In Kobane haben wir auf der einen Seite Männer und Frauen, die auf Leben und Tod ihren Heimatboden verteidigen - und nebenbei bemerkt ein erwähneswertes basisdemokratisches Gemeinwesen aufgebaut hatten, siehe hier:
http://www.theguardian.com/commenti...world-ignoring-revolutionary-kurds-syria-isis
Auf der anderen Seite haben wir eine internationale Horde aus Psychopathen, die überall wo sie bislang die Herrschaft übernommen haben, Babyn Jar 2.0 spielen und bis dato keinerlei Anstalten zeigen, mit ihren Eroberungszügen aufzuhören. Welche Seite man hier nicht nur aus geopolitischen Gründen, sondern schon aus purer Humanität unterstützen muss, sollte klar sein.
Da Kobane darüberhinaus schon seit Ewigkeiten kurdisches Heimatland ist und es ISIS vor 3 Jahren noch nicht mal gab, stellt sich auch keine Frage dadrüber, wer von den beiden legitime Ansprüche auf die Stadt hat und wer nicht, und wem man es erlauben sollte die türkische Grenze dorthin zu überqueren und wem nicht.
Einzig positiver Effekt ist, dass die AKP-Regierung sich die EU-Mitgliedschaft auf immer und ewig verbaut hat und auch bei anderen Themen (Zypern, Iran, EU-Außengrenzen) hoffentlich zunehmend als das wahrgenommen wird, was sie ist: Ein Feind des Westens.
EDIT: Ich muss eigentlich noch ein bisschen weiter gehen: Erdogan betont ja oft und gerne wieviel die Türkei schon für die kurdischen Flüchtlinge aus Syrien getan hat, wieviele man aufgenommen hat etc.
Das individuelle Engagement der türkischen Helfer und Ärzte vor Ort ist natürlich sehr ehrenwert. Die Flüchtlingsthematik als ganze hat aber einen viel perfideren Charakter. Denn die kurdischen Flüchtlinge sind genauso, wie Ankara die Kurden am liebsten hat - machtlos, mittellos, unorganisiert und vor allem: komplett auf das Wohlwollen der Türkei angewiesen.
Der Punkt, der früher oder jeder in jeder Debatte über Flüchtlingshilfe etc auftaucht ist aber der, dass es nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann, immer nur Flüchtlinge aufzunehmen; sondern dass es letzlich darum geht dafür zu sorgen, dass deren Herkunftsländer keine Flüchtlinge mehr produzieren, indem man für stabile Verhältnisse und Zukunftsperspektiven sorgt. Genau das, was den meisten afrikanischen Staaten seit eh und jeh misslingt, waren die Kurden Nordsyriens dabei, erfolgreich aufzubauen - ein funktionierendes, säkulares und demokratisches Gemeinwesen.
Und jetzt kommt der IS und reißt das unter stillschweigender Duldung Ankaras alles ein, während Erdogan sich selbst noch als Altruist darstellen kann, weil er den kurdischen Flüchtlinge das allernötigste zum Überleben zukommen lässt.
Naja, noch ist Kobani nicht gefallen.