Piraten auf dem Vormarsch

Das ist eine ziemlich unpassende Forderung. Warum? Ganz einfach: die Piratenpartei ist nicht so internetaffin, weil das so super-duper toll, modern und praktisch ist, sondern weil es sich auf die Mehrheit der Mitglieder stützt. Klar kann die Piratenpartei sich stark auf dieses Instrument stützen.

Bei den normalen Parteien allerdings ist die Mitgliederstruktur in aller Regel eine andere - das sind nämlich zumeist ältere Männer. Wenn sich jetzt also eine andere Partei ähnlich stark auf der Internet als Instrument zur internen Meinungsbildung stützen würde, würde sie einen Großteil ihrer Mitglieder von dem Prozess ausschließen. Das würde ich extrem undemokratisch finden.

Das Alter bewahrt die Leute nicht davor, mit aktuellen Entwicklungen Schritt zu halten. Wenn ein 50-jähriger Maler und Verputzer von Internet und Social Media keine Ahnung hat ist das seine Sache. Wenn ein 50-jähriger Abgeordneter von Internet und Social Media keine Ahnung hat, erwarte ich von ihm, dass er sich fortbildet. Ist doch in anderen Bereichen auch so. Entscheidungsträger in Unternehmen beispielsweise können es sich nicht leisten, neue Entwicklungen zu ignorieren sobald sie die 40 überschritten haben. Wer sich nicht weiterbildet grenzt sich selbst aus, nicht anders herum.

Könnte einem jetzt egal sein, wenn das Web eine Randerscheinung wäre, aber es durchdringt unseren Alltag eben immer mehr und mehr. Wenn man dann mit so einer Grütze wie dem Internet-Stoppschild von Frau von der Leyen konfrontiert wird, merkt man halt, wozu es führt, wenn die Abgeordneten keine Ahnung haben.

Der Witz an den Piraten ist jetzt halt, dass sie sich ihre Technikkompetenz und ihre Jugend auf die Fahne schreiben, aber gar nicht so genau wissen, was sie damit machen wollen. Aber sie stehen halt auch für einen frischen, neuen Ansatz. Dass der funktioniert hat schon Obama mit seinem Change-Slogan bewiesen. Was die Piraten attraktiv macht ist, dass sie neu und anders sind, schlicht und ergreifend. Muss nicht unbedingt schlecht sein, reicht aber auf Dauer natürlich nicht. Aber es zeigt, wie gefrustet viele Menschen von den großen Parteien sind, wenn es selbst eine Partei ohne echte Inhalte schafft, ihnen das Wasser abzugraben.
 
Das nicht, die hatten aber massiven Zulauf in der letzten Zeit.

Polittalk ist ohnehin Blödsinn, weil sich die Moderatoren nie trauen, mal jemanden festzunageln, weil der dann nicht wiederkommt. So was wie Günther Jauch ist IMO eine Millionenfarce. Ich verstehe aber, was du meinst; immer nur "weiß ich nicht" zu sagen bringts natürlich nicht, wenn ich in eine Show eingeladen werde, lese ich mir doch wenigstens den Themenkomplex an.
Klar, aber eine Mailingliste ist jetzt nicht gerade das Teufelswerk. Oder wenn sie jedem neuen Mitglied zum Parteibuch einen Code für ihre internen Daten geben würden, dann könnte derjenige sich selbst einloggen und schauen welche Abstimmungen gerade aktuell sind.

Stimmt schon. Ich meine auch nicht nur diese Talksendungen. Auch bei anderen Berichten (ich sehe die Leute ja nur im Fernsehen, hier bei mir im Stadtteil laufen mir keine Piraten persönlich über den Weg) kommen sie mir mittlerweile sehr unsympathisch rüber. Diese ganzen Shitstorm Geschichten und was da noch so vorkommt trägt eben dazu bei, dass sich mein Bild von ihnen wandelt.
 
Bei den normalen Parteien allerdings ist die Mitgliederstruktur in aller Regel eine andere - das sind nämlich zumeist ältere Männer. Wenn sich jetzt also eine andere Partei ähnlich stark auf der Internet als Instrument zur internen Meinungsbildung stützen würde, würde sie einen Großteil ihrer Mitglieder von dem Prozess ausschließen. Das würde ich extrem undemokratisch finden.

ähm ich weiß ja nicht welche Etablierten Parteien ihr kennt, aber ich kenn mindestens eine die genau das macht. Gut das ist nicht gleich ein "Liquid Feedback" System sondern es wird in kleineren schritten gegagen. Aber auch die Piraten sind ja noch an probiren was nun wirklich gut funktioneirt. Blos da ist es hip. Und bei den anderen kommen dann immer hämische Kommentare wenn was nicht geht so geh.
 
Ja, das sollte ich eventuell machen. Ich hatte mich nur neulich mal wieder mit einem Piraten unterhalten und war etwas erbost. Thema der Diskussion, er meinte er sein "unpolitisch". Ich war der einzige, der Anwesenden, der gegenteiliger Meinung war... :lol:
Piraten...


Ja, also Du möchtest erstmal unser Parlament abschaffen und was anderes neues machen und dann möchtest Du abschaffen, das wir eine Regierung haben weil sowas ist ja hinderlich, wenn alles ergebnisoffen Diskutiert wird. Dann möchtest Du noch abschaffen, dass der Wähler eine ungefähre Vorstellung davon hat, wie sich "seine" Partei entscheiden mag und Du möchtest Erkennungsmerkmale aller Parteien auch abschaffen.
Klingt nach einer großartigen Idee! :cat:

Nein will ich nicht. Ich will einfach nur eine andere Diskussionskultur im Parlament. Das bedeutet für mich, dass man mit Sachargumenten arbeitet und nicht mit ideologischen Totschlagargumenten. Das bedeutet auch nicht zwingend, dass Alleinstellungsmerkmale aufgehoben werden. Im Gegenteil, ich wünschte mir, dass eherin bestimmten Fragen keine Entscheidung gefällt würde, weil ein grundsätzlicher Dissens vorliegt, alsdass ständig der Sachzwang bemüht wird um irgendeinen faulen Kompromiss durchzuboxen.
Denn es lässt sich eben nicht alles mit Sachargumenten klären.

Wenn die Kontrolle der Regierung durch das Parlament, und damit meine ich auch die Fraktion der Regierung nicht mehr hinreichend funktioniert, weil die Parlamentarier die Gesetze, über die sie abstimmen, nicht kennen, dann braucht es ein Korrektiv, wie z.B. Bürgerentscheide. Wie die abzuhalten sind, ist eine andere Frage. Z.B. geringe Hürden der Zulassung von Volksentscheiden, dafür aber ein hohes Quorum, um Missbrauch zu verhindern.

Aber unterstell mir bitte nicht irgendwelche Positionen, die ich garnicht vertrete.
 
@Bloodknight:
[...]erst Sarrazins "krude" Thesen bei völliger Ignoranz, was "krude" eigentlich heißt[...]
Die Kritik führtest Du bereits an, mir fehlt allerdings ein triftiger Grund. Mir ist sehr wohl bewusst, dass "krude" neuerdings als Synonym für "falsch, irreführend" gebraucht wird, was der Lexik tatsächlich keine Gerechtigkeit schafft. Aber was spricht dagegen, z.B. sozialpolitische Thesen auch "krude" im eigentlichen Sinne von "roh, ungeschlacht, ungenießbar" bzw. "gefühllos, grausam" zu nennen, auch wenn es eine metaphorische Ebene betritt, die, den Tenor oder die Hexis des Satzes/Textes unter Berücksichtigung ziehend, womöglich besser durch ein (allerdings immer noch subjektivem Ermessen unterliegendes) "falsch" umgangen worden wäre?
Vielleicht zielst Du darauf ab, dass es auch in der Lexik kein richtiges Leben im Falschen gibt und der Zufallstreffer die fälschliche Verwendung nicht rechtfertigt. In der Regel fügt es sich allerdings so, dass "krude" auch im eigentlichen Kontext stehenbleiben könnte, wenngleich mit Akzentverschiebung der Aussage (es wird durch ein "krude" nur starkes Missfallen ausgedrückt, folglich setzt ohnehin eine mal mehr, mal weniger diskreditierende Wirkung ein, die auch durch die Lemmata der Grundbedeutung abgedeckt wird). Oder stört Dich auch die Metaphorik dahinter? Oder die Stilistik? Es interessiert mich ernstlich, Du scheinst ja starke Bedenken gegen die Vokabel zu haben.
 
Also laut Parteigesetz wählt die Basis die Spitze - das erscheint mir ein ziemlich großer Einfluss, nicht? Ist auch in allen Parteien so. Passiert auf einem Parteitag - da gibt es zwar auch nur Delegierte, aber die wurden gewählt - von dem? Von der Mehrheit der Basis aus dem jeweiligen Unterverband. Wenn die Mehrheit auf einer Versammlung einen Antrag ablehnt, dann ist der abgelehnt - auch wenn die "Spitze" geschlossen dafür war. Ich bitte um praktische Gegenbeispiele und Belege, wenn dem Widersprochen wird.

Klingt toll... bis die Realität zuschlägt.

Laut dem Papier hat ja auch das Volk einfluss auf die Regierung die sie sozusagen führt. In der Praxis stimmt das auch zum Teil. Aber eben nur zum Teil.

Wie war das? Da war mal ein Wahlkampf wo die Schwarz sagte ja Steuererhöhung um 2% und Rot sagte Steuerherhöhung nie und nimma mit uns. Und dann musste sich Rot und Schwarz zusammen tun und es gab plötzlich 3%.

Das Problem ist, das bei manchen Abstimmungen das Volk/die Basis sicherlich der Spitze die Führung die gefolgschaft verweigern aber halt nicht immer. Und was machste bei ner Regierung die dich gleich nach der Wahl verarscht? Ne andere wählen? Ja erst in 4 Jahren wenn. Und bis dahin ist man denen ausgeliefert.
Und was passiert dann? Dann wählt man die anderen, die auch net besser sind.

Das Problem ist, man wählt schön demokratisch/undemokratisch, in der Zeit der Wahl versprechen partein das blaue vom Himmel und wenn es vorbei ist, dann kümmert es kein Schwein mehr was man im Wahlkampf gesagt hat, weil man hat ja erst mal bis zur nächsten Wahl wieder Zeit. Und das Volk vergisst schon wieder bzw. die anderen bauen größere Scheisse.

Also wieviel Einfluss hat man wirklich?
 
Wenn die Kontrolle der Regierung durch das Parlament, und damit meine ich auch die Fraktion der Regierung nicht mehr hinreichend funktioniert, weil die Parlamentarier die Gesetze, über die sie abstimmen, nicht kennen, dann braucht es ein Korrektiv, wie z.B. Bürgerentscheide.
Weil Bürger ja immer die Vollexperten sind. Gerade was Gesetze und so angeht.
Sorry, aber alles kein Problem. Dafür gibts halt den achsoschlimmen Fraktionszwang. Es muss gar nicht jeder Trottel alles wissen. Es gibt in jeder Partei Expertengremien für alles mögliche und die arbeiten dann etwas aus. Warum sollte sich auch ein Spezialist für, keine Ahnung, militärische Auslandseinsätze in die Vergabepraxis von irgendwelchen Sozialgeldern einlesen.

Wie schon gesagt. Wer sich richtig mit unserem System beschäftigt, der wird schnell merken, dass das komplett gut so ist, wie es ist. Die Vorschläge die immer mal wieder Auftauchen wären umgesetzt eine totale Katastrophe. Deinen Wunsch kann man z.B. gar nicht erfüllen, ohne das System komplett umzukrämpeln. Das Dir das nicht klar ist, zeugt einfach von Deinem Desinteresse.

Achja, wenn Dir nicht passt, was Politiker so machen, wie wäre es dann mal, wenn Du einfach mal eine Partei wählen würdest, die es so macht, wie es Dir passt. anstatt eine Partei, die das System aus purer Ignoranz kaputtreformieren möchte.
 
@KOG: Mich stört daran, dass der neudeutsche Durchschnittsuser (😉) dieses Wort mit "falsch" übersetzt und es auch so gebraucht. Das ist einfach schlecht gemacht. Wenn ich schon meine, ein uraltes deutsches Wort wiederbeleben zu müssen (obwohl ich mir relativ sicher bin, dass es hier einen Umweg über das Englische gemacht hat), sollte ich doch wenigstens darauf achten, dass es auch korrekt verwendet wird.
Aber ok, irgendwann ist "krude" vermutlich das neue "geil" und ich habe mir doch so vorgenommen, kein Präskriptivist zu sein ^^.



wie wäre es dann mal, wenn Du einfach mal eine Partei wählen würdest, die es so macht, wie es Dir passt. anstatt eine Partei, die das System aus purer Ignoranz kaputtreformieren möchte.
Schon wieder ne Nebelkerze. Ich vermute mal, dass das am mangelnden Angebot liegt. Klar, jetzt kommt die nächste: Gründe doch deine eigene Partei.

Deinen Wunsch kann man z.B. gar nicht erfüllen, ohne das System komplett umzukrämpeln. Das Dir das nicht klar ist, zeugt einfach von Deinem Desinteresse.
...oder dem Wunsch, das System umzukrempeln? Ich hätte von dir gar nicht so wenig Revolutionsgeist erwartet 😉.
Das Problem ist, dass man bei vielen Dingen vorher gar nicht sagen kann, wie es nach der Umsetzung aussieht. Der Sozialismus sah im Vorhinein auch toll aus und hat nicht funktioniert. Gibt's eventuell auch andersrum.
 
Zuletzt bearbeitet:
Man verzeihe mir das grobe OT, der Themenmod ist schuld 😀

Wenn ich schon meine, ein uraltes deutsches Wort wiederbeleben zu müssen (obwohl ich mir relativ sicher bin, dass es hier einen Umweg über das Englische gemacht hat), sollte ich doch wenigstens darauf achten, dass es auch korrekt verwendet wird.

Der Spiegel ist besser als seine Leser - da kann aber der Spiegel nix dafür. ^_^
Ich gehe davon aus, dass das Wort durchaus im vollen Wissen über seine Bedeutung gebraucht wurde. Dass es mittlerweile ganz gerne mal fälschlicherweise verwendet wird (ich glaube, viele deuten es mit "merkwürdig") sehe ich als ganz normale sprachliche Strömung.

Wir hatten wenn ich mich recht entsinne hier auch im Geschichtenwettbewerb mal eine Diskussion über das Wörtchen, da ging es um "krude Orkwaffen". Konnte manch ein Leser nix mit anfangen. Insofern finde ich es schön, wenn solche Wörter immer wieder aus der Versenkung geholt werden.
 
Wir hatten wenn ich mich recht entsinne hier auch im Geschichtenwettbewerb mal eine Diskussion über das Wörtchen, da ging es um "krude Orkwaffen".

Ich glaube, das ist der besagte Umweg über Englisch, da "crude" da gängig ist. Hat vermutlich in ner faulen Übersetzung von GW seinen Anfang genommen in diesem Kontext 😀.
 
Schon wieder ne Nebelkerze. Ich vermute mal, dass das am mangelnden Angebot liegt. Klar, jetzt kommt die nächste: Gründe doch deine eigene Partei.

Oder wartet bis sowas wie die Piraten kommen.

Nur ob sie das System wirklich umkrempeln können? Abwarten. Bin skeptisch aber fände es in manchen Punkten nicht schlecht.
 
Weil Bürger ja immer die Vollexperten sind. Gerade was Gesetze und so angeht.
Sorry, aber alles kein Problem. Dafür gibts halt den achsoschlimmen Fraktionszwang. Es muss gar nicht jeder Trottel alles wissen. Es gibt in jeder Partei Expertengremien für alles mögliche und die arbeiten dann etwas aus. Warum sollte sich auch ein Spezialist für, keine Ahnung, militärische Auslandseinsätze in die Vergabepraxis von irgendwelchen Sozialgeldern einlesen.

Wie schon gesagt. Wer sich richtig mit unserem System beschäftigt, der wird schnell merken, dass das komplett gut so ist, wie es ist. Die Vorschläge die immer mal wieder Auftauchen wären umgesetzt eine totale Katastrophe. Deinen Wunsch kann man z.B. gar nicht erfüllen, ohne das System komplett umzukrämpeln. Das Dir das nicht klar ist, zeugt einfach von Deinem Desinteresse.

Achja, wenn Dir nicht passt, was Politiker so machen, wie wäre es dann mal, wenn Du einfach mal eine Partei wählen würdest, die es so macht, wie es Dir passt. anstatt eine Partei, die das System aus purer Ignoranz kaputtreformieren möchte.

Mein Desinteresse? Wieso wohl diskutiere ich hier mit? Weil ich an Politik im Allgemeinen und an der Art wie hierzulande Politik betrieben wird, nicht interessiert bin? Seltsame Ansicht. Wie wäre es, du würdest mal von deinem hohen Ross heruntersteigen und einfach zur Kenntnis nehmen, dass unser politisches System nicht der Weisheit letzter Schluss ist, denn es ist von Menschen in einer bestimmten Zeit gemacht. Wenn sich die Zeiten ändern, ändern sich auch politische Systeme. Und ob es dir oder mir passt oder nicht, es passiert gerade. Nicht wegen den Piraten, die sind nur ein Ausdruck des Zeitgeistes. Sondern weil sich Europa verändert. Wohin wird sich zeigen.

Weil Bürger ja immer Vollexperten sind... soso Weil Politik Experten braucht? Son Quatsch. Wer sowas glaubt, hat schon aufgehört Citoyen zu sein. Hier gehts um die res publica, die Sache, die alle angeht. Dazu kann sich jeder eine Meinung bilden. Politik ist eigentlich ganz simpel. Sie lässt sich immer auf die Frage nach der Verteilung von Wohlstand herunterbrechen. Einzig und allein darum geht es. Das zu begreifen, erfordert kein Expertenwissen. Ein tausendseitiges Gesetz, welches nur Experten kennen, von verstehen will ich lieber schweigen, dürfte erst garnicht zur Abstimmung gelangen.

die Beispiele, die du zeigst, sind mehr als deutlich. Was ist an der Frage des Für und Wider eines Kriegseinsatzes so schwer? Solche Fragen wurden früher auf der Agora verhandelt. Mit dem Unterschied, dass die die dafür gestimmt haben, sich danach die Rüstung angezogen haben und in den Krieg gezogen sind. Auch die Frage nach der Verteilung von Sozialleistungen wurde so erörtert. Damals haben die Redner aber auch noch Tacheles geredet. Siehe Cicero. Der hat sich hingestellt und ganz offen gesagt, die Römer müssten gegen Mithridates in den Krieg ziehen, weil sonst die Publicani(Steuerpächter) ihre Einnahmen verlören. Der Mann hatte damit Erfolg.

Wir haben dafür Experten, die uns sagen, dass wir für tolle Ideale, wie etwa weil es in Afghanistan keine Frauenbeauftragte gibt, in den Krieg zögen. Wer den Schmus glaubt, na der braucht halt Experten, die das für ihn richten.

Aber ich beruhige dich, auch wähle die Piraten nicht. Ich finde nur deinen Argumentationsgang Weil es so ist, ist es gut so und weil es gut so ist, darf nichts verändert werden, nunja seltsam. Doch genug der Polemik.
 
Zuletzt bearbeitet:
also, ich kann ja nur aus persönlicher Erfahrung sprechen, aber ich habe erlebt, dass Piraten nur Piraten sind, weil sie durch totale Ahnungslosigkeit glänzen. Z.B. die Ansicht, im Parlament müsse ergebnisoffen diskutiert werden, die hier ja auch schon öfter aufkam und nur wirklich Quatsch ist, bzw. davon zeugt, dass sich da jemand noch nie mit Politik beschäftigt hat: Ich hab noch keinen Piraten getroffen, der das nicht so sehen würde. Alle anderen, durch die Bank, von CDU bis MPLD wussten was Sache ist.[..]

Es ist dir überlassen ob du jeden Sympathisanten und seine Standardphrasen auf die Goldwaage legst um einen Rückschluss auf die Qualität der Partei zu ziehen. Einen Piraten-Simpel im Netz zu treffen ist genauso schwer wie einen CDU-Simpel in der Kneipe bzw. beim Stammtisch zu treffen, bei Bedarf kann man sich jederzeit die Vorurteile bei allen Parteien schnell bestätigen lassen, sofern man die entsprechenden Ecken aufsucht.

Mal abgesehen davon behandelst du eine Systemfrage, die man im Zweifelsfall gar nicht beantworten können muss, wie dir sicherlich auch selbst bewusst ist.

Weil Bürger ja immer die Vollexperten sind. Gerade was Gesetze und so angeht.
Sorry, aber alles kein Problem. Dafür gibts halt den achsoschlimmen Fraktionszwang. Es muss gar nicht jeder Trottel alles wissen. Es gibt in jeder Partei Expertengremien für alles mögliche und die arbeiten dann etwas aus. Warum sollte sich auch ein Spezialist für, keine Ahnung, militärische Auslandseinsätze in die Vergabepraxis von irgendwelchen Sozialgeldern einlesen.[..]Achja, wenn Dir nicht passt, was Politiker so machen, wie wäre es dann mal, wenn Du einfach mal eine Partei wählen würdest, die es so macht, wie es Dir passt. anstatt eine Partei, die das System aus purer Ignoranz kaputtreformieren möchte.

An der Stelle würde ich gerne wissen wie diese etablierten Expertengremien zu den regelmäßigen Blamagen passen, die gerade bei simplen Technik-Fragen eklatant ausfallen. Und da du von "kaputtreformieren" redest wäre auch interessant zu wissen wie sich genau die "Gesundheit" des bestehenden Systems definiert, denn dein Beitrag hat bisher außer "Guck mal hier, da und dort, so sieht das aus und alles ist toll" wenig zum Ausdruck gebracht.
 
Ich glaube, das ist der besagte Umweg über Englisch, da "crude" da gängig ist. Hat vermutlich in ner faulen Übersetzung von GW seinen Anfang genommen in diesem Kontext 😀.

Ich verstehe das Problem nicht. Das Wort "krude" stand schon in der ersten Duden-Ausgabe. Hab keine Ahnung, was das englische Wort bedeutet, aber bei uns ist es eben "grobschlächtig", "roh" oder "ohne Feingefühl". Passt mMn ganz gut zu der angesprochenen Sache.
 
Politik ist eigentlich ganz simpel. Sie lässt sich immer auf die Frage nach der Verteilung von Wohlstand herunterbrechen. Einzig und allein darum geht es.
Wenn im Bundestag also über den Schutz ungeborenen Lebens, die Wehrpflicht, Regelungen zum Brand- und Katastrophenschutz, das deutsche Bergrecht, die Extremismusklausel, barrierefreien Tourismus u.v.a. abgestimmt wird, schimmert im Hintergrund immerzu die Eigentumsfrage durch? Der Proudhonismus möchte Dir sicher danken, die durchaus vielschichtigere Realität eher weniger. Was taugt Politik, wenn keine Rechtssicherheit besteht, das Staatswesen und die Bürger vor inneren wie äußeren Fährnissen nicht geschützt und abgesichert sind, überhaupt keinerlei weitergehende Pflichtbindung des Gesetzgebers besteht, aber die Eigentumsverhältnisse geklärt sind? Eine so antiquierte Vorstellung mit gleichzeitigem Vorbehalt anderen Diskussionsteilnehmern gegenüber, sie müssten die Zeitläufte einer jeden Politik erkennen und die Zeichen der Zeit deuten lernen, bedingt sich zu einer ausgemachten Satire.

Und wie sollen denn bestimmte Drucksachen auf Bierdeckelformat eingedampft werden, damit ein jedermann mit bestem Wissen und Gewissen abzustimmen in der Lage ist? Wie willst Du denn dem unüberschaubarem Dickicht beispielsweise gesundheits- und sozialpolitischer (Rechts-)Fragen gerecht werden, ohne ins Technische abzusteigen und unzählige Rekurse anzusetzen? Insbesondere dann, wenn echte Reformen eingefordert und umgesetzt werden (sollen), wird aus offenliegenden Gründen viel Papier fällig. Oder die hier schon vieldiskutierte Frage um die europäische Krisenpolitik: hältst Du es der Sache wirklich für angemessen, diese Frage auf anderthalb DIN-A4-Seiten zu kompilieren, ohne wesentliche Aspekte auszulassen? Lieber Bürger, welche Eigenkapitalvorschriften nach Basel III wünschen Sie sich und wie sollen stille Einlagen darin abgehandelt werden - wessen Bauchgefühl die Situation am angemessensten trifft, dessen Ratschluss setzt sich durch?

Und daran anknüpfend lässt sich der Grund benennen, warum wir heute eben keinen Areiopag und/oder Boulên mehr haben: simple niedergelegte Nomoi über Blutrache, Erbschaftsregelungen bei Landparzellen, Sklaven, timokratischer Gesellschaftseinteilung... decken den modernen, wesentlich vielschichtigeren Bedarf doch längst nicht mehr ab. Da könnte ich genausogut behaupten, das Dreiklassenwahlrecht war doch eine durchdachte Sache, immerhin kommt es den vier gesellschaftlichen Gruppen nach Solon ziemlich nahe, und das ohne den altbackenen agrarisch-militärischen Kontext.

Dein Cicerobeispiel hätte ich auch gerne als Analogon in die Gegenwart transponiert: es ist also legitim, einen Krieg nach Beschlusslage eines Referendums zu führen, da anderweitiges kodifiziertes Recht (nationales oder Völkerrecht) sich nicht auf eine derart starke Bindung direktdemokratischer Teilhabe stützen kann? Die Ewigkeitsklausel hat auch schon gehörig Staub angesetzt, könnte man auch zur Disposition stellen, die Eigentumsfrage ließe sich auch in Ochlo-, Pluto- oder Meritokratien beantworten. Oder in einer wohlwollenden - ein weites Feld urbar machendes (😉) -, kommoden Diktatur. Wenn das Deine Zeichen der Zeit sind, dann kann es mit dem Strukturkonservativen gar nicht so schlecht bestellt sein.
 
Und wie sollen denn bestimmte Drucksachen auf Bierdeckelformat eingedampft werden, damit ein jedermann mit bestem Wissen und Gewissen abzustimmen in der Lage ist? Wie willst Du denn dem unüberschaubarem Dickicht beispielsweise gesundheits- und sozialpolitischer (Rechts-)Fragen gerecht werden, ohne ins Technische abzusteigen und unzählige Rekurse anzusetzen?

Indem man die Gesetzesbündel aufschnürt und über die Einzelgesetze abstimmt, die sich hinter solchen Papierbergen verbergen. Sollte es technisch werden, können die Experten der Fraktion ja je das pro und kontra vortragen. Die Einzelheiten zu verhandeln und darüber abzustimmen obliegt dem Parlament. Dafür ist es da. Dein Beispiel mit Basel III ist in Bezug auf einen Bürgerentscheid verfehlt, denn solch eine Frage stellt sich nicht in einem Bürgerentscheid. Wenn das Volk darüber abzustimmen hätte, dann nur über Basel III ja /nein. Aber dies nur am Rande.

Neopope und du mißversteht mich, wenn ihr glaubt, dass ich dafür wäre alles vom Volk abstimmen zu lassen. Mir geht es darum wie im Parlament gearbeitet wird. Der Nationalstaat verlangt nach einer parlamentarischen Demokratie, denn wie du schon richtig bemerkt hast, leben wir nicht mehr in einer Polis. Es ist gegen Strukturkonservativismus nichts einzuwenden, nur muss man dafür sorgen, dassbestehende Institutionen auch ihre Funktion weiter wahrnehmen. Sonst sterben sie ab. In diesem Sinne bin sogar ich strukturkonservativ, wenn ich vom Parlament fordere, seine Aufgabe wahrzunehmen, nämlich die Exekutive zu kontrollieren. Das tut es aber nicht, wenn es ungelesen im Wortsinn Gesetzesanträge der Regierung durchwinkt und nachher das Bundesverfassungsgericht dieses Gesetz kassiert, wie es immer häufiger der Fall ist. Das ist schlechte gesetzgeberische Arbeit.

Mein Cicerobeispiel sollte eigentlich nur zeigen, dass man auch dann Mehrheiten bekommen kann, wenn Roß und Reiter benannt sind. Es ist legitim seine Interessen auf demokratische Weise durchzusetzen, es sollte aber klar sein, wessen Interessen das sind. Wenn SPD und CDU uni sono behaupten, dass es notwendig sei, die Banken zu retten, ohne Einfluss nehmen zu wollen, was in diesen Banken passiert, dann habe ich meine Zweifel, ob es wirklich nur im Interesse der Allgemeinheit ist, wie behauptet.

Was taugt Politik, wenn keine Rechtssicherheit besteht, das Staatswesen und die Bürger vor inneren wie äußeren Fährnissen nicht geschützt und abgesichert sind, überhaupt keinerlei weitergehende Pflichtbindung des Gesetzgebers besteht, aber die Eigentumsverhältnisse geklärt sind? Eine so antiquierte Vorstellung mit gleichzeitigem Vorbehalt anderen Diskussionsteilnehmern gegenüber, sie müssten die Zeitläufte einer jeden Politik erkennen und die Zeichen der Zeit deuten lernen, bedingt sich zu einer ausgemachten Satire.

Meinst du? Wenn die Eigentumsverhältnisse geklärt sind, ist eine Gesellschaft vorerst befriedet, denn aus ungerecht empfundenen Eigentumsverhältnissen leitet sich doch der allermeiste politische Streit ab. Eine Rechtsordnung, die alles weitere regelt, benötigt einen Konsens über die Eigentumsverhältnisse. Denn nur ein im Konsens gefundenes Rechtssystem kann auch tatsächlich die nötige Rechtssicherheit garantieren. Die Frage nach der Verteilung von Eigentum ist nie antiquiert, wel dieser Konsens nicht ewig halten kann. Denn Eigentumsverhältnisse ändern sich ständig.
es ist also legitim, einen Krieg nach Beschlusslage eines Referendums zu führen, da anderweitiges kodifiziertes Recht (nationales oder Völkerrecht) sich nicht auf eine derart starke Bindung direktdemokratischer Teilhabe stützen kann?

Nein ist es nicht. Was ich mit dem Cicerobeispiel zeigen wollte, siehe oben.

Zunächst einmal ist das Völkerrecht von völlig anderem Charakter als nationales Recht, aus dem einfachen Grund, weil es keine Institution hat, die in der Lage wäre jeden Staat zur Einhaltung zu zwingen. Nun ist das geltende Völkerrecht natürlich in unser nationales Recht eingeflossen und damit für unsere Rechtordnung verbindlich, also der Entscheidung über Krieg und Frieden vorgeschaltet. Wenn also hierzulande das Volk über Krieg und Frieden befragt werden sollte, dann müssten die Bedingungen dafür, dass Deutschland nach dem Völkerrecht berechtigt sei, einen Krieg zu führen, erfüllt sein. Ist dies nicht der Fall, stellte sich die Frage eigentlich garnicht. Auch nicht im Falle einer fremden Kriegserklärung. Aus dem Recht den Krieg zu erklären, leitet sich aber nicht die Verpflichtung ab einen solchen auch zu führen. Warum sollte dann nicht das Volk dazu befragt werden? Das Volk trägt die Opfer. Warum sollte dann nicht darüber abstimmen, ob der Aufwand die Opfer rechtfertigt?
 
[...] wenn ich vom Parlament fordere, seine Aufgabe wahrzunehmen, nämlich die Exekutive zu kontrollieren.

Ich hoffe dir ist bewusst, dass es in einem parlamentarischen System wie dem unseren mitnichten die Aufgabe des Parlamentes ist, die Regierung zu kontrollieren. Das ist die Aufgabe der Minderheit des Parlaments, der sogenannten Opposition. Der Dualismus von Regierung und Parlament ist seit dem Ende des Kaiserreichs bei uns passé, denn Regierung und Regierungskoalition bilden eine gewisse Handlungseinheit. Alles andere wäre auch völlig unpraktikabel. Außerdem ist auch das Bundesverfassungsgericht keine völlig unumstrittene Institution.