Vielen Spielern gefällt die Entwicklung der letzten 10 Jahre von GW nicht? Noch weit mehr gefällt es offenbar - sogar der überwiegenden Mehrheit. Das zeigen schlicht und ergreifend die Geschäftszahlen von GW der letzten 10 Jahre auf - da beißt auch der jüngste Einbruch der Geschäftslage keinen von ab (der nur zu gern auf eine verfehlte Kundenpolitik reflektiert wird, ohne die wirtschaftlichen Aspekte der Menschen im EU-Raum und USA auch nur hinreichend zu würdigen).
Es ist eher eine selbstgefundene "Elite", die sich um Entwicklungen der Preise, der Regeln und des Hintergrundes beschwert und mit vielen vernünftigen Kapazitäten diese Grundbeschwerde auszuschmücken weiß - und das sogar häufig schon, bevor GW Fakten geschaffen hat.
Das Spiel begeistert durch reglementierten Unfug, der in sich zwar schlüssig ist, aber dennoch Unfug ist und bleibt - das fängt schon im Setting an: eine Dimension (der Warp), in dem sich die Emotionen der Völker in Chaosaspekte abbilden? Allen voran der Menschheit? Eine galaxisweite Runde Hormonblocker von Ratiopharm und die Bedrohung ist sofort beendet!
...und das hört beim Spielen auf: Planetenschicksale entscheidende Konflikte auf einer Ebene, die - hochskaliert - auf einen Fußballfeld Platz finden...
Aktuelle Positivs sind doch: Noch nie war der Hintergrund so intensiv ausgestaltet wie zu heutigen Tagen! Noch nie gab es zu einem Spielsystem so viele verfügbare Modelle und Einheiten wie zu heutigen Tagen! Noch nie gab es eine Releasewelle nach der anderen wie zu heutigen Tagen...
Wer sich über Original-Preise und 1-Klick-"Angebote" beschwert, glaubt auch noch an den Weihnachtsmann oder Listenpreise von Automobilherstellern.
Vom Grundsatz geht es immer noch um den Spaß. Das reifere Spieler sich immer verlässlicheren, "vernünftigeren" Systemen zuwenden, um berechenbarer und damit intelligenter spielen zu können, ist nur natürlich. Das GW seine Kunden und Fangemeinschaft abserviert, ist auch nicht korrekt - der absoluten Mehrheit gefällt es, was die da machen. Sich über David und Goliath bei Copyrightkonflikten zu Positionieren und auf den Großen einzudreschen, macht zwar Spaß, ist aber auch kein echter Konflikt, oder? Erst recht, wenn es dazu käme, dass ein eigener Fandex oder angepasstes Regelwerk z.B. aus dieser Gruppe zu Stande kommt und jemand ungefragt aber öffentlich wahrnehmbar sich dieser Ideen annimmt und anfängt, Umsatz zu machen...
Ob historische Tabletops Sicherheiten und Balance bieten, weiß ich nicht, da ich für mich kein gutes Empfinden dazu entwickeln kann, Historisches durch Spiel nach zu vollziehen. Dafür sind mir die Weltkriegsszenarien zu bitter und die älteren Themen unflexibel, was Parteienvielfalt angeht. Dafür pflege ich aber nach wie vor die alberne Komponente (für das Kind im Manne), die mir bislang nur GW bieten kann und darum geht es im Kern und damit ist GW auch so extrem erfolgreich. Da sich das noch eher schlichtere Kindergemüt nach Helden und Monstren sehnt und das ganze durch einfache Regeln sogar zum Leben erweckt werden kann.
Viele reifere Spieler (im geistigen Sinne, was nicht mit Lebensjahren zu verwechseln ist) entwickeln sich, wie gesagt weiter. Finden jeden Würfelwurf eigentlichen überflüssig, wenn sie die Funktion und damit den Erfolg einer Einheit in Frage stellen. Das kann GW nicht bieten und will es offensichtlich auch nicht.
Das die jetzt verfügbare Flut von Sonderregeln Pfade der Übermacht und der Grundschwächen erzeugen und damit, bei findigem und zuweilen auch oberflächlichem Ausbaldowern das Balancing gefährden, ist dabei nur natürlich. Und natürlich geht es auch im Puschen neuer Modelle, aber lange nicht so extrem, wie es immer dargestellt wird.
Solche Mechanismen gab es im übrigen auch in der glorifizierten 2. Edition. Das aus diesen Zeiten (90ern) soviel Glanz abstrahlt, liegt aber wohl vor allem auch daran, dass der Hintergrund zum einen neu und somit erstmalig erfahrbar war und die Spielart überhaupt absolut neu war (bis auf allerwenigste Ausnahmen). Wir tauchten also ab in völlig neue Konzepte. Das mit den folgenden Editionen der Hintergrund eben nicht mehr neu war und jede Abweichung und Änderung sowohl dessen als auch der Regeln aufs argwöhnischste betrachtet wurde - bis einschl. heute - ist auf jeden Wechsel der Bedingungen unseres Lebens anwendbar, findet jeden Tag statt. Strompreise, Fahrkarten, Autos, Butter...
Das eigene Kreationen, die eine Reduktion auf eine, aus Sicht der Beteiligten, "vernünftige" Ebene führt, erfolgreich sein wird, wage ich zu bezweifeln. Es gibt dann doch zu viele, die im übertragenen Sinne nicht auf ihre Lieblinge (Knights, Baneblades, Stampfas etc.) im "normalen" Spiel verzichten wollen. Sobald auch Kombinationen der sogenannten kompetitiven Spieler in Frage gestellt werden, ist die Absicht geknackt, jede Wette.
Meine Meinung noch zu SST, zu dem Galatea einiges auf die Beine gestellt hat: Ich finde die Bugs einfach geil, einfach, weil sie mich im 1. Film so begeisterten, auch weil der Film die Brutalität der Feindschaft beider Spezies so krass darstellte. Handlung quatsch, das Buch von Heinlein hat auch nicht wirklich begeistern können und die Sony-Serie hat im Design auch lange nicht so in den Bann geschlagen. Das Mongoose zum Spiel ablooste, ist aus meiner Sich einfach der Tatsache geschuldet, dass die Menschlinge und deren Gerät einfach zu uncool war, mal abgesehen von den Skinnies ...und erst recht abgesehen vom bescheidenen Kunststoffmaterial. Das Spielsystem von "Du-weißt-schon-wem" war ok, aber nicht überragend und schon gar kein Grund, das GW-Hobby zur Seite zu legen. Insofern bin ich auch happy, dass ich, ohne große Kompromisse eingehen zu müssen, mit dem aktuellem Codex Tyraniden nun meine Bugarmee in 40k spielen kann 😀.