Zu Befehl! :lol:
So, gerade von der Arbeit gekommen und schon gibt es ein Update. :look:
Wie ich mir die typischen Zusammensetzung einer Besatzung eines Chaosschiffes vorstelle, wird im letzten Teil des Kapitels beschrieben.
Und nun weiter im Text, an diesem Teil habe ich sehr lange herum gedoktert, mal sehen, wie er hier ankommt.
Nächstes Update am Freitag. -_-
-
Und es war ein Tanz. Gavri wirbelte, schoss, schlug, trat zu einer Musik, die aus ihrem Innersten zu kommen schien. Es hatte eine schon perverse Leichtigkeit, mit der sie sich durch immer mehr Khorneanhänger kämpfte. Schwester Rasender Zorn hatte ihr in der ersten Unterrichtsstunde erzählt, dass die waffenlose Kampfkunst und der Tanz eng verwandt waren, da in uralter Zeit die ersten Kampfschulen aus Tanzschulen hervor gegangen sein sollen. Und nun tanzte sie den Tanz der Vernichtung, tötete präzise, lies niemanden leiden. Kein Todesschrei erklang, denn ihre Gegner starben dazu einfach zu schnell. Einigen schoss sie in den Rücken, als die restlichen Verräter realisierten, dass sie nicht mit ihren Waffen und Können aufzuhalten war. Und dann stand nur noch einer. Er war etwa dreißig Jahre alt, seine blauen Augen waren weit aufgerissen und er stand in einer Lache seines eigenen Urins, die voll geladene Schrotflinte mit dem blanken Bajonett so fest umklammert, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Gavri musste zu ihm hochsehen und sie schien in seine Seele zu blicken. Sah die Schwere seiner Schuld, seine Schwäche und doch war er nur ein Mensch, der überlaufen musste, um sein Leben zu behalten. Aber er war nie mit dem Herzen bei all den Gräueln dabei gewesen. Und Gavri sah sein Wille zur Reue und seine Bitte um Vergebung in seinen blauen Augen, aus den Tränen der Schuld liefen. Sie wollte ihn nicht töten und Worte drängten an die Oberfläche, die nicht die ihren waren.
"Wie lautet dein Name!"
"Holgar Petrason! Ich wollte das nicht, ich wollte das alles wirklich nicht. Mein Schiff wurde aufgebracht und ich wollte nur am Leben bleiben. Ich tat Dinge, solch furchtbare Dinge!" Polternd flog seine Schrotflinte zu Boden und ein ersticktes Schluchzen kam aus seinem Hals.
"Ich weiß! Ich gebe dir die Möglichkeit, zu bereuen und Sühne zu leisten. Holgar Petrason ist heute gestorben und Azariah ist geboren worden." Sie berührte seine Stirn und löschte das Symbol des Khorne aus. Das war ihr Passagier, der das tat. Zum ersten Mal wurde sie seiner bewusst, auch wenn sie nicht mal ansatzweise verstand, was da vor sich ging. "Komme später hoch zur Kathedrale. Aber nun schlaf, als wärst du tot!" Der Mann erschlaffte, fiel hin und blieb wie tot liegen. Auf einmal fühlte sie sich schwer und leer. Ihr Passagier schien sie gerade wieder alleine ans Steuer gelassen zu haben. Es war eine überaus seltsame Erfahrung.
Müde lehnte sie sich gegen den Gang und gönnte sich ein paar Sekunden, das Erlebte zu verarbeiten. Jetzt hatte sie wieder die vollständige Kontrolle über ihren Körper. Sie betrachte die Klinge ihres Schwertes, das immer noch von blauen Flammen umspielt wurde. Die Klinge schien immer noch makellos zu sein, keine Scharte, kein Kratzer und am überraschendsten: keinerlei Blut. Ihr Blick wanderte zu den vielen Toten, wie war das nur möglich? Sicherlich war sie die beste Schülerin die Schwester Gerechter Zorn je gehabt hatte, aber das? Und was hatte sie da gerade bloß mit Azariah aka Holgar Petrason getan? Sie verstand das nicht einmal ansatzweise.
Es musste das sein, was in ihr war. Was immer es auch war, für das verderbte Chaos und diesen blutrünstigen Khorne schien es absolut nichts übrig zu haben, was sie mal als überaus gutes Zeichen wertete. Gavri akzeptierte nun, dass etwas Fremdes in ihr sein musste und schloss die Augen. "Wer bist du? Was bist du? Was willst du? Was tust du mit mir?", fragte sie sich selbst. Es hatte etwas surreales, mit sich selbst zu reden und keine Antworten zu erhalten. Was immer in ihr war, es wollte sich noch nicht offenbaren.
"Mit Verrätern redest du, aber nicht mit mir!", warf sie ihrem Passagier vor, aber der antwortete immer noch nicht. Irgendwie kam sich Gavri äußerst blöd davor, mit sich selbst zu streiten.
"Wenn du nicht reden willst, dann kämpfen wir eben!"
Das Mädchen biss sich auf die Lippe und stieß sich von der Wand ab. Jetzt war nicht die Zeit darüber nachzudenken. Aber es war beruhigend zu wissen, dass sie wohl nicht verrückt war. Gavri schritt über die Leichen der Gefallenen und fühlte keinen Stolz, sondern nur unendliche Traurigkeit über ihr Werk. Oder sollte sie sagen, das Werk ihres Passagiers? Das Mädchen musterte die Gesichter der Gefallenen, kaum eines war durch Schmerz verzerrt, da sie so schnell gestorben waren, dass sie gar nicht mehr realisiert hatten, dass sie tödlich getroffen waren. Die meisten Gesichter waren eine Maske aus Hass, andere zeigten Angst oder die Resignation über die Erkenntnis, dass jetzt ihre letzte Stunde gekommen war. Da die Toten teilweise so dicht lagen, musste sie über einige steigen. Es war irgendwie eklig, über Leichen schreiten zu müssen. Schließlich spürte sie ein Würgen und ihr kam das Frühstück hoch. Gerade noch rechtzeitig konnte sie ihr Visier öffnen und übergab sich über die Leichen. Das Mädchen schloss die Augen und musste husten. Angeekelt wandte sie sich ab und versuchte, sich zu beruhigen. Sie stolperte vorwärts, nur weg von hier, weg von ihrem Werk der Vernichtung von Menschenleben. Erst nachdem sie um zwei Ecken gebogen war, drückte sie sich in eine Nische und versuchte, ihren Atem zu beruhigen. Ihr Herz raste, ihr Mund war voll bitterem Geschmack und ihre Stirn schweißnass.
Um sich herum hörte sie das Geräusch vieler Gefechte, das harte Hämmern von Maschinengewehren, das Peitschen von Laserpistolenschüssen, das schnelle Knattern von Autopistolen, das Wummern von Schrotflinten, das Kreischen von Kettenschwertern und das Fauchen von Flammenwerfern. Aber mit jedem Herzschlag schien weniger gekämpft zu werden. Und das Mädchen wusste, dass es nicht daran lag, dass die Chaosanhänger starben, sondern die Verteidiger wurden einfach überrannt.
Ihr wurde bewusst, dass sie einfach keine Zeit hatte, die Ereignisse in Ruhe zu verarbeiten. Also riss sie sich zusammen und lief weiter, nachdem sie die Haube ihres Anzuges wieder hochgeklappt hatte. Eine Minute später stieß sie auf die nächste Entermannschaft, dreißig Mann, sie tötete sie in genau so vielen Sekunden, als ihr Passagier sie wieder übernahm. Die letzten versuchten, von ihr wegzufliehen, aber schneller als das Licht waren sie nun mal nicht. Ihre Laserpistole hielt reichlich Ernte. Und dann war es wieder vorbei, ein Gang voller Toter und sie fühlte sich wieder schwer und allein.
Gavri traf wieder auf den Trupp aus Matrosen und Pilger, der sie vor nicht mal fünf Minuten weggeschickt hatte. Keiner lebte mehr, was sehr einfach daran zu erkennen war, dass keiner mehr einen Kopf hatte. Drei tote Mutanten zeugten davon, dass sie sich gewehrt hatten, wenn auch offensichtlich nicht besonders erfolgreich. Ein einzelner zurückgebliebener Chaosmutant fraß gerade den Demagogen, der von seiner eigenen Waffe in mehrere Stücke zersägt worden war, die noch in seinem Torso steckte. Sie erschoss den Mutanten von hinten.
Das Mädchen am Rande zur Frauwerdung überdachte ihre Lage und kam nun zu dem Schluss, dass sie hier nur ihre Zeit verschwendete, der Feind war trotz zahlreicher Zeloten mühelos durchgebrochen und der Kampf würde oben entschieden oder besser gesagt, beendet werden. Gavri hatte ihren Schutzbefohlenen versprochen, bei ihnen zu sein, also arbeitete sie sich zu dem nächsten Aufgang hoch. Ihr war klar, dass der Kampf mit ihrem aller Tod enden würde, da es einfach eine mathematische Rechnung war. Oder vielleicht doch nicht? Gab es vielleicht Hoffnung? War das in ihr vielleicht stark genug, um die Menschen dieses Schiffes zu retten? Stark genug, es mit einer solch gewaltigen, kampferfahrenen und blutrünstigen Übermacht aufzunehmen?
Gavri kam in Deck D heraus. Und offensichtlich hatten es nicht alle Pilger in die Kathedrale geschafft. Im langen Gang alleine konnte sie schon viele Leichen sehen, die genaue Anzahl konnte sie nicht erfassen, da die zerstückelten Leiber schwer zu zählen waren. Sie sah zwei der Verursacher und schoss diese nieder, bevor sie überhaupt registrierten, dass ein neuer Gegner aufgetaucht war, einer, der zu töten wusste. Das Mädchen war hin und her gerissen, entweder das Deck hier säubern oder in die Kathedrale hoch. Sie hörte schreckliche Schreie. Was sollte sie nur tun?
"Konzentriere dich auf die Kathedrale, dort wird die Entscheidung fallen. Dich hier zu verzetteln, gefährdet nur alles. Lerne zu akzeptieren, dass wir nicht alle Menschen retten können.", sprach die Stimme ihres Passagiers zum ersten Mal verständlich in ihren Gedanken zu ihr. Es war eine angenehme Stimme, weiblich, jung, ähnlich der ihren. Oder war es gar die ihre? Man hörte sich selbst ja anders, als alle anderen.
"Wer bist du, verdammt noch mal, und was suchst du in meinen Körper?" Natürlich antwortete die Stimme jetzt nicht mehr. Das war ja so was von klar gewesen. "Verdammt! Dann eben hoch zur Kathedrale." Sie lauschte kurz den Schreien gequälter Menschen, dann wandte sie sich mit Tränen in den Augen ab und lief zum nächsten Aufgang.
Als sie um die Ecke bog, sprang sie überraschend ein gewaltiger Hund mit einem bronzenen Halsband an. Dieses Ding war seltsam verdreht, als wäre es nicht von dieser Welt. Erschreckt von dem plötzlichen Angriff duckte sie sich mit einem übermenschlichen Reflex unter ihm hindurch und rammte ihr Schwert nach oben in die Unterseide von dem Ding. Tief fuhr die Klinge durch die Bestie hindurch, schnitt den Unterleib auf und die Innereien ergossen sich qualmend auf den Boden. Hinter ihr blieb das Monster zuckend in Agonie gefangen liegen, bis es in blauem Feuer verging. Etwas schien sie zu durchfahren. Ihr Schwert leuchtete dabei so grell blau auf, dass Gavri einen Moment befürchtete, blind geworden zu sein. Aber dann konnte sie wieder halbwegs ihre Umgebung wahrnehmen und dem nächsten wütenden, viel zu großen Hund ihr Schwert durch den Schädel ins Gehirn rammen. Das Schwert glitt mühelos durch den Knochen und das hatte nichts mit ihrer Kraft zu tun, die unmöglich so etwas vollbringen konnte. Hauptsächlich das Schwert schien das zu bewerkstelligen. Diesmal war sie vorgewarnt und schloss die Augen, während der Hund an ihrem Schwert zu Boden rutschte. Wieder fuhr etwas durch sie hindurch, was sie sich wie ein leichter Stromstoß anfühlte, aber nicht wirklich unangenehm, sondern eher belebend. Sie hatte keine Ahnung, was da gerade passierte, aber es fühlte sich gut an. Auch dieser Hund ging in blauen Flammen auf und sein Halsband zerfloss zu einer Pfütze aus Bronze.
Ein dritter verdorbener Hund sah sie knurrend an, ihre Blicke kreuzten sich, dann kniff der Köter den Schwanz ein und rannte winselnd von ihr weg. Das Mädchen schoss auf die Bestie, aber ihrer Waffe gelang es nicht, ihn zu verwunden, obwohl sie deutlich traf. Gavri lief ihm nach und betrat Deck C, das auch mit Leichen bedeckt war. Sie sah ihn in einen Eingang rennen und wollte ihm nachsetzen, blind für alles andere um sie herum. Dieses Ding war eine Abscheulichkeit wider dem Licht und musste vernichtet werden.
Die Quittung für ihre Unachtsamkeit bekam sie sofort serviert. Eine Salve aus einem Lasergewehr prasselte in ihren Energieschild und gemahnte sie daran, dass manche Khorneanbeter auch eine Fernwaffe dabei hatten. Wieder musste sie sich mit einem weiteren Entertrupp herumschlagen. Und diese waren besser organisiert als jeder andere Trupp bisher. Sie trugen richtige schwere Rüstungen, wie sie imperiale Gardisten benutzten. Gardisten waren die Elite des Imperiums, handverlesene Kämpfer, angeblich absolut Treu zum Imperator, so hieß es jedenfalls in den Filmen wie "Gardisten Marsch!" oder "Feuertaufe". Wahrscheinlich waren das auch kürzlich übergelaufene Verräter, welche wohl doch nicht so treu zu Imperator und Imperium gestanden hatten und spielten ihre gute imperiale Gardistenausbildung und Ausrüstung nun gegen sie aus. Sie konnte sieben Stück ausmachen, die sofort in Deckung gegangen waren und sie mit Lasergewehren ins Kreuzfeuer nahmen. Zum ersten Mal war sie es, die sich zurückfallen lassen musste. Ihr Passagier schien diesmal nicht einzugreifen und Gavri musste sich alleine dem Feind stellen.
"Das muss die blonde Hexe sein. Denkt daran, ihr Kopf muss intakt bleiben!" Blonde Hexe? Was hatte das zu bedeuten? War sie damit gemeint? Wenn ja, woher wussten sie von ihr? Das Mädchen floh die Treppe wieder nach unten, eine Flammenlohe erfüllte das Treppenhaus, als sie es gerade wieder verließ.
"Du Schwachkopf! Welchen Teil von ihr Kopf muss intakt bleiben, hast du nicht verstanden?" Brüllte eine Stimme über ihr durch das Treppenhaus. Dann folgte das knallende Geräusch eines Laserschusses.
Deck D war zu geradlinig, als das es als Schlachtfeld taugen würde. Sie hechtete in das gegenüberliegende Treppenhaus und eine Salve aus einer Bolterpistole hämmerte in ihrem Balg, als ihr Schutzfeld durchschlagen wurde. Mit einer unglaublichen Wucht wurde sie von den Beinen gerissen. Unbeschreibliche Schmerzen explodierten in ihrem Unterleib. Dagegen hatten sich die Schläge der Geißel des Zuchtmeisters sich wie ein sanftes Streicheln angefühlt.
"Ich hab die Fotze erledigt! Die achtundachtzig Sklavinnen gehören mir!", schrie der Schütze begeistert. Währenddessen kugelte sie die Treppe in Richtung Unterdeck herunter und musste ihr Schwert fallen lassen, wollte sie sich nicht selbst daran verletzen. Hart kam sie am Fuß der Treppe auf und ihr Schwert rutschte neben ihr zu Boden. Durch Filme wusste sie um verheerende Wirkung einer Boltpistole auf menschliche Körper und sie war äußerst überrascht, dass sie, als sie an sich herabblickte, nicht ihre herausquellenden Innereien betrachten musste. Ihre Uniform war an zwei Stellen versengt, aber die Geschosse hatten die Außenhaut des Anzugs nicht durchschlagen. Trotzdem hatte sie furchtbare Schmerzen. Als sie hustete, sprühte sie blutigen Speichel auf die Innenseite ihrer Sichtscheibe. In ihr kam zum zweiten Mal heute massive Todesangst hoch. Warum griff ihr Passagier nicht ein?
"Bitte! Tu was!", keuchte sie. Rote Warnsymbole flammten auf ihrem Visier auf und sie spürte, wie etwas von außerhalb in ihren Körper gepumpt wurde. Wahrscheinlich von ihren Anzug, der über viel mehr Funktionen zu verfügen schien, als es bisher den Anschein gehabt hatte. Ihre Schmerzen ließen augenblicklich nach und klangen auf ein unangenehmes Pochen ab. Von oben kamen mehrere Gardisten in roter Rüstung, auf deren Brust statt des Imperialen Adlers messingfarbene Khornesymbole und achtstrahlige Sterne prangten.
"Ich fass es ja nicht, die verdammte Schlampe lebt immer noch!" Der ehemalige Gardist hob ein weiteres Mal seine Pistole und entleerte grausam lachend das ganze Magazin der Boltpistole im Schnellfeuermodus in ihre Richtung.
So, gerade von der Arbeit gekommen und schon gibt es ein Update. :look:
Wie ich mir die typischen Zusammensetzung einer Besatzung eines Chaosschiffes vorstelle, wird im letzten Teil des Kapitels beschrieben.
Und nun weiter im Text, an diesem Teil habe ich sehr lange herum gedoktert, mal sehen, wie er hier ankommt.
Nächstes Update am Freitag. -_-
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Und es war ein Tanz. Gavri wirbelte, schoss, schlug, trat zu einer Musik, die aus ihrem Innersten zu kommen schien. Es hatte eine schon perverse Leichtigkeit, mit der sie sich durch immer mehr Khorneanhänger kämpfte. Schwester Rasender Zorn hatte ihr in der ersten Unterrichtsstunde erzählt, dass die waffenlose Kampfkunst und der Tanz eng verwandt waren, da in uralter Zeit die ersten Kampfschulen aus Tanzschulen hervor gegangen sein sollen. Und nun tanzte sie den Tanz der Vernichtung, tötete präzise, lies niemanden leiden. Kein Todesschrei erklang, denn ihre Gegner starben dazu einfach zu schnell. Einigen schoss sie in den Rücken, als die restlichen Verräter realisierten, dass sie nicht mit ihren Waffen und Können aufzuhalten war. Und dann stand nur noch einer. Er war etwa dreißig Jahre alt, seine blauen Augen waren weit aufgerissen und er stand in einer Lache seines eigenen Urins, die voll geladene Schrotflinte mit dem blanken Bajonett so fest umklammert, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Gavri musste zu ihm hochsehen und sie schien in seine Seele zu blicken. Sah die Schwere seiner Schuld, seine Schwäche und doch war er nur ein Mensch, der überlaufen musste, um sein Leben zu behalten. Aber er war nie mit dem Herzen bei all den Gräueln dabei gewesen. Und Gavri sah sein Wille zur Reue und seine Bitte um Vergebung in seinen blauen Augen, aus den Tränen der Schuld liefen. Sie wollte ihn nicht töten und Worte drängten an die Oberfläche, die nicht die ihren waren.
"Wie lautet dein Name!"
"Holgar Petrason! Ich wollte das nicht, ich wollte das alles wirklich nicht. Mein Schiff wurde aufgebracht und ich wollte nur am Leben bleiben. Ich tat Dinge, solch furchtbare Dinge!" Polternd flog seine Schrotflinte zu Boden und ein ersticktes Schluchzen kam aus seinem Hals.
"Ich weiß! Ich gebe dir die Möglichkeit, zu bereuen und Sühne zu leisten. Holgar Petrason ist heute gestorben und Azariah ist geboren worden." Sie berührte seine Stirn und löschte das Symbol des Khorne aus. Das war ihr Passagier, der das tat. Zum ersten Mal wurde sie seiner bewusst, auch wenn sie nicht mal ansatzweise verstand, was da vor sich ging. "Komme später hoch zur Kathedrale. Aber nun schlaf, als wärst du tot!" Der Mann erschlaffte, fiel hin und blieb wie tot liegen. Auf einmal fühlte sie sich schwer und leer. Ihr Passagier schien sie gerade wieder alleine ans Steuer gelassen zu haben. Es war eine überaus seltsame Erfahrung.
Müde lehnte sie sich gegen den Gang und gönnte sich ein paar Sekunden, das Erlebte zu verarbeiten. Jetzt hatte sie wieder die vollständige Kontrolle über ihren Körper. Sie betrachte die Klinge ihres Schwertes, das immer noch von blauen Flammen umspielt wurde. Die Klinge schien immer noch makellos zu sein, keine Scharte, kein Kratzer und am überraschendsten: keinerlei Blut. Ihr Blick wanderte zu den vielen Toten, wie war das nur möglich? Sicherlich war sie die beste Schülerin die Schwester Gerechter Zorn je gehabt hatte, aber das? Und was hatte sie da gerade bloß mit Azariah aka Holgar Petrason getan? Sie verstand das nicht einmal ansatzweise.
Es musste das sein, was in ihr war. Was immer es auch war, für das verderbte Chaos und diesen blutrünstigen Khorne schien es absolut nichts übrig zu haben, was sie mal als überaus gutes Zeichen wertete. Gavri akzeptierte nun, dass etwas Fremdes in ihr sein musste und schloss die Augen. "Wer bist du? Was bist du? Was willst du? Was tust du mit mir?", fragte sie sich selbst. Es hatte etwas surreales, mit sich selbst zu reden und keine Antworten zu erhalten. Was immer in ihr war, es wollte sich noch nicht offenbaren.
"Mit Verrätern redest du, aber nicht mit mir!", warf sie ihrem Passagier vor, aber der antwortete immer noch nicht. Irgendwie kam sich Gavri äußerst blöd davor, mit sich selbst zu streiten.
"Wenn du nicht reden willst, dann kämpfen wir eben!"
Das Mädchen biss sich auf die Lippe und stieß sich von der Wand ab. Jetzt war nicht die Zeit darüber nachzudenken. Aber es war beruhigend zu wissen, dass sie wohl nicht verrückt war. Gavri schritt über die Leichen der Gefallenen und fühlte keinen Stolz, sondern nur unendliche Traurigkeit über ihr Werk. Oder sollte sie sagen, das Werk ihres Passagiers? Das Mädchen musterte die Gesichter der Gefallenen, kaum eines war durch Schmerz verzerrt, da sie so schnell gestorben waren, dass sie gar nicht mehr realisiert hatten, dass sie tödlich getroffen waren. Die meisten Gesichter waren eine Maske aus Hass, andere zeigten Angst oder die Resignation über die Erkenntnis, dass jetzt ihre letzte Stunde gekommen war. Da die Toten teilweise so dicht lagen, musste sie über einige steigen. Es war irgendwie eklig, über Leichen schreiten zu müssen. Schließlich spürte sie ein Würgen und ihr kam das Frühstück hoch. Gerade noch rechtzeitig konnte sie ihr Visier öffnen und übergab sich über die Leichen. Das Mädchen schloss die Augen und musste husten. Angeekelt wandte sie sich ab und versuchte, sich zu beruhigen. Sie stolperte vorwärts, nur weg von hier, weg von ihrem Werk der Vernichtung von Menschenleben. Erst nachdem sie um zwei Ecken gebogen war, drückte sie sich in eine Nische und versuchte, ihren Atem zu beruhigen. Ihr Herz raste, ihr Mund war voll bitterem Geschmack und ihre Stirn schweißnass.
Um sich herum hörte sie das Geräusch vieler Gefechte, das harte Hämmern von Maschinengewehren, das Peitschen von Laserpistolenschüssen, das schnelle Knattern von Autopistolen, das Wummern von Schrotflinten, das Kreischen von Kettenschwertern und das Fauchen von Flammenwerfern. Aber mit jedem Herzschlag schien weniger gekämpft zu werden. Und das Mädchen wusste, dass es nicht daran lag, dass die Chaosanhänger starben, sondern die Verteidiger wurden einfach überrannt.
Ihr wurde bewusst, dass sie einfach keine Zeit hatte, die Ereignisse in Ruhe zu verarbeiten. Also riss sie sich zusammen und lief weiter, nachdem sie die Haube ihres Anzuges wieder hochgeklappt hatte. Eine Minute später stieß sie auf die nächste Entermannschaft, dreißig Mann, sie tötete sie in genau so vielen Sekunden, als ihr Passagier sie wieder übernahm. Die letzten versuchten, von ihr wegzufliehen, aber schneller als das Licht waren sie nun mal nicht. Ihre Laserpistole hielt reichlich Ernte. Und dann war es wieder vorbei, ein Gang voller Toter und sie fühlte sich wieder schwer und allein.
Gavri traf wieder auf den Trupp aus Matrosen und Pilger, der sie vor nicht mal fünf Minuten weggeschickt hatte. Keiner lebte mehr, was sehr einfach daran zu erkennen war, dass keiner mehr einen Kopf hatte. Drei tote Mutanten zeugten davon, dass sie sich gewehrt hatten, wenn auch offensichtlich nicht besonders erfolgreich. Ein einzelner zurückgebliebener Chaosmutant fraß gerade den Demagogen, der von seiner eigenen Waffe in mehrere Stücke zersägt worden war, die noch in seinem Torso steckte. Sie erschoss den Mutanten von hinten.
Das Mädchen am Rande zur Frauwerdung überdachte ihre Lage und kam nun zu dem Schluss, dass sie hier nur ihre Zeit verschwendete, der Feind war trotz zahlreicher Zeloten mühelos durchgebrochen und der Kampf würde oben entschieden oder besser gesagt, beendet werden. Gavri hatte ihren Schutzbefohlenen versprochen, bei ihnen zu sein, also arbeitete sie sich zu dem nächsten Aufgang hoch. Ihr war klar, dass der Kampf mit ihrem aller Tod enden würde, da es einfach eine mathematische Rechnung war. Oder vielleicht doch nicht? Gab es vielleicht Hoffnung? War das in ihr vielleicht stark genug, um die Menschen dieses Schiffes zu retten? Stark genug, es mit einer solch gewaltigen, kampferfahrenen und blutrünstigen Übermacht aufzunehmen?
Gavri kam in Deck D heraus. Und offensichtlich hatten es nicht alle Pilger in die Kathedrale geschafft. Im langen Gang alleine konnte sie schon viele Leichen sehen, die genaue Anzahl konnte sie nicht erfassen, da die zerstückelten Leiber schwer zu zählen waren. Sie sah zwei der Verursacher und schoss diese nieder, bevor sie überhaupt registrierten, dass ein neuer Gegner aufgetaucht war, einer, der zu töten wusste. Das Mädchen war hin und her gerissen, entweder das Deck hier säubern oder in die Kathedrale hoch. Sie hörte schreckliche Schreie. Was sollte sie nur tun?
"Konzentriere dich auf die Kathedrale, dort wird die Entscheidung fallen. Dich hier zu verzetteln, gefährdet nur alles. Lerne zu akzeptieren, dass wir nicht alle Menschen retten können.", sprach die Stimme ihres Passagiers zum ersten Mal verständlich in ihren Gedanken zu ihr. Es war eine angenehme Stimme, weiblich, jung, ähnlich der ihren. Oder war es gar die ihre? Man hörte sich selbst ja anders, als alle anderen.
"Wer bist du, verdammt noch mal, und was suchst du in meinen Körper?" Natürlich antwortete die Stimme jetzt nicht mehr. Das war ja so was von klar gewesen. "Verdammt! Dann eben hoch zur Kathedrale." Sie lauschte kurz den Schreien gequälter Menschen, dann wandte sie sich mit Tränen in den Augen ab und lief zum nächsten Aufgang.
Als sie um die Ecke bog, sprang sie überraschend ein gewaltiger Hund mit einem bronzenen Halsband an. Dieses Ding war seltsam verdreht, als wäre es nicht von dieser Welt. Erschreckt von dem plötzlichen Angriff duckte sie sich mit einem übermenschlichen Reflex unter ihm hindurch und rammte ihr Schwert nach oben in die Unterseide von dem Ding. Tief fuhr die Klinge durch die Bestie hindurch, schnitt den Unterleib auf und die Innereien ergossen sich qualmend auf den Boden. Hinter ihr blieb das Monster zuckend in Agonie gefangen liegen, bis es in blauem Feuer verging. Etwas schien sie zu durchfahren. Ihr Schwert leuchtete dabei so grell blau auf, dass Gavri einen Moment befürchtete, blind geworden zu sein. Aber dann konnte sie wieder halbwegs ihre Umgebung wahrnehmen und dem nächsten wütenden, viel zu großen Hund ihr Schwert durch den Schädel ins Gehirn rammen. Das Schwert glitt mühelos durch den Knochen und das hatte nichts mit ihrer Kraft zu tun, die unmöglich so etwas vollbringen konnte. Hauptsächlich das Schwert schien das zu bewerkstelligen. Diesmal war sie vorgewarnt und schloss die Augen, während der Hund an ihrem Schwert zu Boden rutschte. Wieder fuhr etwas durch sie hindurch, was sie sich wie ein leichter Stromstoß anfühlte, aber nicht wirklich unangenehm, sondern eher belebend. Sie hatte keine Ahnung, was da gerade passierte, aber es fühlte sich gut an. Auch dieser Hund ging in blauen Flammen auf und sein Halsband zerfloss zu einer Pfütze aus Bronze.
Ein dritter verdorbener Hund sah sie knurrend an, ihre Blicke kreuzten sich, dann kniff der Köter den Schwanz ein und rannte winselnd von ihr weg. Das Mädchen schoss auf die Bestie, aber ihrer Waffe gelang es nicht, ihn zu verwunden, obwohl sie deutlich traf. Gavri lief ihm nach und betrat Deck C, das auch mit Leichen bedeckt war. Sie sah ihn in einen Eingang rennen und wollte ihm nachsetzen, blind für alles andere um sie herum. Dieses Ding war eine Abscheulichkeit wider dem Licht und musste vernichtet werden.
Die Quittung für ihre Unachtsamkeit bekam sie sofort serviert. Eine Salve aus einem Lasergewehr prasselte in ihren Energieschild und gemahnte sie daran, dass manche Khorneanbeter auch eine Fernwaffe dabei hatten. Wieder musste sie sich mit einem weiteren Entertrupp herumschlagen. Und diese waren besser organisiert als jeder andere Trupp bisher. Sie trugen richtige schwere Rüstungen, wie sie imperiale Gardisten benutzten. Gardisten waren die Elite des Imperiums, handverlesene Kämpfer, angeblich absolut Treu zum Imperator, so hieß es jedenfalls in den Filmen wie "Gardisten Marsch!" oder "Feuertaufe". Wahrscheinlich waren das auch kürzlich übergelaufene Verräter, welche wohl doch nicht so treu zu Imperator und Imperium gestanden hatten und spielten ihre gute imperiale Gardistenausbildung und Ausrüstung nun gegen sie aus. Sie konnte sieben Stück ausmachen, die sofort in Deckung gegangen waren und sie mit Lasergewehren ins Kreuzfeuer nahmen. Zum ersten Mal war sie es, die sich zurückfallen lassen musste. Ihr Passagier schien diesmal nicht einzugreifen und Gavri musste sich alleine dem Feind stellen.
"Das muss die blonde Hexe sein. Denkt daran, ihr Kopf muss intakt bleiben!" Blonde Hexe? Was hatte das zu bedeuten? War sie damit gemeint? Wenn ja, woher wussten sie von ihr? Das Mädchen floh die Treppe wieder nach unten, eine Flammenlohe erfüllte das Treppenhaus, als sie es gerade wieder verließ.
"Du Schwachkopf! Welchen Teil von ihr Kopf muss intakt bleiben, hast du nicht verstanden?" Brüllte eine Stimme über ihr durch das Treppenhaus. Dann folgte das knallende Geräusch eines Laserschusses.
Deck D war zu geradlinig, als das es als Schlachtfeld taugen würde. Sie hechtete in das gegenüberliegende Treppenhaus und eine Salve aus einer Bolterpistole hämmerte in ihrem Balg, als ihr Schutzfeld durchschlagen wurde. Mit einer unglaublichen Wucht wurde sie von den Beinen gerissen. Unbeschreibliche Schmerzen explodierten in ihrem Unterleib. Dagegen hatten sich die Schläge der Geißel des Zuchtmeisters sich wie ein sanftes Streicheln angefühlt.
"Ich hab die Fotze erledigt! Die achtundachtzig Sklavinnen gehören mir!", schrie der Schütze begeistert. Währenddessen kugelte sie die Treppe in Richtung Unterdeck herunter und musste ihr Schwert fallen lassen, wollte sie sich nicht selbst daran verletzen. Hart kam sie am Fuß der Treppe auf und ihr Schwert rutschte neben ihr zu Boden. Durch Filme wusste sie um verheerende Wirkung einer Boltpistole auf menschliche Körper und sie war äußerst überrascht, dass sie, als sie an sich herabblickte, nicht ihre herausquellenden Innereien betrachten musste. Ihre Uniform war an zwei Stellen versengt, aber die Geschosse hatten die Außenhaut des Anzugs nicht durchschlagen. Trotzdem hatte sie furchtbare Schmerzen. Als sie hustete, sprühte sie blutigen Speichel auf die Innenseite ihrer Sichtscheibe. In ihr kam zum zweiten Mal heute massive Todesangst hoch. Warum griff ihr Passagier nicht ein?
"Bitte! Tu was!", keuchte sie. Rote Warnsymbole flammten auf ihrem Visier auf und sie spürte, wie etwas von außerhalb in ihren Körper gepumpt wurde. Wahrscheinlich von ihren Anzug, der über viel mehr Funktionen zu verfügen schien, als es bisher den Anschein gehabt hatte. Ihre Schmerzen ließen augenblicklich nach und klangen auf ein unangenehmes Pochen ab. Von oben kamen mehrere Gardisten in roter Rüstung, auf deren Brust statt des Imperialen Adlers messingfarbene Khornesymbole und achtstrahlige Sterne prangten.
"Ich fass es ja nicht, die verdammte Schlampe lebt immer noch!" Der ehemalige Gardist hob ein weiteres Mal seine Pistole und entleerte grausam lachend das ganze Magazin der Boltpistole im Schnellfeuermodus in ihre Richtung.
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