WHFB Die Kinder Sigmars + Die Kinder des Drachen

Danke sehr, mir fällt ein Stein vom Herzen - ich dachte schon, meine Leserschaft wäre endgültig ausgestorben. 😛h34r:


Kapitel XIV: Freundschaft findet ihren Weg



Die Bestie kam näher. Sie war nur noch knappe zehn Fuß von ihm entfernt und auch wenn sie ihn vor den bösen Elfen gerettet hatte, würde sie ihn nun sicher genauso abschlachten wie die Spitzohren vor ihm. Sie hatte sich auf fünf Fuß genähert und lief beständig weiter auf ihn zu. Seine Gedanken überschlugen sich und er begann von dem Ungeheuer wegzurutschen. Seine Augen huschten unauffällig über den Boden und suchten etwas, das man als Waffe hätte verwenden können. Doch er fand nichts. Was sollte er nur tun? Sollte er versuchen zu fliehen, oder - unwahrscheinlicher Weise - konnte man ja mit dem Monstrum verhandeln? Wütend verzog Albrecht das Gesicht, ja - im feige sein hatte er Erfahrung - aber diesmal nicht! Er würde nicht fliehen, sowie damals bei der Schlacht, in der er seinen Hauptmann Schneider verraten hatte, dem gegenüber er in letzter Zeit so viele Schuldgefühle aufgebaut hatte. Sein Hauptmann hatte sich zusammen mit allen Soldaten geopfert und er war geflohen. Nein, diesmal nicht! Mit neuer Entschlossenheit rasten seine Finger über den rauen Boden, bis sie schließlich in kalten Stahl griffen. Er zog sich eine tiefe Wunde zu, ignorierte sie jedoch, umfasste den Griff der Elfenklinge und sprang auf die Füße. Er nahm fast nichts mehr war, alles was noch zählte war die Waffe in seiner Hand und die Bestie die keine Manneslänge mehr von ihm entfernt war. Er würde sie aufhalten, ehe sie über die Leute in der Stadt herfallen konnte. "Für Schneider!", schrie Albrecht gellend und warf sich auf seinen Gegner. Der Angriff überraschte seinen Feind offenbar, denn dieser wich verblüfft - jedoch sehr gewand - zwei Schritte zurück. Albrecht sah seine Chance und führte einen Stich gegen den Unterleib des Monstrums aus, doch kurz bevor die Klinge in das Fleisch eindringen konnte, spürte er einen dumpfen Schmerz in der Seite und wurde mehrere Meter durch die Luft geschleudert, ehe er heftig gegen einen Baumstamm prallte. Albrecht stöhnte. So wie sich seine Brust anfühlte, hatte er sich ganz gewiss eine, oder mehrere Rippen gebrochen. Vor seinen Augen tanzten helle Lichter und er musste ein paarmal blinzeln, um sie zum Verschwinden zu bewegen. Allmählich klärte sich seine Sicht und rappelte sich wieder hoch, auf den Angriff seines Gegners wartend - doch der war verschwunden. Verdutzt suchte er die Lichtung ab, aber er fand nicht eine Spur von seinem Feind. Er stolperte zwei Schritte nach vorne, hob die Waffe wieder auf und spannte seinen Körper an... das Ungeheuer würde sicher wieder kommen. Er hörte ein Rascheln aus den Blättern über sich, aber es war zu spät: mit einer unmenschlich schnellen Bewegung stürzte sich ein Schatten auf ihn, riss ihm das Elfenmesser aus der Hand und warf ihn zu Boden. Erneut traten schwarze Flecken vor seine Augen und er rechnete fest damit, dass er in Ohnmacht fallen würde, aber die Bestie packte ihn an den Haaren, zog ihn hoch und schüttelte ihn unsanft, was die Schleier vor seinem Bewusstsein vertrieb. Er führte ein paar schwächliche Hiebe gegen seinen Feind, welche dieser aber allerdings mit seiner freien Hand mühelos wegwischte, als wären es lästige, aufdringliche Fliegen. "Albrecht.", ertönte eine, ihm eine bekannte Stimme und er wurde wieder durchgeschüttelt. "Albrecht, nun hör auf mit diesem Unsinn!" Verwundert blinzelte Albrecht und konzentrierte sich auf das Gesicht der Bestie. "Hauptmann Schneider?"

"Hauptmann Schneider?" Schneider verzog sein Gesicht und gab lediglich ein bestätigendes Grunzen von sich. Er setzte Albrecht nicht ganz sanft wieder auf dem Boden ab und hörte, wie dieser ein verwundertes Keuchen von sich gab, indem - wie er vermutete - auch eine wenig Angst mitschwang. "Hauptmann Schneider... Ihr.. Ihr.. Ihr lebt noch? Wie habt Ihr das geschafft?" Er gab erneut ein ´Grunzen von sich, dass Albrecht sagte, dass er ganz bestimmt nicht darüber reden wolle, und erwiderte anschließend. "Wieso lebst DU noch?" Der junge Mann senkte betroffen den Kopf - es schmerzte ihn ein wenig, dass sein Hauptmann ihn scheinbar verachtete und er konnte sich denken wer der merkwürdige Gast am Morgen, in der Wirtsstube gewesen war. Er seufzte kurz und begann zu erzählen und desto weiter er kam, desto schwerer vielen ihm die Worte, denn er beobachtete wie Schneiders Gesichtsausdruck sich immer weiter verfinsterte. "Bitte verzeiht mir...", stammelte er, wurde jedoch nur mit einem verächtlichen Geräusch gestraft. "Bitte mein Freund, verzeih mir!", er schrie nun fast und Schneider war überrascht, dass er nun an ihn, als den alten Freund und Kampfgefährten appellierte und nicht mehr an den Offizier. Eine endlose Sekunde beobachtete er den verzweifelten, jungen Menschen und setzte sich dann langsam neben ihn. "Weisst du...", begann er, griff nach dem Elfenmesser und begann damit im Sand herumzustochern. "Ich hatte es jedem Soldaten freigestellt zu gehen, du musst dich nicht für deine Entscheidung entschuldigen..." Er bedachte Albrecht mit einem langen Blick. "Ich selbst habe gekämpft, doch es hatte nichts genützt: der Anführer der grünen Horde hat meinen Körper zerschmettert, als wäre er aus dünnem Holz." Albrecht bemerkte, dass es seinem alten Freund immer schwerer fiel weiterzusprechen und versuchte einen lockeren Eindruck zu machen, aber seine Bemühungen wurden von seiner schmerzenden Brust zunichte gemacht. "Ich selbst...", fuhr Schneider fort. "...habe dann das schlimmste Vergehen begangen, weit schmachvoller als deine Flucht." Albrecht musterte ihn verständnislos: "Was?" Schneider blickte ihn mit stechenden Augen an - irgendetwas stimmte nicht mit seinen Augen, fand Albrecht - ehe er sich mit einer unauffälligen Bewegung die Lippen leckte. Er entblösste seine Reisszähne für nicht einmal eine Sekunde, aber es reichte um den jungen Menschen neben ihm, entsetzt zurückweichen zu lassen. Albrecht bemerkte den verletzten Ausdruck seines Freundes und rückte widerwillig näher. "Es ist doch nicht deine Schuld.", versuchte er ihn aufzumuntern. "Nein", erwiderte dieser, "aber ich habe es angenommen." Er liess den Kopf zwischen den Knien baumeln - eigentlich hatte er vorgehabt, Albrecht zur Rede zu stellen und nun war es andersherum. "Ich habe es angenommen, um meiner Rache willen und bereue es noch immer nicht,... das ist unverzeihlich." Albrecht legte seine Hand auf Schneiders Schulter, der Hauptmann und der Soldat waren gestorben, zurückgeblieben waren die Freunde, die sie zerstört hatten. Die Freunde saßen betrübt da, mit unverzeihlichen, stummen Vorwürfen dem anderen gegenüber und flehten gleichtzeitig um Vergebung, für etwas, dass nicht zu vergeben war. Lange, verschwiegene Momente verstrichen und die Nacht strebte ihrem unausweichlichen Ende entgegen, als sie eine Stimme hinter sich hörten: "Albrecht? Albrecht mein Liebling, bist du das?" Schneiders Herz setzte aus. Es setzte nicht nur einen kurzen Schlag aus, sondern blieb für mehrere, endlose Momente stehen, bis es schmerzverkrampft wieder anfing zu pochen. Isabella... er war so abgelenkt gewesen, dass er sie und die vielen Dorfbewohner, die mit Fackeln und Heugabeln mit ihr gekommen waren, nicht bemerkt hatte, obwohl er sie schon lange hätte wahrnehmen müssen. "Albrecht, bist du das?", ertönte es erneut. Noch hatten sich die zwei Männer nicht zu ihr umgedreht und wandten sich stumm ihre Gesichter zu. Schneider warf Albrecht einen bedeutungsvollen Blick und dieser nickte wissend. Er seufzte erleichtert. Albrecht würde Isabella nicht verraten, dass er noch auf dieser Welt wandelte - es würde ihr nur unnötig Kummer bereiten und ihres, sowie Albrechts Leben ruinieren, denn er konnte nicht mit ihr zusammen sein. Nie würde er sie zu einer seinesgleichen machen. Schneider erhob sich und bedachte seinen alten Freund, mit dem er sich nach so langer Zeit endlich wieder versöhnt hatte mit einem langen Blick:
"Danke."
"Ich tue es nicht nur für dich. Werden wir uns wiedersehen?"
"Ich hoffe nicht - um unser aller Willen."
Schneider rammte die Elfenklinge in den Boden, erhob sich und stürmte plötzlich in die Dunkelheit. Die Menge rannte alarmiert hinter ihm her, nun da der Verdacht auf eine schreckliche Tat geweckt war.
"Albrecht?"
"Ja Liebling, ich bin es."
Isabella seufzte erleichtert, rannte auf ihn zu und umschlung ihn stürmisch, was ihn seiner gebrochenen Rippen wieder gewahr werden liess. Albrecht jedoch, erwiderte die Umarmung nicht sofort, er betrachtete das - sowie er erst gedacht hatte - wirre Gekritzel Schneiders. Sein Freund hatte Buchstaben in den Sand geritzt...
Ich verzeihe dir.
 
Danke für die Kommentare (wird ja richtig voll hier 😀 )
Eine ausdruckstärkere Aussage hast du bis jetz noch kaum getätig "MA" 😛. Danke sehr, da bekommt man doch wieder einen ordentlichen Motivationsschub. 🙂 Folglich kommt jetzt schon der nächste Teil.




Kapitel XV: Des Meisters Erfindung




Der Lehrling schliff grade ein weiteres, blaues Glas für die sonderbare Brille zurecht, die sein Meister kürzlich entworfen hatte. Es war eine merkwürdige Konstruktion, die man kaum noch als wirkliche Brille bezeichnen mochte. Den Hauptteil bildetete ein bronzenes Gestell mit vielen Schrauben, Zahnrädern und anderen Justiergeräten, in das viele bunte Gläser gesetzt worden waren. Die Gläser wurden anschließend mit dem Mechanismus verbunden und liessen sich dann innerhalb der Konstruktion bewegen. Der alte Technikus, bei dem er arbeitete war einer der berühmtesten Tüftler und Erfinder des Imperiums und wenige kamen auch nur entfernt an sein Genie heran. Er hatte ihm einmal gesagt, mit dieser Erfindung könnte man im Dunkeln und in die Ferne sehen. Der Lehrling hatte allerdings nicht die geringste Vorstellung wie das funktionieren sollte, verliess sich aber auf seinen Meister und schliff artig farbige Glasscheiben zu gekrümten Linsen.
Er zog das Glas grade ein letztes Mal über den Schleifstein, legte es dann beiseite und liess sich seufzend auf einen kleinen Schemel sinken. Er rieb sich mit den Händen die Augen, in der Hoffnung den Glasstaub wegzuwischen, was natürlich nicht der Fall war - im Gegenteil, das Jucken wurde ungleich schlimmer. Fluchend rieb er sich die Hände an einem alten Leinentuch ab und rief durch die offene Tür: "Meister, ich habe meine Arbeit an der letzten Linse beendet!" Nach einigen Momenten kam der Technikus schwitzend herein. Offenbar hatte er irgendwelche Kleinteile am Ofen bearbeitet, die er nun klappernd in seiner gewaltigen Hand hielt. Er hatte ein breites, gutmütiges und braungebranntes Gesicht, das schon von einigen unschönen Narben gezeichnet war und stets ein breites Grinsen aufweisen konnte. Er griff ebenfalls nach dem Leinentuch um sich die, vom Schweiß feuchten Hände abzutrocknen, ehe er die geschliffene Scheibe prüfend begutachtete. Nach einem kurzen Augenblick setzte er sich lächelnd neben seinen Schüler und klopfte ihm zwar väterlich, aber so hart auf die Schulter, dass dieser beinahe von seinem Hocker gestürzt wäre. "Das hast du gut gemacht." Er griff mit der einen Hand behutsam nach der restlichen Apparatur und mit der anderen nach einem seltsamen Werkzeug, dass er aus seiner Lederschürze zog. Er setzte sich eine große Brille mit dicken Gläsern auf und beugte sich so weit über seine Erfindung, dass er sie fast mit der Nasenspitze berührte. Der leicht beleibte Mann arbeitete mit geschickten Fingern an seiner Schöpfung und vergaß alles um sich herum. Erst spät in der Nacht, gellte indem nur noch von Kerzenlicht erhellten Zimmer ein triumphierender Schrei durch die Dunkelheit und vertrieb die müde Verschlafenheit des Lehrlings. Dieser rappelte sich sofort von seinem harten Feldbett auf und stürmte in die Arbeitsstube seines Meisters, wo er den Technikus jubeld und tanzend vorfand. "Es ist vollbracht! Es ist vollbracht!", schrie er fröhlich und fing an klangvolle Lieder zu schmettern. Der junge Schüler unterbrach die Freude seines Lehrers kurz indem er fragte: "Funktioniert sie denn auch?" Erschüttert starrte sein Meister ihn an, als wäre er irgendetwas ausgesprochen Widerliches, oder hätte grade den Chaosgöttern die Hingebung geschworen. "Natürlich tut sie das!", feixte er. "Probiere sie aus, wenn du willst, du dummer Bengel." Der Lehrling lächelte, er wusste, dass der Alte es nicht ernst meinte, griff aber trotzdem nach der Brille und setzte sie auf. Seine Welt verschwam zu schrillen, bunten Farben, aber er konnte damit tatsächlich selbst die finstersten Winkel ausleuchten. Fasziniert drehte er an den Schrauben und justierte das Gerät immer wieder anders, womit er sich strafende Blicke seines Meisters einhandelte. "Sie ist großartig.", sagte er und lief durch das Haus, jede Ecke erkundend, bis er schließlich zur Tür ging und hinaus in die kalte Nacht trat. Die Lichtverhältnisse waren hier anders und er musste eine Weile an dem Gerät herumfummeln, ehe er wieder vernünftig sehen konnte. Das erste was er wieder scharf erkennen konnte, war eine Faust die herbeisauste und gegen seinen Kiefer schmetterte. Seine Zähne krachten hart zusammen und er biss sich auf die Zunge. Hustend ging er zu Boden, sich den Kiefer reibend - er schmeckte Blut. Stöhnend sah er nach oben und erblickte eine vermummte Gestalt mit einem großen Hut, an dem eine Feder befestigt war. Die Gestalt bückte sich, packte ihn am Kragen und schleuderte ihn gegen die Wand. Sein Kopf schlug fest gegen Stein und er spürte, wie sein Fleisch aufplatzte. Sein Lebenssaft lief warm von seiner Stirn herab und obwohl er es nicht sah, spürte er den heissen Schmerz in der Brust, den das scharfe Messer verursachte, dass in sein Fleisch gerammt worden war. Er hustete - versuchte Luft zu holen, aber der Angreifer hatte seine Lunge verletzt. Würgend spie er einen Schwall Blut aus und presste die Hand auf die Wunde, doch es half nichts. Das Letzte was er hörte, bevor der Tod ihn zu sich nahm, war der wütende Aufschrei seines Meisters.
Markus wischte die Klinge an der Schürze des Technikus sauber, der mit aufgeschlitzter Kehle an die Tür gelehnt lag. Der Mann hatte es eh nicht anders verdient, denn er war ein großer Verfechter des ihm so verhassten Imperators gewesen. Er nahm dem Jungen die merkwürdige Brille ab und ging ins Haus, um weitere nützliche Erfindungen zusammen zu tragen. Auf seiner Mission konnte er gewiss einige raffinierte Dinge gebrauchen, denn sie war alles andere als ungefährlich.

Wotan war ausgelassen, ein Fest wie dieses hatte er lange nicht mehr gefeiert. Er lachte zusammen mit seinen Ordensmitgliedern, erzählte Geschichten von seinen Heldentaten und hörte sich die anderer an. Die lange Tafel an der sich die rund einhundert Drachentempler versammelt hatten, war gedeckt mit unzähligen Krügen, gefüllt mit dem reinsten Blut und es wurden goldene Teller dargeboten, bedeckt mit saftigen, frischen Herzen. Die Stimmung hätte kaum besser werden können, als ein Vampir hereinbrach und mit einem breiten Grinsen und donnernder Stimme verkündete: "Meine Brüder, wir bekommen Besuch!" Die Aussagekraft dieses Satzes hätte nicht stärker sein können. Jubelnd nahmen die Blutdrachen ihre Waffen an sich und machten sich in Richtung der Ställe auf.

Nîmroth betrachtete die Schlachtreihe der Hexenjäger hinter sich. Sie hatten sich gut eine Meile vor dem geheimen Treffpunkt der Drachentempler gesammelt - der nun ganz offenbar nicht mehr geheim war - und schlachtbereit gemacht. Er kontrollierte kurz die Positionen seiner Truppen und befand sie als gut. Die Musketenschützen standen feuerbereit in den Flanken, während der Kern der Armee - mit Weihwasser ausgestatte Hellebardiere im Zentrum bereitstanden, umgeben von leichten Kavallerieregimentern. Das wenige was sie an schwerer Kavallerie hatten, hielt er noch in Reserve. Die Hexenjäger beobachteten, wie die Vampire aus der Festung hinaus auf das Schlachtfeld ritten und sich zu einem Keil formierten. Es waren erschreckend viele - das würde kein so leichter Kampf werden wie sie erst erwartet hatten. Endlose Augenblicke vergingen, bevor das Donnern hunderter Hufe zu ihnen hinüber drang und das Heer der Blutdrachen auf sie zu rollte.

Grorr'bak stapfte an der Spitze der Armee. Er würde nicht noch einmal den Fehler begehen, zu spät zu kommen und nicht an dem Gemetzel teilnehmen zu können, so wie damals, als sie gegen die tapferen, aber dummen Ritter gekämpft hatten. Der Kundschafter hatte ihm die Nachricht von der feindlichen Armee gebracht, die irgendwo in ihrer Flanke Position bezogen haben musste und der Waaagh!boss war so glücklich über diese Botschaft gewesen, dass er den Ork hatte leben lassen, obwohl er ihn beim Essen* gestört hatte. So schnell wie möglich hatte er einen kleinen Teil seiner Armee abkommandiert, etwa fünftausend Grünhäute und war mit ihnen in Richtung des feindlichen Heeres gezogen. Er freute sich kindisch auf das bevorstehende Schlachten, denn er hatte schon lange nicht mehr gegen eine wirklich kampftaugliche Armee gefochten. Dass Abschlachten der Frauen, Kinder und Alten löschte zwar seinen Hunger, und auch den seiner Krieger, aber es befriedigte ihren Kampfesdrang nicht im Mindesten. Im Nachhinein bereute Grorr'bak es, auf sein Schlachtschwein** verzichtet zu haben, denn die Blasen an seinen klumpigen Füßen behinderten ihn zwar nicht wirklich, nervten aber trotzdem und nachdem sie inzwischen mehr als einen Tag durchmarschiert waren, sprossen die Dinger aus seinen Sohlen wie Goblins aus Trollmist. Die Armee setzte ihren Weg noch eine Weile fort, ehe jeder Ork das erste Schlachtengeläut vernehmen konnte.



* Zivilisiertere Personen hätten wohl das Wort "Fressen" benutzt. 😛
** Adaptiert von dem Wort "Schlachtross", nicht dass jemand auf den Gedanken kommt, er hätte ein Schwein zum Schlachten und Essen mitnehmen sollen. 😛

Ziemlich sehr kurz diesmal, was? Täuscht das, oder werden meine Kapitel immer kürzer? Ich sollte vllt demnächst anfangen, zwei zuschreiben und dann zu einem zusammenzufassen. :lol:

Natürlich wird Abraxasas Albrecht finden und sein Leben versauen, wär ja sonst nicht tragisch genug, wird allerdings erst in einiger Zeit kommen, nachdem die Blutdrachen zu Ende gekämpft haben und handlungstechnisch wieder zu haben sind^^. Abraxasas wird Albrecht jedoch nicht einfach kidnappen, ich stell mir da schon was genaues vor - also freut euch (sofern ihr euch freut 🙄 ) auf die Umstände. 😎

Vielen Dank fürs Lesen, an alle.
 
So. Ich würde mich freuen, wenn auch die User, die die Geschichte mögl.weise lesen aber nichts posten, sich mal melden könnten. Man freut sich immer über Resonanz. :lol: Ansonsten hier ein weiterer Teil, habe mir mal Mühe gegeben, das "Kapitel" wiedern bissl länger zu machen.


Kapitel XVI: Kunde aus Sylvania



Funken erhellten die Luft, Schüsse peitschten durch die kühle Nacht und eine gewaltige Qualmwolke waberte durch die Dunkelkeit, als die Musketiere der Hexenjäger die erste Salve abfeuerten. Für einen kurzen Moment wurde es fast taghell. Die präzise abgefeuerten Kugeln donnerten in die Reihen der Vampire und hüllten sie in einen dichten, undurchdringlichen Staubmantel ein. Als sich Dunst und Dreck wieder gelegt hatten, riss Nîmroth entsetzt die Augen auf. Ein Blutdrache lag sich windend am Boden und ein zweiter wurde leblos von seinem Nachtmahr mitgeschleift, doch der Rest raste unbeeidruckt näher. Er torkelte ungläubig ein paar Schritte zurück, mit einer solchen Immunität gegenüber den Geschossen hatte er nicht gerechnet, selbst bei Vampiren nicht. "Feuer frei!", schrie er und erneut donnerte ein Bleigewitter durch die kalte Luft. Noch ein weiteres Mal feuerten die Hexenjäger aus allen Rohren, ehe die Schlachtlinie der Blutdrachen sie erreichte, aber es lag nur ungefähr halbes Dutzend der Drachentempler verwundet oder sterbend am Boden. Die Pikeniere, die ihre Klingen mit Weihwasser beträufelt hatten, traten mutig vor und reckten den Untoten ihre langen Waffen entgegen. Nîmroth grinste erleichtert, ihre Feinde würden ungebremst in die Piken hinein galoppieren und ihren Ansturm damit selber vereiteln. Der verblendete Stolz ihrer Feinde kam ihnen nur gelegen. Zufrieden wartete er auf das bevorstehende Gemetzel, dass seine Krieger anrichten würden und betrachtete den Kampf schon als gewonnen... doch etwas Unglaubliches geschah! Nur wenige Herzschläge bevor die ersten Vampire den blitzenden Speerspitzen zum Opfer gefallen wären, erhoben sich die Drachentempler in ihren Sätteln, stießen sich ab und sprangen, als würden ihre schweren, prunkvollen Rüstung nichts wiegen in die hinteren Reihen der Pikeniere. Noch in der Luft liessen sie ihre Lanzen fallen, rissen ihre Schwerter, Äxte und Flegel aus den Halterungen und richteten schon bei ihrer Landung eine kleine Katastrophe an. Der Mut der Pikeniere verwandelte sich in histerisches Geschrei und jegliche Versuche, den unheimlichen Feind abzuwehren waren zum Scheitern verurteilt, da die Soldaten in einer solchen Situation nicht mit ihren langen, unhandlichen Waffen kämpfen konnten und sich nur selbst behinderten. Es dauerte endlose Sekunden bis die ersten von ihnen ihre Piken fallen liessen und zu ihren Handwaffen griffen, doch es blieb trotzdem ein einseitiger Kampf. Nîmroth war entsetzt, so hatte er sich ihren Feind nicht ausgemahlt. Er hatte einmal zwei Schwertmeister der Hochelfen, die in Middenheim weilten beim Kampf beobachtet und sich nicht vorstellen können, dass ein anderes Wesen das auf dieser Welt wandelte effektiver zu kämpfen vermochte, doch die Blutdrachen bewiesen ihm das Gegenteil - ihre surrenden Klingen beschrieben blutige Kreise und sie bewegten sich mit übermenschlicher Geschwindigkeit und Gewandheit und trotz ihrer - für einen Menschen vermutlich viel zu schweren - Panzerung war ihre Anmut im Gefecht größer, als die einer wunderschönen, bretonischen Dame beim Spaziergang. Die Schlacht war nun fast bis zu Nîmroth vorgedrungen und dieser nahm zornig seine, ebenfalls mit Weihwasser bestrichene Axt in die Hand, um sich in die Schlacht zu werfen. Er stürmte auf den ersten Vampir zu, der grade dabei war zwei Hexenjäger gleichzeitig zu köpfen und rammte ihm die Schneide in den ungeschützten Teil des Nackens. Es gab ein hörbares Knacken und er vergrub seine Waffe tief im Fleisch seines Feindes. Der Blutdrache taumelte und sackte für einen Moment auf die Knie, fing sich aber wieder und drehte sich zornig über diese ehrlose Tat und knurrend zu Nîmroth um. Dieser wich verblüfft zurück - wieso wirkte das Weihwasser auf seiner Waffe nicht? Grade als der Untote den ersten Schritt auf ihn zu machte, veränderte sich sein Gesichtsausdruck, aus Zorn wurde schierer Unglaube und sein Mund öffnete sich zu einem erstickten Schrei. Sein untotes Fleisch hatte sich entzündet und brannte lichterloh, und als versuchte es mit den Händen zu ersticken, fingen diese ebenfalls Feuer. Er kreischte und wand sich in Qualen, während sein Körper allmählich begann zu Asche zu zerfallen. Das Entsetzen darüber, dass sein jahrhunderte langes Leben so plötzlich von einem Menschen beendet werden sollte, war ihm in den letzten Momenten deutlich anzusehen. Nîmroth lächelte, wenn auch mit einem leicht panischem Zug auf seinem Gesicht und war auf einmal siegessicherer. Absolut von sich überzeugt umfasste er seine Waffe mit beiden Händen und blickte sich nach seinem nächsten Gegner um. Er fand ihn in einem Vampir in strahlend roter Rüstung, die auch noch rot sein mochte, wenn sie nicht über und über mit Blut besudelt war und reckte die Axt in seine Richtung. "Du!", brüllte er und zu seinem Verwundern nahm der Drachentempler, trotz des Tosens um ihn herum Notiz von dem Menschen, der ihn so kühn herausforderte. Unendlich langsam wandte er ihm das Gesicht zu und als er ihm in die Augen blickte, wusste Nîmroth, dass er einen Fehler gemacht hatte, doch er setzte eine trotzige Miene auf und gab sich Mühe seine Furcht zu unterdrücken. Sein Gegner näherte sich ihm mit langsamen Schritten und seine schweren Stiefel knirschten leise im Sand. Es war ein Wunder, dass er das Geräusch überhaupt vernahm, denn das klirren von Metall, die Schreie der Sterbenden und das Donnern von Musketen hätten es mit Leichtigkeit übertönen müssen, aber sein Gehirn schien die restliche Schlacht einfach ausgeblendet zu haben. Es gab nur noch ihn und den Vampir, der nun stehen geblieben war und eine leichte Verbeugung andeutete: "Mein Name lautet Wotan, Sterblicher und es ist mir eine Ehre Eure Herausforderung anzunehmen." Die Stimme klang merkwürdig rasselnd und war von einer unmenschlichen Kälte erfüllt. Verwirrt zögerte Nîmroth, er hatte erwartet, dass der Blutdrache sich sofort auf ihn stürzen und ihn in einer Sekunde töten würde, aber er schien ihn als gleichwertigen Gegner zu akzeptieren. "Mein Name lautet Nîmroth, und es ist mir eine ebenfalls eine große Ehre.", erwiderte er schließlich, mehr flüsternd, als mit kraftvoller Stimme und kaum hatte er diese Worte beendet, raste der Vampir auf ihn zu. Er rettete sich grade noch mit einem unbedachten Sprung zur Seite und schlug hart auf dem Boden auf. Er konnte noch den Luftzug und das Singen der Klinge spüren und beobachtete mit aufgerissenen Augen, wie ein paar seine Haare durch die Luft schwebten. Wotan war schon wieder über ihm und er rollte sich erst in letzter Sekunde zur Seite, so dass der Zweihänder in den Boden schmetterte und sich mehrere Finger breit in das blutgetränkte Erdreich grub. Wotan zog das Schwert mühelos heraus und griff erneut an, aber diesmal war Nîmroth schon auf den Beinen. Es nützte nichts. Der Vampir raste heran, schlug eine Finte, auf die er prompt hereinfiel und schlug zu. Er verspürte einen unmenschlichen Schmerz in seinem rechten Oberschenkel. Das Bein hielt ihn noch für einen Moment, ehe es nachgab und er zusammenbrach. Wimmernd blickte er an sich herab: Der obere Teil des Beines wurde nur noch durch ein paar halbdurchtrennte Sehnen und Muskelfasern am unteren gehalten und Blut schoss in Sturzbächen aus der schrecklichen Wunde. Seine Waffe entglitt seinen kraftlosen Fingern und er vergrub sein Gesicht in den Händen. Konnte der rasende Schmerz ihn nicht endlich in die Ohnmacht treiben? Jammernd saß er da und öffnete die Augen erst wieder, als er spürte wie jemand an ihn herantrat. Wotan stand über ihm und hielt ihm die Klinge an den Hals. "Du warst tapfer und hast deines Volkes würdig gekämpft. Möge Sigmar dich in seine Hallen aufnehmen.", sagte der Vampir und machte eine lässige Bewegung mit dem Handgelenk. Nîmroth spürte noch kurz wie scharfer Stahl durch seinen Hals schnitt, aber der Schmerz verging schnell und seine Welt wurde schwarz. Nîmroths Kopf rollte sauber abgetrennt über den Boden. Wotan wandte sich ab. Die Schlacht dauerte nicht mehr lange, ehe die Drachentempler den Sieg für sich entschieden.
Es war ein Massaker.

Markus war ein wenig über den Umstand betrübt, dass er den Großteil seines Ordens hatte opfern müssen, um seine Pläne zu verwirklichen. Ihm war von Anfang an klar gewesen, dass diese Schlacht nur eine Niederlage der Hexenjäger zur Folge haben konnte, nach allem was er über die Drachentempler hatte in Erfahrung bringen können. Er fragte sich, wieviele der Untoten sie hatten mit in den Tod reissen können. Zwanzig, vielleicht dreißig? Er wusste esnicht und es war ihm auch egal. Wichtig war nur, dass er jetzt kurz vor der Vollendung seines Vorhabens stand.

Der Imperator sah müde aus, unendlich müde und viel älter als er eigentlich war. Er saß auf seinem Thron und hatte den Kopf schwer in die Hände gestützt. Wenn ihn die offensichtliche Schwäche seines Herrn störte, liess der Kurfürst der ihn flankierte sich nichts anmerken. Mit geröteten Augen beobachtete er den Mann: er stand zwar nicht grade stramm da, bot aber in seiner polierten Rüstung und dem langen weissen Mantel einen wesentlichen besseren Anblick als er selber. Sein Lieder wurden schwer und vermutlich wäre er in den nächsten Augenblicken eingedöst, wäre nicht ein Diener hereingekommen. Der hagere Mann sah irgendwie verschreckt und ungesund aus. "Neues aus Bretonia?", fragte der Imperator gelangweilt. "Nein Herr, die Bretonen haben uns noch keine Verstärkung zugesichert, aber...", erwiderte der Diener, aber er wurde von dem Kurfürsten unterbrochen, ehe er den Satz vollenden konnte: "Und aus Sylvania? Haben wir Nachricht aus der verfluchten Provinz erhalten?" "Nein mein Fürst, nicht direkt aber..." Diesmal schnitt ihm das Imperator das Wort ab: "Immerhin haben wir seinen Kopf noch nicht zurückgeschickt bekommen, das ist doch schonmal ein gutes Zeichen, oder?" "Ja, mein Herr." Eigentlich hatte er vorgehabt den Diener zu ignorieren und einfach weiterzureden, doch jetzt hielt er inne und starrte den dünnen Mann so eindringlich an, dass dieser von sichtlichem Unbehagen ergriffen wurde. "Ja? Hat der Fürst uns Verstärkung zu gesichert?" Der Diener wirkte nun eindeutig entnervt, gab sich aber größte Mühe diesen Umstand zu verbergen. "Nein Herr, nicht direkt..." "Was soll das heissen?", fiel der Kurfürst ihm ins Wort und erntete einen missbilligenden Blick seines Herrschers. "Das soll heissen, der Fürst von Carstein ist hier und bittet um eine Audienz.", antwortete der Diener nun hastig, damit der Imperator den Satz den er grade hatte beginnen wollen, nicht aussprechen konnte. Der dünne Mann sank innerlich zusammen, als die beiden Männer ihn anstarrten, als hätte er grade verkündet, dass die Horden des Chaos demnächst in Altdorf einfallen würden. "Er ist hier?", wollte der Kurfürst entgeistert wissen, doch ehe der Diener antworten konnte, erscholl eine tiefe, melodiöse Stimme: "Ja, ich bin hier." Kasimir von Carstein betrat unaufgefordert den Thronsaal und als er den Fuß über die Schwelle setzte, wurden die Vorhänge wie von Geisterhand zugezogen und der Raum, der eben noch von hellem Tageslicht erfüllt war, lag nun in tiefer Dunkelheit. Der Vampir spürte die ungläubigen Blicke auf sich und fragte belustigt: "Wollt ihr kein Licht machen, Imperator?" Als er nach einer kurzen Weile noch immer keine Antwort erhielt seufzte er, sprach ein leises, uraltes Wort der Macht, klatschte seine Magie unterstreichend zweimal in die Hände und die Kerzen in dem großen Raum entzündeten sich schlagartig. Lange Zeit geschah überhaupt nichts, außer dass die Männer sich gegenseitig anstarrten und erst nachdem schier eine Ewigkeit vergangen war, ergriff Kasimir das Wort: "Habt ihr eure Stimme verschluckt, Imperator?" Er trat so ungebührlich nahe an den Thron heran, dass der Kurfürst sein Schwert zog und es dem Vampir an den Hals hielt. Sofort setzten sich zwei der zehn schwarzgewandeten Gestalten, die den Fürsten Sylvanias begleiteten in Bewegung, doch dieser ließ sie mit einer flüchtigen Bewegung seiner Hand inne halten. Doch der eine Schritt den die Gestalten gemacht hatten, reichte aus um eine wabernde Wolke süßlichen Gestanks in die Nase des Kurfürsten schwappen zu lassen. Er hielt sich die Hand vor Mund und Nase und wich ein paar Schritte von den berobten Wesen zurück, bis die Luft wieder einiger Maßen dünn wurde. "Oh verdammt, was ist das?", fragte er, obwohl ihm Verwesungsgestank keineswegs fremd war. "Die Sonne tat ihrem toten Fleisch auf der Reise nicht grade gut.", erwiderte Kasimir abfällig und macht mit diesem einen Satz klar, dass er den Kurfürsten nicht als Gesprächspartner akzeptierte. "Was ist mit eurem Ersuchen, Imperator?", wollte er jetzt ohne Umschweife wissen. "Mein Angebot ist dasselbe geblieben. Habt ihr das Schreiben nicht gelesen?", erwiderte dieser erst nach einem kurzen Augenblick. Der Vampir verzog das Gesicht: "Ihr enttäuscht mich, Imperator. Euer... Angebot ist mehr als dürftig. Wäre es für mich nicht lukrativer Euch einfach jetzt zu töten und dann Anspruch auf das Imperium zu erheben? Ich könnte es durchaus in Erwägung ziehen, nun wo Ihr mich so naiv habt eure Gemäuer betreten lassen, meint Ihr nicht auch?" Der Imperator lächelte, aber innerlich war er aufgewühlt: "Nein", antwortete er ruhig. Er durfte keine Schwäche zeigen und sich nicht auf Spielchen einlassen, bei denen er nicht Spielleiter war. "Und was macht Euch da so sicher?", Kasimir konnte seine Überraschung nicht ganz verbergen, offenbar hatte er geglaubt, indem Imperator jemanden zu finden, den er leicht würde in Grund und Boden reden können. "Ich bin mir sicher, eine derartige Tat würde Euch nicht mit Genugtuung erfüllen, nicht wahr? Sie würde nicht Euer Größe entsprechen. Ihr werdet Euren großen Vorgängern nachzueifern versuchen. Mit Intrigen oder großen Schlachten. Eine solche Tat wäre euch nicht angemessen." Der Imperator lächelte kühl und besonnen. Kasimir bedachte ihn mit einem stechenden Blick. Er würde aufpassen müssen, der Imperator war ein gerissener Redner. Für einen Narren mochte es sich vielleicht so darstellen, dass der Herrscher des Imperiums sich verzweifelt bei ihm einzuschleimen versuchte, aber der Mensch hatte ganz gezielt einen empfindlichen Punkt in ihm berührt. Er durfte jetzt nichts falsches sagen. "Wie groß ist die Bedrohung durch die Orks?", fragte er und lenkte so mit geschickt vom vorherigen Thema ab. Der Kurfürst wollte sofort antworten, aber eine Geste des Imperators ließ ihn verstummen und machte ihm klar, dass er in diesem Gespräch nichts mehr zu sagen haben würde. Mit einem etwas empörten Gesichtsausdruck nickte er seinem Herrn zu und verließ den Raum, wobei er unterwegs noch den Diener ergriff und unsanft mit hinausschleifte. Auch die schwarzen Gestalten aus dem Gefolge des Vampirs verließen den Saal und schlossen anschließend die großen Türflügel hinter sich. Der Luftzug bliess ein paar Kerzen aus, die sich aber schon kurze Zeit darauf wieder selbst entfachten. Die restlichen Wachen des Imperators verließen nun auch widerwillig den Raum durch zwei kleinere Nebentüren. Kasimir wartete noch eine kurze Weile, ehe er seine Frage wiederholte. Langsam erhob sich den Imperator. Der Vampir musterte ihn geduldig. Der Mensch war groß und sehr stark gebaut, zweifelsohne sehr viel stärker als er selber, was im Endeffekt natürlich nichts bedeutete. Er war so sehr in Gedanken versunken, dass er erst zu spät bemerkte, was der Imperator vorhatte. Dieser zog mit einer schnellen Bewegung einen Vorhang beiseite, so das gleißendes Sonnenlicht hereinfiel - offenbar hatte er beschlossen das Blatt zu wenden.
Kasimir stierte ihn zornig an, aber der Mensch grinste ihn nur an und sagte fröhlich: "Das bisschen Licht wird Euch nicht schaden, vermute ich, also starrt mich nicht so wütend an."
Der Imperator redete nun mit ihm, wie es ihm eigentlich gebührte. Wie ein Herrscher mit einem Untertan. Kasimir antwortete nicht, natürlich schadete ihm das Licht nicht, solange er nicht direkt hineintrat, aber es war... er beließ bei einem wütenden Blick und erwiderte nichts. "Nun?", fauchte er nur wütend. Wieso ließ er sich diese Frechheit eigentlich gefallen? Kaum war der Imperator ein paar Meter vor dem Fenster weggetreten, ließ Kasimir den Vorhang mit einer knappen Handbewegung wieder zu schnappen. Der Mensch zeigte sich unbeeindruckt, zuckte mit den Achseln, ergriff ein Glas, das auf einem nahen Tisch stand und goss sich etwas aus einer Karaffe ein, die mit einer braunen Flüssigkeit gefüllt war. Vermutlich Weinbrand oder etwas dergleichen, vermutete er. Verdammt! Dieser Sterbliche war ausnehmend schlau, hätte er versucht den Vorhang wieder aufzuziehen, hätte er sich auf ein Machtspielchen eingelassen, das er nicht gewinnen konnte. Kasimir beschloss, es dabei zu belassen und wiederholte seine Frage erneut. "Nun", begann der Imperator heiter, wurde aber von einer Sekunde zur anderen todernst. Man konnte kaum glauben, dass noch immer derselbe Mann sprach.
"wir nehmen an, dass es sich bei der Größe des Waaaghs um mehrere hundertausend Grünhäute handelt."
"Und über wieviel Truppenstärke verfügt Ihr noch?"
"Wir können noch etwas mehr als zehntausend Mann aufbieten. Fünfzehntausend, wenn es hoch kommt." Der Imperator blickte den Fürsten aus den Augenwinkeln an und wartete auf seine Reaktion, die aus einem verächtlichen Schnauben bestand.
"Und ihr glaubt, dass die sylvanischen Milizen ausreichen, diesen Sturm aufzuhalten? Ihr seid verrückt."
"Wir haben noch die Bretonen um Hilfe gebeten, sowie die Hochelfen und zusätzlich haben wir Kunde von Zwergenarmeen erhalten, die an den Gebirgen gegen die Orks kämpfen." Er sah dem Vampir fest in die Augen. "Außerdem wollte ich Euch nicht um die Unterstützung Euer Milizen bitten." Kasimir verstand nicht sofort, aber doch schnell genug: "Ich soll euch mit untoten Heerscharen unterstützen? Ihr Narr glaubt nicht wirklich, dass Hochelfen, oder gar ZWerge an der Seite von Untoten kämpfen würden?"
"Unsere Armeen werden nicht mit denen der Zwerge zusammen kämpfen und es ist unwahrscheinlich, dass die Elfen uns tatsächlich Unterstützung zu sichern werden.", erwiderte der Imperator.
"Pah. In einer solch' kurzen Frist, kann ich keine Armee ausheben lassen, die stark genug wäre, einer solchen Flut zu trotzen. Ich würde mit Euch untergehen - es nützt mir nichts."
"Untergehen werdet Ihr so oder so, wenn Ihr nichts unternehmt, Euch muss doch klar sein, dass der Waaagh! nicht vor Sylvania halt machen wird!" Der Vampir blickte ihn trotzig an. Der Imperator seufzte und dachte kurz nach, ehe er fortfuhr: "Es gibt noch einen Grund für Euch, an der Schlacht teilzunehmen."
"Und welchen?", fragte Kasimir genervt.
"Uns wurden Berichte über untote Orks gebracht. Unsere Zauberer an der Magieakademie gehen davon aus, dass sich ein Nekromant in der Armee der Orks befindet." Der Fürst von Sylvania wurde augenblicklich hellhörig. Ein frei umherziehender Nekromant war nie gut, und schon gar nicht in Begleitung von Orks, erst Recht nicht, wenn es auch noch so viele waren. "Ein Nekromant sagt Ihr?" Der Imperator nickte. "Ja." Ein wenig Bitterkeit floss in seine Stimme mit ein: "Natürlich erhaltet Ihr auch weiterhin den Rest von Stirland und Sylvania wird zum eigenen Kurfürstentum ernannt werden." "Ich will noch zwei weitere Kurfürstentümer.", erwiderte Kasimir leichthin. Nun war er am Zug.
"Zwei weitere?" Der Imperator war empört."Wisst Ihr nicht wieviel wert allein das eine ist? Ihr erhaltet einen Platz im Rat und.."
Kasimir schnitt ihm zornig das Wort ab: "Ich weiss es, und?" Der Imperator seufzte und ließ sich schließlich auf einen Handel ein: "Na schön, ihr bekommt ein weiteres Kurfürstentum." Kasimir zog sich den Handschuh aus und reichte ihm böse grinsend die Hand: "Abgemacht."

Grorr'bak schlug sich mit der Hand auf die Stirn. "Diesa verfluchtä Zaubära..." Archbalduin war dem kleinen Heer auf seinem merkwürdigen, untoten Pferd gefolgt und ritt nun in die Richtung des Waaagh!bosses. Dieser stapfte ihm zornig entgegen, jeden anderen hätte er jetzt schon umgebracht, aber Grorr'bak hatte Angst davor, einen noch viel schrecklicheren Fluch abzubekommen als den, mit dem Schnazarkh - dieses räudige Schwein - seine Hand belegt hatte. "Was willst du? Verschwindä! Du has' hier nix verlorän!", fuhr er den Nekromanten ungnädig an. "Ich habe hier mehr verloren als du glaubst, Waaagh!boss.", erwiderte dieser. Ein merkwürdiger Glanz trat in seine trockenen Augen. "Er ist hier.." Grorr'bak erkannte an der Stimme des Zauberers, dass es vollkommen sinnlos war, zu versuchen ihn zum Gehen zu bewegen. Er murmelte ein paar leise Flüche. "Na schön." Er hatte einige Mühe das Wort über die Lippen zu bringen. "schön" war kein Wort, das Orks gerne verwendeteten, aber ihm war in diesem Augenblick nichts besseres eingefallen. "Komm halt mit, aba belebä dann die Kriega wieda, die gefall'n sind!" Archbalduin nickte kurz, aber er war sich sehr sicher, dass er nicht einen der Orks wiedererwecken würde. Er brauchte seine Kräfte für Wotan. Damals war in seinem Reaktionszauber irgendetwas schief gelaufen. Nur durch Vorags Magie war es ihm gelungen, von den Toten wiederzukehren, aber er hatte dabei einen Großteil seiner Kräfte eingebüßt. Es gab nur zwei Möglichkeiten wieder in den Vollbesitz seiner Macht zu gelangen. Entweder er tötete Vorag, um auch den Rest seines Geistes von der nekromantischen Macht des Strigoi zu befreien, oder aber er tötete den Auslöser des Reaktionszaubers, der noch immer einen Großteil seiner Energie verschlang. Dieser Auslöser war Wotan und es war nicht nur wahrscheinlicher ihn zu finden, als Vorag irgendwo im orküberschwemmten Strigos aufzuspüren, nein, es bereitete ihm auch noch mehr Vergnügen, sich an diesem Bastard zu rächen, der ihn so feige hintergangen hatte. Wenn er dann erst wieder auf dem Höhepunkt seiner Macht angelangt war, würde er sich überlegen, was er als nächstes machen würde. Möglicherweise würde er mit einem Fingerschnippen die größte Armee von Untoten ausheben, die es jemals gegeben hatte und versuchen die Alte Welt zu erobern? Er würde sehen...

Shaitaan erhob sich. Seine Rüstung und sein Schwert trieften vor Blut. Nun betrachtete er das Lichtermeer, dass sich in ihrer Flanke näherte. Er zog eine wütende Grimasse und hielt die Nase in den Wind, um den Gestank den er mit sich trug zu identifizieren. Wotan trat an seine Seite. "Orks.", zischte er. "Ja.", bestätigte Shaitaan. "Viele Orks. Ich würde sagen, es steht mindestens dreißig gegen einen." Er hatte noch einen anderen Geruch vernommen, aber den verschwieg er Wotan. "Wir können diese Übermacht nicht besiegen." Wotan nickte. "Wotan, ich möchte, dass du dir die Hälfte der Anhänger unseres Ordens nimmst und gehst, während ich mit dem Rest die Orks solange wie möglich aufhalte." "Niemals!", begehrte Wotan auf, aber Shaitaan brachte ihn mit einer scharfen Handbewegung zum Verstummen. "Das war keine Bitte!" Der Vampir funkelte seinen Meister kurz zornig an, ehe er etwas sagte: "Warum gehen wir nicht alle? Es wäre eh kein ehrenhafter Kampf gegen die Orks." Shaitaan fuhr ihn zornig an: "Und das eben? War das ein ehrenhafter Kampf? Wieviele von uns sind gestorben? Ein knappes Dutzend? Diese Menschen hier waren vielleicht geübte Kämpfer, doch sie waren nichts im Vergleich zu einem tobenden Ork. Außerdem... fliehen wir niemals." In Wotans Augen blitzte es auf: "Und was ist es, das Ihr von mir verlangt? Ihr verlangt von mir, dass ich fliehe!" "Nein Wotan, dass tue ich nicht.", erwiderte Shaitaan. "Ich gebe dir die Verantwortung über den Fortbestand unseres Ordens. Du bist von jetzt an Ordensmeister, bis ich zurückkehre..." Er lächelte. "Was ich bezweifle. Wotan, wenn wir jetzt alle kämpfen, wird unser Orden restlos untergehen." Wotan machte einen betroffenen Gesichtsausdruck. "Vergebt mir Herr, Ihr habt natürlich Recht. Aber wieso muss ich es tun? Wieso kann nicht ein anderer an meiner statt?" "Weil ich dir vertraue Wotan. Niemandem vertraue ich mehr." Wotan neigte dankbar seinen Kopf. "Es ist mir eine Ehre, Herr." Shaitaan klopfte ihm auf die Schulter. "Du wirst jemanden brauchen, der für dich so ist, wie du es für mich warst. Eine rechte Hand." Wotan lächelte. "Ich glaube ich wüsste, da schon jemanden."
Es dauerte nicht lange, bis sich die Drachentempler getrennt und in zwei Gruppen formiert hatten. Die Vampire die mit Wotan zogen, warfen ihren Brüdern neidische Blicke zu, doch sie gehorchten Wotan nun bedingungslos. Die Blutdrachen setzte sich in Bewegung, beide Gruppen in unterschiedliche Richtungen. Wotan sah seinem ehemaligen Ordensmeister noch solange hinterher, bis man ihn vor dem gewaltigen schwarzen Meer aus Orks am Horizont nicht mehr ausmachen konnte...
 
<div class='quotetop'>ZITAT</div>
Danke sehr, mir fällt ein Stein vom Herzen - ich dachte schon, meine Leserschaft wäre endgültig ausgestorben. [/b]
Weihnachten steht vor der Tür, Armeen müssen bestellt, Truppen bemalt und Würfel poliert werden. Aber deine Geschichte ist nicht vergessen! 😀

Schöne Teile allesamt, besonders der verwegene Nîmroth ("Du!" :lol: ) und der nun leider tote Lehrling haben mir gefallen.
Schön atmosphärisch, deine Schlachtbeschreibung. Vermutlich hätten die Hexenjäger lieber Silberkugeln nehmen sollen, wenn es sowas bei WHF gibt.

Weiter so. 🙂
 
<div class='quotetop'>ZITAT(Kapitän Jack Sparrow @ 07.12.2006 - 17:32 ) [snapback]935249[/snapback]</div>
und jetzt schreib weiter!
[/b]

Ich muss ihn da mal in Schutz nehmen. Er soll sich alle Zeit nehmen, die er braucht.
Solcherart Druck auszuüben halte ich nicht zwingend für förderlich. Zugegebenermaßen KANN es motivieren, wenn andere so ihre Begeisterung ausdrücken. Aber es kann genauso kontraproduktiv sein, auf diese Weise einen Erwartungsdruck aufzubauen. Dann mal so husch-husch Sachen rauszuhauen kann der Quali abträglich sein (Erfahrungswerte...)
 
Danke Men, ist ja nicht bös' von ihm gemeint. 😀
Ich danke euch allen für das Lob - ich freu mich wirklich sehr. Allmählich platzt der Thread aus allen Nähten. :lol: Und da ich zu einem gewissen Teil auch für mich selber schreibe - weils mir Spaß macht und vllt weil ich mir etwas beweisen will (?)^^. Deshalb ist diese Aufforderung ungeheure Motivation für mich und nun kommt der nächste Teil. (Keine Angst der is schon länger in Arbeit. 🙂 )


Kapitel XVII: Was ist Gerechtigkeit?



Der verhexte Spalta verfehlte Shaitaan zwar, und fuhr knapp eine Fingerbreite neben ihm in die Erde, doch die Wucht des Angriffs reichte aus, ihn mehrere Fuß durch die Luft zu schleudern. Fluchend wirbelte er im Flug herum, fing sich katzenhaft auf allen Vieren ab und rutschte noch ein paar Meter durch den Schlamm. Dieser verdammte Ork war sehr stark. Er vermochte es selbstverständlich nicht, an die Kampfkunst des uralten Vampirs heranzukommen, aber seine Stärke, die vermutlich größer war als die eines Riesen machte diesen Nachteil locker wieder wett. Shaitaan kam wieder auf die Füße, schüttelte kurz den gröbsten Dreck von sich und hob seinen Bihänder auf. Er blinzelte kurz, um auch die letzten Sternchen vor seinen Augen zu vertreiben und stürzte sich dann wieder auf den monströsen Waaaghboss. Kurz bevor er ihn erreichte, schwang dieser seinen Spalta horizontal und Shaitaan ließ sich hart auf den Rücken fallen, um der Klinge zu entgehen, die wenige Zentimeter über seinem Kopf singend die Luft zerschnitt und rollte sich anschließend seitlich ab, um dem nachfolgenden Tritt des Orks zu entgehen. Mit einer Drehung, die ihn gleichzeitig hinter seinen Gegner beförderte kam er wieder auf die Füße und wollte grade einen Stich ausführen, als ein grüner Ellbogen heransauste und ihn zwang einen Satz zurück zu machen. Der Ork war gut. Der Waaaghboss brüllte zornig auf und griff nach dem Fuß einer toten Grünhaut, um sie nach Shaitaan zu schleudern. Dieser wich dem improvisierten Geschoss mit einem kurzen Sprung aus, war jedoch für einen Moment abgelenkt und schaffte es grade noch sein Schwert hoch zu reissen, um den Schlag seines Feindes zu parieren. Ein ungeheurer Schmerz zuckte durch seine Arme und die gewaltige Kraft des Orks ließ ihn einknicken, aber er hielt die Parade aufrecht. Doch wielange noch? Sein Gegner presste ihn immer weiter zu Boden und er war sich sicher, dass er so gegen die Muskelmasse der Grünhaut nicht lange bestehen konnte. Knurrend ließ er seine Waffe los und machte einen schnellen Schritt zur Seite. Der Spalta des verblüfften Orks krachte heftig in den Boden und Shaitaan nutzte die Gelegenheit, um dem Waaaghboss seine, mit einem Stachel versehene Kniepanzerung in den Leib zu stoßen. Ein schmerzerfülltes, stinkendes Keuchen drang aus dem gewaltigen Maul, welches jedoch schnell von einem wütenden Grollen ersetzt wurde, dass der Vampir mit einem schnellen Schlag seiner gepanzterten Faust in einen jaulenden Schrei verwandelte. Er hatte dem Ork einen Hauer abgebrochen.
Grorr'bak taumelte ein ganzes Stück nach hinten und versuchte sein Gleichgewicht zu halten, scheiterte letzendlich aber und stürzte, von einem Matschregen begleitet in den blutgetränkten Schlamm. Er sah wie der Vampir sich auf ihn stürzte, das Schwert zu einem tödlichen Stoß erhoben, ergriff breit grinsend seinen verhexten Spalta mit beiden Händen und richtete ihn auf seinen Angreifer. Dieser wusste gar nicht so recht wie ihm geschah, als grüne Blitze knisternd aus der Waffe hervorschossen und ihn in ein alles verzehrendes Magiegewitter einhüllten. Der Vampir stieß einen gellenden Schrei aus und wurde dann rauchend durch die Luft geschleudert. Grorr'bak erhob sich und knackte mit allen Knochen - der Kampf war vorbei, nicht einmal ein Vampir konnte das überleben. Er presste seine Hand auf die Wunde in seinem Bauch und versuchte die Blutung zu stillen, während er auf den verkohlten Körper des Blutdrachen zu stapfte. Die Kreatur lebte erstaunlicher Weise noch und wand sich - zu Grorr'baks Vergnügen - offensichtlich in Qualen. Er setzte seinen Fuss auf die Brust des Sterbenden, doch die Knochen boten keinen Widerstand mehr - er brach durch den Brustkorb und setzte auf dem Boden auf. Shaitaan stieß ein schmerzerfülltes, würgendes Keuchen aus. Der Waaaghboss grinste bösartig und triumphierend. Verwundert hörte er, wie der Vampir sich mit noch verblüffend kräftiger Stimme an ihn wandte: "Du glaubst du hast gewonnen, aber du kannst mich nicht töten..." Grorr'bak blickte ihn abfällig an: "Du kannst mich nich' mehr beindruckän! Bald schon wirste tot sein, wie man nur tot sein kann. Lüg' dich halt selba an, wenn's dir Spaß bringän tut." Shaitaan ließ den Kopf sinken und grinste innerlich. Er hatte nicht gelogen. Ein so mächtiger und alter Vampir wie er war in der Lage, selbst so schreckliche Verletzungen wie diese zu regenieren. Er verfiel in eine Art Totenstarre, aus der er erst nach langer Zeit wieder erwachen würde. Möglicherweise würde sein Geist Jahre brauchen, vielleicht auch Jahrhunderte, bis sein Körper wieder vollkommen erholt war, aber er hatte ja unendlich viel Zeit.
Grorr'bak bedachte den Toten mit einem letzten ehrfürchtigen Blick, ehe er sich abwandte und einen Überblick über das Geschehen verschaffte. Seine Armee hatte viele Verluste erlitten, doch inzwischen lagen die meisten der Drachentempler tot oder sterbend im Dreck und nur noch wenige leisteten Widerstand. Er grinste - die Schlacht hatte den Vampiren nichts genützt, der untote Zauberer würde nun alle seine Krieger wieder zum Leben erwecken. Fröhlich machte er sich auf die Suche nach dem Nekromanten. Nach einer Weile beschloss er wütend aufzugeben - er hatte angefangen zu suchen, da stand diese eine Wolke genau vor dem Mond und jetzt... Mork verdammt war sie etwa immer noch dort? Er schnaufte wütend, aber er wusste er würde den Zauberer nicht finden.
Archbalduin war verschwunden.

Schneider umklammerte seinen verkrampften Körper und wälzte sich in Qualen auf dem Boden. Seine Verfolger hatte er leicht abschütteln können und da sie ihn in der Dunkelheit nicht erkannt haben konnten, war er in die Stadt zurückgekehrt und hatte sich ein Zimmer in der Wirtsstube gemietet. Hier hatte er ihn überkommen. Der Durst. Das Verlangen nach dem Blut der Sterblichen. Wielange war es her, dass er sich aus Abhorashs Bach genährt hatte? Um die zwei Wochen? Wieso verflucht nochmal hatte er nicht vom Lebenssaft der Dunkelelfen getrunken? Wieso verflucht nochmal hatte er sich unbedingt weigern müssen, Blut zu sich zunehmen? Das hatte er nun davon. Er stieß einen kurzen, gurgelnden Schrei aus - ihm war klar, dass er nicht mehr lange überleben würde, wenn er nicht etwas unternahm. Er griff zitternd nach einem kleinen aber sehr scharfen Messer und schnitt sich in den Unterarm. Die Wunde war tief und es brach reichlich Blut hervor, doch sie begann sich bereits wieder zu schliessen. Schnell fuhr Schneider mit der Zunge über die Stelle und leckte rote Rinnsal auf: Es war als hätte er Salzwasser getrunken - der Durst wurde nicht besser, er wurde ungleich schlimmer. Schreiend warf er sich herum und hustete einen Schwall Blut aus. Seine Bauchmuskeln verkrampften sich unangenehm und er spürte, wie ihm die Kontrolle über seinen Körper entglitt... der Überlebensinstinkt schaltete sich ein. Das Tier in ihm erwachte. Es sollte da bleiben, wo es war! Eher würde er hier oben jämmerlich zu Grunde gehen, als auch nur einen der Menschen dort unten im belebten Schankraum anzufallen. Zornig rammte er seine Füße gegen das Bettgestell, welches unter der Kraft des Vampirs ohne große Gegenwehr zusammenbrach und blutige Wunden in sein untotes Fleisch riss. Vielleicht würde der Schmerz ihn ja wieder zur Vernunft bringen. Er rang mit dem unberechenbaren Monster in seinem Inneren um Leben oder Tod, nur dass er nicht um sein Leben kämpfte. Grade als er glaubte, er hätte es fast geschafft, geschah etwas was nicht hätte geschehen dürfen. Quietschend öffnete sich die Tür, um den umwerfenden Duft menschlichen Blutes in das Zimmer zu tragen. "Hey Junge, was auch immer du hier drin machst, mach es gefällgist leiser, sonst...", konnte der Wirt noch den Satz beginnen, ehe Schneider mit einem Satz heran war und ihm seine Reisszähne in die Kehle schlug. Eine rote Fontäne schoss in seinen Mund und er schluckte gierig, schlürfte den Mann fast bis auf den letzten Tropfen aus, doch die Bestie war endgültig erwacht - und sie verlangte nach mehr. Sie wollte mehr und er konnte nichts mehr dagegen tun.
Es war als beobachtete er sich selbst, seinen Körper, wie er sich nicht einmal die Zeit nahm die Treppe hinunter zu gehen, um in den rauchige Wirtsstube zu gelangen, sondern einfach durch den Dielenboden brach, als wäre er aus hauchdünner Seide. Er konnte sehen, wie er auf den Tisch krachte und noch ehe jemand reagieren konnte, schon dem ersten Mann den Kehlkopf aufriss. Er konnte sehen, wie er einen Menschen nach dem anderen tötete und nicht einmal ihr Blut trank, sondern sie nur um des Rausches Willen umbringen musste. Er konnte sehen wie die Gäste kreischend auseinander stoben, aber er sah sie nicht. Er sah nicht wie sie sich entsetzt zitternd in eine Nische drückte und wie sie völlig die Fassung verlor, als sie das letzte menschliche in seinen verzerrten Zügen erkannte. "Klaus Peter?", fragte sie weinend. Das Tier zog sich schlagartig zurück, nicht bereit auch nur einen Teil von der Verantwortung zu übernehmen und liess nur die blutverschmierte, bleiche, menschliche Häfte zurück, die nun alle Schuld alleine tragen musste. "Klaus Peter?", brachte sie noch einmal wimmernd hervor, ehe sie ihre Stimme ganz zu verlieren schien. Er starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an. Nein, dass konnte nicht sein - es durfte einfach nicht sein. Er spürte wie blutige Tränen seine Augen verliessen und seine Sicht verschleierten. "Nein", sagte er mit einer Ruhe in der Stimme, die ihn selbst zu tiefst bestürzte "den gibt es nicht mehr." Mit diesen Worten trat er rasch aus ihrem Blickfeld und verschwand. Schluchzend stand Isabella auf und etwas glitzerndes, goldenes fiel aus den Falten ihres Rocks. Sie hob es noch immer vor Angst bebend auf und bemerkte den kleinen Spalt in dem herzförmigen Medaillon. Als sie es öffnete bestätigten sich ihre schlimmsten Befürchtungen und sie warf es angewidert kreischend von sich fort. Dann brach sie zusammen. Abhorash verharrte unbemerkt in einer düsteren Ecke. Er hatte das ganze Schauspiel beobachtet und jeden einzelnen der Toten einer kühlen, gründlichen Musterung unterzogen. Er blickte Schneider mit einem finsteren Blick hinterher, als dieser den Raum verließ. Nocheinmal ließ er seinen Blick über die Leichen schweifen und sein Antlitz verhärtete sich noch weiter.
Es waren zwölf*.

Wotan entliess die ihm unterstellten Drachentempler mit dem Schwur, sich in hundert Jahren wieder einmal zu versammeln und bis dahin den Orden wieder aufzubauen. Alle legten das Gelübte bereitwillig ab und zogen dann ihrer Wege. Er blickte ihnen noch lange hinterher, bis auch der Letzte hinterm Horizont verschwunden war. Er seufze schwer... nun war er wieder allein - für ein weiteres Jahrhundert in zurückgezogener Einsamkeit. Da Shaaza den heimtückischen Piken der Hexenjäger zum Opfer gefallen war, begann er seine Reise ins Ungewisse zu Fuß. Er wusste schon, was er vorhatte, aber nicht wo er zu suchen anfangen sollte. Während er durch das karge Gras lief, leiser als ein Fuchs schleichen konnte, betrachtete er gedankenversunken den unendlich weiten Sternenhimmel und so bemerkte er nicht die schwarze Gestalt, die auf einem Pferd ein kurzes Stück vor ihm auf ihn wartete. Erst als er sich soweit genähert hatte, dass sie problemlos mit ihm sprechen konnte, nahm er Notiz von ihr und musterte sie misstrauisch. Er wollte schon einfach an ihr vorbei ziehen, als sie ihn mit der unheimlichsten Grabesstimme ansprach, die man sich nur vorstellen konnte: "Wo willst du hin, Wotan?" Der Vampir blieb augenblicklich stehen und betrachtete den untoten Zauberer mit einem kühlen Blick. "Also doch.", sagte er und wartete die Reaktion Archbalduins ab - doch die kam nicht, also fuhr er fort: "Was willst du?" "Das weisst du!", zischte der Nekromant und ein wenig der oberflächlichen Fassade bröckelte und unverhohlener Hass sickerte hindurch. Wotan nickte knapp.
"Ja. Doch mir ist jetzt nicht daran gelegen. Was damals geschehen ist, wollte ich nicht."
"Doch es ist geschehen."
"Nicht nur durch mein Verschulden."
"Leugne deine Schuld ruhig, im Innern weisst du, dass du es ganz alleine warst."
"Nicht ich bin es, der meine Schuld verleugnet, doch das kannst du nicht verstehen. Das wirst du nie."
Archbalduin maß ihn mit einem hasserfüllten Blick, in dem man allerdings erkennen konnte, dass er nicht wusste wovon Wotan sprach. Deshalb fuhr dieser fort:
"Du kannst es nicht verstehen - du hattest noch nie menschliche Gefühle. Gefühle, die mich noch jetzt Jahr für Jahr quälen."
"Worauf willst du hinaus?"
Wotan gab sich keine Mühe mehr, den in ihm aufkochenden Zorn zu unterdrücken: "Du hast mich gerettet, doch das wollte ich nie! Ich wollte mit dem Menschen sterben, den ich mehr als alles andere geliebt habe! Du hast mir das genommen: ich kann sie nie wieder sehen. Sie ist mit Ehre und Mut gestorben und Sigmar wird sie in seine Hallen aufnehmen, während er mich den Chaosgöttern übergeben wird, die meinen Leib für alle Ewigkeit quälen werden und ich kann nichts dagegen tun!"
Archbalduin maß ihn mit einem spöttischen Blick: "Das ist nicht gesagt, dass ist kein Grund mir irgendeine Schuld zu zuweisen."
"Es ist gesagt! Nichts anderes ist für ein Geschöpf der Nacht wie mich, oder dich vorgesehen und du hast mich zu diesem Leben in Einsamkeit verdammt, dass ich nicht beenden kann, weil mich nach dem Tod unvorstellbar schlimme Folter erwartet."
"Du bist närrisch. Du allein trägst die Verantwortung für dein Dasein als Vampir. Du musst auch die Strafen ertragen."
Wotan nickte: "So habe ich es verdient. Nichts anderes wäre gerecht."
"Pah, du wagst es über Gerechtigkeit zu sprechen?"
"Das wage ich."
"Dann ist es gerecht, wenn ich dich nun töte Wotan. Gerechtigkeit bedeutet nichts weiter als Ausgleich."
"Für jemanden wie dich.", bestätigte der Vampir und schüttelte den Kopf. "Du wirst es nie verstehen können."Ein Blitz zuckte schlangenartig vom Himmel und für einen kurzen Moment wurde es taghell. Es begann zu regnen. Der Donner grollte.
Wotan zog sein Schwert.


*Abhorash wehrte sich als er zum Vampir wurde auch sehr lange gegen den Durst. Auch er erlag in einer Nacht dem Rausch und erschlug zwölf Menschen. Näheres hier.

______________________________________

Da beginnt man sich doch zu fragen, wer der VdS ist^^
(Wenn du dich das jetz wirklich fragst, dann hab ich erreicht was ich wollte 😛 )
Ich bedanke mich nocheinmal bei allen Lesern, die mir neuen Mut einflößen. :friends:
 
Ich hoffe doch mal, das Wotan gewinnt. Sonst hätten die Blutdrachen wieder ein Personalproblem (und würden es auch erst in 100 Jahren erfahren 😀).
Wieder ein erstklassiger Teil, deine Beschreibungen sind gut nachvollziehbar und die Geschichte wird immer spannender.

Nette Waffe von Grorr'bak, b.t.w.. Ist doch hoffentlich regelkonform^^.
 
<div class='quotetop'>ZITAT(Men Aquiles @ 13.12.2006 - 18:31 ) [snapback]938164[/snapback]</div>
Hej. Ich war spontan aber sowas von inspiriert!
[/b]

Ich fasse das als Kompliment auf. 😀



Kapitel XVIII: Achtzäähn


Schwarze Blitze schossen aus den Augen Archbalduins und versengten den Boden. Wotan hatte sich grade noch mit einem Sprung in Sicherheit bringen können, rollte sich ab und hechtete weiter auf den untoten Magier zu. Er sah wie der Nekromant die Lippen zu einem weiteren Spruch formte und lächelte innerlich. Archbalduin hätte gut daran getan ihn nicht zu unterschätzen - als Vampir hatte er gezwungener Maßen über die Jahrhunderte auch einiges an nekromantischen Wissen zusammentragen können. Beinahe Lautlos murmelte er einen Bannfluch und raste trotzdem weiter in Richtung seines Gegners. Er konnte sehen wie dem alten Mann kurz die Energien entglitten, ehe er sich wieder sammeln und den Kampf um die Kontrolle des Zaubers aufnehmen konnte. Wotan schaffte es, den Spruch solange unter Kontrolle zu halten, bis er fast heran war, dann aber gewann sein Feind die Oberhand und erneut schossen schwarze Strahlen auf ihn zu. Ihm war klar, dass er nicht mehr rechtzeitg ausweichen konnte, also warf er sein Schwert in den Blitz, sah wie es kurz aufglühte und dann rauchend davon geschleudert wurde. Er machte einen letzten Schritt, stieß sich anschließend ab und flog auf den Magier zu. Dieser tat etwas, was Wotan ihm nie zugetraut hätte, obwohl es eigentlich eine sehr naheliegende Reaktion war. Der Nekromant riss ruckartig an den Zügeln und liess den Nachtmahr steigen - die Hufe schlugen genau gegen die Brust des Vampirs und seine Rüstung bekam ein paar tiefe Dellen, die unangenehm auf seinen Brustkorb drückten, als er ellenweit nach hinten geschleudert wurde. Keuchend schlug Wotan auf dem harten Boden auf und fühlte einige Knochen brechen, was ihn allerdings nicht weiter beeindrucken sollte, da sie eh innerhalb kürzester Zeit wieder zusammenwachsen sollten. Das war sein Vorteil. Der Nekromant war zwar untot und selbst tödliche Wunden vermochte er zu überstehen, aber er konnte die Verletzungen nicht regenerieren - wenn er sich also einen Arm brach würde der auch unbrauchbar bleiben und nicht wieder ohne weiteres heilen. Während Wotan - durch seine Rüstung - funkensprühend über das felsige Erdreich schlitterte, ergriff er sein noch immer brennend heisses Schwert, an dem er glücklicherweise vorbei rutschte, stieß sich anschließend mit den Ellenbogen hoch und kam taumelnd wieder auf die Füße. Er war so sehr damit beschäftigt sein Gleichgewicht wieder zu finden, dass er nicht bemerkte, wie Archbalduin erneut schwarze Blitze auf ihn abfeuerte. Ein sengender Schmerz schoss durch seine Schulter, als der Zauber seine Panzerung wegschmolz und sein Fleisch faulen ließ. Wotan fluchte, bewegte kurz prüfend den verletzten Arm und stellte erleichtert fest, dass er zwar höllsich weh tat, aber noch immer kampftauglich war. Er grinste: die Geschosse des Nekromanten wurden merklich schwächer, wenn er sich auf eine Verzögerungstaktik verlegte, würde er früher oder später von allein gewinnen. Er wich zwei weiteren Blitzen geschickt aus, fing sich federnd ab und schleuderte dann sein Schwert nach dem untoten Magier. Er traf ihn zwar nicht, doch erwischte er den Nachtmahr, der unnatürlich wiehernd zu Boden ging und reglos liegen blieb. Die Waffe wirbelte noch einige Meter weiter, ehe sich ihre Klinge in der Erde vergrub. Er raste heran und noch während Archbalduin sich aufrappelte, rammte er ihm die gepanzerte Faust in den Leib. Die verkümmerten Muskel des Zauberers waren viel zu schwach und so bohrte sich Wotan Hand ungebremst durch seinen Bauch und trat auf der anderen Seite wieder hinaus. Archbalduins Augen weiteten sich schmerzerfüllt und Blut troff über seine bleichen Lippen. Er stieß ein heiseres Lachen aus, brach dann schließlich zusammen und rührte sich nicht mehr. Wotan wischte an den grauen Roben des Nekromanten seinen Arm von dem dunklen Blut sauber und bedachte den untoten Körper mit einem zornigen Blick. Es war noch nicht vorbei, der Magier war noch am Leben, denn für einen Untoten war das keine endgültige Verletzung. Wotan wandte sich ab, lief die paar Meter zu seinem Schwert, hob es auf und kehrte zu Archbalduin zurück. Seine Augen weiteten sich ungläubig und er fluchte laut.
Der Nekromant war verschwunden.

Albrecht hetzte die staubigen Straßen entlang und näherte sich der Wirtsstube immer weiter. Inzwischen wusste vermutlich jeder in der Stadt, dass ein Monstrum dort gewütet hatte und er betete zu Sigmar, dass Isabella nichts geschehen war. Er nahm eine scharfe Kurve, rutschte aus, stürzte, war aber sofort wieder auf den Beinen und raste weiter. Er war völlig erschlöpft als er schließlich durch die Tür des Wirtshauses brach und hektisch alles absuchte. Albrecht selbst ertrug den Anblick von Blut problemlos, er war ja schließlich einmal ein imperialer Soldat gewesen, aber der rundliche Mann der kreidebleich in einer Ecke hockte war offenbar nicht so abgehärtet und rang mit seinem Magen. Schnell machte Albrecht ein paar Schritte auf ihn zu, kniete vor ihm nieder und fragte: "Sag Mann, was genau ist hier geschehen? Wo sind die anderen Überlebenden?" Der Mann drückte sich nur noch weiter gegen die Wand und hob schützend die Hände vors Gesicht, als würde das Ungeheuer noch immer hier sein. "Sag schon Mann!", brüllte Albrecht, als sein Gegenüber nicht sofort antworte. Er wollte grade damit anfangen, den eigentlich bemitleidenswerten Mann durchzuschütteln, da legte sich eine Hand auf seine Schulter und zog ihn herum. "Du hast gewusst, dass er noch lebt!", fuhr Isabella ihn an und gab ihm eine schallende Ohrfeige. Albrecht wartete kurz bis seine Wange nicht mehr ganz so stark brannte und fragte dann: "Wer?" Die Antwort bestand in einer weiter Ohrfeige und er keuchte kurz vor Schmerz auf. "Ist ja gut! Ja, ich wusste es!" "Wieso hast du mir dann nichts gesagt?", wollte Isabella mit tränenerstickter Stimme wissen. "Weil er ein Kind der Nacht geworden ist und...", Albrecht stockte, "...war er das etwa?" Isabella nickte nur kurz und ließ sich dann weinend auf einen Stuhl fallen, dessen angebrochenes Bein bedrohlich knarrte. Albrecht fluchte. Verdammt, warum hatte er das getan? Wie hatte er sich so in seinem Wesen täuschen können? Er hatte gedacht, dass Schneider trotz seines Untodes noch immer dieselbe Seele hatte, aber er hatte sich scheinbar geirrt. "Ich finde ihn.", knurrte er. "Ich finde ihn und töte ihn!" Isabella ergriff seinen Arm und sah ihn mit geröteten Augen an. "Nein Albrecht tu das nicht. Lass ihn uns einfach vergessen, als hätte es ihn niemals gegeben."
Er dachte kurz nach und willigte dann ein: "Als hätte es ihn niemals gegeben..."

Schneider saß an einem kleinen Bach und donnerte seine Hände zornig in das Wasser, das auf seiner Haut brannte. Der Quell war nicht tief und so zerschnitten die scharfen Steine auf seinem Grund die Hände des Vampirs. Vielleicht, dachte er, würde der Schmerz ihn läutern, aber er wusste es war Unsinn. Es war seine Schuld und keine Geißelung der Welt würde ihn davon befreien können. Er hätte das Tier kontrollieren müssen, nicht anders herum. Andererseits hatte er doch gute Vorsätze gehabt - es war alles nur geschehen, weil er sich geweigert hatte das Blut von Lebenden zu trinken und... Er rammte seine Faust erneut in das kühle Nass, um den Gedanken der ihn würde entlasten können zu vertreiben, er wollte einfach schuldig sein. Das war sein Wesen. Die Schuld immer zuerst bei sich suchen und dann bei den anderen, doch seit er zum Vampir geworden war hatte es sich verändert. Er suchte ausschließlich bei sich und weigerte sich, den Menschen irgendeine Schuld aufzuerlegen. Er seufzte, ließ sich ins trockene Gras fallen und bedachte seine Hände dann mit prüfenden Blicken: an den tiefen Schnitten bildete sich inzwischen schon wieder gesundes, rosa Fleisch und die kleineren Verletzungen waren vollständig verschwunden. Er schüttelte den Kopf und erhob sich. Es hatte keinen Sinn Trübsal blasend in der Gegend rumzuliegen und sich selbst zu bemitleiden, nein, er musste den Waaaghboss finden und zur Strecke bringen, dass war die einzige Möglichkeit wenigstens einen Teil seiner befleckten Seele wieder zu säubern. Immerhin dabei würde sein Fluch ihm helfen. Allerdings hatte er nicht herausgefunden wo sich die Orkhorde momentan befand, wie er ursprünglich vorgehabt hatte. Er konnte nur hoffen, dass er schneller war als die Nachrichten und Gerüchte über ein mordendes Monstrum, das in Gasthäusern Menschen abschlachtet, denn ansonsten würden die Bewohner der Dörfer jedem Fremden gegenüber misstrauisch werden, erst recht wenn er in dicke Tücher gehüllt kam und Sonnenlicht scheute...

Markus schlich sich unauffällig durch das gigantische Orklager und hielt die Hand vor Mund und Nase, damit der Gestank ihn nicht in den Wahnsinn trieb. Die seltsame Brille die er dem Technikus abgenommen hatte leistete ihm in der undurchdringlichen Dunkelheit gute Dienste. Während er leise durch die Schatten huschte warf er immer wieder unruhige Blicke zu dem Zelt, von dem er vermutete das es das Häuptlingszelt oder so etwas war, und hoch auf einem Felsvorsprung thronte, als könne es von einer Sekunde zur anderen verschwinden. Dieses Zelt war sein Ziel und auch wenn es etwas riskant war zu erwarten, dass man mit einer Grünhaut vernünftig verhandeln konnte, hatte er genau das vor. Vorsichtig schob er sich an ein paar Goblins vorbei, die an einem Feuer schliefen und fragte sich kurz, ob er vielleicht einen von ihnen als Geisel nehmen sollte, verwarf den Gedanken dann aber schnell: Keinen Ork würde es interessieren ob einer seiner Artgenossen verendet, solange er etwas zum Schlachten hat. Markus steckte den Dolch weg, den er sicherheitshalber die ganze Zeit über in der Hand gehabt hatte und begann mit dem Aufstieg der Westwand des gewaltigen Felsens, auf dem das Zelt errichtet war. Nach einer kurzen Weile war er fast oben angekommen und grade als er sich über einen Vorsprung ziehen wollte, ergriff ihn jemand am Mantel und riss ihn hoch. Erschrocken griff der Hexenjäger nach seinem Dolch, doch als er ihn gezogen hatte, wurde er ihm aus der Hand geschlagen und fiel in die Tiefe. "Sag nix Hexänjäga...", zischte eine alte, tiefe Stimme. "Ich weiss warum du hia bist und ich findz gut, also bring' ich dich zum Boss. Wir werdän sehän was da Boss davon hält." Der alte Ork ließ ihn herunter, nahm ihm die Brille ab und zog ihn dann hinter sich her. "Woher weisst du was ich vorhabe?", fragte Markus misstrauisch, die Finger um den Griff eines versteckten Messers gelegt, so dass er es sofort ziehen konnte. Der Ork blieb stehen und sah ihn mit böse glitzernden Augen an. "Ich heissä Uzurk und bin ein Schamanä!", sagte er und unterstrich seine Worte, indem er seine Roben kurz anhob und für einen Augenblick etwas Leuchtendes preisgab, was er allerdings so schnell verschwinden ließ, das Markus nichts genaues erkennen konnte. "Komm jetz'.", sagte Uzurk und setzte seinen Weg fort. Der Hexenjäger folgte ihm und nach wenigen Schritten erreichten sie das Zelt und betraten es unaufgefordert. Der gewaltige Ork der sich im Innern befand sprang sofort zornig schreiend auf und Uzurk musste sich sehr bemühen, damit der Waaaghboss sie nicht augenblicklich tötete - aber er schaffte es. "Wer is dat?", fragte Grorr'bak mit unterdrücktem Zorn. "Jemand der Euch ein interessantes Angebot machen will.", ergriff Markus das Wort und erntete zwei zornige Blicke von den beiden Orks, doch er fuhr fort: "Ich bin mir sicher, dass es Euch gefallen wird." Der gigantische Schwarzork stapfte heran und kam Markus' Gesicht so nahe, dass dieser den stinkenden Atem Grorr'baks auf seinem Gesicht fühlen konnte. "Weisst du was dat is?", fragte der Waaaghboss und hielt dem Hexenjäger einen Anhänger mit einigen knöchernen Finger daran unter die Nase. Markus blickte den Ork trotzig an, sagte nichts und erntete damit ein verächtliches Schnauben. "Dat sin' achtzäähn Finga von groß'n Orkzen. Viel größa als du Mensch! Alle hab' ich gemosht!"
Markus lächelte - der Ork wollte ihn beeindrucken, warum sollte er da nicht mitspielen? Er kniete nieder und bewunderte die Knochen mit gespieltem Staunen. "Achtzehn, ja? Unglaublich.. Ihr seid unglaublich Waaaghboss! Würde ein so großer Held wie Ihr es seid das Angebot eines unbedeuteten Wichtes wie mir anhören?"
Grorr'bak kratzte sich das Kinn und dachte einen Moment verwundert nach, ehe er antwortete:
"Achtzäähn.. ja, alzo gut was willst du mia anbietän?"

________________________________

Woah, besteht ja richtig viel Interesse... nach 5 Tagen wird schon nach mehr geschrien. 😀
That's fucking amazing. Daaanke schön (Matt Tuck bei Rock am Ring^^)