So. Ich würde mich freuen, wenn auch die User, die die Geschichte mögl.weise lesen aber nichts posten, sich mal melden könnten. Man freut sich immer über Resonanz. :lol: Ansonsten hier ein weiterer Teil, habe mir mal Mühe gegeben, das "Kapitel" wiedern bissl länger zu machen.
Kapitel XVI: Kunde aus Sylvania
Funken erhellten die Luft, Schüsse peitschten durch die kühle Nacht und eine gewaltige Qualmwolke waberte durch die Dunkelkeit, als die Musketiere der Hexenjäger die erste Salve abfeuerten. Für einen kurzen Moment wurde es fast taghell. Die präzise abgefeuerten Kugeln donnerten in die Reihen der Vampire und hüllten sie in einen dichten, undurchdringlichen Staubmantel ein. Als sich Dunst und Dreck wieder gelegt hatten, riss Nîmroth entsetzt die Augen auf. Ein Blutdrache lag sich windend am Boden und ein zweiter wurde leblos von seinem Nachtmahr mitgeschleift, doch der Rest raste unbeeidruckt näher. Er torkelte ungläubig ein paar Schritte zurück, mit einer solchen Immunität gegenüber den Geschossen hatte er nicht gerechnet, selbst bei Vampiren nicht. "Feuer frei!", schrie er und erneut donnerte ein Bleigewitter durch die kalte Luft. Noch ein weiteres Mal feuerten die Hexenjäger aus allen Rohren, ehe die Schlachtlinie der Blutdrachen sie erreichte, aber es lag nur ungefähr halbes Dutzend der Drachentempler verwundet oder sterbend am Boden. Die Pikeniere, die ihre Klingen mit Weihwasser beträufelt hatten, traten mutig vor und reckten den Untoten ihre langen Waffen entgegen. Nîmroth grinste erleichtert, ihre Feinde würden ungebremst in die Piken hinein galoppieren und ihren Ansturm damit selber vereiteln. Der verblendete Stolz ihrer Feinde kam ihnen nur gelegen. Zufrieden wartete er auf das bevorstehende Gemetzel, dass seine Krieger anrichten würden und betrachtete den Kampf schon als gewonnen... doch etwas Unglaubliches geschah! Nur wenige Herzschläge bevor die ersten Vampire den blitzenden Speerspitzen zum Opfer gefallen wären, erhoben sich die Drachentempler in ihren Sätteln, stießen sich ab und sprangen, als würden ihre schweren, prunkvollen Rüstung nichts wiegen in die hinteren Reihen der Pikeniere. Noch in der Luft liessen sie ihre Lanzen fallen, rissen ihre Schwerter, Äxte und Flegel aus den Halterungen und richteten schon bei ihrer Landung eine kleine Katastrophe an. Der Mut der Pikeniere verwandelte sich in histerisches Geschrei und jegliche Versuche, den unheimlichen Feind abzuwehren waren zum Scheitern verurteilt, da die Soldaten in einer solchen Situation nicht mit ihren langen, unhandlichen Waffen kämpfen konnten und sich nur selbst behinderten. Es dauerte endlose Sekunden bis die ersten von ihnen ihre Piken fallen liessen und zu ihren Handwaffen griffen, doch es blieb trotzdem ein einseitiger Kampf. Nîmroth war entsetzt, so hatte er sich ihren Feind nicht ausgemahlt. Er hatte einmal zwei Schwertmeister der Hochelfen, die in Middenheim weilten beim Kampf beobachtet und sich nicht vorstellen können, dass ein anderes Wesen das auf dieser Welt wandelte effektiver zu kämpfen vermochte, doch die Blutdrachen bewiesen ihm das Gegenteil - ihre surrenden Klingen beschrieben blutige Kreise und sie bewegten sich mit übermenschlicher Geschwindigkeit und Gewandheit und trotz ihrer - für einen Menschen vermutlich viel zu schweren - Panzerung war ihre Anmut im Gefecht größer, als die einer wunderschönen, bretonischen Dame beim Spaziergang. Die Schlacht war nun fast bis zu Nîmroth vorgedrungen und dieser nahm zornig seine, ebenfalls mit Weihwasser bestrichene Axt in die Hand, um sich in die Schlacht zu werfen. Er stürmte auf den ersten Vampir zu, der grade dabei war zwei Hexenjäger gleichzeitig zu köpfen und rammte ihm die Schneide in den ungeschützten Teil des Nackens. Es gab ein hörbares Knacken und er vergrub seine Waffe tief im Fleisch seines Feindes. Der Blutdrache taumelte und sackte für einen Moment auf die Knie, fing sich aber wieder und drehte sich zornig über diese ehrlose Tat und knurrend zu Nîmroth um. Dieser wich verblüfft zurück - wieso wirkte das Weihwasser auf seiner Waffe nicht? Grade als der Untote den ersten Schritt auf ihn zu machte, veränderte sich sein Gesichtsausdruck, aus Zorn wurde schierer Unglaube und sein Mund öffnete sich zu einem erstickten Schrei. Sein untotes Fleisch hatte sich entzündet und brannte lichterloh, und als versuchte es mit den Händen zu ersticken, fingen diese ebenfalls Feuer. Er kreischte und wand sich in Qualen, während sein Körper allmählich begann zu Asche zu zerfallen. Das Entsetzen darüber, dass sein jahrhunderte langes Leben so plötzlich von einem Menschen beendet werden sollte, war ihm in den letzten Momenten deutlich anzusehen. Nîmroth lächelte, wenn auch mit einem leicht panischem Zug auf seinem Gesicht und war auf einmal siegessicherer. Absolut von sich überzeugt umfasste er seine Waffe mit beiden Händen und blickte sich nach seinem nächsten Gegner um. Er fand ihn in einem Vampir in strahlend roter Rüstung, die auch noch rot sein mochte, wenn sie nicht über und über mit Blut besudelt war und reckte die Axt in seine Richtung. "Du!", brüllte er und zu seinem Verwundern nahm der Drachentempler, trotz des Tosens um ihn herum Notiz von dem Menschen, der ihn so kühn herausforderte. Unendlich langsam wandte er ihm das Gesicht zu und als er ihm in die Augen blickte, wusste Nîmroth, dass er einen Fehler gemacht hatte, doch er setzte eine trotzige Miene auf und gab sich Mühe seine Furcht zu unterdrücken. Sein Gegner näherte sich ihm mit langsamen Schritten und seine schweren Stiefel knirschten leise im Sand. Es war ein Wunder, dass er das Geräusch überhaupt vernahm, denn das klirren von Metall, die Schreie der Sterbenden und das Donnern von Musketen hätten es mit Leichtigkeit übertönen müssen, aber sein Gehirn schien die restliche Schlacht einfach ausgeblendet zu haben. Es gab nur noch ihn und den Vampir, der nun stehen geblieben war und eine leichte Verbeugung andeutete: "Mein Name lautet Wotan, Sterblicher und es ist mir eine Ehre Eure Herausforderung anzunehmen." Die Stimme klang merkwürdig rasselnd und war von einer unmenschlichen Kälte erfüllt. Verwirrt zögerte Nîmroth, er hatte erwartet, dass der Blutdrache sich sofort auf ihn stürzen und ihn in einer Sekunde töten würde, aber er schien ihn als gleichwertigen Gegner zu akzeptieren. "Mein Name lautet Nîmroth, und es ist mir eine ebenfalls eine große Ehre.", erwiderte er schließlich, mehr flüsternd, als mit kraftvoller Stimme und kaum hatte er diese Worte beendet, raste der Vampir auf ihn zu. Er rettete sich grade noch mit einem unbedachten Sprung zur Seite und schlug hart auf dem Boden auf. Er konnte noch den Luftzug und das Singen der Klinge spüren und beobachtete mit aufgerissenen Augen, wie ein paar seine Haare durch die Luft schwebten. Wotan war schon wieder über ihm und er rollte sich erst in letzter Sekunde zur Seite, so dass der Zweihänder in den Boden schmetterte und sich mehrere Finger breit in das blutgetränkte Erdreich grub. Wotan zog das Schwert mühelos heraus und griff erneut an, aber diesmal war Nîmroth schon auf den Beinen. Es nützte nichts. Der Vampir raste heran, schlug eine Finte, auf die er prompt hereinfiel und schlug zu. Er verspürte einen unmenschlichen Schmerz in seinem rechten Oberschenkel. Das Bein hielt ihn noch für einen Moment, ehe es nachgab und er zusammenbrach. Wimmernd blickte er an sich herab: Der obere Teil des Beines wurde nur noch durch ein paar halbdurchtrennte Sehnen und Muskelfasern am unteren gehalten und Blut schoss in Sturzbächen aus der schrecklichen Wunde. Seine Waffe entglitt seinen kraftlosen Fingern und er vergrub sein Gesicht in den Händen. Konnte der rasende Schmerz ihn nicht endlich in die Ohnmacht treiben? Jammernd saß er da und öffnete die Augen erst wieder, als er spürte wie jemand an ihn herantrat. Wotan stand über ihm und hielt ihm die Klinge an den Hals. "Du warst tapfer und hast deines Volkes würdig gekämpft. Möge Sigmar dich in seine Hallen aufnehmen.", sagte der Vampir und machte eine lässige Bewegung mit dem Handgelenk. Nîmroth spürte noch kurz wie scharfer Stahl durch seinen Hals schnitt, aber der Schmerz verging schnell und seine Welt wurde schwarz. Nîmroths Kopf rollte sauber abgetrennt über den Boden. Wotan wandte sich ab. Die Schlacht dauerte nicht mehr lange, ehe die Drachentempler den Sieg für sich entschieden.
Es war ein Massaker.
Markus war ein wenig über den Umstand betrübt, dass er den Großteil seines Ordens hatte opfern müssen, um seine Pläne zu verwirklichen. Ihm war von Anfang an klar gewesen, dass diese Schlacht nur eine Niederlage der Hexenjäger zur Folge haben konnte, nach allem was er über die Drachentempler hatte in Erfahrung bringen können. Er fragte sich, wieviele der Untoten sie hatten mit in den Tod reissen können. Zwanzig, vielleicht dreißig? Er wusste esnicht und es war ihm auch egal. Wichtig war nur, dass er jetzt kurz vor der Vollendung seines Vorhabens stand.
Der Imperator sah müde aus, unendlich müde und viel älter als er eigentlich war. Er saß auf seinem Thron und hatte den Kopf schwer in die Hände gestützt. Wenn ihn die offensichtliche Schwäche seines Herrn störte, liess der Kurfürst der ihn flankierte sich nichts anmerken. Mit geröteten Augen beobachtete er den Mann: er stand zwar nicht grade stramm da, bot aber in seiner polierten Rüstung und dem langen weissen Mantel einen wesentlichen besseren Anblick als er selber. Sein Lieder wurden schwer und vermutlich wäre er in den nächsten Augenblicken eingedöst, wäre nicht ein Diener hereingekommen. Der hagere Mann sah irgendwie verschreckt und ungesund aus. "Neues aus Bretonia?", fragte der Imperator gelangweilt. "Nein Herr, die Bretonen haben uns noch keine Verstärkung zugesichert, aber...", erwiderte der Diener, aber er wurde von dem Kurfürsten unterbrochen, ehe er den Satz vollenden konnte: "Und aus Sylvania? Haben wir Nachricht aus der verfluchten Provinz erhalten?" "Nein mein Fürst, nicht direkt aber..." Diesmal schnitt ihm das Imperator das Wort ab: "Immerhin haben wir seinen Kopf noch nicht zurückgeschickt bekommen, das ist doch schonmal ein gutes Zeichen, oder?" "Ja, mein Herr." Eigentlich hatte er vorgehabt den Diener zu ignorieren und einfach weiterzureden, doch jetzt hielt er inne und starrte den dünnen Mann so eindringlich an, dass dieser von sichtlichem Unbehagen ergriffen wurde. "Ja? Hat der Fürst uns Verstärkung zu gesichert?" Der Diener wirkte nun eindeutig entnervt, gab sich aber größte Mühe diesen Umstand zu verbergen. "Nein Herr, nicht direkt..." "Was soll das heissen?", fiel der Kurfürst ihm ins Wort und erntete einen missbilligenden Blick seines Herrschers. "Das soll heissen, der Fürst von Carstein ist hier und bittet um eine Audienz.", antwortete der Diener nun hastig, damit der Imperator den Satz den er grade hatte beginnen wollen, nicht aussprechen konnte. Der dünne Mann sank innerlich zusammen, als die beiden Männer ihn anstarrten, als hätte er grade verkündet, dass die Horden des Chaos demnächst in Altdorf einfallen würden. "Er ist hier?", wollte der Kurfürst entgeistert wissen, doch ehe der Diener antworten konnte, erscholl eine tiefe, melodiöse Stimme: "Ja, ich bin hier." Kasimir von Carstein betrat unaufgefordert den Thronsaal und als er den Fuß über die Schwelle setzte, wurden die Vorhänge wie von Geisterhand zugezogen und der Raum, der eben noch von hellem Tageslicht erfüllt war, lag nun in tiefer Dunkelheit. Der Vampir spürte die ungläubigen Blicke auf sich und fragte belustigt: "Wollt ihr kein Licht machen, Imperator?" Als er nach einer kurzen Weile noch immer keine Antwort erhielt seufzte er, sprach ein leises, uraltes Wort der Macht, klatschte seine Magie unterstreichend zweimal in die Hände und die Kerzen in dem großen Raum entzündeten sich schlagartig. Lange Zeit geschah überhaupt nichts, außer dass die Männer sich gegenseitig anstarrten und erst nachdem schier eine Ewigkeit vergangen war, ergriff Kasimir das Wort: "Habt ihr eure Stimme verschluckt, Imperator?" Er trat so ungebührlich nahe an den Thron heran, dass der Kurfürst sein Schwert zog und es dem Vampir an den Hals hielt. Sofort setzten sich zwei der zehn schwarzgewandeten Gestalten, die den Fürsten Sylvanias begleiteten in Bewegung, doch dieser ließ sie mit einer flüchtigen Bewegung seiner Hand inne halten. Doch der eine Schritt den die Gestalten gemacht hatten, reichte aus um eine wabernde Wolke süßlichen Gestanks in die Nase des Kurfürsten schwappen zu lassen. Er hielt sich die Hand vor Mund und Nase und wich ein paar Schritte von den berobten Wesen zurück, bis die Luft wieder einiger Maßen dünn wurde. "Oh verdammt, was ist das?", fragte er, obwohl ihm Verwesungsgestank keineswegs fremd war. "Die Sonne tat ihrem toten Fleisch auf der Reise nicht grade gut.", erwiderte Kasimir abfällig und macht mit diesem einen Satz klar, dass er den Kurfürsten nicht als Gesprächspartner akzeptierte. "Was ist mit eurem Ersuchen, Imperator?", wollte er jetzt ohne Umschweife wissen. "Mein Angebot ist dasselbe geblieben. Habt ihr das Schreiben nicht gelesen?", erwiderte dieser erst nach einem kurzen Augenblick. Der Vampir verzog das Gesicht: "Ihr enttäuscht mich, Imperator. Euer... Angebot ist mehr als dürftig. Wäre es für mich nicht lukrativer Euch einfach jetzt zu töten und dann Anspruch auf das Imperium zu erheben? Ich könnte es durchaus in Erwägung ziehen, nun wo Ihr mich so naiv habt eure Gemäuer betreten lassen, meint Ihr nicht auch?" Der Imperator lächelte, aber innerlich war er aufgewühlt: "Nein", antwortete er ruhig. Er durfte keine Schwäche zeigen und sich nicht auf Spielchen einlassen, bei denen er nicht Spielleiter war. "Und was macht Euch da so sicher?", Kasimir konnte seine Überraschung nicht ganz verbergen, offenbar hatte er geglaubt, indem Imperator jemanden zu finden, den er leicht würde in Grund und Boden reden können. "Ich bin mir sicher, eine derartige Tat würde Euch nicht mit Genugtuung erfüllen, nicht wahr? Sie würde nicht Euer Größe entsprechen. Ihr werdet Euren großen Vorgängern nachzueifern versuchen. Mit Intrigen oder großen Schlachten. Eine solche Tat wäre euch nicht angemessen." Der Imperator lächelte kühl und besonnen. Kasimir bedachte ihn mit einem stechenden Blick. Er würde aufpassen müssen, der Imperator war ein gerissener Redner. Für einen Narren mochte es sich vielleicht so darstellen, dass der Herrscher des Imperiums sich verzweifelt bei ihm einzuschleimen versuchte, aber der Mensch hatte ganz gezielt einen empfindlichen Punkt in ihm berührt. Er durfte jetzt nichts falsches sagen. "Wie groß ist die Bedrohung durch die Orks?", fragte er und lenkte so mit geschickt vom vorherigen Thema ab. Der Kurfürst wollte sofort antworten, aber eine Geste des Imperators ließ ihn verstummen und machte ihm klar, dass er in diesem Gespräch nichts mehr zu sagen haben würde. Mit einem etwas empörten Gesichtsausdruck nickte er seinem Herrn zu und verließ den Raum, wobei er unterwegs noch den Diener ergriff und unsanft mit hinausschleifte. Auch die schwarzen Gestalten aus dem Gefolge des Vampirs verließen den Saal und schlossen anschließend die großen Türflügel hinter sich. Der Luftzug bliess ein paar Kerzen aus, die sich aber schon kurze Zeit darauf wieder selbst entfachten. Die restlichen Wachen des Imperators verließen nun auch widerwillig den Raum durch zwei kleinere Nebentüren. Kasimir wartete noch eine kurze Weile, ehe er seine Frage wiederholte. Langsam erhob sich den Imperator. Der Vampir musterte ihn geduldig. Der Mensch war groß und sehr stark gebaut, zweifelsohne sehr viel stärker als er selber, was im Endeffekt natürlich nichts bedeutete. Er war so sehr in Gedanken versunken, dass er erst zu spät bemerkte, was der Imperator vorhatte. Dieser zog mit einer schnellen Bewegung einen Vorhang beiseite, so das gleißendes Sonnenlicht hereinfiel - offenbar hatte er beschlossen das Blatt zu wenden.
Kasimir stierte ihn zornig an, aber der Mensch grinste ihn nur an und sagte fröhlich: "Das bisschen Licht wird Euch nicht schaden, vermute ich, also starrt mich nicht so wütend an."
Der Imperator redete nun mit ihm, wie es ihm eigentlich gebührte. Wie ein Herrscher mit einem Untertan. Kasimir antwortete nicht, natürlich schadete ihm das Licht nicht, solange er nicht direkt hineintrat, aber es war... er beließ bei einem wütenden Blick und erwiderte nichts. "Nun?", fauchte er nur wütend. Wieso ließ er sich diese Frechheit eigentlich gefallen? Kaum war der Imperator ein paar Meter vor dem Fenster weggetreten, ließ Kasimir den Vorhang mit einer knappen Handbewegung wieder zu schnappen. Der Mensch zeigte sich unbeeindruckt, zuckte mit den Achseln, ergriff ein Glas, das auf einem nahen Tisch stand und goss sich etwas aus einer Karaffe ein, die mit einer braunen Flüssigkeit gefüllt war. Vermutlich Weinbrand oder etwas dergleichen, vermutete er. Verdammt! Dieser Sterbliche war ausnehmend schlau, hätte er versucht den Vorhang wieder aufzuziehen, hätte er sich auf ein Machtspielchen eingelassen, das er nicht gewinnen konnte. Kasimir beschloss, es dabei zu belassen und wiederholte seine Frage erneut. "Nun", begann der Imperator heiter, wurde aber von einer Sekunde zur anderen todernst. Man konnte kaum glauben, dass noch immer derselbe Mann sprach.
"wir nehmen an, dass es sich bei der Größe des Waaaghs um mehrere hundertausend Grünhäute handelt."
"Und über wieviel Truppenstärke verfügt Ihr noch?"
"Wir können noch etwas mehr als zehntausend Mann aufbieten. Fünfzehntausend, wenn es hoch kommt." Der Imperator blickte den Fürsten aus den Augenwinkeln an und wartete auf seine Reaktion, die aus einem verächtlichen Schnauben bestand.
"Und ihr glaubt, dass die sylvanischen Milizen ausreichen, diesen Sturm aufzuhalten? Ihr seid verrückt."
"Wir haben noch die Bretonen um Hilfe gebeten, sowie die Hochelfen und zusätzlich haben wir Kunde von Zwergenarmeen erhalten, die an den Gebirgen gegen die Orks kämpfen." Er sah dem Vampir fest in die Augen. "Außerdem wollte ich Euch nicht um die Unterstützung Euer Milizen bitten." Kasimir verstand nicht sofort, aber doch schnell genug: "Ich soll euch mit untoten Heerscharen unterstützen? Ihr Narr glaubt nicht wirklich, dass Hochelfen, oder gar ZWerge an der Seite von Untoten kämpfen würden?"
"Unsere Armeen werden nicht mit denen der Zwerge zusammen kämpfen und es ist unwahrscheinlich, dass die Elfen uns tatsächlich Unterstützung zu sichern werden.", erwiderte der Imperator.
"Pah. In einer solch' kurzen Frist, kann ich keine Armee ausheben lassen, die stark genug wäre, einer solchen Flut zu trotzen. Ich würde mit Euch untergehen - es nützt mir nichts."
"Untergehen werdet Ihr so oder so, wenn Ihr nichts unternehmt, Euch muss doch klar sein, dass der Waaagh! nicht vor Sylvania halt machen wird!" Der Vampir blickte ihn trotzig an. Der Imperator seufzte und dachte kurz nach, ehe er fortfuhr: "Es gibt noch einen Grund für Euch, an der Schlacht teilzunehmen."
"Und welchen?", fragte Kasimir genervt.
"Uns wurden Berichte über untote Orks gebracht. Unsere Zauberer an der Magieakademie gehen davon aus, dass sich ein Nekromant in der Armee der Orks befindet." Der Fürst von Sylvania wurde augenblicklich hellhörig. Ein frei umherziehender Nekromant war nie gut, und schon gar nicht in Begleitung von Orks, erst Recht nicht, wenn es auch noch so viele waren. "Ein Nekromant sagt Ihr?" Der Imperator nickte. "Ja." Ein wenig Bitterkeit floss in seine Stimme mit ein: "Natürlich erhaltet Ihr auch weiterhin den Rest von Stirland und Sylvania wird zum eigenen Kurfürstentum ernannt werden." "Ich will noch zwei weitere Kurfürstentümer.", erwiderte Kasimir leichthin. Nun war er am Zug.
"Zwei weitere?" Der Imperator war empört."Wisst Ihr nicht wieviel wert allein das eine ist? Ihr erhaltet einen Platz im Rat und.."
Kasimir schnitt ihm zornig das Wort ab: "Ich weiss es, und?" Der Imperator seufzte und ließ sich schließlich auf einen Handel ein: "Na schön, ihr bekommt ein weiteres Kurfürstentum." Kasimir zog sich den Handschuh aus und reichte ihm böse grinsend die Hand: "Abgemacht."
Grorr'bak schlug sich mit der Hand auf die Stirn. "Diesa verfluchtä Zaubära..." Archbalduin war dem kleinen Heer auf seinem merkwürdigen, untoten Pferd gefolgt und ritt nun in die Richtung des Waaagh!bosses. Dieser stapfte ihm zornig entgegen, jeden anderen hätte er jetzt schon umgebracht, aber Grorr'bak hatte Angst davor, einen noch viel schrecklicheren Fluch abzubekommen als den, mit dem Schnazarkh - dieses räudige Schwein - seine Hand belegt hatte. "Was willst du? Verschwindä! Du has' hier nix verlorän!", fuhr er den Nekromanten ungnädig an. "Ich habe hier mehr verloren als du glaubst, Waaagh!boss.", erwiderte dieser. Ein merkwürdiger Glanz trat in seine trockenen Augen. "Er ist hier.." Grorr'bak erkannte an der Stimme des Zauberers, dass es vollkommen sinnlos war, zu versuchen ihn zum Gehen zu bewegen. Er murmelte ein paar leise Flüche. "Na schön." Er hatte einige Mühe das Wort über die Lippen zu bringen. "schön" war kein Wort, das Orks gerne verwendeteten, aber ihm war in diesem Augenblick nichts besseres eingefallen. "Komm halt mit, aba belebä dann die Kriega wieda, die gefall'n sind!" Archbalduin nickte kurz, aber er war sich sehr sicher, dass er nicht einen der Orks wiedererwecken würde. Er brauchte seine Kräfte für Wotan. Damals war in seinem Reaktionszauber irgendetwas schief gelaufen. Nur durch Vorags Magie war es ihm gelungen, von den Toten wiederzukehren, aber er hatte dabei einen Großteil seiner Kräfte eingebüßt. Es gab nur zwei Möglichkeiten wieder in den Vollbesitz seiner Macht zu gelangen. Entweder er tötete Vorag, um auch den Rest seines Geistes von der nekromantischen Macht des Strigoi zu befreien, oder aber er tötete den Auslöser des Reaktionszaubers, der noch immer einen Großteil seiner Energie verschlang. Dieser Auslöser war Wotan und es war nicht nur wahrscheinlicher ihn zu finden, als Vorag irgendwo im orküberschwemmten Strigos aufzuspüren, nein, es bereitete ihm auch noch mehr Vergnügen, sich an diesem Bastard zu rächen, der ihn so feige hintergangen hatte. Wenn er dann erst wieder auf dem Höhepunkt seiner Macht angelangt war, würde er sich überlegen, was er als nächstes machen würde. Möglicherweise würde er mit einem Fingerschnippen die größte Armee von Untoten ausheben, die es jemals gegeben hatte und versuchen die Alte Welt zu erobern? Er würde sehen...
Shaitaan erhob sich. Seine Rüstung und sein Schwert trieften vor Blut. Nun betrachtete er das Lichtermeer, dass sich in ihrer Flanke näherte. Er zog eine wütende Grimasse und hielt die Nase in den Wind, um den Gestank den er mit sich trug zu identifizieren. Wotan trat an seine Seite. "Orks.", zischte er. "Ja.", bestätigte Shaitaan. "Viele Orks. Ich würde sagen, es steht mindestens dreißig gegen einen." Er hatte noch einen anderen Geruch vernommen, aber den verschwieg er Wotan. "Wir können diese Übermacht nicht besiegen." Wotan nickte. "Wotan, ich möchte, dass du dir die Hälfte der Anhänger unseres Ordens nimmst und gehst, während ich mit dem Rest die Orks solange wie möglich aufhalte." "Niemals!", begehrte Wotan auf, aber Shaitaan brachte ihn mit einer scharfen Handbewegung zum Verstummen. "Das war keine Bitte!" Der Vampir funkelte seinen Meister kurz zornig an, ehe er etwas sagte: "Warum gehen wir nicht alle? Es wäre eh kein ehrenhafter Kampf gegen die Orks." Shaitaan fuhr ihn zornig an: "Und das eben? War das ein ehrenhafter Kampf? Wieviele von uns sind gestorben? Ein knappes Dutzend? Diese Menschen hier waren vielleicht geübte Kämpfer, doch sie waren nichts im Vergleich zu einem tobenden Ork. Außerdem... fliehen wir niemals." In Wotans Augen blitzte es auf: "Und was ist es, das Ihr von mir verlangt? Ihr verlangt von mir, dass ich fliehe!" "Nein Wotan, dass tue ich nicht.", erwiderte Shaitaan. "Ich gebe dir die Verantwortung über den Fortbestand unseres Ordens. Du bist von jetzt an Ordensmeister, bis ich zurückkehre..." Er lächelte. "Was ich bezweifle. Wotan, wenn wir jetzt alle kämpfen, wird unser Orden restlos untergehen." Wotan machte einen betroffenen Gesichtsausdruck. "Vergebt mir Herr, Ihr habt natürlich Recht. Aber wieso muss ich es tun? Wieso kann nicht ein anderer an meiner statt?" "Weil ich dir vertraue Wotan. Niemandem vertraue ich mehr." Wotan neigte dankbar seinen Kopf. "Es ist mir eine Ehre, Herr." Shaitaan klopfte ihm auf die Schulter. "Du wirst jemanden brauchen, der für dich so ist, wie du es für mich warst. Eine rechte Hand." Wotan lächelte. "Ich glaube ich wüsste, da schon jemanden."
Es dauerte nicht lange, bis sich die Drachentempler getrennt und in zwei Gruppen formiert hatten. Die Vampire die mit Wotan zogen, warfen ihren Brüdern neidische Blicke zu, doch sie gehorchten Wotan nun bedingungslos. Die Blutdrachen setzte sich in Bewegung, beide Gruppen in unterschiedliche Richtungen. Wotan sah seinem ehemaligen Ordensmeister noch solange hinterher, bis man ihn vor dem gewaltigen schwarzen Meer aus Orks am Horizont nicht mehr ausmachen konnte...