Jedem seins- viele Wissenschafter wissen, dass ihre Arbeit auf Annahmen basiert und zudem auch häufig recht ungenau ist. Trotzdem gelten viele Erkenntnisse als gesichert, zumindest, bis eine bessere Erklärung vorliegt- und genau das ist das Problem. Die Wissenschaft liefert ein vorläufiges "Wissen" und ist gern bereit, das zu revidieren, wenn sich etwas ändert. Der "Glaube" erzeugt in vielen Gläubigen aber den Eindruck, sie würden definitiv "wissen", was Sache ist, und da wird die Geschichte hässlich- denn wenn man etwas so definitiv "weiß", ist man nur schwer davon wieder abzubringen, und eine Revidierung vorherigen "Wissens" passiert im Glauben nun mal eigentlich auch selten.
Und letztlich gilt immer noch: Ich muss nicht an ein göttliches Superwesen glauben, um die Werte, die eine Religion vermittelt, dennoch gut finden zu können. Nur ist es natürlich auch ein Unterschied, warum ich aufrecht und rechtschaffen handle:
1. Handle ich so, weil Gott es mir befohlen hat? Weil ich Angst vor Strafe habe?
2. Handle ich so, weil ich glaube, dass ich dafür belohnt werde, nach meinem Leben?
3. Handle ich so, weil ich konform mit meiner Glaubensgruppe sein möchte und damit auch im diesseitigen Leben mit sozialer Aufnahme belohnt werde?
4. Handle ich so, obwohl mir dieses Superwesen egal ist und ich nicht an irgendwas danach glaube(n kann), ich dieses Verhalten aber dennoch für richtig erachte?
Letztlich liegt in der Freiheit des Atheismus eine Menge Potenzial, aber sowohl zum positiven wie zum negativen.(denn wenn ich nichts zu befürchten habe, warum sollte ich dann nicht egoistisch sein bis zum letzten?) Fakt ist aber, dass man bei Atheisten immer noch unterscheiden muss zwischen denen, die aus Trotz "Atheisten" sind, weil sie mit ihrer Kirche nichts mehr zu tun haben wollen, aber insgeheim trotzdem an irgendwas glauben(und sei's die Wissenschaft als Religionsersatz- ist im übrigen auch nicht besser als Religion, denn wenn man in der Wissenschaft plötzlich Annahmen als fundamentale Tatsachen ansieht, ist die Wissenschaft genauso festgefahren wie die Religion), und den Atheisten, die es zwar sind, aber gar nicht sein wollen. Ich persönlich beneide jeden, der an etwas fest und überzeugt glauben kann, und wäre auch hundertmal lieber ein Fanatiker, denn die Seelenruhe kann man sich wohl wahrlich nicht kaufen.