WHFB Die Kinder Sigmars + Die Kinder des Drachen

<div class='quotetop'>ZITAT</div>
hoffentlih gibts bald mehr...![/b]

Aber klaro... solange wer danach verlangt, ist man doch motiviert! 😀 Viel Spaß beim Lesen.
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Kapitel XXII: Heute vor zehn Jahren




"Komm mit, ich möchte dir etwas zeigen.", sagte Thiemotheus Strauchkrämer, der "Vater" von dem kleinen Markus. Markus zählte inzwischen elf Sommer und hatte den Ordensmeister als Ersatz für seine, bei einem Angriff einer untoten Horde ums Leben gekommenen Eltern erwählt. Scheinbar fühlte Thiemotheus sich wohl in dieser Rolle, oder akzeptierte wenigstens die Entscheidung des Jungen.
Markus ließ sich an der Hand nehmen und folgte dem großen, inzwischen vollkommen kahlköpfigen Mann durch die verschachtelten Gänge des Klosters.
Markus dachte oft daran, dass sie es vielleicht bald verlassen mussten, denn sein Vater lag im Streit mit dem Imperator und wie es schien, würde der Orden verboten werden. Wegen zu extremer Methoden... Thiemotheus hatte nie etwas angeordnet, dass in den Augen des kleinen Jungen falsch gewesen wäre!
Sie liefen noch eine Weile durch das Kloster und stiegen später in den Keller hinab, in welchem sie den Weg zu der eindrucksvollen Schatzkammer des Ordens einschlugen. Thiemotheus hielt vor dem gewaltigen Eichentor an, zog einen ebenso gewaltigen, goldenen Schlüssel aus einer der unzähligen Taschen seines Mantels und steckte ihn in das Schloss. Ein lautes Knacken ertönte, als er an dem Griff drehte und der Schlüssel die Tür entriegelte, welche hohe, quietschende Geräusche beim Öffnen von sich gab, was ein Zeichen dafür war, wie selten jemand die mit Reichtümern prall gefüllte Halle, die dahinter lag betrat. Markus machte große Augen, als er eintrat: überall lagen kunstvolle Schnitzereien, prächtige Statuetten und Gebilde aus Gold, Silber und Bronze, kostbare Juwelen und Edelsteine, seltsame Waffen und Rüstungen und die an den Wänden befestigten Regale waren mit uralten Bücher und Schriftrollen überfüllt.
"Hier lagern wir all' die Schätze, die wir auf unseren Missionen und während unserer Reisen erbeuten und erwerben konnten. In dieser Halle ist großer Reichtum und noch größeres Wissen geborgen.", sagte Markus' Vater.
Sie liefen durch einige, schmale Gassen innerhalb der unzähligen, kostbaren Sammlungsstücke und näherten sich einer Tür, die zu einem der kleinen Nebenräume führte. "Sigmar steh uns bei, wenn der Schlüssel zu diesen Reichtümern gestohlen wird und in die falschen Hände gerät.", murmelte er nachdenklich, während er die besagte Tür aufschloß und nochmal einen Blick zurück auf die Berge voller Kunstwerke und Schriften warf.
Markus trat ein und sah sich voller Erwartung um, wurde aber bitter enttäuscht. Der Raum war klein und dunkel, weil man so tief unter der Erde keine Fenster einbauen konnte - trotzdem gab es eine unnatürliche, schwache Lichtquelle, die auf einem Podest in der Mitte des Zimmers ruhte. Die Wände der Kammer waren mit feinem Holz verkleidet und der Boden bestand aus schwarzem, glattem Marmor und die kleine Treppe, die hinauf zu dem seltsamen Licht führte schien aus blitzendem Glas gefertigt zu sein.
"Komm.", sagte Thiemotheus und trat an das Podest. Markus folgte ihm und sog, als er genau erkennen konnte, was auf dem hölzernen Sockel thronte scharf die Luft ein. "Was ist das?", fragte er.
"Wir nennen es das Licht des Sigmar. Wir haben es auf einer Reise in das ferne Khemri geborgen.", kam die Antwort.
"Es leuchtet durch das schwarze Holz hindurch?", wollte Markus verblüfft wissen.
"In der Tat, es ist heller als die Sonne.", versuchte Thiemotheus den Wissensdurst des Jungen zu stillen.
Tatsächlich stand auf dem Podest eine kleines, schwarzes Holzkästchen, kaum größer als die Faust des Jungen, aus dessen Inneren eindeutig ein helles Licht schimmerte.
"Sieht man es direkt an, verliert man für immer sein Augenlicht. Sieht man einen Schimmer, ist man für Stunden geblendet."
"Wozu braucht man es?", fragte Markus. Thiemotheus lächelte, ehe er zu einer Antwort ansetzte: "Es scheint heller als die Sonne, und schon IHR Licht genügt, ein Kind der Nacht aus dieser Welt zu bannen."
Markus nickte - er verstand.
"Ich möchte, dass du es bekommst.", sagte sein Vater.
Er machte große Augen. "Nein, ich kann das nicht..."
"Ich weiss, dass du es weise benutzen wirst.", unterbrach Thiemotheus ihn. Markus setzte noch einmal zu einem Widerspruch an, doch der Ordensmeister, legte ihm seine große Hand auf den kleinen Mund.
"Es ist ein Geschenk, von dem Vater an den Sohn. So etwas lehnt man nicht ab."
...

Das war nun wirklich schon elf Jahre her? Markus hatte es nie benutzt, nie aus der Tasche seines Mantels gezogen, aber nun, da alle Fackeln erloschen und die Luft erfüllt war von reißendem Kreischen und panischen Schreien, erschien es ihm weise.
Er griff tief in eine seiner Taschen, umschlang das helle Tuch, in das er die Kiste eingewickelt hatte und zog es heraus.
Ein bestialischer Schrei wurde ausgestoßen, als das sanft schimmernde Bündel zum Vorschein kam, die Vampire schienen zu ahnen was er vorhatte. Angst stieg in ihm auf und er hätte sich fast verheddert, schaffte es aber dennoch die schwarze, kleine Kiste zu aus den Leinen zu befreien. Er wollte sie gerade öffnen, als er feststellte, dass er den Schlüssel in seiner Hast verloren haben musste. Er hatte ihn mit in die Tücher eingewickelt und nun war er heraus gefallen. Panisch schwenkte er die Kiste über den Boden und versuchte mit dem wenigen Licht, dass sie spendete zu finden, was er suchte, aber er wusste es hatte keinen Sinn - das Kreischen hatte sich in ein wütendes Schnauben verwandelt und war schon bedrohlich nahe gekommen: Verflucht, es musste ein fliegender Strigoi sein!
Markus sog scharf die Luft ein , legte das Kästchen auf den Boden und betete zu Sigmar, dass was immer sich in der Truhe befand solide war und nicht so leicht zerbrechen würde.
Er atmete tief ein, bedeckte seine Augen mit den Armen und trat zu. Er spürte wie das feine Holz fast widerstandslos zersplitterte. Eine endlose Sekunde lang befürchtete er, das Zersplittern von Glas, oder etwas ähnlichem zu hören, doch dann durchzuckten schreckliche Schmerzen seinen Kopf. Obwohl seine Augen verdeckt waren, fühlte es sich an, als würde er direkt in die Sonne gucken.... nein, es war schlimmer!
Er hörte schrilles, angstvolles Schreien und der Gestank von verbranntem Fleisch breitete sich aus. Übelkeit überkam ihn, während er zu Boden ging und er musste sich bemühen nicht die Hände von den Augen zu nehmen und sie auf den Mund zu pressen. Es fühlte sich an, als wolle sein Kopf zerspringen und er spürte wie seine blutverschmierten Hände, noch nasser von seinen Tränen wurden. Er wollte Schreien, doch er hatte Angst, er würde sich übergeben müssen, würde er den Mund öffnen. Er wälzte sich jammernd auf dem Boden, zog seinen Mantel vor das Gesicht, aber das schreckliche Licht wollte nicht weichen. Gerade als er wirklich glaubte, sein Kopf müsste zerplatzen endete es. Das blendende Licht war fort, einem sachten, ja sanften Schimmer gewichen. Verblüfft öffnete Markus die Augen und richtete sich auf. Was war geschehen? Er bückte sich und sah, was die schmerzende Helligkeit dämpfte.
Verwundert betastete er die weiche Masse, die über das Licht des Sigmar gelegt worden und plötzlich spürte er Rippen. Es war ein Körper - jemand hatte sich auf es geworfen!
Er tastete sich zu dem Gesicht des Mutigen vor und erschrak.
Es war sein Vater.
Er lag dort, schwach hustend, mit ausgebrannten Augenhöhlen. Unglauben und Entsetzen stiegen in dem jungen Hexenjäger auf... er wollte etwas sagen, aber die Tränen die angefangen hatten zu fließen erstickten seine Stimme und verschleierten seine Worte: "Vater, ich... es...es... ich... es tut mir... ich wollte nicht..."
"Es ist gut mein Sohn... gräme dich nicht, die Vampire sind verbrannt im hellen Glanze des Sigmar. Sie erhielten ihre gerechte Strafe."
"Es tut mir so Leid.", presste Markus hervor.
"Nicht du musst für das Geschehene sühnen, denn deine Tat war weise. Du hast vielen Männern das Leben gerettet. Sie und ihre Frauen werden es dir danken und vergelten."
Markus hatte angefangen bitterlich zu weinen.
"Lebe wohl, mein Sohn...", waren die letzten Worte Thiemotheus Strauchkrämers in dieser Welt.


"Vater wo bist du hingegangen, heute vor zehn Jahren?", flüsterte Markus leise, so leise, dass niemand außer ihm etwas hören konnte. "In Sigmars Hallen gewiss, wie es einem Edelmann deiner Größe gebührt..."
Er blickte hoch in den sternenklaren Himmel und suchte... aber nach was? Vielleicht nach einem Zeichen? Er lächelte traurig, schüttelte den Kopf und wandte den Blick ab. Nie würde er ihn wiedersehen können, verriet er doch gerade das Imperium - Sigmars geheiligtes Land. Für ihn würde es keinen Platz an der Tafel geben, aber er war trotzdem stolz auf sich, das Erbe seines Vaters zu rächen und den ignoranten Imperator mit dem Tode zu strafen.
Die Nacht war vor knapp drei Stunden hereingebrochen und Markus war sich sicher, dass sie nicht mehr weit von den Mauern Altdorfs entfernt sein konnten.
Schweigend bewegte sich die Gruppe durch die Dunkelheit und nur Grorr'bak gab ärgerliches Schnaufen und zorniges Grummeln von sich, was die Söldner die ihn flankierten sichtlich unbehaglich stimmte. Vermutlich war es auch dieser Umstand, der sie verriet.
Ungefähr eine Stunde später entdeckte Markus eine Staubwolke am Horizont, die durch die Dunkelheit kaum sichtbar war und sich rasch näherte.
"Imperiale Ritter, was meint Ihr Herr Fadelbart?", fragte der Anführer der Söldnerbande, der sich unauffällig hinter Markus gestellt hatte. Er verwendete den Namen, den Markus ihm fälschlicher weise genannt hatte. "Vermutlich. Ich bezweifle, dass es Orks sind, die versuchen könnten ihren Anführer zu befreien." antwortete der Hexenjäger ruhig. "Vor denen haben wir nichts zu befürchten."
"Wieso sollten wir etwas vor Imperialen zu befürchten haben?", fragte der Mann verwundert. Markus biss sich zornig auf die Lippe, er hätte sich fast verplappert und den Schwindel auffliegen lassen, den er den Söldnern aufgetischt hatte.
Rasch versuchte er abzulenken und sagte: "Sie halten genau auf uns zu, wir werden hier warten und sie empfangen."
Der Söldnerhauptmann nickte und gab seinen Männern die Anweisungen.
Es dauerte nicht mehr lange und Markus erkannte, dass die schwarz berobten Gestalten auf den seltsam wirkenden Pferden keine imperialen Ritter waren. Er kratzte sich kurz an der Nase - er hatte irgendeinen merkwürdigen Geruch wahrgenommen, der ihm eigentlich vertraut war, aber den er jetzt nicht zu erkennen vermochte - ehe er auf den blassen, in eine dunkle Rüstung gehüllten Krieger zu lief und ihn fragte: "Wer seid ihr? Was ist euer Begehr?"
"Ich handle im Dienste des Imperators, junger Mann, Ihr solltet mich kennen.", antwortete der Fremde und lächelte. "Schließlich spricht ganz Altdorf über mich."
"Ich war der Stadt lange fern.", klärte Markus den Mann sogar wahrheitsgemäß auf und unterzog ihn anschließend einer gründlichen Musterung: Er war blass, sehr blass und wirkte schon fast schmächtig. Sein langes, schwarzes Haar wiegte sich sacht im Wind und seine stechenden Augen ließen einen Schauder über den Rücken des Hexenjägers laufen. "Die Zeiten sind hart, sagt wonach verlangt es Euch? Es ist nicht einfach jedem zu trauen", wollte der dunkle Ritter wissen und ließ den Blick über die, immer noch als imperiale Krieger verkleideten Söldner schweifen. Seine Augen weiteten sich, als er Grorr'bak erblickte, der ihn dümmlich angrinste.
"Was ist das für ein Ork?", verlangte er harsch eine Erklärung. Markus gab sich selbstbewusst, trat vor und nahm Siegelring und das gefälschte Schreiben zur Hand.
"Ihr seid nicht ermächtigt, Informationen von mir zu verlangen, ihr habt nicht einmal einen Beweis, dass ihr wirklich im Dienste meines Herrn steht.", polterte er laut. Der Mann sprang aus dem Sattel, strich seinen langen, ebenfalls schwarzen Mantel beiseite und griff in eine kleine Ledertasche, die an seinem, mit Metallplättchen versehenen Gürtel befestigt war. Seufzend zog er einen Zettel hinaus, faltete ihn auf und hielt ihn dem Hexenjäger unter die Nase, zog ihn aber so schnell wieder weg, das dieser kaum hatte etwas lesen können. Die Zeit hatte Markus allerdings gereicht, das imperiale Siegel zu erkennen.
"Oberster Befehlshaber der verbliebenen Streitkräfte des Imperiums.", informierte der Mann ihn lächelnd. Doch... irgendetwas war falsch an diesem Lächeln, aber Markus wusste nicht was.
"Dürfte ich nun erfahren, was es mit diesem Ork auf sich hat?", verlangte der, scheinbar ziemlich ranghohe Offizier nun wieder sehr fordernd. Markus beschloss kein Risiko einzugehen und gab lieber eine, zumindest seinem Befinden nach glaubwürdige Antwort: "Es ist einer der höchsten Anführer des Waaagh!. Er wollte uns noch nicht verraten, wie hoch genau. Wir bringen ihn zur genaueren Untersuchung nach Altdorf, um ihn dort der Inquisition zu übergeben."
"Interessant...", gab der Andere zurück. "Ist euch bewusst wie unglaubwürdig Euer Auftreten ist, Bote?"
"Herr?" Markus gab sich unwissend und ruhig, war im Innern aber aufgewühlt. Wer war dieser Fremde?
"Nun, ich habe noch nie einen Ork gesehen, der sich von den Menschen hätte kampflos in Ketten legen lassen und sie dann nicht problemlos sprengte, sollten sie es doch geschafft haben. Weder heute noch vor einem halben Jahrtausend.""Herr, ihr redet wirr." Ein schrecklicher Verdacht wuchs in dem Hexenjäger.
"Außerdem habe ich noch nie einen solchen undisziplinierten Haufen imperialer Krieger gesehen, sogar die Milizen marschieren anständiger, während Euer Haufen hier, Markus Strauchkrämer - so sollte ich Euch doch nennen? - durch die Gegend stolziert wie ein Haufen Waschweiber."
Markus zitterte, er verstand die Welt nicht mehr. Wie konnte dieser Mann seinen Namen wissen, sogar den, den er später selber angenommen hatte? Er spürte wie die Söldner hinter ihm unruhig wurden. Einerseits waren sie sicher aufgewühlt wegen der Beleidigung, die der dunkle Ritter ihnen entgegen geschleudert hatte, andererseits aber auch, weil sie sich nun nicht sicher waren, ob derjenige, der sie angeheuert hatte, nicht vielleicht doch ein Lügner und Betrüger war. Den Kommentar, dass Grorr'bak die Ketten nicht aufhalten könnten, hatte auch Eindruck hinterlassen: Der Schwarzork befand sich nun in der Mitte von einem, großzügig um ihn herumgezogenen Menschenkreis und keiner wagte es, sich ihm zu nähern. "Weichlingä.", brummelte der Waaaghboss.
"Wer seid Ihr?", verlangte Markus zu wissen, aber die Kraft war aus seiner Stimme gewichen und er befürchtete, dass man ihn Zittern sehen könnte. Sein bisher gut durchgeführter Plan begann zu bröckeln. Der Fremde näherte sich noch weiter und sah ihm fest in die Augen.
"Man nennt mich Kasimir von Carstein."
Markus wich zurück und gab den Befehl, die Waffen zu ziehen, um den heuchlerischen Vampir und sein Gefolge anzugreifen. Wie durch ein Wunder gehorchten die Söldner ihm noch...

Schneider stapfte durch die Dunkelheit. Er bot einen amüsanten Anblick, in seiner zusammengewürfelten Rüstung und seinem außergewöhnlichen Sammelsurium aus abgenutzten und improvisierten Wachen.
Er stöhnte und blickte in Richtung des Sturms, der für wenigstens einen Tag die Sonne vollkommen verdunkelt hatte. Leider war das Unwetter schon an ihm vorüber gezogen und sobald der Morgen graute, würde er sich wieder die dicken Roben überwerfen müssen, unter denen es so heiss wurde wie in einem Backofen.
Er hatte beschlossen dem Rat des Wirtes zu folgen und die Orkhorde südlich von dem Dorf Meilenstein zu suchen. Der Mann hatte vernünftig gewirkt und nicht wie jemand, der sich leicht von dem Geschwafel der Betrunkenen beeindrucken ließ. Schneider lächelte... vermutlich musste man auch so sein, bei diesem Beruf.
Er blickte noch einmal zu dem Sturm: leider zog dieser nach Osten und so bestand keine Möglichkeit, noch einmal einen Tag in Finsternis zu verbringen.
Schneider seufzte und kratzte sich am Kopf. Er würde bald wieder Nahrung brauchen, doch seit Tagen hatte er kein Wild gesehen... er hoffte nur, dass er irgendein Tier - am Besten noch eines, dass eh schon in der Falle eines Jägers gefangen war und so gut wie keine Überlebenschancen mehr hatte - fand, ehe ein Mensch ihn fand. Er war sich nicht sicher, wie schnell die Bestie in ihm die Oberhand gewinnen würde, aber so etwas wie in Haselbrühl durfte keinen falls erneut geschehen. Er spürte einen Regentropfen auf der Nase, ließ den Kopf hängen und begann zu singen:
"Ei und Speck, das ess' ich gern, als Mahl nach Stund' von Mond und Stern..."

Es hatte angefangen in Strömen zu regnen. Ja, es regnete so stark, dass die Kutsche von Isabella und Albrecht in ein Schlammloch gesunken war und sich eine Achse gebrochen hatte. Erst hatte das Paar vorgehabt, die Pferde los zumachen und auf ihnen weiter zureiten, doch als sie die Zügel vom Bock gelöst hatten, waren die Tiere panisch durchgegangen.
So hatten sich die Beiden zu Fuß auf den Weg gemacht, aber Isabella war gestrauchelt und konnte nun nicht mehr gehen. Albrecht hatte noch versucht, sie zu tragen, aber schon nach einer kurzen Weile hatten auch ihn die Kräfte verlassen. Die Reise hatte jungen Mann sehr erschöpft.
"Meinst du nicht, wir haben ihn endlich abgehängt?", schrie Isabella gegen den Wind an.
"Niemals!", erwiderte Albrecht in der gleichen Lautstärke, während er versuchte, ein Loch hinter einem Stein zu buddeln. Er hoffte, das Gebüsch daneben, würde sie dann gut genug verbergen und sie auch ein wenig vor dem scheußlichen Wetter schützen.
"Komm!", schrie er und zwängte sich in die kleine Grube. Isabella folgte ihm und quetschte sich zu ihm.
"Ist verstecken dann nicht genau so sinnlos?", fragte sie und da sie hier vor dem heulenden Wind geschützt waren, musste sie nicht mehr schreien.
"Ich weiss es nicht.", gab er ehrlich zu. Er war sichtlich verzweifelt und verfluchte sein Pech und seine Ratlosigkeit.
Wäre Schneider nur hier, sicher würde er einen Ausweg wissen. Im nächsten Augenblick tadelte er sich selbst für diesen Gedanken und schüttelte traurig - kaum merkbar - den Kopf.
Er wusste nicht, wie lange sie gewartet hatten, doch plötzlich hörten sie Hufe auf dem Stein über sich aufschlagen und versuchten, sich noch tiefer in die Nische zu drücken. Es half nichts.
"Ich habe dich gefunden.", sagte Abraxasas mit eiskalter Grabesstimme.



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Wenn ihr mit ner Vamparmee anfangen wollt, würde ich noch warten, da das AB gerade überarbeitet wird und dann auch neue Minis etc. rauskommen. xD
Dann müsst ihr euch net die neuen auch noch kaufen, geht dann ja aufn Geldbeutel. *hust* *hust* 🙂
 
Juhu. Es geht schon weiter! Wieder eine tolle Geschichte!! 😀

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Wenn ihr mit ner Vamparmee anfangen wollt, würde ich noch warten, da das AB gerade überarbeitet wird und dann auch neue Minis etc. rauskommen. xD
Dann müsst ihr euch net die neuen auch noch kaufen, geht dann ja aufn Geldbeutel. *hust* *hust* [/b]

Das ist auch der Grund warum ich noch nicht begonnen hab... 😉

Na ja und die übrigen Figuren die ich noch bemalen muß 🤔
 
bin noch nicht ganz durch aber echt schöne geschichte.

vor allem, wie du die persönlichkeiten der charaktere herausarbeitest sagt mir sehr zu.

auch spannungsbogen, wenn natürlich auch noch nicht ganz ausgeführt und szenenwahl sowie -anordnung erscheinen mir bislang sehr gelungen.

einziger kritikpunkt wären ein paar rechtschreibfehler, die den lesefluss allerdings nicht weiter stören.
achja und immer dran denken: der dativ ist dem genitiv sein tod. als beispiel: "der "vater" von dem kleinen Markus". ich hoffe ich trete dir nicht auf die füße, oder habe die genialität eines mir unbekannten stilistischen mittels nicht erkannt.

just my 5 karls

the_lifeless
 
Hallo alle zusammen, nach langer Abwesenheit, mal wieder da 🙂

@Bertram Hillmann

auch wenn ich schon lange kein Kommentar mehr geschrieben habe, so habe ich doch mit sehr großem Interesse deine Geschichte verfolgt und ich muss sagen, sie gefällt mir von mal zu mal besser. Kann eigentlich nur mein volles Lob aussprechen für dieses Gedankengut auf Papier (Bildschirm 😀 ).

mach so weiter freue mich schon auf die nächsten Geschichten.

gruß
Sylvaresta
 
😛h34r: ...'tschuldigung


Kapitel XXIII: Er war feige






"Bleib' uns fern!", schrie Albrecht zornig, aber auch mindestens genauso ängstlich. Er und Isabella hatten wieder angefangen zu laufen, scheinbar hatten sie solange unter dem Felsblock verharrt, dass seine Frau ihren verknacksten Knöchel wieder halbwegs belasten konnte, doch ihm war klar, dass es sinnlos war. Abraxasas war dicht hinter ihnen und hätte sie schon längst einholen können, wenn er wollte, aber er spielte seine Spielchen mit ihnen.
Schließlich verlor der Necrarch aber doch die Geduld und gab seinem Nachtmahr die Sporen. Das Tier gab ein merkwürdig rasselndes Wiehern von sich und jagte los. Problemlos holte er die beiden Menschen ein und versperrte ihnen den Weg. Albrecht versuchte zu bremsen, aber er rutschte auf dem nassen Boden aus und stürzte. Isabella wollte ihm hochhelfen, doch Abraxasas ergriff sie am Haar und zog sie zu sich.
"Nein!", schrie Albrecht verzweifelt. Der Vampir zog sie so nah an sich heran, dass sie gegen den faulenden Leib des Nachtmahrs gepresst wurde und ihren Peiniger nur noch aus den Augenwinkeln sehen konnte.
"Du bist also die Ursache dafür, dass mein treuer Diener seinen Schwur brach und mich verließ?", fragte er spottend und er betonte den "treuen Diener" auf sehr eindeutige Weise. Er sah Albrecht fest in die Augen und sprach: "Ich nehme an, wenn wir diese Ursache aus der Welt schaffen, dann wirst du wieder zu mir zurückkehren, nicht wahr?""Wehe, du tust ihr was, du Monster!", rief Albrecht mit vor Zorn brodelnder Stimme. Er konnte den Anblick der gepeinigten Isabella nur mit Mühe ertragen. Zwar gab sie sich stark und trotzig, aber die ersten, stummen Tränen traten schon aus ihren Augen. Sie hatte wirklich sehr mit sich zu kämpfen und es war alles seine Schuld."Du drohst mir?", fragte Abraxasas mit tödlich süßer Stimme. "Was willst du tun?"
Albrecht ballte die Hände zu Fäusten, aber er wusste keine Antwort. Er stand nur da und fühlte, wie Tränen des Zornes und der Verzweiflung über seine Wangen liefen.
Der Vampir stieß ein verächtliches Schnauben aus und schüttelte dann den Kopf. "Keine Sorge lieber Albrecht, ich befreie dich nun von der Last, die dieses Weib für dich darstellt." Isabella schrie panisch, als Abraxasas einen geschwungenen Dolch aus seine Gewändern zog, und sie begann sich mit Leibeskräften zu wehren, doch es nützte nichts, denn trotz seines gebrechlichen Aussehens, besaß der Vampir ungeheure Kräfte.
"Nein!", schrie Albrecht verzweifelt, er weinte nun wirklich ungehemmt und die Tränen flossen in Sturzbächen aus seinen Augen. Abraxasas schnaubte ein letztes Mal, ja, er klang wirklich ein wenig enttäuscht und hob dann den Dolch. "Sorge dich nicht mein Kind, gleich ist es vorbei.", flüsterte er, so dass Isabella es grade noch hören konnte und eine fast markerschütternde Enttäuschung schlich sich in seine Stimme. Die Augen der jungen Frau weiteten sich vor Entsetzen.
"Lass sie los!", polterte eine Stimme, so kräftig und entschlossen wie das Brüllen eines Bären. Verdutzt hielt der Necrarch inne und wandte sich um.
Ein kurzes Stück hinter Albrecht stand ein Mann, in blutroter Rüstung, das Schwert in der Hand, mit einem Gesichtsausdruck, der wohl selbst einem Oger Ehrfurcht eingeflößt hätte. Sein nasses Haar klebte an seiner fahlen Stirn und seine schwarzen Augen glitzerten böse, als er begann, mit festen Schritten auf Abraxasas zu zulaufen. "Was willst du, Fremder?", verlangte der Necrarch zu wissen. "Ich sagte es dir schon: Lass sie los!", erwiderte der, wie Abraxasas schon von Anfang an klar gewesen war, andere Vampir, ohne seinen Schritt im Mindesten zu bremsen.
"Was liegt dir an ihr?"
"Lass sie los!"
"Warum sollte ich?"
"Weil ich dich sonst töte, Necrarch!"
Mit unbeeindruckter Mine ließ er Isabella los, welche sich anschließend weinend auf den Boden kauerte. Der Blutdrache - es musste einer sein, dachte Abraxasas - blieb stehen und sah sein Gegenüber mit festem Blick an. "Wie lautet dein Name?", fragte Abraxasas harsch. "Wotan lautet er. Merkt ihn Euch, denn wenn Ihr nochmal versucht ihr etwas anzutun, werde ich mich Euch gegenüber nicht so milde erweisen.", kam die rasche Antwort.
Ihm fiel auf, dass der Blutdrache ihn nun höflicher ansprach. Anscheinend sah er ihn nicht mehr als Feind. Abraxasas beschloss, es ihm gleich zu tun.
"Liegt Euch etwas an dem Jungen?" Wotan nahm die ohnmächtig gewordene Isabella auf die Arme, besah den jungen Menschen kurz und schüttelte dann den Kopf.
Albrecht brach zusammen. Verdammt, womit hatte er das alles verdient? Warum rettete der Fremde ihn nicht auch?
"Warum? Bitte...", fragte er laut, doch seine Stimme drohte zu ersticken. Wotan drehte sich um und bedachte ihn mit einem kühlen Blick. "Ich erkenne dich, Mensch. Ich sah wie du damals das Schlachtfeld verlassen hattest, um nicht zu sterben. Aber was taten deine Kameraden, oder sogar Freunde? Sie warfen sich in den Tod, zu retten ihre Heimat, ihre Frauen und Kinder oder einfach nur, um die Frauen und Kinder der anderen zu schützen. Du bist geflohen. Du warst der Einzige. Du bist erbärmlich und ohne Ehre - ein Feigling.", während er gesprochen hatte war Wotans Stimme immer lauter geworden und am Ende hatte er fast geschrien.
"Ich bin nicht feige.", begehrte Albrecht auf. "Nicht?", Wotan wurde zornig, "Warum hast du dann gerade nur gebettelt? Wieso hast du nicht einmal versucht, das Mädchen zu retten? Du hast auf dem nassen Boden gehockt und geheult wie ein kleines Kind! Erzähle mir nicht, das sei keine Feigheit!."
Albrecht ließ den Kopf hängen, der Vampir hatte recht. Er hatte nicht ein einziges Mal versucht, Isabella zu retten. Er war feige... schon immer gewesen.
Abraxasas ritt neben ihn und zog ihn zu sich in den Sattel. "Du hast noch viel zu lernen, mein Diener.", sagte er nur, nickte Wotan kurz zu, der die Geste aber nicht erwiderte, wendete seinen Nachtmahr und ritt ohne ein weiteres Wort davon. Albrecht wehrte sich nicht mehr. Er war am Boden zerstört... er war feige...
Wotan setzte sich auf einen Stein und streichelte sanft das Haar von seiner schönen Aurora. Wie konnte es kommen, dass sie noch lebte? Oder wieder lebte? Sie war offenbar kein Kind der Nacht geworden. Er würde abwarten, bis sie erwachte und dann weiter überlegen, was zu tun war...

Kasimir lächelte. Die meisten der Söldner waren geflohen oder erschlagen worden. Markus musste sich ebenfalls davon gestohlen haben, denn der Vampirfürst konnte seinen Leichnam nirgends entdecken. Dieser winselnde Köter. Seine Gedanken schweiften auf nahezu absurde Weise hinfort und er musste sich zusammenreissen, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Er wandte sich von den Leichen der Menschen ab und betrachtete den gewaltigen Ork, der seinen Fluchrittern heftig zusetzte.
"Haltet ein!", donnerte die Stimme des Vampirs und die Untoten zogen sich schlagartig von dem grünen Muskelberg zurück. Er maß den Waaaghboss mit abwertenden Blicken, konnte jedoch ein erstauntes Flackern in seinen Augen nicht verbergen, als er die stählernden Muskeln des Schwarzorks sah. Grorr'bak gab ein zorniges Schnauben von sich, als die Fluchritter sich von ihm entfernten, rieb sich den linken Arm und starrte den Vampir wütend an.
"Er gehört mir.", sagte Kasimir mit böser Stimme, in der ein wenig Vorfreude mit schwang. Auch wenn der Carstein eigentlich kein Kämpfergeist war und lieber seine Diener in das Verderben schickte, so war er dem ein oder anderen Duell doch nicht abgeneigt.
Mit sicheren, festen Schritten lief er auf den Ork zu und sah ihm fest in die Augen - der erste Schritt eines erfolgreichen Kampfes, wurde mit dem Kopf und nicht mit der Klinge entschieden. Kasimir blieb stehen, machte eine eindeutige Geste und grinste den Waaaghboss spöttig an. Der Kampf hatte begonnen.

Schneider bemerkte die Veränderung in der Luft. Ein eindeutiger Gestank setzte sich in ihr fest und ließ sie immer dicker und trüber werden.
Er musste seinem Ziel schon sehr nahe sein. Wild entschlossen seine Mission zu erfüllen und seine Rache zu vollstrecken, beschleunigte er seine Schritte. Diese elende Grünhaut würde für alles bezahlen, was sie ihm und seinem Dorf angetan hatte. Sie würde für das bezahlen, was er den Menschen die er liebte angetan hatte. Er wendetete seinen Blick zu der aufgehenden Sonne - das erste unangenehme Prickeln durchzuckte seine, immer bleicher gewordene Haut und ließ ihn aufstöhnen. Ein wenig trübselig nahm er die Roben, die er während der Nacht zusammengefaltet als Umhang trug und zog sie sich über.
Es würde ein harter Tag werden.

Walther Groll ritt an der Spitze seiner Armee aus Sigmariten und war stolz auf sich und sein Werk. Es war ihm gelungen, den Großtheogonisten von seinem Plan zu überzeugen - was zugegebenermaßen auch nicht verwunderlich war, aber dass er sogar zum Befehlshaber ernannt worden war, damit hatte er wahrlich nicht gerechnet.
Da Markus ihn verraten hatte, würde er diese unschöne Pflicht nun selber in die Hand nehmen müssen: Er würde den unheiligen Vampir vertreiben, oder noch besser: vernichten! Ja, das war gut. Der Sigmarpriester hatte so gut wie gar keine Ahnung von der Hexenjagd, aber er war selbstbewusst und zuversichtlich. Ja, er würde Abraxasas vernichten. Bei Anbruch des nächsten Tages würden er und seine rund einhundertfünzig Priester aufbrechen.

Wotan hatte sich mit der bewusstlosen Isabella in den Schatten einer großen Höhle geflüchtet, als die Sonne aufgegangen war. Er streichelte noch immer liebevoll ihr Haar. Was sollte er ihr sagen? Würde sie sich nach so langer Zeit erinnern? Gewiss... er war ihre, und sie war seine große Liebe gewesen. Nie würde er die Ewigkeit mit einer anderen Frau teilen wollen, oder müssen. Er versank in seinen Gedanken und Erinnerungen und erst das helle Geräusch eines auf die Erde fallenden Regentropfens brachte ihn zurück in die gegenwärtige Welt. Er schüttelte, ein wenig über sich selbst erschrocken den Kopf und wartete. Als sich der Regen in Hagel, und die Pfützen sich in reissende Ströme verwandelten, erwachte Isabella.
 
<div class='quotetop'>ZITAT(Battle @ 25.01.2007 - 22:12 ) [snapback]960124[/snapback]</div>
Kann es sein das es dir Spaß macht uns zu Quälen ?^^[/b]
Ja, so ein wenig vielleicht... ein bisschen... 😛

Ich hoffe hiermit habe ich mir wieder ein bissl Ruhe verdient xD :


Kapitel XXIV: Der nächste Tag





Metall klirrte und die aufeinander wirkenden Kräfte entfesselten einen Funkenregen, der, wäre die Hitze des Gefechts nicht nur sprichwörtlich, in der Lage gewesen wäre selbst das vom Blut der Gefallenen getränkte Gras zu entzünden.
Kasimir war ein Schönredner und selbst in einem Duell wie diesem, konnte er nicht verhindern, dass solche Wortspiele seine Gedanken trübten. Der Waaaghboss war zweifelsohne ein nicht zu unterschätzender Gegner, denn wie vermutlich schon viele vor dem Carstein hatten herausfinden müssen, machte der Ork das, was ihm an Kampfgeschick fehlte problemlos durch seine ungeheure Stärke wieder wett. Der Vampir hatte sich schon vor einer ganzen Weile dazu entschieden, den Angriffen seines Feindes auszuweichen und sie nicht mehr auf, ja beinahe schwächlich wirkende Weise zu parieren. Er war tatsächlich unter fast jedem Hieb des Giganten eingeknickt und hatte es nur mit höchster Anstrengung geschafft, seine Paraden aufrecht zu erhalten.
So schützte er zwar seine Glieder vor hoher Belastung, aber er schaffte es kaum einen Gegenangriff durchzuführen. Sobald er der surrenden Klinge der gewaltigen Axt mit einem Satz ausgewichen war, war der Ork schon wieder heran, um einen weitere Attacke zu starten. Anfangs hatte Kasimir versucht, den Waaaghboss mit seinen nekromantischen Kräften zu besiegen, doch die Energien glitten scheinbar an dem gestählten Körper des Giganten ab. Sicherlich hatte das weniger mit den Muskeln des Schwarzorks zu tun, sondern viel mehr mit dem eisernen Willen seines Gegners und natürlich auch mit diesem verfluchten Anhänger, der am Hals der Grünhaut baumelte. Er machte gerade wieder einen Sprung nach hinten, um einem horizontalen Hieb des Orks auszuweichen, als er strauchelte und stürzte. Er riss ensetzt die Augen auf. War er eben wirklich über seine eigenen Füße gestolpert?
Seine Kampftaktik war in der Tat sehr kräftezehrend und auch wenn der Waaaghboss vermutlich viel mehr Energie für eine Bewegung verbrauchte, so wirkte er doch beinahe ausgeruht, als könnte er diese gewaltige Axt stundenlang schwingen, ohne müde zu werden.
Kasimir rollte sich seitlich weg, um einem Tritt der Grünhaut zu entgehen, sprang auf die Füße und bemerkte, dass sein Feind zuviel Kraft in den Tritt gelegt hatte und nun ein paar Schritte nach vorne taumelte, um sein Gleichgewicht wieder zu fangen. Blitzschnell war der Carstein auf den Füßen, stieß sich ab und sprang auf seinen, für eine einzelne Sekunde hilflosen Gegner zu. Er landete auf Grorr'baks Rücken, hielt sich mit einer Hand an einem Stofffetzen fest, der offenbar keine wirkliche Funktion hatte, während er mit der anderen einen Schwertstreich gegen den ungeschützten Nacken des grünen Riesen vollführte.
Vermutlich hätte sich der Vampir nicht einmal gewundert, wäre die Klinge an den Muskeln des Orks zerbrochen. Der schwarze Stahl drang nur einen Fingerbreit in das Fleisch des Waaaghbosses ein - nicht weit genug, um sich der Wirbelsäule einer Grünhaut auch nur zu nähern.
Grorr'bak stieß ein wütendes, schmerzerfülltes Brüllen aus und griff sich an den Rücken, um sich von dem lästigen Winzling zu befreien. Kasimir lächelte spöttisch über die unbeholfene Geste des Giganten und stieß sich ab. Nicht einmal eine Elle ehe er den Boden erreichte, ertönte ein reissendes Geräusch und der Fall des von Carstein wurde aprubt beendet. Verwundert blickte der Vampir nach oben und fluchte. Sein langer, schwarzer Mantel hatte sich an einem scharfen Metallstück verhackt, das offenbar keine wirkliche Funktion erfüllte und fesselte ihn an den Rücken des Orks. Verzweifelt versuchte er sich zu befreien, doch der Stoff hatte sich wahrlich ungünstig verheddert, so dass er nicht vermochte ihn mit den Händen zu packen und ihn zerreissen und da er den Boden nicht berührte, konnte er sich nicht abstoßen, um hoch genug zu kommen, um sich zu befreien. Zornig begann er an der Brosche des Umhangs zu nästeln und hatte sie fast aufbekommen, als Grorr'bak es aufgab seine Kehrseite nach einem Glied des Feindes abzutasten und sich einfach auf den Rücken warf.
Kasimir keuchte, als er unter dem Gewicht von mindestens drei Pferden zerdrückt wurde. Er spürte wie seine Rüstung sich verbog und wie seine Knochen knackten und brachen. Scharf sog er die Luft ein und gerade als er glaubte, er würde sich binnen kürzester Zeit von Verletzungen dieser Art erholen können, packte der Ork ihn an den Haaren und schleuderte ihn durch die Luft. Hart wurde er gegen einen Baumstamm geschmettert und die, zum Glück nicht mehr benötigte Luft entwich gänzlich aus seinen Lungen. Stöhnend versuchte er mit wirren Gesten die Sterne vor seinen Augen zum Verschwinden zu bewegen, dann spürte er, wie scharfer Stahl sich in seinen Leib bohrte. Ein dunkelroter Schwall spritzte über seine Lippen, als er schreien wollte und er brachte nur ein Gurgeln hervor. Mit schwindender Kraft versuchte er zu erkennen was geschehen war: Dieser verfluchte Ork hatte seine Axt nach ihm geworfen und das scheinbar ziemlich präzise.
Nahezu gemächlich kam Grorr'bak auf den Vampir zu getrottet und riss seine Waffe aus der Wunde.
Kasimir konnte noch sehen, wie eine Blutfontäne die Haut des Orks dunkel färbte, ehe er zusammenbrach und seine Welt schwarz wurde.
...
Grorr'bak grunzte schmerzerfüllt und betastete die Wunde an seinem Nacken. Seine Finger verfärbten sich nicht schwarz, die Verletzung blutete also nicht mehr, falls sie das überhaupt jemals wirklich getan hatte.
Er beobachtete, wie die schwarzgewandeten Gestalten sich aufmachten ihn anzugreifen, aber sie zerfielen alle zu Staub, ehe sie ihn erreichten. Die nekromantische Kraft ihres Herren hatte die Gebeine der Toten verlassen und das unheilige Leben wich aus ihnen. Schnaubend befestigte er den Spalta in seiner Halterung und sah sich um. Der Mensch, der ihm diesen närrischen Vorschlag gemacht hatte, war verschwunden und nun stand er allein mitten im Imperium. "Vaflucht!", grummelte er zornig.
Er kannte sich so gut wie gar nicht im Feindesland aus - er hatte gelegentlich mal einen Blick auf die groben Karten der Schamanen geworfen, aber so tief im Imperium war er zuvor noch nie gewesen. Verärgert beschloss er, einfach den Weg so gut wie möglich zurückzulaufen, auf dem sie gekommen waren...

Abraxasas beobachtete Albrecht misstrauisch. Der junge Mann saß mit leerem Blick und hängendem Kopf hinter ihm auf dem Sattel und unternahm nicht den Ansatz eines Versuches zu fliehen. Hatte ihn die Rede des Blutdrachen wirklich so sehr mitgenommen, oder konnte er sich nur besonders gut verstellen und wartete auf einen günstigen Augenblick zur Flucht? Er schüttelte den Kopf, nein, so gerissen war Albrecht sicher nicht. Er misst unwillkürlich grinsen.
Der Vampir ließ es sich nicht anmerken, aber er war sehr schwach. Die zweitagelange Reise ohne Ruhe und Kräuterelixier hatten ihn noch mehr geschwächt, als die wochenlange Suche zuvor. Jetzt hatten sie es zum Glück endlich geschafft: Vor ihnen thronte der schwarze Turm des Necrarchen, die Nebelfelder zerreissend wie eine dunkle Klaue voll uralter Bosheit. Als sie sich näherten, öffneten sich die gewaltigen Torflügel wie von Geisterhand und ließen sie den kleinen Vorhof betreten. Abraxasas griff Albrecht unsanft an den Armen und sprang mit ihm aus dem Sattel - der Mensch gab nicht einmal einen Laut von sich.
Der Necrarch machte sich nicht die Mühe, den Nachtmahr in die Stallungen bringen zu lassen, sondern entzog ihm mit einer knappen Geste die nekromantischen Energien, worauf der nun wieder leblose Körper haltlos zusammenbrach und still liegen blieb.
Er und Albrecht betraten den Turm, oder besser: er betrat den Turm und schleifte Albrecht mit sich. Im Inneren des Gebäudes war es nicht etwa wärmer als draußen, nein, es wurde schlagartig kälter. Er zog seinen Diener eine enge Wendeltreppe hinauf, die bis zur Spitze des Turms führte und griff, als sie an einer dicken Tür aus schwarzem Holz angekommen waren, nach einem großen, eisernen Schlüssel, den er am Gürtel trug und steckte ihn in das rostige Schloß. Quietschend öffnete sich die Tür und Albrecht wurde unsanft, von einem letzten wütenden Blick Abraxasas' begleitet hineingestoßen. Krachend schloß sich die Tür und er konnte hören, wie der Necrarch sie wieder verriegelte. Mit der Gastfreundschaft war es nun offenbar endgültig vorbei. Er musterte das Holz kurz, stellte fest, dass es nicht sonderlich solide wirkte und überlegte kurz ob er einen Fluchtversuch unternehmen sollte, entschied sich aber dagegen. Was würde es nützen? Er würde nicht ohne weiteres aus dem Turm entkommen und selbst wenn er es schaffte, wohin dann?
Seufzend trat er an das schmale Fenster, durch das er mit größter Mühe höchstens seine Hand hätte durchstecken können und blickte hinaus. Die dicken Sturmwolken, die sie den ganzen Weg über begleitet hatten zogen sich zurück und Albrecht wusste auch, warum.
Abraxasas hatte sich zur Ruhe begeben.

"Wo ist dieser Carstein?", donnerte der Imperator zornig. In der Tat war der Ausruf kaum noch als Frage zu erkennen. Ein immer kleiner werdender Diener wiederholte die Antwort inzwischen zum mindestens zwanzigsten Mal: "Er kam gestern nacht nicht von seiner Patroullie zurück, Herr. Seine Diener sind ebenfalls verschwunden."
"Hat dieser Hund uns betrogen?", fragte er nun an einen der drei Kurfürsten gewandt, die mit ihm im Raum standen. Jeder der drei feinen Herren hatte natürlich eine andere Meinung dazu, wie konnte es auch anders sein? "Natürlich!", rief der erste. "Es war ein Fehler ihm zu vertrauen, ich habe das von Anfang an betont."
"Niemals!", rief der zweite. "Nichts wäre ihm wichtiger, als seine verfluchte Provinz zu verteidigen."
"Wer weiß?", tat der dritte seine Meinung kund. "Vielleicht hat er sich ja zurückgezogen und verbarrikadiert sich nun in seinem schönen Sylvania?"
"Das glaube ich nicht!", begehrte der zweite wieder auf. "So dumm wäre er nicht, er muss wissen, dass er diesen Sturm nicht alleine aufhalten kann."
"Vielleicht sind wir ihm auch nur eine Last am Bein?", fragte der dritte schnippisch.
"Wir hätten einfach nicht auf ihn bauen dürfen.", verkündete der erste zornig, während er hinter sich griff um sich etwas Branntwein einzuschenken.
Der Imperator fuhr sich müde über die Augen und gab sich Mühe den wilden Theorien der Kurfürsten zu lauschen, stellte aber fest, dass das mit der Zeit immer schwieriger wurde. Er war in letzter Zeit sowieso überanstrengt, und überhaupt, was sollte er unternehmen, ehe Walther Groll seine Mission beendet hatte? Er hatte ein Rundschreiben an jedes Dorf innerhalb des Imperiums geschickt, dass jeder kampffähige Mann und jede kampfwillige Frau sich in dem Heerlager einen halben Tagesmarsch ost-westlich von Altdorf sammeln sollte. Was also sollte er noch tun? Konnte er sich nicht einfach eine Auszeit nehmen? Nein, kaum hätte er Gelegenheit dazu gehabt, tat sich ein neues Problem auf. Verflucht!
Gerade als er dabei war einzunicken, donnerte eine vertraute Stimme durch den Raum: "Ruhe!"
Der Imperator wurde schlagartig wach und sprang auf. Kasimir von Carstein kam zur Tür hereingehinkt, begleitet von zwei ziemlich mickrigen und auffällig langsamen Fluchrittern. Der Vampir selber wirkte auch entkräftet und schwach. Er gab sich sichtlich Mühe, diesen Umstand zu verheimlichen, aber dass er sich gegen den Türrahmen stützte, war seinen Bemühungen nicht unbedingt dienlich. Normalerweise hätte dieser Anblick den Imperator vermutlich mit ein wenig gehemmter Schadensfreude erfüllt, nun aber machte er ihm Angst.
"Was ist geschehen?", verlangte er zu wissen. Kasimir sah ihn scharf an und fuhr sich kurz über seinen Ring, der ebenfalls außergewöhnlich wirkte: Ein schwaches, pulsierendes Licht schien von ihm auszugehen, dass vom Körper des von Carsteins nahezu gierig aufgesogen wurde.
"Was ist geschehen?", wiederholte der Imperator seine Frage und ging ein paar Schritte auf den Vampir zu. Dieser stieß sich leicht vom Türrahmen ab und kam ein wenig taumelnd zum Stehen.
"Ein Ork war zusammen mit, als Imperiale verkleideten Kriegern auf Reisen - ungefähr zehn Meilen östlich von hier."
"Seid ihr sicher, dass es keine wirklichen imperialen Soldaten waren?", fragte der Imperator misstrauisch und verengte seine Augen zu Schlitzen. Kasimir nickte knapp: "Ich bin mir sicher. Nie habe ich einen größeren Ork gesehen - ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass es einer der höchsten Heerführer innerhalb ihrer Streitmacht ist."
"Wie kommt es, dass er die fremden Krieger begleitet hat? Es waren doch Menschen, oder?"
Kasimir nickte erneut: "Ja - sie haben behauptet, es wäre ein Gefangenentransport gewesen, doch es ist unmöglich eine solche Grünhaut mit den kümmerlichen Ketten, die sie verwendeten zu bändigen. Außerdem ist der Ork in voller Rüstung und sogar mit Bewaffnung marschiert."
Kasimir schüttelte lächelnd den Kopf. "Dann habe ich sogar nach einen alten Bekannten wieder getroffen, von dem ich weiß, dass er Euch gar nicht wohl gesinnt ist, Imperator."
"Erzählt mir mehr.", verlangte der Herrscher der Menschen von ihm und er begann die Geschehnisse knapp, aber doch vollständig zu schildern. Er war unendlich müde.
Als er geendet hatte verließ er beinahe auffällig schnell den Raum und hastete in sein Gemach, in den Kellergewölben des imperialen Palastes.
Dank dem Carsteinring an seinem Finger hatte er den Kampf gegen den monströsen Ork unbeschadet überstanden, aber es kostete ihn viel Kraft. Der Carsteinring war ein uraltes Familienerbstück innerhalb der Fürstenfamilien Sylvanias - sofern sie aus Vampiren bestanden. Er war in der Lage selbst schrecklichste Verletzungen des Trägers zu heilen und machte einen Vampir somit nahezu unsterblich, doch Kasimir hatte viel Blut verloren und war nun fast gänzlich entkräftet.
Erschöpft ließ er sich in seinen schwarzen Sarg sinken. In der nächsten Nacht würde er sich ein hübsches Weibsbild suchen und ihr Blut kosten, denn heute war es schon zu spät dafür, denn die Sonne ging bereits auf.
Der nächste Tag brach an.
...
Walther Groll stand an der Spitze seines kleinen Heeres aus Priestern. Er kontrollierte noch einmal die Vollzähligkeit, ehe er den Befehl zum Aufbruch gab und sich die Tore Altdorfs für die Streiter Sigmars öffneten. Der nächste Tag war angebrochen. Es hatte begonnen...