Die Aktion ist nun vorbei:
http://www.swr.de/nachrichten/bw/-/id=1622/nid=1622/did=5500448/yhmurs/index.html
Mal kurz vorweg: ich halte die öffentliche Debatte, ob und wie Spielekonsum mit Amokläufen oder allgemein mit realer Gewalt, auch für fehlgerichtet. Wer bei komplexen Problemen mit einfachen Antworten kommt, greift meistens zu kurz....
... ABER, ich finde nur die Ausprägung, die die Debatte in Deutschland angenommen hat, falsch. Sie ist geprägt von Halbwissen, Lügen, Polemik
und ist im großen und ganzen von zwielichtigen Forschungsinstituten und Politikern instrumentalisiert worden.
Die Debatte an sich ist allerdings für die Gesellschaft wichtig. Überhaupt jedesmal, wenn ein neues gesellschaftliches Phänomen auftritt, lohnt es sich, innezuhalten und es kritisch zu beleuchten, sich damit genau auseinanderzusetzen. Und nur, weil etwas bei der Jugend weit verbreitet ist, macht es das nicht automatisch gut. Da ist es vollkommen legitim, zu hinterfragen, ob die Gesellschaft soetwas gutheißen will oder nicht.
Und die Urheber der Aktion tragen erstmal zu der Diskussion bei. Falsch ist mMn, damit Verbotsforderungen zu verbinden. Es ist eine gesellschaftliche Debatte, keine politische. Aber nichtsdestotrotz ist die Meinungsäußerung als Denkanstoß durchaus zu begrüßen. Jedenfalls tausendmal besser als die Reaktion einiger Spielefans. Das Schild von der Gegendemo mit der Aufschrift "Stoppt den Trauer-Terror" ist einfach nur zum Kotzen
😛uke:. Wenn derjenige damit zeigen wollte, dass Spieler nichtmal den Hauch von Empathie haben, dann ist ihm das gelungen. Und auch ansonsten würd etwas mehr Gelassenheit den Gewaltspieleverfechtern gut tun. Nicht jede Kritik ist gleich von der Panorama/Beckstein/Pfeiffer-Machart und von vornherein abzulehnen.
Ich beobachte im Moment, dass sich die Sachlichkeit in der Diskussion sehr zugunsten der "Gegner" verschiebt. Waren es am Anfang vor allem die Kritiker, die völlig subtanzlos argumentiert haben, sind es jetzt vor allem die Spieler, die argumentativ einfach nur wild um sich schlagen. Es wäre empfehlenswert, wenn man sich an die eigenen Forderungen nach einer sachbezogenen Diskussion halten würde.
Ich bekomm auch jedesmal einen Hals wenn ich wieder haltlose Anschuldigungen gegen Erwachsenenspiele höre, aber ich würde mich in einer öffentlichen Diskussion zügeln. Vor allem würde ich auch die Kritiker respektieren, egal wie sehr ich ihre Argumente ablehne. Vor allem, wenn geliebte Angehörige von ihnen auf grausame Art ermordet wurden. Und ich denke, es wäre auch für die Sache der Spielefreunde weitaus produktiver als mit Geifer vorm Maul rumzukrakelen.
Stellt Euch nur mal vor, wie ihr reagieren würdet, wenn Eure Kinder in 20 Jahren in Holodecks auf Menschenjagd gehen - vollkommen realistisch in 3D, mit Geräuschen, Blutfontänen, Gerüchen. Eure Kinder würden natürlich den Unterschied zur Realität erkennen. Ihr allerdings kennt Euch nicht so damit aus, da ihr euch nicht täglich damit beschäftigt. Ihr würdet kaum einen Unterschied zur Realität erkennen, auf Euch würde alles echt wirken. Selbst wenn Eure Kinder beteuern, dass es nur um den sportlichen Wettkampf ginge, um Punkte: wollt Ihr, dass Eure Kinder mit simulierten Kettensägen in der Hand, holographische Polizisten zerlegen? Hättet ihr nicht auch Bedenken, dass das jetzt ein Schritt zu realistisch ist?
Und erst, wenn man dann ehrlich sagt: "ja, hätte ich!", versteht man, was Eltern heute beim Thema Actionspiele bewegt. Und dann kann man anfangen, in Ruhe und sachlich darüber zu diskutieren und die Vorbehalte der Reihe nach zu entkräften. Man sollte aber nie aus den Augen verlieren, dass die Sorge um die Kinder und neuen, nicht-verstandenen Medien, als erstes einmal berechtigt ist.