Uuuund weiter gehts!
VIER / I
Master Sergeant Dariuz Artisan blieb schwer atmend auf einer kleinen Anhöhe stehen. Er sah nach vorn, wo zwei seiner Soldaten versuchten Orkspuren zu lesen. In ihren grünen Tarnanzügen hoben sie sich kaum vom allgegenwärtigen Dschungel ab. Dreck und klebrige Pflanzenstücke halfen dabei unweigerlich massiv nach. Der Sergeant überprüfte abwesend den einwandfreien Sitz seines Gepäcks und wandte sich zum hinteren Ende der kurzen Kolonne. Vier seiner Soldaten der 111ten Beastblades trugen einen Verwundeten der, in fieberinduziertem Delirium gefangen, auf einer improvisierten Trage lag.
Dariuz hatte gehofft nie wieder Tote und Verletzte in seinem Trupp beklagen zu müssen. Die Naivität dieser Hoffnung, angesichts seiner Zugehörigkeit zu einem imperialen Garderegiment, war ihm dabei durchaus bewusst, änderte aber nichts an seinem Wunsch. Die Vergangenheit hatte Narben an ihm hinterlassen, an die er sich noch gewöhnen musste. Sofern das überhaupt möglich war.
Bevor er und sein Trupp nach Tolzar gesandt worden waren, um sich im Orktöten ausbilden zu lassen, waren er und seine Männer durch den Fleischwolf gedreht worden. Nach Abschluss der Grundausbildung auf ihrem Heimatplaneten wurden sie, wie es die Tradition verlangte, zuallererst in die vordersten Reihen des heftigsten Kriegsschauplatzes im Sektor gesandt. Zu diesem Zeitpunkt war er noch einfacher Sergeant gewesen und hatte unter dem Kommando eines Leutnants gestanden. Der war zwar ein ambitionierter, aber dennoch nicht leichtfertig Soldaten verheizender, Mann gewesen. Leider hatte dieser die ersten Minuten des Gefechtes, aufgrund eines Glückstreffers feindlicher Mörser, nicht überlebt. Daraufhin hatte ein fremder Kommissar das Kommando übernommen und die Kompanie rücksichtslos abgenutzt, bis nur noch ein Trupp übrig war. Dariuz hatte mehrmals kurz davor gestanden, den unausstehlichen Mistkerl hinterrücks niederzuschießen. Seine verbliebenen Kameraden hätten ihn sicher gedeckt. Am Ende hatte aber dann doch der blinde Gehorsam gesiegt. Der Umstand, dass die Schlacht nicht zuletzt durch ihr Mitwirken gewonnen wurde, hatte niemanden aus dem Schockzustand befreien können. Der Kommissar war sang und klanglos verschwunden und während irgendein Panzerregiment für den Sieg ausgezeichnet wurde, sandte man die Soldaten der 111th Beastblades zurück in die Etappe. Als Dariuz, nun der ranghöchste Offizier, den traurigen Rest seiner Kompanie ins Lager der übrigen Beastblades führte konnte er förmlich spüren, wie ihm die Schuld an den brutalen Verlusten zugeschoben wurde. Auch wenn dies niemand äußerte.
Alle hatten Verluste erlitten, deutlich sichtbare Verluste. Aber seine Kompanie war praktisch aufgerieben und nur die im Kampf gewachsene Loyalität seiner siebzehn Soldaten gab ihm Aufwind. Sie wussten genau, dass er getan hatte was er konnte um so viele wie möglich am Leben zu halten. Abgesehen von Deneph.
Deneph war ein Psychopath und insgeheim hätte Dariuz dessen Leben gegen das jedes anderen Soldaten eingetauscht. Als sie durch die schlammigen und von Leichen übersäten Gräben gespurtet waren, hatten Denephs Haifischaugen zum ersten Mal lebendig gewirkt. Mit einer auffordernden Geste hatte er Dariuz subtil um Erlaubnis gebeten, den Kommissar zu erdolchen und war praktisch in Rage geraten, als der Sergeant wehmütig den Kopf geschüttelt hatte.
Das Regimentskommando hatte die ganze Mission als Bluttaufe verkauft und die überlebenden Soldaten in einem vermeintlich elitären Kreis willkommen geheißen. Ein schwacher Trost, der auch durch den folgenden, ermüdenden Transit nicht seine beabsichtigte Wirkung entfaltete.
Niemand von ihnen hatte je von Tolzar gehört und die Information, dass dort der Kampf gegen Orks trainiert wurde, stimmte sie in keiner Weise optimistischer. Denn wen man von der zurückliegenden Lektion auf diese schloss, würden sie sich wohl als Wellenbrecher einer Orkinvasion wiederfinden. Als eines Nachts die unverkennbare Doppelexplosion einer Boltwaffe die Stille zerriss, war Dariuz froh gewesen, dass keiner seiner Jungs die Nerven verloren hatte und die Autorität des Politoffiziers herausgefordert hatte. Dennoch wurde die Angelegenheit hinter vorgehaltener Hand als schlechtes Omen gewertet.
Dann kam alles anders. Sie landeten auf Tolzar und marschierten auf einem großen Betonfeld auf, wobei ihre Offiziere ihrerseits in die Formation eintraten. Sie wurden von ergrauten, aber durchtrainierten Sergeanten und einem muskulösen Oberst mit Augenklappe erwartet. Alle trugen einfachen Drillich mit hochgekrempelten Ärmeln und präsentierten ihre wettergegerbte vernarbte Haut.
In den folgenden Tagen erhielten sie theoretischen Unterricht und wurden mit grundlegenden Informationen zum Thema Dschungelkampf und insbesondere Orks gefüttert. Dass einige der Lektionen offen dem Imperial Primer widersprachen stieß ihrem Regimentskommissar bitter auf. Er hatte jedoch vom Munitorum selbst den Befehl erhalten, sich den örtlichen Offizieren im Rahmen der Ausbildung unterzuordnen.
Als dann die Stirn, eines im Unterricht eingeschlafenen Soldaten, hörbar auf den Tisch knallte, schien der Kommissar dies für seinen Moment zu halten und ließ alle fünfhundert Soldaten Strafrunden laufen. Die Tatsache, dass es sich bei dem Übeltäter um einen durch Geburt privilegierten Offizier handelte, war besonders frustrierend, wurde aber galant übergangen. Immerhin liefen die Offiziere mit und jeder einzelne, besonders der Kommissar im schweren schwarzen Mantel, stellte fest, dass die hohe Luftfeuchtigkeit ein ganz besonderer Gegner war.
„Serge, ich glaub es warn fünf Orks und sie bewegn sich in südliche Richtung.“ riss Deneph den Master Sergeant aus den Gedanken. Da der Mistkerl zufällig auch sein bester Späher war, nickte Dariuz ihm mit zusammengekniffenen Lippen zu. Fünf Orks konnten ihnen durchaus gefährlich werden, wenn sie nicht aufpassten. Ein einziger Hieb, mit einer der Stein oder Knochenwaffen der Orks, konnte einen ausgewachsenen Mann spalten. Zumindest, wenn man sie rankommen ließ. Dies war eine der elementarsten Lektionen der Ausbilder von Tolzar gewesen.
<<Lasst sie nicht rankommen! Lieber diszipliniert feuernd zurückziehen, als um jeden Preis eine verdammte Stellung halten, die man zurückerobern kann wenn die Orks erst ausgedünnt sind.>>
Auch diese Lektion hatte den Kommissar alles andere als erfreut und Dariuz war amüsiert, als er feststellte, dass er so etwas wie Mitleid für den Kommissar empfunden hatte.
„Wie alt sind die Spuren?“ erkundigte sich der Master Sergeant und warf einen Blick auf sein verkratztes Chronometer. Im Wald wurde es schneller dunkel als in der Ebene, weswegen er darauf achtete, genügend Befestigungszeit einzuplanen.
„Habn noch keinen Regen gesehn Serge. Also weniger als acht Stunden würd ich sagn.“ antwortete Deneph emotionslos grinsend. Acht Stunden konnten alles bedeuten. Die Orks konnten bereits dreißig Kilometer entfernt sein oder hinter der nächsten Bergkuppe lauern. Man konnte sich auf nichts verlassen, da Orks, wie sie jüngst gelernt hatten, am Tage und zur Nacht gleichermaßen aktiv oder inaktiv waren. Allerdings schienen nur fünf Orks auch als ein sehr verführerisches Ziel, da sie zumeist in größeren Rotten durch die Wälder streunten. Dazu es brannte er Dariuz unter den Nägeln, Grünhäute zur Strecke zu bringen und endlich zu tun wofür sie hergekommen waren. Die Riesenschlange, die Soldat Hallik während seiner Wache angegriffen und ihm dabei nicht nur eine bakterienstarrende Bisswunde, sondern auch zahlreiche Knochenbrüche zugefügt hatte, war nur ein wenig befriedigendes Ziel gewesen.
Hallik, war nun aber auch der Kern seines Problems. Es bedurfte vier Mann des Trupps ihn vernünftig zu tragen, was dem Trupp beinahe ein Viertel seiner Kampfkraft raubte. Ihn allein zurückzulassen, kam ebenso wenig infrage, wie die Gewährung der Gnade des Imperators. Ihn mit einer Wache zurückzulassen würde zwar kurzfristig die Kampfkraft schonen, aber im Fall, dass die Orks weit verfolgt werden mussten, eine Nerv tötende Rückreise zur Folge haben. Von der Gefahr, die von weiteren Schlangen ausging, ganz zu Schweigen. Dennoch entschied er sich für die letzte Alternative. Er ließ den Trupp in der Baumkrone eines Urwaldriesens eine gut versteckte Hängematte aufhängen und außerdem das ganze Gepäck dort oben verstauen. Sie zogen unter Geächze und derben Flüchen den Verwundeten nach oben, wobei ihnen die feuchten Seile mehrmals beinahe entglitten.
„Ich brauche zwei Freiwillige!“ verkündete Dariuz und hoffte inbrünstig, dass nicht alle Hände nach oben gingen. Schließlich war jedem klar, dass die Freiwilligen vergleichsweise sicher im Versteck ausharren würden. Er platzte beinahe vor Stolz, als keine einzige Meldung kam. „Männer. Wie ihr wisst, führe ich euch, indem ich mit gutem Beispiel vorangehe. So sicher, wie ich mich auch für jeden von euch opfern würde, kann ich dies jetzt aber nicht tun.“ sprach er darauf feixend weiter und erntete wohlwollendes Grinsen. Für jeden außer Deneph, dachte er bei sich.
„Gut, Feuer unterm Helm. Ich bin gleich wieder bei euch.“ erlaubte er ihnen zu rauchen und wandte sich ab. Den Spruch hatte einer seiner Soldaten ersonnen und damit im Trupp etabliert. Er ging zu einem Baum, dessen lange dünne Äste bis zum Boden reichten und trennte einen davon ab. Mit dem Kampfmesser schnitt er vierzehn gleichlange und zwei kürzere Stücke ab, nahm sie in die Faust und kehrte zu den Rauchenden zurück. „Zieht ein Stöckchen, die mit den Kurzen bleiben hier.“ Der Reihe nach zogen die Soldaten ihr zu Stöckchen gewordenes Schicksal aus der Hand des Master Sergeant. Der hoffte nur, dass Deneph keines der kurzen erwischen würde. Er ließ die Soldaten zu Ende rauchen und war froh, dass Deneph ihm als Späher erhalten bleiben würde. Von den beiden die bei Hallik zurückbleiben würden, schien auch nur einer darüber erleichtert.
Sie marschierten zwei Stunden durch den Dschungel, ehe Deneph die Faust hob, weil er etwas entdeckt hatte. Der Marsch ohne Gepäck war regelrecht angenehm gewesen und Dariusz eilte geräuschlos zu dem wartenden Psychopathen. „Sehn sie her Serge. Das is ne Schlingenfalle und da hinten ist glaub ich noch eine. Entweder Lagersicherung oder eine einfache Wildfalle, schwer zu sagn.“ flüsterte Deneph seinem Sergeant zu. Dariuz sah die gut versteckte Falle und überlegte. „Warum sollten sie eine Wildtierfalle verstecken. Tiere kapieren sowas doch gar nicht.“ wies er den Späher auf das Offensichtliche hin und schien ihn damit zu kränken. Dann durchtrennte er das aus Baumfasern geflochtene Seil so, dass der aus zwei Holzhaken bestehende Auslöser entschärft wurde. Zu zweit schlichen sie weiter zur zweiten Falle und wiederholten die Prozedur. Vorsichtig rückte der Trupp nach und insgesamt entschärften sie noch drei weitere Fallen. Dann vernahmen sie ein Geräusch, welches zunächst wie ein grummelnder Grox oder Bär klang. Als das Gegrummel jedoch kurz darauf in einer anderen Stimmlage erwidert wurde, erkannten sie es als Orksprache. Man hatte ihnen Ausschnitte von aufgezeichneter Orksprache vorgespielt, dennoch war es etwas völlig anderes die gutturalen Stimmen im Dschungel zu hören. Dariuz und Deneph schätzten die Entfernung und kamen beide zum selben Schluss. Weniger als fünfzig Meter und laut Denephs Worten, auch nach wie vor nur Spuren von maximal fünf Orks. Lautlos ließ Dariuz den Trupp eine in drei Reihen gestaffelte Aufstellung, mit reichlich Seitenabstand, annehmen und positionierte sich in der Mitte. Auf einmal schwoll schlagartig ein Rauschen an und ließ Dariuz das Blut in den Adern gefrieren, ehe er bemerkte, dass mal wieder ein Regenschauer eingesetzt hatte. Kurz überlegte er im Schutz des Regens und der zunehmenden Dunkelheit, noch weiter vorzurücken und Sichtkontakt herzustellen, entschied sich jedoch dagegen. Er folgte seinem ursprünglichen Plan.
Dariuz gab ein Handzeichen, woraufhin einer der hintersten Soldaten eine der Fallen auslöste. Äste und Blätter klatschten geräuschvoll aneinander als der heruntergebogene Baum nach oben schnellte und die Orks augenblicklich verstummen ließ. Dann sprachen sie wieder. Aufgebrachter als zuvor, lauter und alle durcheinander. Dariuz nickte auffordernd in Denephs Richtung, da dieser in der ersten Reihe verblieben war. Jedoch zuckte er nur ratlos mit den Schultern. Was trieben die verdammten Grünhäute? Sie würden doch wohl kaum einen komplizierten Schlachtplan aushecken, um eine ihrer Fallen zu überprüfen.
Nachdem der Tumult in einigen besonders zornigen Aufschreien gipfelte, kehrte wieder Ruhe ein.
Deneph roch den Ork bevor er ihn sah. Und das trotz des heftigen Regens. Moschus, Fäulnis und ein brennender Schweißgeruch bissen Deneph in die Nase und er war froh, dass er bei seiner ersten Begegnung mit den Grünhäuten nur ein Exemplar vor sich hatte. Der Gestank von mehreren hätte ihm wohlmöglich das Bewusstsein geraubt, oder ihn wenigstens erbrechen lassen.
Dann kam die Gestalt in Sicht. Lange Muskulöse Arme die beinahe bis zum Boden reichten, umwickelt mit zottigem Fell und Knochenschmuck. Am geflochtenen Gürtel hing neben diversen Lederbeuteln eine Holzmaske die mit aufwändigen Schnitzereien verziert war. So viel handwerkliche Hingabe bei einem Ork war beinahe das Irritierendste an dessen Gesamtbild. Am schlimmsten war dennoch das Gesicht, wenn man es überhaupt so nennen konnte. Aus einem langestreckten Kiefer stachen gelbliche Hauer hervor und reichten fast bis an die gleichermaßen winzigen und bösartigen Augen. Beziehungsweise ein Auge, denn das andere war zugeschwollen und das frische Blut wurde vom Regen verdünnt. In der Hand hielt der Ork eine Waffe, die wohl aus einem geschliffenen Knochen eines riesigen Tiers gefertigt war und einen mit Federn und Knochen verzierten Speer auf dem Rücken. Der Ork kam näher und schirmte seine Augen mit der freien Hand gegen den starken Regen ab. Er spähte in die Richtung der ausgelösten Falle und schien auf dem Weg dorthin keinerlei Schwierigkeiten zu erwarten. Deneph überlegte eine Sekunde lang, ob er den Ork an sich vorbeimarschieren lassen sollte, um ihn dann geschickt niederzustechen. Seine lange brünierte Klinge schien ihn dazu drängen zu wollen. Aber er entschied sich für die sichere Seite und schob das Heldentum ein wenig auf. Als der Ork noch vielleicht vier Schritte entfernt war, zog Deneph den Abzug seiner Sturmschrotflinte durch. Anders als üblich verschoss sie allerdings keine herkömmlichen Schrotladungen, sondern eine sehr viel gröbere Körnung. Die zunächst massiven Geschosse, die Meat-Hammer genannt wurden, zerrissen im Lauf der Waffe. Die entstandenen Fragmente waren deutlich größer und scharfkantiger als übliche Schrotladungen, um die außerordentliche Zähigkeit der Orks zu kompensieren. Denephs erster Schuss traf den Unterleib des Orks und ließ dort neben Blut und Fleisch, auch Lederstücke und Talismane hervorspritzen. Der zweite traf den Ork in die Brust, wo er ungebremst durch Felle drang. zerbrochene Rippen und weitere ekelhafte Organe freilegte. Der letzte Schuss der Salve traf ihn mitten ins Gesicht, wovon nichts weiter als eine blutige Ruine übrig blieb. Der Ork schien wie in Zeitlupe zu Boden zu gehen und hielt selbst im Tod sein Knochenschwert umklammert. Das wütende Gebrüll, welches daraufhin aus dem Unterholz drang, war markerschütternd und ohrenbetäubend laut. Irgendwie berührte die Tonlage Denephs urmenschliche Instinkte und ließ ihn wie vor einem prähistorischen Raubtier erstarren. Er sah fassungslos, wie das dunkle Grün des Dschungels vor ihm in Bewegung geriet und sich in wütend vorstürmende Orks verwandelte. Ihre starken Hände umklammerten brutal aussehende Waffen und als einer seine Steinaxt schleuderte traf diese Denephs Brust völlig unvorbereitet. Seine Armaplastweste war ein aus mehreren Komponenten bestehender, industriell gefertigter Gegenstand. Dasselbe Material welches auch seine Schienbeine, Unterarme und seinen Kopf schützte. Auch wenn die Ausrüstung eher dazu gedacht schien, den Soldaten Selbstbewusstsein zu verleihen, als wirklich vor modernen Kriegswaffen zu schützen, half sie enorm gegen primitive Waffen. Die aus Feuerstein gefertigte Steinaxt durchschlug die Brustplatte nicht, sondern traf Deneph eher wie ein Hammerschlag. Regen troff ihm ins Gesicht, während er nach Luft rang und Panik in ihm aufstieg. Selbst wenn die Orks ihn für tot hielten, würden sie über ihn hinweglaufen und ihn erbarmungslos zertrampeln. Er hörte Master Sergeant Dariuz etwas rufen, konnte sich aber einfach nicht aufrichten. Grelle Lichtblitze von Laserwaffen schossen durch sein Blickfeld und machten ihm Mut. Wenn seine Kameraden die Orks früh genug niederschossen, würde er…
Brüllend spurtete ein Ork über ihn hinweg und schleuderte seinen langen Speer, ehe er eine hässliche Keule zur Hand nahm. Ohne darauf zu achten, trat er dabei Deneph in die Rippen und raubte ihm das Bewusstsein.
Er konnte nur Sekundenbruchteile weg gewesen sein, jedoch schien alles so unwirklich wie ein Traum, als er stöhnend erwachte. Irritiert sah er einen kleinen Busch der ihn mit winzigen, gierigen Augen anstarrte. Der Busch verwandelte sich in einen sehnigen Grot, der ein schmutziges Feuersteinmesser in der schwieligen Faust hielt. Unbemerkt zog Deneph sein Kampfmesser und wartete, dass der Grot näher kam. Natürlich wäre es gegen einen so kleinen Gegner von Vorteil, aufrecht zu stehen, wenn es den Grot nicht gar abschrecken würde. Aber hierzu fehlte Deneph schlicht und einfach die Luft und er fürchtete, erneut das Bewusstsein zu verlieren, wenn er seinen gebrochenen Rippen zu viel zumutete. Die kleine Gestalt kam vorsichtig näher, stank aber schon wie ein Großer und schien sich vor allem für die neben Deneph liegende Sturmschrotflinte zu interessieren. Eine kleine dreckige Hand griff nach der Waffe und gierige Augen glitzerten fasziniert als die Hand den Lauf der Waffe umschloss. Mit einem heiseren Aufschrei, den er vor Schmerz einfach nicht unterdrücken konnte, ließ Deneph sein Messer nach vorne schnellen und schlitzte dem Grot die Kehle auf. Der versuchte gurgelnd zu quieken und starb zuckend, während er versuchte zurück ins Unterholz zu kriechen. Deneph verlor erneut das Bewusstsein und als er wieder erwachte, war der dämmrige Dschungel nur noch vom Rauschen des Regens und den Lauten seiner Bewihner erfüllt. Insekten zirpten unaufhörlich und verstörendes Gekreische deutete auf ein wildes Affenrudel hin. Der tote Grot lag noch immer in der Nähe und wurde seinerseits vom Regen durchnässt. Sein Blut rann in einem kleinen Rinnsal und von Wasser verdünnt auf Deneph zu, woraufhin er versuchte sich vorsichtig aufzurichten. Als er es geschaffte hatte sich aufzusetzen, verschwamm sein Blick vor Schmerzen und er zwang sich, trotz der übereinander reibenden Knochen weiter zu atmen. Ein trübes blaues Licht glitt in seine Nähe und er erinnerte sich an die kleine Stablampe die sein Truppsanitäter benutzte. Aber vielleicht hatten die Orks sie von dessen Leichnam geborgen. Er warf einen Blick zu seiner eineinhalb Meter entfernten Schrotflinte, von deren gefettetem Gehäuse Regentropfen abperlten. Genauso gut hätte sie auf Terra liegen können. Er verbarg sein Messer im Eispickelgriff dicht am Unterarm und wartete darauf, dass die Lampe näher kam. „Deneph? Deneph kannst du mich hören?“ zischte eine bekannte Stimme aus der Richtung des Lichtscheins. Der Angesprochene gab nur ein erbärmliches Röcheln von sich und erkannte den Sanitäter seines Trupps. Der hockte sich neben ihm und begann hastig einen Einmalinjektor aus der Plastekhülle zu schälen. Eine wohlige Wärme breitete sich von der Einstichstelle aus im ganzen Körper aus und hinterließ einen bitteren Geschmack in seinem Mund. Aber immerhin, der Schmerz verflog und er richtete sich wankend auf. „Also haben wir gewonnen?“ fragte er den Sanitäter, der ihn darauf kurz säuerlich ansah.
„Fragt sich nur was. Wie es aussieht haben wir mit dem Kampflärm eine viel größere Gruppe angelockt.“. Beide Soldaten sahen sich hektisch um und der Sani führte Deneph zum Rest des Trupps. Wie es aussah war er der einzige Verletzte, auch wenn einer seiner Kameraden von einer so beträchtlichen Menge von Blut bedeckt war, dass es selbst der anhaltende Regen noch nicht hatte abwaschen können. Das gutturale Gebrüll, sich koordinierender Orks, kam auf breiter Front näher und Dariuz trieb seine Männer zu einer eiligen Flucht an. Er war dankbar für das tobende Unwetter, welches sie verbarg. Allerdings bremste sie die Dunkelheit massiv ab, da es bei weitem zu unwegsam war ohne klare Sicht zu rennen. Dariuz aktivierte eine kleine schwache Lampe, beleuchtete dem vor ihm laufenden Mujin den Weg und half in einem dem restlichen Trupp zusammenzubleiben. Allen anderen hatte er befohlen ihre Lampen aus zu lassen. Aber er sah erneut eine schwierige Entscheidung auf sich zukommen. Der dreimal verfluchte Deneph hatte ja nicht tot bleiben können. Dariuz wusste genau, dass der Verwundete für maximal dreißig Minuten auf den Beinen gehalten werden konnte. Danach würde er entweder in entsetzlicher Agonie zusammenbrechen, oder in einen tiefen Narkoseschlaf fallen. So oder so, er würde sie aufhalten und selbst bei ihrem aktuellen Tempo würde Dariuz nicht darauf wetten, den Orks zu entkommen. Dann standen sie auf einmal vor einer zwar nur fünf Meter hohen, aber dafür senkrecht ansteigenden Felswand. Ihre Ausläufer verschwanden links und rechts im Dickicht, was deutlich zeigte, dass sie von ihrer ursprünglichen Marschroute abgekommen waren. Ein schmaler Wasserfall rauschte zu ihnen hinab und übertönte beinahe jedes Wort. Sie mussten dort hinauf, denn zurück wagte Dariusz es nicht und Verstecke gab es hier auch keine zufriedenstellenden. „Mujin, Yger, ab nach oben und werft Seile herunter.“.
Die angesprochenen zögerten einen Augenblick und schnallten sich dann ihre Gewehre längst auf den Rücken. Mühsam erklommen die beiden die dunkle Felswand während Deneph langsam aber sicher in Narkose versank. So blieb ihnen wenigstens sein Geschrei erspart und die Soldaten hatten weniger Hemmungen, ihn an einen Pfahl zu binden mit dem sie ihn emporziehen konnten. Eine einfache Schlinge um die Brust, hätte laut dem Sani zu inneren Verletzungen geführt. Dann fielen Seile zu ihnen herab und während Dariuz unten eine disziplinierte Feuerlinie aufrechterhielt, kletterten immer zwei Soldaten auf einmal nach oben. Insgesamt Acht, zu denen auch Deneph zählte, hatten es bereits geschafft als von oben das Feuer eröffnet wurde. Das gleißende Laserfeuer erhellte das kleine Tal und ließ die Regentropfen glitzern wie Sterne. Außerdem enthüllten sie die funkelnden Augen von unzähligen Grots und mindestens einem Duzend Orks. Dariuz sah Grots tot zusammenbrechen und hörte einige Orks getroffen aufschreien, woraufhin allerhand Wurfgeschosse auf die Soldaten niedergingen. Spitze Steine, Speere und Beile prasselten auf die noch unten gebundenen Soldaten nieder, wobei erstere zumeist wirkungslos abprallten.
Merwis nahm seinen Flammenwerfer und versuchte eine Flammenwand zwischen ihnen und den Angreifern zu erzeugen. Doch konnte auch brennendes Promethium konnte weder die durchnässte Vegetation wirkungsvoll in Brand setzen, noch die Orks dauerhaft aufhalten. Immerhin, die Grots schrien auf und ließen sich zurückfallen, während einige von ihnen kreischend starben. Ein Speer, dessen Klinge aus geschärften Knochen bestand, traf einen Soldaten oberhalb der Felswand im Gesicht und ließ ihn hinab zu den anderen stürzen. Er verfehlte Dariuz nur um Haaresbreite, lenkte ihn aber ab und ließ seinen Schuss vorbeigehen. Eine Axt traf Merwis linken Arm und ließ ihn einen Flammenstoß direkt vor seine Füße abgeben. Zwar traf er weder sich noch einen Kameraden, aber das nahe Feuer blendete jeden einzelnen der von unten auf die Orks zu schießen versuchte. „Granaten!“ brüllte Darius über den Kampflärm hinweg und machte zwei Splittergranaten scharf. Er hoffte, dass er oben noch gehört wurde, denn neben dem lauten, rauschenden Wasserfall, war die Luft inzwischen auch von widerhallendem Orkgebrüll erfüllt. Als viele Granaten explodierten, noch dazu in einer sinnvollen Streuung, grinste er zufrieden und feuerte sofort weiter mit seinem Lasergewehr. Nur er, Merwis und zwei weitere Soldaten waren noch übrig als die Orks sie erreichten. Von ihren zahlreichen Toten in keiner Weise beeindruckt, sprangen sie durch die Reste der Flammenwand und versenkten mehrere Klingen in Merwis Köper, der kreischend zusammenbrach und den Flammenwerfer fallenließ. Zwei Orks wollten ihn sofort an sich nehmen, schließlich war ein Flammenwerfer eine sehr effektvolle Waffe. Der unverzüglich entbrennende Streit, gab den drei Verbliebenen die Zeit, einen Ork zu erschießen und einen weiteren in Todesverachtung mit aufgepflanzten Bajonetten anzuspringen. Sie würden bis zum letzten Blutstropfen kämpfen und so viele es ging mitnehmen. Die Mengen an Orks die sich immer weiter aus dem Wald ergossen schienen dennoch kein Ende nehmen zu wollen.
Schlagartig ließ der Regen nach, so plötzlich als hätte jemand einen Schirm aufgespannt. Das Rauschen des Regens wurde zunächst leiser, auch wenn es einen sehr merkwürdig mechanischen Klang annahm. Dann geschahen zu viele Dinge auf einmal, um von Dariuz erfasst zu werden und jedes einzelne Ereignis, schien die anderen an Unwahrscheinlichkeit übertreffen zu wollen.
Brüllende Explosionen hallten im Tal wieder, als würden aber duzende von Granaten gezündet und massige Silhouetten schälten sich triefend aus den Schatten in den Flanken der Orks. Die Grünhäute wurden reihenweise zerrissen und heulten dabei auf wie geprügelte Köter, ehe sie zum Gegenangriff übergingen.
Eine mächtige, zweihändig geführte Feuersteinaxt wurde gegen eine der Gestalten geschwungen. Der schwarze Riese wich nicht aus. Ob er es nicht wollte, oder nicht konnte war nicht zu sagen. Die Axt zersplitterte an der Brust und verlangsamte den Getroffenen nur geringfügig. Dann schlug die Statue, schneller als Dariuz sehen konnte, zurück und zerschmetterte mit einem einzigen Hieb Schädel und Oberkörper des Orks wie Pappmache.
Die Orks vor Dariuz hatten ihren Streit beigelegt, die Verwirrung überwunden und mühten sich das Blut von Darius und seinen verbliebenen drei Kameraden zu vergießen. Einer wurde einfach angesprungen und niedergerissen, noch während die aufgepflanzte Klinge sich aus dem Rücken des Orks schob, zermalmte dieser den Schädel des unglücklichen Soldaten. Dann fiel eine Bestie aus Fell und Zähnen tosend zu ihnen herab wie ein Meteorit. Sie bewegte sich rasen schnell und auf den spritzenden Überresten des einen Orks stehend, spaltete sie den zweiten mit einer funkelnden Energieaxt.
„Für Russ, für Fenris und für das Imperium der Menschheit!“ brüllte die Bestie und setzte den fliehenden Orks nach. Die Bestie war furchteinflößender als alle Orks zusammen, dennoch fühlte Dariuz sich vom Schlachtruf mitgerissen und hörte sich zu seiner eigenen Überraschung mit einfallen. „Im Namen der 111ten Beastblades, Racheeee!“
Damit nicht genug, zog er seine Stiefel aus dem Morast und rannte schießend den fliehenden Orks hinterher. Während er sich noch fragte was er hier eigentlich tat, bemerkte er, dass seine zwei Flügelmänner ihm dich auf den Fersen waren und ebenfalls auf die Orks schossen. Ihre Gesichter waren dreckig und zu Fratzen des Hasses verzogen.
Von der Oberkante der Felswand erklang Siegesgebrüll und das Feuer wurde sehr viel kontrollierter. Niemand wollte es riskieren einen der Engel des Todes zu treffen, auch wenn sich niemand vorstellen konnte sie überhaupt nur verwunden zu können.
VIER / I
Master Sergeant Dariuz Artisan blieb schwer atmend auf einer kleinen Anhöhe stehen. Er sah nach vorn, wo zwei seiner Soldaten versuchten Orkspuren zu lesen. In ihren grünen Tarnanzügen hoben sie sich kaum vom allgegenwärtigen Dschungel ab. Dreck und klebrige Pflanzenstücke halfen dabei unweigerlich massiv nach. Der Sergeant überprüfte abwesend den einwandfreien Sitz seines Gepäcks und wandte sich zum hinteren Ende der kurzen Kolonne. Vier seiner Soldaten der 111ten Beastblades trugen einen Verwundeten der, in fieberinduziertem Delirium gefangen, auf einer improvisierten Trage lag.
Dariuz hatte gehofft nie wieder Tote und Verletzte in seinem Trupp beklagen zu müssen. Die Naivität dieser Hoffnung, angesichts seiner Zugehörigkeit zu einem imperialen Garderegiment, war ihm dabei durchaus bewusst, änderte aber nichts an seinem Wunsch. Die Vergangenheit hatte Narben an ihm hinterlassen, an die er sich noch gewöhnen musste. Sofern das überhaupt möglich war.
Bevor er und sein Trupp nach Tolzar gesandt worden waren, um sich im Orktöten ausbilden zu lassen, waren er und seine Männer durch den Fleischwolf gedreht worden. Nach Abschluss der Grundausbildung auf ihrem Heimatplaneten wurden sie, wie es die Tradition verlangte, zuallererst in die vordersten Reihen des heftigsten Kriegsschauplatzes im Sektor gesandt. Zu diesem Zeitpunkt war er noch einfacher Sergeant gewesen und hatte unter dem Kommando eines Leutnants gestanden. Der war zwar ein ambitionierter, aber dennoch nicht leichtfertig Soldaten verheizender, Mann gewesen. Leider hatte dieser die ersten Minuten des Gefechtes, aufgrund eines Glückstreffers feindlicher Mörser, nicht überlebt. Daraufhin hatte ein fremder Kommissar das Kommando übernommen und die Kompanie rücksichtslos abgenutzt, bis nur noch ein Trupp übrig war. Dariuz hatte mehrmals kurz davor gestanden, den unausstehlichen Mistkerl hinterrücks niederzuschießen. Seine verbliebenen Kameraden hätten ihn sicher gedeckt. Am Ende hatte aber dann doch der blinde Gehorsam gesiegt. Der Umstand, dass die Schlacht nicht zuletzt durch ihr Mitwirken gewonnen wurde, hatte niemanden aus dem Schockzustand befreien können. Der Kommissar war sang und klanglos verschwunden und während irgendein Panzerregiment für den Sieg ausgezeichnet wurde, sandte man die Soldaten der 111th Beastblades zurück in die Etappe. Als Dariuz, nun der ranghöchste Offizier, den traurigen Rest seiner Kompanie ins Lager der übrigen Beastblades führte konnte er förmlich spüren, wie ihm die Schuld an den brutalen Verlusten zugeschoben wurde. Auch wenn dies niemand äußerte.
Alle hatten Verluste erlitten, deutlich sichtbare Verluste. Aber seine Kompanie war praktisch aufgerieben und nur die im Kampf gewachsene Loyalität seiner siebzehn Soldaten gab ihm Aufwind. Sie wussten genau, dass er getan hatte was er konnte um so viele wie möglich am Leben zu halten. Abgesehen von Deneph.
Deneph war ein Psychopath und insgeheim hätte Dariuz dessen Leben gegen das jedes anderen Soldaten eingetauscht. Als sie durch die schlammigen und von Leichen übersäten Gräben gespurtet waren, hatten Denephs Haifischaugen zum ersten Mal lebendig gewirkt. Mit einer auffordernden Geste hatte er Dariuz subtil um Erlaubnis gebeten, den Kommissar zu erdolchen und war praktisch in Rage geraten, als der Sergeant wehmütig den Kopf geschüttelt hatte.
Das Regimentskommando hatte die ganze Mission als Bluttaufe verkauft und die überlebenden Soldaten in einem vermeintlich elitären Kreis willkommen geheißen. Ein schwacher Trost, der auch durch den folgenden, ermüdenden Transit nicht seine beabsichtigte Wirkung entfaltete.
Niemand von ihnen hatte je von Tolzar gehört und die Information, dass dort der Kampf gegen Orks trainiert wurde, stimmte sie in keiner Weise optimistischer. Denn wen man von der zurückliegenden Lektion auf diese schloss, würden sie sich wohl als Wellenbrecher einer Orkinvasion wiederfinden. Als eines Nachts die unverkennbare Doppelexplosion einer Boltwaffe die Stille zerriss, war Dariuz froh gewesen, dass keiner seiner Jungs die Nerven verloren hatte und die Autorität des Politoffiziers herausgefordert hatte. Dennoch wurde die Angelegenheit hinter vorgehaltener Hand als schlechtes Omen gewertet.
Dann kam alles anders. Sie landeten auf Tolzar und marschierten auf einem großen Betonfeld auf, wobei ihre Offiziere ihrerseits in die Formation eintraten. Sie wurden von ergrauten, aber durchtrainierten Sergeanten und einem muskulösen Oberst mit Augenklappe erwartet. Alle trugen einfachen Drillich mit hochgekrempelten Ärmeln und präsentierten ihre wettergegerbte vernarbte Haut.
In den folgenden Tagen erhielten sie theoretischen Unterricht und wurden mit grundlegenden Informationen zum Thema Dschungelkampf und insbesondere Orks gefüttert. Dass einige der Lektionen offen dem Imperial Primer widersprachen stieß ihrem Regimentskommissar bitter auf. Er hatte jedoch vom Munitorum selbst den Befehl erhalten, sich den örtlichen Offizieren im Rahmen der Ausbildung unterzuordnen.
Als dann die Stirn, eines im Unterricht eingeschlafenen Soldaten, hörbar auf den Tisch knallte, schien der Kommissar dies für seinen Moment zu halten und ließ alle fünfhundert Soldaten Strafrunden laufen. Die Tatsache, dass es sich bei dem Übeltäter um einen durch Geburt privilegierten Offizier handelte, war besonders frustrierend, wurde aber galant übergangen. Immerhin liefen die Offiziere mit und jeder einzelne, besonders der Kommissar im schweren schwarzen Mantel, stellte fest, dass die hohe Luftfeuchtigkeit ein ganz besonderer Gegner war.
„Serge, ich glaub es warn fünf Orks und sie bewegn sich in südliche Richtung.“ riss Deneph den Master Sergeant aus den Gedanken. Da der Mistkerl zufällig auch sein bester Späher war, nickte Dariuz ihm mit zusammengekniffenen Lippen zu. Fünf Orks konnten ihnen durchaus gefährlich werden, wenn sie nicht aufpassten. Ein einziger Hieb, mit einer der Stein oder Knochenwaffen der Orks, konnte einen ausgewachsenen Mann spalten. Zumindest, wenn man sie rankommen ließ. Dies war eine der elementarsten Lektionen der Ausbilder von Tolzar gewesen.
<<Lasst sie nicht rankommen! Lieber diszipliniert feuernd zurückziehen, als um jeden Preis eine verdammte Stellung halten, die man zurückerobern kann wenn die Orks erst ausgedünnt sind.>>
Auch diese Lektion hatte den Kommissar alles andere als erfreut und Dariuz war amüsiert, als er feststellte, dass er so etwas wie Mitleid für den Kommissar empfunden hatte.
„Wie alt sind die Spuren?“ erkundigte sich der Master Sergeant und warf einen Blick auf sein verkratztes Chronometer. Im Wald wurde es schneller dunkel als in der Ebene, weswegen er darauf achtete, genügend Befestigungszeit einzuplanen.
„Habn noch keinen Regen gesehn Serge. Also weniger als acht Stunden würd ich sagn.“ antwortete Deneph emotionslos grinsend. Acht Stunden konnten alles bedeuten. Die Orks konnten bereits dreißig Kilometer entfernt sein oder hinter der nächsten Bergkuppe lauern. Man konnte sich auf nichts verlassen, da Orks, wie sie jüngst gelernt hatten, am Tage und zur Nacht gleichermaßen aktiv oder inaktiv waren. Allerdings schienen nur fünf Orks auch als ein sehr verführerisches Ziel, da sie zumeist in größeren Rotten durch die Wälder streunten. Dazu es brannte er Dariuz unter den Nägeln, Grünhäute zur Strecke zu bringen und endlich zu tun wofür sie hergekommen waren. Die Riesenschlange, die Soldat Hallik während seiner Wache angegriffen und ihm dabei nicht nur eine bakterienstarrende Bisswunde, sondern auch zahlreiche Knochenbrüche zugefügt hatte, war nur ein wenig befriedigendes Ziel gewesen.
Hallik, war nun aber auch der Kern seines Problems. Es bedurfte vier Mann des Trupps ihn vernünftig zu tragen, was dem Trupp beinahe ein Viertel seiner Kampfkraft raubte. Ihn allein zurückzulassen, kam ebenso wenig infrage, wie die Gewährung der Gnade des Imperators. Ihn mit einer Wache zurückzulassen würde zwar kurzfristig die Kampfkraft schonen, aber im Fall, dass die Orks weit verfolgt werden mussten, eine Nerv tötende Rückreise zur Folge haben. Von der Gefahr, die von weiteren Schlangen ausging, ganz zu Schweigen. Dennoch entschied er sich für die letzte Alternative. Er ließ den Trupp in der Baumkrone eines Urwaldriesens eine gut versteckte Hängematte aufhängen und außerdem das ganze Gepäck dort oben verstauen. Sie zogen unter Geächze und derben Flüchen den Verwundeten nach oben, wobei ihnen die feuchten Seile mehrmals beinahe entglitten.
„Ich brauche zwei Freiwillige!“ verkündete Dariuz und hoffte inbrünstig, dass nicht alle Hände nach oben gingen. Schließlich war jedem klar, dass die Freiwilligen vergleichsweise sicher im Versteck ausharren würden. Er platzte beinahe vor Stolz, als keine einzige Meldung kam. „Männer. Wie ihr wisst, führe ich euch, indem ich mit gutem Beispiel vorangehe. So sicher, wie ich mich auch für jeden von euch opfern würde, kann ich dies jetzt aber nicht tun.“ sprach er darauf feixend weiter und erntete wohlwollendes Grinsen. Für jeden außer Deneph, dachte er bei sich.
„Gut, Feuer unterm Helm. Ich bin gleich wieder bei euch.“ erlaubte er ihnen zu rauchen und wandte sich ab. Den Spruch hatte einer seiner Soldaten ersonnen und damit im Trupp etabliert. Er ging zu einem Baum, dessen lange dünne Äste bis zum Boden reichten und trennte einen davon ab. Mit dem Kampfmesser schnitt er vierzehn gleichlange und zwei kürzere Stücke ab, nahm sie in die Faust und kehrte zu den Rauchenden zurück. „Zieht ein Stöckchen, die mit den Kurzen bleiben hier.“ Der Reihe nach zogen die Soldaten ihr zu Stöckchen gewordenes Schicksal aus der Hand des Master Sergeant. Der hoffte nur, dass Deneph keines der kurzen erwischen würde. Er ließ die Soldaten zu Ende rauchen und war froh, dass Deneph ihm als Späher erhalten bleiben würde. Von den beiden die bei Hallik zurückbleiben würden, schien auch nur einer darüber erleichtert.
Sie marschierten zwei Stunden durch den Dschungel, ehe Deneph die Faust hob, weil er etwas entdeckt hatte. Der Marsch ohne Gepäck war regelrecht angenehm gewesen und Dariusz eilte geräuschlos zu dem wartenden Psychopathen. „Sehn sie her Serge. Das is ne Schlingenfalle und da hinten ist glaub ich noch eine. Entweder Lagersicherung oder eine einfache Wildfalle, schwer zu sagn.“ flüsterte Deneph seinem Sergeant zu. Dariuz sah die gut versteckte Falle und überlegte. „Warum sollten sie eine Wildtierfalle verstecken. Tiere kapieren sowas doch gar nicht.“ wies er den Späher auf das Offensichtliche hin und schien ihn damit zu kränken. Dann durchtrennte er das aus Baumfasern geflochtene Seil so, dass der aus zwei Holzhaken bestehende Auslöser entschärft wurde. Zu zweit schlichen sie weiter zur zweiten Falle und wiederholten die Prozedur. Vorsichtig rückte der Trupp nach und insgesamt entschärften sie noch drei weitere Fallen. Dann vernahmen sie ein Geräusch, welches zunächst wie ein grummelnder Grox oder Bär klang. Als das Gegrummel jedoch kurz darauf in einer anderen Stimmlage erwidert wurde, erkannten sie es als Orksprache. Man hatte ihnen Ausschnitte von aufgezeichneter Orksprache vorgespielt, dennoch war es etwas völlig anderes die gutturalen Stimmen im Dschungel zu hören. Dariuz und Deneph schätzten die Entfernung und kamen beide zum selben Schluss. Weniger als fünfzig Meter und laut Denephs Worten, auch nach wie vor nur Spuren von maximal fünf Orks. Lautlos ließ Dariuz den Trupp eine in drei Reihen gestaffelte Aufstellung, mit reichlich Seitenabstand, annehmen und positionierte sich in der Mitte. Auf einmal schwoll schlagartig ein Rauschen an und ließ Dariuz das Blut in den Adern gefrieren, ehe er bemerkte, dass mal wieder ein Regenschauer eingesetzt hatte. Kurz überlegte er im Schutz des Regens und der zunehmenden Dunkelheit, noch weiter vorzurücken und Sichtkontakt herzustellen, entschied sich jedoch dagegen. Er folgte seinem ursprünglichen Plan.
Dariuz gab ein Handzeichen, woraufhin einer der hintersten Soldaten eine der Fallen auslöste. Äste und Blätter klatschten geräuschvoll aneinander als der heruntergebogene Baum nach oben schnellte und die Orks augenblicklich verstummen ließ. Dann sprachen sie wieder. Aufgebrachter als zuvor, lauter und alle durcheinander. Dariuz nickte auffordernd in Denephs Richtung, da dieser in der ersten Reihe verblieben war. Jedoch zuckte er nur ratlos mit den Schultern. Was trieben die verdammten Grünhäute? Sie würden doch wohl kaum einen komplizierten Schlachtplan aushecken, um eine ihrer Fallen zu überprüfen.
Nachdem der Tumult in einigen besonders zornigen Aufschreien gipfelte, kehrte wieder Ruhe ein.
Deneph roch den Ork bevor er ihn sah. Und das trotz des heftigen Regens. Moschus, Fäulnis und ein brennender Schweißgeruch bissen Deneph in die Nase und er war froh, dass er bei seiner ersten Begegnung mit den Grünhäuten nur ein Exemplar vor sich hatte. Der Gestank von mehreren hätte ihm wohlmöglich das Bewusstsein geraubt, oder ihn wenigstens erbrechen lassen.
Dann kam die Gestalt in Sicht. Lange Muskulöse Arme die beinahe bis zum Boden reichten, umwickelt mit zottigem Fell und Knochenschmuck. Am geflochtenen Gürtel hing neben diversen Lederbeuteln eine Holzmaske die mit aufwändigen Schnitzereien verziert war. So viel handwerkliche Hingabe bei einem Ork war beinahe das Irritierendste an dessen Gesamtbild. Am schlimmsten war dennoch das Gesicht, wenn man es überhaupt so nennen konnte. Aus einem langestreckten Kiefer stachen gelbliche Hauer hervor und reichten fast bis an die gleichermaßen winzigen und bösartigen Augen. Beziehungsweise ein Auge, denn das andere war zugeschwollen und das frische Blut wurde vom Regen verdünnt. In der Hand hielt der Ork eine Waffe, die wohl aus einem geschliffenen Knochen eines riesigen Tiers gefertigt war und einen mit Federn und Knochen verzierten Speer auf dem Rücken. Der Ork kam näher und schirmte seine Augen mit der freien Hand gegen den starken Regen ab. Er spähte in die Richtung der ausgelösten Falle und schien auf dem Weg dorthin keinerlei Schwierigkeiten zu erwarten. Deneph überlegte eine Sekunde lang, ob er den Ork an sich vorbeimarschieren lassen sollte, um ihn dann geschickt niederzustechen. Seine lange brünierte Klinge schien ihn dazu drängen zu wollen. Aber er entschied sich für die sichere Seite und schob das Heldentum ein wenig auf. Als der Ork noch vielleicht vier Schritte entfernt war, zog Deneph den Abzug seiner Sturmschrotflinte durch. Anders als üblich verschoss sie allerdings keine herkömmlichen Schrotladungen, sondern eine sehr viel gröbere Körnung. Die zunächst massiven Geschosse, die Meat-Hammer genannt wurden, zerrissen im Lauf der Waffe. Die entstandenen Fragmente waren deutlich größer und scharfkantiger als übliche Schrotladungen, um die außerordentliche Zähigkeit der Orks zu kompensieren. Denephs erster Schuss traf den Unterleib des Orks und ließ dort neben Blut und Fleisch, auch Lederstücke und Talismane hervorspritzen. Der zweite traf den Ork in die Brust, wo er ungebremst durch Felle drang. zerbrochene Rippen und weitere ekelhafte Organe freilegte. Der letzte Schuss der Salve traf ihn mitten ins Gesicht, wovon nichts weiter als eine blutige Ruine übrig blieb. Der Ork schien wie in Zeitlupe zu Boden zu gehen und hielt selbst im Tod sein Knochenschwert umklammert. Das wütende Gebrüll, welches daraufhin aus dem Unterholz drang, war markerschütternd und ohrenbetäubend laut. Irgendwie berührte die Tonlage Denephs urmenschliche Instinkte und ließ ihn wie vor einem prähistorischen Raubtier erstarren. Er sah fassungslos, wie das dunkle Grün des Dschungels vor ihm in Bewegung geriet und sich in wütend vorstürmende Orks verwandelte. Ihre starken Hände umklammerten brutal aussehende Waffen und als einer seine Steinaxt schleuderte traf diese Denephs Brust völlig unvorbereitet. Seine Armaplastweste war ein aus mehreren Komponenten bestehender, industriell gefertigter Gegenstand. Dasselbe Material welches auch seine Schienbeine, Unterarme und seinen Kopf schützte. Auch wenn die Ausrüstung eher dazu gedacht schien, den Soldaten Selbstbewusstsein zu verleihen, als wirklich vor modernen Kriegswaffen zu schützen, half sie enorm gegen primitive Waffen. Die aus Feuerstein gefertigte Steinaxt durchschlug die Brustplatte nicht, sondern traf Deneph eher wie ein Hammerschlag. Regen troff ihm ins Gesicht, während er nach Luft rang und Panik in ihm aufstieg. Selbst wenn die Orks ihn für tot hielten, würden sie über ihn hinweglaufen und ihn erbarmungslos zertrampeln. Er hörte Master Sergeant Dariuz etwas rufen, konnte sich aber einfach nicht aufrichten. Grelle Lichtblitze von Laserwaffen schossen durch sein Blickfeld und machten ihm Mut. Wenn seine Kameraden die Orks früh genug niederschossen, würde er…
Brüllend spurtete ein Ork über ihn hinweg und schleuderte seinen langen Speer, ehe er eine hässliche Keule zur Hand nahm. Ohne darauf zu achten, trat er dabei Deneph in die Rippen und raubte ihm das Bewusstsein.
Er konnte nur Sekundenbruchteile weg gewesen sein, jedoch schien alles so unwirklich wie ein Traum, als er stöhnend erwachte. Irritiert sah er einen kleinen Busch der ihn mit winzigen, gierigen Augen anstarrte. Der Busch verwandelte sich in einen sehnigen Grot, der ein schmutziges Feuersteinmesser in der schwieligen Faust hielt. Unbemerkt zog Deneph sein Kampfmesser und wartete, dass der Grot näher kam. Natürlich wäre es gegen einen so kleinen Gegner von Vorteil, aufrecht zu stehen, wenn es den Grot nicht gar abschrecken würde. Aber hierzu fehlte Deneph schlicht und einfach die Luft und er fürchtete, erneut das Bewusstsein zu verlieren, wenn er seinen gebrochenen Rippen zu viel zumutete. Die kleine Gestalt kam vorsichtig näher, stank aber schon wie ein Großer und schien sich vor allem für die neben Deneph liegende Sturmschrotflinte zu interessieren. Eine kleine dreckige Hand griff nach der Waffe und gierige Augen glitzerten fasziniert als die Hand den Lauf der Waffe umschloss. Mit einem heiseren Aufschrei, den er vor Schmerz einfach nicht unterdrücken konnte, ließ Deneph sein Messer nach vorne schnellen und schlitzte dem Grot die Kehle auf. Der versuchte gurgelnd zu quieken und starb zuckend, während er versuchte zurück ins Unterholz zu kriechen. Deneph verlor erneut das Bewusstsein und als er wieder erwachte, war der dämmrige Dschungel nur noch vom Rauschen des Regens und den Lauten seiner Bewihner erfüllt. Insekten zirpten unaufhörlich und verstörendes Gekreische deutete auf ein wildes Affenrudel hin. Der tote Grot lag noch immer in der Nähe und wurde seinerseits vom Regen durchnässt. Sein Blut rann in einem kleinen Rinnsal und von Wasser verdünnt auf Deneph zu, woraufhin er versuchte sich vorsichtig aufzurichten. Als er es geschaffte hatte sich aufzusetzen, verschwamm sein Blick vor Schmerzen und er zwang sich, trotz der übereinander reibenden Knochen weiter zu atmen. Ein trübes blaues Licht glitt in seine Nähe und er erinnerte sich an die kleine Stablampe die sein Truppsanitäter benutzte. Aber vielleicht hatten die Orks sie von dessen Leichnam geborgen. Er warf einen Blick zu seiner eineinhalb Meter entfernten Schrotflinte, von deren gefettetem Gehäuse Regentropfen abperlten. Genauso gut hätte sie auf Terra liegen können. Er verbarg sein Messer im Eispickelgriff dicht am Unterarm und wartete darauf, dass die Lampe näher kam. „Deneph? Deneph kannst du mich hören?“ zischte eine bekannte Stimme aus der Richtung des Lichtscheins. Der Angesprochene gab nur ein erbärmliches Röcheln von sich und erkannte den Sanitäter seines Trupps. Der hockte sich neben ihm und begann hastig einen Einmalinjektor aus der Plastekhülle zu schälen. Eine wohlige Wärme breitete sich von der Einstichstelle aus im ganzen Körper aus und hinterließ einen bitteren Geschmack in seinem Mund. Aber immerhin, der Schmerz verflog und er richtete sich wankend auf. „Also haben wir gewonnen?“ fragte er den Sanitäter, der ihn darauf kurz säuerlich ansah.
„Fragt sich nur was. Wie es aussieht haben wir mit dem Kampflärm eine viel größere Gruppe angelockt.“. Beide Soldaten sahen sich hektisch um und der Sani führte Deneph zum Rest des Trupps. Wie es aussah war er der einzige Verletzte, auch wenn einer seiner Kameraden von einer so beträchtlichen Menge von Blut bedeckt war, dass es selbst der anhaltende Regen noch nicht hatte abwaschen können. Das gutturale Gebrüll, sich koordinierender Orks, kam auf breiter Front näher und Dariuz trieb seine Männer zu einer eiligen Flucht an. Er war dankbar für das tobende Unwetter, welches sie verbarg. Allerdings bremste sie die Dunkelheit massiv ab, da es bei weitem zu unwegsam war ohne klare Sicht zu rennen. Dariuz aktivierte eine kleine schwache Lampe, beleuchtete dem vor ihm laufenden Mujin den Weg und half in einem dem restlichen Trupp zusammenzubleiben. Allen anderen hatte er befohlen ihre Lampen aus zu lassen. Aber er sah erneut eine schwierige Entscheidung auf sich zukommen. Der dreimal verfluchte Deneph hatte ja nicht tot bleiben können. Dariuz wusste genau, dass der Verwundete für maximal dreißig Minuten auf den Beinen gehalten werden konnte. Danach würde er entweder in entsetzlicher Agonie zusammenbrechen, oder in einen tiefen Narkoseschlaf fallen. So oder so, er würde sie aufhalten und selbst bei ihrem aktuellen Tempo würde Dariuz nicht darauf wetten, den Orks zu entkommen. Dann standen sie auf einmal vor einer zwar nur fünf Meter hohen, aber dafür senkrecht ansteigenden Felswand. Ihre Ausläufer verschwanden links und rechts im Dickicht, was deutlich zeigte, dass sie von ihrer ursprünglichen Marschroute abgekommen waren. Ein schmaler Wasserfall rauschte zu ihnen hinab und übertönte beinahe jedes Wort. Sie mussten dort hinauf, denn zurück wagte Dariusz es nicht und Verstecke gab es hier auch keine zufriedenstellenden. „Mujin, Yger, ab nach oben und werft Seile herunter.“.
Die angesprochenen zögerten einen Augenblick und schnallten sich dann ihre Gewehre längst auf den Rücken. Mühsam erklommen die beiden die dunkle Felswand während Deneph langsam aber sicher in Narkose versank. So blieb ihnen wenigstens sein Geschrei erspart und die Soldaten hatten weniger Hemmungen, ihn an einen Pfahl zu binden mit dem sie ihn emporziehen konnten. Eine einfache Schlinge um die Brust, hätte laut dem Sani zu inneren Verletzungen geführt. Dann fielen Seile zu ihnen herab und während Dariuz unten eine disziplinierte Feuerlinie aufrechterhielt, kletterten immer zwei Soldaten auf einmal nach oben. Insgesamt Acht, zu denen auch Deneph zählte, hatten es bereits geschafft als von oben das Feuer eröffnet wurde. Das gleißende Laserfeuer erhellte das kleine Tal und ließ die Regentropfen glitzern wie Sterne. Außerdem enthüllten sie die funkelnden Augen von unzähligen Grots und mindestens einem Duzend Orks. Dariuz sah Grots tot zusammenbrechen und hörte einige Orks getroffen aufschreien, woraufhin allerhand Wurfgeschosse auf die Soldaten niedergingen. Spitze Steine, Speere und Beile prasselten auf die noch unten gebundenen Soldaten nieder, wobei erstere zumeist wirkungslos abprallten.
Merwis nahm seinen Flammenwerfer und versuchte eine Flammenwand zwischen ihnen und den Angreifern zu erzeugen. Doch konnte auch brennendes Promethium konnte weder die durchnässte Vegetation wirkungsvoll in Brand setzen, noch die Orks dauerhaft aufhalten. Immerhin, die Grots schrien auf und ließen sich zurückfallen, während einige von ihnen kreischend starben. Ein Speer, dessen Klinge aus geschärften Knochen bestand, traf einen Soldaten oberhalb der Felswand im Gesicht und ließ ihn hinab zu den anderen stürzen. Er verfehlte Dariuz nur um Haaresbreite, lenkte ihn aber ab und ließ seinen Schuss vorbeigehen. Eine Axt traf Merwis linken Arm und ließ ihn einen Flammenstoß direkt vor seine Füße abgeben. Zwar traf er weder sich noch einen Kameraden, aber das nahe Feuer blendete jeden einzelnen der von unten auf die Orks zu schießen versuchte. „Granaten!“ brüllte Darius über den Kampflärm hinweg und machte zwei Splittergranaten scharf. Er hoffte, dass er oben noch gehört wurde, denn neben dem lauten, rauschenden Wasserfall, war die Luft inzwischen auch von widerhallendem Orkgebrüll erfüllt. Als viele Granaten explodierten, noch dazu in einer sinnvollen Streuung, grinste er zufrieden und feuerte sofort weiter mit seinem Lasergewehr. Nur er, Merwis und zwei weitere Soldaten waren noch übrig als die Orks sie erreichten. Von ihren zahlreichen Toten in keiner Weise beeindruckt, sprangen sie durch die Reste der Flammenwand und versenkten mehrere Klingen in Merwis Köper, der kreischend zusammenbrach und den Flammenwerfer fallenließ. Zwei Orks wollten ihn sofort an sich nehmen, schließlich war ein Flammenwerfer eine sehr effektvolle Waffe. Der unverzüglich entbrennende Streit, gab den drei Verbliebenen die Zeit, einen Ork zu erschießen und einen weiteren in Todesverachtung mit aufgepflanzten Bajonetten anzuspringen. Sie würden bis zum letzten Blutstropfen kämpfen und so viele es ging mitnehmen. Die Mengen an Orks die sich immer weiter aus dem Wald ergossen schienen dennoch kein Ende nehmen zu wollen.
Schlagartig ließ der Regen nach, so plötzlich als hätte jemand einen Schirm aufgespannt. Das Rauschen des Regens wurde zunächst leiser, auch wenn es einen sehr merkwürdig mechanischen Klang annahm. Dann geschahen zu viele Dinge auf einmal, um von Dariuz erfasst zu werden und jedes einzelne Ereignis, schien die anderen an Unwahrscheinlichkeit übertreffen zu wollen.
Brüllende Explosionen hallten im Tal wieder, als würden aber duzende von Granaten gezündet und massige Silhouetten schälten sich triefend aus den Schatten in den Flanken der Orks. Die Grünhäute wurden reihenweise zerrissen und heulten dabei auf wie geprügelte Köter, ehe sie zum Gegenangriff übergingen.
Eine mächtige, zweihändig geführte Feuersteinaxt wurde gegen eine der Gestalten geschwungen. Der schwarze Riese wich nicht aus. Ob er es nicht wollte, oder nicht konnte war nicht zu sagen. Die Axt zersplitterte an der Brust und verlangsamte den Getroffenen nur geringfügig. Dann schlug die Statue, schneller als Dariuz sehen konnte, zurück und zerschmetterte mit einem einzigen Hieb Schädel und Oberkörper des Orks wie Pappmache.
Die Orks vor Dariuz hatten ihren Streit beigelegt, die Verwirrung überwunden und mühten sich das Blut von Darius und seinen verbliebenen drei Kameraden zu vergießen. Einer wurde einfach angesprungen und niedergerissen, noch während die aufgepflanzte Klinge sich aus dem Rücken des Orks schob, zermalmte dieser den Schädel des unglücklichen Soldaten. Dann fiel eine Bestie aus Fell und Zähnen tosend zu ihnen herab wie ein Meteorit. Sie bewegte sich rasen schnell und auf den spritzenden Überresten des einen Orks stehend, spaltete sie den zweiten mit einer funkelnden Energieaxt.
„Für Russ, für Fenris und für das Imperium der Menschheit!“ brüllte die Bestie und setzte den fliehenden Orks nach. Die Bestie war furchteinflößender als alle Orks zusammen, dennoch fühlte Dariuz sich vom Schlachtruf mitgerissen und hörte sich zu seiner eigenen Überraschung mit einfallen. „Im Namen der 111ten Beastblades, Racheeee!“
Damit nicht genug, zog er seine Stiefel aus dem Morast und rannte schießend den fliehenden Orks hinterher. Während er sich noch fragte was er hier eigentlich tat, bemerkte er, dass seine zwei Flügelmänner ihm dich auf den Fersen waren und ebenfalls auf die Orks schossen. Ihre Gesichter waren dreckig und zu Fratzen des Hasses verzogen.
Von der Oberkante der Felswand erklang Siegesgebrüll und das Feuer wurde sehr viel kontrollierter. Niemand wollte es riskieren einen der Engel des Todes zu treffen, auch wenn sich niemand vorstellen konnte sie überhaupt nur verwunden zu können.