Europa um jeden Preis?

Es ist zweifellos diskussionswürdig, was überhaupt in staatlicher Hand sein muss. In Griechenland ist der Staat aber ncith nur zu groß, sondern auch inefizient durch das Klientelsystem. Hier muss ein Umbau erfolgen. Das haben denke ich die Griechen längst begriffen. Sie haben auch begriffen, dass dieser Umbau mit den alten Parteien nicht kommen wird.
Reines Totschlagargument und Diskussionsbremser. Weder ist ein Austritt eines Landes aus einer politischen oder Währungsunion der Untergang Europas, noch gibt es ein Anzeichen dafür, dass gar die Sicherheit gefährdet wäre. Griechenland ist keine Galaktotrophousa Europas und auch nicht ein "Stück Friedensgarant", um einem glühenden, mutmaßlich schon verkohlten Europäer zu Wort kommen zu lassen.

Stimmt, so wie ich es hier geschrieben habe, ist es das. Deswegen mal etwas ausführlicher. Gesetzt, es kommt zum Austritt Griechenlands, dann bin fast sicher, wird der Staat so wie er ist kaum Bestand haben. Es könnte dort zu einem Bürgerkrieg kommen.

Doch die Folgen bleiben nicht auf Griechenland begrenzt. Mal unabhängig davon, was es für den instabilen Balkan bedeutet. Portugal, Spanien, Irland evtl. auch Frankreich könnten die Folgen zu spüren bekommen. Aus dem einfachen Grund. Die Finanzierung der Staaten auf dem privaten Kapitalmarkt besteht weiter. Wenn Griechenland ausscheidet und die Kredite ausfallen, ist dies ein Signal für Anleger, dass es künftig keine Garantie mehr gibt, dass die übrigen EU- Länder für die Kredite haften. Damit verteuert sich die Finanzierung durch Kredite erheblich. D.H. der Anteil, der Steuereinnahmen, die für den Zinsdienst aufgewandt werden können steigt und somit auch die Summe, die die Staaten reinvestieren können. Damit geht die Abwärtsspirale weiter, bis der nächste Staat pleitegeht und die EU vor der selben Wahl steht. Nur weil es jetzt Lippenbekenntnisse gibt, dass Griechenland die Ausnahme sei, heißt das noch lange nicht, dass dies auch an den Kapitalmärkten geglaubt wird.
In den genannten Ländern wachsen die sozialen Spannungen und sie könnten Ausmaße erreichen, die die bisherige politische Ordnung in Europa beseitigt. Was dabei rauskommt? Ich will es lieber nicht wissen.


Also haben die Geberländer den Schwarzen Peter sowieso? Entweder sie schießen ihre Forderungen in den Wind oder sie sind die Bösen? Warum sollte dann noch irgendwer auf die Idee kommen, seine Schulden auch mal zu bedienen?

Es geht hier garnicht um Schuldzuweisung oder um den Erlass von Schulden, sondern darum den Schuldendienst zeitweilig auszusetzen um notwendige Investitionen zu tätigen und Einnahme zu generieren, mit denen man dann wieder in der Lage ist, die Schuldenlast abzubauen. Eine Maßnahme wäre z.B. sämtliche Auslandskonten von Griechen in der EU einzufrieren und evtl. Steuerschulden zu pfänden.
 
Rein sachlich und unpolemisch wolltest du aber heute auch nicht aus dem Haus gehen, oder?
Rein sachlich und unpolemisch sind die Eurobefürworter doch die gigantischen Polemiker. Ich sag nur Frau Merkel die den Verbleib Griechenlands im Euro zu eine Frage des scheiterns der europäischen Idee erklärte.

Fakt ist auch, das es 2010 möglich gewesen wäre Griechenland praktisch ohne Folgeschäden zu entfernen.
Der Löwenanteil aller jetzigen kosten resultiert aus ner kobination von mangelndem ökonomsichen Sachverstand, Naivität und simpler Blödheit der verantwortlichen Politiker.

Gesetzt, es kommt zum Austritt Griechenlands, dann bin fast sicher, wird der Staat so wie er ist kaum Bestand haben.
pardon: Quatsch.
Ein Nationalstaat ist eben nicht nur Währung und Politik, sondern primär nationale Identität und Tradition.
Natürlich würd es einen griechischen Staat geben, nur eben einen der Pleite ist.
Ein Bürgerkriegsrisiko gibts auch nicht, die Griechen sind ein relativ homogenes Völkchen. Bürgerkriege entstehen an ethnischen oder religiösen Bruchlinien, welche es bei den Griechen nicht gibt: 97,4% sind ethnische Griechen.
Realistischer wäre die einschätzung das eine rechtsextreme oder linksextreme regierung bestehende Probleme durch Externalisierung lösen will, sprich aufheizen bestehender Konflikte mit z.B. der Türkei.

Ansonsten wird das Problem aber falsch eingeschätzt:
es geht eher darum, das Griechenland nicht aus dem Euro austreten wird, und es keine rechtliche Möglichkeit zum Rauswurf gibt, aber entsprechende Regierungen sich schlicht weigern zu sparen.
nimmt man das als vorbildwirkung für den restlichen clubMed, bedeutet das, das der Euro bald den Wert von Klopapier haben wird...

Im Prizip ist es zu spät, wir haben nur die wahl zwischen Pest und Cholera, rein vom nationalen Interesse her gedacht sind die Abschreibungen durch eine Europleite vermutlich geringer als ein fortbestehen: allein die kosten für die Zinsaufschläge die es in Zukunft bei Euroanleihen (zu denen es wirkich keine Alternative gibt, wenn der Euro bleibt -und die v.a. auch schon vorbereitet werden) bewegen sich in größenordnungen von 15mrd. pro Jahr - Minimum!

Langer rede kurzer Sinn: wir wandern richtung Transferunion, in der der deutsche Steuerzahler für mediteranen Lebensstil bezahlen wird, Erfolg und Ausgang ungewiss. (Warum sollte der CLub med irgend was ändern, wen wir eh zahlen)
Jeder Politiker der dies befürwortet gehört wegen landesverrat und verstoß gegen sein Mandat (...dem wohl des deutschen Volkes...) abgeurteilt.

Letzlich wird sich das ganze aber selbst erledigen, weil über kurz oder lang wird man die Wähler nicht täuschen können - und dann wird es gefährlich.
 
pardon: Quatsch.
Ein Nationalstaat ist eben nicht nur Währung und Politik, sondern primär nationale Identität und Tradition.
Natürlich würd es einen griechischen Staat geben, nur eben einen der Pleite ist.

Das sehe ich auch so. Not macht erfinderisch. Mal ein interessanter Beitrag zum Thema des aufkeimenden Tauschhandels sowie einer inoffiziellen Ersatzwährung auf Kreta:

http://www.brandeins.de/magazin/kapitalismus/widerstandsgeist-der-blueht-und-duftet.html

Das Ganze ist ein Fall, an dem jeder Volkswirt seine wahre Freude hat. Und es beleuchtet auch, wie brutal die Krise an einigen Ecken in Griechenland zuschlägt, und wie die Menschen damit umgehen.

Ich bin nach wie vor EU-Fan, wenn auch mit etwas gedämpfter Begeisterung, aber das Wohl und Wehe der EU oder des Euro hängt nicht an Griechenland. Denn bei aller Solidarität: Die Griechen haben sich selbst in die Scheiße geritten, jetzt müssen sie auch selbst wieder sehen, wie sie da raus kommen. Ein starkes Europa kann da unterstützend wirken, aber nicht alles auffangen. Mit Portugal, Spanien etc. ist es auch nicht anders. Wenn die Anleger das unbedingt Schwarz auf Weiß brauchen und in spontane Euro-Panik verfallen falls Griechenland aussteigt, ha ja, dann bestätigen sie halt mal wieder das Klischee vom kurzfristig denkenden, instinktgetriebenen Börsianer.
 
pardon: Quatsch.
Ein Nationalstaat ist eben nicht nur Währung und Politik, sondern primär nationale Identität und Tradition.
Natürlich würd es einen griechischen Staat geben, nur eben einen der Pleite ist.
Ein Bürgerkriegsrisiko gibts auch nicht, die Griechen sind ein relativ homogenes Völkchen. Bürgerkriege entstehen an ethnischen oder religiösen Bruchlinien, welche es bei den Griechen nicht gibt: 97,4% sind ethnische Griechen.
Realistischer wäre die einschätzung das eine rechtsextreme oder linksextreme regierung bestehende Probleme durch Externalisierung lösen will, sprich aufheizen bestehender Konflikte mit z.B. der Türkei.

Es sind eben nicht nur ethnische Konflikte, die zu Bürgerkriegen führen können. Sschau dir doch nur malan wie aufgeheizt die Stimmung in Griechenland ist. Natürlich ist ein Staat mehr als ein Währungsraum. Aber wenn wie in Griechenland die politische Klasse nicht in der Lage ist, die Existenzbedrohung weiter Teile der Bevölkerung in den Griff zu bekommen, kann es zu eienr Nacht der langen Messer kommen.Oder es kommt zu einem Militärputsch. Auch die von dir angesprochene Externalisierung ist möglich. Wenn es zum Krieg zwischen Türkei und Griechenland kommt, na dann gute Nacht.

in der der deutsche Steuerzahler für mediteranen Lebensstil bezahlen wird,
Was sol das denn heißen? Meinst du die angeblich faulen Griechen? Wieso stützt die EU denn eigentlich genau die Parteien in Griechenland, die de Bockmist eingerührt haben? Griechenland Spanien und Portugal sind Pulverfässser. Man braucht sich nur mal die Jugendarbeitslosigkeit anschauen.
 
Wenn die Anleger merken das Investitionen auch Riskiken haben, wäre das nicht gut?
Wenn ich Aktien kaufe, kann ich mein geld verlieren. Mache ich eine Firma auf, kann ich mein geld verlieren. Warum soll es einem Spekulanten, der griechische Anleihen zu 25 % kauft anders gehen?

Aber nein da hätte der arme Onkel Joe Ackermann ne ganz esch.. Bilanz zum Abgang geliefert..geht doch nicht sowas.
 
Sehr richtig erkannt. ^_^

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Komisch. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die meisten, wenn nicht alle, darauf bestehen wollen, dass sich jeder Euromitgliedsstaat selbst trägt, was die Kosten/Ausgaben angeht.
Es war sicherlich von Anfang an klar, dass bestimmte Gebiete/Länder einfach so wirtschaftlich schlecht dastehen, dass sie auf lange Zeit unterstützt werden müssen. Vieleicht sogar für Immer. Denn wer kann verantworten, dass Einwohner ausgesiedelt werden? Und wohin?
Ein Zweig einer Firma, der keinen Gewinn abwirft kann abegstoßen und/oder outgesourced werden. Das Problem hat dann wer anders. Weg ist das Problem aber nicht.
Wenns hier um Menschen, also um Wähler, geht wirds kompliziert. Beziehungsweise kostenintensiv. Und das auf Dauer. Siehe Welthungerhilfe, wo Leute am Leben gehalten werden, die weiterhin Hilfe brauchen auch über die nächste Generation hinaus. Und damit die Hilfsorganisationen auf Dauer mit Einkommen aus Spenden dauerhaft beglücken.

Plötzlich regt man sich auf, dass Staaten ihre Schulden nicht zurückzahlen können. Wann nochmal musste die BRD keine neuen Schulden aufnehmen? Wessen Haushaltsplan wurde gekippt, der keine Neuverschuldung vorsah? Warum?

Gründe gibt es immer. Oft sogar sind sie irgendwie vor dem Steuerzahler zu rechtfertigen.
Ein geeintes Europa, das keine Kriege führt ist definitiv ein guter Grund.


Grundsätzlich muss sich jeder Bürger (auch Politiker sind Bürger) an die eigene Nase fassen und dem Staat nicht mehr vorenthalten, als gesetzlich vertretbar. Wenn dafür die Gesetze fehlen müssen sie geschaffen werden. Und diese müssen umgesetzt werden. Das gilt für Griechenland sowie für jeden anderen Staat ebenso.



Tolles Thema hier. Ich lese gerne mit, zumal ich feststellen muss, dass ich meine Kentnisse über den Sachverhalt dringend aufbessern muss. Zwei bis drei Quellenangaben wären sehr hilfreich, danke.
 
Ich habe zu dem Thema einmal diesen Artikel gelesen:

Wie die Drehtürenkapitalisten der Wallstreet-Bank Goldman Sachs in Europa die Macht übernehmen
Es war ein Vorgang, der für das Agieren des Finanzhauses Goldman Sachs bezeichnend ist: Im Jahre 2004 hob die amerikanische Börsenaufsicht SEC die bis dahin gültige Regelung auf, nach der Investmentbanken mindestens ein Zwölftel ihres Gesamtkapitals als Eigenkapital halten müssen. Die Folge war, daß die Investmentbanken ihre Ausleihungen zum Teil auf das bis zu Dreißigfache ihres Eigenkapitals erhöhten – was die Gefahr eines Finanzcrashs deutlich erhöhte. Zu diesem Crash kam es nur wenige Jahre nach dieser, um es vorsichtig zu sagen, zweifelhaften Entscheidung. Dieser Entscheidung voran ging, so Hans-Werner Sinn, Chef des Münchener Ifo-Institutes, eine „inten­sive Lobbyarbeit der fünf führenden US-Investmentbanken“, die mit win­digen Argumenten plausibel zu machen versuchten, daß niedrigere Eigenkapitalquoten unabdingbar seien, um den Kunden weiterhin hohe Renditen zahlen zu können. Der Staat solle besser auf die „Selbstregulierung der Märkte“ setzen. Ein rühriger Propagandist dieser Kampagne war Henry Paulson, von 1999 bis 2006 Chefmanager von Goldman Sachs (GS), der größten US-Investmentbank. Nach dem Ausbruch der Finanzkrise wurde er im September 2008 Finanzminister in der Regierung George W. Bush und war maßgeblich an der Entscheidung beteiligt, den GS-Konkurrenten Lehman Brothers pleitegehen zu lassen, was nach Sinn „beinahe zum Kollaps des Weltfinanzsystems geführt hätte“. Kurz nach dieser Entscheidung entschied Paulson, den Versicherungskonzern AIG, einen wichtigen Geschäftspartner von GS, zu retten, was den US-Steuerzahler Abermilliarden an Dollar gekostet hat. Neuer Aufsichtsrat bei AIG wurde im übrigen Ed Lilly, bis dahin Aufsichtsrat bei GS. Mit den Steuergeldern konnte AIG die Ansprüche seiner Geschäftspartner – es handelte sich um Kreditausfallversicherungen – befriedigen; nach Monaten des beharrlichen Schweigens darüber, wer denn diese Geschäftspartner waren, rückte Paulson damit heraus, daß GS ein Empfänger der AIG-Zahlungen war.
Vor Ausbruch der Finanzkrise hatte Paulson privat bereits vorgebaut: Er veräußerte, so berichtete unter anderem das Internet-Finanzportal MarketWatch, seine GS-Anteile, für die er 500 Millionen Dollar erzielte. Für den Erlös aus dieser Veräußerung, mit der er einer Art Ehrenkodex Rechnung trug, um ­etwaigen „Interessenkonflikten“ vor­zubeugen, zahlte Paulson keinen Cent Steuern. Größere Aktienanteile sollten, so die Begründung für diese Regelung, kein Hinderungsgrund für eine Mit­arbeit in der Regierung darstellen. Paulson leistete als Finanzminister ganze Arbeit im Sinne von GS, so daß die Prophezeiung von Hans-Werner Sinn, daß GS „vermutlich als strahlender Sieger“ aus dem „Vernichtungskampf“ der Finanzkrise hervorgehen werde, sich wenig überraschend bewahrheitet hat: Heute gehört GS zu den einflußreichsten Finanzhäusern der Welt und mischt inzwischen auch munter in der EU mit, wo sie hinter den Kulissen mehr und mehr die Strippen zieht.
Auch zur Euro-Krise hat GS sein Scherflein beigetragen, half die Bank Griechenland gegen ein stattliches Entgelt doch, Milliardenschulden zu verbergen. „Die Finanzmagier brachten Schulden einfach zum Verschwinden“, berichtete Spiegel Online im Februar 2010; mit „einem Trick, der jedem Hütchenspieler zur Ehre gereichen würde – aber völlig legal war“. Dieser „Hütchenspielertrick“ lief im wesentlichen so ab, daß Goldman Sachs Griechenland einen versteckten Kredit gab, der aber nicht als Kredit aus­gewiesen werden mußte, so daß der Betrag wie Eigenkapital aussah. So wurde das griechische Staatsdefizit gedrückt, das als tickende Zeitbombe der Euro­zone Jahre später explodieren sollte. Inwieweit Mario Dra­ghi, der jetzige EZB-Chef, der von 2002 bis 2005 Vizedirektor von GS International war, von diesen Manipulationen Kenntnis hatte, mag an dieser Stelle dahingestellt bleiben. Von ihm kolportierte im übrigen die Financial Times Deutschland, daß das „gesamte internationale Finanz­establishment hinter ihm“ stünde.
Im Oktober 2009 wurden die Manipulationen, die Griechenland den Eintritt in die Eurozone ermöglichten, ruchbar. Der neugewählte griechische Premierminister Giorgios Papandreou mußte einräumen, daß die Vorgängerregierung das Budgetdefizit für das laufende Jahr falsch angegeben hatte. Es war knapp dreieinhalb Mal höher als veranschlagt. GS bot Griechenland Unterstützung an; diesmal in Gestalt seines Vorstandsmitgliedes Gary D. Cohn, der den Griechen „kreative Buchhaltung“ beibringen wollte, wie es der österreichische Standard ausdrückte. Papandreou aber winkte ab und kündigte in der Folge ein Referendum über die Sparauflagen an, die er nach massiver innen- wie außenpolitischer Kritik wieder absagen mußte; obendrein sah er sich gezwungen, seinen Stuhl zu räumen. An die Stelle von Papandreou trat Loukas Papadimos als neuer Premierminister – ohne Wahl. Papadimos ist ein Mann der Finanzeliten: Von 1973 bis 1975 war er Dozent am Massachu­setts Institute of Technology (MIT), von 1975 bis 1984 Professor für Ökonomie an der Columbia University; 1980 wurde Papadimos leitender Volkswirt der Federal Reserve Bank in Boston. Zuletzt war er von 2002 bis 2010 Vizepräsident der Europäischen Zentralbank.
Ohne Wahl kam auch Italiens neuer Ministerpräsident Mario Monti an die Macht. Er wurde vom Staatspräsidenten ernannt; Wahlen sind in Italien erst für 2013 vorgesehen. Mit Monti wurde erstmals ein ehemaliger Berater von Goldman Sachs Regierungschef einer westlichen Nation. 2011 wurde er im Jahresbericht von GS noch als „inter­nationaler Berater“ geführt. Die Lon­doner Zeitung The Independent sieht hier ein planvolles Vorgehen und spricht vom „Goldman-Sachs-Projekt“: Die Bank sei dazu da, „um Regierungen zu beraten, zu finanzieren, eigene Leute in den Staatsdienst zu schicken und Regierungsmitarbeiter mit Jobs zu versorgen. Das Projekt soll einen derart tiefgreifenden Austausch von Menschen, Ideen und Geld befördern, daß es unmöglich wird, zwischen dem öffentlichen Interesse und dem Interesse von Goldman Sachs zu unterscheiden“. Zum GS-Netzwerk der „masters of the eurozone“ zählt der Independent neben Monti auch den ehe­maligen EU-Wettbewerbskommissar Karel van Miert, den ehemaligen Chefvolkswirt der EZB Ottmar Issing, Loukas Papadimos, Mario Draghi und ­Petros Christodoulou, seit Februar 2010 Chef der staatlichen griechischen Schuldenagentur. Christodoulou steht im Mittelpunkt einer von der US-Notenbank „Fed“ angestrengten Unter­suchung; er gründete nämlich 2009 mit GS in London die Zweckgesellschaft Titlos, um einen Teil des griechischen Schuldenberges auf die Griechische Nationalbank zu übertragen.
Eine Schlüsselfigur des „Sachs Government“, wie das europäische Netzwerk der Bank in Europa laut eines Le Monde-Artikels von Marc Roche in Wa­shington bezeichnenderweise genannt wird, sei Peter Sutherland, Prä­sident von GS International. „Die fürst­lich belohnten Berater [von GS]“, so schreibt Roche, „kennen alle Feinheiten in den Machtkulissen der EU. Sie finden bei den Entscheidungsträgern Gehör und können sie im Krisenfall direkt erreichen“.
Dieses Netzwerk macht sich nun im wahrsten Sinne des Wortes bezahlt, ist doch die Staatsschulden- oder Eurokrise, wie Paul Schreyer in einem Beitrag für das Online-Magazin Telepolis schrieb, „in Wahrheit nichts anderes als die Fortsetzung der Bankenkrise“. Es gehe darum, die „Gläubiger von Griechenland, Irland, Portugal usw. herauszukaufen – im wesentlichen also Banken und die oberen Zehntausend, deren Vermögen sie verwalten“. Hierin erblickt Schreyer den Zweck des Euro-Rettungsfonds EFSF, mit dem Steuergelder in Milliardenhöhe in die „Taschen der Gläubiger“ geleitet werden; durchgewunken von nationalen Par­lamenten, die zu reinen Abnick-Instanzen degradiert werden. Nur wenigen dürfte bewußt sein, daß der EFSF (der demnächst durch den ESM abgelöst werden soll) kein staatlicher Fonds, sondern eine privatrechtliche Gesellschaft ist, die ihren Sitz in der Steueroase Luxemburg hat. Über welches Land der Rettungsfonds aufgespannt wird, entscheidet ein Direktorium, bestehend aus den Euro-Finanzministern. Geleitet wird der EFSF von Klaus Regling. Reglings Biographie, so konstatiert Schreyer, erinnere an die Draghis: Beide hätten lange in Washington für die Weltbank bzw. den IWF gearbeitet und danach führende Positionen in ihren nationalen Finanzministerien inne­gehabt. Der parteilose Regling war überdies auch noch als Manager eines Hedge Fonds aktiv. 2001, als die Prüfung der von Goldman Sachs „geschönten“ Kennziffern Griechenlands anstanden, war Regling Generaldirektor der Wirtschafts- und Finanzabteilung der EU. Ihm oblag die Prüfung dieser Zahlen; ob und inwieweit der ausgebuffte Finanzprofi Regling das manipulierte griechische Zahlenwerk damals durchschaut hat, darüber kann nur spekuliert werden.
Keiner Spekulation indes bedarf es, um zu erkennen, daß öffentliche Rettungsschirme wie der EFSF bzw. die staatlichen Bankenrettungen nicht zu weniger, sondern zu mehr Staatsverschuldung führen. Deutschland allein steht mit einer Garantiesumme in der Haftung, die etwa zwei Drittel des Bundeshaushaltes entspricht. Angeblich dienen alle diese Rettungsmaßnahmen dazu, das Staatsschuldenproblem in den Griff zu bekommen. Zu Recht stellt Schreyer aber fest, daß hier „viel Heuchelei im Spiel“ sei, profitierten Banken und Kapitalgeber doch von nichts mehr als von wachsender Staatsverschuldung, die „eine dauerhafte Abhängigkeit der Politik von privaten Investoren erzeugt“.
Goldman Sachs verdient am europäischen Rettungsfonds EFSF als „Betreuerbank“ immer dann, wenn Garantien emittiert werden, um Staaten wie Griechenland oder Portugal zu helfen. Was Banken wie GS konkret erhielten, so das Onlineportal Deutsche Mittelstandsnachrichten (DMN), darüber ließe der EFSF nichts verlauten. Geht es nach GS, so die DMN Ende November 2011, dann sollte die EZB unbegrenzt Geld drucken; allerdings müsse der Sparkurs eisern eingehalten werden. Bekanntermaßen wird das Anwerfen der Gelddruckmaschine von deutscher Seite als Todsünde betrachtet; GS suggeriert dessen ungeachtet, daß der Ankauf von Staatsschulden durch eine Zentralbank unter bestimmten Bedingungen nicht notwendigerweise zur Inflation führt. Was das Interesse von GS ist, erläutern die DMN: „All die schönen Milliarden, die die EZB drucken soll, gehen direkt zu Goldman und den anderen Banken, die sich mit Papieren jener Staaten, die sie beraten haben und gegen die sie wetten, eingedeckt haben“. „Die Völker Europas“, so die DMN resümierend, „müssen sich auf eine verlorene Dekade einstellen, damit Goldman Sachs & Co. ihre Cash-Belohnung in Form von exorbitanten Gehältern und Boni in inflationsferne Werte wie Penthäuser, Karibikinseln oder in die nächste zu erfindende Blase stecken können.“
Die Banker von GS wären nicht die, die sie sind, wenn sie nicht gleichzeitig auch auf der anderen Seite des Tisches sitzen würden. Anfang September 2011 berichtete das WJ nämlich, daß GS seinen Kunden raten würde, „sie mögen gegen die europäischen Banken und gegen den Euro wetten“. Das Blatt bezieht sich auf eine 54seitige Analyse des GS-Strategen Alan Brazil, der ein düsteres Bild der Lage der Banken in Europa zeichnet: Er glaubt, so das WJ, daß die europäischen Banken rund eine Billion Dollar an zusätzlichem Kapital benötigten, mit dem sie abgestützt werden müßten. Eine Reihe von europäischen Finanzinstitutionen sieht Brazil überdies am Rande des Kollaps. Der Goldman-Sachs-Stratege läßt keinen Zweifel daran aufkommen, daß der Versuch, ein Schuldenproblem mit noch mehr Schulden zu lösen, noch nie das zugrundeliegende Problem gelöst habe. Vor diesem Hintergrund diskutiert Brazil, wie GS auch in dieser Situation „Geld machen“ könnte, und schlägt eine Reihe von Produkten vor, mit denen gegen europäische Banken und Versicherungen spekuliert werden kann. Weiter wird empfohlen, gegen den Euro zu wetten, der, so die Erwartung, bei weiteren Rettungspaketen weiter geschwächt werde. Anders gewendet: Das Insiderwissen, das GS über seine Beratungstätigkeiten für europäische Regierungen erworben hat, wird genutzt, um die eigenen Kunden zu animieren, gegen europäische Kunden und den Euro zu spekulieren. In diesem Zusammenhang seien noch einmal die DMN zitiert, die diese „Strategie“ auf den Punkt brachten: „Je mehr die Investmentbanker über die Lage in Europa erfahren, desto weniger glauben sie an eine Rettung aus dem Schulden­dilemma. Und je weniger sie daran glauben, desto überzeugter können sie die Produkte verkaufen, die aus einem Euro-Crash satte Profite ziehen würden“.
Man kann das Agieren von GS aber noch von einer ganz anderen Ebene sehen, wie es der renommierte Mittelstandsexperte Eberhard Hamer in einem Interview mit dem Wiener Wochen­magazin Zur Zeit (1/2012) getan hat. Dort erklärte er, warum die Amerikaner ein so großes Interesse daran haben, das „bestehende System“ zu erhalten: Einen Staatsbankrott Griechenlands, so erläuterte Hamer, wollten die Amerikaner am wenigsten, denn „die französischen und vor allem die amerikanischen Banken wären die Leidtragenden gewesen“. Das heißt, sie hätten ihre leichtsinnig ver­gebenen Kredite abschreiben müssen. Da aber auch die französischen Banken bei den amerikanischen Banken mit 518 Milliarden rückversichert sind, wäre die amerikanische Rückversicherung zusammengebrochen“. Hier verortet Hamer auch den Grund für das amerikanische Drängen, daß es keine private Beteiligung bei der Griechenlandhilfe geben dürfe. „Wären nämlich die Banken beteiligt worden“, so der Finanz­experte, „dann wäre die Rückversicherung sofort fällig geworden.“
Die Amerikaner setzen laut Hamer darauf, die Krise in „zusätzlicher Geldmenge“ zu ertränken. In diesem Sinne, siehe oben, „berät“ Goldman Sachs auch Angela Merkel. Hamer läßt keine Illusionen aufkommen: Aus seiner Sicht steht uns für die nächsten ca. zweieinhalb Jahre eine Rezession ins Haus, orchestriert von bereits jetzt überall zu hörenden Sparappellen. Dann gingen wir auf „eine grandiose Inflation“ zu, über die der Wert der Schulden reduziert werden könne. Die Amerikaner hätten dann ihr Ziel im laufenden „Weltwährungskrieg“ um den Erhalt des Dollars als Weltleitwährung erreicht. Der Euro als „derzeit einzige in Frage kommende Ersatzleitwährung“ wäre aus dem Spiel. Für die Vereinigten Staaten ist es eine Frage des Überlebens, daß der Dollar Weltleitwährung bleibt; nur in dieser Funktion sichert er einen ständigen Geldzufluß aus aller Welt in die USA. Bleibe dieser Zufluß aus, so betont Hamer, wären die USA zahlungsunfähig. Vor diesem Hintergrund agieren nicht nur die US-Ratingagenturen als „Handlanger der amerikanischen Währungspolitik“, wie Hamer meint, sondern auch US-Banken wie Goldman Sachs, deren „Beratung“ europäischer Regierungen darauf hinausläuft, den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben.


Prost Mahlzeit!-_-
 
@TheMadWarlock:
Plötzlich regt man sich auf, dass Staaten ihre Schulden nicht zurückzahlen können. Wann nochmal musste die BRD keine neuen Schulden aufnehmen? Wessen Haushaltsplan wurde gekippt, der keine Neuverschuldung vorsah? Warum?
Du verwechselst hier gerade zwei Dinge: es geht nicht darum, ob sich Staaten überhaupt verschulden sollten, sondern um die Modalitäten dabei.
Griechenland könnte derzeit ohne die Hilfeleistungen aus europäischen und internationalen Fonds seinen Schuldendienst überhaupt nicht tragen. Der Primärsaldo Griechenlands ist seit 2003 negativ, d.h. aus dem Staatshaushalt werden seither keine Mittel zum Abtragen von Schulden (was noch ginge) oder Zinsen (was überaus problematisch ist) zurückgelegt. Das heißt im Klartext, dass selbst wenn Griechenland die bisherigen Schuldendienste einstellte, es nicht einmal genug Mittel zur Verfügung hätte (oder bereitschafft), um die Zinsen abzutragen.
Wenn die Hellenen nun also zum freien Marktkurs zurückkehrten, würden sie ohne die bisherige Hilfe sofort auf Zahlungsausfall gesetzt - sie sind ja nicht in der Lage, die Zinsen zu tilgen, geschweige denn die eigentlichen Schulden.

Und das ist der Gegensatz zu den "stabilen" Eurostaaten auf der einen Seite, aber auch zu manchen der anderen Krisenstaaten. Italien z.B. hat trotz der sehr hohen Schulden i.d.R. einen Primärüberschuss, kann also auch ohne externe Hilfe seinen Verpflichtungen nachkommen. Gute Schuldner genießen Vertrauen der Märkte und können auch entsprechend Kredite tätigen, den Griechen traut das keiner zu.

@Jack of Spades:
Nichts für ungut, aber wer selber mit denkbar schwachen Argumenten eine Debatte abwürgt (den Widerspruch zu den "Vereinigten Staaten von Europa" und dem gleichzeitigen konzertierten Einspringen der "Bundesstaaten" bei Verschuldungen, wie es in den USA ausdrücklich NICHT praktiziert wird, hast Du nicht einmal im Ansatz zu lösen versucht), sollte sich vielleicht lieber etwas bedeckt halten. Echte Sachargumente habe ich jedenfalls von Dir noch nicht vernommen, nur Pathos.
 
@ KOG: Ich bin ein wenig erschüttert,will das aber gerne klarstellen:

These: Wir brauchen eine starke, föderalistische Europäische Union mit Zentralregierung.
Argument: Die Kräfteverhältnisse der Weltpolitik beginnen sich auf eine Art zu verändern, die solchen Blöcken starke Gewichtung verschafft. Mindestens zwei neue Supermächte entstehen und wir können ein Gegengewicht schaffen. Dieses Ziel scheint mir wichtiger als nationalstaatliche Politik.

Erwiderung: Das förderalistische Konzepte je nach Entwurf bestimmte Formen des Finanzausgleichs zulassen oder ausschließen, sollte dir doch klar sein? Ich stimme ja auch nicht dafür einem Staatsoberhaupt der "USE" einen Amtssitz in einem Staat namens Columbia zu geben. Ich denke schon, dass hier Variationen möglich sind. Und dieses Statement musste ich nun wirklich machen, weil du definitiv ausgeschlossen hast, dass ich an sowas denken könnte? Wirklich?

Erwiderung 2: Vielleicht meintest du aber auch, mein "wir verdienen an Krediten ganz gut" -Kommentar sei kein gültiges Argument. Ist möglicherweise Untergegangen,aber das meinte ich mit Concorde-Effekt: Erst wenn Griechenland die Währungsunion verlässt, realisieren wir Verluste, die wir jetzt nur auf dem Papier haben. Und das bei völlig unabsehbaren Folgekosten. Daher halte ich den Vergleich mit bisherigen Praktiken für völlig legitim.

Und wenn das alles keine Sachargumente sein sollten. kommen wir auch hier einfach nicht zusammen. Bleibe trotzdem dabei, dass ich nicht direkt einen Befürworter der Gegenposition mal von oben herab behandelt habe (diese Geschichte mit dem verkohlen). Da du ja nochmal bekräftigt hast, wie wenig Respekt du dem Thema und den Befürwortern entgegen bringst, schien mir meine Reaktion absolut passend.
 
@Jack of Spades:
Und dieses Statement musste ich nun wirklich machen, weil du definitiv ausgeschlossen hast, dass ich an sowas denken könnte? Wirklich?
Die Parallele zum Finanzausgleich existiert doch hier längst: was sonst sollen denn die Subventionen der EU darstellen? Griechenland ist einer der vier größten Nettoempfänger der Brüsseler Fördergelder, seit 1981 erhielt es 40 Milliarden Euro aus dem Regional- und Kohäsionsfonds, dazu kommen 10 Milliarden Euro aus dem Sozialfonds, ferner mehr als 70 Milliarden Euro aus dem Agrarfonds. Diese EU-Strukturhilfen werden zwar regelmäßig in ihrer konkreten Höhe kritisiert, aber das eigentliche Prinzip ist in der Politik Konsens.

Ein Beispringen bei einem Zahlungsausfall dagegen ist schwerlich mit Subventionsleistungen vereinbar, noch weniger mit dem Haushaltsrecht, das in föderalen Strukturen gleichfalls hochgehalten wird. Darum ist momentan auch wieder Kalifornien tief in den Miesen - der Zentralstaat kümmert sich bei einem Zahlungsausfall nicht.

Wenn Du nun der Meinung bist, dass es auch für Zahlungsausfälle ganzer National- oder Föderalstaaten Hilfen geben sollte, solltest Du das Konstrukt auch anders nennen, mit der politischen Konstituierung einer "USE" hat das angesichts der gravierenden Unterschiede zum Vorbild nur noch wenig zu schaffen. Das sind dann auch keine kleinen Details mehr, sondern so große legislatorischen Differenzen, dass diese auch sprachlich zum Ausdruck kommen sollten.

Vielleicht meintest du aber auch, mein "wir verdienen an Krediten ganz gut" -Kommentar sei kein gültiges Argument. Ist möglicherweise Untergegangen,aber das meinte ich mit Concorde-Effekt: Erst wenn Griechenland die Währungsunion verlässt, realisieren wir Verluste, die wir jetzt nur auf dem Papier haben.
Das ist doch reine Augenwischerei. Die ersten Zahlungen sind bereits erfolgt, ergo ist das Geld weg. Dass daraufhin ein theoretischer Anspruch besteht, ändert nichts an der Tatsache, dass Griechenland selbst mit allerbestem Willen schlichtweg nicht die Mittel an der Hand hat, den Verpflichtungen nachzukommen. Es kann ja nicht einmal aus den eigenen Haushaltsmitteln die Zinsen amortisieren, wie soll es dann erst den eigentlichen Schuldenberg abtragen? Deswegen finde ich Deine Nomenklatur denkwürdig: der Concorde-Effekt (im Englischen auch als "sunk cost fallacy" bekannt) sagt in Kurzform eigentlich nur, dass man gutes Geld dem schlechten hinterherwirft, aus der irrigen Annahme heraus, das schlechte Geld irgendwie retten zu können. Und genau das geschieht hier doch: aus der Hoffnung heraus, die griechischen Staatseinnahmen ankurbeln zu können, werden unzählige Milliarden aufgebracht, allein, die Lage verschlechtert sich und wird nicht besser - was zu einem Großteil mit dem Euro zusammenhängt - mit der Folge, dass der Berg schlechten Geldes weiterhin wächst.


Und da schließt sich für mich der Kreis bzgl. des fehlenden Sacharguments: wie aus einer fast zwangsläufig ökonomisch desaströs sich entwickelnden Stellung (bei der Annahme, dass Europa um jeden Preis solidarisch bleiben solle) ein starker weltpolitischer Akteur entstehen soll, lässt sich für mich zwar aus einer Idee, nicht aber aus Fakten ableiten. Auch wüsste ich nicht, inwieweit der Akteur EU grundsätzlich von manchen Partizipanten dieses Vereins auf der weltpolitischen Bühne Gewicht erhält - die reine Bevölkerungszahl einer verbreiterten EU schlägt sich doch längst nicht auch im Einfluss derselben nieder.

Bleibe trotzdem dabei, dass ich nicht direkt einen Befürworter der Gegenposition mal von oben herab behandelt habe (diese Geschichte mit dem verkohlen). Da du ja nochmal bekräftigt hast, wie wenig Respekt du dem Thema und den Befürwortern entgegen bringst, schien mir meine Reaktion absolut passend.
Nun wollen wir mal nicht übertreiben. Ich habe lediglich bestätigt, dass der zitierte Absatz Unsachlichkeit und Polemik enthielt - alles andere wäre auch eine Lüge gewesen. Wenn Dich der Seitenhieb gegen einen gewissen Bundeskanzler (verKOHLen) sowie gegen ein kulturhistorisches Ressentiment (darum die Galaktotrophousa) so sehr aufbringt, dass Du mangelnden Respekt nicht nur gegenüber den Mitdiskutanten, sondern auch dem ganzen Thema am Werke siehst, dann kann ich Dir auch nicht helfen.
 
Die europäische Idee ist genau das. Eine Idee.
Man hat es geschafft diesen völlig inhomogenen Haufen aus verschiedensten Völkern, Kulturen und Traditionen dazu zu bringen, sich entgegen aller historischen Angewohnheiten nicht mehr gegenseitig umzubringen.
Und das Herrschaftsmittel der Wahl war Geld bzw. Wirtschaft.

Tja, und nun in unseren modernen Zeiten, in denen das Geld oft nur noch fiktiv und künstlich vermehrt ist, und die Wirtschaft im Wesentlichen darin zu bestehen scheint, sich Geld zu borgen, um Dinge herstellen oder auch kaufen zu können, höhlt sich verständlicherweise das Herrschaftsmittel der Europäischen Einheit aus. Und Europa selbst wird von seiner organisierten Struktur gelähmt...
Ichhabe die Befürchtung, daß das nach hinten losgeht.

Die gegenwärtigen Strukturen in Politik und Wirtschaft widersprechen derart der menschlichen Natur, das kann einfach nicht gut sein. Also wird es scheitern.

@ oft zitierter Länderfinanzausgleich...
Trotz aller Parallelen zur EU möchte ich darauf hinweisen, daß dieser auf NATIONALER Ebene stattfindet und das GANZE Volk ihn zahlt. Manchmal fühle ich mich als ehem. DDR-Bürger hier nicht wilkommen, gerade wenn ich sowas lese...
 
Zuletzt bearbeitet:
@USE: Würde dir der Ausdruck BRE (Bundesrepublik Europa) besser gefallen?
@Kredite: Es gibt de-facto kein schlechtes Geld. Darüberhinaus besagt der sunk cost effekt, dass die in der Vergangenheit versengten Gelder gerade NICHT entscheidungsrelevant sein dürfen, sondern nur die zukünftigen Kosten. Der Unterschied zu meiner Betrachtungsweise ist nun, dass ich eine Rückzahlungsfähigkeit in 5 bis 10 Jahren erwarte. Versenkt werden sie erst,wenn wir Griechenland pleite gehen ließen.
@Einflussnahme: Hier betrifft die "desaströse" Lage nunmal nur einen Teil des Konstrukts, noch dazu einen der gerade auf Kurs gebracht wird. Und jede Allianz ist nunmal nur so stark, wie die Einheit und Solidarität die sie leisten kann. Ergo: Je geringer die Bindungskräfte, desto geringer der Einfluss auf die Weltpolitik.
Darüberhinaus spielen Einwohnerzahlen selbstverständlich eine Rolle, schon bei der Frage nach Potenzialen und Binnenmarkt.
@Seitenhieb: Unabhängig von der Person Kohls drückt dein Beitrag ein nicht geringes Maß an Verachtung gegenüber "glühenden" Europäern aus. Da ich diese Position in dieser Diskussion vertrete, fühle ich mich ebenfalls angegangen.
 
drückt dein Beitrag ein nicht geringes Maß an Verachtung gegenüber "glühenden" Europäern aus
Verachtung ist zu hart, aber jemand dessen denken ausschließlich von idealistischen wunschvorstellungen bestimmt ist, und jeglichen ökonomischen Sachverstand vermissen lässt bzw. Fakten shclciht ignoriert, fällt es schwer für voll zu nehmen.

"glühende" Europäer sind für mich wie kleine Kinder die als Berufswunsch Prinzessin oder Ninja angeben 😀

@blackorc
Wenn die Anleger das unbedingt Schwarz auf Weiß brauchen und in spontane Euro-Panik verfallen falls Griechenland aussteigt, ha ja, dann bestätigen sie halt mal wieder das Klischee vom kurzfristig denkenden, instinktgetriebenen Börsianer.
Tut mir leid, das Klischee von dummen, egoistischen Börsianer ist einfach falsch.
Deren verhalten ist schlicht logisch und vernünftig.

Ein Händler ist nun mal nicht irgend welchen spinnerten Ideen verpflichtet, sondern den eigenen Kunden.
Versetze dich einfach in ihre Lage: die sollen das Geld ihrer Kundern gut verwalten. Was das jetzt genau bedeutet, entscheidet der Anleger: enige wollen minimales Risiko, andere maximal möglcihen Gewinn usw. NAch diesen vorgaben richte ich mich.
Warum sollte ich jetzt also Griechenland, oder irgend einem Krisenstaat, Geld leihen.
- die Zinsen, die sie zu zahlen bereit sind, sind lächerlich gering, teilweise unter der Inflation (d.h. man verliert sogar Geld) und spiegeln in keinster Weise das tatsächliche Risiko wieder.
- die "Lösungsvorschläge" sehen im wesentlichen so aus einen Schuldenschnitt zu machen d.h. angelegtes Geld ist weg, oder die Schlden de facto weg zu inflationieren - es wird zwar von politischer Seite so gut es geht verschleiert, aber Aktioen wie kredite vollkommen ohne Sicherheit zu vergeben enspricht im wesentlichen dem anwerfen der Druckerpresse: die Geldmenge wird erweitert ohne das dafür irgend eine Form von Gegenwert geschaffen wird.
- ernsthafte Lösungen kommen über reine Lippenbekenntnisse nicht hinaus. Strukturreformen oder gar sparende Staaten sind sowas wie der Yeti: viel drüber geeredet, nie gesehen.

Was du als kurzsichtig und instinktgetrieben bezeichnest, ist ökonomisch rational: wer Europa Geld leiht, wird damit verlust machen.

Das verhalten der Politiker ist grundfalsch, weil sie nicht glaubhaft sind: die ganzen Rettungsmechanismen lösen kein Problem, sondern verschärfen es nur
 
Was du als kurzsichtig und instinktgetrieben bezeichnest, ist ökonomisch rational: wer Europa Geld leiht, wird damit verlust machen.

Und welchen Einfluss auf diese Erkenntnis hat nun die Frage, ob Griechenland in der EU ist oder nicht?

Was am Verhalten der Börsianer schlicht und ergreifend kurzfristig und instinktgetrieben ist, ist zum einen die Bedeutung, welche so einem Faktor beigemessen wird und zum anderen die Annahme, das hätte großartige Auswirkungen auf den Rest der PIIGS. Fakt ist, wenn du gerade dein Geld in Portugal angelegt hast, steht das auf ziemlich wackeligen Beinen. Ob Griechenland nun in der EU bleibt oder nicht, ändert daran recht herzlich wenig.
 
Verachtung ist zu hart, aber jemand dessen denken ausschließlich von idealistischen wunschvorstellungen bestimmt ist, und jeglichen ökonomischen Sachverstand vermissen lässt bzw. Fakten shclciht ignoriert, fällt es schwer für voll zu nehmen.

"glühende" Europäer sind für mich wie kleine Kinder die als Berufswunsch Prinzessin oder Ninja angeben 😀

Nur für dich:


http://de.wikipedia.org/wiki/Vision

unter: "im weiteren Sinne", Punkt 2

hast du bestimmt schon von gehört. Dazu gehörten mal so Sachen wie Friede in Europa oder auch das Internet.
 
Der Unterschied zu meiner Betrachtungsweise ist nun, dass ich eine Rückzahlungsfähigkeit in 5 bis 10 Jahren erwarte.

Auf welcher Basis erwartest du das?

Ich kann nichtmal erkennen, wie Griechenland überhaupt den aktuellen Schuldendienst leisten könnte, geschweige denn den stetig höheren Künftigen...

Eine Stabilisierung ist doch nur mit Abwertung (bzw Parallelwährung wie der DB Chefökonom jüngst vorschug) denkbar.

Wenn du die Jungs auf Jahre hinaus durchfinanzieren willst, wie willst Sie denn zum Sparen, geschweige denn auf das Lohn/Preisniveau kriegen, das tragfähig wäre?
Dass man vom Sparen die Schnauze voll hat, beweisen die Wahlen, und werden die nächsten Wahlen nochmal vertiefen, dabei geht die Sparerei erst na paar Monate.


Wer da auf Wachstum wartet, der wird vergebens warten, denn das griech. "Wachstum der Zukunft" hat bereits stattgefunden - eben in den letzten 15 Jahren.


Ist nicht so, als würd ich mir nicht wünschen, da einen netten 'blaues Auge' Ausweg zu sehen, der dem Land weiterhilft, und den jemand so halbwegs vorrechnen kann, aber ich sehs halt nicht. Nichtmal Steinbrück hatte da was in petto, Sinn nich, Mayer nich; alle denen ich wenigstens bis zu Tür traue sagen mir, genau wie wenn ichs laienhaft selbst überschlage: Die SIND pleite, und jede Insolvenzverschleppung machts nur schlimmer.

Wer da Geld hinschaufeln will, sind immer nur die Empfänger selber: Engagierte Banken, griech Politiker, eigene Politiker die den Stress freilich gern in die Zukunft verschieben & die ewigen linken alles-wird-gut-jungs ohne Rechenschieber, dafür mit Visionen, die einen Arztbesuch nahelegen würden. Und meine Lieblingsfraktion, die immer gern andeuten, das quasi der Krieg vor der Tür steht, wenn wir nicht blechen...
 
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Das sich notwendige Reformen, wie beispielsweise das Grundbuchwesen, nicht mal eben in 2 Jahren durchprügeln lassen ist vollkommen normal. Aber angepeilt wird ein Schuldenstand von 120% BIP, der das Bedienen der Schulden ermöglichen soll. Passiert das in der prognostizierten Zeit? Nö! Aber irgendwann eben doch. Und es geht (mir zumindest) gar nicht so sehr um sparen,sondern um den Umbau veralteter Strukturen, den Abbau von Unnsinnigen und den Aufbau von Sinnigen. Ich sagte es bereits: Die Verwaltung Griechenlands wird auf Kurs gepeitscht. Das wäre zumindest teilweise einfacher,wenn man die Realität der Transferunion akzeptieren könnte. Dann nämlich könnte auch investiert statt nur gespart werden.
 
Reformen im Staatswesen um wenigstens mal eine funktionierende Verwaltung hinzustellen, scheint mir eher Vorraussetzung für alles Kommende zu sein, weniger der Ausweg.

Schlimm ist doch, das nun, da sich das Siechen schon ewig hintreibt, die Lasten verschoben sind - von den eigentlichen Kapitalgebern hin zum Steuerzahler, und von der greichischen Elite hin zum Durchschnittsgriechen. Das ist doch die böse böse Ursache wie auch Konsequenz: Egal wieviel Geld man runterschafft, seis aufs Sperrkonto für den Schuldendienst oder darüber hinaus: die Kapitalflucht und das Haushaltsdefizit fressen garantiert alles wieder auf, und mehr.

Wer in Griechenland zu den oberen Zehntausend gehört wie sie so nett genannt werden, der hat seine Kröten schon lange in Sicherheit gebracht, und in Ecken angelegt, an die man nichtmehr rankommt.

Man hätte schon ganz zu Beginn den Kapitalfluss aus dem Land unterbinden müssen, eigentlich sogar die Konten einfrieren. Dann Abwerten; vielleicht um die 30% die man immer mal hört, vielleicht auch 40%. Freilich steigen dann die Euroschulden entsprechend, aber die schneidet man dannach erst, nachdem man ermessen kann, wieviel das Land tragen kann und wieviel nicht mehr.

Argentinien hats vorgemacht. Es ist ein vielzitiertes Beispiel, aber es taugt nunmal. Abwertung im Dezember um ganze zwei drittel, das folgende Jahr Rezession, und seit fast 10 Jahren dann wieder stabiles Wachstum über 5% im Jahr. Anders gehts nunmal nicht.
Eine glänzende korruptionsfreie Verwaltung gabs da definitiv auch nicht, aber man hat bis heute dort knüppelharte Gesetze gegen Steuerhinterziehung durchgesetzt, die ich selber indirekt schon spüren durfte. ^_^

Und Argentinien hatte sehr viel weniger Hilfe, sehr viel weniger reiche Nachbarn, und zeitweise quasi garkeine Kredite vom Markt mehr.

In Griechenland ist der Punkt freilich schon verpasst; wer Kohle hat, hat sie weggeschafft; es gab einen Schuldenschnitt zu nem Zeitpunkt an dem die Gläubiger aus dem Weg gesprungen waren und Banken den Verlust abschreiben mussten, die eh den Nationalstaaten gehören (das nannte man frecherweise auch noch Beteiligung der Privatwirtschaft) & weder aus dem Schnitt, noch aus Hilfen in Mrd. Höhe ergeben sich Perspektiven, Wachstum, oder wenigstens mal n geringeres Defizit.

Egal, welche Reform man einfordert, oder wie man auch übliche Beamtenarbeitsweisen etablieren mag, das wird mit gekränktem Nationalstolz von sich gewiesen, so als wollte man ihnen damit was Böses...
wie kann man denn da ohne absehbares Ende und ohne eine echte Planung Kröten hin überweisen wollen?

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Dabei kommt der Quasiaustritt ja spätestens nach der nächsten Wahl: wenn die griechische Linke gewinnt und die Sparversprechen nicht einhält, dann wird über Kurz oder lang die internationale Gemeinschaft nicht mehr zahlen. Kann sein, dass sich Europa das nicht traut, der IWF aber schon.
Spätestens dann muss Griechenland Schuldscheine rausgeben, mit denen es, wenigstens teilweise, seine Angestellten bezahlt.
Die lassen sich dann zu Kurs x in Euros tauschen, und fertig is die Parallelwährung.
Ob man die Schuldscheine dann Drachme nennt oder nich, is auch egal.
 
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