Wann kommt K'ari mal wieder vor?
Jetzt
😀😀
Ein Moment der Ruhe
Tiberius und K’ari saßen auf dem Dach des höchsten Turms des Gouverneurpalastes. Beide trugen lange Gewänder in Purpur und mit Insignien ihrer Institutionen. Der Wind lies ihre langen Haare und die Gewänder wehen. Wenn sie jemand gesehen hätte, wäre seine erste Frage allerdings gewesen, wie sie dort hinauf gekommen waren, denn es war ein Dach und keine Dachterrasse.
„Du wolltest mit mir reden, Setti?“
„Sag mir, wie bist du hier herauf gekommen?“
„Ich habe eine Energiescheibe unter mir erzeug und bin hoch geschwebt.“
„Ich hab mich teleportiert.“
„Ist das nicht gefährlich und kräftezehrend?“
„Ich fürchte den Warp nicht.“
„Das solltest du aber.“
„Warum? Wenn man keine Angst vorm Warp hat, kann man ihn besser bekämpfen.“
„Aber du könntest beginnen sie zu verstehen.“
„Das tue ich bereits. Und deswegen fällt es mir stets schwer, mich angemessen mit Waquega zu duellieren.“
„Das ist Ketzerei!“
„Mag sein.“
K’ari schmiegte sich an ihn.
„Pass auf dich auf. Ich habe dich gerade erst gefunden. Und ich will dich niemals verlieren.“
„Ein erheiterndes Bild geben wir beide doch ab. Ein Space Marine. Ein unermüdlicher Krieger, der eigentlich keine Zeit auf so etwas verschwenden sollte. Und eine Prinzipalis der Sororitas, die eigentlich noch viel zu jung für diesen Rang ist. Und habt ihr nicht Keuschheit geschworen?“
„Mein Orden hat das Gelübde widerrufen.“
„Das freut mich.“
„Aber ist das hier wirklich der Grund für den du mich herbestellt hast?“
„Natürlich nicht.“
Er blickte in den Abendhimmel. Es war bereits am dunkeln. Die Sonne war untergegangen und lediglich ein orangefarbener Schimmer am Horizont erinnerte daran, dass die Nacht noch nicht angebrochen war.
„Ich brauche deinen Rat.“
„Meinen Rat? Wären Tzeez oder Octavius nicht besser dafür geeignet?“
„Nein.“
Er drückte sie an sich.
„Aurelius ist tot.“
K’ari sah ihm in die Augen.
„Das tut mir leid. Er war dir wichtig?!“
„Einer der Wenigen, die noch von den Brothers of Metal übrig sind. Jetzt sind wir nur noch fünf.“
„Wer?“
„Octavius, Demus, Andrelin, Brutus und ich.“
„Brutus?“
„Scriptor der ersten Kompanie.“
„Und du möchtest wissen?“
„Wer soll der nächste Meister der ersten Kompanie werden?“
„Das kannst du doch am besten Entscheiden.“
„Mein Urteil wäre subjektiv.“
„Lass mich nachdenken.“
Sie blickte für einige Zeit in den Himmel.
„Andrelin. Zxeo bleibt bei der Zweiten. Die dritte kann Julius übernehmen.“
„Ich hätte die Plätze nach oben verschoben.“
„Aber Zxeo ist zu wild. Er würde die Erste nur dezimieren.“
Sie presste Tiberius auf das Dach und legte sich auf ihn.
„Ihr Space Marines seid komische Gestalten. Mal seid ihr so hart, doch mal entpuppt ihr euch als Gefühlvoll.“
„Das bleibt unter uns!“
„Natürlich.“
„Gut. Und da wäre noch etwas. Und ich will nur mit dir darüber reden. Und schwöre mir, dass du alles für dich behältst.“
„Mein Liebster, ich würde dir selbst in den Warp folgen.“
„So weit möchte ich es nicht kommen lassen. Gestern Nacht hatte ich einen Traum. Das Besondere ist, ich glaube, dass der Imperator mir diesen Traum geschickt hat. Das er mit mir kommuniziert hat.“
„Eine Vision?“
„Mag sein.“
„Normalerweise bekommen nur sehr gläubige Menschen eine Vision. Und diese werden dann zu Heiligen der Inquisition und Ekklesarchie.“
„Ich bin kein Fanatiker. Aber trotzdem.“
„Als Hohe Priesterin der Ekklesarchie kann ich dein Vision bestätigen oder widerrufen.“
Er nahm ihre Hand und führte sie zu seiner Stirn.
„Dann tu es.“
K’ari verschloss ihre Augen und weitete ihr Bewusstsein bis in das Seinige aus. Eine Fülle von Informationen bombardierte ihren Geist. Informationen aus einhundert Jahren des Dienstes. Und viel verbotenes Wissen.
Komm. Ich führe dich. Entspann dich.
Sie spürte, wie ihr Geist in einen bestimmten Winkel gezogen wurde. Doch es war nicht der übliche Sog, den ein Psioniker verspürt, wenn sein Geist ferngesteuert wird, sondern ein leichter Wind, der sie trug.
Du machst das nicht zum ersten Mal?
Es dauerte ein Bisschen, bis er sich meldete.
Du bist die vierte. Vor dir kamen Macha, Octavius und Tzeez.
Du kennst Tzeez schon länger?
Der nächste Strom war wirrer.
Das bleibt bitte auch unter uns.
Ich verspreche es.
Plötzlich nahmen die Dunkelheit und die unbestimmten Formen wieder Gestalt an. Farben schlichen sich in ihr Bewusstsein. Umrisse, Silhouetten, Schatten und schließlich Bilder.
Vor ihr stand Tiberius. Nicht Sett, sondern Tiberius. In voller Rüstung. Mit Paradeschärpen und verzierten Wappenrock. Ein unnatürlicher Wind ließ seine Haare und die Schärpen wehen und verleite ihm zusätzlich etwas Gebieterisches.
Und vor ihm stand ein riesiger Mensch in einer goldenen, arkanen Servorüstung. Er hatte ebenfalls lange Haare, wie Tiberius, doch seine waren tief Braun. Sein Gesicht und vor allem seine Augen strahlten Autorität aus. Seine Aura pulsierte und war mit bloßem Auge sichtbar. Man musste kein Psioniker sein, um zu sehen, dass dieser Mann kein Mensch mehr war. Er war ein Gott. Der Gott der Menschheit. Der heilige Imperator.
Er legte Tiberius eine Hand auf die Schulter, so wie der Vater dem Sohn und deutete in die Schatten hinter sich.
In der Finsternis manifestierte sich ein Dämon. Ein Bulle, der auf zwei Beinen lief und ein gewelltes Schwert trug. Keuchend kam er auf die beiden Menschen zu und warf das Schwert vor Tiberius Füße.
Nun erkannte K’ari es auch wieder. Es war das Schwert, welches Aueliun und seine Männer gefunden hatten. Das Schwert eines Dämons.
Plötzlich tauchten vier weitere Gestalten aus den Schatten auf. Es waren die materiellen Ebenbilder von Khorne, Tzeench, Slaneesh und Nurgle. Der Bullendämon stellte sich zu ihnen. Und er war bei weitem größer als sie.
Nun hob der Imperator das Schwert auf und deutete auf den fünften Dämon. Dann übergab er es seinem Space Marine.
Und dann setzten alle Bilder aus. Eine Schwärze, die absoluter nicht sein könnte umfing sie. Und sie fand sich in Setts Armen wieder.
„Unglaublich!“
„Was? Der Imperator, oder die Tatsache, dass ein fünfter Chaosgott unterwegs ist?“
„Der Imperator. Er war einfach unbeschreiblich.“
„Ich weiß.“
„Was wirst du jetzt tun?“
„Ich nehme die Träne und das Schwert und besuche meinen alten Freund Waquega.“
„Ich will mitkommen.“
„Gerne. Tzeez, Macha, Malik, Octavius und du. Eine bessere Psionikertruppe habe ich noch nicht gesehen.“
„Und die Tau? Und die Imperiale Armee? Dein Orden und die Eldar?“
„Die auch. Aber letztendlich liegt es an den Psionikern.“
„Wohl wahr. Und was machen wir jetzt? Der Angriff erfolgt doch frühestens Morgen?“
„Na ja. Ich brauche dringend ein Bad. Kommst du mit?“
„Nichts lieber als das.“