossen die gegenseitige Nähe, während sie die Leidenschaft, die sie bis eben geteilt hatten, ausklingen ließen. Die Seherin lag mit dem ganzen Körper auf ihrer Partnerin, die Beine angezogen, sodass ihre Füße Yerills Knie berührten, und den Kopf an den Hals der Unsterblichen geschmiegt. Der machte das Gewicht nichts aus und sie sonnte sich im Licht der goldenen Kraft, die über sie hinweg und durch sie hindurch glitt. Sie hatte sich noch nie so zufrieden und glücklich gefühlt. Sie schloss die Augen und gab sich ganz dem Gefühl des lebenden und geliebten Körpers in ihren Armen hin.
Inzwischen hatte Xiucalta auch etwas zu essen bekommen. Dank ihrer Fähigkeiten hatte sie mühelos die Küchen des Hexenklosters gefunden und sich dort eines der Tablette geben lassen, die für die Patienten bereitstanden. Die Diener hatte ihr noch mehr angeboten, aber sie hatte abgelehnt. Schließlich würden sie später noch mit den Kindern des Mordes speisen.
Anschließend hatte Xiucalta Yerill zurück in den Turm geführt und erst am höchsten Treppenabsatz Halt gemacht. Das Gemach dort war für die Erste Meisterin der Konvente reserviert, gebührte also Bluthand. Da deren Vorgängerin sich aber den Mächten des Chaos zugewandt hatte und zur Dämonenprinzessin aufgestiegen war, hatte man die Räume erst einmal magisch versiegelt, bis Zeit und genug Meisterinnen gefunden wurden, sie zu durchsuchen. Man vermutete dort verdorbene Hexereien oder ketzerische Schriften. Das war auch der Grund, weshalb Yetail erst einmal nur in den Gemächern der Zweiten Meisterin untergebracht worden war.
Da Xiucalta aber sehen konnte, dass die Zimmer der Meisterin Elene in tadellosem Zustand waren und nichts Derartiges enthielten, hatte Yerill die magische Barriere auf der Tür gebrochen und die beiden hatten das Gemach betreten. Hier waren sie wirklich ungestört und die Unsterbliche hatte sich mächtig zusammenreißen müssen, um zu warten, bis Xiucalta ein paar Scheiben Brot und etwas Fleisch gegessen und ordentlich getrunken hatte, bevor sie sie ins Bett gezogen hatte.
Jetzt riss der knurrende Magen der Seherin sie aus ihren Gedanken und schien sich über die mangelnde Aufmerksamkeit zu beschweren. Yerill lächelte, als Xiucalta den Kopf hob und sie ein wenig schuldbewusst aus ihren schönen violetten Augen anblickte. Die Unsterbliche zuckte mit den Schultern.
„Tut mir leid. Ich hätte dir vielleicht doch etwas mehr Zeit zum Essen geben sollen.“
„Ach Yerill.“, antwortete die Seherin mit einem anzüglichen Grinsen. „Wenn ich die Wahl zwischen deinen Fingern und trockenem Brot in meinem Bauch habe, dann weiß ich, was ich will.“ Und damit küsste sie Yerill auf die Lippen, die völlig überrumpelt von dieser Aussage und der Begierde war, die in Xiucaltas Kuss lag. Es dauerte einen Augenblick, bevor sie die Liebkosung angemessen erwiderte.
Yerill seufzte, als goldenes Licht ihre Kehle hinabzufließen schien und sie den warmen Geruch der Seherin einsog. Ihre Lippen waren weich auf ihren und ihr ganzer, unglaublich lebendiger Körper lag auf ihr. Sie spürte Xiucaltas Zunge und stöhnte vor Wonne. Von ihr aus hätte sich dieser Kuss ewig hinziehen können.
Viel zu bald schon löste sich ihre Geliebte und lächelte sie an. Ihr Gesicht war nur Fingerbreit von ihrem entfernt und Yerill verlor sich im Anblick dieser wunderschönen, tiefen, unendlich alten und doch so unschuldigen, violetten Augen, die direkt vor ihr schwebten. Sie beugte sich vor und Xiucalta ließ es zu, dass sie ihr noch einen Kuss auf die Lippen hauchte.
„Allerdings“, meinte die Seherin dann nachdenklich, „sollten wir uns um deine Ernährung Gedanken machen.“ Sie drehte sich ein wenig herum, sodass ihre Beine von Yerill herunter glitten und sie nur noch seitlich mit dem Oberkörper auf ihr lag. So konnten sie sich leichter ansehen.
„Ich brauche nichts zu essen.“, stellte Yerill fest. Xiucalta schüttelte den Kopf.
„Solches Essen nicht.“ Sie fuchtelte unbestimmt mit der Hand in die Richtung, in der sie wohl den Tisch mit dem Tablett darauf vermutete. In der letzten Stunde hatten sie ihre Position auf dem verschwenderisch riesigen Bett der Ersten Meisterin jedoch so oft und schnell verändert, dass Xiucalta neben der innigen Leidenschaft wohl gründlich die Orientierung verloren hatte.
„Aber auch dein Körper kann nicht nur von reiner Kraft leben. Du brauchst etwas Physisches. Blut. Genauer gesagt mein Blut.“
Yerill stockte der Atem und sie sah ihre Geliebte aufgebracht an. „Das kannst du nicht ernst meinen! Ich habe dich einmal fast umgebracht. Ich kann dir das nicht noch einmal antun. Ich kann das nicht noch einmal aushalten. Dich zu verlieren …“
„Pscht.“, machte Xiucalta mit einem sanften Lächeln und unterbrach den Wortschwall mit einem Kuss. „Keiner wird hier irgendwen umbringen. Höchstens du dich selbst, wenn du mir nicht zuhörst.“, meinte sie mit zärtlichem Spott. „Ich möchte nur das Beste für uns beide, deshalb vertrau mir bitte.“ Ihre Stimme war geduldig und ein klein wenig flehend. Yerill fühlte, wie ihr Widerstand dahin schmolz. Sie konnte nicht nein sagen, wenn Xiucalta sie so um etwas bat.
„Dein Körper ist ein Wunder.“, begann die Seherin nun gleichzeitig schmeichelnd, zärtlich und erläuternd. „Und wir wissen beide, dass du früher oder später wieder Nahrung brauchst. Du hast gesagt, du kannst essen und vielleicht könntest du damit überleben.“ Eine Mischung aus Erleichterung und Trauer überkam Yerill. Einerseits war sie froh, dass es einen Weg zu überleben geben könnte, ohne Xiucaltas Blut zu vergießen, andererseits fand sie den Gedanken, den Rest ihres unendlichen Lebens auf sterbliches Essen angewiesen zu sein, erschreckend. Sie konnte essen, ja, aber es befriedigte sie nicht. Es füllte ihren Magen, aber es sättigte sie nicht.
„Dachte ich es mir doch.“, meinte die andere Frau und grinste kurz, bevor ihr Blick wieder eine sanfte Wärme annahm. „Du willst nicht von dieser Art Nahrung leben, nicht wahr?“ Sie hatte Yerills Reaktion offensichtlich bemerkt.
„Wenn es nötig ist, damit du …“, setzte die Unsterbliche dennoch zum Protest an, aber wieder wurden ihre Worte von weichen, liebevollen Lippen erstickt, die ihren Mund verschlossen. Xiucalta legte ihr eine Hand an die Wange.
„Ach Yerill, warum musst du immer so edelmütig sein?“, fragte sie und ihre Augen blitzten neckisch. „Wir wissen beide, was du brauchst, und ich bin gerne bereit, es dir zu geben.“ Yerill starrte sie an, erinnerte sich aber an ihre Bitte und ließ sie ausreden. „Ich habe keine Angst vor dir. Aber ich weiß, dass du Angst hast.“
„Ich vertraue dir vollkommen!“, widersprach sie nun doch, aber Xiucalta schüttelte nur den Kopf.
„Mir ja, aber dir?“ Daraufhin wusste Yerill nichts zu sagen. „Du verabscheust dich selbst ebenso sehr, wie ich dich liebe, nicht wahr?“ Ihre Stimme wurde traurig und Yerill fühlte, wie sie über ihre Wange strich. „Du verfluchst dich selbst und deine Kräfte, weil du mich beinahe getötet hättest. Weil du nach meiner Kraft und meinem Blut lechzt.“
Yerill nickte traurig und schluchzte leise. „Du hast ja so recht. Alles an mir ist schlecht. Ich verdiene deine Zuneigung nicht.“, brachen all ihre Ängste aus ihr heraus. Hätte sie weinen können, hätte sie es getan. „Vielleicht ist der Andere doch der Bessere von uns beiden gewesen. Er hat zumindest offen und ehrlich gezeigt, was er war. Ein Mörder! Ein Tier! Ein Monster! Und ich bin dasselbe, verborgen unter schöner Haut und einem hübschen Gesicht.“
Sie schluchzte hemmungslos und merkte kaum, wie Xiucalta sie an sich drückte und geduldig wartete, während sie sich all das von der Seele redete, was sie bedrückte. Dann irgendwann beugte sie sich vor, bis ihre Stirn die der Unsterblichen berührte und ihre Augen nur noch Fingerbreit auseinander waren. Ihr Atem vermischte sich und erst jetzt bemerkte Yerill, dass Xiucalta sie mit einer Mischung aus zärtlichem Mitleid und ruhiger Anteilnahme musterte. Ohne Furcht, ohne Abscheu, ohne Hass.
„Und doch liebe ich dich.“, flüsterte sie und Yerill hätte am liebsten erst recht geheult. „Denn du hast mich nicht getötet, Yerill. Du hast aufgehört, mir mein Blut auszusaugen. Es war spät, aber du hast es geschafft, bevor es für mich keine Rettung mehr gegeben hätte. Das solltest du niemals vergessen. Es ist nicht wichtig, dass du mich fast umgebracht hast. Was zählt ist, dass du mich nur fast getötet hast. Du hast aufgehört. Hätte das der Andere getan?“
Yerill konnte nur den Kopf schütteln. Nein, das hätte er wohl nicht.
„Du bist bei mir geblieben und du hast über mich gewacht, und auch wenn du damit meine Heilung verlangsamt hast, bin ich dir sehr dankbar dafür. Ich habe deine Stimme in Trizils Lied gehört und es gab für mich nie etwas Schöneres. Für nichts auf der Welt wäre ich lieber zurückgekehrt, als noch einmal deine Stimme zu hören. Noch einmal deine Augen zu sehen. Noch einmal deine Lippen zu spüren.“
Ganz sanft neigte sie den Kopf und küsste Yerill so zärtlich, wie sie es noch nie zuvor getan hatte. Der Unsterblichen stockte der Atem und nur sehr zögerlich erwiderte sie den Kuss. Dann vergrub sie das Gesicht in Xiucaltas Haaren und schluchzte erneut, dieses Mal jedoch aus anderen Gründen.
„Ach, Xiu, wie hältst du das nur mit mir aus? Du hast mir schon einmal gesagt, dass ich mich nicht selbst hassen soll, aber … als du da so totengleich lagst, hätte ich mich am liebsten selbst zerfetzt. Als ich wieder zu mir kam, war das erste, was ich bewusst wahrgenommen habe, dein lebloses Gesicht und die lange Wunde, die meine Zähne in deinen Hals gerissen haben. Das werde ich niemals vergessen können. Genauso wenig den Blick in Sisralls und Trizils Augen, als sie dachten, du wärst tot. Und die ganze Zeit konnte ich nur eines denken: Nämlich, dass ich das getan habe. Wie soll ich mir das jemals verzeihen?“
Die Seherin lächelte mitfühlend. „Reicht es denn nicht, wenn ich dir verzeihe?“ Die Unsterbliche blickte sie zweifelnd an, während sich Hoffnungen in ihr regten, die sie sich selbst verboten hatte. Sie hatte ja eigentlich recht. Xiucalta fuhr sanft fort. „Ich habe gewusst, dass das passieren könnte. Ich habe gewusst, dass du mich dabei vielleicht töten würdest. Aber ich hatte keine Angst, weil du es warst. Ich habe dir vertraut, weil ich wusste, dass mein Leben in deinen Händen sicher ist.“
Yerill spürte weiche Lippen auf ihren, eine hauchzarte Berührung, bevor die Druchii weitersprach. „Und wenn ich keine Angst vor dir habe, dann brauchst du auch keine zu haben. Lerne, dir selbst zu vertrauen. Ich liebe dich, Yerill, und ich weiß, dass du es wert bist, dir zu vertrauen. Du bist du und du bist kein Monster.“
„Aber ich bin so anders. Wie kann ich gut sein, wenn ich dich verletzen muss, um zu leben?“
„Mach mal den Mund auf.“, verlangte Xiucalta, während sie ihre Haltung ein wenig veränderte. Yerill gehorchte, weil sie fürchtete, die Geduld ihrer Geliebten könnte erschöpft sein. Sie hatte mit weiteren sanften Worten gerechnet, die ihr so guttaten und ihre Ängste beruhigten, auch wenn sie wusste, dass es nicht für Dauer sein konnte.
„Ich glaube, du musst dich erst selbst kennen lernen, bevor du anfängst, zu verstehen.“, meinte Xiucalta noch immer lächelnd, aber ein wenig enttäuscht. Yerill sank innerlich zusammen. Aber vielleicht war es besser so. Früher oder später würde sie die andere Frau vermutlich eh enttäuschen, wenn sie einmal mehr die Kontrolle verlor und sich ihr wahres Selbst zeigte.
Dann spürte sie plötzlich, wie etwas ganz leicht über ihre Zähne glitt, und von einem Augenblick zum anderen explodierte gleißendes, goldenes Licht in ihrem Mund und erfüllte sie mit Wärme und Leben. Reiner Sonnenschein schien ihre Kehle hinab zu rinnen und Yerill seufzte voller Wonne, während sie sich entspannte. Das Licht zerschlug ihre Sorgen und Ängste, verbannte sie in die dunkelsten Ecken ihrer Gedanken und überflutete dann alles andere mit atemberaubender Reinheit.
Die glühende Kraft strömte durch ihren ganzen Körper bis in die Spitzen ihrer Finger und Zehen und brachte ihre Haut zum Leuchten. Während sich der goldene Schein in ihr verteilte, verblasste die Helligkeit allmählich, weil keine neuen Tropfen des goldenen Lichts in ihren Mund kamen. Dennoch ließ diese kurze Kostprobe sie zufrieden zurück.
Sie schlug die Augen auf und entdeckte Xiucalta, die noch immer halb auf ihr lag und sie erwartungsvoll angrinste. Sie hielt einen Finger in die Höhe, von dessen Kuppe Blutstropfen hinab liefen. Als Yerill klar wurde, was geschehen war, wollte sie empört den Mund öffnen, stellte fest, dass er ohnehin noch immer offen war, und schloss ihn verwirrt. Derweil war Xiucalta ihr zuvorgekommen und hatte das Wort ergriffen.
„Warte, bevor du mich anschreist. Ich möchte dir etwas zeigen.“
Sie blickte auf ihren blutigen Finger und Yerill schluckte ihre Worte hinunter. Ein wenig verwirrt glitten ihre Augen von Xiucaltas Gesicht zu deren Fingerkuppe und wieder zurück. Was sollte sie sehen? Das Blut gerann allmählich, während es ihren Finger herunterlief, na und?
„Leck ihn mal ab.“, meinte die Unsterbliche und Yerill kniff die Augen zusammen. Nein, dieses Mal würde sie nicht so einfach gehorchen, bevor sie wusste, was dies hier sollte. Die Seherin benahm sich gerade höchst seltsam und hätte sie nicht bis eben noch so klug und weise gesprochen, hätte Yerill fast angenommen, sie hätte den Verstand verloren.
Xiucalta verdrehte die Augen und steckte sich den Finger selbst in den Mund. Dann hielt sie ihn Yerill wieder vor die Augen, jetzt ohne Blut, dafür feucht. Der Unsterblichen stockte der Atem. Der Schnitt war weg. Es gab nicht den geringsten Hinweis darauf, dass aus diesem Finger gerade eben erst Blut geflossen war, obwohl es nicht einmal eine Minute her war, dass er an ihren Zähnen aufgeritzt worden war. Die Haut war makellos.
Sprachlos untersuchte Yerill die anderen Finger, während Xiucalta zufrieden lächelte. Sie wussten beide, dass Yerill nichts finden würde. Auch die anderen neun Finger der Seherin waren unversehrt. Jetzt legte sie der Unsterblichen die feuchte Kuppe auf die Nase und zog damit ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich.
„Du hast eben wieder mein Blut gekostet. Verspürst du den Drang, dich auf mich zu stürzen und mir die Zähne in den Hals zu schlagen?“ Yerill schüttelte den Kopf und allmählich wuchs tatsächlich eine zaghafte Hoffnung in ihr. Xiucalta hatte recht gehabt. Worte allein konnten sie nicht überzeugen, dass sie kein Monster war. Sie hatte es erst selbst erfahren müssen.
„Fühlst du dich gestärkt?“ Yerill nickte, auch wenn das eigentlich untertrieben war. Es war, als hätte die Sonne für einen Augenblick in ihrem Innern geleuchtet. „Du bist nicht so anders als wir, Yerill.“, meinte Xiucalta. „Es sind nur andere Dinge, die du zum Leben brauchst. Deine Reaktion war nichts, was nur dir hätte passieren können. Der Drang, um unser Überleben und das, was wir dafür brauchen, zu kämpfen, ist tief in unser aller Wesen verankert. Orks, Drachen, Zwerge, Menschen aus dem Imperium, Anhänger des Chaos, Druchii und selbst die ach so hochentwickelten Elfen von Ulthuan verwandelten sich allesamt in wilde Bestien, wenn es darum geht, sich vor dem Verhungern zu schützen. Niemand weiß, wie er reagieren wird, wenn er den Hungertod vor Augen sieht. Nicht einmal ich kann erahnen, wie ich mich dann verhalten würde. Ich kann über fünf Zeitalter in die Vergangenheit blicken und du würdest mir nicht glauben, wie viele eigentlich intelligente Lebewesen schon für ein Stück Brot oder einen Krug Wasser gestorben sind oder gemordet haben.“
Die Unsterbliche nickte, während die Seherin ihr Zeit gab, das zu verarbeiten. So hatte sie das noch nie betrachtet. Sie hatte ihren Drang nach Blut immer als etwas Besonderes, Einzigartiges, Monströses gesehen. Aber sie war ja selbst einzigartig. Und für sie war Blut das, was für alle anderen Essen war.
„Trotzdem möchte ich dich nicht verletzen.“
„Was ich sehr zu schätzen weiß.“, meinte Xiucalta gut gelaunt. „Aber sei unbesorgt. Wenn wir dafür sorgen, dass du nie so geschwächt wirst, dass du wieder die Kontrolle verlierst, wirst du mich nicht verletzen. Du brauchst eben öfters ein bisschen Blut statt einmal ganz viel.“
„Nein, das meinte ich nicht.“, widersprach Yerill. „Von dir Blut zu bekommen, heißt auch immer, dir wehzutun. Ich müsste deine Haut durchbrechen.“
„Ach so, das hab ich ganz vergessen.“, lachte die Seherin und allmählich zweifelte Yerill doch an ihrer Zurechnungsfähigkeit. „Das tut nicht weh. Deine Zähne sind so scharf, dass ich es kaum merke. Eben hab ich nur gemerkt, dass ich mich schon geschnitten habe, weil ich das Blut gesehen habe. Es fühlte sich etwa so an, wie wenn ich meine Zunge gegen meine Zähne drücke. Nicht, als würde meine Haut durchtrennt werden. Ich konnte deine Zähne spüren, aber keinen Schnitt. Und wie du gesehen hast, ist so ein Kratzer kein Problem. Er verheilt innerhalb von Sekunden, sobald du ihn nicht mehr berührst.“
Yerill spürte zwei ihrer Finger auf den Lippen. Xiucalta lächelte einladend. „Also sei einfach sanft mit meiner Haut, dann tust du mir nicht weh. Ich vertraue dir.“ Die Unsterbliche sah sie zweifelnd an, aber die junge Druchii erwiderte ihren Blick ruhig und selbstsicher. Sie wartete darauf, dass Yerill die Lippen öffnete und in die zarten Finger biss.
Sanft umfing diese die Hand mit ihrer und führte sie von ihrem Mund weg. Sie sah die Trauer in Xiucaltas Blick und es hätte ihr beinahe das Herz gebrochen. Die Seherin schien das als Ablehnung aufzufassen. Tröstend massierte die Unsterbliche ihre Finger.
„Ach, Yerill …“, flüsterte Xiucalta und eine einzelne Träne rollte über ihre Wange. Sie hatte wirklich gewollt, dass Yerill von ihrem Blut lebte, und war bereit gewesen, sich selbst anzubieten, weil sie sie liebte. Weil sie gewollt hatte, dass die Unsterbliche zufrieden und mit der Nahrung leben konnte, die sie brauchte. Dass sie abgelehnt wurde, schien für sie zu bedeuten, dass sie Yerill nicht hatte überzeugen können. Dass die noch immer Angst vor sich selbst hatte. Und, was am wichtigsten war, sie schien wirklich nichts zu spüren.
„Yerill …“, hob die Seherin abermals an, aber dann vergaß sie, was auch immer sie hatte sagen wollen, als die Unsterbliche grinsend ihre Finger herumdrehte und losließ, die sie ach so tröstend massiert hatte. Zwei leuchtend rote Blutstropfen liefen daran herunter. Äußerst befriedigt registrierte Yerill, wie sich Xiucaltas Augen weiteten und sie zu verstehen suchte. Sie hatte offensichtlich vergessen, dass die Fingernägel der Unsterblichen genauso tödlich scharf wie ihre Zähne waren. Yerills Haut hatte das Blut aufgesaugt und die Heilung verhindert, bis sie die Finger losgelassen hatte.
Aber Blut über ihre Haut aufzunehmen, war unbefriedigend. Es verteilte sich viel langsamer. Grinsend beugte sie sich vor und leckte die beiden schweren Tropfen von Xiucaltas Finger. Goldenes Licht floss mit atemberaubender Schönheit über ihre Zunge und rann ihre Kehle hinab, wo es durch ihren ganzen Körper strahlte und dann verblasste.
„Ich schätze, das habe ich verdient.“, meinte Xiucalta, die sich noch immer nicht so ganz von dem Schock erholt hatte. Ja, das hatte sie allerdings, fand Yerill. Dieses Mal hatte sie die Bedingungen bestimmt. Sie hatte ihre Geliebte überrascht und das machte bei der Seherin einfach Spaß. Auch wenn es ihr aufrichtig leid tat, welchen Schmerz sie dabei verursacht hatte.
„Ich musste ja wenigstens sichergehen, dass du auch wirklich nichts spürst und das nicht nur behauptest, um es mir leichter zu machen.“, rechtfertigte sie sich. Die Seherin betrachtete gedankenverloren ihren Finger, der schon verheilt gewesen war, bevor Yerill ihn abgeleckt hatte. Es war irgendwie schön, sie einmal nicht allwissend und selbstsicher zu erleben.
„Ich brauche ein Bad.“, meinte sie dann plötzlich und löste sich aus Yerills Armen.
Noch eine Anmerkung, bevor deswegen wieder rumgemeckert wird:
Falls sich der geneigte Leser jetzt die Frage stellt "Hä? Ik dacht, det Geistdings kann ned heiln, solang die angetatscht wird. Woar?" 😉, dann soll er hier auch eine Antwort bekommen, die ansonsten im allerletzten Kapitel geliefert werden würden:
Xiucalta wird ja deshalb von den Winden der Magie geheilt, weil die von der Kraft angelockt werden, die sie abgibt und die in ihrem Innern wartet. Solange Yerill sie berührt, absorbiert sie die abgegebene Kraft und deshalb "wissen" die Winde auch nicht, dass es in ihr noch mehr gibt, ergo interessieren sie sihc nicht mehr für sie.
Wenn ihre Haut verletzt und Blut frei wird, dann flutet dadurch aber auch Kraft hindurch (ich stell mir das immer wie einen Riss vor, durch den helles Licht strahlt) und zwar so viel, dass die Winde der Magie das "sehen" und sich darauf stürzen -->Heilung. Natürlich nur dann, wenn Yerill die Wunde nicht bedeckt.
Ich denke, damit wird das klar. Also alle äußeren Wunden heilen immer sofort bei ihr, alles innere (dazu zählt auch der Blutverlust von vorher) geht nur, wenn Yerill sie nicht betatscht 😉
Wer Lust und Phantasie hat, kann ja mal weiterdenken, was sich dadurch noch für Möglichkeiten ergeben :huh:
Ansonsten wieder ziemlich nice, der neue Teil. Finde es ganz interessant, die beiden auch mal in einer Art nicht-harmonischen Situation zu sehen. Das sorgt nochmal für ein klein wenig Spannung und lässt die ganze Beziehung realistischer erscheinen.
Wer Lust und Phantasie hat, kann ja mal weiterdenken, was sich dadurch noch für Möglichkeiten ergeben :huh:
Teilmantelgeschosse! Wenn ihre Haut zuerst heilt und Yerill sie gleichzeitig noch berührt, dann verblutet sie innerlich. Ähnliches gilt natürlich auch für Bolts, die insofern modifiziert wurden, dass sie stark fragmentieren. Oder für Höllenfeuerbolts.
das mit dem Ansonsten muss du bitte erklären ... Ist als erstes Wort eines Posts irgendwie sinnfrei 😉
Finde es ganz interessant, die beiden auch mal in einer Art nicht-harmonischen Situation zu sehen. Das sorgt nochmal für ein klein wenig Spannung und lässt die ganze Beziehung realistischer erscheinen.
stimmt, die letzte "Diskussion" liegt ja für euch schon eine Weile zurück. Aus ihrer Sicht ist das noch nicht so lang her. Und dazwischen war die Schlacht, da haben sie sich ja eh kaum gesehen.
Aber natürlich hast du recht und das war auch beabsichtigt. Geht halt schlecht, einfach zu schreiben "Alle haben sich lieb." (Tut die BILD ja auch nicht😛)
Aber dafür wird der "Wasser"-Teil des Kapitels umso harmonischer. Bisher ergibt der Titel ja noch nicht wirklich Sinn.
Teilmantelgeschosse! Wenn ihre Haut zuerst heilt und Yerill sie gleichzeitig noch berührt, dann verblutet sie innerlich. Ähnliches gilt natürlich auch für Bolts, die insofern modifiziert wurden, dass sie stark fragmentieren. Oder für Höllenfeuerbolts.
selten so gelacht 😀 Irgendwie im falschen Storyforum, oder?
Man, die Kämpfe sind für diese Geschichte vorbei. Und es würde auch ein normaler Bolzen reichen, um sie zu töten. Sie ist deshalb ja nicht unverwundbar. Außerdem verblutet sie garantiert nicht schnell genug, als dass Yerill sie nicht mehr loslassen könnte.
Damit mein Post nicht ganz so kurz wird, verwende ich viele Füllwörter. Spaß, ich habe nur meinen Post umstrukturiert, hatte mir zuerst Gedanken über die Teilmantelgeschosse gemacht.
ja, der Warp, der Warp. Wie wäre es mit ein paar Chaos Space Marines? Ich glaube, das wären würdige Gegner, oder?
Naja, ich such mir doch lieber ein paar Fantasy-Gestalten ohne Schwere Bolter. Obwohl Splitterarmbrüste vielleicht auch cool sind. Widerhaken sind ja öde 😉
jaja, das allmächtige Imperium. Irgendwo in diesem Thread hatte schonmal jemand "Tja, das passiert, wenn man sich vom Licht des Imperators abwendet ... mist, falsches Forum" geschrieben 😉
Ich hab mir letztens mal stichprobenweise alte Threadseiten durchgelesen. Das waren noch Zeiten. Da war ich schon enttäuscht, wenn es mal "nur" 2 Rückmeldungen gab 😀 Da gabs auch öfters noch neue Leser, allerdings war der Umfang natürlich auch noch nicht so erschlagend.
So, jetzt der Wasser-Teil des Kapitels. Vermutlich etwas gewagter, aber ich hoffe, dass sowohl die elfische Technik als auch die "Harmonie" angemessen und nachvollziehbar rüberkommen. Naja, Xiucalta ist halt ein bisschen versaut 😀
Nun, dann viel Spaß.
Wasser und Blut (2/2)
Je mächtiger jemand ist, desto unangenehmer wird es ihm normalerweise sein, einzugestehen, dass auch er an die Bedürfnisse aller Lebenden gebunden ist. Denn kein Körper kann auf Basis reiner Magie existieren. Selbst von Dämonen Besessene brauchen Nahrung zur physischen Selbsterhaltung.
[FONT="]— [/FONT]Die Ewigen Tore, Skihron Kiltza
Naggarond; Naggaroth 2567 IC; 8.Vollmond (5.Tag) 3 Stunden nach Sonnenuntergang
Xiucalta floh regelrecht aus dem Bett und in den angrenzenden Raum. Sie war tief erschüttert von Yerills scheinbarer Ablehnung. Ihr Herz hatte noch nicht wirklich verstanden, dass das nur ein neckischer Scherz gewesen war. Der Schmerz saß einfach zu tief, weil er mit den größten Ängsten der Seherin verknüpft war: Dass sie nicht gut genug für Yerill sein könnte oder dass diese sie ganz im Gegenteil zu sehr lieben und ihr eigenes Glück oder vielleicht sogar ihr Leben für sie geben könnte. Beides waren Vorstellungen, die ihr Angst machten, und das Schlimme war, sie wusste, dass der zweite Fall sogar noch der wahrscheinlichere war.
Sie zitterte innerlich, nachdem sie bereits geglaubt hatte, Yerill hätte sich tatsächlich dafür entschieden, auf das, was sie brauchte, zu verzichten, um Xiucalta nicht verletzen zu müssen. Sie wollte nicht, dass die Unsterbliche sie so sah, und sie brauchte Ruhe, um sich zu sammeln. Die Winde der Magie flüsterten in ihrem Geist, jetzt, da Yerill sie nicht berührte, und ihre vertraute Gegenwart bot ihr Frieden und Sicherheit.
Dann blieb sie wie angewurzelt stehen, als sie das Badezimmer betrat und die Blicke durch den Raum schweifen ließ. Als sie Elenes Gemächer nach Spuren ketzerischer Hinterlassenschaften durchsucht hatte, hatte sie auch diesen Teil kurz abgetastet, aber die Ströme hatten ihr nur verraten, was sie wissen wollte, nämlich, dass es hier keine finstere Magie gab. Auf den Anblick hatten sie Xiucalta nicht vorbereiten können. War das Bett schon verschwenderisch gewesen, war das Bad geradezu pompös. Boden und Decke waren vollständig aus schwarzem Marmor, drei Wände riesige Spiegel, die bis auf Kniehöhe mit goldenen Wellen-, Fisch- und Muschelornamenten verziert waren, und hinter einem sanft flatternden Vorhang zeigten ihr die Winde der Magie einen ausladenden Balkon.
Die Seherin erschauderte, als sie ihr nacktes Spiegelbild an den Wänden erblickte. Die leicht magischen Eigenschaften des Glases sorgten dafür, dass es umso durchscheinender wirkte, je weiter man weg stand. Ab einer gewissen Entfernung konnte man nur noch den dahinterliegenden Marmor sehen, allerdings schien es, als würden hauchfeine Wasserkaskaden darüber hinab laufen. Neben der dadurch erzeugten stimmungsvollen Atmosphäre verhinderte das, dass die Wände sie immer und immer wieder bis in die Unendlichkeit spiegelten. Sie sah müde und erschöpft aus und ihr schlanker Körper wirkte gegen die Erinnerung an Yerills Vollkommenheit kaum beeindruckend. Ihre schwarzen Haare waren staubig, aber wenigstens war ihre Haut nicht so dreckig, wie sie sich jetzt, da der Schweiß getrocknet war, fühlte. Entschlossen wandte die Seherin den Blick ab.
Die Toilette war links von ihr geschickt hinter einer Reihe von ausladenden Topfpflanzen verborgen, sodass man sie beim Baden nicht sehen konnte. Rechts von ihr erhob sich ein eindrucksvolles Regal voller weicher Handtücher und über die daran angrenzende Wand zog sich ein langes Wachbecken mit vergoldeten Armaturen. Dort standen auch ein paar persönliche Sachen der ehemaligen Meisterin Elene, die inmitten dieser Pracht verloren aussahen.
Den Rest des Platzes nahm ein mächtiges Becken ein, das in der Mitte des Raums tief genug war, dass sie bis zum Hals darin stehen konnte, und sich von dort aus in Richtung der rechten äußeren Ecke über eine sanfte Schräge zu einer etwa knöcheltiefen, ebenen Fläche erhob. Von einer Ecke zu sprechen, war eigentlich auch unangebracht, denn alles in diesem Raum war abgerundet und ging fließend ineinander über. An den Wänden über der Schräge und der ebenen Fläche erhoben sich mehrere Wandborde in Knie- und Hüfthöhe, die mit unzähligen Fläschchen gefüllt waren, die mehr Düfte und Schaumbäder enthielten, als Xiucalta zu benennen mochte.
Der tiefe Bereich des Beckens war etwa einen Meter hoch mit Wasser gefüllt. Obwohl es vermutlich schon eine Weile dort stand, war es leicht erwärmt. Nicht unbedingt heiß genug zum Baden aber deutlich oberhalb der Raumtemperatur. Das dicke Rohr, durch das das heiße Wasser in die Turmspitze geleitet wurde, verlief einmal durch das ganze Bad, heizte das Becken auf und erfüllte auch den glatten Marmor unter ihren nackten Füßen mit angenehmer Wärme.
Ein wenig zögerlich, weil sie sich hier fehl am Platz fühlte, durchschritt Xiucalta den Raum und stellte sich auf die ebene Fläche am Ende des Beckens. Darüber war in die Decke eine drehbare Scheibe eingelassen, in der mehrere Dutzend verschlossene Löcher zu sehen waren. Ein kleiner, nicht verspiegelter Bereich in der Wand enthielt mehrere verschiebbare Regler aus wertvollem, feuchtigkeitsversiegeltem Holz.
Die Seherin verschob einen davon und über ihr drehte sich die Scheibe, bis die Löcher nicht länger verschlossen, sondern einen Spalt breit offen waren. Eiskaltes Wasser rieselte auf sie hinab und sie riss sich gerade noch zusammen, um nicht aufzuschreien. Nicht, dass Yerill noch glaubte, sie wäre in Schwierigkeiten. Zum Glück war es nur ein sanftes Nieseln.
Rasch benutzte sie einen anderen der Regler und fast sofort wurde das Wasser wärmer, als über ihr in der Decke auch der Zufluss für das heiße Rohr geöffnet wurde. Für all das war keinerlei Magie nötig, es funktionierte vollständig mithilfe ausgeklügelter Mechanik. Nur die Isolierung der Rohe basierte auf zwergischer Runenmagie und für das Hinaufpumpen des Wassers in die Spitze sorgte ein Unterdruckzauber. Sie schob das Holzstück ein wenig herum, bis sie eine angenehme Temperatur gefunden hatte. Etwas heißer als das, was sie sonst mochte, aber nach diesem Tag hatte sie das einfach nötig. Sie schob den ersten Regler ein Stück weiter und die Spalten in den Löchern wurden größer, sodass aus dem Nieseln ein heißer Schauer wurde. Das war ihr noch nicht genug und sie verschob den Holzgriff ungeduldig bis ans Ende.
Jetzt schrie sie doch auf, als die Löcher sich voll öffneten und die ganze Scheibe gleichzeitig ein Stück in die Decke gezogen wurde, sodass das Wasser daran vorbeifließen konnte. Wie ein Wasserfall brach brennend heiße Flüssigkeit über ihr zusammen. Rasch schob sie den Regler wieder zwei Stufen zurück und der Sturzbach verwandelte sich eine Ansammlung scharfer Wasserstrahlen, die mit beinahe schmerzhaftem Druck auf die nackte Haut der Druchii prasselten. Genau das, was sie jetzt brauchte.
Seufzend schloss sie die Augen und bewegte sich ein wenig, während das heiße Wasser ihre schmerzenden Muskeln massierte, ihre Haut sauber brannte und schwer durch ihre Haare rann. Eine gefühlte Ewigkeit ließ sie sich einfach von der feuchten Hitze reinigen, dann regelte sie sowohl Druck als auch Temperatur des Wassers ein wenig herunter und griff nach einigen der breitstehenden Fläschchen. Sie entschied sich für eine vielversprechende, gab erst etwas davon in ihre Hand, zuckte dann die Schulter und kippte sich den Inhalt anschließend einfach über den Kopf. Zäh und mit erschlagend intensivem Duft floss die Flüssigkeit über ihren Körper. Xiucalta massierte das Zeug mit kräftigen, geradezu groben Bewegungen in ihre Haare und kämmte dann mit den Fingern durch den langen Schopf, während das Wasser sich schäumend zu ihren Füßen sammelte.
Die ebene Fläche hatte einen eigenen Abfluss und eine leichte Erhebung verhinderte, dass das benutzte Wasser über die Schräge in den Rest des Beckens strömte. Allerdings hatte Xiucaltas großzügiger Einsatz der Seifenflüssigkeit wohl derart zu Schaum- und Blasenbildung geführt, dass der Abfluss schlichtweg überfordert war. In breiten Bahnen strömte Flüssigkeit über den geneigten Teil des Bodens.
Ihr war es egal. So langsam entspannte sie sich, während das heiße Wasser die Anstrengungen des Tages aus ihrem Körper spülte. Als sie sich in den spiegelnden Wänden betrachtete, entdeckte sie nur noch nassglitzernde Haut und schimmernd schwarzes Haar. Sie fühlte sich wunderbar sauber und beim Anblick ihres blitzblanken Körpers fand sie sich sogar recht hübsch. Auch die Ängste, die Yerill wachgerufen hatte, waren hinweg gespült worden. Allmählich hatte sie eingesehen, dass die Unsterbliche sie nur hatte ärgern wollen – und dass sie das wohl verdient hatte. Während das Wasser über ihre Haut lief, musste sie sogar lächeln, als sie endlich wirklich verstand, dass sie nicht versagt, sondern es geschafft hatte. Yerill hatte ihre Haut aufgeritzt und ihr Blut getrunken. Es würde alles gut werden.
Als der Schaum zu ihren Füßen allmählich verschwand, griff Xiucalta nach einer anderen Seifenflüssigkeit und schüttete diese etwas besonnener über ihre Schultern und in ihre Hände, bevor sie damit begann, sie über ihren Körper zu verteilen. Gerade wollte sie nach ihrem Rücken tasten, als sie wohlvertraute, glatte Finger spürte, die ihr das abnahmen.
„Wir immer genau im richtigen Moment, meine geliebte Aydar.“, flüsterte sie und lächelte, während sie sich ihren Beinen widmete und sich dann den Rest ins Gesicht schmierte. Zufrieden fühlte sie, wie Yerill die Creme über ihre Schultern, ihren Rücken und ihren Po verteilte. Kurz glaubte sie, eine der Hände würde zwischen ihre Beine gleiten, aber stattdessen legte die Unsterbliche ihr einen Arm um die Taille und streichelte sanft ihre langen, schwarzen Haare. Sie zog Xiucalta aber nicht dicht an sich, damit das Wasser ihren Leib abspülen konnte.
Die Druchii spürte Yerills Lippen an der Schulter, bevor das Mädchen die Wange an ihren Hals legte. „Tut mir leid, falls ich dich verletzt haben sollte.“, flüsterte sie sanft an Xiucaltas Ohr. „Hätte ich gewusst, wie viel dir das bedeutet, hätte ich dich nie so getäuscht.“
„Ich weiß.“, antwortete Xiucalta ruhig und drehte sich dann in Yerills Armen herum, bis sie sie ansehen konnte. Sie bemerkte die interessierten Blicke der Unsterblichen, die über ihren nassen Körper glitten, und verspürte den plötzlichen Drang, ihre Blöße zu bedecken. Es war eine Sache, sich auf dem Bett nackt aneinander zu kuscheln, aber völlig unbekleidet herumzustehen war noch etwas Anderes. Jedenfalls hatte Xiucalta dieses Gefühl. Sie riss sich jedoch zusammen und versuchte, ihre Verlegenheit zu überspielen, indem sie ihre Hände frech auf Yerills Brüste legte, statt ihre eigenen damit zu bedecken. So fühlte sie sich wirklich wohl. Der Arm ihrer Geliebten lag nun in ihrem Rücken und zog sie jetzt doch sanft an sich, wodurch Xiucaltas Arme zwischen ihnen eingeklemmt wurden. Zärtlich streichelte sie die prallen Erhebungen unter ihren Fingern und blickte Yerill direkt in die Augen.
„Es ist schon vergessen. Wir alle haben unsere Ängste und wir alle machen Fehler. Auch wenn das Volk das glauben mag, sind auch wir beide nicht davor gefeit. Inzwischen bin ich einfach nur froh, dass du dich richtig entschieden hast. Auch wenn deine Methode, es mir zu sagen, vielleicht nicht so schön war. Auch wenn ich es vielleicht ein bisschen verdient hatte.“
„Nein.“, widersprach Yerill. „Du hast nur getan, was nötig war. So schön deine Worte auch waren, sie hätten mich nie dauerhaft überzeugen können. Du musstest es mir zeigen, das verstehe ich jetzt. Und hättest du mich vorgewarnt … naja, vermutlich hätte ich das nicht zugelassen.“
Jetzt griff sie nach den Reglern und stellte das Wasser ab, während sie Xiucalta innig küsste und sanft in Richtung des großen Beckens schob. „Und ich möchte mich bei dir bedanken, meine Liebste. Du hast mein Leben erst richtig lebenswert gemacht und mir meine Ängste genommen. Ich weiß nicht, ob ich das je wieder gut machen kann, aber ich werde es versuchen. Jetzt will ich dir etwas schenken. Lass mich dich verwöhnen.“
Als Yerill sie herumdrehte, stellte Xiucalta überrascht fest, dass die Unsterbliche die Regler für das große Becken aktiviert haben musste. Es stand fast randvoll mit heißem Wasser und noch immer plätscherten enorme Mengen von der Decke hinab. Es war ein Wunder, dass sie davon nichts mitbekommen hatte, aber andererseits hatte sie auch inmitten prasselnder Wasserstrahlen gestanden.
Sanft löste sich Yerill von ihr und huschte zu den Schiebern hinüber, während Xiucalta vorsichtig auf die Schräge trat und sich ins Wasser gleiten ließ. Die Steigung war so sanft, dass sie nicht fürchten musste, auszurutschen. Das Nass umfing sie heiß und beruhigend. Sie stieß sich ab und glitt ein Stück dahin. Theoretisch war das Bassin groß genug, um darin zu schwimmen, wenn es auch nur für höchstens fünf Züge reichte, bevor sie das gegenüberliegende Ende erreichte. Träge hielt sie sich dort fest und ließ ihren Körper vom Wasser tragen. Die enorme Hitze war gerade noch angenehm und ließ ihre Muskeln erlahmen. Sie fühlte sich müde und schläfrig.
Inzwischen waren die tosenden Wassermassen einem sanften Sprühregen gewichen, der sich über die gesamte Länge des Beckens ergoss und erfrischend kühl auf ihr Gesicht traf. Vermutlich lag er immer noch deutlich oberhalb der Raumtemperatur, aber gegen das heiße Wasser war es angenehm. Neugierig, was Yerill wohl vorhatte, sah sie sich um und entdeckte die Unsterbliche schließlich am Regal mit den Seifen und Düften, wo sie mit unglaublicher Geschwindigkeit eine Flasche nach der anderen öffnete, daran roch und wieder zurückstellte.
Schließlich hatte sie eine gefunden und kam damit zurück. Als sie Anstalten machte, den Inhalt ins Wasser zu kippen, hielt Xiucalta sie auf. Vom anderen Ende des Beckens aus erklärte sie ihr, was sie tun sollte. Neben den Reglern für das große Becke gab es noch eine weitere sinnreiche Erfindung. Eine hölzerne Klappe verbarg eine leicht abfallende Öffnung in der Wand. Dort führte Yerill das Fläschchen vorsichtig hinein und bewegte dann den dritten Schieber. Zuerst geschah gar nichts, aber dann nahm Xiucalta einen feinen Hauch des Duftes war, den Yerill ausgesucht hatte. In der Wand floss der Inhalt der Flasche ganz langsam heraus und wurde dann mithilfe eines Unterdruckzaubers tröpfchenweise dem herab nieselnden Wasser hinzugefügt.
Die Unsterbliche hatte sich nun auf dem oberen Ende der Schräge niedergelassen und winkte Xiucalta heran. Die drückte sich von der Beckenwand ab und glitt durch das Wasser. Doch die Hitze und die Müdigkeit machten sie derart träge, dass sie keine Lust mehr hatte, sich für das letzte Stück noch anzustrengen. Schläfrig blieb sie einfach im Wasser treiben, bis sie spürte, wie Yerill neben ihr auftauchte. Lachend packte die Unsterbliche sie und zog sie sanft bis zu Schräge. Kurz fragte die Seherin sich, woher sie eigentlich schwimmen konnte, dann wurde ihr klar, dass Yerill es entweder bei ihr abgeschaut und dann genauso schnell gelernt hatte wie alles andere, oder sie schwamm gar nicht, sondern lief über den Grund, der ja noch gut erreichbar war.
Xiucalta wurde bäuchlings so auf die Schräge gelegt, dass sie den Kopf auf die leichte Erhöhung legen konnte, welche die Grenze zur ebenen Fläche bildete. Das Wasser stand inzwischen bis auf diese Höhe und nun fungierte der Abfluss dort als Überlauf. Xiucalta bettete die Wange auf ihre Hände und schaute zu, wie das Wasser über die Fläche lief.
Sie spürte Yerill, die sich dicht neben ihr auf den Boden kniete, und dann glitten die Finger der Unsterblichen leicht über ihre Haut, bevor sie begann, sanft ihre Muskeln zu massieren. Xiucalta seufzte. Hatte sie nach dem Bad geglaubt, völlig entspannt zu sein, wurde sie nun eines Besseren belehrt. Yerills Bewegungen waren angenehm, aber kräftig und vertrieben auch noch die letzte Anspannung aus ihrem Leib.
Es war, als wäre die Unsterbliche überall gleichzeitig, als würden sie zehn Hände massieren statt nur zwei. Yerill widmete sich ihrem ganzen Körper, knetete sanft ihre Füße, ihre Waden und Oberschenkel, massierte Becken, Rücken und Schultern und streichelte mit sanftem Druck ihre Arme und fuhr durch ihre Haare, bis Xiucaltas Kopfhaut prickelte. Sie lächelte zufrieden und gab sich ganz diesem Erlebnis hin. So gut hatte sie sich noch nie gefühlt.
„Mach mit mir, was immer du willst.“, flüsterte sie leise und bekam dafür einen neckischen Klaps auf den Hintern. „So war das nicht gemeint.“, brummte sie mit unvermindert guter Laune. Sanft verwöhnte Yerill sie weiter, strich über ihre Seiten, lockerte ihre Schultern und fuhr mit kräftigen Fingerspitzen über ihren Hals.
Inzwischen hatte sich das Duftmittel im Wasser verteilt und das von Yerill gewählte Aroma erfüllte den ganzen Raum. Xiucalta sog es tief ein und fühlte, wie sie sich auch innerlich lockerte. Es war ein sehr unterschwelliger Duft, der sie sanft einlullte, ihre Zweifel und Ängste betäubte und in ihr den Wunsch weckte, sich zu öffnen, sich geistig und körperlich jemandem anzuvertrauen und alles, was sie hatte, was sie war, zu teilen.
Sie spürte Yerills Hand zwischen den Beinen, die ganz leicht über ihre Scham glitt, sie streichelte und dann mit sanftem Druck in sie eindrang. Die glatten Finger glitten wie immer mühelos in sie und Xiucalta seufzte. Das war so schön. Heiße Erregung durchfuhr sie und sie wollte eine Hand nach Yerill ausstrecken, um die Liebkosung zu erwidern, aber die Unsterbliche fing sie sanft ab.
„Das ist nur für dich. Entspann dich. Lass einfach los.“, hauchte sie dicht an Xiucaltas Ohr und schob deren Hand wieder unter ihr Gesicht. Schon waren ihre Finger aus ihr verschwunden und ließen sie sehnsüchtig zurück. Sanft massierte Yerill sie weiter und die Seherin tat, wie ihr geheißen. Sie ließ sich fallen und gab sich ganz den kräftigen Bewegungen ihrer Geliebten hin. Fast sofort entspannte sie sich wieder, während der Duft sie kaum wahrnehmbar umfing.
„Du hast gesagt, wir alle hätten Ängste.“, sprach Yerill leise. „Wovor fürchtest du dich?“, fragte sie, während ihre Finger wieder für einen viel zu kurzen, aber intensiven Moment in Xiucaltas Unterleib drangen. Dieses Mal versuchte sie, entspannt und ruhig zu bleiben, als Lust und Begierde in ihr hochzüngelten. Sie war überrascht, wie leicht ihr das fiel. Es war gar nicht schwer, sich dem einfach hinzugeben. Sich zu öffnen. Es war der Duft im Wasser, der ihr dabei half. Lächelnd ließ sie sich verwöhnen und hatte auch keine Mühe, Yerills Frage zu beantworten.
„Ich habe Angst, dass man mir zu sehr vertraut.“, erklärte sie in Richtung des Marmorbodens. „Ich fürchte mich davor, zu versagen. Die Leute könnten glauben, ich würde dafür sorgen, dass alles gut ausgeht. Aber gerade dann, wenn sie anfangen, auf mich zu vertrauen, wenn sie anfangen, nicht mehr selbst nach Auswegen zu suchen, dann werden sie scheitern. Ich kann mich immer nur nach dem Ende richten und nicht auf die Taten Einzelner schauen. Aber wenn jeder denkt, ich würde schon darauf achten, dass wir letztendlich siegen, dann fangen sie an, leichtsinnig zu werden. Dabei liegt es noch immer in der Hand jedes einzelnen Kriegers, ob wir gewinnen oder nicht. Ich kann nicht jeden retten.“
„Ja, das stimmt.“, gab Yerill ihr recht, während sie sich wieder aus ihr zurückzog und ihren Rücken massierte. Eine Weile blieben sie beide still, während die Unsterbliche sie verwöhnte. Immer wieder glitten ihre Finger einen wundervollen Augenblick zwischen ihre Beine, bevor sie sich wieder dem Rest ihres Körpers zuwandte und sie voller Sehnsucht zurückließ. Xiucalta fühlte sich vollkommen entspannt und sie war dankbar für die unbefriedigte Begierde, die sanft in ihr schwelte, denn ansonsten wäre sie vermutlich schon längst eingeschlafen.
„Und ich habe Angst, dass ich dich eines Tages nicht retten kann.“, murmelte sie leise. Yerill küsste sie zärtlich in den Nacken, sagte aber nichts. Sanft aber kräftig wanderten ihre Finger über ihren Körper und lockerten ihre Muskeln, bis sie das Gefühl hatte, zu schweben. Sie fühlte sich unglaublich leicht und schwerelos. Sie war vollkommen entspannt und ihr Kopf war leer. Nun, da sie ihre Ängste ausgesprochen und sich körperlich wie geistig geöffnet hatte, konnte sie sich einfach fallen lassen, sich ganz den Wonnen hingeben, die Yerill ihr bereitete und in der süßen Erregung baden, die ihre Finger in ihr wachriefen.
Xiucalta konnte nicht sagen, wie lange sie hier schon lag. Die Zeit spielte keine Rolle mehr, es gab nur sie beide und das heiße Wasser, das ihren Körper umspülte. Yerill verwöhnte sie mit gewohnt kräftigen und liebevollen Bewegungen, widmete sich ihrem ganzen Leib, streichelte sie von außen und innen.
„Wird es dir nie langweilig?“, fragte sie schläfrig. Selbst die kurzen Augenblicke der Erregung vermischten sich inzwischen mit dem einlullenden Gefühl völliger Entspannung, so sehr hatte sie schon losgelassen. Es würde sie nicht wundern, wenn sie hier unter den Liebkosungen ihrer Geliebten einschlafen würde.
„Ich werde nicht müde.“, antworte Yerill leise. „Und dein Körper ist das Aufregendste, das ich in dieser Welt gesehen habe. Es ist schön, zu fühlen, wie sich deine Muskeln unter meinen Finger lockern, wie das Blut durch deine Adern fließt, wie deine Haut unter meiner dahingleitet. Und wie heiß du mich umfängst, wenn ich …“ Xiucalta seufzte, als Yerills Finger deutlich machten, was sie meinte. Dieses Mal blieb sie deutlich länger in ihr und verwöhnte ihren Körper von innen ebenso wie von außen. Wohlige Begierde vertrieb ihre Schläfrigkeit, wenn auch nicht ihre Entspannung.
Als sie sich wieder aus ihr zurückzog, drehte Xiucalta sich auf den Rücken, sodass Yerill leichter zwischen ihre Schenkel kam. Dann schloss sie die Augen, während sich die Unsterbliche nun der anderen Seite ihres Körpers widmete. Sanft massierte sie ihre Beine, Arme und Schultern, streichelte ihren Bauch, ihre Brüste und ihr Gesicht, überging aber provokant ihren Schambereich. Xiucalta fühlte, wie heiße Lust durch ihren Unterleib prickelte, die umso schlimmer wurde, je länger Yerill ihre Sehnsucht unbefriedigt ließ.
Dann endlich fühlte sie die vertrauten glatten Finger wieder zwischen den Beinen und mit einem Seufzer wich all die neu angestaute Anspannung aus ihr. Fast sofort zog Yerill sich wieder aus ihr zurück, aber allmählich wurden ihre Aufenthalte in ihr immer länger und intensiver, während sie dazu überging, Xiucaltas Gesicht, Hals und Brüste zu küssen.
Die Seherin zitterte innerlich, während sie versuchte, trotz der wachsenden Erregung ruhig zu bleiben. Es fiel ihr immer schwerer, sich Yerill hinzugeben und solche Wonnen von ihr zu empfangen, ohne sich dafür revanchieren zu können. Es war wirklich gut, dass ihr Kopf auf ihren Händen lag, sonst hätte sie große Mühe gehabt, sich zu beherrschen. Im Bett bestand ein nicht geringer Teil ihrer eigenen Befriedigung darin, Yerill Lust zu bereiten. Darauf zu verzichten, fühlte sich irgendwie falsch an. Aber dies war nur für sie, als Dankeschön. Sie hatte nicht vor, der Unsterblichen diese Freude zu nehmen. Und bei Khaine, es war unglaublich. Sie hatte sich noch nie so befreit und so ganz gefühlt, wie jetzt, da Yerills Finger abwechselnd auch noch die letzte Anspannung aus ihren Muskeln vertrieben und ihre Sehnsüchte stillten.
Schließlich hielt sie es nicht mehr aus und als Yerill sich abermals aus ihr zurückziehen wollte, hielt sie ihre Hand entschlossen fest. Das Mädchen zögerte überrascht, tat ihr dann aber den Gefallen und ließ die Finger, wo sie waren. Gleichzeitig beugte sie sich dichter über Xiucalta und ersetze die nun unabkömmliche Hand durch ihre Lippen. Sanft streichelte und küsste sie Gesicht, Hals und Schultern der Seherin, die nicht vom Wasser bedeckt waren. Xiucalta war das nur recht. Ihre Muskeln waren schon so entspannt und gelockert, dass sie nicht wusste, ob sie überhaupt wieder aufstehen konnte. Diese zärtlichen Liebkosungen waren ihr jetzt deutlich lieber, als weiter kräftig massiert zu werden.
Dann spürte sie Yerills Lippen an ihren Brüsten, deren Spitzen aus dem Wasser ragten. Sie stöhnte, als das Mädchen die Wölbungen küsste und sanft mit der Zunge darüber leckte. Sie fühlte, wie sich glatte Lippen um ihre Brustwarzen schlossen und daran nuckelten. Heiße Begierde durchfuhr sie.
„Beiß mich.“, hauchte sie und legte den Kopf in den Nacken, um Yerill ihren Oberkörper entgegen zu recken. Sie spürte, wie die Unsterbliche zögerte, als die Lippen von ihrer Haut verschwanden und die Finger in ihrem Bauch aufhörten, sich zu bewegen. Xiucalta sagte nichts. Yerill wusste, was sie wollte.
Dann spürte sie den sanften Druck scharfer Zähne kurz ober- und unterhalb ihrer Brustwarze und ließ den angehaltenen Atem entweichen, während sie innerlich jubelte. Sie stöhnte leise, als sie heißes Blut auf ihrer Haut fühlte, bevor Yerill es aufsaugte. Das Mädchen sog sanft an ihrer Brust und das Gefühl erregte Xiucalta. Es mochte die falsche Flüssigkeit sein, aber dennoch gefiel ihr die Vorstellung der Unsterblichen, die an ihren Brüsten lag, um zu trinken.
Und plötzlich kam sie mit einem hellen, überraschten Schrei. Sie hatte den Höhepunkt überhaupt noch kommen gespürt, aber es war wundervoll, als sich ihre Lust mit süßer Befriedigung brach und sie in Glück zu ertrinken glaubte. Ihre Beine zitterten und ihr Bauch zog sich in heißer Begierde um Yerills Finger zusammen, bevor die Unsterbliche sich sanft aus ihr zurückzog. Sie ließ die Hand zwischen ihren Beinen liegen und schien die Kontraktionen ihres Unterleibs zu erfühlen. Xiucalta keuchte leise, aber sie war noch immer entspannt und zufrieden. Ihr Körper hatte sich kaum angestrengt. Vielleicht war sie deshalb so überrascht worden.
Das Mädchen ließ von ihrem Busen ab und hauchte ihr einen Kuss auf die zitternden Lippen. „Du hast manchmal ziemlich schräge Ideen.“, flüsterte sie grinsend, während Xiucalta nur die Schultern zucken konnte. Yerills Zunge strich noch einmal über Xiucalta Brüste, um das Blut von den jetzt verheilten Schnitten zu lecken. „Aber ich finde sie gut.“, ergänzte sie dann und fuhr noch einmal mit den Fingern über Xiucaltas Scham, bevor sie sich ganz von ihr löste und aus dem Wasser stieg.
Die Seherin blieb liegen, zu entspannt und zufrieden mit der Welt, um sich zu bewegen. Mittlerweile hatten die kalten Nieselschauer von der Decke das Wasser im Becken deutlich abgekühlt. Es war noch angenehm, aber nicht mehr so einschläfernd heiß. Und die heftige Befriedigung hatte ihre Müdigkeit vertrieben. Allmählich fühlte sie sich frisch und munter. Dennoch wollte sie gerne einfach noch eine Weile liegen bleiben.
„Welche Farbe willst du?“, hörte sie Yerills Stimme und schaute sich suchend um. „Ach schon gut, dumme Frage.“, lachte die Unsterbliche und kam zu ihr zurück, in der Hand ein pechschwarzes Handtuch, während sie sich selbst ein weißes über die Schulter gelegt hatte. Xiucalta überlegte, weshalb sie so ungewöhnlich langsam durch den Raum schlenderte, aber eigentlich war ihr der Grund egal. Viel wichtiger war für sie, dass sie so Zeit und Möglichkeit hatte, Yerills nackten und nassen Körper angemessen zu würdigen.
Die Unsterbliche blieb neben ihr stehen und streckte ihr das Handtuch entgegen. Die Seherin grinste und ließ den Kopf wieder auf ihre Hände sinken. Sie wollte hier noch nicht weg. Wenn Yerill sie aus dem Wasser haben wollte, würde sie sie schon holen müssen.
Was leider kein sehr großes Hindernis darstellte, wie ihr einen Moment später klar wurde. Sie spürte glatte weiche Lippen auf ihren und dann schoben sich kräftige Arme unter sie. Einen Moment lang hielt Yerill sie, während sich der Kuss in die Länge zog, dann wurde Xiucalta abgesetzt und in das Handtuch gewickelt. Schicksalsergeben breitete die Seherin die Arme aus und ließ zu, dass die Unsterbliche sie von Kopf bis Fuß trockenrubbelte. Ihre Haare brauchten etwas länger, aber schließlich waren auch die nur noch leicht feucht und nicht mehr tropfnass.
Als Yerill damit begann, sich selbst abzutrocknen, kam Xiucalta ihr zu Hilfe. Jetzt war sie wirklich wieder munter und es kam ihr vor, als hätte das Handtuch mit dem Wasser auch ihre Trägheit mitgenommen. Sie fühlte sie wie neugeboren und während sie Rücken und Po ihrer Geliebten abtrocknete, nutzte sie die Gelegenheit, ihre Hand zwischen deren Beine gleiten zu lassen. Neckisch fuhr sie über die glatten Schamlippen, bevor sie sich von ihr löste und die Handtücher in den Wäscheschacht warf.
Yerill sah sie erheitert an und Xiucalta grinste zurück. Sie streckte der Unsterblichen die Hand entgegen. „Komm, wir haben noch ein paar Minuten, um uns einige Sachen zu suchen. Wir können den Kindern des Mordes schlecht nackt beim Essen Gesellschaft leisten.“
[FONT="] Das Mädchen nahm die Hand fest in ihre und gemeinsam verließen sie das Bad. [/FONT]
vielen Dank. War auch nicht so ganz einfach, weil ich halt nicht zu viel mit Magie machen wollte. Ursprünglich war geplant, dass Xiucalta Yerill noch genauer erklärt, wie das Wassersystem im Kloster genau funktioniert (ich hab mir da so einige Gedanken gemacht) und auch ein paar Vergleiche zu dem zieht, was den Novizinnen angeboten wird, aber das passte einfach nicht rein.
Ursprünglich war geplant, dass Xiucalta Yerill noch genauer erklärt, wie das Wassersystem im Kloster genau funktioniert (ich hab mir da so einige Gedanken gemacht) und auch ein paar Vergleiche zu dem zieht, was den Novizinnen angeboten wird, aber das passte einfach nicht rein.
Ja, da kommt das auf jeden Fall auch rein. Oder bei Xiucaltas Ausbildung. Die kleine soll ja auch wesentlich eher reinkommen. Bei Yetail geht es ja vor allem um das Ende und bestimmte Höhepunkte ihrer Ausbildung, also Feinheiten des Magiesystems, Anatomie von Elfen, Prüfungen usw. Bei Xiucalta dagegen könnten auch alltäglichere Dinge einer Rolle spielen, weil sie ja im Laufe der eigentlichen Geschichte noch Novizin ist, Yetails Ausbildung dagegen in Rückblicken erzählt werden wird. (Sisralls auch)
Und weiter geht es. Die Geschichte neigt sich nun immer stärker dem Ende entgegen und ich denke das merkt man. Hoffentlich nicht an der Qualität der Kapitel, wohl aber darin, dass sie weniger ernst werden, sondern versuchen, zu zeigen, wie sich die einzelnen Charaktere nach der Schlacht so langsam entspannen.
Dieses Kapitel habe ich in 3 recht kurze Teile geteilt, weil das inhaltlich so wunderbar passt. Eventuell, heißt, wenn ich am Wochenende gut zum Schreiben komme und endlich auch die letzten beiden fehlenden Kapitel abschließen kann, wird es aber vielleicht morgen 2 davon geben.
Aber hier erstmal Nummer 1.
Viel Vergnügen.
Konsequenzen (1/3)
"Wir mögen die Strafe nicht, die gerecht ist, wohl aber die Handlung, die ungerecht ist."
[FONT="]— [/FONT]Petrus Abaelardus, Ethica
Naggarond; Naggaroth 2567 IC; 8.Vollmond 5 Stunden nach Sonnenuntergang
Zufrieden betrachtete Yetail den reich gedeckten Tisch und das Wasser lief ihr im Mund zusammen. Sie und Sisrall befanden sich im Beratungssaal der Hexenmeisterinnen in der Spitze eines anderen Turms des Klosters. Dicke, aber schlichte Teppiche und erstaunlich dezente Gemälde schmückten die Wände, während der Boden aus glattem, schwarzem Marmor bestand. Die hohe, gewölbte Decke zierte eine große Malerei von der Anlandung der Schwarzen Archen an der Küste von Naggaroth. Yetail staunte nicht schlecht, als sie Trizil mit wehendem Silberhaar und flatterndem blauem Umhang entdeckte, begleitet von je sechs Tempelkriegern und sechs Magierinnen. Die Meisterin runzelte die Stirn. Damals war männlichen Zauberern noch die Ausübung ihrer Künste gestattet gewesen. Vielleicht hatte man das Bild später angepasst.
Sie senkte den Blick wieder und ging langsam um den runden Tisch herum, der für zwölf gedeckt war. Die Diener der Küche hatten alle Arbeit geleistet. Sie musterte hungrig die großen Schüsseln mit Obst, Nachspeisen und Suppen sowie die zahllosen abgedeckten Platten und Teller, die warme Gerichte enthielten. Das Küchenpersonal war begeistert gewesen, für die Kinder des Mordes kochen zu dürfen. Anscheinend hatten sie seit Tagen fast ausschließlich das eintönige Essen für die Patienten zubereitet, das dann doch kaum gegessen wurde, weil die meisten schliefen oder herausgebeten wurden, sobald sie weit genug genesen waren, um Platz für andere zu machen. Umso mehr hatten sich die Köche über den anspruchsvollen Auftrag gefreut.
Yetail ließ den Tisch hinter sich und kniete sich vor die Statue des Khaines, die an der Wand gegenüber der Tür stand, um über die hier stattfindenden Versammlungen zu wachen. Sie spürte Sisrall neben sich. Gemeinsam beteten sie und dankten dem Gott mit den Blutigen Händen, dass sie diese Schlacht in seinem Namen gewonnen hatten, dass er ihnen beigestanden und sie beschützt hatte, sodass sie beide und all ihre Gefährten noch am Leben waren. Sie versprachen, ihm weiterhin treu zu dienen, sein Volk zu beschützen und seine Feinde zu vernichten. Sisrall schwor zusätzlich, die Kinder des Mordes mit all der Kraft und der Weisheit zu führen, die Khaine ihm verliehen hatte.
Langsam erhoben sie sich wieder. In der Tür standen Trizil und Kerkil, der sich auf sie stützte. Yetail lächelte. Vor sechs Stunden war es noch andersherum gewesen. Die beiden hatten es nicht gewagt, den Raum zu betreten, um das Gebet nicht zu stören. Nun kamen sie herein und Sisrall half Trizil, den noch immer geschwächten Kerkil auf einen Stuhl zu setzen.
„Schön zu sehen, dass es dir gut geht.“, meinte der Krieger an Yetail gewandt. „Du siehst besser aus denn je.“ Er runzelte die Stirn. „Ist das Gold in deiner Haut?“
Die Zauberin zuckte die Schultern, als sich nun auch Trizil zu ihr umwandte. „Ja, Blutgold, genau wie in eurer Stirn.“ Sie grinste. „Ich kann wohl nur die eine Farbe.“ Dann hob sie die Hand, als Sisrall den Mund öffnete. „Frag nicht, wie es dazu kam. Das ist eine lange Geschichte und sie könnte euch den Appetit verderben. Erst einmal bin ich froh, dass ihr beiden es auch geschafft habt.“, meinte sie an Trizil und Kerkil gewandt.
„War nicht mein Verdienst.“, meinte Trizil. „Ich hatte göttlichen Beistand.“
„Aber für mein Wohlergehen verdienst du die Ehre.“, erwiderte Kerkil. „Ohne dich hätte mich diese Bestie zerrissen.“
„Ohne Xiucalta hätte sie uns beide verspeist.“, gab die Erwählte zu bedenken. Dann wandte sie sich an Sisrall. „Wie geht es ihr? Hat sich etwas verbessert?“ Sie musterte den Tisch. „Ihr habt für zwölf decken lassen? Lassen wir einen Platz frei? Oder wird sie kommen?“ Ihre Stimme klang hoffnungsvoll.
„Das wird sie.“, flüsterte ihre unwirkliche Stimme direkt an ihren Ohren und die Erwählten sahen sich plötzlich einer überlebensgroßen Gestalt in schwarzen Gewändern gegenüber. Als Yetail die leere Kapuze und die Schatten sah, die aus den Falten der Robe zu sickern schienen, erschauderte sie. Doch fast sofort verschwand die Illusion wieder und hinterließ überraschtes Schweigen.
„Das war … eindrucksvoll.“, brachte Kerkil schließlich hervor.
„Ja.“, stimmte Sisrall zu. „Ich verstehe jetzt, was die Soldaten meinten, als sie sagen, die Schwarze Aydar wäre gruselig. “
„Die Schwarze was?“, fragten Kerkil und Trizil wie aus einem Munde. Auch Yetail blickte Sisrall überrascht an. Sie erinnerte sich daran, dass er Yerill als Weiße Aydar bezeichnet hatte. Na, wenn das nicht passend für die beiden jungen Frauen war. Der Gedanke ließ sie den Kopf schütteln. Was für ein einzigartiges Paar.
Bevor Sisrall jedoch antworten konnte, kamen nach und nach auch die anderen Erwählten herein. Dalehon stützte den noch immer sehr schwachen Artewu, während Zalandra und Lokira den beiden verbleibenden Männern behilflich waren. Die beiden Frauen und auch Dalehon sahen mittlerweile deutlich erholter aus und schienen all ihre Verletzungen überwunden zu haben. Nur die drei, die die Lichtzungen des Splitterdrachens zu spüren bekommen hatten, würden noch eine Weile brauchen, bis sie wieder kampfbereit waren. Sie konnten immerhin einigermaßen laufen, weil vor allem ihre Oberkörper gequetscht worden waren. In Kerkils Fall war es andersherum. Er konnte vermutlich einigermaßen sein Schwert halten, aber kaum aus eigener Kraft auf den Beinen stehen, nachdem die mehrfachen Brüche gerade erst verheilt waren. So mächtig die Kraft der Marilim auch war, sie zehrte doch von den körperlichen Reserven der Erwählten. Magie alleine konnte nur den Heilungsprozess beschleunigen. Die physischen Ressourcen dafür mussten dennoch ihre Leiber liefern. Umso wichtiger war es, dass sie heute ordentlich zu essen bekamen.
Yetail beobachtete, wie die Kinder des Mordes einander begrüßten. Jeder hatte erfahren, dass alle die Schlacht überlebt hatten, aber nun sahen sie sich zum ersten Mal wieder. Die Krieger lobten einander, erkundeten sich nach den Verletzungen der anderen und beglückwünschten alle zu ihrem Überleben, besonders Artewu, Trizil und die beiden anderen Erwählten, bei denen es knapp gewesen war. Es wurden viele Fragen laut, aber Sisrall verschob die meisten auf später. Stattdessen hob er die Stimme, um alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
„Ich bin sehr erfreut und danke Khaine dafür, dass wir alle wohlbehalten und lebendig aus diesem Kampf hervorgegangen sind. Der vielleicht schlimmsten Auseinandersetzung, die in diesem Zeitalter stattgefunden hat. Neun Kinder des Mordes haben einen Feind bezwungen, wie es ihn sonst nur in den Legenden gab. Und unsere Zauberin trug den Sieg über einen Beschwörer davon, dessen Magie jeden von uns hätte vernichten können. Der uns alle mühelos hätte auslöschen können.“
Yetail lächelte selbstzufrieden, als die Erwählten ihr zujubelten. So lange hatte sie nach Ruhm und Macht gestrebt. Jetzt stand sie hier und wurde von den neun größten Helden ihres Volkes gefeiert. Sie fühlte sich wunderbar wohl dabei. Sie hatte ihr Ziel erreicht.
„Aber“, fuhr Sisrall fort, „keiner von uns würde jetzt hier sitzen und jubeln, hätten wir nicht Hilfe gehabt. Unser gesamtes Heer und der Großteil unserer Stadt würden nun in Schutt und Asche liegen, wenn es nicht noch zwei weitere Helden gegeben hätte. Yetail verdankt ihren Sieg ihrem Können und ihrer Magie, aber auch sie hätte nicht verhindern können, dass Nerglots Untote die Bewohner Naggaronds abgeschlachtet hätten. Weil keiner von uns daran gedacht hat. Und auch den Splitterdrachen hätten wir alleine nicht bezwingen können.“
Er hielt inne und ließ seine Worte wirken. Die Erwählten nickten, einige murmelten „Geisterauge“. Bewunderung und Respekt schwangen in ihren Stimmen mit. Nur Kerkil fragte: „Zwei weitere Helden?“ Yetail grinste, als auch die anderen Kinder des Mordes aufsahen. „Erzählst du uns nun von Sturmtanz?“, fügte Zalandra hinzu. Sisrall nickte und fuhr fort.
„Meisterin Geisterauge ließ mir folgende Worte überbringen: Ihr seid nicht allein. Drache, Aydari und Druchii werden diesen Kampf gemeinsam führen. Keiner kann alleine siegen, jeder muss einen Teil beitragen. Und so war es dann auch. Keiner von uns hätte diesen Feind allein besiegen können.“
„Aydari?“, fragte Lokira erstaunt.
„So nennen uns die Druchii.“, bestätigte eine Stimme, die von überall und nirgendwo zu kommen schien. Yetail lächelte, als sie Xiucalta und Yerill Hand in Hand in der Tür stehen sah. Beide Frauen trugen neue Kleidung. Die Seherin hatte ihr graues Gewand gegen eine pechschwarze Robe mit kunstvollen, silbernen Verzierungen getauscht. Das schwarze Haar fiel ihr glänzend über Schultern und Brust. Ihre Haut blitzte beinahe, so sauber war sie. Alle Spuren der Schlacht waren verschwunden. So sah sie wirklich wie die passende Gefährtin für die Unsterbliche neben ihr aus.
Yerill dagegen war so spärlich bekleidet wie beim ersten Mal, als Yetail sie gesehen hatte. Allerdings trug sie jetzt statt der dünnen Tücher weiße, seidene Leibchen, die Brust, Schulter, Hüfte und einen Teil der Oberschenkel bedeckten. Bei ihrer Haut brauchte sie vermutlich keine Kleidung und empfand sie eher als Behinderung ihrer anmutigen Bewegungen. Sie trug gerade genug, um dem Anstand gerecht zu werden. Allerdings überließen die engen Stoffe nichts der Phantasie.
Xiucaltas violette Augen funkelten amüsiert, als sie das Erstaunen der Kinder des Mordes bemerkte, die sich jetzt allesamt zu ihnen umwandten. Yerill dagegen schien sich etwas unwohl zu fühlen, als sich die Blicke aller Anwesenden auf sie richteten. Sie versteckte sich ein wenig hinter ihrer Geliebten.
„Schön, dass wir nun vollzählig sind.“, meinte Sisrall gut gelaunt. Er schien sich genau wie Yetail über die Überraschung ihrer Gefährten zu amüsieren. Allerdings musste man ihnen zugutehalten, dass sie im ersten Moment ebenso geschockt gewesen waren, als sie Yerill kennengelernt hatten.
„Ich denke, Meisterin Xiucalta Geisterauge ist allen noch in guter Erinnerung. Die Krieger verehren sie als die Schwarze Aydar.“ Die Seherin verneigte sich grinsend, während sich die Kinder des Mordes erhoben. „Und nun möchte ich euch auch die Weiße Aydar, Yerill Sturmtanz, vorstellen. Von Viverla’atar geboren, von Darmal verflucht, aber von Yetail und mir als unsere Tochter akzeptiert.“
Jetzt hatten die Kinder des Mordes sichtlich Mühe, das zu verdauen. Trizil lächelte. „Du bist Sisralls Tochter? Das erklärt, woher du diese Anmut hast. Nur wenige Personen hätten so mit mir tanzen können, wie du es getan hast.“
„Du kennst sie schon?“, fragte Kerkil überrascht. Trizil lachte ihr silberhelles Lachen. „Ja.“, meinte sie gut gelaunt. „Du kannst dich bei ihr bedanken, dass der Splitterdrache mich nicht gefressen hat. Sie war die Ablenkung, die fast nicht überlebt hätte.“
Kerkil starrte sie einen Moment an, dann erhob er sich mühsam und trat langsam auf Yerill zu. „Nun wenn das so ist, Yerill Sturmtanz.“, meinte er, als er kurz vor den beiden Frauen innehielt. Er schien die Hand ausstrecken zu wollen, ließ sie dann aber wieder sinken. Yetail konnte es ihm nicht verdenken. Yerill zu berühren, kam ihr irgendwie ungebührlich vor. Nur Xiucalta schien damit kein Problem zu haben.
„Dann heiße ich dich in unserem Kreise willkommen.“, fuhr Kerkil fort. „Ich freue mich, von deinen Heldentaten zu hören.“ „Ich tat nur, was nötig war, Meister Drachenfluch.“, antwortete Yerill und die Augen der Anwesenden weiteten sich vor Erstaunen, als ihre Stimme sie wie flüssiges Gold umschmeichelte.
„Dennoch bin ich gespannt darauf.“, entgegnete Kerkil und kehrte zu seinem Stuhl zurück. Trizil lächelte noch einmal und setzte sich dann ebenfalls. Nach und nach begrüßten auch die anderen Kinder des Mordes das unsterbliche Mädchen, wenn auch noch ein wenig vorsichtig und distanziert. Als alle bis auf die beiden Frauen Platz genommen hatten, trat Yetail vor. [FONT="] „Bevor wir mit dem Essen beginnen, gibt es noch ein paar Dinge zu besprechen. In Anbetracht der Geschehnisse sehen Blutklinge und ich uns gezwungen, einige Bestrafungen vorzunehmen.“[/FONT]
Oha. Das Ende klingt doch schon mal äußerst unheilvoll. Das lässt die Stimmung um 180° drehen. Bin schon sehr gespannt, inwiefern das nun fortgesetzt wird.
Ansonsten ist das Kapitel meinerseits wie ansonsten immer technisch einwandfrei. Auch war die Stimmung vor Ende des Kapitels ziemlich ansprechend.
freut mich, dass es nicht nur bei Kämpfen stimmungsvoll zugeht 😉
Oha. Das Ende klingt doch schon mal äußerst unheilvoll. Das lässt die Stimmung um 180° drehen. Bin schon sehr gespannt, inwiefern das nun fortgesetzt wird.
Oh Mann, SHOKer.
Du schreibst schneller als ich lesen kann. Bis ich beim aktuellen Post bin wirds noch ein paar Wochen dauern...
Dann traue ich mich auch mal hier zu kommentieren. Das soll jetzt aber kein Aufruf zur Schreibfaulheit werden. Schön, dass es Menschen gibt, die in ihrer Freizeit dermaßen viel Text produzieren, der sich auch noch angenehm lesen lässt. (Ich habe Fachbücher hassen gelernt, bedingt durch das Studium)
stimmt so vermutlich nicht 😉 Ich hab halt im Moment ziemlich viel Reserve und poste nur schneller, als du lesen kannst. Wenn ich daran denke, wie lange ich jetzt schon an den letzten beiden Kapiteln der Geschichte sitze ...
Aber wenigstens das vorletzte Kapitel ist nun endlich fertig. Das heißt, die Chancen, dass ich die Geschichte dieses Wochenende endlich beenden kann, stehen gut.
Das soll jetzt aber kein Aufruf zur Schreibfaulheit werden.
So, hier nun der längste Teil dieses Kapitels. Er soll ein wenig humorvoll sein und ich hoffe, das kommt rüber. ist von der Idee der "Bestrafung" her nichts Neues, aber ich fand, das musste einfach rein.
Nun, dann viel Spaß.
Konsequenzen (2/3)
"Wir mögen die Strafe nicht, die gerecht ist, wohl aber die Handlung, die ungerecht ist."
[FONT="]— [/FONT]Petrus Abaelardus, Ethica
Naggarond; Naggaroth 2567 IC; 8.Vollmond 5 Stunden nach Sonnenuntergang
Xiucalta blickte Yetail überrascht an. Sie hatte die Winde der Magie nicht nach dem Verlauf dieser Unterhaltung befragt und war deshalb unvorbereitet. Aber sie spürte Yerills Hand in ihrer und wartete ruhig ab, wo dies hinführen würde.
Die Meisterin kam nun um den Tisch herum und die verwirrten Blicke der Kinder des Mordes zeigten Xiucalta, dass dies nicht abgesprochen worden war. Nur Sisrall schien Bescheid zu wissen. Er ergriff abermals das Wort.
„Zuerst sollten wir noch eine wichtige Frage diskutieren. Die Gesichtslosen, unsere eigene kleine Streitmacht, wurden bis auf den letzten Mann ausgelöscht. Yetail und ich sind dafür, sie neu aufzubauen, um unsere Kräfte besser nutzen und möglichen Bedrohungen besser begegnen zu können. Die Krieger der Hochgeborenen, des Tempels und der Konvente stellen ohne Zweifel weiterhin den Großteil der Armeen von Naggaroth, aber sie sind langsam und an die Städte gebunden. Unsere eigene Streitmacht würde uns die Möglichkeit geben, Feinde auszubremsen und die Mächte des Hexenkönigs dort zu unterstützen, wo es nötig ist. Dies sollten wir jedoch gemeinsam entscheiden.“
„Ich stimme dafür.“, meinte Artewu sofort. Andere Kinder des Mordes gaben ebenfalls ihre Zustimmung.
„Wir sollten uns allerdings einen neuen Namen überlegen.“, gab Kerkil zu bedenken. „Die Gesichtslosen sind nach nicht einmal einem Tag untergegangen. Keiner wird gerne in Streitkräften mit solcher Vorgeschichte dienen. Und wir müssen eine überschaubare Anzahl einhalten, sonst wird der Hexenkönig uns als Bedrohung betrachten. Ansonsten habe auch ich keine Bedenken.“
Nachdem sich Kerkil dafür ausgesprochen hatte, gaben auch die letzten Erwählten ihr Einverständnis bekannt und Sisrall nickte. „Über die Frage des Namens werden wir ein andermal sprechen, ebenso ihre Zusammenstellung. Artewu?“ Xiucalta beobachtete erstaunt, wie sich der Krieger erhob und neben sie stellte. Sisrall nickte Yetail zu, die sich daraufhin den drei Stehenden zuwandte.
„Ihr drei habt heute gut gekämpft und euren Beitrag zur Schlacht geleistet. Allerdings habt ihr euch auch verschiedener Vergehen und Fehler schuldig gemacht und sollt dafür eure gerechte Strafe erhalten.“
Xiucalta fragte sich abermals, wo das hinführten sollte. Sie spürte, wie Yerill neben ihr in sich zusammensank, und drückte aufmunternd ihre Hand. Was auch immer Bluthand vorhatte, so schlimm konnte es schon nicht werden.
„Artewu.“, ergriff nun Blutklinge abermals das Wort. „Du hast leichtsinnig und unüberlegt gehandelt, ohne dich mit mir oder deinen Gefährten abzusprechen. Dein Vorgehen hat nicht nur dein eigenes Leben, sondern uns alle gefährdet. Hast du dazu etwas zu sagen?“
„Ich bereue meine Tat und werde in Zukunft auf Eure Anweisungen hören, Meister Blutklinge.“, antwortete der Krieger mit erhobenem Kopf. „Ich habe die Auswirkungen meines Fehlers am eigenen Leibe zu spüren bekommen und eingesehen, dass ich damit auch meine Gefährten in Gefahr gebracht habe. Welche Strafe Ihr mir auch auferlegt, ich werde sie als Erinnerung und Mahnung annehmen.“
Sisrall nickte. „Für dein leichtsinniges Verhalten hast du bereits mit Schmerzen ausreichend gebüßt. Zudem ist es auch meine Schuld, dass dein Leid unnötig verlängert wurde, weil ich dich fälschlicherweise für tot hielt. Für die Gefahr, der du deine Gefährten ausgesetzt hast, wirst du folgende Strafe erhalten: Du wirst die Leitung über die Ausbildung unserer künftigen Streitkräfte übernehmen. Wir werden dich als Lehrmeister unterstützen, wenn es möglich und nötig ist, aber die Verantwortung wird bei dir liegen. Das bedeutet auch, dass die Krieger bis zum Bestehen der letzten Prüfung unter deinem Schutz stehen und du in ihrer Nähe bleiben wirst. Unter Umständen wirst du deshalb Kampfeinsätzen fernbleiben müssen. Akzeptierst du diese Strafe?“
„Ja, ich nehme Eure Entscheidung an, Blutklinge.“, antwortete der Krieger, ohne sich anmerken zu lassen, was er darüber dachte. Xiucalta fand, dass das eine ziemlich langfristige Bestrafung für ein einzelnes Vergehen war, aber vermutlich würde es nur für die ersten Jahre anstrengend werden. Danach würde Artewu mehr und mehr Verantwortung an bereits ausgebildete Kämpfer übertragen können.
„Xiucalta.“, wandte sich Yetail nun an sie und die Seherin zuckte zusammen. Artewu kehrte derweil zu seinem Platz zurück. „Dir werden folgende Vergehen vorgeworfen: Verstoß gegen die Regeln der Konvente, Diebstahl, Gefährdung von Verbündeten, Befehlsverweigerung, Verrat, Amtsanmaßung, Gotteslästerung und Ketzerei.“
„Aber …“, begehrte Yerill auf, doch Xiucalta brachte sie zum Schweigen.
„Lass sie ausreden.“ Sie wusste zwar nicht, was Yetail vorhatte, aber das Lächeln auf ihren Lippen war nicht gehässig, sondern zeugte von schelmischer Vorfreude. „Würdet Ihr das bitte erklären, Meisterin Bluthand?“
„Natürlich. Dein Artefaktstab und Gewänder stammen nicht aus den Lagern des Hexenklosters, sind also folglich gestohlen. Du nennst dich selbst Meisterin, ohne dazu durch die Versammlung der Konvente berufen zu sein. Desweiteren führst du einen unbestätigten Titel. Das ist Amtsanmaßung. Du gibst dich als Schwarze Aydar aus. Gotteslästerung. Du bist eine sexuelle Beziehung mit einer vom Chaos berührten Person eingegangen. Das ist nicht nur ein Verstoß gegen die Gebote des Klosters, sondern auch Ketzerei und Verrat, weil du einem potentiellen Feind möglicherweise wichtige Informationen anvertraust und dazu noch dein eigenes Leben gefährdest, statt diese Bedrohung auszuschalten. Zuletzt hast du über umfassendes Wissen zum Verlauf der Schlacht verfügt, das du uns vorenthalten hast. Damit hast du Verbündete gefährdet, Verrat begangen und Befehle verweigert, weil du als Mitglied des Hexenklosters den Kindern des Mordes und der Ersten Meisterin unterstellt bist, egal, ob du den Rang einer Meisterin oder den einer Novizin führst. Hast du dazu etwas zu sagen?“ Na, das ist ja mal eine lohnende Liste, dachte Xiucalta beeindruckt. Ihr war gar nicht aufgefallen, was sie alles getan hatte. „Ich möchte nur anmerken, dass es nicht meine Idee war, mich als Schwarze Aydar auszugeben. Die Druchii haben mich so genannt. Außerdem bedaure ich es, Euch Informationen vorenthalten zu haben, auch wenn es notwendig war. In allen anderen Punkten muss ich den Vorwürfen zustimmen. Ich erwarte die von Euch als angemessen erachtete Strafe, Meisterin Bluthand.“, erklärte sie ruhig. Yetails Grinsen wurde breiter.
„Als Erste Meisterin obliegt mir die Verantwortung deiner Bestrafung. Du wirst vom heutigen Tage an aus dem Hexenkonvent ausgeschlossen. Du darfst weiterhin Khaine huldigen und dem Blutigen Gott dienen, wie es dir richtig erscheint. Du bist jedoch nicht länger an die Konventionen und Regeln des Klosters gebunden. Dafür wirst du als Zeichen deiner Schande einen schwarzen Halsreif tragen und es ist dir verboten, jemals wieder einen Katalysator gleich welcher Form zu benutzen oder zu besitzen.“ Xiucalta starrte sie ungläubig an. Ausschluss aus dem Hexenkonvent? Damit war sie eine wilde Magierin. Das durfte es nicht geben. Man würde ihre Kräfte zerstören müssen. Allerdings war sie dann frei, eine Beziehung einzugehen, ohne die Regeln zu brechen.
„Da es keine freien Magierinnen geben darf, wirst du stattdessen dem Kreis der Erwählten angehören. Du wirst als unsere Seherin den Kindern des Mordes gleichgestellt und nur Blutklinge und mir untergeordnet sein. Du darfst einen Titel und den Rang Meisterin führen. Auch ist es dir erlaubt, Artefakte einzusetzen, zu besitzen und unter meiner Aufsicht zu erschaffen. Dafür wirst du schwören, dich unseren Weisungen zu fügen und uns das Wissen zu geben, das wir verlangen. Akzeptierst du diese Strafe?“
Xiucalta zögerte. Dann schüttelte sie den Kopf. „Ich kann das nicht schwören.“
Yetail sah sichtlich irritiert aus, aber Trizil lachte. „Dann biete uns etwas Anderes an.“
„Ich werde schwören, Euch nach bestem Wissen und Gewissen zu gehorchen und Euch das Wissen zu geben, das Ihr benötigt. Aber ich werde das nur tun, wenn Yerill eine gleichwertige Position bekommt. Wir sind die Aydari, keiner von uns sollte höher oder tiefer stehen als der andere.“, verlangte sie kühn und dieses Mal grinste auch Kerkil.
„Akzeptierst du davon abgesehen diese Strafe?“, fragte Bluthand, ohne sich etwas anmerken zu lassen. Xiucalta nickte. „Ich akzeptiere sie und damit meinen Ausschluss aus dem Hexenkonvent. Mein Halsreif und mein Novizinnenstab wurden bereits zerstört. Letzterer sogar von Euch.“, fügte sie grinsend hinzu, womit sie Bluthand sichtlich aus dem Konzept brachte. Sie konnte kaum glauben, was eben geschehen war. Sie war den Kindern des Mordes gleichgestellt und durfte nun eine Beziehung zu Yerill eingehen, ohne dafür eine Strafe fürchten zu müssen. Der Verzicht auf Katalysatoren war für sie kein Problem. In der Hinsicht waren ihre Fähigkeiten ohnehin erbärmlich.
„Yerill.“, wandte Yetail sich nun an die Unsterbliche, die unsicher nickte. Anscheinend hatte sie noch nicht ganz verstanden, dass das für Xiucalta keine wirkliche Strafe gewesen war. „Dich können wir nicht nach unseren Gesetzen und Geboten bestrafen, weil du keine Erziehung genossen hast, die dir diese hätte näherbringen können. Dennoch hast du Druchii getötet, unter anderem den Anführer der Gesichtslosen, Darmal Eisfaust. Für dieses Verbrechen sollst du bestraft werden. Hast du dazu etwas zu sagen?“
Jetzt richtete die Unsterbliche sich auf und ihre Stimme klang entschlossen, als sie antwortete. „Jedes Leben, das ich nahm, bedaure ich nun, doch wurde ich von Instinkten und falschen Versprechen geleitet. Einzig auf den Mord an Darmal Eisfaust bin ich stolz. Er hat es verdient, denn er war ebenso eine Gefahr für die Lebenden, wie ich es bis dahin gewesen bin.“
Yetail nickte. „Da wir wissen, dass du von Viverla’atar und Nerglot manipuliert wurdest, und in Anerkennung deiner Taten lassen wir den Vorwurf des Mordes fallen. Du wirst jedoch dafür bestraft werden, dass du uns den Anführer unserer Streitkräfte genommen hast. Als Strafe wirst du seinen Platz einnehmen. Du wirst unsere Truppen anführen. Dazu wirst du ebenfalls in unseren Kreis aufgenommen und den Kindern des Mordes gleichgestellt. Du unterstehst damit nur noch mir und Blutklinge. In dieser Position darfst du einen Titel und den Rang Meisterin führen. Dafür wirst du uns Treue und Dienst schwören. Außerdem musst du lernen, an Khaine zu glauben und ihm zu huldigen. Akzeptierst du diese Strafe?“
Jetzt hatte wohl auch Yerill verstanden, dass Bluthand sie nicht wirklich bestrafte. Die Unsterbliche lächelte, als sie nickte. „Ja, ich akzeptiere das.“ Die Zauberin nickte zufrieden und die strenge Haltung fiel von ihr ab. Sie war sichtlich guter Laune, während sie zu ihrem Platz zurückkehrte.
„Gibt es Einwände oder Proteste gegen eine der drei formulierten Strafen?“, fragte Sisrall nun in die Runde. Erleichtert stellte Xiucalta fest, dass sich kein Kind des Mordes dagegen aussprach. Nur Dalehon hob die Hand.
„Bitte verzeiht mir meine Zweifel, aber da ich, wie die meisten von uns, Yerill erst vor wenigen Minuten kennen gelernt habe, erscheint es mir gewagt, jemandem, der noch heute Mittag gegen uns gekämpft hat, eine so verantwortungsvolle Position zu geben. Ich möchte vorschlagen, ihr diesen Rang nur auf Bewährung zu geben. Es wird ohnehin eine ganze Weil dauern, bis die ersten unserer neuen Krieger ausgebildet sind. Bis zu dem Zeitpunkt sollten wir uns das Recht vorbehalten, ihr den Befehl über die Soldaten wieder zu entziehen, wenn sie sich als ungeeignet erweisen sollte.“
„Ein kluger Vorschlag.“, stimmte Kerkil zu. „Auch wenn wir bedenken sollten, dass das eh nur eine formale Stellung ist, da sie Blutklinge und Bluthand unterstellt ist. Eigentlich nimmt sie uns die Aufgabe ab, die Truppen zu befehligen, sodass wir uns ganz auf den Kampf konzentrieren können. Und jeder von uns, auch Xiucalta, wird den Soldaten vorgesetzt sein. Sie werden uns allen und nicht nur ihr Treue schwören. Die Befehlsgewalt über die Streitkräfte gibt Yerill also keine Macht, die sie gegen uns verwenden könnte.“
„Ich bin einverstanden.“, mischte sich die Unsterbliche ein, bevor eine richtige Diskussion entbrennen konnte. Xiucalta war ihr dankbar dafür. Sie hatte Hunger. „Ich akzeptiere, dass ich mich erst beweisen muss, bevor ich mir diese Position verleiht. Schließlich weiß ich selbst nicht, ob ich als Oberbefehlshaberin geeignet bin.“
„Ich denke, das wirst du. Du hast immerhin die beste Beraterin an deiner Seite, die man sich in der Schlacht wünschen kann.“, meinte Trizil und Xiucalta wurde rot. Yerill lächelte zuversichtlich.
„Da ihr beiden nun offiziell Teil unseres Kreises seid, heißen wir euch in unserer Runde willkommen.“, erklärte Blutklinge, als es keine weiteren Anmerkungen mehr gab. „Nehmt Platz, damit wir endlich zusammen speisen können.“ Als sich die beiden Frauen auf die letzten freien Stühle gesetzt hatten, begann Sisrall ein Gebet, in das die anderen Kinder des Mordes einstimmten. Auch Xiucalta schloss sich ihnen an, während Yerill sie nur beobachtete. Sie würde ihren Weg schon noch finden.
Sie dankten Khaine für ihr Überleben in der Schlacht und für seinen Schutz. Sie versprachen ihm weiterhin treue Dienste und den Einsatz all ihrer Kräfte und auch ihres Lebens in seinem Namen und zum Verderben seiner Feinde. Zuletzt baten sie ihn um Führung und Kraft, um der Zukunft begegnen und alle kommenden Herausforderungen bestehen zu können.
„Dann greift nun zu und stärkt euch nach diesem langen Tag.“, eröffnete Blutklinge schließlich das gemeinsame Mahl.