Und du meinst, uns geht es gut? Wenn nicht mal ein Drittel der Wahlberechtigten Merkels Politik fortgeführt wissen?
beschäftige dich bitte mal mit den Zahlen, das ist extrem gut, insbesondere für eine Wiederwahl. Normalerweise unterliegen Politiker einer "Abnutzung" d.h. ihre Zustimmungswerte sind bei der ersten Wahl am höchsten und sinken dann ab, bis sie halt abgewählt werden. Merkel schafft ihre persönlichen Zustimmungswerte sogar massiv aufzubauen - und das ganze auch noch in CDU Stimmen umzusetzen.
Und ja, ich meine es geht uns gut. Das heißt nicht das man nichts verbessern könnte, aber im internationalen Vergleich geht es uns gut. Da muss man jetzt nicht mit der dritten Welt argumentieren sondern es reichen vergleiche in Europa: Lass die Schweiz weg und Skandinavien (obwohl mit ausnahme Norwegens auch nimmer alles Gold ist...), welchem größeren eruopäischen Staat geht es denn besser? Frankreich? Großbritannien? Spanien? Italien? Sorry, aber da geht es uns gut.
Nehmen wir noch die historisch einmalige Belastung durch die Wiedervereinigung dazu, welche allein schon den Wohlstandszuwachs von 15 Jahren und mehr aufgefressen hat ist die Lage wirklich so das man sagen kann das relativ wenig Fehler begangen wurden. Da kann man Kohl/Schröder/Merkel relativ wenig vorwerfen. In Details: natürlich immer, aber im wesentlichen stimmt es schon.
Aber wenn man mal die Stimmen der Oppositionsparteien + AfD zusammenzählt sieht man deutlich, dass Merkel eigentlich grandios gescheitert ist. Ihr Stimmenzuwachs beruhte hauptsächlich aus den Verlusten der FDP.
Och nö. Bitte versuch mir jetzt nicht auch so nen Blödsinn zu erzählen wie der Augstein-Walser neulich von der strukturellen linken Mehrheit.
Die FDP war nie wirklich "stark", das Topergebnis der letzten Wahl war eine Reaktion auf den linkskurs Merkels in der Großen Koalition. Man wollte 2009 die linken loswerden und hat deshalb FDP gewählt. Das realistische Wählerpotential der FDP liegt bei 6-7%. Die sind jetzt nicht zur CDU "übergelaufen" sondern einfach zurückgekehrt, weil die FDP nicht liefert. Die haben 15% gehabt, nicht weil die Leute gelb so toll fanden, sondern weil sie das von Westerwelle aggressiv beworbene "einfachere, niedrigere Steuermodell" wollten und nix bekommen haben.
Der Todesstoß war dann eben die AfD die auch nochmal ne gute halbe Million Wähler abgezogen hat, die sonst FDP gewählt hätten.
Auf Gnadenstimmen wie sonst konnte man eben auch nicht hoffen, eben weil rot-grün nicht zur Debatte steht und rot-rot-grün keiner probieren wird (zurecht: einziges Ergebnis wären Neuwahlen bei denen grün auf 5% landet und die SPD bei 15%)
Auch das Stimmen für die AfD eine Stimme gegen Merkel sind, dürft eein gerücht sein: wenn du die AfD Anhänger befragt ob sie Merkel oder Steinbrück wollen, dürfte die Merkel locker 80-90% einfahren. AfDler sind strukturell eher "Merkelfans", nur mögen sie den Euro nicht. In einem als "knapp" empfundenen Wahlkampf, bei dem man Steinbrück tatsächlich reelle Chancen gegeben hätte, wäre Merkel noch deutlicher Siegerin geworden
Aber wenn weder SPD noch Grüne eine inhaltlich völlig andere Politik als Merkel wollen, ist dies auch konsequent, eben nur einen personalisierten Wahlkampf zu machen. Wenn keine echte Alternative formuliert wird, werden die Wähler auch keine Regierung abwählen. Man kann ja von Klassenkampf halten, was man will. Aber der Vertrauensbruch, den SPD seit Schröder zweimal so massiv begangen hat, macht diese PArtei für ihre einstige Anhängerschaft unwählbar.
Da stimme ich teilweise zu, und da sgehört zum Problem der PArteien:
Grüne: hier ist es so das die Partei sehr "links" ist, bzw. der linke Flügel (Trittin) seit Abtritt Fischers enorm wirkungsmächtig. Die Wählerschaft ist es aber definitiv nicht. Man muss sich nur mal anschauen wo Grüne tatsächlich die Mehrheit haben und regieren: Freiburg, Tübingen oder Baden Württemberg. Das sind nun nicht grade die Hochburgen sozialistischer Arbeiterbewegungen. Jemand sagte über den Kretschmann mal der hätte auch in der CDU sein können. Das ist der Punkt: die Wähler der Grünen sind nicht links, es sind Lehrer und Verwaltungsbeamte, die klassischen "Spießbürger", die sich den Ökokram überhaupt leisten können. Die wollen keinen grün angestrichene Linke, sondern eher eine grün lackierte CDU. Das Wahlergebnis zeigt das ja ganz gut, und ich denken demnächst werden die "Realos" aus dem Süden mehr zu sagen haben und die Partei einen deutlichen Rechtskurs nehmen - und damit punkten.
SPD: das Problem hier ist eher: die SPD ist überflüssig. Alle Ziele mit denen die SPD mal in der Republik antrat sind realisiert. Selbst die Union macht heute weitgehend sozialdemokratische Politik.
ein weiteres "nach links rücken" ist nicht drin, weil dort eben die Linke sitzt: man könnte dadurch zwar der Linken die realitätsnahen Wähler abnehmen, würde an die Union aber im gleichen Rahmen wenn nicht mehr am "mittigen Rand" verlieren. Mehr in die Mitte geht auch nicht, da sitzt die Merkel und grinst breit.
Es fehlt halt tatsächlich der Markenkern und ein neuer ist so schnell nicht zu finden...
Das sterben der SPD wird lange dauern und qualvoll sein, aber effektiv wird man am linken Rand an die Linke verlieren, am anderen an die Union, bis am Ende nur noch nen harter Kern bleibt der irgendwie aus Tradition SPD wählt...einzig ein deutlicher Rechtsruck der Union könnte die SPD retten, aber darauf zu hoffen dürfte vergeblich sein solange Merkel soclhe Werte einfährt.
EDIT: das Bild ist mal deutlich: 2005 2009 und 2013
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