Beste Fanfiction Q 3/21

Danke für die "Tränen", aber ich habe schon ne Weile fertig und die Änderung auch wieder verworfen. Fand es nur passender. Eventuell noch bis Ende Abgabe sperren für Kommentare, falls es nicht zu viel Aufwand für die Mods ist.
Ich habe da @Akktok s Post im Hinterkopf gehabt, es macht ja keinen Spaß, wenn der Titelverteidiger nicht im Ring steht, also go go @Der Badner, gib alles! ? 🤣
 
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Reaktionen: Akktok
Danke für euren Zuspruch und sogar die Verlängerung der Abgabe xD
Denn durch einen unglücklichen Umstand bin ich seit heute morgen um halb 6 auf Arbeit (und werde es noch ein paar Stunden sein), sodass ich heute garnicht zum schreiben kam... Morgen hab ich mit etwas Glück ein 6h Zeitfenster. Mal gucken ob ich die Geschichte da zu Papier bringen kann 😀

Edit, 31.07.2021 - 13:30: Da hab ich mich jetzt 2h lang hingesetzt und schwitzend die Geschichte zu Papier gebracht, da bemerke ich, dass der Juli ja 31. Tage hat und ich noch zwei Tage zum schreiben hätte... Irgendwas läuft in meinem Kopf wohl schief, ich dachte, heute wäre schon Abgabe 😀
 
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So ich würde dann mal den Start machen. Meine Geschichte zum Thema: Hunger!

„Seht sie euch nur an – so jämmerlich!“

Sie hatte sich selbst eingeredet seine Worte ignorieren zu können, aber es ging einfach nicht. Selbst dann nicht als sie sich auf das Summen irgendeines Apparates in der Wand konzentrierte. Seine Stimme schnitt durch die Luft wie ein heißes Messer durch Butter und traf sie genau da wo es sie nicht hätte treffen sollen.

„Azizela die Verschlingerin der Seelen...“

Was wie die Ansprache einer Person mit Adelstitel klingen sollte, wurde von seiner Stimmlage allerdings ad absurdum geführt. Sie selbst hätte nie gedacht das die letzte Bastion ihrer Selbstachtung einmal ihre Haare werden würden. Azizela kniete auf beiden Beinen auf dem Boden dieser dreckigen imperialen Welt von der sie weder den Namen kannte noch ihn kennen wollte. Es war eines dieser Dreckslöcher um die sich keiner scherte, aber für ihr Volk ein reiches Buffet an frischen Sklaven und noch unbeschriebenem Leid darstellte. Ihre Körperhaltung widerte sie fast genau so an wie die gesamte Situation. Es war unter ihrer Würde so zu knien wie es diese Chem-Pan-Sey taten wenn sie wieder zu ihrer Gottheit dem Imperator beteten. Das einzige was ihr Gesicht aber nun abschirmte, waren ihre langen, eleganten schwarzen Haare gewesen, die die bisherige Tortur erstaunlich gut überstanden hatten. Die Tatsache das der Hofstaat nicht sehen konnten was in ihr vorging stellte derzeit den Rettungsanker der ehemaligen Archontin dar. Sie würde ihnen nicht die Genugtuung geben sie anzuschauen. Sowieso gab es dort nicht viel zu sehen. Harkon würde es sich als Sieger nicht nehmen lassen in ihrer Mitte zu stehen. Dieser widerliche Verräter würde noch früh genug seiner gerechten Strafe zugeführt werden. Soll er sich jetzt doch aufspielen und in Sicherheit wiegen. Den selben Fehler hatte sie auch schon gemacht und ihn teuer bezahlt. Aber Harkon war dumm, er hatte sie noch nicht getötet und das würde sein Verhängnis werden! Wenn sie so darüber nachdachte entlockte der Gedanke ihr sogar ein leichtes Lächeln.

„Ihr seid so still Azizela, möchtet ihr uns nicht von eurer Glorie berichten?“

Sie schwieg. Noch vor wenigen Tagen hätte sie ihn unter ihren Stiefeln zerquetscht wie die Made die er nun mal war. Aber Hochmut kommt schließlich vor dem Fall und diese Lektion musste sie auf drakonische weise lernen. Nicht umsonst hatte sich ihr eigener Hofstaat gegen sie gewandt. Serengar ihr Ssylth Leibwächter war es gewesen der sie überfiel und niedergestreckt hatte während sie unvorbereitet war. Harkon hatte sie ihrer Macht beraubt und die Fäden im Hintergrund gezogen. Meredon, so war sie sich sicher, hatte als Haemonculus auch seine Finger im Spiel, wenngleich sie glaubte das seine Motive weniger von Boshaftigkeit und mehr von reiner Profitgier getrieben wurden. So verblieb die letzte im Bunde. Ha`sesh ihre treue Lhamaen Begleiterin. Tatsächlich war sie die einzige der Azizela eines Blickes würdigen würde, aber sie tat es nicht. Nicht aus Boshaftigkeit oder Hass sondern weil sie vorsichtig geworden war. Wenn sie nur Ha`sesh angeschaut hätte wäre die Chance groß gewesen das es aufgeflogen wäre. Azizela hob stattdessen den Blick und starrte direkt in das selbstverliebte Gesicht Harkons, der gerade anfing Luft zu holen um erneut zu sprechen.

„Was soll dieses Spiel Harkon?“

Man konnte für einen kurzen Moment die Wut in seinem Gesicht erkennen, bedingt dadurch das er unterbrochen wurde, dann aber fasste er sich recht schnell wieder.

„Oh, sie kann ja doch sprechen.“

Sie würde ihm keine weiteren Worte schenken, stattdessen nutzte sie die Gelegenheit um alle Anwesenden zu mustern. Was sie sah führte zu einem gedanklichen Lächeln. Der Raider welcher einst ihr Prachtstück war hatte seine Schattenlanze auf sie ausgerichtet. Kabalenkrieger, jeweils vier an der Zahl, standen rechts und links vom Hofstaat und hatten ihre Splittergewehre auf sich gerichtet. Was eigentlich eine ausweglose Situation darstellte erfreute Azizela ungemein. Harkon hatte Angst vor ihr! Immer noch! Sogar jetzt, wo sie bar jeglicher Macht vor ihm kniete. Nein es war keine Zeit zum verzweifeln, es war eine Zeit des Neuanfangs. Die Verschlingerin der Seelen war noch immer im Spiel!

„Nun Azizela, da du uns mit deiner Stimme nicht weiter belohnen willst, macht es auch keinen Sinn alles weitere heraus zu zögern.“

Er grinste breit und hob dabei den Arm in theatralischer und deutlich überspitzter Art und Weise.

„Als Archon der Kabale der gequälten Seele spreche ich euch des Hochverrates für schuldig. Anstatt in den Arenen zu bluten lasse ich euch, in meiner unglaublichen Güte, auf diesem Planeten den die Chem-Pan-Sey äh....“

Er musste kurz pausieren bis ihm jemand den Namen ins Ohr geflüstert hatte.

„...Gnoa nennen, um euer Leben kämpfen.“

Erneut kam eine kurze Pause in dem wohl imaginärer Beifall einer nicht anwesenden Menge erwartet wurde. Azizela indes hatte ihren Kopf wieder gesenkt. Sie musste jetzt stark sein, sie brauchte einen Anker. Ihre langen schwarzen Haare fielen ihr komplett übers Gesicht und sie kramte in der wenigen Kleidung die ihr gelassen wurde eine kleine Überraschung hervor.

„Da ihr ja keine weiteren Worte mehr zum Ausdruck bringt, lasse ich die Spiele beginnen!“

Jetzt erschallte sogar ein wenig Lachen, gefolgt von etwas Beifall. Dann wandte sich der Hofstaat samt neuem Archon dem Raider zu. Azizela hielt die Klinge besonders gut fest. Niemand sollte sie sehen, obwohl sie nur zu gerne einen Attentatsversuch auf Harkon gestartet hätte. Aber sie wusste selbst das dies wohl nicht von Erfolg gekrönt war. Wahrscheinlich war er inzwischen nicht nur im Besitz ihrer Rüstung, sondern auch ihres Schattenfeldes. So musste sie still bleiben und die Geschlagene mimen. Einen letzten Blick konnte sie aber nicht unterdrücken. Ha`sesh war die Einzige die ihren Blick traf. Für wenige Sekunden schauten sich die beiden Frauen mit einem leichten Grinsen an. Die Lhamaen hatte ihre Treue gegenüber ihrer ehemaligen Meisterin nie verloren. Sie war es die ihr die Shaimeshi Klinge zu geschmuggelt hatte und Ihr war es zu verdanken das Azizela noch im Spiel war. Wenn sie erst einmal dafür gesorgt hatte das Harkon an seinem eigenen Blut erstickt war würde sie Ha`sesh eine passende Belohnung zukommen lassen.

Man konnte sagen was man wollte aber Eleganz war nichts was den Drukhari fehlte. Lautlos war der Herrscherrat in den Raider gestiegen und von dann geflogen. Beim nächsten Punkt würden sie ins Netz der Tausend Tore verschwinden. Ab jetzt war Azizela auf sich allein gestellt. Die ehemalige Archontin erhob sich und klopfte sich den Staub von der eng anliegenden Kleidung. Sie würde einen Weg zurück finden!

„Hey Baby, suchst du nach einer guten Zeit?“

Die krächzende Stimme löste in ihr ein solch ungehaltenes Gefühl aus wie nur wenig es vermochte. Sie kam von einem Menschen, jemandem der so tief unter ihrer Würde lag das es schon zu viel Anstrengung war sich nur nach ihm umzuschauen. Was er wollte war klar, er verwechselte sie mit einem Weibchen seiner Gattung. Ein böser Fehler wie er gleich feststellen würde, den Azizela war Hungrig! Hungrig nach Seelen, nach Leid und vor allem eines: Nach Rache! Und dieser Mensch der als erstes Opfer ihrer Shaimeshi Klinge werden würde war der perfekte Start!
 
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Dann auch mal meine Geschichte über Nächstenliebe und Hunger.

Zuflucht

Ein scharfer Lichtstrahl fiel in die Finsternis, die diesen Ort seit Jahrhunderten beherrscht hatte. "Los, nimm das Seil, ich vergrößer das Loch!" erklang eine heisere krächzende Stimme. Der Lichtstrahl wurde breiter, Steine und Dreckklumpen fielen nach unten, beim Aufprall wirbelte Staub auf und zog in Schwaden durch den Raum. Uralte Maschinen, die wie versteinerte Monster wirkten, warfen bizarre Schatten. Ein Kopf erschien in der Öffnung, "Ey, das sieht nach nem dicken Fang aus Gorn, da unten ist alles voll alter Technik, das gibt massig Credits. Vielleicht genug um auf die oberen Ebenen zu kommen und raus aus diesem Dreck!".
"Ach halts Maul und laß endlich das beschissene Seil runter, sonst trete ich deinen faulen Arsch durch das Loch. Ich muß die Lampen bereit machen, du wars ja zu blöd, dich um die Ausrüstung zu kümmern.", schnautzte die krächzende Stimme. Kurz darauf glitt ein Seil in das Loch, gefolgt von einer hageren, zerlumpten Gestalt, die beim herabgleiten neugierig den Kopf hin und her drehte. Noch mehr Staub wirbelte auf als der Mann den Boden erreichte. Er blickte nach oben als der Schatten seines Gefährten auf ihn fiel und trat beiseite. "Scheiße Gorn, wir sind reich.",ruft er. "Schau dir nur den ganzen Mist hier an, das ist uralt und es gehört uns. Endlich raus aus dem Dreck und dem Sumpf. Keine Ganger mehr, die einen rumschubsen, kein Proteinbrei mehr, sondern richtiges Essen, Suff und Weiber die nicht nach Dreck und Pisse stinken! ".
Sein Gefährte blickte nach unten während er Hand über Hand nach unten glitt" Ich sagte, halt die Fresse du Groxhirn. Erstmal müssen wir was finden was wir wegkriegen oder willst du die Maschinen mit dem Seil hochziehen? Dann können wir wiederkommen und mehr holen, oder wir verkaufen den Ort an ne Gang oder sogar an eine Gilde. "Gorn sah sich um und prägte sich die Umgebung ein, taxierte die verstaubten Maschinen." Hey Flax, sieh mal, der Staub zieht in diese Richtung. "Er leuchtete mit der Lampe in die Richtung."Da gehen auch Schienen und ein Laufband lang, vielleicht ist das ja ein guter Ausgang in den Hive. Viele Tore und Eingänge sind in Vergessenheit geraten, wurden versteckt oder verschüttet." Der angesprochene grinste "Dann brauchen wir uns auch nicht an den verlausten Ratskins vorbei schleichen. Los wir sacken ein paar Sachen ein und sehen uns dann den Tunnel an!". Wenig später betraten sie, bepackt mit ihrer Ausrüstung, ihren Waffen und einigen Gegenständen, die für sie wertvoll oder nützlich aussahen den Tunnel. Ihre Schritte wirbelten weiteren Staub auf und das alte Laufband vibrierte leicht unter den Füßen. Das Licht von Flax Lampe riß merkwürdige Formen aus den Schatten. Eine leichte Bewegung unter der dicken Staubschicht entging ihm aber.
+++
Kälte, beißende Kälte und ein nagendes Gefühl in seinem Inneren war alles was er spürte. Die Kälte kam nicht von außen, sie war in ihm. Rudimentäre Instinkte hatten ihn geweckt, leichte Vibrationen liefen durch den Boden und ließen Risse in der Staubschicht entstehen, die ihn bedeckte. Licht drang in seine trüben Augen und aus seiner trocknen, verdorrten Kehle drang ein knurrender Laut. Er drehte den Kopf in Richtung des Lichtes. Keine Gedanken oder Gefühle regten sich, nur der Urinstinkt des Jagen und des Fressens beherrschte ihn. Er registrierte Beute und rund um ihn herum spürte er weitere Bewegungen unter dem Staub.
+++

Schwester Khara ließ ihren Blick durch die Dämmerung schweifen und achtete besonders auf Bewegung in den Tunnelöffnungen. Hier in den unteren Ebenen mußte man stets auf der Hut sein, fast jeden Tag passierte etwas. Randalierende betrunkene Tagelöhner, sich bekämpfende Gangs, Arbites die mit Gewalt gegen jedwede Bedrohung der Ordnung vorgingen, geächtete Gangs aus den Badlands die nichts zu verlieren hatten und auf einen letzten verzweifelten Raubzug gingen. Jetzt hatte sich die Situation aber drastisch geändert. Erst war eine mysteriöse Seuche ausgebrochen, die die Betroffenen in blutrünstige, seelenlose Killer verwandelte, dann riegelten die planetare Verteidigung und die Ordnungshüter die oberen Ebenen komplett ab.Die Johanniter Schwestern, die dieses Stift gründeten, haben sicher nicht damit gerechnet, daß es mal mitten in einem Kampfgebiet liegen würde. Khara ließ einen kurzen Blick über ihre Schützlinge schweifen, traurig lächelte sie, als sie an ihre Schicksale dachte. Zurückgelassen, ausgesetzt, von zu Hause weggelaufen, Sklavenkinder und Findelkinder der Eklesiarchie. Jetzt wurden sie zu nützlichen Tätigkeiten erzogen statt einer der Unterwelt Gangs beizutreten, sie lernten lesen und schreiben, statt stehlen und betrügen, die Grundlagen der Riten statt töten, sie bekamen ausreichend Nahrung statt Drogen und verseuchtem Essen. Natürlich würden sie nie besonders hoch in der Hierarchie aufsteigen, aber sie würden ihren Beitrag leisten. Ihre Schwester und sie waren in einem ähnlichen Waisenhaus aufgewachsen und dienten heute dem Imperium, jede auf ihre Weise. Khara fand nie viel Gefallen am Kämpfen, Lehren und Heilen lag ihr mehr. Sarah hingegen war eine geborene Kämpferin und diente im Schwesternkloster auf der vierten Ebene. Stirnrunzelnd griff sie trotzdem nach dem Automatikgewehr, das ihr Arbitrator Leander bei seinem letzten Besuch übergeben hatte. Sie hatte den Ausdruck in seinen Augen gesehen, mit denen er die Kinder ansah. Der Gouverneur hatte eindeutige Edikte erlassen und damit eine Evakuierung der unteren Ebenen verhindert. Leander hatte traurig genickt als er ihr "Benutz die Waffe klug, Mädchen. Wenn es aussichtslos wird, sorg dafür, daß der Feind nicht noch stärker wird!" zuraunte. Wieder starrte sie nachdenklich nach draußen, entschlossen zu tun was richtig war. Die Dunkelheit im Tunnel zerfaserte zu einzelnen Schatten, die sich langsam und unbeholfen vorwärts bewegten. Plötzlich wurde die Dämmerung von Lichtblitzen, Explosionen und Schüssen zerrissen und sie sah, was auf sie zukam.
+++
Das Ding welches einmal Gorn war wankte unbeirrt vorwärts. Einsam in seinem beinahe Tod, aber Teil einer Horde ähnlicher Art. Langsam schlurften sie durch den Tunnel, näherten sich der Öffnung, die er mit seinem Granatwerfer schuf als er noch Gorn war und sich gegen die Horde wehrte. Er roch noch die leichten Spuren von Blut, Fleisch und Angst in der Luft. Das war alles was von seinem Partner übrig geblieben war. Jetzt spürte er nur noch das Verlangen nach mehr davon, zu reißen und zu fressen, durch die Öffnung drang ein Geruch der die ganze Horde vorwärts trieb, der Geruch der Beute.
+++
Fassungslos beobachte Khara wie Geschosse, Granaten und Laserblitze in die Masse der langsam vorrückenden Horde einschlugen,ohne diese aufzuhalten oder nennenswert zu verlangsamen. Die Kinder hinter ihr, vom Lärm aus dem Schlaf gerissen, drängten sich in einer Ecke zusammen. Mit einer beruhigenden Geste und einem leichten Lächeln wandte sie sich wieder dem Geschehen auf der Straße zu. Verstümmelte Körper, abgetrennte Gliedmaßen und Köpfe bedeckten den Boden aber selbst verstümmelte Körper ohne Arme oder Beine bewegten sich noch weiter. Nur die, die in den Kopf getroffen wurden blieben liegen. Mit Erschrecken erkannte sie bekannte Gesichter in der Menge. Der freundliche Händlergeselle der ihr lächelnd immer Naschwerk für die Kleinen einpackte, ein alter Kopfgeldjäger der Gilde der an der Ecke hockte und brabbelnd seine Geschichten erzählte, eine Hure aus der Brunnengasse, der schmierige Prediger, ein Händler…. es nahm kein Ende. Plötzlich begann eines der Kinder, verängstigt vom Lärm, laut zu weinen. Eines der älteren Mädchen hielt ihm die Hand über den Mund, aber es war zu spät. Etliche der toten Gesichter drehten sich in ihre Richtung und ein großer Teil der Horde drängte zum Tor des Stifts."Lauft hoch in die Kapelle und verschließt alle Türen! Beruhigt die Kleinen und öffnet auf keinen Fall die Türen!“, rief sie über die Schulter und kontrollierte schnell das Gewehr. Die Scheibe splitterte neben ihr und klauenähnliche Hände griffen durch das Gitter. Gezielt eröffnete sie das Feuer, immer auf die Köpfe haltend. Auf diese kurze Entfernung durchschlugen die Geschoße oft mehrere Angreifer. Bald häufte sich ein Berg Leichen unter dem Fenster auf, der ständig von den nachfolgenden beiseite gezerrt wurde , aber genau so schnell ging ihre Munition zu Ende. Schon rammte sie das vorletzte Magazin in die Waffe. Jetzt schoß sie in immer größeren Abständen, nur um die Horde vom Tor abzulenken, während sie überlegte ob sie nicht lieber die übrige Munition als letzten Ausweg für die Kinder und für sich sparen sollte.
Wie ein Mantra murmelte sie "Der Imperator schützt! ', während sie das letzte Magazin einlegte und weiter in die Menge feuerte. Bald hörte sie das metallische Klacken des Verschlusses, die letzte Patrone war verschossen. Der Kampflärm von draußen war auch leiser geworden und hatte sich in Richtung der oberen Ebenen verlagert. Jetzt schlug sie mit dem Gewehr durch die Gitterstäbe weiter auf die Gegner ein. Ihre Arme waren bald von Kratzern und Bissen übersät, der gesplitterte Schaft des Gewehrs glitschig von ihrem Blut. Ihre Bewegungen wurden langsamer, eine eisige Kälte zog durch ihren Körper, das Brennen der Wunden ließ nach, die Horde wandte sich vom Fenster ab und wankte auf den schwindenden Gefechtslärm zu.
+++
Starr stand das, was einst Schwester Khara war da, es fühlte nichts außer einer dumpfen Kälte, spürte nichts von den Verletzungen. Langsam drehte sich der Kopf, das zerstörte Gewehr fiel klappernd zu Boden. Trübe Augen richteten sich auf die Decke des Raumes. Dort war etwas, dort spürte es Leben, roch es Blut, warme Körper und Angst. Stockend bewegte es sich in Richtung Treppe, keine Spur mehr von Sorge, Mitgefühl oder Liebe. Nur noch eines beherrschte es, die Gier nach Blut und Fleisch. Es spürte nur noch……
 
Keine Zeit für Korrekturlesen! Das wird jetzt ungefiltert rausgehauen, wer also Fehler findet, darf sie gerne adoptieren. Der Anfang stand schon lange fest, das Ende noch länger. Nur die Reise zum Ziel, die war das Problem. Ich hoffe es gefällt:

Er biss ein Stück von seiner Mahlzeit ab und es schmeckte… köstlich. Er hatte in seinem kurzem Leben schon bessere Dinge gegessen, aber diese einfache Militärration war die erste erfüllende Nahrungsmittelaufnahme seit einiger Zeit. Abfälle, Ratten und wenn er Glück hatte die eine oder andere Konserve. Navras und seine Geschwister konnten nicht wählerisch sein. Schon seit Wochen zwang der Krieg sie dazu, nur von dem zu Leben was sie in die Finger bekamen. Der Krieg gegen die fremden Wesen, welche ihnen doch so ähnlich waren. Der Krieg, gegen eine unerbittliche Macht die sie in den Untergrund getrieben hat. Der Krieg, der ihnen die Eltern nahm und dazu nötigte zu früh erwachsen zu werden.

Nachdem er einen weiteren Bissen herunter schluckte bemerkte Navras, dass er mit seinen Gedanken nicht mehr in der Gegenwart war. Er sah sich schmatzend um und bemerkte, dass zu seinen Füßen nicht nur die frisch erbeutete Kiste an fremder Militärnahrung lag, sondern auch der Kadaver eines feindlichen Soldaten. Der Schädel war eingedellt, ein Auge war aus der Fassung gesprungen und aus dem Mund ran unablässig Blut auf den grauen Betonboden. Die Wunde passte zu dem Knüppel, der immer noch in Navras Hand war. Als er das herab tropfende Blut betrachtete, sickerten die vergangenen zwei Minuten wieder zurück in sein Gedächtnis.

Ausgehungert und verzweifelt stießen seine Geschwister und er auf dieses versteckte Zwischenlager des Feindes. Cowl, Sket und Zask veranstalteten einen Höllenlärm, um die anwesende Mannschaft heraus zu locken. Smoog, die stärkste und geschickteste von allen sollte anschließend in das Lager vordringen, und so viel Nahrung und Waffen sichern wie sie konnte. Navras selbst war als Wachposten abgestellt. Alles lief nach Plan. Fünf Kreaturen wurden durch das Ablenkungsmanöver aus dem Gebäude gelockt und die kleine Smoog verschwand in windeseile im Inneren. Doch dann passierte etwas, womit er nicht gerechnet hatte. Die Tür öffnete sich und statt seiner Schwester, schlenderte eines der Wesen aus dem Lager, in der Hand eine Kiste, die voll mit Nahrungsmitteln war. Er erinnerte sich, wie die Ränder seiner Wahrnehmung rot wurden, und die Kreatur, die er vom Dach aus beobachtete erschreckend schnell näher kam.

CRACK

Navras grinste, zufrieden mit sich selbst und seiner Familie. Dann fiel ihm auf, dass das Scheusal zu seinen Füßen bewaffnet war. Er drehte es auf den Bauch und entfernte die auf den Rücken geschnallte Waffe. Diese Biester waren sehr gut gerüstet. Schon in den frühen Tagen des Konfliktes mussten sie feststellen, dass sie es mit einem Feind zu tun hatten, der schlau und einfallsreich war. Ihre Körper waren sehr empfindlich und zerbrechlich, aber ihre Intelligenz war enorm. Auf diese Weise waren sie in der Lage ihre Körperlichen Mängel durch Erfindungen zu korrigieren. Jedes dieser Wesen trug mehrere Schichten an leichter Panzerung, um das weiche Gewebe darunter zu schützen. Eine weitere Widerstandszelle hatte ihnen sogar mal berichtet, dass es auch Bestien gab die größer waren, wilder und über und über mit Körperpanzerung bedeckt. Sie sollten beten, nie einem dieser Dinger zu begegnen, denn den Erzählungen nach, waren sie dazu in der Lage alles in der Luft zu zerreißen, was ihnen vor die Augen kam.

Navras betrachtete das Gewehr und wog es in den Händen. Es war schwer, aber er würde damit zurecht kommen. Er warf den Knüppel von sich, den er immer noch in der Hand hielt und machte sich daran zu schaffen nach weiterer Munition zu suchen, als seine drei Brüder angerannt kamen. Blutüberströmt und mit breiten Grinsen auf den Gesichtern. “Erledigt?” rief er ihnen zu. Cowl hob wie zur Antwort die Arme und präsentierte seinerseits eine Waffe, die genauso aussah wie seine eigene. Er nickte ihm bestätigend zu und wollte gerade auf seinen Fund an Essen weise, da erklangen aus dem Inneren des Lagers hastige Schritte, die auf sie zu kamen. Cowl und Navras hoben ihre erbeuteten Gewehre und richteten sie auf den Eingang, während Zask und Sket ihre Stahlrohre bereit machten.

Smoog tauchte in der Tür auf, schien aber nicht einmal daran zu denken ihr Tempo zu verringern. Im vorbeilaufen hörten ihre Brüder sie schreien: “Bombe!”, dann nahmen auch sie ihre Beine in die Hand und liefen ihrer Schwester hinterher. Sie waren kaum fünfzig Meter weit gekommen, als ein lautes Donnern ihre Sinne betäubte. Navras begann zu straucheln, aber nur einen Augenblick später erreichte ihn die Druckwelle und hob ihn von den Füßen. Die Welt drehte sich und er verlor die Orientierung. Er sah nur noch, wie der vermeintliche Boden näher kam, als Schmerzsignale seinen Körper komplett überlasteten und er das Bewusstsein verlor.

Als er wieder zu sich kam, waren zwei Tage vergangen. Smoog berichtete, dass das ganze Lagerhaus vermint gewesen war. Sie hatte eine der Wachen überwältigt aber unterschätzt wie zäh diese Kreaturen manchmal sein können. Zu spät merkte sie, dass es einen Zeitzünder für die Sprengung aktiviert hatte. Die Explosion hatte sie alle durch die Luft geschleudert. Navras war unglücklich mit seinem Kopf auf einem Stein gelandet. Sket’s Landung war besser, doch ein großes Trümmerteil aus Beton zerschmetterte ihn unmittelbar nach der Landung. Durch die Sprengung aufgescheucht, wimmelte es bald nur so von Wesen. Auf der Flucht vor Ihnen, opferte sich Zask um dem kümmerlichen Rest der Familie eine Chance zu geben. Cowl musste mit ansehen, wie eines der Riesenviecher ihn erwischte, an den Füßen packt und seinen armen Körper wieder und wieder in den Boden schlug, bis irgendwann die Muskeln und Sehnen seines kleinen Körpers nachgaben und als blutige Stümpfe in den Pranken des Monsters übrig blieben. Sie waren jetzt nur noch zu dritt, und ihr Problem von vor zwei Tagen hatte sich nun intensiviert: Sie hatten Hunger!

Tags darauf und berichtete Smoog, dass sie ein weiteres Depot ausgemacht habe. Aufgrund der spärlichen Bewachung die sie ausmachen konnte, vermutete sie dort einen Stauraum für Nahrung und sonstiger Versorgung. Bei diesen Worten erhoben sich ihre Brüder wie ein Mann und machten ihre Waffen bereit. Ihr Bedürfnis nach etwas zu Essen war nun so groß, dass sie ohne zu überlegen jedes Risiko eingehen würden, nur um ihren Magen füllen zu können.

Das Trio erreichte das Gebäude in kürzester Zeit. Die Anhöhe auf der sie standen gab ihnen einen guten Überblick über das gesamte Gelände und die herein gebrochene Dunkelheit sehr viel Deckung. Vor dem Tor des Depots konnten sie ausmachen, dass eines der Wesen mit zusammengezogenen Hinterläufen an der Wand lehnte und etwas leuchtendes immer wieder zum Mund schob. ESSEN!?

Smoog deutete auf die Kreatur und hob einen Finger, dann deutete sie auf das Lager und hob wieder einen Finger. Ihre Brüder verstanden. Navras nahm das Gewehr von den Schultern, ging in Schussposition und nickte den anderen beiden zu. Flink und leise stießen sie den Hang hinab und näherten sich mit schnellen Schritten dem Depot. Als er sah, dass sie fast angekommen waren, gab er einen einzigen Schuss ab. Ein roter Strahl entfuhr der Waffe und bohrte sich in die flache Schnauze des Wachpostens, der daraufhin sofort zusammenbrach. Wenige Augenblick später erreichten die anderen beiden die Tür, rissen sie auf und traten hinein. Ein weiterer Schuss und ein Schrei hallten aus dem Inneren. Nun nahm Navras seinerseits die Beine in die Hand und spurtete den Hang hinab. An den Rändern seiner Wahrnehmung bildeten sich wieder die roten Schlieren und verengten seine Sicht.

Hunger…
Essen…

Doch als er dem Lagerhaus näher kam, nahm sein Bewusstsein mit dem letzten Rest an Vernunft ein Detail wahr, welches den anderen beiden nicht aufgefallen war und auch nicht auffallen konnte, denn anders als Navras, waren seine Geschwister beim Ausbruch des Konfliktes zu jung gewesen um lesen zu können. Ein Schild hing neben der Tür, dessen Aufschrift einem übergroßen Bissen gleich, langsam seine Speiseröhre hinunter fuhr und Verzweiflung, Wut und Angst in seiner Magengegend ausbreiten ließ:

MUNITION

Er machte noch ein paar letzte Schritte, dann erschlafften seine Glieder, da sein Körper die Energiezufuhr aus seinen Reserven abgeschaltet hatte. Zitternd ließ er sich auf seine Arme fallen, als die entsetzten Rufe seiner Familie aus dem Depot drangen, und ihm alles sagten was er wissen musste.

Ein Krachen...
Wütendes Geschrei…
Holz das brach…
Noch mehr Geschrei…

… und dann drang Navras ein Geruch in die Nase, so unmöglich, so unwirklich, dass er ihn erst als Halluzination abtat: frisch gebratenes Fleisch.

Sein Herz klopfte, als er aufsah und nach der Quelle ausschau hielt.


Weißer Rauch, nur wenige Meter von ihm entfernt, gleich eines saftigen Stück Steaks das in der Bratpfanne angemacht wird…

Er stand auf und bewegte sich auf den Leichnam des Wachpostens zu. Und wieder kamen die roten Ränder...

Sein Magen knurrte wild, als er das gebratene Fleisch dessen sah, was einmal das Gesicht der Kreatur war…

SCHWÄRZE

Als seine Schwester aus dem Lager kam, war Navras Werk bereits getan. Der Geruch des Fleisches, welches er über mehreren Spießen briet, musste sie herausgelockt haben. Sabbernd fragte sie: “Was das?”

Er griente sie über die Schultern an und pustete voll Genuß auf den Happen zwischen seinen Händen. Mit der freien Hand bot er ihr einen Weiteren an und antwortete:

“MENSCH!”

Er biss ein Stück von seiner Mahlzeit ab und es schmeckte… köstlich.
 
Und hier ist mein Beitrag.

Kleine Anmerkung zur besseren Einordnung und besseren Verständnis: Das ganze spielt in meiner eigenen kleinen Sci-Fi Welt, welche zwar sehr stark an WH40K angelehnt ist, die aber auch starke Unterschiede hat. Daher also nicht wundern, wenn es sich irgendwie den Erzählungen oder Begriffen die ihr aus WH40K kennt, widerspricht.

Im Sturm

Chou schlich durch das Schiff. Es war kein Schleichen, denn das leise Klacken ihrer magnetischen Stiefel ertönte in unregelmäßigen Abständen. Es war mehr ein Wanken als ein fester, entschlossener Schritt. Immer wieder musste sie kurze Pausen einlegen und sich an den Wänden festhalten, da ihr Körper zu kraftlos war.

Die Gänge der San Estral waren dunkel und kalt. Irgendwo tropfte Wasser. Die Luft roch abgestanden und modrig. Im schwachen flackernden Licht ihrer Lampe sah Chou mindestens 3 verschiedene Probleme, welche sie früher sofort in Ordnung gebracht hätte. Früher, auf einer normalen Reise.

„Doch was spielte das jetzt noch für eine Rolle?“

Ihr Körper protestierte und ein neuer Anfall von Schwäche überkam sie, als sie ihren Weg fortsetze. Sie fühlte sich müde. Unendlich Müde. Sie zitterte und ihr war bitterkalt. Sie wusste, dass dies Mangelerscheinungen, auf Grund der fehlender Nährstoffe waren.

Viele Systeme des Schiffes, waren ausgefallen oder liefen im Notbetrieb. Eine tote Metallhülle in den ewigen Gezeiten des tiefen Äthers.

„Und wir sind das letzte, kümmerliche Leben, das sich an diese Metallhülle klammert“, schoss es Chou durch den Sinn, „Doch nicht mehr lange. Bald wird es enden.“

In der Regel segelten sie auf festen Routen innerhalb des Hagaya-Subsektors. Dann kam der Krieg und zog sie alle in den Abgrund.

Mühsam, schleppte sich Chou weiter.

„Nur nicht aufgeben. Noch ein paar Meter. Komm schon. Sei nicht so ein faules Stück Scheisse!“, feuerte sie sich selbst an. Jedes Wort war mühselig hervorgebracht. Einzig ihr Wille und Entschlossenheit hielt sie auf den Beinen. Ihr Blick fest auf das Schott vor ihr fixiert. Ihr Körper protestierte bei jeder Bewegung. Die Schritte in den Magnetstiefeln waren eine einzige Tortur.

Chou schleppte sich weiter. Bei jedem Schritt hatte sie das Gefühl, das sich das ganze Schiff um sie drehen würde. Der Drang sich einfach hinzulegen und die Augen zu schließen war so verlockend. Sie verwehrte sich gegen diese Erlösung. War es doch nur ein Trugschluss.

Mühsam hielt sie sich am Schott fest und aktivierte den Türmechanismus. Was früher eine unbewusste Handlung war, wirkte wie eine schier unmögliche Aufgabe. Mit einem leisen, metallischen Stöhnen glitt es auf und gab den Frachtraum frei.

Sie stolperte vorwärts und ihre Welt drehte sich vor ihren Augen. Der kalte Schweiß lief ihr von der Stirn. Ein übler, süßlicher Geruch lag in der Luft und ihr Magen rebellierte. Der Geruch setzte ihr in ihrem geschwächten Zustand zu. Doch dies war der schnellste Weg zum Maschinendeck. Gedämpftes Licht erleuchtete den Frachtraum und sie kämpfte gegen den Drang, zu ihrer Fracht zu blicken.

Stasiskapseln waren eine gängige Methode für Fahrten durch den tiefen Äther, welche man auch den Sturm nannten. Und um die weiten Distanzen zwischen den Welten des Imperiums zu überwinden, war es erforderlich, durch den Sturm zu segeln. Nur verlief dort die Zeit anders und niemals stabil.

Reisen konnte Tage, Wochen oder Monate dauern. Chou hatte Geschichten von Reisen gehört, wo Schiffe Jahre im Sturm unterwegs waren. Da man nie wusste, wie lang man sich im Sturm befinden würde, war es Routine das man, bis auf eine Rumpfbesatzung, die Reise in Stasis verbrachte. Dies schonte die begrenzten Ressourcen von Luft, Wasser und Nahrung.

Hunderte von Stasiskapseln waren an Bord. Viele waren dunkel, einige wenige leuchteten fahl und gaben ihren Inhalt preis. Kriegsflüchtlinge. Ausgetrocknet mit von Schmerz und Panik verzerrten Gesichtern. Als hätte Etwas die lebendige Fracht der San Estral ausgesaugt. Chou unterdrückte die Gedanken an die Schauergeschichten, welche sich die Kinder der Leere erzählten. Geschichten über die Dinge, die im Sturm existierten und ihre Spuren in den Schiffshüllen hinterliessen.

Sie konnte das Kratzen hören. Es war kaum hörbar, aber da. Sie hatte es immer wahrgenommen, wenn sie in den Sturm eingetaucht waren. Doch schob sie es immer weit weg. Verschloss ihren Geist vor den Dingen da draußen. Wie alle, die regelmäßig durch die Leere segelten, wusste Chou, welch verderblichen Einfluss der Sturm auf den menschlichen Geist hatte.

Bei jedem qualvollen Schritt hörte sie das kaum vernehmbare Flüstern am Rande ihres Verstandes. Die süßen Verlockungen nach Erlösung. Die Versprechen nach Nahrung. Das Ende des schrecklichen Hungers.

„Ihr seid nicht real. Ihr seid nicht real.“, redete sie immer wieder ein. Es half. Ein wenig. Für einen kurzen Augenblick. Wie die wenigen Bissen der verdorbenen Nahrungspaste, welche sie in den letzten Wochen zu sich genommen hatte. Für einen Moment half es ... bevor der Hunger zurückkehrte. Und die Stimmen.

Sie stolperte, über das Gitterrost und erreichte das gegenüberliegende Schott. Mit einem metallischen Quietschen öffnete sie es und Chou betrat taumelnd den rostigen Laufsteg dahinter. Hoch über dem Maschinendeck.

Das Deck war ebenso Tod wie der Rest des Schiffes. Ein kümmerliches Brummen aus der Brennkammer war zu hören. Vereinzelte Kontrolllampen spendeten ein tröstendes Licht in dieser Halle der Maschinen.

Mit ihren letzten Kräften zerrte sie sich zu der Leiter, die hinabführte. Mühsam schwang sie ihr Bein auf die erste Sprosse unter sich und begann ihren Abstieg. Klammerte sich Sprosse um Sprosse, an die Leiter, während ihr Körper immer wieder drohte sie zu verraten.

„Imperator, geheiligt der du bist auf den Thron der Menschheit“, stimmte sie murmelt, ein leises Gebet an.

Sie war nie sonderlich religiös. Hat seit Jahren nicht mehr zu jener mystischen Figur, welche von vielen im Imperium als eine Gottheit verehrt wurde, gebetet. Als Kind des Äthers wuchs sie in einer eigenen Glaubenswelt auf. Es überraschte sie, diese Worte über ihre Lippen kommen zu hören.

„Beschütze mich und schenke mir Kraft in dieser dunklen Stunde...“.

Sie rutschte ab. Verzweifelt versuchte sie, sich zu halten, aber ihr Körper war kraftlos. Langsam und wie in Zeitlupe, nahm sie den Sturz in die Tiefe wahr.

Der harte Aufprall auf dem Deck durchflutete ihren Körper in einer Welle aus stechenden Schmerzen und trotz ihrer Erschöpfung schrie sie auf.

„Chou?! Chou?! Alles in Ordnung?!“, hörte sie die blecherne, verzerrte Stimme von Sariin aus einem Lautsprecher.

Sariin, die heranwachsend Tochter des Schiffsmeisters. Das Mädchen, welche sich die letzten Wochen als so tapfer und zäh erwiesen hatte. Obwohl sie mitangesehen hat wie ihr Vater sich in einem Anflug aus Wahnsinn und Hunger das Fleisch vom Körper schnitt und verschlang. Das Mädchen, welche sie blutverschmiert in den Räumlichkeiten ihrer Familie fand. Ihr Vater neben ihr. Ausgeblutete und tot.

Obwohl sie dem Kind einen Teil ihrer kaum vorhanden Rationen überließ, war es ebenso nah dem Tod wie die letzten, wenigen Überlebenden der San Estral. Aber Sariin klammerte sich an das Leben mit einem eisernen Trotz. Doch Chou wusste, dass es hoffnungslos war.

Sie hat es gesehen. Nach der Katastrophe. Als Sie aus der Andocklucke hinausgeblickt hat. In den tiefen Äther. Dem Sturm. Dort wo die Prince Adrian, das Sprungschiff das sie durch den Sturm bringen sollte, waren nur noch Trümmer.

Trümmer, welche Spuren aufwiesen, als hätte eine gigantische Klaue sie von ihrem Trägerschiff weggerissen. Die San Estral war ein kleines Ätherschiff ohne die Möglichkeit, aus eigener Kraft durch den Sturm zu segeln.

Sie waren verloren. Chou wusste es in dem Moment, wo sie hinausblickte. Hinaus in den Wahnsinn, der sie umgab. Wochenlang trieben sie in den endlosen Gezeiten des Sturms. Klammerten sich an die Hoffnung, gefunden zu werden, im Wissen, dass sie verloren war. Sie waren ein Totenschiff voll lebendiger Leichen.

Doch der Mensch weigerte sich, selbst in den ausweglosesten Situationen aufzugeben. Egal wie viel Leid, Schmerz und Wahnsinn er dabei erlitt. Und sie durchlitten all dies. Ohne Hoffnung auf Rettung.

Das Schiff fiel um sie herum auseinander. Systeme versagten und Etwas ergriff Besitz von ihm. Das Wasser wurde kontaminiert, die Luftreiniger arbeiten kaum noch und ihre Nahrungsvorräte verdarben vor ihren Augen.

In ihrer Not plünderten sie die Nährungspaste der Stasiskaspeln. Ihre lebendige Fracht war sowieso tot. So tot wie sie. Doch würden diese armen Seelen wenigstens ihr Ende nicht miterleben. Zumindest dachten sie es.

Die schrecklichen Erinnerungen an das Ende der Flüchtlinge stiegen in ihr empor. Ihre Taten, welche sie immer wieder wiederholten. Nur um ein paar Tage länger in der Verdammnis existieren zu können.

Sie hätten gleich das tun sollen, weswegen Chou auf das Maschinendeck gekommen war.

Ihr Blick verdunkelte sich, als sie zum letztenmal den Kopf hob und zur Brennkammer des Schiffes blickte.

„Es... tut mir leid...“, glitt ihr flüsternd über ihre sterbenden Lippen. Ihr letzter Gedanke, klammerte sich an die Überlastung der Brennkammer und das damit verbundene schmerzlose Ende für Sariin. Als würde es ausreichen, daran zu denken.

Ihre Seele stieg hinab in die Dunkelheit und wurde zu einer Stimme im Sturm.



Als das Geräusch des sich öffnenden Schotts die Stille des Kommandodecks erfüllte, drehte sich Sariin auf dem Thron ihres Vaters um.

„Chou!...“, rief Sariin freudig erschöpft, trotz ihres erbärmlichen Zustands. Dann weiteten sich entsetzt ihre Blicke, als sie die einzig, verbliebende Freundin an Bord sah.

Der ausgehungerte Körper der Frau, strotze voller Kraft, welche er nicht mehr besitzen sollte. Chous Lippen verzogenen sich zu einem grausamen Lächeln und in ihren Augen stand der gierige Hunger, der sich auf das Kind vor ihr richtete.
 
Auch meine Geschichte spielt weder in 40K. noch in OW oder AoS, sondern in meiner eigenen Fantasy-Welt.

Seelengeschwister

Darus saß im Lotossitz mit geschlossenen Augen in seinem Quartier auf dem Boden. Sein vollständig unbekleideter Körper war von unzähligen Narben bedeckt. Zeichen eines langen Lebens voller Gefahren. Der Raum war groß und geräumig, doch spartanisch eingerichtet. Hunderte von Kerzen, manche schon beinahe erloschen, andere frisch entzündet, erhellten das Zimmer und tauchten es in ein schummriges Licht. Er hatte Sie selbst entzündet. Es war eine entspannende Arbeit, auch wenn er lange gebraucht hatte, um Sie alle zu entzünden. Die Luft war geschwängert von Weihrauch und anderen heiligen Gewürzen und Kräutern.

Darus öffnete seine Augen und blickte in den gewaltigen Spiegel, der beinahe eine ganze Wand von Boden bis zur Decke einnahm. Wie man es erwarteten würde, sah er das Spiegelbild seines Quartiers. Er sah die unzähligen brennenden Kerzen und die von der Decke hängenden Weihrauchschwenker, nur sich selbst sah er nicht. Anstelle seines Spiegelbildes sah er einen großen schwarzen Wolf.

Das Tier lief nervös und angriffslustig zu gleich auf und ab. Dabei fixierte es ihn mit seinen bernsteinfarbenen Augen. In dessen Blick schimmerte eine Intelligenz, die weit über das Animalische hinausging.

Der Wolf fletschte seine Zähne und gab ein tiefes, bedrohliches Knurren von sich.

„Darus!“ Die Stimme des Wolfes halte schmerzhaft Laut in seinem Geist wieder. „Ich habe Hunger! Lass … mich … frei!“ Verlangte die Bestie und fletschte weiter die Zähne.

„Noch nicht, mein Seelenbruder.“

Der Wolf machte einen gewaltigen Satz nach vorn. Laut knallten seine Kiefer zusammen und Geifer spritzte durch die Luft. Darus war nicht verängstigt oder in irgendeiner anderen Art und Weise beunruhigt, da er um, dass aufbrausende Gemüt des Wolfes wusste. Außerdem, egal wie sehr sich die Bestie auch anstrengte, so würde Sie ihn doch niemals erreichen.

„Du, du wagst es mich als Bruder zu bezeichnen?!“ Er gab ein unheilvolles Lachen von sich. „Du bist nicht Teil des Rudels! Du bist nur Fleisch! Du existierst lediglich, damit ich meinen Hunger stillen kann!“

Darus lächelte freundlich. „Da irrst du dich Ruru´ku. Wir sind eins, das waren wir schon immer. Zwei Seelen, ein Körper. Der Mensch und der Wolf.“

Das Tier schnaufte verächtlich und begann wieder mit dem herum tigern. „Lass mich endlich frei! Ich will ihn stillen!“

„Wie gesagt, es ist noch nicht an der Zeit.“

„Wann, wann endlich?! Die Yamijaten belagern uns schon seit Wochen! Und doch entfesselt ihr uns nicht!“

„Uns? Es freut mich zu hören, dass du uns sagtest.“

Für einen kurzen Moment hielt der Wolf inne und sein Gesicht zeigte so etwas wie Freundlichkeit. Doch einen Wimpernschlag später war diese verschwunden und die Aggression der Bestie kehrte zurück. Ruru´ku ging nicht auf die Bemerkung seines Seelenbruders ein und versuchte von seinem unbedachten Wort abzulenken.

„Ich will, dass ihr Blut mein Fell tränkt! Ich will ihre panischen Schreie und das Brechen ihrer Knochen hören, wenn ich meine Fänge in ihre Körper schlage!“

„Nur Geduld, Ruru´ku, nur Geduld. Sie ist die größte Stärke des Jägers und nicht seine Ungeduld. Selbst im Kampf muss ich dich bremsen und an diesem Leitsatz erinnern.“

„Behindern trifft es ehr! Du bist der Grund, warum ich meinen Hunger niemals stillen kann!“, beschwerte sich das Tier.

„Der Grund, warum du noch am Leben bist“, konterte Darus gleichmütig mit einem Lächeln.

Wieder knurrte die schwarze Bestie. Für jeden anderen war es dasselbe Knurren wie immer. Doch Darus hörte die feine Nuance heraus und was dies bedeute. Dieses Knurren kam einem freundlichen und ehrlichen Lachen am nächsten.

„Dein Hunger ist genau so groß und unstillbar wie meiner Darus!“ Sagte Ruru´ku und setzte sich hin. Die bernsteinfarbenen Augen des Wolfes starrten in die türkisblauen Augen des Menschen. „Dich hungert es nach Ruhm! Du willst das man deinen Namen kennt! Ihn mit Ehrfurcht und Angst zugleich ausspricht!

„Da kann ich nicht widersprechen. Ein jedem hungert es nach etwas. Für den einen ist es der Ruhm, für den anderen die Liebe und für wieder andere ist… es der Hunger nach Tod und dem Nervenkitzel der Schlacht.“

„Dann lass mich endlich frei! Ich stille meinen Hunger nach Blut und Fleisch und du kannst deinen nach Ruhm stillen!“

„Ein ziemlich plumper Versuch, dich zu entfesseln, findest du nicht auch?“

Das wütende Knurren der Bestie war ihre einzige Antwort. Darus schloss seine Augen und spürte den stechenden Blick von Ruru´ku auf sich ruhen. Die beiden saßen schweigend dar. Für den Menschen war es ein Geduldsspiel, dass er oft mit dem Wolf spielte und immer gewann. Er musste nicht lange warten. Schon nach kurzer Zeit hörte er das Kratzen der Wolfsklauen auf den Steinboden, als dieser sein auf und ab tigern wieder aufnahm. Ja Geduld war wahrlich nicht die Stärke seines Seelenbruders.

„Lass mich endlich frei!“, verlangte Ruru´ku abermals.

Darus seufzte er führte diese Diskussion beinahe täglich. Oft sogar mehrere Male am Tag. Doch vor einer Schlacht war Ruru´ku immer besonders hartnäckig mit seiner Aufforderung. „Geduld. Es dauert nicht mehr lange bis…“

„Wie lange noch!?“

„Sonnenaufgang.“

„Zu lange“, protestierte der Wolf und stellte sein Fell auf. „Ich will endlich reißen und beißen, meine Beute nach lustvoller Jagd zerfleischen und zerfetzen!“

Ein zaghaftes Pochen gegen seine dicke und große Holztür ließ die Erwiderung des Menschen unausgesprochen. Die Bestie und er blickten zur Tür. Er wusste, wer es war, noch bevor er seinen Namen hörte.

„Darus?“ Die Stimme war durch das Holz gedämpft. „Bist du da?“

Es war eine Sinnlose frage. Er sowie viele seiner Brüder und Schwestern bevorzugten so kurz vor der Entfesselung ihrer Wölfe die Abgeschiedenheit ihrer Quartiere.

„Da… darf ich reinkommen?“

Er zögerte.

„Darus. Bitte.“ Trotz der Dämpfung des Holzes hörte er das Flehen heraus.

„Lupa du kannst eintreten.“

Die Tür öffnete sich und eine junge Nackte Frau trat ein. Hinter sich schloss sie die Tür. Für einen Moment stand sie unbehaglich da, unternahm aber keinen Versuch ihre Nacktheit vor ihm zu verbergen.

Lächelnd erinnerte er sich an die ersten Monate zurück, als Lupa kurz nach dem Erwachen ihres Wolfes zum Orden den Lyka kam. Ihre Schüchternheit und Schamgefühl waren amüsant gewesen. Nicht das er sich am Anfang anders verhalten hatte. Während seine Schwester in ihrer vollen Pracht dastand, betrachtete er sie.

Trotz ihrer geraden einmal fünfundzwanzig Wintern hatte Lupa lange schneeweiße Haare, die ihr fast zum Hintern reichten. Die Farbe hatte sie dem Erwachen ihrer inneren Bestie zu verdanken. Dies passierte bei etwa jedem hundertsten Erwachen. Wie immer verdeckten die Haare ihre linke Gesichtshälfte und verbargen die große, nur in ihren Augen hässliche Narbe, die sie in einem ihrer ersten Kämpfe davongetragen hatte. Die blasse Haut ihres drahtigen Körpers war von zahlreichen Narben übersäht. Die aber anders als seine, bei Weitem nicht so zahlreich und markant. Sie schmückten mehr als das Sie verunstalteten.

Doch Darus war nicht der Einzige, der einen Körper musterte. Er spürte, wie ihr Blick jede Narbe und jeden Muskel betrachtete und natürlich auch seine Männlichkeit. Kurz spürte er ein zucken in seinen Lenden, doch er unterdrückte es schnell. Lupa war seine Schwester, auch wenn sie wunderschön war und sie nicht vom selben Blut waren, hatte er doch kein sexuelles Interesse an ihr. Nicht dass es ein Problem wäre, wenn doch. Viele Lyka hatten solche Beziehungen untereinander.

„Komm setzt dich zu mir. Und natürlich bist auch du hier willkommen, Kiri´scha“, sagte Darus und blickte zum Spiegel. Anstelle des Spiegelbildes seiner Schwester war ein einäugiger, schneeweißer Wolf zu sehen, der sich neben Ruru´ku setzte. Das rote, leuchtende Auge des Tieres blickte freundlich zu dem Menschen.

„Darus.“, hörte er die Begrüßung im Inneren seines Geistes. Kiri´scha warf Ruru´ku einen Seitenblick zu, mehr aber nicht. Andersherum verhielt es sich ganz anders. Ruru´ku schien sehr erfreut zu sein die Wölfin zu sehen.

Lupa, die sich inzwischen neben Darus gesetzt hatte blickte ebenfalls zum Spiegel.

„Hallo Ruru´ku.“

Der schwarze Wolf sprang unvermittelt nach vorne und schnappte mit seinen Kiefern zu. Lupa zuckte ängstlich zusammen. Kiri´scha reagierte mit einen bedrohlichen knurren auf das Erschrecken ihrer Seelenschwester.

„Benimm dich endlich Ruru´ku“, tadelte Darus das Tier. „Sonst wirst du niemals Erfolg bei Kiri´scha haben.“ Alle wussten um seine Absichten, auch wenn er es niemals zugeben würde.

„Ich langweile mich eben, da du nicht zu lassen willst, dass ich meinen Hunger nach Fleisch stille!“ Versuchte er sich an einer halbherzigen Erklärung und trottete zur Seite, um sich hinzulegen.

„Entschuldige Ruru´ku.“

„Hör auf dich immer bei allen und jeden zu entschuldigen, Süße.“ Meinte die Wölfin und begann sich die Vorderpfote zu lecken.

„Entschuldige Kiri´scha.“

„Du hast noch immer Angst vor dem Entfesseln von Kiri´scha. Ist dies der Grund, weswegen du Sie so selten frei lässt?“

„Nicht vor dem Entfesseln, Bruder und auch nicht vor dem Schmerz, wenn mein Körper zu ihrem wird. Ich fürchte mich vor diesem Hunger, der in mir brennt. Auch Tage später noch spüre ich dieses Verlangen nach Menschenfleisch.“

„Oh, süße. Bitte fürchte dich nicht vor mir.“ Flehte die Wölfin und gab ein mitleidiges Winseln von sich.

„Niemals könnte ich mich vor dir fürchten, meine geliebte Seelenschwester“, beruhigte Lupa die Wölfin. „Darus? Können wir diesem Hunger jemals entkommen?“

„Wir sind Lyka und unsere Wölfe sind eins mit uns. Genauso wie es ihr Hunger ist. Doch sei unbesorgt. Niemals wird er uns beherrschen.“
 
Dann gebe ich hier auch mal meinen dieses mal wirklich kurzen Beitrag zum Besten:

"Nächstenliebe – eine innere Einstellung, aus der heraus jemand bereit ist, seinen Mitmenschern zu helfen, Opfer für sie zu bringen"



Sein Atem ging flach und stoßweise. Er kauerte an einem Baumstamm und bemühte sich, seinen Atem zu beruhigen. In seinen Ohren dröhnte jeder Atemzug wie das Rauschen eines Flusses und er war sich sicher, dass er mühelos den Wind übertönte, der in den Blättern rauschte. Seine Muskeln brannten. Brannten vor Anspannung, bereit, ihn sofort wieder rennen zu lassen. Nicht nur rennen. Fliehen.

Die Wesen kamen bei Tagesanbruch. Und mit ihnen kam der Tod. Seinen besten Freund erreichte der Tod als ersten. Mit dem Geräusch eines Donnerschlags fiel er einfach um. Ein Gefährte, den er schon seit frühster Kindheit kannte, mit dem er gerade erst die Morgenmahlzeit eingenommen hatte. Und plötzlich war er fort. Dann kam die Panik. Um ihn herum brach das blanke Chaos los. Bei den fremdartigen Wesen waren andere, kleinere Geschöpfe. Kleiner, aber sie waren laut, schnell und besaßen gefährliche Zähne. Sie fielen über sein Volk her, bissen und rissen an ihnen, bis ihre Herrenwesen herankamen und mit scharfen Klauen das Leben ihrer Opfer beendeten. Er bekam davon nicht viel mit. Er wandte sich sofort zu Flucht, wie alle seines Volkes. Sie stießen einander, stolperten und stürzten. Aber niemand blieb zurück um ihnen zu helfen. Flucht und Todesangst waren der einzige Antrieb und das Einzige, was ihren Verstand beherrschte.

Der schwarze Ring um sein Sichtfeld klärte sich. Sein Atem ging nun ruhiger, sodass der Wind das Einzige war, dass seine Ohren erfüllte. Mit dem Atem kam auch sein Denken wieder. Wo waren die Anderen? Und wo waren die Wesen? Er schob den Kopf ein Stück weit aus seinem Versteck. Er konnte lediglich grünes Unterholz erkennen. Knack. Das Geräusch eines brechenden Zweigs ließ ihn zusammenzucken und er kauerte sich tiefer in sein Versteck. Als kein weiteres Geräusch zu hören war, wagte er sich erneut hinaus und spähte in die grobe Richtung aus der das Geräusch gekommen zu sein schien. Erneut konnte er nichts auffälliges erkennen. Halt! Dort, in einem Busch neben einem vor langer Zeit umgestürzten Baum. Er blinzelte den Schweiß aus den Augen. Ja, dort kauerte etwas am Boden. Es war ein Junge! Er kannte ihn nicht, aber er musste wohl von seinem Volk stammen. Warum war er alleine? Kinder in seinem Alter wurden nie von ihren Eltern allein gelassen. Vermutlich wurden sie auf der Flucht getrennt. Oder schlimmeres... Knack. Da war es wieder, das Geräusch eines brechenden Zweigs, dieses mal aber näher. Panik kroch seinen Rücken hinauf, denn nun konnte er auch den gleichmäßigen Atem hören. Den Atem eines Raubtiers, bereit zum Sprung. Aus seinem Versteck konnte er sehen, wie das Wesen aus dem Unterholz trat. Angst lähmte ihn, als er es zum ersten Mal genau in Augenschein nahm. Sein Äußeres war gefärbt wie der Wald hinter ihm, ein unregelmäßiges Muster aus braun und grün. Kein Wunder, dass sie ohne Vorwarnung über sie herfallen konnten. Seine Gliedmaßen endeten in scharfen und harten Klauen, die sowohl aus der Nähe als auch aus der Ferne töten konnten. Dieser hier war jedoch nicht so zielstrebig wie es zunächst den Anschein hatte. Es schien ihre Witterung noch nicht aufgenommen zu haben. Diesen Umstand machten sie durch Tödlichkeit jedoch mehr als wett. Er bedeutete dem Jungen mit seinen Augen, ganz still zu bleiben. Vielleicht würde das Wesen von alleine verschwinden. Doch diese Hoffnung wurde jäh zerstört. Ob diese Wesen nun eine Art primitiven Instinkt hatten oder ob es nur Zufall war, der Weg des Wesen führte langsam aber stetig zum Busch mit dem darin versteckten Jungen! Er wandte sich ab. Was auch immer mit dem Jungen geschehen mag, wie schrecklich es auch sein mag, er würde durch das Opfer des Jungen fliehen können. Wenige Meter trennten das Wesen vom Jungen. Gleich müsste das Wesen ihn bemerken und dann war das seine Gelegenheit zur Flucht. Doch irgendwas in ihm hielt ihn zurück. Innerlich widerstrebend drehte er sich doch wieder zu dem Jungen um. Das Wesen stand nun direkt vor dem Busch und blickte sich um. Der Blick des Jungen, panisch und mit weit aufgerissenen Augen, zuckte zwischen ihm und dem Wesen hin und her. Nein, das konnte er nicht zulassen. Ein so junges Leben darf nicht enden. Nicht so und nicht so früh. Irgendetwas in ihm verdrängte die Panik. Er konnte es nicht erklären. Wo eben noch die kalte, feuchte Angst wie ein Schimmelpilz hing, erfüllte ihn jetzt stattdessen eine Wärme wie die ersten Sonnenstrahlen nach einer kalten Herbstnacht. Mit erhobenem Haupt trat er aus dem Versteck hinter dem Baum hervor...



"Dragu, hör dir mal die Geschichte an, die unser Grünschnabel hier auf seiner ersten Jagd erlebt hat. Zum Schießen!"

"Ja was soll ich sagen? Ihr habt ja alle schon eure Beute erlegt gehabt und ich habe keinen Hund der mich zu meiner führt. Hab mit der Sache schon abgeschlossen gehabt und wollte Wasser lassen gehen. Da kommt plötzlich, wie aus dem Nichts dieses Tier, wie ein Geist, aus dem Wald hervor. Hab mich fast bepisst vor Schreck. Jedenfalls stand es einfach da, wollte nicht abhauen oder so. Ich konnte es einfach ins Visier nehmen. Und kurz bevor ich abgedrückt habe, ach keine Ahnung. Irgendwie hatte ich das Gefühl, als wollte es mir sagen, es wäre in Ordnung so. Und in dem Moment, als er tot zu Boden fiel, ist aus dem Busch hinter mir ein Jungtier losgebrochen und mit wenigen Sätzen im Wald verschwunden."

"Ha, klingt doch nach einer guten Jagd, Grünschnabel. Hier, trink einen auf deinen ersten Jagderfolg, hast es dir verdient!"
 
So, vor über einen Monat geschrieben, hoffe es gefällt euch was mein geistiger Erguss fabriziert hat. 🙂


Wen sie ihn beobachtete, aus der Ferne, wenn sie sein Gesicht nicht sah, sondern nur seine Rückseite, das Schwert an seiner Seite, dann konnte sie sich ganz kurz der Illusion hingeben, dass er noch der war, das beste was sie hervorbringen konnte. Dieser Junge, kämpferische Mann, überladen voller Energie und Kraft. Denn Mann den sie aufwachsen gesehen hatte und den sie unter Schmerzen in die Welt gesetzt hatte.

Es ist schwer zu sagen, wenn man wahrhaftig liebt. Den Göttern brachte man Ehrerbietung bei, Liebe waren nur bei den wenigsten wirklich vorhanden. Ihren Mann hatte sie akzeptiert und sogar manchmal gemocht, geliebt hatte sie ihn nie. Das gleiche galt für ihre zwei weiteren Söhne, der eine als Mechanikus in Nuln, der andere als Gelehrter in Altdorf. Irgendwie hatten die beiden ihr Herz nie ganz erobern können. Ihre Tochter, die sich den Tempel der Shallya angeschlossen hatte, sie liebte sie. Dieses starrsinnige Weibsbild das voller Trotz gesagt hatte, das Kloster sei die einzige Möglichkeit für eine Frau von den Dummheiten der Männer verschont zu werden. Selten hatte sie so einen intensiven Stolz verspürt. Ja, Sieglinde war wohl sonst die einzige, von der sie sicher sein konnte, Liebe zu empfinden.

Denn weitaus größeren Anteil von Liebe hatte jedoch ihr Goldjunge gehabt. Großgewachsen, starke Augen die von der Welt forderten, was gefordert werden musste. Ein Soldat und Ritter. Ihr Sohn hatte ihr Herz erobert, ganz ohne Zweifel. Als er dann starb, war ihr Herz zum größtenteils mit ihm untergegangen. Vielleicht hätten die Wunden heilen können und sie hätte sich eben mit der Lustbarkeit des Landadels, zu einem angenehmen Leben verhelfen können.

Nur Leider hatte sich ihr Sohn entschieden, nicht vollends zu sterben. Irgendwo weit im Norden, als einer der jüngsten und besten seines Jahrganges, ging es gegen eine überzahl an Verderblichen. Tiermenschen, widernatürlich verformte Kreaturen und genauso viele von der Verderbtheit korrumpierte Menschen. Die Lage schien aussichtlos und der Rückzug wurde befohlen. Ob es ein Göttlicher Wink war oder plötzlich aufkeimender Trotz. Ihr Sohn gab seinem Wallach die Sporen, direkt gegen ein aus wildem Fleische wuchernde Kreatur, die, wie man ihr sagte, Chaosbrut genannt wurde. Nur ein Batzen Fleisch von der Größe eines Pferdewagens. Bestehend aus Zähnen, wild um sich schlagenden Armen, Tentakeln, Scherenhänden, riesigen Mäulern. Ein Alptraum der sich vorwärtsbewegte und nur verzehrend und fressend durch die Landschaft streift.

Egal was es nun genau war, ihr Goldjunge ritt todesmutig genau gegen diese Bestie an. Seine Kameraden meinten einhellig, dass Sigmar mit ihm war. Obwohl sie bei einem Gespräch des Kommandanten sehr wohl heraushörte, dass er wohl einfach zufällig in die Richtige Stelle gestochen hatte. Mit vollem Galopp wollte er gegen die Bestie anrennen, die kurzerhand aber einfach nur sich selbst aufriss, um ihn mitsamt seinem Pferd auf einmal zu verschlingen. Dabei durchstieß seine Lanze genau den einzigen Punkt, der für die verkommene Kreatur noch von existenziellem Wert war. Sein Wallach starb, von hunderten stachelbewehrtem Tentakel durchbohrt im Maul der Bestie.

Ihr Sohn kam völlig unbeschadet aus seinem Maul hervor. Er selbst brauchte Stunden, um sich völlig dem inneren herauszuschneiden und durchzukämpfen. Seine gesamte Rüstung, sein Untergewand, alles war voller Schleim und Blut der Kreatur. Ohne ihre bösartige Kreatur kamen die Widernatürlichen ins Stocken. Die Schlacht war dank ihm Siegreich, die undisziplinierten und von Feigheit durchzogenen Kreaturen, konnten gegen die Rechtschaffenen Imperialen nichts ausrichten. Wie erstaunt sie wohl alle waren, als sie ihn aus der riesigen, aufgeblähten, dampfenden Leiche emporsteigen sahen?

Gleich darauf wurde er untersucht. Zweimal befragten ihn ein Sigmar Priester. Mehr als zehn Mal ein Hexenjäger. Sie alle konnten nicht glauben, dass er unbeschadet und ohne jegliche Verunreinigung vor ihnen stehen konnte. Zwar fand man nichts, was ihn als befleckt ausweisen konnte, doch sein Geist war vorüber. Worte waren selten, Gehorsam oder Abfolgen waren für ihn nicht mehr nachvollziehbar. Ihr kleiner tapferer Goldjunge, war nichts weiter als eine Leiche, die sich noch durch die Gegend quälte.

Vollkommen blass, beinahe Blutleer. Dürr und mit leerem Ausdruck in den Augen, der endlos in die Ferne zu gehen schien. Man konnte fast meinen, er wäre einer dieser merkwürdigen Kreaturen aus dem Osten, mit dem Aussehen eines Menschen, doch mit dem inneren eines Dämons ausgestattet waren. In den ersten Monaten versuchte sie noch, etwas zu finden, was ihr Junge sein konnte. Irgendetwas. Sie holte Priester, Heiler, sogar eine Zauberin arrangierte sie. Doch nichts wollte passieren, nichts tat sich. Er blieb stumm, bewegte sich durch die Gegend wie ein Gespenst.

Sein Schwert war nie weit fern von ihm. Obwohl er mehr an einen völlig Geistlosen erinnerte, er zog sich immer noch vollkommen akkurat an. Zuerst wollte sie ihn noch in dem Burgartigen Landhaus verstecken. Doch er büchste einfach immer wieder aus und ging durch das Dorf, das sich seit zweihundert Jahren stetig um ihr Heim ausweitete. Die Dörfler hatten zuerst Angst von ihm, jetzt hatten sie sich gewöhnt. Menschen wie ihr Sohn wurden normalerweise mit Pferdeäpfeln beworfen, sobald man sie sah. Für den Abschaum aus den kleinen, stinkenden Hütten gab es nicht viel Abwechslung. Sein Stand und seine Erscheinung verhinderten das am Anfang. Jetzt taten sie es wohl, weil sie ihn wertschätzten.

Für sie war es beinahe eine Beleidigung. Pöbel hatte nicht zu wertschätzen, er hatte zu dienen und zu gehorchen. Ihr Sohn begann zuerst damit dem Gerber seine Last abzunehmen. Der wohl älteste Mann in dem Ort, keine Zähne mehr im Mund und nur noch ein spärlicher, weißer Haarschopf. Ein Greis, doch seine Kinder waren weit weg oder interessierten sich nicht sonderlich für ihn. Also schleppte er weiter so gut es ging, immer kurz vor dem Zusammenbruch. Ohne ein Wort zu sagen, half er dem Alten Greis. Er half ihm die Scheiße von irgendwelchen Tieren dahinzuschleppen. Als sie davon gehört hatte, war ihr erster Gedanke, ob das höchste Fenster ausreichte, um sie ins Jenseits zu befördern. Zu gern hätte sie ihm jede weitere Schmach für ihr Haus verboten, doch er hörte nicht.

Mit was konnte man einem Toten auch drohen? Egal wo er hinkam und wie nieder die Arbeit war, er half einfach mit. Reden tat er nie etwas, er bekam jedoch alles Mögliche mit. Der Pöbel und die verdreckten Bauern sahen ihn nun mehr wie einen hilfreichen Priester, als ihren Herren an. Das Zeichen des Mors, das ihr Junge um den Hals trug, tat sein Übriges. Sigmar schien für ihn nicht mehr wichtig, viel mehr trieb es ihren Sohn zu dem Alten Oberhaupt der Götter, der die Ruhe der Toten als sein oberstes Ziel sah. Im ständigen Kampf gegen diejenigen, die sie aus dem letzten Schlaf wecken wollten und dem verkommenen Sohn, den Schlächter Gott. Ja, selbst Götter hatten Kinder die sie beschämten.

Jeden Tag verbrachte sie damit ihn zu beobachten. Jedes Mal riss die Kleine Wunde wieder auf und ließ ihr Herz weiterbluten. Nichts würde sie sich mehr wünschen, wenn er wieder Leben würde. Da das aber nicht passieren wird, wünschte sie sich einfach nur, dass er vollkommen sterben sollte. Ein Held, der sein Leben für die Große Sache gegeben hat. Nur Mut führte zum Ruhm. Niemals hätte sie gedacht, dass er auch in eine solch armselige Erscheinung enden konnte.

Jeden Tag betete sie, zuerst für das eine, in das sie keine Hoffnungen hegte. Dann für das zweite, jedoch immer mit dem bitteren Beigeschmack, dass es nicht richtig war. Dabei sagte sie sich das es weit weniger richtig sein konnte, was jetzt gerade passierte. Es war während eines dieser Gebete, mitten im Sommer, wo die Sonne am längsten blieb, dass ihr Gebet scheinbar erhört wurde.

Schreie drangen aus den weiter entfernten Häusern. Hunderte von Menschen mit Angst geweiteten Nasen, dreckig und unwürdig wie sie waren, nahmen ihre Beine in die Hand um sich in das einzige Gebäude zu flüchten, was halbwegs Schutz bitten konnte. Ihren Landsitz. Trotz aller Abneigung ließ sie die Tore öffnen, Pflichten waren Pflichten. Hinter den letzten Flüchtenden kamen Bocksbeinige Kreaturen hervor. Teilweise von Fell bedeckt, mit kahlen Stellen übersäht. Sie sah Insektenartige, schlangenförmige, ja sogar Vogelartige Körper, in wilder Mischung. Leuchtende Augen, der unsterblicher Hunger des Wahnsinns in den Augen. Dunkelheit war tief in ihnen und versuchte alles was anders war, zu verschlingen.

Ihr Sohn trat an ihr vorbei, blieb vor den Toren stehen. Seine Kleidung gepflegt, die Rüstung umgeschnallt. Das Zeichen des Mors auf der Brust. Er war nur der Schatten des Mannes von einst, dennoch, sie konnte nicht leugnen das irgendetwas in ihm zu scheinen schien. In einem Anfall blinder Emotionen, rief sie ihn an, bei ihr zu bleiben. Er soll nicht gehen. Er schenkte ihr einen Blick, den ersten seit seinem Tod. Die Augen kalt und leer, blickten weit in die Ferne. Doch tief darunter, irgendwo begraben, da glomm etwas. Sie konnte und würde auch nie sagen können, was es genau war. Die einzige Vermutung, die sie sich selbst zugestand, war, das obwohl sein innerstes wohl völlig leer schien, irgendwie Liebe in ihm war.

Die Lebende Leiche zog ihr Schwert und trat dem Körperlichen Verfall und Degeneration in Tiergestalt entgegen.

Ende
 
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