Ncoh mal NGF Es geht nicht darum, irgendeine Forschungssparte zu verbieten, sondern konkrete angewandte Forschung, die komerziell verwertet werden soll, kritisch zu prüfen. Z.B. Gentechnik. Nicht alles, was technisch machbar ist, ist auch gesamtgesellschaftlich sinnvoll und ein Fortschritt. Und das Problem der Genforschung insgesamt ist doch, dass sie eben mit Monsanto & co assoziiert werden, was aber auch daran liegt, dass es keine klare Grenze zwischen industriell zur Verwertung geförderter angewandter Forschung und allgemeiner Grundlagenforschung, die sich auch kritisch mit der angewandten Forschung auseinandersetzt, gibt. Und dies ist ein systemisches Problem. Denn wenn Grundlagenforschung Drittmittel ausgerechnet bei Denjenigen einwerben soll, die kein Interesse daran haben, dass die Ergebnisse ihre Geschäftsgrundlage infrage stellen, dann ist das ein Problem. Wes Brot ich ess, des Lied ich sing. Ganz besonders in Bereichen der Forschung, die ressoucenintensiv sind. Der Geisteswissenschaftler hat immerhin den Vorteil, dass es in jeder Uni große Bibliotheken gibt, aus denen er schöpfen und mit denen er arbeiten kann. Seine Arbeit kann man auch mit geringen Ressourcen betreiben. Bei der Physik oder Chemie sieht es schon anders aus. Da werden teure Apparaturen und Labore benötigt.
Ich weiß nicht, ob sich die Scheidung zwischen Staat und Wirtschaft überhaupt aufrecht halten lääst, bei der Frage, wer die Forschungsfreiheit mehr einschränkt. Fest steht jedenfalls, dass sich auf Anraten solcher Institute wie INSM und Bertelsmann die Unis in sogenannte unternehmerische Hochschulen verwandeln. Und weil das erst einen Sinn ergibt, wenn es einen Wissensschaftsmarkt gibt, versucht man, unter den Hochschulen einen künstlichen Wettbewerb zu etablieren, mit Rankings und Verknappung von Ressourcen. Das ist der Grund, warum die Wissenschaftslandschaft den Bach runtergeht. Ich erlebe tagtäglich an der Uni, wie Studenten darauf getrimmt werden, unreflektiert Leerinhalte(nein kein Schreibfehler, Absicht) wiederzukäuen und dafür mit guten Noten belohnt werden, wohingegen man mit kritischer Lektüre sich schnell ins Abseits begibt, entweder weil man die Lehrmeinung eines Prof in Zweifel zieht oder weil man sich durch das kritische Hinterfragen einen zu großen Arbeitsaufwand auflädt. Das sind dann die Akademiker von morgen. Leute, die nicht in der Lage sind, vermeintliche Gewissheiten der eigenen Disziplin zu hinterfragen und eine kritische Distanz zu ihrem eigenen Forschungsgebiet zu wahren. Hier in Leipzig sind die Erziehungswissenschaftler besonders schlimm. Da werden Klausuren geschrieben ( multiple choice), die allen Ernstes von den Studenten wissen wollen, welchens Land wie in der soundsovielten Pisastudie abgeschnitten hat. Und weil es hier einen großen Lehrstuhl zur Diagnostik gibt, werden Lehramtsstudenten vom ersten Semester an darauf getrimmt, bitteschön ihre zukünftigen Schutzbefohlenen systematisch zu vermessen und zu evaluieren. Welch ein Schwachsinn, zu glauben, Geistiges ließe sich normieren. Naja vielleicht schon, wenn alle daran glauben.
Ich denke, wenn die Forschungsbedingugne an den Hochschulen wieder so gestaltet werden, dass dort eine unabhängige Forschung ohne ständigen Existenzkampf möglich wird, auch in Forschungsgebieten, die nicht unbedingt, einen wirtschaftlichen Mehrwert erzeugen. dann wird der Braindrain auch zurückgehen. Das Problem ist nur, dass mittlerweile Wissenschaftler nachwachsen, die genau dieses Prinzip der unternehmerischen Hochschule derart verinnerlicht haben, dass sie es nicht mehr hinter sich lassen können, weil sie erst durch diese Art von Hochschule zu dem geworden sind, was sie sind.
Und nein es ist absolut nicht hinnehmbar, dass z.B. Medikamente nicht mehr primär daraufhin hergestellt werden, den Menschen zu helfen, sondern darauf, was gewinnbringend ist. das sind zwei Kategorien, die selten unter einen Hut zu bringen sind. Und es ist auch nicht als Kollateralschaden hinzunehmen, dass bewusst schädliche Medikamente weiter verabreicht werden, die das Gegenteil von dem tun, was behaupten, zu versprechen. Nur damit nicht die Wissenschaftsstandorte gefährdet werden. Wissenschaftler diesen Schlages brauch man nicht. Sie sind sogar das Grundübel, die anständige ethische Forschung in Mißkredit bringt.
NGF, du regst dich doch über die Impfskeptiker auf. Diese sind Fleisch vom Fleische einer medizinischen pharmazeutischen Forschung, die primär gewinnorientiert arbeitet. Wenn die Pharmaindustrie so arbeitet, wie kannst du den Skeptikern verdenken, der Pharmaindustrie zu mißtrauen.