Historisch ? Herbst der Antike ? Römer für SAGA

Herzlichen Glückwunsch zum zweiten Platz beim BAM des vergangenen Monats:
BAM-Nominierung.jpg

Einfach toll und wunderschön, was Du hier präsentierst!!!
Weiter so ?
 
So, jetzt komm ich auch endlich dazu, mal ordentlich danke zu sagen. An alle, die hier reingeschaut und (trotzdem) für mein Projekt gestimmt haben; alle, die sich die Mühe machen, einen Kommentar zu schreiben; und an alle, die einfach durch Emojis oder den bloßen Besuch mir Dampf machen, am Ball zu bleiben. Danke euch! ☺️

Das lässt mein Reenactment Herz höher schlagen und ich verfolge das hier gebannt weiter
Wie schön, jemanden mit ähnlicher Hobby-Schnittmenge zu sehen! Wo ich mich rumtreibe, war ja weiter oben zu erahnen. Was reenactest du denn so?

Würde sogar soweit gehen und pauschal behaupten dass nicht ein Jeder Tartan braucht, und Abwechslung selbigen eher mehr hervorhebt als eine Vielzahl davon.
Das stimmt absolut. Und war auch so geplant. Denn die Einheit soll ja ein zusammengewürfelter Haufen sein. Wer weiß schon, woher die ihre Klamotten beziehen.
Das ist der Stand der Dinge zum heutigen Abend.

Populares02.jpg


Es fehlen also nur noch Schilde und Grünzeug. Allerdings hab ich mich noch nicht entschieden, ob und, wenn ja, welches Einheitensymbol die Jungs bekommen sollen. Muss mal drüber schlafen. Derweil passt Bruder Flagrus auf, dass niemand sich unerlaubt entfernt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Jep. Von Forgotten Chapters.

Danke! Leider scheinen die nur Chaptersymbole im richtigen Farbschema zu haben, aber keine taktischen (die müßten nämlich auch Rot auf schwarzem Grund sein, mit einem roten Rand drumzu). Aber ist mir eigentlich auch ganz recht. Ich hab schon Space Marines genug! 😉
 
Anlass für dieses Projekt war zuallererst der Release der "Late Roman Legionaries" von Wargames Atlantic. Oder, besser gesagt, meine Enttäuschung, dass der Hersteller nicht mehr aus dem Set gemacht und das wohl auch nicht vorhat. Ziemlich zielgenau hat man nämlich eine Marktlücke getroffen, ebenso zielgenau bei Vermarktung und Weiterentwicklung daneben gehauen.
Warum, das versuche ich hier zu erklären. Ich mache das in zwei Teilen: einer Kurzfassung für alle und einer ausführlicheren Besprechung im Spoiler.

Vorstellung: Der Look des 3. Jahrhunderts​

Die römische Armee macht in der Zeit vom ausgehenden 2. bis zum frühen 4. Jahrhundert einige tiefgreifende Wandlungen durch. Einige schlagen sich auch in der Ausrüstung nieder. Die wichtigste betrifft die Kampfweise: Sie wird flexibler. Zum einen kommen Spezialisierungen innerhalb der regulären Truppen auf, z. B. schwer und leicht gerüstete Reiter, Bogenschützen oder leichtbewaffnete Plänkler. Das bedeutet, man setzt verstärkt auf das Prinzip der verbundenen Waffen. Zum anderen wird die "schwere Infanterie", für die die Römer bekannt waren, umgeschult. Die Soldaten sollen zwischen geschlossener und lockerer Formation leichter wechseln, sich schneller bewegen und auch im Einzelkampf bestehen können.

MIR-ohne-Schild.jpg


Darauf ist die um 200 erneuerte Ausrüstung ausgelegt: Der Spieß (hasta) ist vor allem eine Stoßwaffe, kann aber auch geworfen werden. Das Schwert (spatha) hat genug Reichweite, um damit ernsthaft zu fechten; im Gedränge greift man zum Dolch (pugio) oder einem Kurzschwert (semispatha). Weil man nicht mehr halb geduckt und entsprechend langsam vorgeht, werden Kopf und Hals mit glockenartigen Helmen geschützt. Die schränken nicht nur die Bewegung ein, sondern verhaken sich leicht mit den Schulterstücken der aus Asterix-Heften bekannten Schienenpanzer. Deshalb werden wieder mehrheitlich Ring- oder Schuppenpanzer getragen. Wenn möglich, werden die Panzerhemden verlängert und erhalten Ärmel; alternativ oder zusätzlich verwendet man Arm- und Beinschienen.

Aurelius_Sabius.jpg

Beispiel für die "Ausgehuniform": Grabstein des Aurelius Sabius (Quelle)

Der Hüftgürtel (cingulum) verliert sehr bald seine Funktion als Waffenhalter und zusätzlicher Schutz, wird ganz zum Statussymbol. Auch unbewaffnet erkennt man Angehörige des Militärs im 3. Jahrhundert immer am Gürtel mit Ring- bzw. Rahmenschnalle. Reich verziert sind dafür der breite Schwertgurt (balteus) und die daran befestigte Schwertscheide. Auch hier sind die Schmuckelemente ein deutlicher "Epochenmarker".

Vorstellung: Late Roman Legionaries (1) von Wargames Atlantic

Preis, Box & Vermarktung​

Das Set enthält 24 Figuren zum UVP von ca. 34 Euro; jede Figur kostet also ca. 1,40 Euro. Das ist für historische Plastiksets nur ganz leicht über dem Schnitt, und bei deutschen Händlern kommt man fast überall etwas günstiger weg. – Zum Vergleich: Die "Late Roman Unarmoured Infantry" von Victrix kostet beim Hersteller direkt knapp 40 Euro für 36 Figuren (ca. 1,10 Euro pro Figur), Warlord Games bietet 26 "Early Imperial Roman Auxiliaries" für 31 Euro an (ca. 1,20 Euro pro Figur).
Vermarktet wird das Set als Teil einer Reihe für die Spätantike. Ziemlich spezifisch geht es um die Zeit zwischen 284 und 476 n. Chr. – das meint vom Antritt Kaiser Diokletians, der das Römische Reich verwaltungsmäßig neu aufteilte, bis zur Absetzung des dann wirklich letzten weströmischen Kaisers Romulus. So steht's in den Schulbüchern, im jahrgenauen Zuschnitt ist es aber etwas willkürlich.

MIR-Box.jpg


Die Coverillustration von Peter Dennis soll dann gleich die ganze Spannweite der Box demonstrieren: Im Vordergrund steht ein Soldat in fürs 3. Jahrhundert typischen Kleidung und Ausrüstung; der Kamerad hinter ihm zeigt dann schon die Optionen, die in die restlichen anderthalb Jahrhunderte gehören sollen.

Gussrahmen​

Die Box enthält 6 identische Gussrahmen. Das heißt auch, die Ausrüstungsoptionen für Anführer, Hornist und Standartenträger sind ebenfalls sechsmal vorhanden. Eine der Standarten, das Vexillum, ist zudem mit dem Chi-Rho-Zeichen eindeutig christlich belegt, was den Nutzen etwas einschränkt. – Die Waffenauswahl beschränkt sich auf Schwert und Speer. Alternativ kann man je 3 Soldaten Wurfpfeile (plumbatae) in die Hand geben, die auch auf der Schildinnenseite mitgeführt werden.

MIR-Guss.jpg


Die größte Variation gibt es bei den Köpfen: Man bekommt 19 Optionen pro Rahmen, davon 4 mit Mützen/Hüten (dem pileus pannonicus) und 1 ohne Kopfbedeckung. Der Rest trägt Helm, wobei je 4 Helme vom Typ "Niederbieber" (3. Jahrhundert), Kammhelme (4./5 Jahrhundert) bzw. Spangenhelme (5./6. Jahrhundert) vorkommen. Dazu kommen 1 Kammhelm für den Chef und einmal der "Fifi" für Standartenträger/Hornisten. Je 4 optionale Haarschweife und Federbüsche runden das Ganze ab.

Why so serious?​

Insgesamt bekommt man also einiges an Auswahl an die Hand. Die Modellierung ist gut gelungen, die Details weder überzeichnet noch unscharf – die Darstellung der Ringpanzer gefällt mir besonders. Und ganz allgemein spricht absolut nichts dagegen, die Figuren für den aufgedruckten Zweck, eben als "Spätrömer" einzusetzen.
Allerdings heißt – für mich! – Historical Wargaming auch, auf eine möglichst stimmige Darstellung zu achten. In vielen Details gehören die Figuren hier in die Zeit vor dem angegebenen Stichdatum um 300 n. Chr. Anders gesagt, als Basis der Figuren für das 4. und 5. Jahrhundert soll hier Ausrüstung dienen, die ein- bis zweihundert Jahre früher genutzt wurde. Das ist etwa so passgenau, wie US-Truppen in Afghanistan aus Sets für bestenfalls Vietnam oder aber den Sezessionskrieg zu basteln.

MIR-grundiert.jpg


Nichts davon scheint die Jahrhundertwende überlebt zu haben. Einiges (wie der Dolch) ist wahrscheinlich schon früher aus der Mode gekommen. Klar ist auch, dass der riesige Schild solche Details leicht überdeckt und von ihnen ablenkt. (Die Schilde sind sowieso ein Highlight des Sets, weil kein anderer Anbieter diese Form im Programm hat, sie aber ab dem späten 2. Jahrhundert in der römischen Armee weit verbreitet scheint.) Trotzdem, wer's einmal gesehen hat, wird den Look immer wiedererkennen.

Warum dann dieses Durcheinander? Einen Hinweis gibt die einzelne barhäuptige Kopfvariante. Sie ist nämlich eindeutige Hommage an eine Illustration von Angus McBride (die ich wegen Urheberrechten nur verlinke, bei Bedenken auch das einfach löschen). Und so sind auch die restlichen Details ganz offenbar von dieser Vorlage inspiriert. Das Bild ist ursprünglich erschienen im Osprey-Heft "Imperial Roman Legionary, 161–284 AD" und stellt laut Legende einen Soldaten des "mid to late 3rd century" dar. So weit, so korrekt.
Dass Wargames Atlantic daraus ein Set für die Spätantike gepresst hat, ist wahrscheinlich einer Mischung aus Ahnungslosigkeit und Geschäftssinn geschuldet. Das eine deshalb, weil dem angekündigten nächsten Römerset eine solche Vorlage zu fehlen scheint und es entsprechend unsinnige Ausrüstung zeigt. Das andere, weil die Spätantike besonders im englischen Kulturraum bekannter und als "Age of Arthur" auch unter Wargamern beliebt ist.

Irgendwie hoffe ich noch drauf, dass sie bei Nummer 2 des Sets wirklich nur das Panzerhemd ändern, die sonstige Ausrüstung gleich lassen. Noch lieber wäre mir natürlich ein Set mit mehr und möglichst auch verschiedenen Helmen fürs 3. Jahrhundert. Die vier bisher beiliegenden sind definitiv zu wenig, gerade bei Kombinationen verschiedener Sets.
 
Zuletzt bearbeitet:
Update.jpg

Das Questevent soll einen aus der Komfortzone locken, und spätestens jetzt ist das bei mir gelungen. Denn ich habe den – sehr – bescheidenen Versuch unternommen, ein – SEHR – kurzes Filmchen zu inszenieren.

Meinen Plan einer mehrteiligen Dokumentation einschließlich Drohnenaufnahmen, 3D-Rekonstruktionen und Massenszenen habe ich dafür erstmal zurückgestellt. Dazu muss ich dann wohl doch nochmal bei Licht-, Ton- und Kameratechnikern in die Lehre gehen und mein dereinst abgebrochenes Dramaturgiestudium zu Ende bringen.

Na ja, wer die gut 15 Sekunden hat, kann ja mal reinschauen:


Der Kanal ist sonst wüst und leer, weil rein für den Konsum gedacht. Die auftretenden Komparsen stelle ich gleich im Anschluss mit einem eigenen Post vor.
 
Zuletzt bearbeitet: