Selbst in Systemen, in denen jeder Zugriff auf alles hat, gibt es immer noch Listen die einfach beherrschend sind, und bis auf einen harten Konter, der sonst auch nicht viel reißt, eigentlich nicht zu bezwingen sind.
Ja, es gibt immer Listen/Völker, die verhältnismäßig einfach zu spielen sind, in jedem System. Das sind üblicherweise Listen, die eine vernünftige Mischung aus Mobilität, Feuerkraft und Panzerung besitzen, also sehr flexibel sind und keine offensichtlichen Schwächen aufweisen.
Und dann gibt es Extremlisten, die Erfahrung erfordern - als Beispiel sei hier mal die überarbeitete SSTpK Skinnieraiderliste genannt (die spielen sich so wie sich Dark Eldar spielen
sollten), deren Truppen über enorme Mobilität und brutale Kurzstreckenfeuerkraft verfügen, aber eingehen wenn sie auch nur einmal in den Reaktionsradius einer Feindheitheit treten: Schon ein Rektrutentrupp mit Sturmgewehren pustet einen (sehr teuren) Raiderchampiontrupp vom Feld - wenn er im Nahbereich ankommt macht der Raidertrupp aber dasselbe und zwar mit so ziemlich jeder Einheit die kein Kampfpanzer ist. Bei der Armee ist durchdachte Bewegung extrem wichtig, schon kleinere Fehler können einem aufgrund der armeeweiten Fragilität sehr schnell das Genick brechen (und im Gegensatz zu DE werden Skinnies im Nahkampf nicht plötzlich zu Carnifexäquivalenten, sondern bleiben so instabil - sie müssen also wirklich sicherstellen, dass nichts mehr zurückschlagen/zurückschießen/reagieren kann und sie selbst auch so stehen, dass sie in der nächsten Runde nicht sofort von der nächsten Feindeinheit über den Haufen geballert werden).
Ein unerfahrener Spieler - der solche Fehler macht - wird mit der Armee wenig Erfolg haben. Ein erfahrener Spieler dagegen schon. Die Liste ist deswegen aber nicht besser oder schlechter, sie erfordert einfach nur mehr Skill (und ermöglicht/erfordert andere Strategien).
Da jeder jetzt alles spielen kann, ist das also dann total gebalanced ?
Prinzipiell ja, Full Thrust hat eins solches System, da funktioniert das ganz passabel.
Solche Baukastensysteme haben allerdings den Nachteil, dass man sich sein "Volk" quasi selber basteln muss - und nicht jedes Schiff passt in jede Liste (deswegen hat FT auch schon Flottenlisten mit "vorgefertigten" Schiffen). Generell muss man sich daher auch bei FT irgendwo entscheiden wie viel Mobilität/Feuerkraft/Stabilität/Utility die eigene Flotte so generell haben soll, was dann auch bestimmt welche Schiffe reinpassen und welche nicht.
Ein einzelner Raketenkreuzer in einer Flotte aus Kanonenbooten macht nicht viel Sinn (die Raketen bleiben in der feindlichen Flugabwehr hängen), für ein Volk das aber sowieso schon an jedem Schiff ein paar Raketenwerfer als Sekundärwaffen hat kann ein reiner hyperspezialisierter Raketenkreuzer aber wirklich Sinn machen um das Abwehrfeuer großer Feindschiffe komplett zu überlasten und mal eine richtig dicke Salve durchzubekommen (Raketen machen enormen Schaden wenn sie durchkommen, da man aber beim legen der Schablone die Bewegung des Gegners vorausschätzen muss ist es sehr schwer kleine Schiffe zu treffen, wenn man nicht gerade großflächig eher ineffektive Minisalven spamt).
Bei 40k müsste man sich seine Einheiten beliebig aus jedem Volk nehmen dürfen, also Donnerwolfpriester zusammen mit einem Eldarpropheten in einer Necroneinheit, die von einem Trupp Stormsurges unterstützt wird.
Und selbst dann würde das in Rosinenpickerei enden, weil jedes Volk Einheiten/Ausrüstungsoptionen hat, die im Vergleich zum Rest des Arsenals einfach nur Müll sind - was man zugegebenermaßen bei einem Baukastensystem prinzipiell auch haben kann, anderseits wer baut schon absichtlich Mülleinheiten?
Wo ist da der Unterschied zu 40k ?
Der Unterschied ist, dass es in vielen Systemen kaum bis keine "Codexleichen" gibt (interessant dass bei 40k sogar
ein eigenes Wort dafür existiert), also Einheiten die im Vergleich zum Rest so schlecht sind, dass man sie praktisch nie spielt (weil man in jedem Fall was besseres mitnehmen kann), und dass man wenn man mit Volk X gegen Volk Y spielt nicht schon von vornherein weiß dass die Siegchance bei 10% liegt, weil der Gegner durch die Bank Einheiten mit einem viel besseren Preis-Leistungs-Verhältnis hat.
Ich denke balancing ist im Grunde unmöglich, wenn man mit allem gegen alles bestehen können will. Das wird es nie geben, nirgendwo.
Perfektes Balancing ist nicht möglich. Nicht mal Schach kann das.
ABER man kann verdammt nah rankommen, sowohl durch das Design von Armeebüchern und Einheiten, als auch durch das
Missionsdesign. Ich finde es schon bezeichnend, dass 90% meiner SST-Spiele gegen erfahrene Spieler unentschieden oder eine "kleiner Sieg" waren. So richtig deutliche Siege/Niederlagen sind ziemlich selten und passieren eigentlich nur wenn irgendwas ganz grotesk schief läuft (also wenn einer der Spieler eine besonders ungewöhnliche, riskante Strategie hat und der andere ihm voll auf den Leim geht).