Das letzte Gefecht vor dem großen Psionikerkampf.
Die Ablenkung
Harashi betrachtete die Aufklärungsberichte, die ihm soeben vorgelegt wurden. Sein bester Gardist, Deimos, stand reglos neben ihm und hatte den Blick ebenfalls auf die Karte gerichtet. In solchen Belangen räumte Harashi seinem Bestem in gewissen Maße Mitspracherecht ein.
„Angriffe überall. Alle ihre Stellungen sind schutzlos, doch können wir nicht angreifen, da wir alles zur Verteidigung brauchen. Und woher wissen sie von unseren Basen im Dschungel und in der Wüste? Diese Affen sind ja wahnsinnig.“, knurrte Harashi.
Deimos lehnte sich etwas mehr nach vorne um die Karte besser im Blick zu haben. Angestrengt blickte er auf die einzelnen Problemherde.
„Ein Großangriff auf alle unsere Stellungen mit allem was sie haben. Diese Taktik hätte von uns stammen können.“
Harashi blickte noch angestrengter auf die Holokarte, in der Hoffnung irgendeine Erkenntnis zu bekommen. Diese blieb allerdings aus.
„Wir haben berichte von ankommenden Transportern. Doch wie haben sie ohne unser Wissen Verstärkung angefordert? Und ich habe Berichte, dass sie noch weitere angefordert haben. Das Ende dieser Jagd scheint nah, dabei liegen unsere Ziele in weiter Ferne.“
„Doch haben wir noch den Seelensammler. Wenn morgen alle nach Plan verläuft, ist diese Welt unser und alle Menschen tot.“
„Und dann kommen Angriffswellen. Ich fühle mich betrogen. Tarros hatte mir versichert, dass alles gut gehen würde. Das habe ich davon, einem Dämonen zu vertrauen!“
Wütend warf er die Karte davon.
„Los, Deimos. Wir gehen kämpfen. Ich werde meine Wut an den Menschen abreagieren.“
An diesem Abend sollte Leutnant Cedric wirklich nicht zur Ruhe kommen. Nachdem er die äußerst lästigen Pflichten eines Offiziers beendet hatte, war er noch mit einigen Freunden einen trinken gegangen, auch wenn so etwas in einem aristokratischen Regiment wie ihrem nicht gerne gesehen war. Als die Männer dann mitten in der Nacht wieder in ihrer Kaserne waren, kam urplötzlich der Marschbefehl. Ihr Ziel befand sich zudem im tiefsten Dschungel und war eine Art Lagerplatz für besondere Waffen. So hatten es jedenfalls die Aufklärer berichtet. Also waren sie losgezogen, um ein weiteres Mal gegen die Feinde des Imperators zu kämpfen.
Im Allgemeinen wunderte sich der Leutnant über die Welle von Angriffen, die die imperialen Streitkräfte gestartet hatten. Auf ihrem Weg zu den Transportern hatten sie bereits festgestellt, dass sie nicht die Einzigen waren, die diese Nacht keinen Schlaf bekommen würden, und während der Fahrt zum Flugplatz konnten sie noch mehr Truppenbewegungen ausmachen. Und als sie in den Himmel blickten, entdeckten sie hunderte von anfliegenden Orbitaltransportern, die höchstwahrscheinlich noch mehr arme Schweine auf diese warpverdammte Welt brachten. Also wollten ihre Kommandanten es entweder zu Ende bringen, oder sie saßen mächtig in der Scheiße. Aus Erfahrung konnte Cedric sagen, dass letzteres wohl zutreffender war.
Jetzt kauerte er, um zwei Uhr in der Nacht hinter einem Baum und wartete auf den Befehl, in die vollkommen unvorbereitete Basis einzudringen und ein paar Kehlen und Bäuche aufzuschlitzen. Die Xenos dachten wohl noch immer, dass ihr Standort geheim geblieben war und dementsprechend wenig Wachen waren zu sehen. Eigentlich wunderten sich die Soldaten auch, wie die Aufklärer die Aliens im tiefsten Dschungel mitten in einem Funkloch gefunden hatten. Manche hatten den Verdacht geäußert, die Space Marines hatten damit zu tun, denn Einige konnten Geschichten über die Scouts erzählen, die angeblich die Aufklärer der Astartes waren. Allerdings hatten andere Soldaten auch die Vermutung, dass es die Samarianer waren, da man munkelt, dass sie Alientechnologie auswerten und mit ihren menschlichen Äquivalenten kombinieren. Angeblich soll die Inquisition das sogar genehmigt haben. Bei dem Gedanken an die fremdartigen Geräte, die seine Opfer immer in Händen hielten, bekam Cedric das Schaudern.
„An alle Truppen.“, rauschte es im Äther.
„Angriff. Für den Imperator!“
Als der Befehl durchkam, sprang Cedric aus seiner Deckung und grätschte den ersten Wachmann um, den er sehen konnte. Andere Aliens in seiner Nähe zuckten zusammen, als fingerdicke Laserstrahlen sich in sie bohrten und ihre Zellen sublimieren ließen. Der Leutnant war derweil wieder auf den Beinen und rammte sein Schwert in die Brust seines Kontrahenten. Als er sein Schwert aus der Xenoleiche zog, war er schon zurückgefallen und beeilte sich, zur Angriffslinie aufzurücken, die schon weit ins gegnerische Lager vorgedrungen war.
Vor ihm explodierte eine Granate und schleuderte ihn zu Boden. Mit einer Reaktion, herrührend aus Jahren des Kampfes, umklammerte er sein Schwert und behielt es auch in der Hand, als er sich über die Schulter abrollte und wieder auf die Beine kam. Vor ihm stand plötzlich eine entstellte Kreatur, die ihn leises Wimmern ausstieß. Die Arme waren Klingen, aus diversen offenen Wunden ragten Messer und Spitzen. Auf einer Schulter saß eine kleine Schusswaffe. Und ohne dass er es ahnte oder überhaupt wissen konnte, sprach er den Namen dieser Kreaturenart aus.
„Du bist schon so grotesk, dass es weh tut.“
Das Alien sah ihn aus wahnsinnigen Augen an und das leise Wimmern schwoll zu einem verzerrten Lachen an, welches schnell in einen manischen Schrei überging. Der Grotesque ging zum Angriff über. Wie ein Blitz stand er vor dem Rozzarianer und stach mit mehreren Werkzeugen gleichzeitig in seine Richtung. Im letzten Moment ließ sich Cedric zu Boden fallen und feuerte, als er auf dem Rücken lag, sein gesamtes Boltmagazin in den Körper des Xenos. Dieser war davon nicht beeindruckt, sondern eher verärgert. Das Wesen warf sich zu Boden, alle Klingen voran und der Leutnant konnte wieder nur knapp ausweichen. Als er wieder auf die Beine kam, spürte er einen stechenden Schmerz in der Schulter. Warmes Blut lief seinen linken Arm hinab und über seine Boltpistole. Seine Hand verlor jegliche Kraft und ließ die Pistole fallen.
Die Kreatur kam wieder hoch und ging sofort zum Angriff über. Als sie ihre Deckung öffnete, um Cedric den letzten Stoß zu versetzen, sprang der Mann ab und rammte beide Stiefel in den Bauch der Kreatur. Sie fiel zurück und blieb kreischend liegen, da er die Stelle getroffen hatte, in die er vorher massereaktive Munition gejagt hatte. Das Aliens wand sich am Boden und stieß gurgelnde Laute aus. Mit letzter Kraft fuhr das Energieschwert des Kommandanten hernieder und beendete das triste Dasein des Grotesquen.
Als Cedric zusammenbrach, konnte er das Gesicht eines Sanitäters über sich sehen. Der Mann sagte etwas zu ihm, doch die Bedeutung der Worte wurde von seinem Geist ausgeblendet. Er blickte in den klaren Sternenhimmel über sich, er zufällig durch die Blätterdecke brach und fragte sich, wie es wohl den Jungs an den anderen Fronten ergeht. Dieser Massenangriff hatte einen höheren Sinn, das konnte er spüren und er betete zum Imperator, dass sie ihren Zweck erfüllten. Dann brach die Dunkelheit über ihm herein.