Die Blauen Berge
Tiberius wischte sich den Ellenbogen ab. Hartnäckig klebte das Blut an seiner Rüstung und er hatte große Mühe sie sauber zu bekommen. Hinter ihm sank der letzte Kultist zu Boden. Sein Gesicht was eine einzige, rote Fläche.
Gescheht dir Recht.
Der Kultist hatte sich tot gestellt und Tiberius von hinten angefallen. Nur mit Mühe bekam der Space Marine das Messer von seiner Kehle und schüttelte den Verräter ab. Dann zertrümmerte er ihm mit einem Ellenbogenstoß das Gesicht.
Es knisterte in seinem Kom.
„Hier Zxeo. Brauchen Hilfe in der großen Schlucht im Süden. Wir haben Chaosbruten.“
Der Ordensmeister brüllte in sein Kom:
„Sturmtrupps vier und sieben, sofort zu Bruder Zxeo. Panzerkompanien, den Berg hoch. Wir müssen die Klamm des Blutes einnehmen.“
Er griff sich seine Psiwaffe, die noch in einem gefallenen, dunklen Engel steckte. Die Rüstung wollte die Hellebade zuerst nicht hergeben, doch der Plasmawerfer tat sein seine Aufgabe und zerschmolz die widerspenstige Rüstung.
Er eilte den Hang hinauf.
Hochland? Ich bring diese Samarianer um. Das ist mehr ein Schluchttal, denn ein Hochland.
„Blutdämon! Die Land Raider sofort zum nördlichen Hang.“
Demus klang aufgeregt, aber nicht besorgt. Tiberius beschloss dort nicht einzugreifen.
„Hier Julius. Dämonetten! Im Drachengrab.“
Das Drachengrab war eine Felsspalte nicht weit von Tiberius jetziger Position. Und der Kampf mit Dämonetten konnte interessant werden.
Über sich sah er einen Land Speeder Tempest vorbeirasen. Er winkte ihn zu sich.
„Bruder. Bring mich zum Drachengrab.“
„Spring auf, Bruder.“
Da beide Positionen, Fahrer und Hauptschütze, besetzt waren, sprang der Ordensmeister auf den hinteren Part des Speeders und klammerte sich fest.
Der Speeder beschleunigte und gewann an Höhe. Der Fahrer nahm den Weg über eine Bergkette, die für Infanterie unpassierbar war. Schnell umkurvte der Tempest die Stalagmiten. Tiberius konnte zu seiner Rechten Aurelius und Andrelin ausmachen, die zusammen mit einigen dutzend Terminatoren und Cybots eine Horde Chaosinfanterie aufmischten. Auf der Plattform links von ihm lieferten sich Kyborgs und Devastoren der Masters of War ein hitziges Feuergefecht.
„Bruder Tiberius, dort.“
Er konnte die Felsspalte vor sich ausmachen. Der Fahrer, Bruder Pollux, war ein erfahrener Pilot, das wusste Tiberius. Doch er hatte den Mann bei weitem unterschätzt. Pollux saß etwa einen halben Meter unter ihm und musste zusätzlich auf die schwierige Straße, wenn man die Bergkette so nennen konnte, achten.
Alle Achtung.
Die Spalte kam näher. Langsam löste Tiberius seinen Griff. Sobald die Spalte unter ihnen sein würde, würde Tiberius seinen Griff vollkommen aufheben und sich in die Schlucht fallen lassen. Ob das eine gute Idee war, darüber dachte er nicht nach.
Die Spalte war unter ihnen. Der Marine löste sich vom Land Speeder und ließ sich kopfüber nach vorne fallen. In der Luft rollte er sich dann zu einer Kugel zusammen und bildete einen Psionischen Schild um sich.
Er landete auf dem Boden, wobei der Schild den Aufprall vollkommen abfing. Erst hinterher bemerkte er, dass er bei Abstürzen eine Dämonette zerquetscht hatte. Jedenfalls merkte er es spätesten an der Blutlache, in der er stand.
„Hey Bruder, willst du mitmachen?“
Julius näherte sich von hinten. Sein Reductor war über und über mit schwarzem und violetten Blut.
„Verluste?“
„Sergeant Castor und Apothecarius Arcturus.“
„Dann lass sie uns mal rächen.“
Tiberius zog seinen Plasmawerfer und rannte auf das Getümmel zu. Im laufen schoss er mehreren der Missgeburten den Kopf weg.
An der Schlachtlinie presste er den heißen Plasmawerfer einer der Dämoninnen in den Rücken. Die Dämonin schrie auf und ging in die Knie. Tiberius packte ihren Kopf und zerquetschte ihn.
Mehrere der Damen bemerkten ihn nun und sprangen auf ihn zu.
Die Erste packte er am Halt und knickte ihr den Kopf ab. Der Zweiten rammte er seine Hellebade in den Bauch und die psionischer Energie tat ihr übriges. Als er gerade der Dritten den Kopf verdrehte, sprangen ihn von hinten gleich zwei von ihnen an.
„Ich weiß ja, dass die Frauen auf mich stehen, aber das ist zu viel.“
Er ließ sich nach hinten fallen. Immer wieder traf er auf Gegner, die vergaßen, dass es sehr gefährlich werden kann, wenn man einen Space Marine von hinten anspringt. Das mussten auch diese beiden lernen. Doch es war auch das letzte, was sie in ihrem Dasein lernten.
Neben ihm zerfleischte Julius eine von ihnen mit seinem Reductor und brannte der, die Tiberius nicht ganz erledigt hatte, mit seiner Infernopistole, das Leben aus.
Etwas weiter entfernt, heulte das Kettenschwert von Bruder Veteranensergeant Regulus auf. Der liebliche Klang eines arbeitenden Kettenschwertes. Ein wahres Geschenk des Imperators.
„Hier spricht Aurelius. Andrelin meldet, er habe den Eingang zu den Mienen gefunden. Er befindet sich im Schlund.“
Der Schlund war eine riesige Öffnung in einem der blauen Berge des Hochlands von Tibetonia. Imperiale Geologen vermuten, dass es sich dabei um einen erloschenen Vulkankrater handelt. Tiberius ließ sich von jeder Gegebenheit des Geländes informieren. Doch die Geologen und Mienenwärter hatten ihm nichts von einem Eingang in Schlund erzählt.
Vielleicht hatte das Chaos diesen Eingang gegraben? Doch warum?
„Bruder.“
Julius trat neben ihn. In seiner Hand hatte er eine tote Dämonette am Hals.
„Das war die Letzte. Auf zum Schlund.“
„Schade, da hab ich ja nur sechs erwischt.“
„Na ja, vielleicht gibt’s im Schlund oder in den Mienen mehr arbeit.“
„Hoffentlich.“
Sergeant Regulus trat zu ihnen.
„Welcher Weg?“
Julius blickte nach Osten. In der Felswand war ein Tunnel. Übrigens verstand er plötzlich, warum diese Spalte das Drachengrab genannt wurde. Die Ganze Spalte bildete grob die Silhouette eines Drachen.
„Durch diesen Tunnel. Ich glaube, er führt zum östlichen Plateau. Dort müsste ein Weg zum Schlund sein. Eine alte Versorgungsstraße, wenn ich mich nicht irre.“
„Na dann mal los.“
Tiberius marschierte auf den Tunnel zu. Die restlichen Masters of War, etwa zwanzig Mann, folgten ihm. Als sie den Tunnel betraten, wurden sie nicht, wie erwartet, von Dunkelheit eingehüllt, sondern liefen einen erhellten Weg entlang. Die Edelsteine, die in den Wänden steckten, reflektierten das wenige Tageslicht und schafften somit eine grünliche Beleuchtung. Deswegen waren diese Berge aber auch so begehrt. Diese Edelsteine fanden in vielen Bereichen Verwendung. Als Energiequelle und Laserbündler im Militär, als Straßenbeleuchtung in den Städten und in unzähligen Bereichen des täglichen Lebens. Von der Lampe, über die Heizung bis zum hauseigenen Dienstroboter. Überall verwendeten die Samarianer diese Steine.
„Wenn wir diese Mienen einnehmen und sie den planetaren Streitkräften übergeben, wird das unsere Position bei der Regierung nachhaltig stärken.“
Julius war neben Tiberius getreten und hielt sein Tempo.
„Mag sein, doch glaube ich, dass das Chaos hier zu viele Truppen stationiert hat.“
„Was willst du also tun?“
„Nun, eigentlich brauchen wir nur die Träne des Phönixes.“
„Und dann lassen wir die Halbinsel in der Hand der Verräter?“
„Nein. Ich habe schon einen Plan.“
Tiberius griff an sein Komgerät und stellte eine Frequenz ein.
„Captain Sigurius. Hört Ihr mich?“
„Ja Bruder. Es ist alles bereit. Ihr müsst nur noch den Peilsender platzieren.“
„Gut. Ist Austio bei Euch?“
„Ja, ich bin hier.“
„Macht Euch bereit. Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, seitdem wir das letzte Mal Seite an Seite gekämpft haben. Ich freue mich auf Eure Gesellschaft.“
„Ich werde kommen. Es ehrt mich, an der Seite eines Ordensmeisters zu kämpfen.“
Ihre Truppe erreichte das Ende des Tunnels.
„Wartet auf das Signal. Tiberius Ende.“
Als sie auf das Plateau hinaus traten, waren sie vollkommen allein. Das Feld war übersät mit hunderten Gefallener Verräter und einem dutzend Masters of War, die für den Imperator ihr leben ließen.
Besonders schmerzte es Tiberius, Bruder Alphano, Sergeant der dritten Kompanie und ein guter Freund, am Boden zu sehen. Er beschleunigte seine Schritte. Die anderen taten es ihm nach. Sie rannten nun fast.
Die Versorgungsstraße war nun in Sicht. Sie wurde zwar von einem ausgebrannten Chaosrhino versperrt, doch Infanterie konnte problemlos vorankommen.
Sie stürmten die Straße hinunter. Unter sich konnten sie den vertrauten Lärm der Schlacht wahrnehmen.
Andrelin stand auf seinem Land Raider und machte vollem Gebrauch von dem montierten Sturmbolter. Genüsslich metzelte er durch die Reihen der Dunklen Marines.
Neben ihm stand Aurelius, der mit seiner Sturmkanone die näherkommenden Feinde niedermähte. Auch der ehrenwerte Bruder Cybot Daneb stand bei ihnen, allerdings nicht auf dem Land Raider. Seine Sturmkanone passte hervorragend zu den Waffen des Crusaders, den Andrelin und Aurelius benutzten. Sie bildeten einen undurchdringlichen Wall aus Kanonenläufen und verursachten ein unglaublich dichtes Sperrfeuer. Zxeo nannte so etwas gerne eine „Ballerburg“. Und ganz unrecht hatte er ja nicht.
„Da!“
Aurelius wies auf die Versorgungsstraße, welche auf das Plateau über ihnen führte. Dreiundzwanzig kleine Gestalten kamen die Straße hinunter gerannt.
„Ah, der Chef kommt. Los, zurückdrängen. Der will bestimmt in die Mienen und bis dahin sollte der Weg frei sein.“
Sein Helmchronometer zeigte ihm siebzehn Uhr achtunddreißig an. Vier Stunden dauerte dieser Einsatz schon. Laut Verlustberichten hatten sie bereits siebenundzwanzig Brüder, zwei Cybots und fünf Fahrzeuge verloren. Ein Drittel einer Kompanie. Sie mussten sich beeilen, denn für Space Marine Maßstäbe war diese Bilanz schon ungenügend.
„Andre, ich nehm mir die rechte Flanke vor. Hol dir die Linke. Lord Daneb, führt die Mitte.“
Andrelin sprang vom Crusader. Seine Energieaxt leuchtete blau auf. Der Maschienengeist seines vollen Servoharnisches vibrierte vor Vorfreude über den bevorstehenden Nahkampf.
Was ist bloß in unserer Gensaat drin? Julius und Tiberius sollten mit dieser Geheimnistuerei aufhören.
Ein Khorneberserker stellte sich ihm in den Weg. Seine Kettenaxt fuhr auf Andrelins linken Servoarm nieder und verursachte ein kreischendes Geräusch.
Wenig beeindruck packte der andere Arm den Chaoten und der Plasmaschneider erledigte den Rest. Die rauchende Leiche wurde einfach weggeschleudert und landete mehrere Meter entfernt auf einem Kultisten.
„Hier spricht Tiberius. Angriff in die Mitte verlagern. Artillerie, auf die Flanken.“
Der Techmeister beschleunigte seine Schritte und gliederte sich in den Hauptstrom ein. Nicht weit entfernt zerquetschte Bruder Daneb gerade einen Hexer. Vor ihm übersäten Aurelius und seine Terminatoren den Feind mit Tod. Der Crusader vor vorhin bretterte gerade durch mehrere Chaosbruten.
Sollen das Munitionssparmaßnahmen sein?
Neben ihm tauchte plötzlich Demus auf und schmetterte sein Crozius in das Gesicht eines Chaos Space Marines. Andrelin sprang neben ihn und kümmerte sich um einen weiteren. Er packte einen mit seinen Servoarmen und zerriss ihn in der Luft. Dem nächsten schlug er mit der Axt einen Arm ab und gab ihn mit der Boltpistole den Rest. Von der Seite erschien ein weiterer und schlug mit seinem Schwert auf Andrelin ein. Mit Mühe werte er sie Schläge mit seinen Servoarmen ab. Doch auch von der anderen Seite drangen Feinde heran. Einem schlug er mit seiner Axt den Kopf von den Schultern, doch der nächste rammte ihm sein Schwert durch den Oberschenkel. Ein dumpfer Schmerz erfüllte seine Wahrnehmung und ließ ihn in die Knie sinken. Er hob die Pistole und durchlöcherte den, der gerade versuchte sein Schwert aus dem Techmarine zu ziehen. Der Mann, der hinter ihm gestanden hatte, aktivierte nun sein Kettenschwert und zerfetzte langsam Andrelins Schulter. Von vorne kam wieder einer. Er parierte den Schlug des Bolterbajonetts mit der Axt und richtete die Pistole aus. Er schoss seinem Gegenüber einen Arm weg, doch er ging nun mit dem verbliebenen auf ihn los. Sein Servoharnisch gehorchte ihm nicht mehr und langsam verlor er auch das Gefühl in mehreren Körperteilen. Ihm wurde Schwarz vor Augen und er empfing dankbar die, nach ihm greifende, Dunkelheit.
Demus erblickte, den umfallenden, Andrelin unter der Bedrängnis mehrere Chaoten. Schnell presste er seinem Kontrahenten die Plasmapistole ins Gesicht und drückte ab. Ohne sich um den gefallenen weiter zu scheren, wirbelte er herum und rannte auf seinen Bruder zu. Im laufen schoss er zwei entgegenkommenden Chaoten das Leben heraus und warf die, sich überhitzende, Pistole fort. Sein Crozius glühte in blauem Licht. Sofort stürzte er sich auf die Feinde, die seinen Bruder bedrängten. Er zerschmetterte einem den Kopf und erschlug den anderen mit seinem Crozius. Dem letzten trat er das Knie weg und brach ihm das Genick. Die Feinde waren gefallen, bevor sie bemerkt hatten, was passiert war. Demus war zufrieden. Das war das Schicksal von Verrätern.
Er kniete neben Andrelin und fühlte seinen Puls. Unregelmäßig, aber vorhanden. Die Wunden hatten sich bereits geschlossen und der Servoharnisch reparierte bereits sich selbst. Demus rüttelte seinen Bruder durch. Nach einigen Augenblicken öffnete der Andere die Augen.
„Demus du Dreckssack! Gings nicht schneller?“
„Tschuldigung, da waren noch ein paar sabbernde Imitationen eines Space Marines im Weg.“
„Wah, mein Schädel dröhnt wie die Bassgitarre von Julius.“
„Ach komm. Als ob es in deinem Kopf irgendwas gäbe, was man kaputtmachen könnte?!“
Ohne eine Antwort abzuwarten, stürmte der Ordenspriester wieder an die Front.
Tiberius beobachtet die Front. Seine Brüder wischten mit dem restlichen Chaosabschaum den Boden auf. Der angeschlagenen Andrelin stand neben ihm. Er hatte vor Julius ein Schmerzmittel bekommen und stand jetzt etwas wackelig da. Auch Tiberius spürte wachsende Müdigkeit. Doch da erinnerte er sich an das Schmerzmittel, das ihm Julius am Anfang ihres Samarabesuches gegeben hatte. Er holte die kleine Spritze heraus und injizierte sich das Mittel. Sofort spürte er, wie die Müdigkeit verflog.
Ach, Drogen sind doch was Schönes.
„Brüder.“, Tiberius sprach in seinen Kom.
„Auf in die Mienen. Teil zwei unserer Operation kann beginnen. Octavius, platziert den Peilsender.“
Er winkte Andrelin zu sich und machte sich auf den Weg nach unten.
Tiberius wischte sich den Ellenbogen ab. Hartnäckig klebte das Blut an seiner Rüstung und er hatte große Mühe sie sauber zu bekommen. Hinter ihm sank der letzte Kultist zu Boden. Sein Gesicht was eine einzige, rote Fläche.
Gescheht dir Recht.
Der Kultist hatte sich tot gestellt und Tiberius von hinten angefallen. Nur mit Mühe bekam der Space Marine das Messer von seiner Kehle und schüttelte den Verräter ab. Dann zertrümmerte er ihm mit einem Ellenbogenstoß das Gesicht.
Es knisterte in seinem Kom.
„Hier Zxeo. Brauchen Hilfe in der großen Schlucht im Süden. Wir haben Chaosbruten.“
Der Ordensmeister brüllte in sein Kom:
„Sturmtrupps vier und sieben, sofort zu Bruder Zxeo. Panzerkompanien, den Berg hoch. Wir müssen die Klamm des Blutes einnehmen.“
Er griff sich seine Psiwaffe, die noch in einem gefallenen, dunklen Engel steckte. Die Rüstung wollte die Hellebade zuerst nicht hergeben, doch der Plasmawerfer tat sein seine Aufgabe und zerschmolz die widerspenstige Rüstung.
Er eilte den Hang hinauf.
Hochland? Ich bring diese Samarianer um. Das ist mehr ein Schluchttal, denn ein Hochland.
„Blutdämon! Die Land Raider sofort zum nördlichen Hang.“
Demus klang aufgeregt, aber nicht besorgt. Tiberius beschloss dort nicht einzugreifen.
„Hier Julius. Dämonetten! Im Drachengrab.“
Das Drachengrab war eine Felsspalte nicht weit von Tiberius jetziger Position. Und der Kampf mit Dämonetten konnte interessant werden.
Über sich sah er einen Land Speeder Tempest vorbeirasen. Er winkte ihn zu sich.
„Bruder. Bring mich zum Drachengrab.“
„Spring auf, Bruder.“
Da beide Positionen, Fahrer und Hauptschütze, besetzt waren, sprang der Ordensmeister auf den hinteren Part des Speeders und klammerte sich fest.
Der Speeder beschleunigte und gewann an Höhe. Der Fahrer nahm den Weg über eine Bergkette, die für Infanterie unpassierbar war. Schnell umkurvte der Tempest die Stalagmiten. Tiberius konnte zu seiner Rechten Aurelius und Andrelin ausmachen, die zusammen mit einigen dutzend Terminatoren und Cybots eine Horde Chaosinfanterie aufmischten. Auf der Plattform links von ihm lieferten sich Kyborgs und Devastoren der Masters of War ein hitziges Feuergefecht.
„Bruder Tiberius, dort.“
Er konnte die Felsspalte vor sich ausmachen. Der Fahrer, Bruder Pollux, war ein erfahrener Pilot, das wusste Tiberius. Doch er hatte den Mann bei weitem unterschätzt. Pollux saß etwa einen halben Meter unter ihm und musste zusätzlich auf die schwierige Straße, wenn man die Bergkette so nennen konnte, achten.
Alle Achtung.
Die Spalte kam näher. Langsam löste Tiberius seinen Griff. Sobald die Spalte unter ihnen sein würde, würde Tiberius seinen Griff vollkommen aufheben und sich in die Schlucht fallen lassen. Ob das eine gute Idee war, darüber dachte er nicht nach.
Die Spalte war unter ihnen. Der Marine löste sich vom Land Speeder und ließ sich kopfüber nach vorne fallen. In der Luft rollte er sich dann zu einer Kugel zusammen und bildete einen Psionischen Schild um sich.
Er landete auf dem Boden, wobei der Schild den Aufprall vollkommen abfing. Erst hinterher bemerkte er, dass er bei Abstürzen eine Dämonette zerquetscht hatte. Jedenfalls merkte er es spätesten an der Blutlache, in der er stand.
„Hey Bruder, willst du mitmachen?“
Julius näherte sich von hinten. Sein Reductor war über und über mit schwarzem und violetten Blut.
„Verluste?“
„Sergeant Castor und Apothecarius Arcturus.“
„Dann lass sie uns mal rächen.“
Tiberius zog seinen Plasmawerfer und rannte auf das Getümmel zu. Im laufen schoss er mehreren der Missgeburten den Kopf weg.
An der Schlachtlinie presste er den heißen Plasmawerfer einer der Dämoninnen in den Rücken. Die Dämonin schrie auf und ging in die Knie. Tiberius packte ihren Kopf und zerquetschte ihn.
Mehrere der Damen bemerkten ihn nun und sprangen auf ihn zu.
Die Erste packte er am Halt und knickte ihr den Kopf ab. Der Zweiten rammte er seine Hellebade in den Bauch und die psionischer Energie tat ihr übriges. Als er gerade der Dritten den Kopf verdrehte, sprangen ihn von hinten gleich zwei von ihnen an.
„Ich weiß ja, dass die Frauen auf mich stehen, aber das ist zu viel.“
Er ließ sich nach hinten fallen. Immer wieder traf er auf Gegner, die vergaßen, dass es sehr gefährlich werden kann, wenn man einen Space Marine von hinten anspringt. Das mussten auch diese beiden lernen. Doch es war auch das letzte, was sie in ihrem Dasein lernten.
Neben ihm zerfleischte Julius eine von ihnen mit seinem Reductor und brannte der, die Tiberius nicht ganz erledigt hatte, mit seiner Infernopistole, das Leben aus.
Etwas weiter entfernt, heulte das Kettenschwert von Bruder Veteranensergeant Regulus auf. Der liebliche Klang eines arbeitenden Kettenschwertes. Ein wahres Geschenk des Imperators.
„Hier spricht Aurelius. Andrelin meldet, er habe den Eingang zu den Mienen gefunden. Er befindet sich im Schlund.“
Der Schlund war eine riesige Öffnung in einem der blauen Berge des Hochlands von Tibetonia. Imperiale Geologen vermuten, dass es sich dabei um einen erloschenen Vulkankrater handelt. Tiberius ließ sich von jeder Gegebenheit des Geländes informieren. Doch die Geologen und Mienenwärter hatten ihm nichts von einem Eingang in Schlund erzählt.
Vielleicht hatte das Chaos diesen Eingang gegraben? Doch warum?
„Bruder.“
Julius trat neben ihn. In seiner Hand hatte er eine tote Dämonette am Hals.
„Das war die Letzte. Auf zum Schlund.“
„Schade, da hab ich ja nur sechs erwischt.“
„Na ja, vielleicht gibt’s im Schlund oder in den Mienen mehr arbeit.“
„Hoffentlich.“
Sergeant Regulus trat zu ihnen.
„Welcher Weg?“
Julius blickte nach Osten. In der Felswand war ein Tunnel. Übrigens verstand er plötzlich, warum diese Spalte das Drachengrab genannt wurde. Die Ganze Spalte bildete grob die Silhouette eines Drachen.
„Durch diesen Tunnel. Ich glaube, er führt zum östlichen Plateau. Dort müsste ein Weg zum Schlund sein. Eine alte Versorgungsstraße, wenn ich mich nicht irre.“
„Na dann mal los.“
Tiberius marschierte auf den Tunnel zu. Die restlichen Masters of War, etwa zwanzig Mann, folgten ihm. Als sie den Tunnel betraten, wurden sie nicht, wie erwartet, von Dunkelheit eingehüllt, sondern liefen einen erhellten Weg entlang. Die Edelsteine, die in den Wänden steckten, reflektierten das wenige Tageslicht und schafften somit eine grünliche Beleuchtung. Deswegen waren diese Berge aber auch so begehrt. Diese Edelsteine fanden in vielen Bereichen Verwendung. Als Energiequelle und Laserbündler im Militär, als Straßenbeleuchtung in den Städten und in unzähligen Bereichen des täglichen Lebens. Von der Lampe, über die Heizung bis zum hauseigenen Dienstroboter. Überall verwendeten die Samarianer diese Steine.
„Wenn wir diese Mienen einnehmen und sie den planetaren Streitkräften übergeben, wird das unsere Position bei der Regierung nachhaltig stärken.“
Julius war neben Tiberius getreten und hielt sein Tempo.
„Mag sein, doch glaube ich, dass das Chaos hier zu viele Truppen stationiert hat.“
„Was willst du also tun?“
„Nun, eigentlich brauchen wir nur die Träne des Phönixes.“
„Und dann lassen wir die Halbinsel in der Hand der Verräter?“
„Nein. Ich habe schon einen Plan.“
Tiberius griff an sein Komgerät und stellte eine Frequenz ein.
„Captain Sigurius. Hört Ihr mich?“
„Ja Bruder. Es ist alles bereit. Ihr müsst nur noch den Peilsender platzieren.“
„Gut. Ist Austio bei Euch?“
„Ja, ich bin hier.“
„Macht Euch bereit. Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, seitdem wir das letzte Mal Seite an Seite gekämpft haben. Ich freue mich auf Eure Gesellschaft.“
„Ich werde kommen. Es ehrt mich, an der Seite eines Ordensmeisters zu kämpfen.“
Ihre Truppe erreichte das Ende des Tunnels.
„Wartet auf das Signal. Tiberius Ende.“
Als sie auf das Plateau hinaus traten, waren sie vollkommen allein. Das Feld war übersät mit hunderten Gefallener Verräter und einem dutzend Masters of War, die für den Imperator ihr leben ließen.
Besonders schmerzte es Tiberius, Bruder Alphano, Sergeant der dritten Kompanie und ein guter Freund, am Boden zu sehen. Er beschleunigte seine Schritte. Die anderen taten es ihm nach. Sie rannten nun fast.
Die Versorgungsstraße war nun in Sicht. Sie wurde zwar von einem ausgebrannten Chaosrhino versperrt, doch Infanterie konnte problemlos vorankommen.
Sie stürmten die Straße hinunter. Unter sich konnten sie den vertrauten Lärm der Schlacht wahrnehmen.
Andrelin stand auf seinem Land Raider und machte vollem Gebrauch von dem montierten Sturmbolter. Genüsslich metzelte er durch die Reihen der Dunklen Marines.
Neben ihm stand Aurelius, der mit seiner Sturmkanone die näherkommenden Feinde niedermähte. Auch der ehrenwerte Bruder Cybot Daneb stand bei ihnen, allerdings nicht auf dem Land Raider. Seine Sturmkanone passte hervorragend zu den Waffen des Crusaders, den Andrelin und Aurelius benutzten. Sie bildeten einen undurchdringlichen Wall aus Kanonenläufen und verursachten ein unglaublich dichtes Sperrfeuer. Zxeo nannte so etwas gerne eine „Ballerburg“. Und ganz unrecht hatte er ja nicht.
„Da!“
Aurelius wies auf die Versorgungsstraße, welche auf das Plateau über ihnen führte. Dreiundzwanzig kleine Gestalten kamen die Straße hinunter gerannt.
„Ah, der Chef kommt. Los, zurückdrängen. Der will bestimmt in die Mienen und bis dahin sollte der Weg frei sein.“
Sein Helmchronometer zeigte ihm siebzehn Uhr achtunddreißig an. Vier Stunden dauerte dieser Einsatz schon. Laut Verlustberichten hatten sie bereits siebenundzwanzig Brüder, zwei Cybots und fünf Fahrzeuge verloren. Ein Drittel einer Kompanie. Sie mussten sich beeilen, denn für Space Marine Maßstäbe war diese Bilanz schon ungenügend.
„Andre, ich nehm mir die rechte Flanke vor. Hol dir die Linke. Lord Daneb, führt die Mitte.“
Andrelin sprang vom Crusader. Seine Energieaxt leuchtete blau auf. Der Maschienengeist seines vollen Servoharnisches vibrierte vor Vorfreude über den bevorstehenden Nahkampf.
Was ist bloß in unserer Gensaat drin? Julius und Tiberius sollten mit dieser Geheimnistuerei aufhören.
Ein Khorneberserker stellte sich ihm in den Weg. Seine Kettenaxt fuhr auf Andrelins linken Servoarm nieder und verursachte ein kreischendes Geräusch.
Wenig beeindruck packte der andere Arm den Chaoten und der Plasmaschneider erledigte den Rest. Die rauchende Leiche wurde einfach weggeschleudert und landete mehrere Meter entfernt auf einem Kultisten.
„Hier spricht Tiberius. Angriff in die Mitte verlagern. Artillerie, auf die Flanken.“
Der Techmeister beschleunigte seine Schritte und gliederte sich in den Hauptstrom ein. Nicht weit entfernt zerquetschte Bruder Daneb gerade einen Hexer. Vor ihm übersäten Aurelius und seine Terminatoren den Feind mit Tod. Der Crusader vor vorhin bretterte gerade durch mehrere Chaosbruten.
Sollen das Munitionssparmaßnahmen sein?
Neben ihm tauchte plötzlich Demus auf und schmetterte sein Crozius in das Gesicht eines Chaos Space Marines. Andrelin sprang neben ihn und kümmerte sich um einen weiteren. Er packte einen mit seinen Servoarmen und zerriss ihn in der Luft. Dem nächsten schlug er mit der Axt einen Arm ab und gab ihn mit der Boltpistole den Rest. Von der Seite erschien ein weiterer und schlug mit seinem Schwert auf Andrelin ein. Mit Mühe werte er sie Schläge mit seinen Servoarmen ab. Doch auch von der anderen Seite drangen Feinde heran. Einem schlug er mit seiner Axt den Kopf von den Schultern, doch der nächste rammte ihm sein Schwert durch den Oberschenkel. Ein dumpfer Schmerz erfüllte seine Wahrnehmung und ließ ihn in die Knie sinken. Er hob die Pistole und durchlöcherte den, der gerade versuchte sein Schwert aus dem Techmarine zu ziehen. Der Mann, der hinter ihm gestanden hatte, aktivierte nun sein Kettenschwert und zerfetzte langsam Andrelins Schulter. Von vorne kam wieder einer. Er parierte den Schlug des Bolterbajonetts mit der Axt und richtete die Pistole aus. Er schoss seinem Gegenüber einen Arm weg, doch er ging nun mit dem verbliebenen auf ihn los. Sein Servoharnisch gehorchte ihm nicht mehr und langsam verlor er auch das Gefühl in mehreren Körperteilen. Ihm wurde Schwarz vor Augen und er empfing dankbar die, nach ihm greifende, Dunkelheit.
Demus erblickte, den umfallenden, Andrelin unter der Bedrängnis mehrere Chaoten. Schnell presste er seinem Kontrahenten die Plasmapistole ins Gesicht und drückte ab. Ohne sich um den gefallenen weiter zu scheren, wirbelte er herum und rannte auf seinen Bruder zu. Im laufen schoss er zwei entgegenkommenden Chaoten das Leben heraus und warf die, sich überhitzende, Pistole fort. Sein Crozius glühte in blauem Licht. Sofort stürzte er sich auf die Feinde, die seinen Bruder bedrängten. Er zerschmetterte einem den Kopf und erschlug den anderen mit seinem Crozius. Dem letzten trat er das Knie weg und brach ihm das Genick. Die Feinde waren gefallen, bevor sie bemerkt hatten, was passiert war. Demus war zufrieden. Das war das Schicksal von Verrätern.
Er kniete neben Andrelin und fühlte seinen Puls. Unregelmäßig, aber vorhanden. Die Wunden hatten sich bereits geschlossen und der Servoharnisch reparierte bereits sich selbst. Demus rüttelte seinen Bruder durch. Nach einigen Augenblicken öffnete der Andere die Augen.
„Demus du Dreckssack! Gings nicht schneller?“
„Tschuldigung, da waren noch ein paar sabbernde Imitationen eines Space Marines im Weg.“
„Wah, mein Schädel dröhnt wie die Bassgitarre von Julius.“
„Ach komm. Als ob es in deinem Kopf irgendwas gäbe, was man kaputtmachen könnte?!“
Ohne eine Antwort abzuwarten, stürmte der Ordenspriester wieder an die Front.
Tiberius beobachtet die Front. Seine Brüder wischten mit dem restlichen Chaosabschaum den Boden auf. Der angeschlagenen Andrelin stand neben ihm. Er hatte vor Julius ein Schmerzmittel bekommen und stand jetzt etwas wackelig da. Auch Tiberius spürte wachsende Müdigkeit. Doch da erinnerte er sich an das Schmerzmittel, das ihm Julius am Anfang ihres Samarabesuches gegeben hatte. Er holte die kleine Spritze heraus und injizierte sich das Mittel. Sofort spürte er, wie die Müdigkeit verflog.
Ach, Drogen sind doch was Schönes.
„Brüder.“, Tiberius sprach in seinen Kom.
„Auf in die Mienen. Teil zwei unserer Operation kann beginnen. Octavius, platziert den Peilsender.“
Er winkte Andrelin zu sich und machte sich auf den Weg nach unten.