---Allein
Sie stürmten durch die Tür und verschlossen sie hinter sich. Von außen hörte man noch Klopfen an der Tür. "Macht die Tür auf! Auf der anderen Seite gibt es noch überlebende!" rief Ben außer Atem. Georg stieß Ben zur Seite, als dieser zur Tür ging. "Bist Du denn von Sinnen?!? Wenn Du die Tür öffnest, sind auch wir tot!" und tatsächlich um das Gesagte zu unterstreichen, hörte, in diesem Moment, das Klopfen von der anderen Seite auf...
Ben konnte es immer noch nicht fassen, in welch einer Geschwindigkeit die Mauern überrannt wurden. Ein Schauer lief ihm über den rücken, als er an all das Gemetzel denken musste, welches sich draußen darbot. Saskia hatte wie eine Berserkerin gekämpft und hatte es trotzdem nicht zu ihnen geschafft. Ben hofft, das sie irgendwie dort draußen überlebenden würde... irgendwie...
Er drehte sich um und ihm viel erst jetzt auf, dass nur die Notbeleutung in der Station an war. Ab und an flackerte eine Lampe auf. Ganz so, als wenn sie es nicht einsehen wollte, nicht mehr mit Strom versorgt zu werden. Alles wurde in lange Schatten gelegt und die herumeilenden Servitoren und Servoschädel machten den Anblick nicht gerade weniger beklemmend. Sie versuchten wohl die Beleuchtung wieder zum Laufen zu bekommen. Andere standen nur untätig herum.
Ben atmete einmal tief durch. "Dann lasst uns mal mehr in Erfahrung bringen. Vielleicht können wir uns ja neu formieren und einen Gegenangriff starten." Er bekam keine Antwort, denn auch er wusste, wie unrealistisch dieser Wunsch war. Die Drei gingen den Gang entlang auf den ersten Raum zu.
Im Raum selber saß hinter dem Schreibtisch Steve. Wie immer war er nicht besonders gesprächig. "Steve, Du alter Groxtreiber, bekommst Du nicht mit, was da draußen los ist?" Steve schaute sie mit seinen ausdruckslosen Augen an und machte immer noch keine Anstalten zu antworten. Wütend stampfte Georg an Ben vorbei... "Ey, kannst Du mal was sagen?" Steve wurde von Georg angestoßen und dieser sacke in sich zusammen, wobei aber der Kopf vom Hals rutschte und auf den Boden kullerte. Erst jetzt schoss das Blut aus dem Hals und sowohl Ben, als auch Philipp wurden von dem Schwall erwischt.
Die drei standen mit offen den Mündern an Ort und Stelle, ohne etwas zu sagen. Philipp fand als erster wieder zu Worten. Naja Worte... Mehr als ein "Scheiße..." kam dabei nicht herum. Georg reagierte so, wie er unter Druck immer reagierte, mit Fluchen: "Verdammte Groxscheiße, was zur..." Weiter kam er nicht, denn es knallte, als wenn ein Stahlseil reißen würde und eine riesige Stachelbewehrte Schere, schnellte aus einem Lüftungsschacht und durchschlug Georg. Ben kam es so vor, als wenn alles in Zeitlupe verlief. Die Schere schlug durch Georgs Kopf weiter in den Torso und schlug dann im Boden ein. Gehirnmasse quoll aus Mund, Nase und Ohren. Die Augen wurden vom Druck aus den Augenhöhlen gedrückt. Eingeweide wurden aus dem riesigen Loch welches Georg nun im Schritt hatte gedrückt. Der Anblick war der absolute Terror. Stachel an Seilen schossen aus dem Lüftungsschacht Ben entgegen und dieser konnte im letzten Moment ausweichen und stattdessen wurde Philipp getroffen. Dieser schrie vor schmerzen auf und wurde in die Richtung Lüftungsschacht gezogen. Erst jetzt stieg der Killer aus dem Lüftungsschacht und schwang sich fast betörend und anmutend auf eine geflügelte Statue, welche eine lange Kutte trug und statt eines Gesichtes einen Schädel aufwies. Ganz so, als wenn dieser surreale Anblick noch nicht genug war, hielt die Statue den knochigen Zeigefinger vor den Mund, ganz so, als wenn die Statue die ohnehin erdrückende Stille und Lautlosigkeit, mit der sich dieses Monstrum bewegte zu unterstreichen. Das Ding hätte man normalerweise und wenn es sich nicht bewegen hätte, gar nicht gesehen. Es hatte eine Haut, die sich dem jeweiligen Umfeld blitzschnell anpasste. Vier Arme, zwei mit klauen und zwei mit riesigen Scherenklauen, wobei von der einen noch das Blut von Georg tropft. Die lidlosen Augen strahlten eine unglaublich böse Intelligenz aus und das Maul bestand aus vielen Tentakeln.
Philipp, welcher mittlerweile tot war, wurde währenddessen weiter an das drei Meter große Monster gezogen. Mit einem lauten Knacken wurde sein Schädel aufgebrochen und die Tentakeln umschlossen Philipps Gehirn. Philipps Augen öffneten sich wieder und die Augen verdrehen sich so sehr, dass man nur noch das Weiße sah. Er atmete aus und dann ein, so als wenn Philipp noch leben würde. Dann sprach Philipp zu Ben. Im war klar, dass dies unmöglich noch Philipp sein konnte, sondern viel mehr das Monster mit ihm sprach. Philipps Mund öffnete sich, wobei das Blut von dem geöffneten Schädel in seinen Mund lief und die Worte mehr gegurgelt, als gesprochen waren.
„Lauf kleines Menschending! Lauf um Dein Leben! WIR werden Dich finden!“ ...man sah Belustigung in Philipps Ausdruck. Das „wir“ wurde mit mehreren Stimmen gleichzeitig gesprochen, obwohl dies ganz unmöglich erschien.
Ben drehte sich auf den Hacken um und lief so schnell er konnte weg. Er konnte nicht mehr klar denken und nur Panik und Terror beherrschten seine Gedanken. Wohin fliehen? Allein! Überall in den langen Schatten der schlecht beleuchteten Station vermutete er das Monster.
Er bog um eine Ecke und fiel vor Erschöpfung über etwas auf alle Viere. Seine Lunge brannte und sein Herz raste vor Anstrengung. Er dachte sein Brustkorb würde in jedem Moment platzen. Verärgert schaute er nach hinten, worüber er denn gefallen war und schaute in das Gesicht eines gehäuteten Kopfes. Er musste sich stark übergeben und wunderte sich zugleich, warum er es jetzt erst tat...
Nachdem er seinen kompletten Mageninhalt auf die kalten Fliesen entleert hatte, schaute er wieder auf und vor sich. Was er nun sah bescherte ihm einen erneuten Brechreitz, aber sein leerer Magen krampfte sich nur schmerzhaft zusammen.
Vor ihm war ein riesiger Haufen gehäuteter Leichen und Leichenteile und versperrten ihm das weiterkommen. Die Haut der Toten war fast dekorativ an den Wänden gehängt worden und die seitlich stehenden Statuen im Gang hatten auch eine zweite Haut bekommen. Überall lief das Blut von den Wänden und um den Leichenberg hatte sich ein See aus Blut gebildet. Dieser Anblick verfehlte seinen eindeutigen Zweck in keinster weise und er dreht sich um und lief wieder zurück.
Gerade, als er wieder um die Ecke bog, bückte sich das Monstrum im Halbdunken durch die Tür von Steves Raum. Es hatte mühe, die Scherenklauen durch die Tür zu bekommen, bekam dies aber erstaunlich geschmeidig hin. Das Ding schaute zu Ben rüber und Ben bildete sich ein, dass er angegrinst wurde. Das Monstrum schien diese Art von Spielen sehr zu genießen. Ben fühlte sich plötzlich sehr klein, und wollte gerade aufgeben, als neuer Lebenswille in ihm aufkeimte.
Er dreht sich erneut um und rann wieder zum Leichenberg. Hinter ihm hört er laute Schritte auf den Fliesen, so als wenn das Monstrum auch dies macht um den Terror perfekt zu machen. Ohne weiter nachzudenken sprang Ben in den Leichenhaufen und vergrub sich unter den toten. Das Blut der anderen lief ihm in die Augen und er hatte Probleme noch etwas zu erkennen. Ein starker Kupfergeruch stieg ihm in die Nase und erschwerten das Atmen.
Die lauten Schritte kamen immer näher und das Monster hielt genau vor dem Leichenberg. Ben traute sich nicht mehr zu atmen. Das Monstrum schaute um sich und schaute hinter die dekorierten Hautlappen, ob er sich dort versteckt haben könnte. Er merkte, wie seine Lungen nach Sauerstoff schriehen, aber er zwang sich weiter, nicht zu atmen.
Dann, als das Ding gerade wieder verschwinden wollte, konnte Ben nicht weiter die Luft anhalten und er schnappte gierig nach Luft. „NEIN!“ dachte er und im selben Moment schnellte eine der Scherenklauen nach vorne durchschlugen den Leichenberg und knapp neben Ben in den Boden. Ben schrie vor Panik auf und wühlte sich weiter in den Leichenberg hinein. Bloß weg von diesem Ding... Die Leichen wurden wie Spielzeug zur Seite geschmissen und gleichzeitig schlugen die Krallen immer wieder neben ihn ein, verletzten ihn aber wie durch ein Wunder nicht.
Er kroch immer weiter und hinter sich hörte er das Monster fast vergnügt aufheulen. Plötzlich war eine Wand vor ihm und er konnte nicht weiter... Voller Panik wartete er auf sein Ende, erinnerte sich aber dann daran, dass die Wand in Wirklichkeit die Türen eines Fahrstuhls sein mussten. Hoffnung keimte in ihm auf und als wenn dies das Monster spüren würde, schrie es erbost auf und verstärkte die Bemühungen ihn zu töten. Die Krallen schlugen nun beängstigend nah neben ihm ein und Ben tastete voller Panik nach dem Fahrstuhlknopf. Er fand ihn nach einer gefühlten Ewigkeit und er fiel mit einigen Leichen in den Fahrstuhl. Hastig räumte er die Leichen von der Lichtschranke weg und hämmerte hastig auf alle Knöpfe. Die Tür schloss sich wie in Zeitlupe und als sie gerade schloss, war das Monster vor dem Fahrstuhl und brüllte seine Enttäuschung heraus. Ben grinste vor Erleichterung, es geschafft zu haben.
Der Fahrstuhl wollte sich gerade in Bewegung setzen, als die Scherenklauen durch den Spalt schossen und Ben am Arm trafen. Zum glück wurde er nur gestreift, aber die Wunde war trotzdem sehr tief. Entsetzt sprang er zur Rückwand des Fahrstuhls und sah, wie das Monstrum mit allen Mitteln versuchte die Tür wieder aufzudrücken. Die Hydraulik protestierte mit quietschenden Geräuschen und die Türen wurden verbogen und die Krallen fuchtelten wild hin und her. Durch ein Wunder gewannen aber die Technik den Kampf und der Fahrstuhl bewegte sich weiter und ließen das Monster alleine zurück. Ben danke von ganzem Herzen dem Imperator für seine Güte. Dann fiel ihm aber auf, dass er nur eben mit viel Glück überlebt hatte und stellte mit Erschütterung fest, dass er nun ganz allein war... allein gefangen in der Station mit diesem Killer... allein...