Kryton war einst eine kleine Feudalwelt im nördlichen Bereich des Segmentum Obscurus. Arm an Bodenschätzen und nur von geringer strategischer Bedeutung, war diese Welt am Rande des imperialen Raumes nur ein weiterer vergessener Fleck unter vielen. Da seine Oberfläche überwiegend mit urzeitlichen Wäldern bedeckt war, bestand die einzige Verbindung zum Imperium in großen Holzabgaben, welche die Herrscher des Planeten einmal in jeder Dekade als Tribut an Terra zu entrichten hatten. Die Gesellschaft Kryton’s war stark archaisch aufgebaut und durch eine strenge Standeskultur geprägt. Seine Bürger selbst, waren von einer tiefen Religiosität durchdrungen und sahen die Herrscherklasse als Auserwählte des Imperators und ihre Entscheidungen als Ausdruck seines göttlichen Willens an. Doch dieser bedingungslose Glaube gipfelte schließlich 996.M41 in jenen Ereignissen, welche man später als das Kaldaran-Schisma (benannt nach der Hauptstadt Kryton’s) bezeichnen würde und letztlich zur Vernichtung der Krytonischen Gesellschaft führen sollte.
In jener Zeit zettelte der damalige Vertreter der Ekklesiarchie auf Kryton, Erzkardinal Hieronymus Antonius Kastor, eine bis dahin beispiellose Verschwörung gegen die Herrscherfamilie des Planeten an. Zerfressen von einer Gier nach weltlicher Macht, beschuldigte er den Thronregenten des Paktierens mit dunklen Mächten, ließ ihn und seine Getreuen absetzen und als Ketzer hinrichten. Im Namen des göttlichen Imperators, ließ sich Kastor anschließend selbst zum neuen Herrscher krönen und etablierte nach und nach eine neue Form des Glaubens, die sich immer weiter von den reinen Lehren der Ekklesiarchie entfernte. Die gottesfürchtigen Bürger Kryton’s hingen an seinen lügenspinnenden Lippen und verfielen immer weiter seinen Einflüsterungen. Kastor gefiel sich mehr und mehr in seiner Rolle als Messias und so entwickelten seine Glaubensinterpretationen ein erstaunliches Eigenleben und gipfelten schließlich in seiner öffentlichen Behauptung, er sei die Reinkarnation des Imperators selbst. Die Massen jubelten und fügten sich nur allzu gern in ein Schicksahl immer härterer Knechtschaft, welches noch über Jahrhunderte hätte fortbestehen können, wäre nicht eben im Jahre 996 des 41. Millenniums eine beachtliche Flotte am Sternenhimmel über Kryton erschienen.
Denn ganz so uninteressant war der Planet in der Tat nicht. Tief in den Wäldern des östlichen Kontinentes, versteckt vor den neugierigen Blicken seiner rückständigen Bewohner, befand sich eine kleine Relais- und Ausrüstungsstation des Adeptus Mechanicus. Lediglich der Herrscher Kryton’s wusste zu seinen Lebzeiten von dieser Station, die völlig automatisiert betrieben wurde und sich somit auch technisch dem Verständnis der feudalen Bewohner des Planeten entzog. Hauptzweck dieses kleinen Außenpostens war es, tief in den unbekannten Raum jenseits des Segmentums zu horchen und gegebenenfalls als Anlauf- und Ausrüstungspunkt für eine eventuelle Kartierungsmission des Mechanicums zu dienen. Ob es nun reines Schicksahl oder der göttliche Wille des rechtschaffenen Imperators waren, der die Station und damit den Planeten Kryton genau auf dem Höhepunkt des Kaldaran-Schismas zum Zwischenziel einer Exploratorflotte des Adeptus Mechanicus machten, müssen die Geschichtsschreiber beurteilen. Fakt jedoch ist, dass die Schiffe der Flotte mehrere Skitarii-Regimenter und eine kleine Abordnung der Omnissiah’s Fists unter Führung ihres obersten Eisenpriesters Maraal an Bord hatten. Als sich deren Abgesandten wegen des Bunkerns von Nahrungsmitteln für den Weiterflug mit dem amtierenden Herrscher Kryton‘s treffen wollten, offenbarte sich erst das ganze Ausmaß an Verderbtheit. Der ehemalige Erzkardinal, zwischenzeitlich dem Größenwahn erlegen, verlor die Nerven. Er ließ die erschienenen Magi des Mechanicums noch im Thronsaal exekutieren und rief die Bevölkerung zum bewaffneten Wiederstand gegen die angeblich ketzerischen Neuankömmlinge auf.
Die anschließende Schlacht war überaus blutig, aber dauerte angesichts der Größe der Skitarii-Regimenter und der schieren Unverwundbarkeit zweier taktischer Space Marine Trupps keine 72 Stunden. Obwohl sich die Bevölkerung blind vor religiösem Eifer und fanatischem Glauben den Neuankömmlingen entgegen warf, war ihr Kampf just in dem Moment verloren, als sie ihn begannen. Am Ende standen sämtliche Siedlungen in Flammen und ein Großteil der 800 Millionen Einwohner Kryton’s war entweder tot, oder versuchte sich in den tieferen Wäldern zu verstecken. Mit den hoch entwickelten Sensoren an Bord der Schiffe im Orbit und den ausgereiften Auspex-Systemen der Truppen am Boden, war es jedoch ein leichtes alle versprengten Menschen, darunter auch den geflohenen Erzkardinal, aufzuspüren. Dieser war es auch, der auf Geheiß Eisenkaplan Maraal‘s hin, als einziger Einwohner verschont wurde. Nachdem er Zeuge des Unterganges seines Imperiums werden musste, wurde Kastor an Bord des Angriffskreuzers der Omnissiah’s Fists gebracht und dort teillobotomisiert. Dabei achteten die Magi Biologis Neuralis des Mechanicums nicht nur peinlich genau darauf seinen Willen zu brechen, sondern auch jenen Teil des Gehirnes intakt zu lassen, welches für ein immerwährendes Schuldgefühl aufgrund seiner angerichteten Verbrechen sorgt.
Aus Hieronymus Antonius Kastor, ehemaliger Erzkardinal der Ekklesiarchie, Erzketzer von Kryton und selbsternannte Reinkarnation des Imperators, wurde nun „Subjekt SR-285/1“. Als Begleiter von Eisenkaplan Maraal ist es seine neue Bestimmung, für den Rest seines unwerten Lebens dem Gott aller Maschinen zu dienen. Einst mag diese Kreatur volltönend von einer Kanzel herab ihren verderbten Glauben gepredigt haben, doch heute wird sie, geläutert durch die Lobotomie, jeden einzelnen Augenblick in stiller Demut ertragen, da ihr Sprachzentrum bei der Operation entfernt wurde. Und sie wird in jeder Sekunde, in der sie nicht den Befehl ihres Meisters Maraal vernimmt, auf ewig den Maschinengesang zur Lobpreisung des einzig wahren Gottes Omnissiah vernehmen, da die in ihre Ohren implantierten Voxempfänger niemals schweigen werden.