Historisch ? Herbst der Antike ? Römer für SAGA

@Renger Vor Zeiten, wie weiter oben im Thread zu sehen, bin ich bei der 4. Vindelikerkohorte mitmarschiert. Interessen ändern sich, und so hänge ich mich inzwischen nur noch als Gast an andere dran. Als es zuletzt ging, war ich z. B. in Xanten oder im Archeon (NL), also eher im Nordwesten. So 'ne erstaunliche Reichweite wie deine hab ich aber wohl nicht ?

Aber zurück zum eigentlichen Thema. Aktuell ist mein Terminplan völlig durcheinander, deshalb nehme ich mir lieber kleinschrittigen Kram vor. Neben dem nächsten regulären Trupp ("Krieger") rückt dadurch das Wurfgeschütz ("Manuballista") etwas früher ins Programm.
Als Bedienmannschaft reichen zwei Mann völlig aus. Und weil es fürs 3. Jahrhundert erneut eh nichts Passendes gibt, kann ich mich mit einem kleinen Umbau herausfordern.

Die (ungefähre) Vorlage soll eine meiner Lieblingsillustrationen zum Thema liefern. Schon seit anno 2012 bin ich stolzer Besitzer eines Abzugs, nur die Künstlersignatur verblasst zusehends 😱

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Der Herr links wird recht straight forward zu basteln sein. Für den Kompagnon rechts hab ich mir vorgenommen, die Nachlässigkeit bei den Bogenschützen auszubügeln und sein Gurtzeug zeitlich besser passend zu machen. Hier der Knetversuch und die sonstigen umgemodelten Einzelteile soweit (sorry für die Fotoqualität, ist quasi live).

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Gürtel waren seinerzeit ein echtes Statussymbol. Dementsprechend wurden sie häufig aufwendig verziert. Fürs 3. Jahrhundert typisch ist z. B. der freischwingende, oft herzförmige Anhänger am Frontriemen des Schwertgurts, der beim Gehen lustig klimpert. Leider gibt es keine frei verfügbaren Bilder, daher nur ein Link zu ein paar Originalen mit Rekonstruktion. Freilich reichen meine Knetkenntnisse gerade so aus, um die fitzeligen Formen anzudeuten. Man bekommt 'ne Idee, hoffe ich.
 
Langsam kommt das Zeug zusammen.

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Nach der Stellprobe ging es direkt in die Lackiererei. Da warten auch schon die restlichen Kommilitonen drauf, dass es gleich endlich weitergeht.

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Die Zwischenschritte dokumentiere ich vor allem für das aktuell laufende Event. Hier aber schon mal als Vorschau auf das, was da kommt. Mehr Hintergrundblabla, sobald ich durch bin. Nervlich oder mit den Figuren.
 
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First to come, first to leave…
In einer wortwörtlichen Nacht-und-Nebel-Aktion habe ich die Bemalung der Artillerie vor- und dann auch durchgezogen. Damit ist außerdem der mit den überzähligen Bogenschützen angebrochene SAGA-Punkt ordnungsgemäß aufgefüllt.

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Der Richtschütze stammt größtenteils aus der Box von Wargames Atlantic. Aus diversen Victrix-Sets ergänzt sind sein Helmbusch, Schwert und der rechte Unterarm. Der Eimer kommt aus einem Zinnbausatz (Hersteller hab ich vergessen) und ist mit Wurfpfeilen der WGA-Römer gefüllt, die hervorragende Bolzen abgeben. Im Gegenzug besteht das fleißige (aber müde) Helferlein bis auf den ausgebohrten Helm komplett aus Teilen der Spätrömer von Victrix. Seine Mütze in der Illustration entspricht einem Fund aus dem syrischen Dura Europos. Meine "Nachbildung" ist aus einem spätrömischen Kammhelm zurechtgeschnitzt und entspricht deshalb eher einem Stück aus dem ägyptischen Außenposten Didymoi. Form und Fundumständen wegen wird es als unter dem Helm getragene Kappe gedeutet.

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Quelle

Das eigentliche Geschütz ist aus Zinn und stammt von Stronghold Terrain. Die Konstruktion passt besser ins 3. Jahrhundert als z. B. der Plastikbausatz von Warlord Games. Noch schöner gewesen wäre eine speziell römische Variante mit nach innen gerichteten Wurfarmen (Suchbegriff "Hatra Ballista"), aber hey… Wirklich überzeugt bin ich von der Stronghold-Interpretation leider nicht. Klar, das Ding ist kein Funktionsmodell. Aber der Designer hat arg an Details gespart oder manche Funktion vielleicht nicht ganz verstanden. (Wer sie sich ausführlich erklären lassen will, ist bei Tod's Workshop gut aufgehoben.) – Zumal ich mit der originalen Bedienmannschaft nichts anfangen kann, zeige ich das Geschütz am Beginn des Ladeprozesses: Der Richtschütze zieht gleich den Schlitten auf der Schiene nach vorn, um die Sehne einzuhaken. Per Seilwinde wird der Schlitten dann zurückgezogen und die Sehne so gespannt.

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Damit wachsen meine SAGA-Römer auf satisfaktionsfähige und für mich vollkommen sagenhafte sechs Punkte!
Die erste Variationsmöglichkeit – in Gestalt des oben geteaserten Trupps "Krieger" – wartet aber schon auf ein paar letzte Akzente. Vielleicht komme ich dazu sogar unter der Woche. Dranbleiben!
 

Kurzvorstellung: Twilight of Empire​


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Format: Hörbücher (ungekürzt)

Autor: Ian Ross


Sprecher: Jonathan Keeble

Noch im alten Jahr war selbst der themenfremde Hörstoff aufgebraucht. Was Neues musste her. Die Bücher von Ian Ross hatte ich schon länger auf der Merkliste. Jetzt hab ich ihnen mal 'ne Chance gegeben. Und traue mir inzwischen ein Urteil zu.

Zugegeben, die Handlung setzt gaaanz am Ende des 3. Jahrhunderts ein. Außerdem bloß in einer Art Vorspann. Die ganze Serie ist dagegen in den ersten Jahrzehnten nach dem Jahr 300 angesiedelt. Insofern ein kleiner Blick über den Tellerrand für dieses Projekt. Inhaltlich sind wir aber voll auf Linie: Wie bei den Ballista-Romanen warpen wir uns in ein Römisches Reich, das längst nicht mehr unbesiegbar ist, sich gegen Barbaren behaupten muss (die gar nicht so barbarisch sind) oder sich in Bürgerkriegen aufreibt. Alles wie gehabt.

Überhaupt liest (bzw. hört) sich Ian Ross wie ein gelehriger Schüler von Harry Sidebottom. Viele Begriffe und Aussprüche kommen einem bekannt vor, wenn man Sidebottom im Ohr hat. Allerdings macht Ross vieles dann doch etwas anders und, für meinen Geschmack, auch besser.

Zuallererst: Die Serie abgeschlossen. Der sechste und letzte Band erschien 2019, und der Autor fängt gerade eine neue Reihe in einem Mittelalter-Setting an. Das Thema und die Protagonisten werden also aller Voraussicht nach nicht weiter ausgequetscht. In Zeiten endloser Serien mit dann meist blödem, weil erzwungenem Ende finde ich das bemerkenswert.
Zum Zweiten: Der Autor ist zuerst Schriftsteller. Er kennt sich in seinem Thema aus, aber er reibt es einem nicht ständig unter die Nase. Stattdessen werden eine Story und da hineinpassende Figuren entwickelt. Das ist immer noch keine hoch anspruchsvolle Literatur. Aber sehr viel angenehmer zu lesen.
Drittens: Die Charaktere funktionieren. Mit dem Helden, Aurelius Castus, muss man sicher erst warm werden. Auf den ersten Blick ist er ein eher schlichtes Gemüt. Er ist ungebildet, weder adlig von Geburt noch ein edler Barbar, sondern stammt aus Römisch-Hintertupfingen und identifiziert sich durchaus mit seinem Soldatenjob und "der römischen Sache". Die persönlichen wie politischen Konflikte, in die er dennoch dauernd rutscht, wirken dadurch weniger aufgesetzt, die Figur nicht so gewollt edgy. Weil Castus außerdem eigentlich nur nicht auffallen will, lässt er Raum für andere interessante Figuren. Und, Schockschwerenot, das können sogar Frauen sein! Denen wird zu allem Überfluss eine eigene Agenda zugestanden, die über die Rolle als Mutter und Sexspielzeug hinausgeht. Unvorstellbar.
Für den vierten und letzten Punkt kann der Autor eigentlich nur bedingt was: Der Vorleser hat hörbar Spaß an der Sache. Das Latein ist wacklig. Dafür ist die stimmliche Charakterisierung großartig und teils urkomisch. Warhammerfans dürfte Jonathan Keeble eh bekannt sein – er hat z. B. "Helsreach" eingelesen. Und jetzt wünsche ich mir 'ne Animationsserie für die Castus-Bücher…

Gibt's Kritik? Klar, geht nicht ohne. Die Bücher sind zum einen etwas zu lang. Ich fühlte mich manchmal wie im Kino, wo man schon aufspringt, um dann zu merken, dass nach der Schwarzblende noch was kommt. Und dann noch was.
Zum andern ein bloßer pet peeve: Britannien ist als Schauplatz einfach super ausgelutscht. Na gut, den ersten Band dort anzusiedeln, ist dem Setting geschuldet (die Karriere von Kaiser Konstantin, die hier begleitet wird, beginnt nun mal in York) und zielt marketingmäßig klug auf ein angloamerikanisches Publikum. Trotzdem lag der Roman bei mir genau deshalb lange auf Halde. Seid nicht wie ich, lest das Ding, es geht nur aufwärts.

Insgesamt kann ich die Serie – oder zumindest diesen ersten Band zum Probehören – ehrlich und vorbehaltlos empfehlen.
10/10 Lorbeerbäumchen ?
 
Freut mich sehr, wenn die "Buchbesprechungen" hie und da Anklag finden und vielleicht sogar zum Reinlesen animieren 🙂
Ich schreib die ja mehr ins Blaue, weil ich finde, dass solche Nebenschauplätze und Nutzlosigkeiten nen Armeeaufbau von der reinen Galeriefunktion abheben. Daher, vielen Dank für die Rückmeldungen!
Allernächst kommen auch wieder ein paar Minis, vielleicht schon später am Tag.
 
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Reaktionen: Eric Manoli
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Heute geht es zurück zu den Wurzeln. Ganz schlicht, ganz typisch – ein Trupp Fußlatscher (bzw. "Krieger").

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Weil ich mir immer noch vorstelle, dass die Gesamttruppe einen kleinen, grob zusammenhängenden Verband darstellt, haben die Kerle das gleiche Schildmotiv bekommen wie ihre Kumpels aus der Erstfassung. Ein bisschen variiert habe ich nur die Farbtöne. Dem ist auch der inzwischen völlig überbetonte "Stretch-Effekt" bei der Bespannung geschuldet. In echt soll die eine völlig glatte Oberfläche ergeben. Sieht nur leider im Miniaturenformat nach nix aus.

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Umbauten sind diesmal sehr sparsam gehalten. Für etwas Abwechslung – und weil die von Wargames Atlantic beigelegten einfach nich' so schön sind – sorgen die Schwerter der Spätrömer von Victrix und ein paar exklusive Schwertscheiden. Die hat ein Kumpel nicht nur gedruckt, sondern sogar selbst designt. Mein Glück wär vollkommen, wenn er die ersten Helmvarianten zaubert ?

Nach den ganzen Extras waren die Jungs echt entspannend. Und ich weiß wieder, warum ich das Projekt überhaupt gestartet habe: Bei allen Mängeln ist das Plastikset von WGA immer noch ein persönliches Highlight. Mindestens ein weiterer Trupp Fußsoldaten kommt daher sicher auf die Ergänzungsliste. Zumal ich mit der – ersten? – Erweiterungsliste schon fast im Soll bin.

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Muss allerdings erstmal Ideen fürs Kitbashing sammeln… ?
 
Wie machst du es denn, dass du diesen cleanen weißen Hintergrund hast? Schneidest du das mit einem Bildbearbeitungsprogramm aus? Könntest du da den Prozess kurz erklären?
Klar, gerne. Ich fotografiere auf weißem Papier/Fotokarton. Das ist für mich die bislang einfachste Lösung, Weißabgleich und Tonkorrektur in der Bildbearbeitung (bei mir Photoshop oder Affinity Photo) einigermaßen einheitlich hinzukriegen. Damit reduziere ich auch den Schattenwurf – der ist unvermeidlich, weil ich normalerweise nur mit einer einzelnen Tageslichtlampe und dann noch mit dem Gurken-Fon fotografiere.

Bei den zuletzt eingestellten Fotos habe ich tatsächlich die Figuren in der Bearbeitung freigestellt und auf eine weiße Hintergrundebene gesetzt (ein paar Artefakte sind natürlich stehen geblieben ?‍♂️). Auch das erleichtert ein weißer Fotohintergrund. Für Grafikspielereien wie die "Truppenübersicht" stelle ich die Minis sowieso frei, aber da geht es ja nicht um die Einzelansicht der Figuren. Weiß deshalb noch nicht, ob mir das hier zu künstlich wirkt.

Man sieht, ein richtiger Prozess ist das alles nicht. Bin selbst noch auf der Suche.
 
Für die Hobbyzeit am Wochenende hab ich die nächste Einheit zusammengeschraubt. Plangemäß sind es noch einmal vier Gardereiter geworden (in SAGA-Sprech: Veteranen).
Zur Abwechslung der doch immer gleichen Helme habe ich hier zwei sogenannte Kammhelme eingemixt. Die werden ikonisch erst für römische Soldaten des 4. und 5. Jahrhunderts. Aller Wahrscheinlichkeit nach sind sie aber schon im späteren 3. Jahrhundert "erfunden" worden. Wer wirklich noch mehr wissen muss, liest nach dem Foto weiter.

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Als frühestes Beispiel galt lange ein Fund aus Augst in der Schweiz. Dort beharken sich um das Jahr 275 römische Truppen im Häuserkampf, Gebäude werden abgefackelt, Ausrüstung geht im Chaos verloren – darunter scheinbar auch besagter Helm. Inzwischen hat man sich den Befund noch mal angeschaut und festgestellt, dass die vom Schlachtgetümmel hinterlassene Schutthalde einfach zur öffentlichen Mülldeponie umfunktioniert wurde. Der Helm kann also auch deutlich später dorthin geraten sein.
Wieder mal gibt es keine gemeinfreien Fotos, deshalb nur ein Link zu einer Dokumentationsseite (mit Video) und die Rekonstruktionszeichnung eines ähnlichen Modells:

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Quelle (Suetonius, CC BY-SA 3.0)

Die Kammhelme lösen um 300 n. Chr. alle früheren Modelle flächendeckend ab. Ihr größter Vorteil: Sie lassen sich in Masse produzieren. Weil sie aus Einzelteilen zusammengesetzt sind, kann man sie außerdem dem Träger besser anpassen und beschädigte Komponenten leichter austauschen als bei den Vorgängermodellen. Nicht zuletzt sind die neuen Helme bequemer bei annähernd identischer Schutzfunktion. Je nach Einsatzzweck oder Truppengattung scheint man bestimmte Varianten verwendet zu haben. Wahrscheinlich ließ sich auch der Rang des Trägers ziemlich genau an Aufsätzen, Zierelementen und verwendeten Materialien ablesen.

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Am oberen Ende der Skala: Goldbeschlag eines Helms aus dem Moor von Deurne (Niederlande)
Quelle (Michiel from Leiden, the Netherlands, CC BY-SA 2.0)

Eventuell haben die Römer die Idee aus Persien geklaut. Auslöser könnte gewesen sein, dass in den 260er-Jahren Verluste an Mensch und Material schnell ersetzt und Alliierte mit römischer Technologie aufgerüstet werden müssen (noch heute werden zuweilen ja erstmal Helme geschickt…). Vor allem stellt man Reitertruppen auf, um schneller auf Krisen reagieren zu können. Die könnten (!) also die ersten Prototypen aufgetragen haben. Reine Spekulation, als Ausrede für mich aber gut genug.
 
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