40k [WH40k] Deathwatch:Xenojäger II

Thyrant

Codexleser
22 Dezember 2014
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Uuuund weiter gehts!

VIER / I

Master Sergeant Dariuz Artisan blieb schwer atmend auf einer kleinen Anhöhe stehen. Er sah nach vorn, wo zwei seiner Soldaten versuchten Orkspuren zu lesen. In ihren grünen Tarnanzügen hoben sie sich kaum vom allgegenwärtigen Dschungel ab. Dreck und klebrige Pflanzenstücke halfen dabei unweigerlich massiv nach. Der Sergeant überprüfte abwesend den einwandfreien Sitz seines Gepäcks und wandte sich zum hinteren Ende der kurzen Kolonne. Vier seiner Soldaten der 111ten Beastblades trugen einen Verwundeten der, in fieberinduziertem Delirium gefangen, auf einer improvisierten Trage lag.
Dariuz hatte gehofft nie wieder Tote und Verletzte in seinem Trupp beklagen zu müssen. Die Naivität dieser Hoffnung, angesichts seiner Zugehörigkeit zu einem imperialen Garderegiment, war ihm dabei durchaus bewusst, änderte aber nichts an seinem Wunsch. Die Vergangenheit hatte Narben an ihm hinterlassen, an die er sich noch gewöhnen musste. Sofern das überhaupt möglich war.

Bevor er und sein Trupp nach Tolzar gesandt worden waren, um sich im Orktöten ausbilden zu lassen, waren er und seine Männer durch den Fleischwolf gedreht worden. Nach Abschluss der Grundausbildung auf ihrem Heimatplaneten wurden sie, wie es die Tradition verlangte, zuallererst in die vordersten Reihen des heftigsten Kriegsschauplatzes im Sektor gesandt. Zu diesem Zeitpunkt war er noch einfacher Sergeant gewesen und hatte unter dem Kommando eines Leutnants gestanden. Der war zwar ein ambitionierter, aber dennoch nicht leichtfertig Soldaten verheizender, Mann gewesen. Leider hatte dieser die ersten Minuten des Gefechtes, aufgrund eines Glückstreffers feindlicher Mörser, nicht überlebt. Daraufhin hatte ein fremder Kommissar das Kommando übernommen und die Kompanie rücksichtslos abgenutzt, bis nur noch ein Trupp übrig war. Dariuz hatte mehrmals kurz davor gestanden, den unausstehlichen Mistkerl hinterrücks niederzuschießen. Seine verbliebenen Kameraden hätten ihn sicher gedeckt. Am Ende hatte aber dann doch der blinde Gehorsam gesiegt. Der Umstand, dass die Schlacht nicht zuletzt durch ihr Mitwirken gewonnen wurde, hatte niemanden aus dem Schockzustand befreien können. Der Kommissar war sang und klanglos verschwunden und während irgendein Panzerregiment für den Sieg ausgezeichnet wurde, sandte man die Soldaten der 111th Beastblades zurück in die Etappe. Als Dariuz, nun der ranghöchste Offizier, den traurigen Rest seiner Kompanie ins Lager der übrigen Beastblades führte konnte er förmlich spüren, wie ihm die Schuld an den brutalen Verlusten zugeschoben wurde. Auch wenn dies niemand äußerte.
Alle hatten Verluste erlitten, deutlich sichtbare Verluste. Aber seine Kompanie war praktisch aufgerieben und nur die im Kampf gewachsene Loyalität seiner siebzehn Soldaten gab ihm Aufwind. Sie wussten genau, dass er getan hatte was er konnte um so viele wie möglich am Leben zu halten. Abgesehen von Deneph.
Deneph war ein Psychopath und insgeheim hätte Dariuz dessen Leben gegen das jedes anderen Soldaten eingetauscht. Als sie durch die schlammigen und von Leichen übersäten Gräben gespurtet waren, hatten Denephs Haifischaugen zum ersten Mal lebendig gewirkt. Mit einer auffordernden Geste hatte er Dariuz subtil um Erlaubnis gebeten, den Kommissar zu erdolchen und war praktisch in Rage geraten, als der Sergeant wehmütig den Kopf geschüttelt hatte.

Das Regimentskommando hatte die ganze Mission als Bluttaufe verkauft und die überlebenden Soldaten in einem vermeintlich elitären Kreis willkommen geheißen. Ein schwacher Trost, der auch durch den folgenden, ermüdenden Transit nicht seine beabsichtigte Wirkung entfaltete.
Niemand von ihnen hatte je von Tolzar gehört und die Information, dass dort der Kampf gegen Orks trainiert wurde, stimmte sie in keiner Weise optimistischer. Denn wen man von der zurückliegenden Lektion auf diese schloss, würden sie sich wohl als Wellenbrecher einer Orkinvasion wiederfinden. Als eines Nachts die unverkennbare Doppelexplosion einer Boltwaffe die Stille zerriss, war Dariuz froh gewesen, dass keiner seiner Jungs die Nerven verloren hatte und die Autorität des Politoffiziers herausgefordert hatte. Dennoch wurde die Angelegenheit hinter vorgehaltener Hand als schlechtes Omen gewertet.

Dann kam alles anders. Sie landeten auf Tolzar und marschierten auf einem großen Betonfeld auf, wobei ihre Offiziere ihrerseits in die Formation eintraten. Sie wurden von ergrauten, aber durchtrainierten Sergeanten und einem muskulösen Oberst mit Augenklappe erwartet. Alle trugen einfachen Drillich mit hochgekrempelten Ärmeln und präsentierten ihre wettergegerbte vernarbte Haut.
In den folgenden Tagen erhielten sie theoretischen Unterricht und wurden mit grundlegenden Informationen zum Thema Dschungelkampf und insbesondere Orks gefüttert. Dass einige der Lektionen offen dem Imperial Primer widersprachen stieß ihrem Regimentskommissar bitter auf. Er hatte jedoch vom Munitorum selbst den Befehl erhalten, sich den örtlichen Offizieren im Rahmen der Ausbildung unterzuordnen.
Als dann die Stirn, eines im Unterricht eingeschlafenen Soldaten, hörbar auf den Tisch knallte, schien der Kommissar dies für seinen Moment zu halten und ließ alle fünfhundert Soldaten Strafrunden laufen. Die Tatsache, dass es sich bei dem Übeltäter um einen durch Geburt privilegierten Offizier handelte, war besonders frustrierend, wurde aber galant übergangen. Immerhin liefen die Offiziere mit und jeder einzelne, besonders der Kommissar im schweren schwarzen Mantel, stellte fest, dass die hohe Luftfeuchtigkeit ein ganz besonderer Gegner war.

„Serge, ich glaub es warn fünf Orks und sie bewegn sich in südliche Richtung.“ riss Deneph den Master Sergeant aus den Gedanken. Da der Mistkerl zufällig auch sein bester Späher war, nickte Dariuz ihm mit zusammengekniffenen Lippen zu. Fünf Orks konnten ihnen durchaus gefährlich werden, wenn sie nicht aufpassten. Ein einziger Hieb, mit einer der Stein oder Knochenwaffen der Orks, konnte einen ausgewachsenen Mann spalten. Zumindest, wenn man sie rankommen ließ. Dies war eine der elementarsten Lektionen der Ausbilder von Tolzar gewesen.
<<Lasst sie nicht rankommen! Lieber diszipliniert feuernd zurückziehen, als um jeden Preis eine verdammte Stellung halten, die man zurückerobern kann wenn die Orks erst ausgedünnt sind.>>
Auch diese Lektion hatte den Kommissar alles andere als erfreut und Dariuz war amüsiert, als er feststellte, dass er so etwas wie Mitleid für den Kommissar empfunden hatte.
„Wie alt sind die Spuren?“ erkundigte sich der Master Sergeant und warf einen Blick auf sein verkratztes Chronometer. Im Wald wurde es schneller dunkel als in der Ebene, weswegen er darauf achtete, genügend Befestigungszeit einzuplanen.
„Habn noch keinen Regen gesehn Serge. Also weniger als acht Stunden würd ich sagn.“ antwortete Deneph emotionslos grinsend. Acht Stunden konnten alles bedeuten. Die Orks konnten bereits dreißig Kilometer entfernt sein oder hinter der nächsten Bergkuppe lauern. Man konnte sich auf nichts verlassen, da Orks, wie sie jüngst gelernt hatten, am Tage und zur Nacht gleichermaßen aktiv oder inaktiv waren. Allerdings schienen nur fünf Orks auch als ein sehr verführerisches Ziel, da sie zumeist in größeren Rotten durch die Wälder streunten. Dazu es brannte er Dariuz unter den Nägeln, Grünhäute zur Strecke zu bringen und endlich zu tun wofür sie hergekommen waren. Die Riesenschlange, die Soldat Hallik während seiner Wache angegriffen und ihm dabei nicht nur eine bakterienstarrende Bisswunde, sondern auch zahlreiche Knochenbrüche zugefügt hatte, war nur ein wenig befriedigendes Ziel gewesen.

Hallik, war nun aber auch der Kern seines Problems. Es bedurfte vier Mann des Trupps ihn vernünftig zu tragen, was dem Trupp beinahe ein Viertel seiner Kampfkraft raubte. Ihn allein zurückzulassen, kam ebenso wenig infrage, wie die Gewährung der Gnade des Imperators. Ihn mit einer Wache zurückzulassen würde zwar kurzfristig die Kampfkraft schonen, aber im Fall, dass die Orks weit verfolgt werden mussten, eine Nerv tötende Rückreise zur Folge haben. Von der Gefahr, die von weiteren Schlangen ausging, ganz zu Schweigen. Dennoch entschied er sich für die letzte Alternative. Er ließ den Trupp in der Baumkrone eines Urwaldriesens eine gut versteckte Hängematte aufhängen und außerdem das ganze Gepäck dort oben verstauen. Sie zogen unter Geächze und derben Flüchen den Verwundeten nach oben, wobei ihnen die feuchten Seile mehrmals beinahe entglitten.
„Ich brauche zwei Freiwillige!“ verkündete Dariuz und hoffte inbrünstig, dass nicht alle Hände nach oben gingen. Schließlich war jedem klar, dass die Freiwilligen vergleichsweise sicher im Versteck ausharren würden. Er platzte beinahe vor Stolz, als keine einzige Meldung kam. „Männer. Wie ihr wisst, führe ich euch, indem ich mit gutem Beispiel vorangehe. So sicher, wie ich mich auch für jeden von euch opfern würde, kann ich dies jetzt aber nicht tun.“ sprach er darauf feixend weiter und erntete wohlwollendes Grinsen. Für jeden außer Deneph, dachte er bei sich.
„Gut, Feuer unterm Helm. Ich bin gleich wieder bei euch.“ erlaubte er ihnen zu rauchen und wandte sich ab. Den Spruch hatte einer seiner Soldaten ersonnen und damit im Trupp etabliert. Er ging zu einem Baum, dessen lange dünne Äste bis zum Boden reichten und trennte einen davon ab. Mit dem Kampfmesser schnitt er vierzehn gleichlange und zwei kürzere Stücke ab, nahm sie in die Faust und kehrte zu den Rauchenden zurück. „Zieht ein Stöckchen, die mit den Kurzen bleiben hier.“ Der Reihe nach zogen die Soldaten ihr zu Stöckchen gewordenes Schicksal aus der Hand des Master Sergeant. Der hoffte nur, dass Deneph keines der kurzen erwischen würde. Er ließ die Soldaten zu Ende rauchen und war froh, dass Deneph ihm als Späher erhalten bleiben würde. Von den beiden die bei Hallik zurückbleiben würden, schien auch nur einer darüber erleichtert.

Sie marschierten zwei Stunden durch den Dschungel, ehe Deneph die Faust hob, weil er etwas entdeckt hatte. Der Marsch ohne Gepäck war regelrecht angenehm gewesen und Dariusz eilte geräuschlos zu dem wartenden Psychopathen. „Sehn sie her Serge. Das is ne Schlingenfalle und da hinten ist glaub ich noch eine. Entweder Lagersicherung oder eine einfache Wildfalle, schwer zu sagn.“ flüsterte Deneph seinem Sergeant zu. Dariuz sah die gut versteckte Falle und überlegte. „Warum sollten sie eine Wildtierfalle verstecken. Tiere kapieren sowas doch gar nicht.“ wies er den Späher auf das Offensichtliche hin und schien ihn damit zu kränken. Dann durchtrennte er das aus Baumfasern geflochtene Seil so, dass der aus zwei Holzhaken bestehende Auslöser entschärft wurde. Zu zweit schlichen sie weiter zur zweiten Falle und wiederholten die Prozedur. Vorsichtig rückte der Trupp nach und insgesamt entschärften sie noch drei weitere Fallen. Dann vernahmen sie ein Geräusch, welches zunächst wie ein grummelnder Grox oder Bär klang. Als das Gegrummel jedoch kurz darauf in einer anderen Stimmlage erwidert wurde, erkannten sie es als Orksprache. Man hatte ihnen Ausschnitte von aufgezeichneter Orksprache vorgespielt, dennoch war es etwas völlig anderes die gutturalen Stimmen im Dschungel zu hören. Dariuz und Deneph schätzten die Entfernung und kamen beide zum selben Schluss. Weniger als fünfzig Meter und laut Denephs Worten, auch nach wie vor nur Spuren von maximal fünf Orks. Lautlos ließ Dariuz den Trupp eine in drei Reihen gestaffelte Aufstellung, mit reichlich Seitenabstand, annehmen und positionierte sich in der Mitte. Auf einmal schwoll schlagartig ein Rauschen an und ließ Dariuz das Blut in den Adern gefrieren, ehe er bemerkte, dass mal wieder ein Regenschauer eingesetzt hatte. Kurz überlegte er im Schutz des Regens und der zunehmenden Dunkelheit, noch weiter vorzurücken und Sichtkontakt herzustellen, entschied sich jedoch dagegen. Er folgte seinem ursprünglichen Plan.
Dariuz gab ein Handzeichen, woraufhin einer der hintersten Soldaten eine der Fallen auslöste. Äste und Blätter klatschten geräuschvoll aneinander als der heruntergebogene Baum nach oben schnellte und die Orks augenblicklich verstummen ließ. Dann sprachen sie wieder. Aufgebrachter als zuvor, lauter und alle durcheinander. Dariuz nickte auffordernd in Denephs Richtung, da dieser in der ersten Reihe verblieben war. Jedoch zuckte er nur ratlos mit den Schultern. Was trieben die verdammten Grünhäute? Sie würden doch wohl kaum einen komplizierten Schlachtplan aushecken, um eine ihrer Fallen zu überprüfen.
Nachdem der Tumult in einigen besonders zornigen Aufschreien gipfelte, kehrte wieder Ruhe ein.
Deneph roch den Ork bevor er ihn sah. Und das trotz des heftigen Regens. Moschus, Fäulnis und ein brennender Schweißgeruch bissen Deneph in die Nase und er war froh, dass er bei seiner ersten Begegnung mit den Grünhäuten nur ein Exemplar vor sich hatte. Der Gestank von mehreren hätte ihm wohlmöglich das Bewusstsein geraubt, oder ihn wenigstens erbrechen lassen.
Dann kam die Gestalt in Sicht. Lange Muskulöse Arme die beinahe bis zum Boden reichten, umwickelt mit zottigem Fell und Knochenschmuck. Am geflochtenen Gürtel hing neben diversen Lederbeuteln eine Holzmaske die mit aufwändigen Schnitzereien verziert war. So viel handwerkliche Hingabe bei einem Ork war beinahe das Irritierendste an dessen Gesamtbild. Am schlimmsten war dennoch das Gesicht, wenn man es überhaupt so nennen konnte. Aus einem langestreckten Kiefer stachen gelbliche Hauer hervor und reichten fast bis an die gleichermaßen winzigen und bösartigen Augen. Beziehungsweise ein Auge, denn das andere war zugeschwollen und das frische Blut wurde vom Regen verdünnt. In der Hand hielt der Ork eine Waffe, die wohl aus einem geschliffenen Knochen eines riesigen Tiers gefertigt war und einen mit Federn und Knochen verzierten Speer auf dem Rücken. Der Ork kam näher und schirmte seine Augen mit der freien Hand gegen den starken Regen ab. Er spähte in die Richtung der ausgelösten Falle und schien auf dem Weg dorthin keinerlei Schwierigkeiten zu erwarten. Deneph überlegte eine Sekunde lang, ob er den Ork an sich vorbeimarschieren lassen sollte, um ihn dann geschickt niederzustechen. Seine lange brünierte Klinge schien ihn dazu drängen zu wollen. Aber er entschied sich für die sichere Seite und schob das Heldentum ein wenig auf. Als der Ork noch vielleicht vier Schritte entfernt war, zog Deneph den Abzug seiner Sturmschrotflinte durch. Anders als üblich verschoss sie allerdings keine herkömmlichen Schrotladungen, sondern eine sehr viel gröbere Körnung. Die zunächst massiven Geschosse, die Meat-Hammer genannt wurden, zerrissen im Lauf der Waffe. Die entstandenen Fragmente waren deutlich größer und scharfkantiger als übliche Schrotladungen, um die außerordentliche Zähigkeit der Orks zu kompensieren. Denephs erster Schuss traf den Unterleib des Orks und ließ dort neben Blut und Fleisch, auch Lederstücke und Talismane hervorspritzen. Der zweite traf den Ork in die Brust, wo er ungebremst durch Felle drang. zerbrochene Rippen und weitere ekelhafte Organe freilegte. Der letzte Schuss der Salve traf ihn mitten ins Gesicht, wovon nichts weiter als eine blutige Ruine übrig blieb. Der Ork schien wie in Zeitlupe zu Boden zu gehen und hielt selbst im Tod sein Knochenschwert umklammert. Das wütende Gebrüll, welches daraufhin aus dem Unterholz drang, war markerschütternd und ohrenbetäubend laut. Irgendwie berührte die Tonlage Denephs urmenschliche Instinkte und ließ ihn wie vor einem prähistorischen Raubtier erstarren. Er sah fassungslos, wie das dunkle Grün des Dschungels vor ihm in Bewegung geriet und sich in wütend vorstürmende Orks verwandelte. Ihre starken Hände umklammerten brutal aussehende Waffen und als einer seine Steinaxt schleuderte traf diese Denephs Brust völlig unvorbereitet. Seine Armaplastweste war ein aus mehreren Komponenten bestehender, industriell gefertigter Gegenstand. Dasselbe Material welches auch seine Schienbeine, Unterarme und seinen Kopf schützte. Auch wenn die Ausrüstung eher dazu gedacht schien, den Soldaten Selbstbewusstsein zu verleihen, als wirklich vor modernen Kriegswaffen zu schützen, half sie enorm gegen primitive Waffen. Die aus Feuerstein gefertigte Steinaxt durchschlug die Brustplatte nicht, sondern traf Deneph eher wie ein Hammerschlag. Regen troff ihm ins Gesicht, während er nach Luft rang und Panik in ihm aufstieg. Selbst wenn die Orks ihn für tot hielten, würden sie über ihn hinweglaufen und ihn erbarmungslos zertrampeln. Er hörte Master Sergeant Dariuz etwas rufen, konnte sich aber einfach nicht aufrichten. Grelle Lichtblitze von Laserwaffen schossen durch sein Blickfeld und machten ihm Mut. Wenn seine Kameraden die Orks früh genug niederschossen, würde er…
Brüllend spurtete ein Ork über ihn hinweg und schleuderte seinen langen Speer, ehe er eine hässliche Keule zur Hand nahm. Ohne darauf zu achten, trat er dabei Deneph in die Rippen und raubte ihm das Bewusstsein.
Er konnte nur Sekundenbruchteile weg gewesen sein, jedoch schien alles so unwirklich wie ein Traum, als er stöhnend erwachte. Irritiert sah er einen kleinen Busch der ihn mit winzigen, gierigen Augen anstarrte. Der Busch verwandelte sich in einen sehnigen Grot, der ein schmutziges Feuersteinmesser in der schwieligen Faust hielt. Unbemerkt zog Deneph sein Kampfmesser und wartete, dass der Grot näher kam. Natürlich wäre es gegen einen so kleinen Gegner von Vorteil, aufrecht zu stehen, wenn es den Grot nicht gar abschrecken würde. Aber hierzu fehlte Deneph schlicht und einfach die Luft und er fürchtete, erneut das Bewusstsein zu verlieren, wenn er seinen gebrochenen Rippen zu viel zumutete. Die kleine Gestalt kam vorsichtig näher, stank aber schon wie ein Großer und schien sich vor allem für die neben Deneph liegende Sturmschrotflinte zu interessieren. Eine kleine dreckige Hand griff nach der Waffe und gierige Augen glitzerten fasziniert als die Hand den Lauf der Waffe umschloss. Mit einem heiseren Aufschrei, den er vor Schmerz einfach nicht unterdrücken konnte, ließ Deneph sein Messer nach vorne schnellen und schlitzte dem Grot die Kehle auf. Der versuchte gurgelnd zu quieken und starb zuckend, während er versuchte zurück ins Unterholz zu kriechen. Deneph verlor erneut das Bewusstsein und als er wieder erwachte, war der dämmrige Dschungel nur noch vom Rauschen des Regens und den Lauten seiner Bewihner erfüllt. Insekten zirpten unaufhörlich und verstörendes Gekreische deutete auf ein wildes Affenrudel hin. Der tote Grot lag noch immer in der Nähe und wurde seinerseits vom Regen durchnässt. Sein Blut rann in einem kleinen Rinnsal und von Wasser verdünnt auf Deneph zu, woraufhin er versuchte sich vorsichtig aufzurichten. Als er es geschaffte hatte sich aufzusetzen, verschwamm sein Blick vor Schmerzen und er zwang sich, trotz der übereinander reibenden Knochen weiter zu atmen. Ein trübes blaues Licht glitt in seine Nähe und er erinnerte sich an die kleine Stablampe die sein Truppsanitäter benutzte. Aber vielleicht hatten die Orks sie von dessen Leichnam geborgen. Er warf einen Blick zu seiner eineinhalb Meter entfernten Schrotflinte, von deren gefettetem Gehäuse Regentropfen abperlten. Genauso gut hätte sie auf Terra liegen können. Er verbarg sein Messer im Eispickelgriff dicht am Unterarm und wartete darauf, dass die Lampe näher kam. „Deneph? Deneph kannst du mich hören?“ zischte eine bekannte Stimme aus der Richtung des Lichtscheins. Der Angesprochene gab nur ein erbärmliches Röcheln von sich und erkannte den Sanitäter seines Trupps. Der hockte sich neben ihm und begann hastig einen Einmalinjektor aus der Plastekhülle zu schälen. Eine wohlige Wärme breitete sich von der Einstichstelle aus im ganzen Körper aus und hinterließ einen bitteren Geschmack in seinem Mund. Aber immerhin, der Schmerz verflog und er richtete sich wankend auf. „Also haben wir gewonnen?“ fragte er den Sanitäter, der ihn darauf kurz säuerlich ansah.
„Fragt sich nur was. Wie es aussieht haben wir mit dem Kampflärm eine viel größere Gruppe angelockt.“. Beide Soldaten sahen sich hektisch um und der Sani führte Deneph zum Rest des Trupps. Wie es aussah war er der einzige Verletzte, auch wenn einer seiner Kameraden von einer so beträchtlichen Menge von Blut bedeckt war, dass es selbst der anhaltende Regen noch nicht hatte abwaschen können. Das gutturale Gebrüll, sich koordinierender Orks, kam auf breiter Front näher und Dariuz trieb seine Männer zu einer eiligen Flucht an. Er war dankbar für das tobende Unwetter, welches sie verbarg. Allerdings bremste sie die Dunkelheit massiv ab, da es bei weitem zu unwegsam war ohne klare Sicht zu rennen. Dariuz aktivierte eine kleine schwache Lampe, beleuchtete dem vor ihm laufenden Mujin den Weg und half in einem dem restlichen Trupp zusammenzubleiben. Allen anderen hatte er befohlen ihre Lampen aus zu lassen. Aber er sah erneut eine schwierige Entscheidung auf sich zukommen. Der dreimal verfluchte Deneph hatte ja nicht tot bleiben können. Dariuz wusste genau, dass der Verwundete für maximal dreißig Minuten auf den Beinen gehalten werden konnte. Danach würde er entweder in entsetzlicher Agonie zusammenbrechen, oder in einen tiefen Narkoseschlaf fallen. So oder so, er würde sie aufhalten und selbst bei ihrem aktuellen Tempo würde Dariuz nicht darauf wetten, den Orks zu entkommen. Dann standen sie auf einmal vor einer zwar nur fünf Meter hohen, aber dafür senkrecht ansteigenden Felswand. Ihre Ausläufer verschwanden links und rechts im Dickicht, was deutlich zeigte, dass sie von ihrer ursprünglichen Marschroute abgekommen waren. Ein schmaler Wasserfall rauschte zu ihnen hinab und übertönte beinahe jedes Wort. Sie mussten dort hinauf, denn zurück wagte Dariusz es nicht und Verstecke gab es hier auch keine zufriedenstellenden. „Mujin, Yger, ab nach oben und werft Seile herunter.“.
Die angesprochenen zögerten einen Augenblick und schnallten sich dann ihre Gewehre längst auf den Rücken. Mühsam erklommen die beiden die dunkle Felswand während Deneph langsam aber sicher in Narkose versank. So blieb ihnen wenigstens sein Geschrei erspart und die Soldaten hatten weniger Hemmungen, ihn an einen Pfahl zu binden mit dem sie ihn emporziehen konnten. Eine einfache Schlinge um die Brust, hätte laut dem Sani zu inneren Verletzungen geführt. Dann fielen Seile zu ihnen herab und während Dariuz unten eine disziplinierte Feuerlinie aufrechterhielt, kletterten immer zwei Soldaten auf einmal nach oben. Insgesamt Acht, zu denen auch Deneph zählte, hatten es bereits geschafft als von oben das Feuer eröffnet wurde. Das gleißende Laserfeuer erhellte das kleine Tal und ließ die Regentropfen glitzern wie Sterne. Außerdem enthüllten sie die funkelnden Augen von unzähligen Grots und mindestens einem Duzend Orks. Dariuz sah Grots tot zusammenbrechen und hörte einige Orks getroffen aufschreien, woraufhin allerhand Wurfgeschosse auf die Soldaten niedergingen. Spitze Steine, Speere und Beile prasselten auf die noch unten gebundenen Soldaten nieder, wobei erstere zumeist wirkungslos abprallten.
Merwis nahm seinen Flammenwerfer und versuchte eine Flammenwand zwischen ihnen und den Angreifern zu erzeugen. Doch konnte auch brennendes Promethium konnte weder die durchnässte Vegetation wirkungsvoll in Brand setzen, noch die Orks dauerhaft aufhalten. Immerhin, die Grots schrien auf und ließen sich zurückfallen, während einige von ihnen kreischend starben. Ein Speer, dessen Klinge aus geschärften Knochen bestand, traf einen Soldaten oberhalb der Felswand im Gesicht und ließ ihn hinab zu den anderen stürzen. Er verfehlte Dariuz nur um Haaresbreite, lenkte ihn aber ab und ließ seinen Schuss vorbeigehen. Eine Axt traf Merwis linken Arm und ließ ihn einen Flammenstoß direkt vor seine Füße abgeben. Zwar traf er weder sich noch einen Kameraden, aber das nahe Feuer blendete jeden einzelnen der von unten auf die Orks zu schießen versuchte. „Granaten!“ brüllte Darius über den Kampflärm hinweg und machte zwei Splittergranaten scharf. Er hoffte, dass er oben noch gehört wurde, denn neben dem lauten, rauschenden Wasserfall, war die Luft inzwischen auch von widerhallendem Orkgebrüll erfüllt. Als viele Granaten explodierten, noch dazu in einer sinnvollen Streuung, grinste er zufrieden und feuerte sofort weiter mit seinem Lasergewehr. Nur er, Merwis und zwei weitere Soldaten waren noch übrig als die Orks sie erreichten. Von ihren zahlreichen Toten in keiner Weise beeindruckt, sprangen sie durch die Reste der Flammenwand und versenkten mehrere Klingen in Merwis Köper, der kreischend zusammenbrach und den Flammenwerfer fallenließ. Zwei Orks wollten ihn sofort an sich nehmen, schließlich war ein Flammenwerfer eine sehr effektvolle Waffe. Der unverzüglich entbrennende Streit, gab den drei Verbliebenen die Zeit, einen Ork zu erschießen und einen weiteren in Todesverachtung mit aufgepflanzten Bajonetten anzuspringen. Sie würden bis zum letzten Blutstropfen kämpfen und so viele es ging mitnehmen. Die Mengen an Orks die sich immer weiter aus dem Wald ergossen schienen dennoch kein Ende nehmen zu wollen.
Schlagartig ließ der Regen nach, so plötzlich als hätte jemand einen Schirm aufgespannt. Das Rauschen des Regens wurde zunächst leiser, auch wenn es einen sehr merkwürdig mechanischen Klang annahm. Dann geschahen zu viele Dinge auf einmal, um von Dariuz erfasst zu werden und jedes einzelne Ereignis, schien die anderen an Unwahrscheinlichkeit übertreffen zu wollen.

Brüllende Explosionen hallten im Tal wieder, als würden aber duzende von Granaten gezündet und massige Silhouetten schälten sich triefend aus den Schatten in den Flanken der Orks. Die Grünhäute wurden reihenweise zerrissen und heulten dabei auf wie geprügelte Köter, ehe sie zum Gegenangriff übergingen.
Eine mächtige, zweihändig geführte Feuersteinaxt wurde gegen eine der Gestalten geschwungen. Der schwarze Riese wich nicht aus. Ob er es nicht wollte, oder nicht konnte war nicht zu sagen. Die Axt zersplitterte an der Brust und verlangsamte den Getroffenen nur geringfügig. Dann schlug die Statue, schneller als Dariuz sehen konnte, zurück und zerschmetterte mit einem einzigen Hieb Schädel und Oberkörper des Orks wie Pappmache.
Die Orks vor Dariuz hatten ihren Streit beigelegt, die Verwirrung überwunden und mühten sich das Blut von Darius und seinen verbliebenen drei Kameraden zu vergießen. Einer wurde einfach angesprungen und niedergerissen, noch während die aufgepflanzte Klinge sich aus dem Rücken des Orks schob, zermalmte dieser den Schädel des unglücklichen Soldaten. Dann fiel eine Bestie aus Fell und Zähnen tosend zu ihnen herab wie ein Meteorit. Sie bewegte sich rasen schnell und auf den spritzenden Überresten des einen Orks stehend, spaltete sie den zweiten mit einer funkelnden Energieaxt.
„Für Russ, für Fenris und für das Imperium der Menschheit!“ brüllte die Bestie und setzte den fliehenden Orks nach. Die Bestie war furchteinflößender als alle Orks zusammen, dennoch fühlte Dariuz sich vom Schlachtruf mitgerissen und hörte sich zu seiner eigenen Überraschung mit einfallen. „Im Namen der 111ten Beastblades, Racheeee!“
Damit nicht genug, zog er seine Stiefel aus dem Morast und rannte schießend den fliehenden Orks hinterher. Während er sich noch fragte was er hier eigentlich tat, bemerkte er, dass seine zwei Flügelmänner ihm dich auf den Fersen waren und ebenfalls auf die Orks schossen. Ihre Gesichter waren dreckig und zu Fratzen des Hasses verzogen.
Von der Oberkante der Felswand erklang Siegesgebrüll und das Feuer wurde sehr viel kontrollierter. Niemand wollte es riskieren einen der Engel des Todes zu treffen, auch wenn sich niemand vorstellen konnte sie überhaupt nur verwunden zu können.
 

Thyrant

Codexleser
22 Dezember 2014
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Auch wenn ich die Werke der beiden Autoren nicht kenne, danke ich einfach mal für das Kompliment. Jetzt geht es nach nur einem Spot weiter mit Deathwatch: Xenojäger II.

[SPOT]:p

VIER / II

Darius und seine zwei Kameraden verloren unweigerlich den Anschluss an die tobende Bestie. Sie schritten über grausam zerhackte oder ausgeweidete Orks und überraschten zahlreiche Grots, die eine Gelegenheit sahen, die Ausrüstung toter Orks zu stehlen. Dariuz überraschte es zunächst, wie viel Vergnügen es ihm bereitete, diese kindgroßen Wichte abzuschlachten, doch ihr hohes Gekreische reizte ihn zu immer brutaleren Attacken.
Dann sah er eine Gruppe der Statuen zusammenstehen. Sie hatten einen Orkboss eingekesselt und zwangen ihm ein Duell auf. Der Duellant war selbst für die Verhältnisse eines Astartes ein Riese. Geschwärzte menschenähnliche Schädel baumelten an seinem Gürtel und in seinen Händen lag eine monströse Axt, die größer als Dariuz war. Der Ork war genauso groß und hielt tatsächlich zwei unregelmäßig gezackte Spalta aus Metall in den Händen. Jeder war so lang wie Darius Arm. Mit offenen Mündern beobachteten Dariuz und seine zwei Kameraden den Kampf.

Saarlock war alles andere erfreut, über dieses unnötige Herbeiführen eines Duells. Der Ork war zwar zugegebenermaßen ziemlich groß, aber dennoch keine ernste Gefahr für einen Marine von Szandors Kaliber. Saarlock und zweifellos auch der Rest des Trupps sah, dass Szandor mit dem Ork spielte. Tat er dies etwa um die wie Idioten gaffenden Sterblichen zu beeindrucken? Sie hatten ihre Aufgabe erfüllt. Skeergard hatte den Soldatentrupp früh genug gewittert und auch die fünf Orks die sie angegriffen hatten. Anders als die Menschen, war er sich sogar der unmittelbaren Nähe zum Rest des Orkstammes bewusst gewesen.
Die wenig überraschend fliehenden Menschen, waren dem Weg gefolgt den Thyrianos für sie vorbereitete hatte, indem er mit seiner Masse einfach eine kleine Schneise ins Unterholz gerissen hatte. Die Menschen so rücksichtslos zu benutzen um die Orks gezielt zusammenzutreiben und auszumerzen, verursachte bei dem Iron Hand keinerlei Zweifel, geschweige denn Mitleid. Schließlich waren Sterbliche genau hierfür überhaut da. Duron hatte das, ebenso wie Ajax und Hovis anders gesehen, Szandor aber nicht von ihrem Vorschlag überzeugen können. Thyrianos, der sich normalerweise nie zu schade für einen überheblichen Ratschlag war, hatte sich ungewöhnlich bedeckt gehalten.
Szandor traf den Ork mehrfach mit dem harten unteren Knauf seiner Kettenaxt. Dabei zerbrach er dessen Knochenrüstung und Holzmaske, was den Ork praktisch in Rage versetzte. Bei einer Parade trennte er dem Ork eine Hand ab, die mitsamt umklammertem Spalta in die Büsche flog. Die wie ein Speer vorschnellende andere Klinge, klemmte Szandor zwischen Oberarm und Brustpanzer ein, woraufhin der Ork mit seinem Armstumpf zuschlug. Szandor ignorierte dies und machte eine ruckartige Drehbewegung, die dem Ork die andere Hand brach. Triumphierend ergriff Szandor mit der linken die Kehle des Orks. Seine Servorüstung surrte angestrengt, als er den Ork vom Boden gehoben wurde und begann, wild um sich zu treten und zu schlagen. Nichts davon brachte Szandor ins Wanken. Als der Ork schließlich geräuschvoll erstickt war, ließ Szandor ihn wie ein Stück Abfall zu Boden fallen und zermalmte dessen Schädel mit seinem riesigen, gepanzerten Stiefel.
Das einseitige Abschlachten hatte zwar etwas vom selbst erzeugten Druck von Szandor genommen, war aber nach wie vor nicht besonders befriedigend. Dies war der zweite primitive Orkstamm den sie aufgespürt und vernichtet hatten. Da sie ja an für sich den Spuren der Deathskullz folgten, hatte es sie zunächst überrascht, auf ihrem Weg noch autonome Waldorks anzutreffen. Thyrianos hatte allerdings eine stichhaltige Theorie aufgestellt die besagte, dass die heimischen Orks vermutlich Nomaden waren und daher nicht zwingend all ihre Lager besetzt hielten. Was wiederum bedeutete, dass die beiden ausgelöschten Stämme ihre Fremdwelten-Artgenossen einfach nur verpasste hatten.
Thyrianos hatte immer wieder seine übersinnliche Wahrnehmung eingesetzt, um den Weird Boy zu lokalisieren. Die Ergebnisse waren jedoch nicht ganz eindeutig und besagten, dass sie sich ihrem Ziel zwischenzeitlich kaum genähert hatten. Wenigstens blieb die Richtung konstant, so dass sie zumindest nicht befürchten mussten Schatten hinterher zu jagen.
Die Menschen blieben mit respektvollem Abstand in ihrer Nähe und schienen auf etwas zu warten. Sie glaubten doch nicht wirklich, die Engel des Imperators wären ihretwegen hier? Skeergard hatte, trotz seines wilden Kampfs, durchaus die Tapferkeit der Sterblichen bemerkt und war sogar verblüfft gewesen zu sehen, wie sie furchtlos in die Offensive gegangen waren. Aus diesem Grund entschied er sich, ihren Mut zu ehren indem er sie ansprach.
„Ihr seid offenbar keine Feiglinge.“ eröffnete er so diplomatisch wie er konnte und versuchte erfolglos seine Erscheinung zu entschärfen. Das Grinsen mit abgezogenem Helm war dabei allerding alles andere als hilfreich. Er hörte ihre Herzen schneller schlagen und fuhr fort.
„Zieht umgehend nach Norden, dort ist die nächste imperiale Befestigung. Bereitet euch auf einen Sturm vor, wie Tolzar ihn noch nicht gesehen hat, denn die Orks sind im Begriff sich mit Macht zu erheben.“. Ehe der über seine nächsten Worte nachdenkende Master Sergeant etwas sagen konnte, wandte sich der Riese, mit den gewaltigen Triebwerken auf dem Rücken, ab. Schneller und leiser als es so großen Personen möglich sein sollte, verschwanden die Spacemarines im triefend nassen Wald. Dariuz, der merkte wie das Adrenalin in seinem Körper weniger wurde, kämpfte gegen Krämpfe an, als er sich auf den Weg zu Steilwand machte. Bevor er sie mit seinen beiden Kameraden erklomm, nahm er noch Marken und Ausrüstung von den Toten und äscherte ihre Leichname ein. Darüber hinaus wurden noch Orkschädel eingesammelt und emporgeworfen. Es gab einen für jeden Soldaten seines Trupps und jede der Trophäen würde, von Haut, Fleisch und Sehnen befreit, einen Ehrenplatz auf ihren Schultern einnehmen. Entgegen der Anweisung des Spacewolfs, ließ er den Trupp aber zunächst den verwundeten Hallik, samt seiner Bewachung, abholen. Als sie dort im Morgengrauen eintrafen, gönnte er seinen Soldaten nur eine kurze Pause, ehe sie sich nach Norden aufmachten.

Szandor hatte Skeergards eigenmächtige Aktion nicht unbedingt begrüßt, sah sie aber weniger als Problem, als es der Skriptor augenscheinlich tat. Die Sterblichen würden Tage brauchen bis sie die Befestigung erreichten uns selbst dann, musste ihren Worten zuerst Mal Glauben geschenkt werden.
Viel wichtiger als das, was die Menschen hier auf Tolzar taten, war es die verdammten Deathskullz aufzutreiben und dann zu vernichten. Was mit jedem verstreichenden Tag und mit jedem neu angeschlossenen Orkstamm schwieriger werden würde.
Als der Morgen dämmerte und sie nach wie vor dem Kurs des Weird Boys folgten, entdeckten sie zum ersten Mal eine Stelle, die Thyrianos Sinne besonders berührte. Die anderen sahen nur eine Art Explosionsbereich von fünf Metern Durchmesser, in dem alle Bäume und Büsche nach außen geknickt waren. Laub und Kompost waren plattgedrückt worden und schienen mit einigen Orkknochen beinahe zu einer Einheit gepresst. „Hier hat er seine Kräfte manifestiert. Wie es aussieht hat er sich nicht völlig unter Kontrolle, oder muss seine psionische Energie ablassen. Möglicherweise staut sie sich sonst immer weiter auf und bricht dann aus ihm heraus. Das würde das unstete Bild, das ich von seinem Geist empfange, erklären.“ erläuterte Thyrianos auf seine unverkennbare belehrende Art und Weise.
“Ist dies hier das Maximum seiner psionischen Kraft, oder nur ein Vorgeschmack?“ erkundigte sich Szandor, woraufhin sich mehrere Visiere Thyrianos zuwandten. Sie alle wussten, zu was der Skriptor imstande war. Und, dass seine Macht, das was hier geschehen war, bei weitem überstieg. Thyrianos überlegte daraufhin und schien ins Leere zu starren ehe er antwortete.
„Dazu kann ich noch keine haltbare Aussage treffen. Wir werden es erfahren.“

Für den Skriptor war die Angelegenheit damit erledigt und Szandor schien damit zufrieden. Hovis hatte noch viele Fragen, aber sie hier zu klären wäre einfach nicht angemessen. Er wusste vieles über Orks und Xenos im Allgemeinen. Natürlich hatte er auch schon von der Weird Boys der Orks und von ihren zerstörerischen Fähigkeiten gehört. Auch wenn er selbst noch nie gegen einen gekämpft hatte, so wusste er doch, dass die Crimson Fists sie, in der Regel, mithilfe von Skriptoren in die Schranken wiesen.
Unterdessen war Skeergard froh, dass Thyrianos ihn wieder beim Spähen deckte. Der Dark Angel bewegte sich schließlich deutlich eleganter durch das Unterholz als Duron.
Thyrianos empfand den Marsch durch den Dschungel als regelrecht kontemplativ. Er hatte sich immer gefragt, wie Caliban seinerzeit wohl ausgesehen haben musste und Tolzar schien dem nahe zu kommen. Abgesehen davon, dass Caliban eine Todeswelt gewesen war, auf der tödliche Monster ihr Unwesen trieben. Zwischen den wenigen Brüdern, die das alte Caliban wie Großmeister Ezekiel noch gekannt hatten, gab es ein ganz besonderes Band, welches Thyrianos ebenso eindeutig sehen konnte, wie es für ihn unerreichbar war. Er stammte auch von einer Todeswelt, einem namenlosen Eisklumpen der Fenris ironischerweise ähnlicher war als Caliban und so gefährlich, wie jeder einzelne von ihnen.
Er dachte nicht oft an jene Zeit zurück, in der er als Sterblicher und ohne psionische Kraft ums Überleben gekämpft hatte. Es war beinahe so, als wollte sich sein Verstand instinktiv gegen jenen zurückliegenden Zustand der Schwäche wehren und ihn durch Verdrängung ungeschehen machen.
Er hatte sich damit abgefunden. Schließlich war das Wissen über seinen Ursprung, gemessen an den Informationsmengen die sein Verstand heute verarbeitete, von philosophischer Banalität. Ohne jede Bedeutung.
Während er immer wieder überprüfte, ob der Weird Boy noch vor ihnen war, sah er zwangsläufig auch wiederholt Skeergards emotionale Aura. Das tobende Durcheinander war präsent wie eh und je. Lediglich im Kampf, als Skeergard die tobende Bestie manifestierte, schienen sein innerstes in Einklang gewesen und innere Konflikte in den Hintergrund gewandert zu sein.
Der verdammte Ork frustrierte Thyrianos dagegen außerordentlich und er war froh, dass Skeergard gegenwärtig auch nicht besonders gesprächig war. Die Entfernung einzuschätzen war als würde man versuchen, eine Kerze zu beobachten, die irgendwo den Nebel erhellt und während sie näher kommt, oder sie sich entfernt, zusätzlich noch laufend ihre Flammengröße ändern und wild flackern.
Dennoch tat er sein bestes, den Feind im Auge zu behalten und sich breitzuhalten seine Brüder vor dessen immenser Zerstörungskraft abzuschirmen. Das Besiegen des Dämons auf Pekap Tercitus hatte sein Selbstbewusstsein massiv gesteigert und ließ ihn sich selbst ermahnen, den Ork dennoch nicht zu unterschätzen.

Nachdem Szandors Exterminatorenteam den Rest der Nacht und den ganzen nächsten Tag der Orkspur gefolgt war, fanden sie während eines goldenen Sonnenuntergangs ein weiteres verlassenes Orklager. Es war um einiges größer als alle, die sie bisher aufgespürt hatten und auch deutlich besser befestigt. Ein breiter stinkender Sumpfgraben umgab das ganze Lager, was nicht nur ein Vorankommen zu Fuß erschwerte, sondern auch die meisten Panzer gestoppt hätte. Aus schweren Felsbrocken war ein dicker Wall errichtet worden der an der Außenseite mit angespitzten Pfählen gespickt war. Alles in allem ein durchaus ernstzunehmendes Bollwerk welches für die Garde ein echtes Hindernis darstellen würde. Die Spacemarines überquerten den Sumpf über einen schmalen, mit Holzstämmen befestigten Trampelpfad, der durch ganze vier Türme bewacht wurde. Im Innern fanden sich jedoch anders als zuvor keinerlei Kampfspuren. Es schien als hätten die Orks einfach alles was sie tragen konnten mitgenommen um den Deathskullz zu folgen. Trotz dem nagenden Bedürfnis den Feind zu verfolgen, gestattete Szandor eine Untersuchung des Lagers und folgte damit Thyrianos‘ Rat. Der Skriptor entdeckte bei seinem Streifzug durch die kruden Bauten einen besonders auffälligen Ort. Er hatte etwas Rituelles an sich und war in der Vergangenheit mit sehr viel mehr Sorgfalt, als alle anderen Hütten errichtet worden. Die Hütte mit dem spitzen Dach war von einer großen freien Fläche umgeben und mit knöchernen Talismanen behangen. Im Inneren roch es deutlich nach einer bestimmten Pflanzensorte, die hier wohl regelmäßig abgebrannt worden war. Die Wände waren nicht nur mit Lehm verputzt, sondern auch mit einer kruden Schrift überzogen, die wohl im Laufe vieler Jahre Stück für Stück angebracht worden war. Thyrianos versuchte sie zu lesen oder zumindest die Logik dahinter zu verstehen, was ihm jedoch vorerst nicht gelang. Es war weder die Leserichtung ersichtlich, noch ob die einzelnen Zeichen Worte oder Ziffern darstellen und vermittelte insgesamt eher den Eindruck einer infantilen Kritzelei. Nichts desto trotz, nahm Thyrianos jedes Detail auf. Früher oder später würde sein Verstand bestimmt dahinterkommen.
„Wie es aussieht, haben unsere Waldorks die Deathskullz hier freudig empfangen. Wobei das Wort Freudig im Bezug auf Orks wohl eine etwas andere Bedeutung hat. Ich erkenne deutlich, dass eine Versammlung abgehalten wurde, bei der die Fremdlinge im Vordergrund standen und alle zusammen ohne einen Tropfen Blut zu vergießen abgezogen sind.“ verkündete Skeergard, der sich die Mühe gemacht hatte eine geistige Karte von den unzähligen unterschiedlichen Spuren zu erstellen.
„Seid ihr euch bezüglich des nicht vergossenen Blutes sicher? Es hat mehrere Male geregnet seitdem hier zuletzt ein Ork war.“ erkundigte sich Hovis über Funk, während er stolz die Standarte hielt. Von Skeergard erklang zunächst ein verärgertes Schnauben als der Crimson Fist sein Urteil in Frage stellte. „Wenn ich Zweifel an meine Feststellung hätte, hätte ich es entsprechend ausgedrückt.“
„Dann haben wir es wohl mit einer Art Schamane zu tun. Ork-Meks und Schamanen sind meines Wissens die einzigen Anführer, die sich freiwillig unterordnen würden. Und nach einem Mek sieht das Lager nun wirklich nicht aus.“ Szandor hielt Hovis‘ Theorie für zu weit hergeholt. Ehe er dies mitteilen konnte, mischte sich jedoch auch Thyrianos ein.
„Hovis hat Recht! Ich habe hier eine Art spirituelles Zentrum gefunden. Die Anwesenheit eines Schamanen ist die wahrscheinlichste Erklärung dafür.“

„Also noch ein Ork-Hexer?“ spie Szandor aus und malte mit den Zähnen.
„Wahrscheinlich nicht. Als Psioniker hätte er hier sehr viel mehr Zerstörung anrichten müssen, allein um das permanente Aufstauen an Energie zu kompensieren. Nein, ich denke der Schamane ist eher eine Art Weiser.“
„Orks die sich von Weisheit beeindrucken und führen lassen? Schwer zu glauben.“ hielt Szandor nach wie vor dagegen, obwohl er im Herzen seinen Brüdern zustimmte. Er wollte aber zeigen, dass er auch guten Rat stets kritisch betrachtete. So wie es als Anführer seine Pflicht war.
„Natürlich gibt es noch andere legitime Theorien, aber diese ist die einzige, die durch mehr als nur Spekulationen untermauert wird.“ verteidigte Thyrianos seinen und Hovis Standpunkt in entwaffnender Direktheit. Szandor rief daraufhin sein Team zusammen und ließ sie das Lager verlassen, um weiter den inzwischen sehr deutlichen Spuren zu folgen. Die Gesamtzahl der Orks schätzten sie inzwischen auf annährend zweitausend. Sie zu bezwingen würde ebenso fordernd sein, wie ihre Vernichtung auch immer dringlicher wurde. Denn je größer die versammelte Armee, desto größer war ihr Suchradius und umso mehr Orks würden sich anschließen.

Erneut marschierte das Exterminatorenteam durch die Nacht. Den Spuren hätte mittlerweile auch ein Mensch problemlos folgen können. Thyrianos stieg in die erste Ebene der Aufzählungen auf und merkte sofort, wie sein Geist ruhiger und klarer wurde. Beiläufig erschuf er erneut ein Beschleunigungsfeld. Wenn der Ork in der Lage wäre ihn zu bemerken, hätte dieser mit Sicherheit schon auf ihn reagiert.
Adalwin hatte sich klar ausgedrückt, die alte Meditationstechnik äußerst bedächtig einzusetzen. Der Dark Angel sah diese Bedingung derzeit als erfüllt an. Außerhalb eines Kampfes, jenseits psionisch aufgeladener Umgebungen und ohne besondere Ablenkung gab es nur wenige bedächtigere Umstände. Bei seiner inzwischen routinierten Suche nach der Aura des Ork-Hexers stellte er fest, dass dessen Energielevel gesunken war, oder aber er sich schlagartig weit entfernt hatte. Theoretisch war es möglich, sich mittels psionischer Kräfte zu teleportieren, beziehungsweise eine Abkürzung durch den Warp zu nehmen. Aber irgendwie zweifelte Thyrianos daran, dass der Ork diese Tat vollbringen konnte. Schließlich waren diese Portale mehr ein Ergebnis einer filigranen Fokussierung, als das einer ungestümen Energieentladung.
Thyrianos spürte, dass er das Mysterium der Translokation mit hoher Wahrscheinlichkeit würde entschleiern können. Jedoch war dieser Eindruck direkt mit dem Verlangen verbunden, in höhere Ebenen der Aufzählungen aufzusteigen, was das Misstrauen des Dark Angels weckte. Die meisten Skriptoren und Epistolarii bevorzugten es, ihre bestehenden übernatürlichen Fähigkeiten zu meistern und ihren Einsatz immer kontrollierter und einfacher zu gestalten. Nur wenige strebten danach, die Anzahl ihrer unterschiedlichen Techniken stark zu erhöhen, um letzten Endes ein universelles Verständnis für ihre Verbindung zum Warp zu erlangen. So groß der Lohn auch sein mochte, so absolut konnte der Preis sein, wenn man bei dem Versuch scheiterte.

<<Der Warp verschenkt nichts. Der Warp vergibt nichts. Die erste und einzige Verteidigungslinie ist unser von Vorsatz gelenkter Verstand. Ein Verstand ohne Vorsatz wird an dunklen Orten wandeln.>> kam Thyrianos die wichtigste Lektion seiner Ausbildung in den Sinn. Er wusste, dass Großmeister Ezekiel diesem Kredo ebenso folgte, wie er selbst und die meisten anderen Skriptoren im Imperium der Menschheit auch.

Auf einmal blieb Skeergard wie angewurzelt stehen, ebenso wie Sekundenbruchteile später auch Thyrianos. Sie hörten etwas. Zwar durch das Realität verzerrende Beschleunigungsfeld leicht leiernd und arrhythmisch, aber dennoch unverkennbar. Trommeln! Diszipliniert fächerten die Marines zu einem nach hinten gezogenen Bogen auf um falls nötig ihre maximale Feuerkraft aufbringen zu können. Es war noch immer dunkel im Wald und der Regenschauer hatte gerade aufgehört, rauschend auf die Abermilliarden von Blättern zu prasseln. Thyrianos verschloss seine Verbindung zum Warp und das Beschleunigungsfeld hinterließ beim Verschwinden Raureif auf Boden und Marines. Der Trommelschlag wurde augenblicklich klarer und schien von einem guten Duzend, mächtiger Wasserpauken zu stammen. Thyrianos unverzügliche Suche nach dem Weird Boy ergab, dass dieser definitiv noch weiter weg sein musste als die Trommler. Als Thyrianos dies mitteilte erntete er einen säuerlichen Kommentar von Skeergard. „Dann werden sie eure Tricks wohl bemerkt haben Skriptor. Und nun versuchen sie uns mit den Trommeln dorthin zu locken wo sie uns haben wollen.“
Dem konnte der Skriptor nicht widersprechen. Möglich war es schließlich. Da aber ihr Auftrag nach wie vor derselbe blieb und es in ihrer Situation schlimmeres gab, als Orks die sich dem Kampf stellten, entschloss er sich Skeergard Paroli zu bieten.
„Fürchtet ihr euch Skeergard? Wenn nötig werde ich meine…Tricks gerne zu eurem Schutz einsetzen. Bleibt einfach in meiner Nähe.“ Es war klar, dass der Skriptor den Spacewolf provozieren wollte. Dennoch setzte Skeergard zu einer wütenden Entgegnung an, als Saarlock im zuvorkam.
„Die Pläne der Orks sind irrelevant. Wir wissen wo sie sind. Wir werden sie vernichten.“ grollte seine tiefe Maschinenstimme aus dem Vox. Ohne eine Antwort abzuwarten setzte er sich in Bewegung. Als Szandor direkt im Anschluss das Signal zum Vorrücken gab, schloss der Rest wieder zum Iron Hand auf und behielt so die Formation bei. Zu den Trommelschlägen gesellten sich, nach wenigen Minuten, weitere kleine Trommeln und gelegentliches Orkgeschrei. Außerdem war deutlich zu hören, dass sie Bäume fällten. Skeergard fand eine beachtliche Anzahl von Grotspuren die in Richtung Lärm führten. Es war erstaunlich, dass diese kleinen Kreaturen, die von den Orks nicht besser als Ratten behandelt wurden, dennoch immer in der Nähe ihrer größeren Vettern blieben.
Da die Orks selbst so viel Lärm machten, konnten sich die Spacemarines relativ schnell bewegen bis sie von einer kleinen Anhöhe aus die ersten Grünhäute sahen. Szandor ließ die Marines mit einer Geste halten und knurrte Befehle. „Duron, Saarlock. Platziert Sprenggranaten mit Fernzünder an den Bäumen vor uns. Thyrianos, ist der Ork Hexer dabei?“
Mechanisch marschierten die beiden zuerst angesprochenen Marines vorwärts und brachten die Ladungen an. Saarlock missfiel der Einsatz von Fallen, aber da auch er die Menge der Orks gesehen hatte, war er zuversichtlich dennoch genug zu tun zu haben. Thyrianos schüttelte nur den Kopf und ergriff Gottbrecher fester, während er spielend einfach die erste Ebene der Aufzählungen erreichte. Auch wenn Szandor als Sergeant traditionell in der Mitte der Formation seinen Platz hatte, ging er an deren äußerstes linkes Ende. Er wusste, dass Saarlock den gegenüberliegenden Platz einnehmen würde und so ihre, noch unter Caleb etablierte, Kampfformation definierte. Scherenstoß war das angestrebte Kampfmanöver genannt worden und eignete sich hervorragend gegen einen Feind wie die Orks. Theoretisch.

Natürlich konnten sieben voll gerüstete Spacemarines, so nah am Orklager, nicht lange unbemerkt bleiben. Es waren mit blauen Farbspritzern bedeckte Grots, die die in Keramit gehüllten Riesen entdeckten und hysterisch kreischend die Orks alarmierten. Das Trommeln erstarb, für zwei Sekunden und wurde dann mit einem schnelleren Takt fortgesetzt. Zugleich setzte sich eine ebenfalls blau bemalte Springflut in Bewegung. Brüllend, mit erhobenen Waffen stürmten sie auf die Spacemarines los und trampelten dabei alles nieder, was ihnen in die Quere kam.
Speere, Wurfäxte und Steine prasselten wirkungslos auf die Spacemarines nieder, die den Beschuss mit mehr als nur gleicher Münze vergolten. Das brüllende Bolterfeuer zerriss die nur armselig gepanzerten Orks reihenweise und verwandelte den Waldboden in blutgetränkten Morast. Doch für jeden toten Ork, nahmen zwei seinen Platz ein und sie schienen vom Sterben ihrer Artgenossen eher angestachelt, als erschüttert. Thyrianos ließ krachende Energieentladungen in einem anhaltenden Crescendo aus seiner Linken strömen und ergänzte damit den dichter werdenden Kordit Dunst, mit fettigen Nebelschwaden aus verkochtem Orkfleisch. Die Orks erreichten Szandor und Saarlock, als diese gerade ihre Sturmbolter leergeschossen hatten. Jedoch brach sich die grüne Welle an den zwei schwarz gepanzerten Bollwerken und wurde unbarmherzig niedergemetzelt. Dennoch griffen die Orks unvermindert weiter an und immer mehr stürzten sich in den Kampf. Sie begannen die beiden exponierten Flügel zu umschwärmen, was ihnen dank der zweiten Phase von Scherenschlag auch gelang. Denn Saarlock und Szandor bewegten sich seitlich aufeinander zu und zermalmten dabei, zusammen mit den ihrer Bewegung folgenden Schlachtenbrüdern, alle Orks zwischen den zusammenschnellenden Linien des Exterminatorenteams. Der Waldboden war längst ein Blutdurchtränkter Sumpf geworden und schien die Hindurchwatenden verschlingen zu wollen. Das Schlachtfeld wurde von einer Reihe heftigen Explosionen erschüttert in deren Nachgang einige Urwaldriesen klatschend in das Schlachtfeld stürzten. Dabei waren ihre Fallrichtungen in keiner Weise willkürlich, sondern von Duron und Saarlock so angelegt worden, dass sich ein Engpass dazwischen bildete. Duzende Orks wurden von den schweren Ästen und Stämmen zermalmt und in die Erde getrieben. Szandor ließ den Sturm nicht enden und knurrte einen kurzen Befehl, der die dritte Phase ihres Gefechtsmanövers einleitete.
Mit vielfältigen Schlachtrufen auf den Lippen begann das hintere Ende der Formation aufzufächern und bildete so einen Keil dessen Spitze, in Gestalt des Iron Hands, auf das Zentrum der Orkstreitmacht zielte und geradewegs durch die improvisierte Einfriedung aus gefällten Urwaldriesen führte.
Von Szandor und Skeergard flankiert, bahnte sich Saarlock einen Weg durch die Reihen der Orks. Da er sich nicht Mal die Mühe machte, Angriffen auszuweichen, oder sie zu parieren, verwandelte er jede Bewegung in pure Vernichtung. Kein Stoß, kein Schritt und kein Ausholen, ohne dass auch dabei Orkleiber zerschmettert wurden. Hovis, dessen Position nun das hintere linke Keilende war bemerkte, wie sehr die Orks sich bereits verändert hatten. Von der offensichtlich neuen Kriegsbemalung abgesehen, hatten sie auch auf andere Art und Weise ihren fortschrittlichen Vettern nachgeeifert. Aus minderwertigem Plunder hatten sie sich Vorrichtungen, die rein optisch an Feuerwaffen oder bionische Verstärkungen erinnerten, an ihren starken Körpern befestigt. Auch wenn deren Effektivität praktisch nicht gegeben war, so verblüffte doch das aufgewendete Geschick. Wie vermutet, hatte sich der Anführer der Orks in der Mitte der Horde befunden und sich sofort in Bewegung gesetzt, als Alarm geschlagen worden war.
Ehe er in Sicht kam, war er zu hören. Sein Gebrüll war so laut, dass es selbst den beachtlichen Schlachtenlärm vollständig übertönte. Der Hagel aus primitiven Wurfwaffen hatte die Rüstungen der Spacemarines mehr verdreckt, als beschädigt. Denn obwohl mit großer Kraft geschleudert, waren Feuerstein und Knochen den modernen Verbundstoffen der Rüstung nicht gewachsen und so trugen sie selten mehr als einen Kratzer davon. Was eher zum Problem werden konnte war die schiere Masse der Orks. Wenn auch einzelne, oder selbst eine Handvoll Orks nicht erwarten konnten, gegen einen Engel des Todes zu bestehen. So vermochten hunderte es durchaus, mit ihrem Gewicht und ihrer selbstmörderischen Kampfmoral, einen Spacemarine niederzureißen und schlussendlich aus seiner Rüstung zu zerren. Und die Orks wussten dies instinktiv.
 

Thyrant

Codexleser
22 Dezember 2014
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Lieber spät als nie. Viel Spaß mit dem Ende von Kapitel Vier.

VIER / III

Momok der Zerreissa, wie er von seinen Untergebenen genannt wurde, schlug Orks und Grots gleichermaßen beiseite um schnell an die Front zu gelangen. Die Fremdweltler Orks hatten ihm ihre Macht gezeigt und er war nicht so dumm gewesen sich dagegen zu stellen. Wie seine Rüstung bewies, war er schon immer eher auf der Suche nach Neuem gewesen und hatte es immer als unerträglich angesehen, sich die Welt mit Menschen zu teilen, gegen deren Technologie sie viel zu häufig machtlos blieben. Aufgrund seiner enormen Größe und nicht zu Letzt dank seines Scharfsinnes war es ihm gelungen, die wenigen fortschrittlichen Materialien, die die Menschen manchmal verloren in seinen Besitz zu bringen. Im letzten Krieg gegen die schwächlichen Mänschenz hatte er darüber hinaus eine Beute gemacht, die ihn seitdem hervorgehoben hatte.
Er hatte durchschaut, dass die Menschen nicht die Absicht hatten die Orks hier auszurotten und sich aus rätselhaften Gründen immer wieder in Gefechte stürzten. So sehr er es auch begrüßte, gegen einen Feind der nicht gleich davonlief zu kämpfen, so frustrierend war es immer wieder von ihren Hitzestrahlern niedergemäht zu werden. Die Fremdweltler hatten sie Läsawaffn genannt.
Sein Plan war es gewesen, einige von funkelnden Bitz in die Hände zu bekommen und sich damit zu verstärken. Er hatte eine der quietschenden Eisenkisten, in denen die Mänschenz gerne in den Kampf zogen, über einen sorgfältig angelegten Graben in einen Sumpf rutschen lassen, um die Insassen zu ersticken. Dann war er mit seinen Jungz aus der Schlacht abgezogen um die Beute später zu holen. Um das durchzusetzen hatte er zwei Unterbosse erschlagen müssen, was immer noch besser war als seinen ganzen Stamm in einem sinnlosen Scharmützel zu verlieren. Zwei Wochen hatte er geduldig ausgeharrt und über das dicke faserige Seil gewacht, welches sie um die Beute geschlungen hatten. Nachdem die Armee der Mänschenz endlich abgezogen war, gestaltete sich das Bergen der Beute als schwieriger als gedacht. Als das Seil drohte zu reißen, weil der ganze Stamm daran zog, hatte er die Arbeit unterbrochen und unzählige Grotz mit Tauen in den Sumpf geworfen. Um dem Sumpf mithilfe vieler Stricke seine Beute zu entreißen, hatte er an diesem Tag beinahe die Hälfte aller Grotz aus seinem Tross geopfert. Als dann jedoch Schlingpflanzen und Matsch von der Beute abfielen, war der Preis vergessen. Die Kiste war so unglaublich hart und in Momoks Augen ein Schatz sondergleichen.
Es hatte Wochen gedauert und praktisch sämtliche Brennholz- und Werkzeugvorräte des Stammes aufgebraucht um die Kiste zu zerlegen. Auch wenn er eifersüchtig über die Beute gewacht hatte, war gut die Hälfte aller Teile verschwunden und er brauchte nicht nachzusehen um zu wissen, dass die Grotz dafür verantwortlich waren. Er überfiel einen Stamm, der das schmale Nachbartal für sich beanspruchte, um deren Werkzeuge in seinen Besitz zu bringen und sich eine eiserne Rüstung zu bauen.
Damit nicht genug, hatten die Fremdweltler seine Rüstung, als Zeichen ihrer Macht, in etwas Lebendiges verwandelt. Sie schützte ihn nicht nur, sie machte ihn auch stärker und größer. Sicherlich war er der mächtigste Ork, der je auf diesem Planeten gelebt hatte.

Die Marines waren inzwischen fast vollständig mit Blut und Dreck verschmiert und wurden trotz Saarlocks unerschrockenem Vorrücken langsamer. Thyrianos setzte seine Psikräfte unterdessen nur recht dezent ein. Er wollte auf jeden Fall bereit sein, sollte sich der Weird-Boy zeigen und schonte deswegen nicht nur seine Kräfte sondern reservierte weiterhin einen Teil seiner Aufmerksamkeit um den Ork-Hexer im Auge zu behalten.
Skeergard empfand Stolz, als er mit seinen Schlachtenbrüdern so entschlossen und unaufhaltsam vorrückte. Keine Frage, mit einem Rudel Spacewolfs wäre die Schlacht ebenso souverän, wenn nicht gar noch tödlicher gewesen. Aber er musste anerkennen, dass auch seine neuen Brüder zu einer beeindruckenden Einheit geworden waren. Jeder deckte den anderen und zugleich wurden die vielfältigen Talente und Fähigkeiten mit maximaler Effizienz kombiniert. Auch dies war in Wolfsrudeln nicht ungewöhnlich, jedoch schienen sich im vorliegenden Beispiel die zum Teil gegensätzlichen Extreme der Schlachtenbrüder, noch mehr zu bewähren.
Der unzerstörbare Saarlock als Speerspitze flankiert von ihm selbst und einem weiteren, allerdings von Posul stammenden, Schlächter. Thyrianos, dessen psionische Macht scheinbar jeden Schlachtverlauf zu ändern vermochte. Ähnliches galt für den Techmarine, der stolz die Macht des Omnissiah manifestierte und die niedergeborenen Feinde mit Schockwellen aus geheiligtem Maschinencode peinigte. Selbst Hovis, dessen Vorliebe für Feuerwaffen Skeergard nicht ganz nachvollziehen konnte, schien immer genau die richtige Waffe zur Hand und immer das beste Ziel im Blick zu haben. Selbst sein ansteckender, von Humor verstärkter, Optimismus war in der Einheit von Wert und wurde ein wenig vermisst, seid der Crimson Fist so schwer verwundet wurde. Und natürlich Ajax. Der lebende Schutzpatron ihrer Vermächtnisse, der immer Souveränität ausstrahlte und stets nüchtern seine Einschätzungen kundtat. Sein rechtschaffener Trotz ließ ihn nicht weniger standhaft wirken als den Iron Hand.

Als der Orkboss in das Kampfgeschehen eingriff, gelang es ihm trotz seiner enormen Größe und den verbesserten Sinnen der Marines, diese zu überraschen. Eine kleine Woge von Orks stürzte von den Baumstämmen auf die Spacemarines, als sich Momok rücksichtlos einen guten Punkt zum hinabspringen wählte. Als er mit einem Angriffssprung in Aktion trat, röhrte er animalisch und schwang seine Riesenaxt mit aller Kraft hinab. Seine Erscheinung war absolut furchteinflößend und geringere Wesen als Astartes hätten bei seinem Anblick wohl alle Hoffnung verloren. Aus dem Kettenschutz einer Chimäre waren kantige Schulterpanzer gefertigt worden und sein ganzer Körper war unter den krude zusammengefügten Panzerplatten durch ein hydraulisches Exoskelett verstärkt worden. Seine Unterarme, Schultern und sein monströser, gehörnter Helm waren von Dornen übersäht und vollständig von blauer Farbe bedeckt, die stellenweise noch zu trocknen schien.
Thyrianos bemerkte wie ein Schatten auf ihn fiel und noch ehe er den Grund ermitteln, geschweige denn ausweichen konnte, bekam der Schatten schlagartig auch Gewicht. Extrem viel Gewicht.
Ajax, der schräg hinter dem Skriptor kämpfte sah, wie der Dark Angel wie von einer Pfahlramme in den aufgeweichten Morast gehämmert wurde. Mindestens ein gepanzerter Fuß hatte den Torso erwischt und drückte ihn immer tiefer hinein. Auf festem Boden wäre Thyrianos wohl tödlich verletzt worden. Der Hauptangriff des Orks galt jedoch nicht dem Skriptor, sondern Szandor. Da der Mortificator am größten war, hatte Momok intuitiv angenommen es müsse sich um den Anführer handeln. Der Mortificator schaffte es um Haaresbreite, die Riesenaxt mit seiner eigenen abzulenken und so nicht der Länge nach gespaltet zu werden. Das Szandors Axt neben der Orkaxt kleiner wirkte, war dabei amüsierend und bestürzend zugleich. Während Ajax versuchte, nicht von der Ausholbewegung des Orks erwischt zu werden, schlitzte er zwei weiteren Orks die Kehlen auf und versuchte irgendwie an Thyrianos heranzukommen.
Szandor begutachtete seinen Gegner und kam zu dem Schluss, dass es einen guten Kampf geben würde. Allerdings sah er trotz seines Blutdurstes ein Problem. Der Boss hatte ihre Formation gesprengt und wenn sie nicht in Bewegung blieben, würde der Rest seines Trupps unter den Ork-Kriegern begraben werden, ehe das Duell zu Ende war. Aus diesem Grund, knurrte er Skeergard widerwillig einen kurzen Befehl zu und vollführte gegenüber dem Orkboss die unverkennbare Geste die besagte, dass er dessen Herausforderung annahm. Szandor nahm seine Axt in beide Hände und ließ sie auf das Gesicht des Orks zu sausen. Der hob routiniert den Kopf nach hinten, entging damit dem Hieb und stieß dabei mit seiner eigenen Axt nach Szandor. Der Mortificator entging dem Angriff mit einer leichten seitwärts Bewegung und ergriff überraschend die Orkaxt mit seiner Linken und hakte mit der Rechten den Bart seiner Kettenaxt um den Griff der gegnerischen Waffe. Damit hatte er ein Gerangel gestartet, welches er trotz seiner außerordentlichen Größe und vernichtender Stärke nicht würde gewinnen können. Musste er allerdings auch nicht.
Eine knisternde, mit exotischen Raubtierzähnen verzierte, Energieaxt biss tief in die Flanke des Orks und ließ ihn wutentbrannt herumfahren. Szandor wurde dabei beinahe davongeschleudert, umklammerte aber weiterhin seine und die Waffe des Orks. Mit einem widerlichen Geräusch drang Skeergards Obsidiandolch bis zum schmalen Heft ins Auge des Orks, zu gleichen Teilen von der Kraft aus Skeergards Schlag und der ruckartigen Bewegung des Orks vorwärtsgetrieben. Der Ork brüllte ohrenbetäubend und von Schmerzen erfüllt, als er seine Linke von der Axt zum Auge führte und mit der Rechten versuchte den Spacewolf fortzuschleudern. Beides jedoch ohne Erfolg, da weder Skeergards Hand noch sein Körper am anvisierten Ort waren geblieben.
Als die eine Hand des Orks das Auge erreichte, hatte Skeergard seine Klinge bereits herausgezogen und in den aufgerissenen Schlund bis in die Wirbelsäule gerammt. Auch wenn dieser Attacke die Kraft des ersten Angriffs fehlte, traf sie eine sehr viel verwundbarere Stelle und das noch im Sterben reflexartig zuschnappende Maul, schloss sich um Skeergards Hand. Er fühlte sich an den weit zurückliegenden Kampf gegen einen tobenden Symbiarchen erinnert und war erleichtert, dass Orks bei weitem nicht so heftig zubissen wie dieses Scheusal.
Szandor war es nicht leichtgefallen, seinen Ruhm zu vergessen. Jedoch musste er als Sergeant das Leben seiner Schlachtenbrüder über seinen Ruhm stellen, was er auch getan hatte. Skeergard hatte seine Aufgabe als erbarmungsloser Henker perfekt ausgeführt und den Kampf so schnell beendet, dass Ajax genug Zeit blieb, Thyrianos aus dem Morast zu zerren. Ihren gefürchteten Boss so schnell abgeschlachtet zu sehen, erschütterte die Orkkrieger und verwandelte ihre zielgerichtete Sturmflut in chaotisch umherspritzende Gischt. Duron äscherte den Kadaver des großen Orks mithilfe seines Melters ein. Dabei ging es allerdings mehr um die Auslöschung der modernen Ressourcen als um das stinkende Fleisch.

Die Krieger, gut und gerne noch dreihundert an der Zahl, verzogen sich in den Wald und wurden dabei von den Marines systematisch zur Strecke gebracht. Als Szandor entschied, dass sich der Trupp zu sehr verteilte und die Ausbeute immer kleiner wurde, befahl er sich zu sammeln und machte dabei eine schnelle Bestandsaufnahme. Den heftigsten Angriff hatte der Skriptor abbekommen, jedoch schienen lediglich sein Stolz und seine Eitelkeit Schaden genommen zu haben. Von bereits verheilenden Prellungen und verkratzten Rüstungen abgesehen, gab es aber keine Verluste zu beklagen. Dennoch verkannte niemand den zurückliegenden Kampf als ungefährlich. Wäre der Boss nicht so schnell gestorben, wäre der Kampf sehr viel weniger erfreulich beendet worden.

Was niemand wegen des nun völlig verdreckten Chorrocks sehen konnte war, dass das Keramit von Thyrianos‘ Brustpanzer einen durchgehenden Sprung bekommen hatte. Auch die Verbindungsstücke, von denen Vorder- und Rückseite zusammengehalten wurden, hatten Schaden genommen und würden wohl nur noch mit Werkzeug zu öffnen sein. Oder vom nächsten Volltreffer. Dies behielt der Skriptor jedoch vorerst für sich. Für Reparaturarbeiten hatten sie ohnehin weder das nötige Material, noch die erforderliche Zeit zur Verfügung. Insgeheim gestand sich der Dark Angel auch ein, dass sein Stolz einen erheblichen Anteil an dieser Entscheidung hatte. Der nächste Regenschauer würde wenigstens seinen Chorrock vom gröbsten Schmutz befreien. Der Großteil seiner Aufmerksamkeit richtete sich derweil nach wie vor auf den Weird-Boy. Offensichtlich hatte dieser sich abgesetzt und der Befehlshaber hatte die Streitmacht wohl aufgeteilt, um den endlosen Dschungel noch schneller nach Verbündeten zu durchforsten.
Als Szandor seinen Trupp vorrücken ließ und sie das Lager der Orks erreichten, erlebten sie eine Überraschung. Mehrere große Lichtungen waren gerodet worden und wurden durch sorgfältig aufgespannte Tarnnetze, aus allerhand Pflanzen und Ranken verborgen. Tiefe Gruben waren ausgehoben worden und zusammen mit den noch im Bau befindlichen Öfen und Werkstätten zeichnete die Anlage ein deutliches Bild. Durons Scans bestätigten den hohen Metallgehalt am Boden der Gruben, die damit zweifelsfrei als neue Minen identifiziert werden konnten. Die Deathskullz hatten ihren Vettern weit mehr gegeben als nur das Versprechen eines großen Krieges. Wenn sich dieses Wissen ausbreitete, und das würde es höchstwahrscheinlich, würde es auf Tolzar nie wieder sein wie früher. Umso mehr eilte es, die Brandstifter einzuholen und ihrem widerwärtigen Treiben ein Ende zu setzen. Szandor vermerkte die Position der Mine auf seiner taktischen Karte, er würde später für einen Orbitalschlag sorgen, damit auch der Funke des blasphemischen Fortschritts ein sicheres Ende finden würde.

Je länger Dariuz und seine Soldaten unterwegs waren, desto stärker wurde sein schlechtes Gewissen. Er hatte die Befehle der Bestie interpretiert und hatte einen Umweg gemacht, den er nun mithilfe von Gewaltmärschen auszugleichen versuchte. Seine Anspannung übertrug sich auch auf seine Untergebenen und die abwechselnd stöhnenden Verletzten raubten den erschöpften Trägern den letzten Nerv. Die vom Sani verabreichten Breitbandantibiotika entfalteten nicht die gewünschte Wirkung und als Halliks widerwärtig stinkende Bisswunde schließlich nekrotisch wurde, blieb nichts anderes übrig als das Bein zu amputieren. Hierfür verabreichte der Sani die letzten vorhandenen Schmerzmittel. Mit dem letzten starken Alkohol, den Dariuz einkassieren musste, wurde die Wunde desinfiziert und anschließend mit verästelten Nähten verschlossen. Halliks Chancen standen dennoch eher schlecht und Dariuz begann sich vor einer Meuterei zu fürchten.
Wenigstens hatten sie reichlich Wasser zum Trinken und ausreichend Verpflegung.

Um die Verletzungsgefahr zu minimieren, marschierten sie nur bei Tag und bezogen nachts ihr Lager, indem sie sich mit Hängematten in die Baumkronen mächtiger Urwaldriesen verzogen. Sie wagten es nicht ein Feuer zu entfachen und jeden Morgen schienen die Soldaten zu hoffen, dass der Imperator die Verwundeten zu sich geholt haben möge, damit die Tortur für alle beteiligten enden möge. In einer Nacht, in der Dariuz zuerst vom prasselnden Regen und im Anschluss von wild herumkreischenden Affen wachgehalten wurde, geschah es schließlich. Zuerst sah es so aus, als ob einer der Soldaten ein nasses Kleidungsstück auf den Nerv tötend stöhnenden Hallik geworfen hätte, um ihn zum Schweigen zu bringen. Doch dann bewegte sich das Objekt und Dariuzs Eingeweide zogen sich zusammen als er erkannte was passiert war. Eine der verdammten Riesenschlangen hatte sich auf den im Delirium befindlichen Verletzten fallen lassen. Irgendetwas hielt Dariuz davon ab etwas zu unternehmen und stattdessen sah er sich vorsichtig um, ob ihn jemand sah. Dies war nicht der Fall, weswegen er sich schuldbewusst abwandte. Die Schlange hatte zweifellos bereits ihre giftigen Zähne ins Fleisch geschlagen. Was sollte er schon für Hallik tun? Eine weitere Gliedmaße amputieren lassen und seine übrigen Soldaten weiterhin eine praktisch tote Last tragen lassen? Nein, er musste wie ein Befehlshaber denken! Sein Auftrag war es, die planetaren Streitkräfte vor einem Orkaufstand zu warnen und dabei möglichst viele seiner Männer am Leben zu halten. Da es praktisch keine trockene Kleidung mehr im Trupp gab, hatten die Stämme der improvisierten Tragen schmerzhafte Wunden auf den Schultern hinterlassen, welche mit den blasigen Füßen um die Wette brannten.
Er musste realistisch sein. Gute hundert Kilo an zusätzlicher Last waren in einem derartigen Terrain quälender, als die gezackten Knochenmesser der Orks. Warum nur Thronverdammt hatte sich die Schlange nicht Deneph schnappen können? Für sein Gewissen wäre es leichter gewesen. Während er dem hysterischen Gekreische der Affen lauschte hörte er wie Halliks Gestöhne erstarb und schloss schuldbewusst die Augen. Vor seinem geistigen Auge sah er nun die große Schlange wie sie ihn gierig musterte, um ihm seine Gerechte Strafe zukommen zu lassen. Er riss die Augen auf und bemerkte, dass er seine Laserpistole in der Hand hielt. Ruckartig drehte er sich zurück und setzte sich auf.
„Thronverdammtes Mistvieh!“ schimpfte er mit gespielter Überraschung und erschoss die Schlange mit einem sauberen Kopfschuss. Der Strahl brannte sich spielend durch den Schädel und in den toten Körper Halliks, der natürlich keine Reaktion darauf zeigte. Die Reaktionen der aufgeschreckten Soldaten waren träge und mehr als einer schien erleichtert zu sein.
Als Dariuz dann doch endlich einschlief, plagten ihn Alpträume. Abstoßende Mischwesen aus Hallik, Deneph und Schlangenkörpern waren ihm auf den Versen und fraßen sich schadenfroh durch sein Fleisch. Doch er starb nicht, sondern verwandelte sich seinerseits in ein bizarres Schlangenwesen. Er vernahm ein anschwellendes Tosen und aus dem Nebel seiner Phantasie schälte sich ein wölfischer Spacemarine mit Energieaxt und begann ihn unbarmherzig zu jagen. Im Anschluss träumte er von der Hure, die er auf dem Flottenschiff gehabt hatte. Sie biss ihm vor Erregung leicht in den Hals und gerade als auch Dariuz anfing es zu genießen, verwandelte sich ihre Haut in das glänzende Schuppenkleid einer Schlange. Er zappelte, konnte sich jedoch kaum rühren, während sie seine Haut aufriss und ihre von Nesselzellen übersäte Schlangenzunge in die Wunde trieb. Er erwachte mit rasendem Herzschlag und sah die Sonne ihre ersten Strahlen über den klaren Himmel schicken. Seine Finger waren in das Netz seiner Hängematte vergraben und während er sich frustriert am Hals juckte, verschaffte er sich einen Überblick.
Hallik hing nach wie vor in seiner Hängematte, in einer obszönen Umklammerung der toten Riesenschlange. Er hatte sie bewusst an Ort und Stelle gelassen um nicht unnötig weitere Wildtiere anzulocken, die über den Waldboden streiften. Routiniert und einsilbig machten sich die Soldaten abmarschbereit und vermieden es Hallik oder Dariuz anzusehen. Grob ließen sie Deneph hinunter und erleichterten sich ins allgegenwärtige Unterholz. Während der Master Sergeant Karte und Kompass checkte trat der Truppsanitäter neben ihn und hielt ihm schweigend einen Becher Wasser hin. Mechanisch nahm er einen Schluck. „Ist vermutlich besser so Serge. Ich konnte ohnehin nichts mehr für ihn tun.“
Säuerlich fuhr Dariuz sich mit der Zunge über seine von Zahnbelag rauen Zähne und nickte dabei müde. Erneut juckte er sich unbewusst am Hals und erregte damit die Aufmerksamkeit seines Sanis. „Lassen sie mal sehen Serge.“ forderte er und schritt zur Tat ohne eine Antwort abzuwarten. Sein angeekelter Gesichtsausdruck sprach Bände und verärgerte Dariuz schlagartig. „Was denn Konstas? Noch nie einen Moskitostich gesehen oder was?“ pöbelte er und zischte auf als der Sani schmerzhaft am Hals herumdrückte.
„Schlupfwespe. Die muss ich rausholen.“ überging Konstas die wütenden Widerworte und begann an seiner erschreckend geschrumpften Medizintasche herumzufummeln. „Dann los Doc. Wir müssen weiter.“
Während Konstas nach einem anderen Soldaten rief fasste sich Dariuz vorsichtig an die juckende Stelle und dachte verstört an seinen entsetzlichen Traum. Als Konstas mit einem Flammenwerfer über der Schulter wieder auftauchte runzelte Dariuz irritiert die Stirn. „Ähm Doc, wozu der Flammenwerfer?“
„Muss die Wunde danach kauterisieren. Sonst gibt’s es in dem Kackdschungel hier direkt eine Entzündung die zur Blutvergiftung ausarten kann.“
Dariuz kniff genervt die Lippen zusammen und setzte sich auf einen umgefallenen Baumstamm. Erneut präsentierte Konstas seine vor Ekel verzogene Mine und begann mit Skalpell und Pinzette an Dariuz Hals zu operieren. Das Gefühl war mehr als unangenehm, als sich jedoch endlich ein triumphierender Ausdruck auf das Gesicht das Sanis schlich spürte der Master Sergeant wie ein subdermaler Druck nachließ, dessen Existenz er zuvor kaum bemerkt hatte. Die halb ausgereifte Larve war mehr als zwei Zentimeter lang. Angewidert und von Zorn erfüllt, nahm Darius die Pinzette samt Larve an sich, aktivierte die Pilotflamme des Flammenwerfers und röstete die Larve genüsslich. „Ähm Serge, Insekten fühlen keinen Schmerz. Bringt also nix sie zu quälen.“
„Hier geht es aber nicht um das Insekt. Machen sie schon weiter.“ meckerte Dariuz heftiger als nötig und legte den Kopf auf die Seite damit Konstas die Stelle veröden konnte. Danach klebte der Sani ein Plastekpflaster drauf, dessen Desinfektionsmittelgeruch Dariuz kurz mit Zuversicht erfüllte
Die Stimmung im Trupp war an diesem Tag sehr zwiespältig. Zum einen waren die Soldaten über die Verringerung ihrer Last erfreut, zum anderen schämten sie sich dafür so zu empfinden. Ihr Master Sergeant ging vor und musste sich eisern zusammenreißen, nicht dauern an seinem nun schmerzhaft pochenden Hals herumzufingern. Er musste schließlich Stärke zeigen, um seinen Männern nicht allen Mut zu nehmen. Der am Morgen noch klare Himmel hatte sich im Laufe des Tages zugezogen und braute das Unwetter zusammen, welches sich in den nächsten Stunden auf den Dschungel herablassen würde. Sie erreichten einen Fluss, tatsächlich genau dort wo er laut Karte sein musste. Was die Karte jedoch nicht zeigte war das Hochwasser, welches als braune Brühe über die Ufer trat. Ein Hindurchwaten war damit ausgeschlossen und zwang sie dazu ein Floß zu bauen. Sie banden Holzstämme aneinander, so wie es im theoretischen Unterricht hier auf Tolzar erklärt worden war. Zwei bis drei Baumstämme pro Passagier. Während es in Strömen regnete fällten sie Bäume und banden sie mit Seilen zusammen. Als sie fertig waren, wurden sie eines neuen Problems gewahr. Das Floß war schwer. Sehr schwer und die nassen Baumstämme rutschten ihnen dauernd aus den Händen. Das darauf befestigte Gepäck war dabei das kleinste Problem. Schließlich hebelten sie das Floß mit den zum Lenken vorgesehenen Ästen ins Wasser. Dabei wurde es ihnen beinahe davongezerrt, als die Strömung es ergriff. Hektisch sprangen alle Mann an Bord und der schmerzerfülle Aufschrei eines Soldaten verhieß nichts Gutes. Wie sich herausstellte war seine Hand zwischen zwei der sich im Wasser bewegenden Stämme geraten und heftig gequetscht worden. Jedoch blieb vorerst keine Zeit ihn zu versorgen. Das Floß trieb unkontrolliert im Fluss und drehte sich mal hierhin mal dorthin. Eine der Lenkstangen ging verloren. Dariuz befahl allen zu paddeln, im Optimalfall mit dem Klappspaten, wenn es sein musste mit bloßen Händen. Als sie schließlich in das Unterholz am anderen Ufer krachten, waren sie beinahe zwei Kilometer getrieben und völlig am Ende. Konstas schiente die gebrochene Hand des einen unglücklichen Soldaten mit ein paar Zweigen. Dessen schlagartig bessere Laune bedeutete wohl, dass er begriffen hatte, dass er nun wohl nicht mehr zum Tragen des Verletzten herangezogen würde. Sie hatten noch für zwei Stunden Tageslicht und würden demnach bald rasten. Dariuz erklomm eine kleine Anhöhe und als ihm Tränen der Erleichterung in die Augen stiegen, war er zum ersten Mal in seinem Leben dankbar das es noch immer regnete. Vor ihm erstreckte sich eine industriell gerodete Schneise, die in Richtung Basislager zeigte. Viele Wurzeln waren bereits herausgerissen worden, was dafür sprach, dass hier eine Straße gebaut werden sollte. Die noch ausstehenden fünfzig Kilometer bis zum Basislager waren damit zu einem regelrechten Spaziergang geworden. Zugleich lastete seine Untätigkeit, bezüglich Halliks zweiten Schlangenangriffs, noch schwerer auf seinem Gewissen.
Er aktivierte sein Funkgerät und versuchte das Basislager zu erreichen. Vielleicht würde es ihm sogar gelingen einen Entsatz zu organisieren, wenn er die Dringlichkeit seiner Mission entsprechend formulierte. Die Entfernung von fünfzig Kilometern, die noch dazu frei von Hindernissen war, sollte er mit dem Gerät so gerade überbrücken können. Zumindest solange es nicht regnete. Zu seiner Überraschung bekam er allerdings nicht nur keine Antwort, sondern darüber hinaus auch das zornige Kreischen und Rauschen eines aktiven Störsenders, zu hören. Dariuz gefror das Blut in den Adern, als er begriff was dies bedeutete. Vorerst behielt er diese Information allerdings für sich. Seine Untergebenen hatten gerade wieder an Zuversicht gewonnen, die er ihnen nicht nehmen wollte. Sie marschierten noch eine Stunde, ehe sie ein Lager nahe der Schneise errichteten. Auf dieser Seite des Flusses gab es nur sehr wenige Urwaldriesen, weswegen sie ihre Hängematten nur wenige Zentimeter über dem Boden befestigten. Um sich vor den inzwischen gefürchteten Schlangen zu schützen, trieben die Soldaten angespitzte Holzpflöcke in den weichen Boden neben ihren Schlafplätzen. Sollte sich eines der Viecher herabstürzen lassen, würde es sich so hoffentlich selbst aufspießen.
Am nächsten Morgen wurden sie von einem lauwarmen Nieselregen geweckt, der bis Mittags anhielt und für eine unerträgliche Schwüle sorgte. Einmal pro Stunde versuchte Dariuz einen Funkspruch abzusetzen, jedoch ohne Erfolg. Als er unvermeidlicher Weise nach Funkkontakt gefragt wurde, bestätigte er lediglich, dass er niemanden erreichen konnte und schob es auf das Wetter. Nach einem weiteren ereignislosen Tagesmarsch stießen sie auf ein kleines verlassenes Arbeiterlager. Aus groben Brettern waren Unterstände gefertigt worden und die groben Radspuren im Boden belegten, dass hier mit schwerem Gerät gearbeitet worden war. Entsprechend der auf Tolzar geltenden Gesetze waren keinerlei moderne Werkstoffe zurückgelassen worden und selbst die Bretterkonstruktionen wurden von großzügigen Mengen Leim zusammengehalten. Selbst das Zurücklassen von Nägeln oder Schrauben war nicht gestattet. Dennoch war die folgende Nacht eine der komfortabelsten seit Wochen und in gut abgeschirmten Feuerstellen entfachten sie kleine Lagerfeuer woran Soldaten und Ausrüstung gleichermaßen getrocknet wurden. Ehe es dämmerte, wurden die Flammen gelöscht um keine weithin sichtbare Rauchsäule zu verursachen. Dariuz stellte fest, dass seine Soldaten so lustlos und träge wie nie zuvor ihre Lager abbrachen.
Als das Basislager schließlich in Sicht kam, wurde Dariuz äußerst nervös. Er konnte nach wie vor niemanden Erreichen und sich unangemeldet einer befestigten imperialen Stellung zu nähern, konnte leicht zu einem Fiasko ausarten. Aber welche Wahl hatten sie schon.