Endlich
Jetzt hab ich Praktikum. Vielleicht ist da mehr Zeit zum schreiben.:lol:
Psioniker
Das Erste, was Tiberius wahrnahm, war ein kleines, grünes Licht in einem Meer aus Dunkelheit. Seine Sinne nahmen mehrere Präsenzen wahr, doch sein Sehsinn konnte nichts erkennen. Langsam nahm das grüne Licht Gestalt an. Es formte sich zu einer Kugel, zog sich in die länge und blieb schließlich ein konstanter Kristall in Trapezform. Ebenso gewöhnten sich seine Augen an die fast absolute Dunkelheit und lernten das wenige Licht zu nutzen.
Und dann sah er ihn. Waquega saß auf dem Boden, einige Meter von ihm entfernt und beobachtete ihn.
„Ah, deine Augen haben sich an die Verhältnisse gewöhnt. Wie findest du dieses Paralleluniversum? Keine störenden Einflüsse. Hier hat entweder noch kein Urknall stattgefunden oder diese Dimension ist längst gestorben. Wie dem auch sei, es ist der perfekte Ort für ein Duell. Die Lichttrapez habe übrigens ich vor einigen hundert Jahren hier angebracht.“
„Und was ist mit Sauerstoff?“
„Du bist doch ein Psioniker! Dein Körper passt sich den Gegebenheiten an und verwendet seine geistige Energie, um dich am leben zu halten.“
Tiberius stand auf und setzte sich neben Waquega.
„Von Erzfeind zu Erzfeind, warum K’ari?“
„Nun, ich habe gesehen, dass sie dir mehr bedeutet, als irgendeiner deiner Brüder.“
„Ich weiß, dass du sie auch hättest umbringen können.“
„Ich gebe zu, ich wäre in der Lage gewesen, aber…“
Der Chaosmarine erhob sich und lief ein paar Mal im Kreis. Dann blieb er unschlüssig vor seinem loyalen Bruder stehen und sah ihn in die Augen.
„Ich hatte Angst. Angst, dass ich eine schlafende Bestie hätte entfesseln können.“
„Danke für die Ehre. Und ich weiß, dass du womöglich Recht hast. Trotzdem danke ich dir, dass du sie verschont hast. Wenn ich die Wahl zwischen Macht und K’ari hätte, wäre meine Wahl klar.“
„Das ist der entscheidende Unterschied zwischen mir und dir. Wir sind gar nicht so verschieden. Wir sind Führungspersonen, mächtige Psioniker, bedenkende Krieger und machthungrige Untergebene eines oder mehrere strenger Götter. Doch du hast zu viele Skrupel. Das ist der Grund, warum du mir auch nicht gewachsen bist.“
Tiberius stand auf, damit sie auf Augenhöhe waren. Er strich sich seine Haare aus dem Gesicht.
„Ich werde daran denken, dass du K’ari verschont hast, wenn ich dich töte. Ich verspreche, dass du nicht in einer Reinigungskammer, sondern unter meiner Hellebade enden wirst.“
„Wie nett von dir.“
Der loyale Space Marine drehte sich um und ging einige Schritte davon. Dann drehte er sich wieder zu seinem Gegner.
„Ach ja, was habt ihr Chaosdiener eigentlich mit den Necrons getan?“
„Die Götter akzeptieren niemanden neben sich. Wir haben die Diener der C’tan ausgelöscht während ihr in euren Festungen gesessen und auf eure Radare gesehen habt. Niemand wird je so mächtig sein, wie die Götter des Chaos. Niemand außer mir.“
Tiberius huschte ein Lächeln über die Lippen.
„Was ist so lustig?“
„Ich musste nur an ein Sprichwort aus meiner Jugend denken.“
„Das da lautet?“
„Hochmut kommt vor dem Fall.“
Waquega streckte seine Rechte in Richtung Tiberius.
„Mach den ersten Zug, Sett.“
„Aber gerne, Alois.“
Tiberius hob die Hände über den Kopf und formte eine kleine blaue Kugel.
In der Hand des Chaosmarines entstand eine Ähnliche.
Beide warfen die Energiebälle zum Anderen. Sie trafen sich in der Mitte und verpufften an der Stärke der jeweils Anderen.
Der Kampf war eröffnet.
„Ich denke, wir sollten unsere neuen Spielereien ausprobieren.“
Waquega presste seine Handflächen zusammen und begann zu murmeln. Innerhalb von Sekunden wuchs er um das Doppelte an und stand als fünf Meter großer Chaos Space Marine vor seinem Gegner.
„Was meinst du?“
„Nett, mehr nicht.“
Tiberius schnipste und verschwand plötzlich. Er begann zu sprechen und seine Stimme schien von überall her zu kommen.
„Pech für dich, dass du einen Schatten im Dunkeln nicht sehen kannst.“
Der Verräter hob seine Linke und richtete sie auf das schwebende Trapez. Es wuchs an und versprühte mehr Licht in der verlorenen Dimension.
Tiberius stand als schemenhafte Gestalt vor Waquega.
„So, was sagst du dazu?“
„Ich sage, guck nach unten.“
Der Riese blickte an sich hinab und entdeckte zu spät, dass Tiberius ihm eine Melterbombe ans Bein geheftet hatte. Die Bombe ging mit einem leisen Zischen und sanften, orangenen Licht hoch und verwandelte Waquegas Beinschienen in zerschmolzenes Metall.
Waquega blickte auf:
„DU!“
Doch Tiberius huschte zwischen seinen Beinen hindurch und schleuderte ihm einen Energieball in den Rücken. Der Riese flog durch die Luft und landete unsanft in der Nähe des Lichttrapezes.
„Groß ist ungleich besser.“
Der Space Marine ging in die Hocke und machte einen gewaltigen Satz nach oben. Er erreichte das Lichttrapez und hielt sich daran fest. Er entzog ihm Energie. Als es wieder klein war, sprang er ab.
„Ist die Beleuchtung so nicht viel angenehmer?“
Waquega war mittlerweile wieder auf Normalgröße geschrumpft.
„Hey, wer lebt hier in den Schatten? Chaos oder Versager.“
Tiberius war hinter seinen Gegner getreten und packte ihn am Nacken.
„Versager?“
Er schleuderte ihn von sich fort. Doch im Flug wuchsen Waquega Fledermausflügel und er schlug nicht auf dem Boden auf, sondern erhob sich in die Leere.
„Folge, wenn du kannst.“
Tiberius schloss seine Augen und konzentrierte seine Energie. An seinem Rückenmodul erschienen Engelsflügel und er nahm die Verfolgung auf.
Der mutierte Kriegsherr entfernte sich immer weiter von dem Lichttrapez. Er und sein Verfolger waren von absoluter Finsternis umgeben. Doch er hielt einfach nicht an. Tiberius blieb nichts anderes übrig, als Waquegas Aura zu folgen. Jetzt, da beide gewaltige Mengen psionischer Energie freisetzten, konnten sie ihre Auren nicht länger verbergen.
Beide hatten gewaltige Auren, die für einen Psioniker wie ein Feuer von dem anderen ausgingen. Beide waren in etwa gleichgroß. Bis auf die Farbe sahen sie beinahe identisch aus. Doch während Tiberius Aura violett leuchtete, brannte die des Anderen in feurigen Rot.
„Halt an! Oder hast du endlich eingesehen, dass ich der Bessere bin.“
„Denk nichts Falsches über mich. Ich suche lediglich einen guten Schusswinkel!“
Der Kriegsherr drehte sich abrupt um und feuert eine Salve blauer Blitze Tiberius entgegen. Die Blitze trafen ihn überraschend und brachten ihn zu Fall. Er schlug auf dem Boden auf.
Waquega landete vor ihm.
„Nett, oder?“
Der Getroffene blickte auf.
„Eher nicht.“
Der am Boden liegende streckte Waquega seine Hand entgegen und legte ihm Fesseln aus schwarzem, pulsierenden Metall an. Dem Metall der Necrontyr.
Er stieß sich vom Boden ab und feuerte im Rückwärtssalto eine schwarze Kugel auf Waquega.
„Öl brennt gut.“
Mit einem dicken Grinsen auf dem Gesicht stieß er eine meterlange Flamme aus seinem Mund aus und überzog den Gefangenen mit einer roten Hölle.
Waquega brannte und fiel zu Boden. Die Flammen züngelten herum und verschlangen den brennenden Chaos Marine.
Tiberius wandte sich ab und flog zurück zu dem Trapez. Dort setzte er sich nieder und begann, seine langen Haare zu kämmen.
Habe ich ihn erledigt? Ist die Geißel Sarlaks gefallen? Das kann nicht sein. So ein kleiner Feuerstoß wird ihn doch nicht getötet haben. Oder etwa doch?
Tiberius packte den Kamm wieder weg und legte sich hin. Er blickte zu dem Lichttrapez auf und betrachtete, wie es sich langsam in der Luft drehte. Immer noch verstrahlte es sein sanftes Licht. Ein Licht, dass in dieser Finsternis noch umso beruhigender wirkte.
Moment! Das Licht.
Tiberius rollte sich zur Seite ab. Und keinen Augenblick zu spät, denn die Stelle, auf der er soeben noch gelegen hatte, brannte jetzt in grünem Feuer.
„Ich wusste doch, dass du noch lebst. Spätesten das immer noch vorhandene Trapez hat mich bestätigt.“
„Nächstes Mal nehme ich das Trapez weg. Vielleicht funktioniert es ja dann.“
„Du und ein Rückenangriff? Ich dachte du wolltest mich mit deinen Kräften zerreißen?“
„Das mit dem Zerreißen hat sich als schwieriger erwiesen, als ich angenommen hatte.“
Tiberius brach in schallendes Gelächter aus.
„Und dann laufen deine Truppen noch durch die Gegend und schreien Chaos ist mächtig? Dass ich nicht lache. Nicht mal genug Macht geben dir deine falschen Götter. Vielleicht ist deine neue Macht nicht so absolut, wie du dachtest.“
„Wir werden sehen, und dann…“
Neben ihnen tat sich ein Riss auf und verströmte die Anwesenheit des Warp in ihrem Bewusstsein.
„Waquega! Wollt Ihr vielleicht ein bisschen Abwechslung bei Euern Gegnern?“
Octavius trat durch den Riss. Hinter ihm Tzeez, Malik und Macha.
„Fünf gegen einen?“
Waquega trat einen Schritt zurück und öffnete vor sich vier weitere Risse im Raum.
„Wie war das noch gleich mit falschen Göttern?“
Aus jedem Riss erschien ein großer Dämon. Zwei Blutdämonen, ein Großer Verpester, und ein Herrscher des Wandels.
Waquega wandte sich an den alten Scriptoren.
„Wenn ihr mir die Ehre erweisen würdet.“
Octavius und der Kriegsherr verschwanden im Dunkeln und nur noch das Blitzen ihrer Psiwaffen verriet ihre Position.
Malik zog seinen Runenspeer und stürzte sich auf den Herrscher des Wandels, Macha schleuderte einen Feuerball auf den Großen Verpester, provozierte ihn und trieb ihn ins Dunkel. Tzeez und Tiberius nahmen sich jeder einen Blutdämon vor.
Der Primarch sprang auf den Dämon zu und stach mit seiner Psiwaffe in den Oberschenkel des Dämons. Somit war die Herausforderung erteilt und die Beiden begannen ihren Kampf.
Die Manifestion des Blutgottes schwang seine Axt und schleuderte Tiberius in die Dunkelheit. Der Space Marine rollte sich im Flug zu einer Kugel zusammen und rollte sich ab, als er auf dem, nicht vorhandenen, Boden aufschlug.
Er schärfte seine Sinne und spürte, dass der Dämon bereits auf ihn zuflog. Er drehte sich zu seinem Gegner und verpasste dem unachtsamen Dämonen einen Blitzstoß. Der Blutdämon schlug auf dem Grund auf und verlor seine Axt. Tiberius hechtete zu ihm und hob im Sprung seine Hellebade über den Kopf. Als der Dämon unter ihm war, schlug er zu. Doch der Dämon reagierte und rollte sich zur Seite. Er reagierte schneller als der Space Marine und packte ihn mit der Hand. Er drückte einige Sekunden zu, doch als er einsah, dass er die Servorüstung nicht zerdrücken konnte, schleuderte er Tiberius im hohen Bogen fort. Der Primarch schlug dutzende Meter entfernt am Boden auf und blieb reglos liegen. Der Blutdämon holte sich seine Axt zurück und näherte sich wieder dem bewusstlosen, loyalen Marine.
Langsam kam Tiberius zu sich und registrierte, dass der Dämon nicht mehr fern war. Schnell stand er auf und sammelte seine Psiwaffe ein, die in der Nähe im Boden steckte. Er hob eine Hand über den Kopf und formte eine kleine Kugel aus grünem Feuer.
Der Dämon war nun nahe. Er rannte auf Tiberius zu, die Axt in der Rechten schwingend. Tiberius konnte neben dem Stampfen seiner Füße auch sein Schnaufen hören.
Als er sich sicher war, dass der Dämon in Schlagreichweite war, feuerte er den Feuerball voraus und beobachtete, wie eine Gestalt vor ihm plötzlich lichterloh brannte.
Der Blutdämon warf sich auf den Boden und erstickte die Flammen mit Rollbewegungen. Das Feuer hatte ihn angeschlagen, doch nicht besiegt. Der Dämon kniete auf dem Boden. Langsam hob er den Blick vom Boden und nach vorne. Das Letzte, was er sah, war eine blaue Klinge, die auf ihn gerichtet war.
Tiberius eilte zurück zum Trapez. Macha und Malik standen beieinander. Tzeez kam gerade aus der Dunkelheit gehumpelt. Er hatte sich am Bein verletzt.
„Octavius?“
Malik deutete hinter Tiberius. Octavius kam auf sie zu.
„Was ist passiert? Habt Ihr Waquega besiegt?“
„Nein, mein Junge. Mitten im Kampf ist ein Dämon erschienen und hat Waquega berichtet, dass seine Leute eine Meuterei veranstaltet haben. Ein Apostel und ein General der Emperors Children haben die Macht an sich gerissen. Waquega ist durch einen Riss gesprungen und hat mich einfach zurückgelassen.“
Malik trat vor.
„Wir sollten zurückkehren. Man erwartet uns.“
„Wer hat das Kommando?“, fragte Tiberius.
„Aun’el Or’dires.“
Tiberius öffnete einen Riss.
„Beeilung, bevor der Kommunist noch irgendwelche Gesetzte erlässt.“
Octavius fing an zu lachen.
„Ich dachte du wärst auch ein Kommunist. Ist es nicht ein Mädchen in Servorüstung mit braunen, strahlenden Augen und hübschen Gesicht, weswegen du zurück willst?“
Der Primarch trat halb durch den Riss.
„Kein Kommentar. War hat denn einmal die Frau eines Planetaren Gouverneurs verführt und somit unsere Panzerunterstützung seitens der planetaren Verteidigungsstreitkräfte verdattelt?“
Der Scriptor näherte sich dem Riss.
„Kein Kommentar. Wobei du schon mehr Frauen hattest als ich.“
„Ich verstehe euch Menschen nicht. Was findet ihr nur so gut an diesen unbedeutenden Kleinigkeiten?“, fragte Malik.
Octavius sah ihn kurz an und sagte.
„Du hattest noch nie eine Menschenfrau. Versuchs mal, dann können wir reden.“
Macha schenkte Malik einen eisigen Blick.