So, ich habe Diablo III auch dank des WoW Jahrespasses bekommen und nun endlich auch auf normal durchgespielt (ich hatte recht wenig Zeit die letzten zwei Wochen). Ich wollte mich in Bezug auf die Story nicht spoilern lassen, daher habe ich auch in die Threads nicht reingeschaut. Hier mal mein kleines Review zu dem Spiel.
Die Story setzt etwa 20 Jahre nach dem Ende von Diablo II bzw. des Addons Lord of Destruction ein. Die drei großen sowie zwei der vier geringen Übel der Hölle waren damals vernichtet worden. Allerdings war der Erzengel Tyrael am Ende gezwungen den vom Höllenfürst Baal korrumpierten Weltenstein zu zerstören - mit unbekannten Folgen. 20 Jahre später ist nun der mittlerweile sehr greise Deckard Cain mit seiner Adoptivnichte Leah unterwegs im mittlerweile geründeten Neu-Tristram. Cain glaubt, dass die zwei verbliebenen geringen Übel Azmodan und Belial das Ende aller Tage einläuten wollen. Damit könnte er nicht Unrecht haben, denn ein Teil einer alten Prophezeiung über den Weltuntergang scheint sich zu erfüllen, als ein Stern vom Himmel fällt und die alte Kathedrale von Tristram trifft. Dabei stürzt Cain in das so entstandene Loch und kurz danach erscheinen Untote in der Gegend. Zum Glück tauchen schnell einige durch den Stern angelockte Helden in Neu-Tristram auf, die sich selbstlos der Sache annehmen…
Insgesamt denke ich schon, dass die Geschichte von Diablo III gut inszeniert wurde. Sie ist auf jeden Fall deutlich umfangreicher und facettenreicher als die von Diablo II und muss sich auch vor den Hack & Slays der vergangenen Jahre nicht verstecken. Überraschende Charakterentwicklungen darf man allerdings nicht erwarten - der eigene Hauptcharakter bleibt von Anfang bis Ende der integre Held, der einfach die Monster schnetzelt, für den Rest sind samt und sonders die NPC-Charktere zuständig. Insgesamt macht die Geschichte aber schon was her, auch wenn man nach dem einmaligen Durchspielen natürlich alle Wendungen kennt. Mir gefällt auch, dass der eigenen Charakter sich nun trotzdem aktiver an der Story beteilig und deutlich mehr zu sagen hat, als die 5-6 Alibisätze in Diablo II.
Im Vorfeld ist ja viel darüber diskutiert worden, ob das neue System der Spielmechanik (automatische Levelaufstiege, man lernt bis zur Maximalstufe von 60 alle Fähigkeiten) nun eine unglaubliche Vereinfachung oder eine notwendige Weiterentwicklung war. Ich gehöre zu letzteren, denn ich habe das Punkteverteilen in Diablo II (und anderen Spielen dieser Machart) immer als lästig empfunden und hatte stets das Gefühl etwas falsch zu machen. Mit fällt das daher auch eher positiv auf und es gibt meiner Meinung nach noch genug Variationsmöglichkeiten.
Die 5 Charakterklassen (Barbar/ Mönch/ Zauberer/ Hexendoktor/ Dämonenjäger - diesmal jeweils wahlweise weiblich oder männlich) spielen sich wie erwartet deutlich unterschiedlich an und haben alle andere Stärken und Schwächen und ein eigenes Repertoire an Effekten und Zaubern. Es können nur maximal 6 Fähigkeiten aktiv gehalten werden, was wie im ersten Guild Wars zu verschiedenen Setups führen kann, denn bestimmte Fähigkeiten sind gegen Gegnerhorden ausgelegt, während andere primär für starke Einzelgegner gedacht sind. Leider kann man aktuell noch keine Verteilungen speichern. Immerhin ist der Wechsel jederzeit möglich, auch wenn die Fähigkeit dann mit einer kurzen Abklingzeit von mehreren Sekunden belegt wird.
Dazu kommen noch die überarbeiteten Begleiter. Dies sind nun eigenständige Charaktere mit kompakter aber interessanter Hintergrundgeschichte, was mir positiv gefällt. Auch gibt es im Spiel immer wieder mal einen launigen kurzen Dialog zwischen dem Hauptcharakter und seinem jeweiligen Begleiter, was durchaus atmosphärisch ist. Außerdem können den Begleitern für ihre Rolle (Krieger/ Bogenschütze/ Zauberin) typische Waffen in die Hand gedrückt werden, außerdem kann man in deren Levelphase viermal zwischen zwei zusätzlichen Spezialfertigkeiten wählen. Diese Wahl ist dann sogar interessanterweise fix und kann aktuell nicht mehr rückgängig gemacht werden.
Wie auch immer, das Erschlagen der Monster macht Spaß wie immer und der Gore-faktor ist auf dem bekannten Diablo-Niveau, also schon arg übertrieben aber mit genug Härte, um zum Universum zu passen. Die "ab 16" Einstufung ist in jedem Fall angemessen. Auch das Sammeln besserer Ausrüstung ist motivierend wie eh und je. Schade nur, dass es zumindest im normalen Schwierigkeitsgrad noch kein Unique-Item gab. Ansonsten sind die "Gelben", also als selten zählenden Waffen, wie auch die regulären "Blauen" leider immer zufallsgeneriert, so dass man auch mal komische Kombinationen erhält, die man niemals anlegen würde - so z.B . eine nur für Mönche zu gebrauchende Waffe mit Intelligenz - was diese Klasse absolut nicht gebrauchen kann.
Daher ist auch der Schmied (als einer von zwei Handwerkern) relativ sinnlos. Bei dem kann man magische Waffen zerlegen und aus den so erhaltenen Komponenten neue schmieden lassen. Wenn man dann aber dutzende Waffen für eine neu zu schmiedende gelbe zerlegt hat und dabei am Ende nur Schrott rauskommt ist das schon recht demotivierend. Aktuell ist dieser Handwerker eher en Goldsink (dienst also zum Aufbrauchen des gesammelten Goldes). Zum Glück gelten die getätigten Upgrades für den gesamten Account, so dass man nur einmal die neuen Schmiederezepte freischalten muss.
Deutlich besser ist da der Juwelenschleifer, der in Bezug auf Edelsteine die Funktionen des abgeschafften Horadrim-Würfels übernimmt und jeweils drei gleiche Juwelen zu einem Juwel der nächsthöheren Stufe kombiniert. Außerdem kann er Edelsteine aus den Sockeln gegen Gold entfernen, wobei Edelstein und Item unversehrt bleiben! (So etwas hätte ich auch gerne für die Juwelen in WoW…). Insgesamt ist ein Handwerker also sehr sinnvoll und der andere (zumindest am Anfang) eher nicht. Für die höheren Entwicklungsstufen braucht man übrigens neben Gold noch bestimmte Items, die man nur bei Bossen der höheren Schwierigkeitsgrade finden kann.
Kurz noch was zur Grafik. Dies ist … nun ja … zweckmäßig. Klipp und klar gesagt: Selbst mittlerweile einige Jahre alte Hack & Slays wie Titan Quest oder Sacred II sehen da gleichwertig oder sogar besser aus. Blizzard gleich dies allerdings durch viel Abwechslung in den Terrain- und Dungeon-Grafiksets aus. Außerdem gibt es viele nette Physikeffekte und Lichtspielereien, so dass man darüber hinwegsehen kann. Es geht insgesamt in Ordnung, reißt aber niemanden vom Hocker.
Ein Wort noch zur Onlinepflicht. Dies sehe ich mit deutlich gemischten Gefühlen. Solange alles läuft sehe ich kein Problem. Leider gab es seit Release jetzt schon mehrere Abende, in denen gar nichts mehr ging. Selbst wenn man nur Solo spielen wollte konnte man dies aufgrund von Serverausfällen nicht. Das halte ich für ein Ding der Unmöglichkeit; das geht gar nicht. Ich mache so etwas auch nicht immer mit, aber Diablo III ist nun mal eines der wenigen Spiele, wo ich dies akzeptieren will. Andere ausgewiesene Solo -Spiele habe ich wegen permanenter Onlineanbindung schon ignoriert (wie zB die neusten Siedler-Spiele). Das wirkst sich auch nicht unerheblich auf meine Gesamtbewertung aus…
Nun, wie bewerte ich also das lang erwartete Diablo III? Ganz klar, es macht mir viel Spaß, aber irgendwie bin ich doch etwas enttäuscht. Hat Blizzard noch mit Spielen wie Starcraft, Diablo II, Warcraft III und World of Warcraft Maßstäbe gesetzt, so waren jetzt Starcraft II und Diablo III "nur" würdige Fortsetzungen. Ganz klar, spielerisch bleibt das Spiel bis zum Ende auf einem hohen Niveau und ich habe auch nichts dagegen, dass der erste Schwierigkeitsgrad zu leicht ist und man ihn mit jedem neuen Charakter einmal durchspielen muss, bevor man mit diesem dann zum Albtraummodus wechseln kann (das gilt auch für die weiteren Schwierigkeitsgrade). Aber irgendwie fallen dann doch ein paar Kleinigkeiten auf, die sich am Ende aufsummieren. Benannt wären das vor allem die relative Nutzlosigkeit des Schmieds; zufallsgenerierte klassenspezifische Items, die dieser Klasse aber nur selten etwas bringen; die aktuell noch unzureichende Serverstabilität.
Daher bewerte das Spiel am Ende nur mit 88/100 Punkten. Die 90 schafft es Diablo III ganz sicher nicht, aber das Spiel ist eben dich gut genug, dass es im "sehr guten" Bereich von 85-89 Punkten landet.