WHFB Die Kinder Sigmars + Die Kinder des Drachen

yinx

Erwählter
8 Oktober 2006
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Die Kinder Sigmars

Das komplette Buch als PDF


Inhalt

Kapitel I: Der Waaagh! von Grorr'bak Trollbeissa (gleich im ersten Post)
(erschienen: 09.10.2006 / Hauptcharaktere: Schneider/ Grorr'bak/ Albrecht)
Kapitel II: Schreckliche Erkenntnisse
(erschienen: 02.11.2006 / Hauptcharaktere: Schneider/ Wotan)
Kapitel III: Über Wotan und Legenden
(erschienen: 03.11.2006 / Hauptcharaktere: Wotan/ Archbalduin/ Schneider/ Albrecht)
Kapitel IV: Fluch und Rache
(erschienen: 03.11.2006 / Hauptcharaktere: Grorr'bak/ Schneider/ Albrecht/ Walther Groll/ Markus/ Wotan/ Archbalduin/Abraxas)
Kapitel V: Buch, Hammer, Pflock und Spiegel
(erschienen: 04.11.2006 / Hauptcharaktere: Markus/ Wotan/ Albrecht)
Kapitel VI: Der Bäcker und der Imker
(erschienen: 05.11.2006 / Hauptcharaktere: Schneider/ Grorr'bak/ Wotan/ Archbalduin/ Albrecht)
Kapitel VII: Liebe heilt Wunden, Liebe reisst Wunden
(erschienen: 05.11.2006 / Hauptcharaktere: Schneider/ Albrecht/ Abraxas/ Archbalduin/ Markus)
Kapitel VIII: Honig zum Mittag
(erschienen: 05.11.2006 / Hauptcharaktere: Abraxas/ Schneider)
Kapitel IX: Sonne, Mond...
(erschienen: 06.11.2006 / Hauptcharaktere: Walther Groll/ Markus/ Schneider/ Albrecht)
Kapitel X: ...und wo sind die Sterne?
(erschienen: 06.11.2006 / Hauptcharakter: Markus)
Kapitel XI: Das Schlachten beginnt
(erschienen: 10.11.2006 / Hauptcharaktere: Markus/ Wotan/ Albrecht/ Schneider)
Kapitel XII: Intrigen
(erschienen: 19.11.2006 / Hauptcharaktere: Kasimir/ Walther Groll/ Markus)
Kapitel XIII: Agnoth
(erschienen: 20.11.2006 / Hauptcharaktere: Abraxas/ Markus)
Kapitel XIV: Freundschaft findet ihren Weg
(erschienen: 29.11.2006 / Hauptcharaktere: Albrecht/ Schneider)
Kapitel XV: Des Meisters Erfindung
(erschienen: 29.11.2006 / Hauptcharaktere: Markus/ Wotan/ Grorr'bak)
Kapitel XVI: Kunde aus Sylvania
(erschienen: 02.12.2006 / Hauptcharaktere: Wotan/ Markus/ Kasimir/ Grorr'bak/ Archbalduin)
Kapitel XVII: Was ist Gerechtigkeit?
(erschienen: 07.12.2006 / Hauptcharaktere: Grorr'bak/ Schneider/ Wotan/ Archbalduin)
Kapitel XVIII: Achtzäähn
(erschienen: 13.12.2006 / Hauptcharaktere: Wotan/ Archbalduin/ Albrecht/ Schneider/ Markus/ Grorr'bak)
Kapitel XIX: Zeit der Lüge
(erschienen: 25.12.2006 / Hauptcharaktere: Abraxas/ Albrecht/ Schneider)
Kapitel XX: Ouvertüre des Menschen
(erschienen: 27.12.2006 / Hauptcharaktere: Abraxas/ Schneider/ Albrecht/ Wotan)
Kapitel XXI: Zum Bösen
(erschienen: 10.01.2007 / Hauptcharaktere: Markus/ Wotan/ Walther Groll)
Kapitel XXII: Heute vor zehn Jahren
(erschienen: 12.01.2007 / Hauptcharaktere: Markus/ Grorr'bak/ Kasimir/ Schneider/ Albrecht/ Abraxas)
Kapitel XXIII: Er war feige
(erschienen: 25.01.2007 / Hauptcharaktere: Albrecht/ Abraxas/ Wotan/ Kasimir/ Grorr'bak/ Schneider/ Walther Groll)
Kapitel XXIV: Der nächste Tag
(erschienen: 26.01.2007 / Hauptcharaktere: Kasimir/ Grorr'bak/ Albrecht/ Abraxas/ Walther Groll)
Kapitel XXV: Der Dämon im Innern
(erschienen: 16.02.2007 / Hauptcharaktere: Wotan/ Markus)
Kapitel XXVI: Das Ende des Leids
(erschienen: 01.03.2007 / Hauptcharaktere: Kasimir/ Schneider/ Wotan/ Archbalduin)
Kapitel XXVII: Zwischen Ehre und Frieden
(erschienen: 12.03.2007 / Hauptcharakter: Wotan)
Kapitel XXVIII: Ein langer Weg
(erschienen: 02.04.2007 / Hauptcharaktere: Kasimir/ Grorr'bak/ Markus/ Albrecht/ Abraxas/ Archbalduin)
Kapitel XXIX: Die Schuppen vor den Augen
(erschienen: 09.04.2007 / Hauptcharaktere: Wotan/ Schneider)
Kapitel XXX: Ein kaltes Herz
(erschienen: 19.04.2007 / Hauptcharaktere: Albrecht/ Grorr'bak/ Markus/ Kasimir)
Kapitel XXXI: Die Furcht vor dem Menschen
(erschienen: 18.05.2007 / Hauptcharaktere: Albrecht/ Schneider/ Grorr'bak/ Markus)
Kapitel XXXII: Wenn alte Knochen jung werden
(erschienen: 23.05.2007 / Hauptcharaktere: Schneider/ Albrecht)
Kapitel XXXIII: Sehnen und Knochen
(erschienen: 16.07.2007 / Hauptcharaktere: Schneider/ Albrecht/ Kasimir)
Kapitel XXXIV: Gefunden
(erschienen: 17.07.2007 / Hauptcharaktere: Markus/ Kasimir)
Kapitel XXXV: Ein Alter Zwerg
(erschienen: 30.08.2007 / Hauptcharaktere: Markus/ Schneider/ Albrecht)
Kapitel XXXVI: Die Pfeilspitze
(erschienen: 01.09.2007 / Hauptcharakter: Albrecht)
Kapitel XXXVII: Zwei Versprechen, eins zum Brechen
(erschienen: 18.09.2007 / Hauptcharaktere: Albrecht/ Walther Groll)
Kapitel XXXVIII: Für Tod und Schmerzen, dem Leiden ein Ende
(erschienen: 29.09.2007 / Hauptcharaktere: Markus/ Schneider)
Kapitel XXXIX: Augen
(erschienen: 11.10.2007 / Hauptcharaktere: Markus/ Schneider)
Kapitel XL: Ein letztes mal ein Held
(erschienen: 12.10.2007 / Hauptcharaktere: Kasimir/ Markus/ Walther Groll/ Schneider)
Kapitel XLI: Rosen für Sigmar
(erschienen: 25.10.2007 / Hauptcharaktere: Schneider/ Archbalduin/ Albrecht/ Abraxas)
Kapitel XLII: Der Narr
(erschienen: 12.11.2007 / Hauptcharaktere: Schneider/ Archbalduin)
Kapitel XLIII: Im Turm
(erschienen: 15.11.2007 / Hauptcharakter: Archbalduin)
Kapitel XLIV: Homunkuli
(erschienen: 25.11.2007 / Hauptcharaktere: Archbalduin/ Schneider/ Albrecht)
Kapitel XLV: Der graue Hamster
(erschienen: 29.11.2007 / Hauptcharaktere: Archbalduin/ Schneider/ Albrecht/ Walther Groll)
Kapitel XLVI: Ein verlorener Kampf
(erschienen: 28.12.2007 / Hauptcharaktere: Schneider/ Archbalduin/ Grorr'bak)
Kapitel XLVII: Zum Fesseln der Seele
(erschienen: 10.01.2008 / Hauptcharaktere: Schneider/ Grorr'bak/ Albrecht)
Kapitel XLVIII: Schnazarkhs Fluch
(erschienen: 18.04.2008 / Hauptcharakter: Schneider/ Albrecht/ Grorr'bak)
Kapitel XLIX: Eis
(erschienen: 16.06.2008 / Hauptcharakter: Schneider)
Kapitel L: Und in den finsteren Tagen der großen Schlacht
(erschienen: 12.10.2008 / Hauptcharakter: Schneider)

Ende
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Die Fortsetzung...

Die Kinder des Drachen




Eine Geschichte, basierend auf dem Tabletop-Spiel Warhammer Fantasy.

Anmerkungen: Kursive Textstellen sind Rückblicke in die Vergangenheit. (bzw. Geschehen in surrealen Ebenen.)
Abhorash/ Shaitaan und Vorag sind von GW übernommene Charaktere,die in der eigentlichen Geschichte nicht weiter erklärt werden. Eine Beschreibung zu ihrem Hintergrund findet ihr auf Seite 2 dieses Threads. (Beitrag 24)
Auf Seite 2 findet man ebenfalls eine Liste mit Erklärungen, der WHF-Spezifischen Begriffe. (Beitrag 35)

Die Links funktionieren seit dem Serverwechsel bedauerlicherweise nicht mehr und ich momentan nicht die Muße, alles neu zu verlinken, bitte um Entschuldigung dafür.


Lasst euch von dem ersten Kapitel nicht irritieren - das is nur eine alte Einleitung, die im Nachhinein umgeschrieben wurde.
(Sollte man aber trotzdem lesen - ist relevant für die die folgenden Teile :) )


Kapitel I: Der Waaagh! von Grorr'bak Trollbeissa


Die beiden Armeen hatten sich in einer Pattsituation festgefahren. Den imperialen Truppen war es anhand ihrer Kriegsmaschinerie gelungen, die grüne Flut des gewaltigen Waaagh! aufzuhalten. Die Grünhäute hatten sich hinter dem nahen Gebirgspass verschanzt und immer wenn ein paar Goblins hervortraten, zweifelsohne von den Orks aus der Deckung geprügelt, um nachzusehen was die Menschlinge denn so täten, ließen mehrere Regimenter aus Musketenschützen ein wahres Bleigewitter auf die beinahe bemitleidenswerten Kreaturen los. Gelegentlich flogen ein paar Steine von den feindlichen Katapulten in die nähe der Imperialen, doch es gab keine bislang keine nennenswerten Verluste durch den Beschuss, zumal die Geschosse nicht gerade gezielt daher kamen.
Der junge, imperiale General war sehr zufrieden mit sich selbst. Er hatte den Rat davon überzeugt das noch verfügbare Kapital in weitere Kriegsmaschinen zu investieren, und somit hatte er verhindert, dass es überflüssiger Weise in teure Zauberer der Magierakademie von Altdorf floss. Offensichtlich hatte sich diese Entscheidung ausgezahlt. Noch keine Infanterie oder Kavallerie von den Menschen war angekratzt und alle Regimenter standen einsatzbereit, ein Stück hinter den Kanonen und Musketieren. Er ritt an den Reihen der Schützen vorbei, die gerade ihre Waffen luden, nachdem sie eine Salve auf kleine, kugelartige Monster mit riesigen Zähnen abgefeuert hatten. Zufrieden über das disziplinierte Verhalten seiner Soldaten, gab der Offizier seinem Pferd die Sporen und galloppierte in Richtung des Kommandozeltes.

Grorr'bak schnupfte ein schwärzliches Pulver und spie verächtlich aus. Der riesige Schwarzork hatte die Größe von einem kleinen Troll und war somit der unangefochtene Waaghboss. Doch zur Zeit entglitt ihm die Kontrolle über die Situation. Viele seiner Krieger lagen draußen auf dem Schlachtfeld, von den feindlichen Geschossen zerlöchert und allmählich gingen ihm die Gobbos aus, die er den Menschen vor die Nase schmeissen konnte, um die Munition seiner Feinde zu reduzieren. Ein kleinerer Goblinboss hatte ihm daraufhin den Ratschlag erteilt, Squiggs statt Stumpenz (Goblins) vorzuschicken. Aufgrund dieser Dreistigkeit hatte Grorr'bak den etwas zu tapferen Goblin am Kragen gepackt und im hohen Bogen in das imperiale Gewehrfeuer geworfen - eine milde Strafe wie er fand. Anschließend hatte er den Befehl gegeben, einige Squiggherden in Richtung der gegnerischen Linien zu schicken. Soweit so gut, doch nun schafften es diese Idioten nicht die übrigen der kleinen Monster wieder einzufangen. Sie richteten eine kleine Katastrophe unter den Nachtgoblins an, welche panisch in alle Richtungen stoben, während die Orks lautlachend zusahen. Wütend stampfte Grorr'bak heran packte einen Goblin und schlang ihn mit Haut und Haaren (und kompletter Rüstung) hinunter: "Ihr feigän Scheissa, nu spärrt die Dingänz wieder wech, sonst gönn' ich mir ne fettä Nachspeisä." Die Drohung kam an! Eilig sammelten sich die Gobbos wieder und drängten die wildgewordenen Squiggs mit Müh und Not zusammen. Der Schwarzorkgeneral grabschte nach einem Snotling, der ihm grade um die Füße wuselte, hob ihn hoch, so dass er ihm problemlos in die Augen sehen konnte (der winzige Grünling schrumpfte innerlich auf die Größe einer Maus) und herrschte ihn an: "Du Gimpfä hol Schnazarkh und den Rest von seinem Haufän!" Eine Drohung sparrte sich Grorr'bak, der kleine Snot hatte wahrscheinlich eh schon genug Angst. Eigentlich misstraute der Schwarzork dem Schamanenpack, seit er mit angesehen hatte wie einer von ihnen sich selbst und einen Großteil der eigenen Armee hochgejagt hatte. Doch im Angesicht der gegenwärtigen Situation schien ihm gar nicht soviel anderes übrig zu bleiben, als ihre Hilfe in Anspruch zu nehmen. Anfangs wartete Grorr'bak noch geduldig, aber schon nach kurzer Zeit war er dann plötzlich der Meinung zulange gewartet zu haben. Wutentbrannt wollte er gerade auf das Zelt von Schnazarkh zu stürmen, als dieser hinaus ins Freie trat. Der Snotling war nicht bei ihm, aber der Waaghboss glaubte, dass der Knochenanhänger den der Schamane in seiner linken Hand hielt, heute Morgen noch nicht vorhanden gewesen war. Grorr'bak schmunzelte belustigt und konnte nicht umhin ein wenig Respekt für die Grausamkeit des Schamanen zu empfinden, die seiner eigenen schon beinahe gleich kam. Schnazarkh trat nahe an ihn heran, als Zeichen dafür, dass er keine Angst vor dem gewaltigen Ork hatte. Grorr'bak hätte ihn dafür am liebsten hart bestraft, beschloss aber sich später dafür Zeit zu nehmen. "Nun Boss, wie valäuft das Schlachtänz? Glänz'nt sicha, oda solltä eurä Äntscheidung auf die Waaghmagie zu vazicht'n etwa faltsch gewes'n sein?" schnarrte Schnazarkh und seine Stimme troff vor Ironie. Grorr'bak musste sich zusammenreissen um dem dreisten Magier nicht den, mit unzähligen Talismanen behängten Hals zu zerquetschen. Er umging die Anspielung einfach und log: "Nix da, nur die Menschenz habn neue Truppenz bekomm'n und riesige Drachenrülpsaz. Wenn man seinen Kopp raushalten tut issa gleich wech." grunzte er und deutete mit seinem gewaltigen, verhexten Spalta über den Vorsprung. Schnazarkh verzog sein runzeliges Gesicht wissend zu einer abscheulichen Grimasse und raffte seine schwarzen Roben enger um sich. Er hob den Stab hoch in die Luft und die Zwergenschädel an seiner Spitze klapperten unheilverkündend. Nach einer Weile nahm der Schamane sichtlich zufrieden den Stab wieder herunter und wendete sich an Grorr'bak: "Gork will wissän vom größtän Boss wieviele Metallmonsta er von de Menschenz plätten muss, um unz zum Siech zu helfän." Schnazarkh grinste böse und deutete auf den Vorsprung. Grorr'bak verstand die Geste, er kämpfte mit sich selbst und blickte immer wieder ängstlich zu den matschigen Resten der zerschossenen Goblineinheiten. Schließlich aber schluckte er seine Angst herunter, was wäre er für ein Waaghboss, wenn er im Angesicht Gorks seinen Schwanz einziehen würde? Mit vor Stolz schwellender Brust stapfte er los und spürte den fiesen Blick des Schamanen in seinem Rücken.

Grorr'bak lugte zwischen ein paar Felsen durch, zum Glück schienen die Imperialen ihn hier nicht zu bemerken. Gork wollte wissen wieviele er von den Rülpsaz der Menschenz zerstören musste. Und er wollte es von IHM wissen. Welch' Ehre. Tapfer reckte er den Kopf vor um besser zu sehen. Der mutige Schwarzork fing sofort an zu zählen. "Eina, Zweiä, Dreiä.. ähm..." Ein gewaltiges Problem tat sich auf. Grorr'bak ließ sich auf den staubigen Boden plumpsen und versuchte mit seinen Fingern herauszufinden, welche Zahl nach der drei kam. Nachdem er einige Zeit gegrübelt hatte, war er bis fünf gekommen, doch so sehr er sich seine gewaltige Orkigkeit zermaterte, weiter schaffte er es nicht. Er verstand die Prüfung die ihm Gork auferlegt hatte nun, und mit diesem Gedanken kam ihm eine brillante Idee. Er würde immer bis fünf zählen und dann alles zusammenrechnen. Eifrig machte sich Grorr'bak an die Arbeit. Nachdem er alle Kriegsmaschinen und Musketenschützenregimenter ausgezählt hatte, begann er damit alles zu addieren: "Ähm... fünf plus fünf plus fünf plus fünf plus fünf plus zwei sind... äh..." Er kam auf das Ergebnis! Er sprang auf, holte tief Luft und schrie die Antwort hinaus...

Der junge Imperiale General wunderte sich. Einer der Orks hatte ganz laut "AACHTZÄÄÄHN" gerufen. Er vermutete das die Grünhaut damit "Achtzehn" gemeint hatte und fragte sich ob diese Zahl irgendwie in Bezug mit seinen siebenundzwanzig Kriegsmaschinen und Musketierregimentern stand. Nach einer Weile schüttelte er jedoch den Kopf - seit wann konnte ein Ork weiter als bis fünf zählen?

Grorr'bak war stolz auf sich. Mit welchem Geschick er die Prüfung bestanden hatte! Anfangs dachte er noch, die Idee alles zusammen zu zählen würde nicht funktionieren, da er ja nicht wusste wie die Zahlen über fünf hiessen. Dann aber war ihm ein Licht aufgegangen! Er wusste ,dass achtzehn knöcherne Finger an seinem Armband baumelten - von jedem erschlagenen Ork den er hatte töten müssen um Waaghboss zu werden einer. Da es also außer der Achtzehn keine Zahlen über fünf gab, musste alles was man zusammenzählen wollte und größer als eben fünf wurde, achtzehn sein. Seine Logik war, wie er fand, unbestechlich. Er war von seinem unglaublichen Intellekt überzeugt und stapfte stolzerfüllt zurück zu seinen Truppen.

Schnazarkh war überrascht das Grorr'bak es tatsächlich geschafft hatte, weiter als fünf zu zählen. Anscheinend hatte er den gewaltigen Waaghboss unterschätzt. Achselzuckend begann er damit seinen Zauber zu weben und grüne Blitze zuckten um ihn herum, während die Luft sich immer weiter mit der Waaghmagie auflud. Der Schamane rief Gork an und beschwor seinen Kriegspfad auf die Imperialen herab. Schnazarkh kicherte wild, die Menschen würden dumm aus der Wäsche gucken.

Der General riss entsetzt die Augen auf. Er stand gerade in der Nähe einer Höllenfeuersalvenkanone, als er von einer übernatürlichen Macht mehrere Meter durch die Luft geschleudert wurde. Die Kriegsmaschine selber lag zermalmt in einem gewaltigen Krater, als wäre ein Berg auf sie gestürzt. Er blickte zur den restlichen Kanonen - auch sie wurden nach und nach zermalmt und nur wenige Besatzungsmitglieder konnten sich schreiend retten. Ungläubig rappelte sich der General auf und betrachtete die Überreste der sündhaft teuren Maschinen und die verdrehte Leichen der Besatzung, die mit unzähligen Knochenbrüchen da lagen. Fast seine gesamte Distanzkampfkraft war in achtzehn gewaltigen Fussabdrücken begraben...

Schnazarkh und Grorr'bak spähten über einen Felsen und betrachteten die gewaltige Masse Orks und Goblins die ins Tal strömte. Der Schamane kniff die Augen zusammen und sagte:"Du has' falsch gezählt Boss..., da stehn noch neun Regimentaz." Grorr'bak wusste nicht wann genau die "Neun" kam, ob vor oder nach der Achtzehn, erwiderte aber trotzdem: "Du has' Rächt, die konnt' ich nich sehn von da oben!" Schwer verwundert über das Eigeständnis des Bosses zuckte Schnazarkh mit den Achseln. "Könn' unz eh nix mehr anhab'n - die großen Rülpsaz sind wech, iz also egal." sagte Grorr'bak. Der Schamane erkannte die Ausrede des Waaghbosses und ein breites Grinsen zierte sein Gesicht in plötzlichem Erkennen. "Zähl' ma bis Sieb'n'un'zwanzich Boss!" sagte er...

"Hauptmann Schneider!", rief jemand von den Rittern. Der junge General, der gerade beobachtet hatte wie die ersten Musketiere panisch ihre Posten verließen, wandte sich dem Gepanzerten zu. "Was gibt es Albrecht?", fragte er. "Herr wir erwarten neue Befehle!", erwiderte dieser. Schneider nickte - natürlich, er war der General, er musste etwas unternehmen. Er versuchte sich wieder zu fassen und blickte in das gewaltige Meer der Grünhäute die sich in das Tal ergoss und schon bedrohlich nahe herangestürmt war. Schnell verschaffte er sich einen Überblick über seine verbleibenen Regimenter, er hatte noch zehn Regimenter Speerträger, sechs Regimenter Bihandkämpfer und drei Regimenter schwergepanzerte Ritter - die restlichen Musketenschützen, sowie die Besatzung der letzten zwei Mörser rannten grade schreiend vom Schlachtfeld. Schneider wandte sich der Stadt zu die ungefähr einen Kilometer entfernt in ihrem Rücken lag. Er versuchte die Situation einzuschätzen: Die Infanterieregimenter hatten angesichts einer solchen Flut wahrscheinlich keine großen Überlebenschancen... er gab die neuen Befehle an die Unteroffiziere weiter: "Die Infanterie soll sich zur Stadt zurückziehen, die Bevölkerung evakuieren, die Wehrgäng besetzen und sich auf eine Belagerung einrichten." Nun hiess es: schnell handeln! "Ich führe die Ritter in einen Ausfall, um den Truppen die nötige Zeit für den Rückzug zu verschaffen." Zweifelnd sahen die Offiziere sich an, doch der General unterstrich seinen Befehl indem er seine Pistole zog und einen Schuss in den Boden abgab. Alle zuckten zusammen, bemühten sich dann aber schnell, die Anweisungen zu befolgen. Der Hauptmann stieg auf ein Schlachtross, ließ sich Lanze und Schild reichen und bereitete sich darauf vor in die Schlacht zureiten...

Grorr'bak wischte sich die blutbesudelte Hand, mit der er den Kopf des dreisten Schamanen zerdrückt hatte an seinem Wappenrock sauber. "Was für'n Frecha ..." grummelte er und schwang sich auf sein Wildschwein. Er schnupfte noch einmal das seltsame, schwarze Pulver, um anschließend ein gewaltiges, ohrenbetäubendes "WAAAAAGH!!!" in die kühle Luft zu brüllen. Er gab seiner Sau die Sporen, bemüht sich an die Spitze seiner Armee zu setzen und freute sich kindisch auf das bevorstehende Gemetzel.

Schneider ritt gerade eine letzte, prüfende Runde vor seiner Schlachtreihe entlang. Es waren vielleicht zweihundert Ritter. Die gewaltige Übermacht der Grünhäute hatte sich auf etwa 300 Meter genähert. Er überlegte ob er eine Rede halten solle, doch er war nie besonders gut darin gewesen. Aber er musste auch nichts sagen, denn die Ritter waren überwältig vor Stolz auf die Tapferkeit ihres Kommandanten, der mutig in eine aussichtslose Schlacht zog, wo viele andere Generäle längst das Weite gesucht hätten. Letzendlich sagte Schneider doch noch ein paar Sätze: "Ich nehme an, ihr habt gewaltige Angst, vor dem bevorstehenden Kampf!", zustimmendes Gemurmel kam aus den Reihen. 200 Meter. "Ich nehme an, ihr haltet euch für riesige Angsthasen, weil ihr überlegt ob ihr in die andere Richtung reiten sollt, in die Richtung der vermeindlich sicheren Stadtmauern.", erneut zustimmendes Gemurmel. 100 Meter "Doch sage ich euch, ihr seid die tapfersten Männer der Welt, denn Tapferkeit bedeutet nichts anderes, sich aus Angst vor etwas in die Hose zu machen und es trotzdem zu tun!" Mit diesen Worten klappte er das Visier seines Helmes hinunter, wendete seine Pferd und donnerte auf die Reihen der Orks zu. Mit grölenden Schlachtgesängen auf den Lippen folgten ihm zweihundert Ritter...

Die vorderste Reihe der Orks näherte sich rasend schnell und die Imperialen donnerten mit angelegten Lanzen in die Formation der Grünhäute. Die meisten der abscheulichen Bestien wurden durch die schiere Wucht des Aufpralls zermalmt, die anderen wurden von den Lanzen aufgespiesst. Schnell kam der Vorsturm der Orks zum stehen, denn die Ritter hatten eine gewaltige Bresche in die Schlachtreihen geschlagen. Doch allmählich kam auch der Angriff der Menschen ins Stocken, da die Wucht immer weiter verebbte. Immer mehr von ihnen wurde von den Pferden gezerrt, oder mussten zu Fuss weiterkämpfen, da die Rosse von langen Speeren aufgespiesst zu Boden gegangen waren.

Schneider ritt nahezu unaufhaltsam weiter, dich neben ihm der Standartenträger, der sich wutentbrannt an das Banner klammerte, fest entschlossen es nicht den Orks zu überlassen, solange er noch lebte. Der General hielt auf einen gewaltigen Steintroll zu, der plump mit seiner Keule auf die Ritter einschlug. Er krachte mit voller Kraft in die riesige Kreatur und stieß dem Monster seine Lanze mit aller Macht ins Herz - der Troll brach jaulend zusammend,und da er nicht in der Lage diese schreckliche Wunde zu regenieren, hauchte er sein Leben aus. Doch blieb der Schaft der Lanze stecken, brach und katapultierte den Kommandanten aus dem Sattel. Er schlug unsanft auf dem Boden auf, doch seine Rüstung bewahrte ihn vor größerem Schaden.Für ein paar Sekunden blieb Schneider benommen liegen, arbeitete sich dann aber schnell hoch und zog seinen Zweihänder aus der Scheide, die auf den Rücken geschnallt war. Er sah eine kleine Gruppe Ritter, die inzwischen allesamt vom Pferd abgestiegen waren und Rücken an Rücken kämpften. Schneider überlegte kurz, ob er versuchen sollte sich ihnen anzuschließen und entschied sich dafür. Ein Goblin erkannte, dass der Mensch abgelenkt war und schlug zu. Schneider spürte einen dumpfen Schmerz in der Flanke, dort wo der Schlag des Gobbos ihn getroffen hatte, doch glücklicher Weise hielt die Panzerung stand und der Waffe gelang es nicht bis in sein Fleisch zu schneiden. Er biss die Zähne zusammen, wirbelte herum und rammte der Kreatur seine gepanzerte Faust ins Gesicht. Der Goblin taumelte benommen zurück, seine gebrochene Nase umklammernd, als Schneider den Griff seines Schwertes mit beiden Händen packte und aus einem gewaltigen Schwung heraus die Grünhaut zerteilte. Er hatte allerhand Probleme damit, den Schwung seiner Attacke abzufangen und wäre beinahe gestürzt, schaffte es aber doch noch, indem er ein Bein kraftvoll in den Boden stämmte. Kurz blickte Schneider sich um und entdeckte seinen nächsten Gegner. Er hob die schwere Waffe hoch über den Kopf und stürmte auf einen, mit seltsamen Mustern bemalten Ork zu. Der erstaunte Ork riss gerade noch rechtzeitig den Schild hoch, welcher zwar unter der Wucht des Angriffs zerbarst, den Schlag aber abfing. Der Schildarm des Orks hing gebrochen und unbrauchbar herab, die Grünhaut jedoch ignorierte die Verletzung und führte einen Schlag mit seiner Axt gegen den Hauptmann. Dieser konnte gerade noch die Waffe nach oben reissen und die Attacke parieren. Die Wucht des Angriffs ließ ihn taumeln und durch seine Arme fuhr ein schmerzvolles Setchen. Schnell fing er sich wieder, macht er einen Ausfallschritt auf den Ork zu, duckte sich gleichzeitig zur Seite und wich so dem zweiten Hieb des Orks aus. Er führte einen machtvollen horizontalen Schlag gegen die Grünhaut, deren Seite durch die Wucht des eigenen Angriffs ungeschützt war. Die Zeichen auf der Haut der Kreatur blitzten auf und Schneider spürte, wie seine Waffe auf eine Art magische Barriere stiess, welche jedoch letzendlich nicht machtvoll genug war. Die Klinge durchbrach den magischen Schutz, schlitzte den Wanst des Orks auf und verteilte seine Gedärme klatschtend auf dem Boden. Tödlich getroffen sackte dieser zusammen und hinterliess eine, sich rasch ausbreitende Blutlache. Kaum hatte sich Schneider erholt, sah er einen Wildschweinreiter auf sich zu donnern, einen Zweiten kurz dahinter. Der Erste hätte den General sicherlich aufgespiesst, wäre die Sau nicht auf dem Blut ausgerutscht und seitlich gestürzt. Schneider nutzte die Gelegenheit, sprang heran und hieb dem, unter seinem Reittier begrabenen Ork der sich grade zu befreien versuchte den Kopf ab. Dann rannte er auf den zweiten Reiter zu, den Bihänder im Anschlag - kurz bevor der Ork ihn erreichte fuhr er seitlich herum und führte einen Schlag aus. Das Wildschwein war viel zu schnell, als dass die Grünhaut auf ihm noch hätte irgendetwas tun können. Die Klinge fuhr ihm tief in den Leib, doch die ungeheure Wucht des Angriffs prellte Schneider das Schwert aus der Hand und er wurde auf den Rücken geworfen. Den stechenden Schmerz in Armen und Rückrad ignorierend, rappelte er sich hoch und nahm eine herumliegende Axt auf. Von den kämpfenden Rittern trennten ihn nur noch einige wenige Goblins. Schneider raste auf sie zu, wich einem Netz aus, das auf ihn geworfen wurde und trennte dem ersten der kleinen Grünhäute den Kopf vom Rumpf. Eine schwarze Blutfontäne spritze ihm ins Gesicht und ließ ihn geblendet taumeln. Einer der Goblins nutzte die Gelegenheit und sprang den General an. Seine kleinen spitzen Zähne fuhren an eine schwachen Stelle der Panzerung, an der Schulter des Kommandanten durch die Rüstung und bohrten sich in tief sein Fleisch. Zornig schrie Schneider seinen Schmerz hinaus und ließ die Waffe fallen. Er packte den Goblin mit beiden Händen am Kopf und drehte ihm mit einem Ruck den Kopf herum - das Genick gab knackend nach und brach mit einem abscheulichen Laut. Die restlichen Goblins ergriffen panisch die Flucht und versuchten sich in den Reihen der Orks zu verstecken, wo sie völlig unbeachtet von ihren größeren Artgenossen zertrampelt wurden. Blut troff aus der Bisswunde und die Schulter des Kommandanten pochte unangenehm, doch er riss sich zusammen und hechtete zu den Rittern herüber, die tapfer eine leicht erhöhte Position hielten, in der Mitte wehte stolz das Banner. Als er sie endlich erreicht hatte, kletterte er auf die Spitze eines kleinen Felsens und sah sich um. Im Osten arbeiteten sich immer noch einige berittene Krieger durch die Flut der Grünhäute und südlich von ihnen kämpften einige verzweifelt in einer Kreisformation. Schneider suchte die Menge nach einem Musiker ab und fand ihn: "Du, komm hier herauf und blaß das Signal zum Sammeln!" Der Soldat bemühte sich eilig dem Befehl nachzukommen, aber als er seinen General erreicht hatte wurde er von zwei schwarzen Pfeilen durchbohrt, seine Augen wurden starr als der Tod ihn zu sich nahm und er sank zu Boden. Fluchend nahm Schneider das Horn auf, holte tief Luft und bliess hinein.

Der General hatte zwar den Ton ziemlich schlecht getroffen, doch erkannte jeder, dass es kein Orkhorn gewesen war. Alle Ritter wandten sich um und bahnten sich eifrig einen Weg zu ihrem Anführer.

Grorr'bak schnaubte wütend. Seine eigenen Truppen blockten ihn und er konnte nicht an dem Gemetzel teilnehmen. Zornig schlug er alles was sich ihm in den Weg stellte beiseite und versuchte somit sich einen Weg zu den letzten kämpfenden Rittern zu bahnen.

Die letzten lebenden Ritter hatten sich um ihren Hauptmann geschart und fochten tapfer. Schneider schätzte ihre Zahl auf nicht einmal mehr zwei Dutzend. Doch sie hatten mutig und vorallem lange genug gekämpft, denn er konnte in der Ferne die besetzten Wehrgänge der Stadt sehen, sowie das verschlossene Tor. Ihre Pflicht war erfüllt und nun galt es nur noch, dem Feind soviele Verluste wie möglich zu bescheren. Sie sahen sich von der grünen Masse umringt und als Schneider gerade sein Schwert, dass er von einem toten Ritter genommen hatte, durch den Leib eines Moschaz stieß, sah er ihn: den gewaltigen Ork der wild fluchend eine Schneise zu den Imperialen zu schlagen versuchte. Das musste der General der feindlichen Armee sein, wenn man ihn ausschaltete, könnte man die Grünhäute erheblich schwächen. Möglicher Weise würden sie sogar panisch fliehen. Er gab den letzten elf Rittern den Befehl sich zu dem gigantischen Schwarzork durchzukämpfen und ihn zu töten. Problemlos schlugen die Ritter die Orks und Goblins beiseite, doch durch dieses Manöver waren sie leicht in den Flanken zu verwunden. Als sie schließlich den Waaghboss erreicht hatten, lebten nur noch Schneider und ein Ritter. Der Ritter wurde von einem Spinnenreiter attackiert und getötet. Schneider standen Tränen in den Augen, als er sich mit einem Kriegsschrei auf Grorr'bak warf.

Grorr'bak war höchst erfreut darüber zu sehen, dass die letzten Menschen nun auf ihn zu liefen. Wenigstens ein bisschen Spaß gestanden Mork und Gork ihm zu. Er arbeitete sich schneller durch die grüne Flut: "Laß da Spaß eurem Boss ihr Gitsänz!!!", brüllte er fröhlich. Nach einer Weile war er endlich vor den letzten zwei lebenden Imperialen angekommen und führte gerade den ersten Hieb mit seinem verhexten Spalta gegen einen der beiden, als ein übermütiger Spinnenreiter Grorr'baks Ziel anfiel. Der Goblin töten den Ritter zwar, doch der Waaghboss gab sich nicht die geringste Mühe, den Schlag abzubremsen. Die Waffe teilte Goblin und Spinne in jeweils zwei Hälften. "Das hastä vadient!", grunzte Grorr'bak. Seine Flanke war nun jedoch ungedeckt und seine Axt steckte im Boden fest. "Vadammt!" Der Ritter mit dem prächtigen, weißen Mantel nutzte diese Gelegenheit und führte einen tiefen Schlag aus. Grorr'bak versuchte ein weiteres Mal seine Waffe zu befreien, als ihm dies misslang, liess er den Griff los, spannte seinen linken Arm an und hielt ihn in den Angriff des feindlichen Kriegers. Ungläubig musste der Mensch mit ansehen wie seine Waffe an den stahlharten Muskeln des Orks abglitt und nur eine, zwar tiefe, aber nicht im geringsten gefährliche Schnittwunde verursachte. Der Imperiale Krieger wollte sein Schwert grade zu einer zweihändig geführten Attacke erheben, als Grorr'bak den Kopf des Menschen mit seinem anderen Arm packte und ihn mit voller Kraft gegen einen nahen Felsbrocken schleuderte. Der Waaghboss gluckste belustigt, riss seine Waffe aus dem Boden, wandte sich ab und stürmte mit dem Rest seiner Truppen in Richtung der Stadt...

Klaus Peter Schneider lag sterbend an dem Felsblock. Die grüne Flut war bereits vollständig an ihm vorbeigezogen und kämpfte wahrscheinlich schon an den Mauern der Stadt. Er spürte wie sein Blut warm aus Mund und Hinterkopf lief. Jeder Knochen in seinem gepeinigten Körper war gebrochen. Sein zerquetschter Helm presste seinen Kopf äußerst schmerzhaft zusammen und schien sich immer enger zusammenzuziehen. Langsam verdunkelte sich die Welt des jungen Generals, bevor sie in strahlendes Licht überging und eine anmutige Gestalt in voller, blutroter Rüstung preisgab. Das musste Sigmar sein, auch wenn er ganz anders als in den Geschichten aussah, der ihn in sein leuchtendes Reich aufnahm, wo er zusammen mit allen anderen großen Kriegern speisen und trinken würde bis in alle Ewigkeit. Sigmar flößte ihm eine warme Flüssigkeit ein, das Bier der Gerechten wie Schneider vermutete. Es schmeckte merkwürdig salzig, doch das Getränk erfüllte ihn mit Kraft und so war er nun bereit in Sigmars große Hallen einzukehren. Lächelnd schloss Klaus Peter Schneider die Augen und spürte wie der Tod ihn mit kalten Klauen an sich riss...



Kleine Anmerkung: Kapitel Eins war ursprünlich als Einzelwerk gedacht und ist älter als Kapitel II+. Möglicherweise merkt man das auch am Schreibstil, das Ende wurde nur so umgeschrieben, dass eine Fortsetzung möglich ist.
 
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yinx

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Hier kommt erst einmal die Fortsetzung... hoffe des weiteren auf ein paar mehr (bewertende) Kommentare von euch. Viel Spaß beim Lesen:



Kapitel II: Schreckliche Erkenntnisse




Der Mond schien hell und tauchte das Leichenmeer weit unter sich in sanftes, blaues Licht. Wotan stand wie eine Statue auf dem Schlachtfeld, unbewegt und voller Kälte. Der Wind umspielte seine glänzendes, rabenschwarzes Haar und strich kühl über sein bleiches Gesicht. Er spürte wie sich ein weiterer Tropfen seines tiefroten Blutes an der Spitze seines Fingers sammelte, um mit mit einem leisen Geräusch auf den Boden zu fallen. Gedankenversunken betrachtete er den jungen Krieger der vor ihm gegen den Stein gelehnt lag. Wotan hob seinen Finger und musterte den Schnitt mit verwunderten Blicken, ehe er seinen blutroten Panzerhandschuh wieder überzog. Die Metallringe die am unteren Ende des Handschuhs befestigt waren, um den Unterarm zusätzlich zu schützen klirrten leise, als er ein paarmal kräftig an ihnen zog, bis das Futter wieder am richtigen Platz zu sitzen schien. Wieder richtete er seine Aufmerksamkeit auf den Menschen - ein wenig Blut troff ihm über die Lippen, lief weiter über das Kinn und sammelte sich letzendlich an einer Falte am Hals. Es war Wotans Blut. Dieser warf sich seinen schwarzen, seidigen Umhang über die Schulter, strich sich eine Strähne aus dem Gesicht, wandte sich ab und lief zu seinem Nachtmahr. Er packte das Zaumzeug, um sich besser in den Sattel schwingen zu können. Das Tier war ein stolzes Wesen, dem man sein Ableben nicht im geringsten ansehen konnte, denn das Fell glänzte schwarz und lückenlos wie noch zu Leibzeiten. Wotan fuhr mit der Zunge über seine raubtierhaften Eckzähne, drehte sich ein letztes Mal zu dem Menschen um und ritt in die Richtung der schwarzen Schemen der Gebirge, von deren Schatten er schließlich ganz verschluckt wurde.


Schneider fuhr entsetzt aus einem Alptraum hoch und stieß sich den Kopf mit voller Wucht an irgendetwas, was er noch gar nicht richtig wahrgenommen hatte. Schon wieder drohte ihn die Finsternis zu umfangen, die ihm die Schmerzen nehmen würde, doch diesmal ließ er sie nicht gewinnen, öffnete die Augen und zwinkerte anschließend ein paarmal um die Müdigkeit gänzlich abzustreifen. Es war taghell. Schneider blickte sich kurz um und entdeckte den Verursacher seiner rasenden Kopfschmerzen: er lag in einem engen, rostigen - aber dennoch sehr robusten - Eisenkäfig, mit festgeketteten Händen und musste sich wohl an der sehr niedrigen Decke seiner Bleibe gestoßen haben. Nach einer kurzen Weile war der Schmerz in seinem Kopf einem leichten Pochen gewichen und so fand Schneider endlich die Gelegenheit sich einen Eindruck von seiner Umgebung zu machen: er befand sich in einer großen Höhle und vernahm von irgendwo hinter ihm das Rauschen eines unterirdischen Wasserfalls. Überall um ihn herum tummelten sich Nachtgoblins.

Lange hatte Schneider ruhig dagelegen und die Goblins beobachtet aber nun schien unvermittelt Aktivität in die Reihen der Grünhäute gestreut worden zu sein. Die kleinen Kreaturen wuselten um ihn herum und rissen an den Kleidern eines imperialen Offiziers - verdutzt hielt Schneider inne und bemerkte erst jetzt, dass er bis auf einen kurzen, ledernen Lendenschurz völlig nackt da lag. Eine nahezu unbezähmbare Wut übermannte ihn, als er beobachten musste, wie einer der Goblins sich mit dem Wappen auf seiner Uniform sein Gesäß abwischte und zusammen mit seinen kleinen, abscheulichen Freunden hämisch gackerte. Schneider begann an seinen Ketten zu reissen und trat mit den Füßen gegen die Gitterstäbe seines Käfigs, was die Goblins von seiner Kleidung ablenkte und ihre Aufmerksamkeit nun auf ihn fixierte. Die Grünhäute kicherten wie verrückt und machten sich panthomimisch eindeutig über ihn lustig. Eine Weile lang fanden die abscheulichen Winzlinge scheinbar Gefallen daran, den Bemühungen ihrer Beute zu zusehen, wurden aber schon bald des Schauspiels überdrüssig, was einen von ihnen veranlasste Schneider ins Gesicht zu spucken...

Er spürte wie der stinkende Speichel warm über seine Wange glitt. Mit einem schmerzhaften Ruck erwachte eine merkwürdige, animalische Kraft in ihm. Er riss seine Augen wütend auf und die Goblins wichen entsetzt vor der Kreatur zurück die sie gefangen hatten - der Kreatur die eine solche rote, feurige Iris hatte, in deren Mitte eine geschlitzte Pupille saß. Als Schneider ein weiteres Mal an seinen Fesseln riss, schien sein Muskel beinahe zu explodieren und es fühlte sich an als würde seine Haut reissen, da sie nicht in der Lage war der plötzlichen Vergrößerung seines Armumfangs nachzugeben. Problemlos zeriss er die Ketten, was die Goblins augenblicklich in Alarmbereitschaft versetzte, befreite sich von seinem Gefängnis als wäre es aus Leinen, fuhr zu seinen Feinden herum und stieß ein bestialisches Fauchen aus.

Wotan saß auf einem Fels, am Fuß einer großen Brücke und wartete, wie er immer wartete - doch auch heute Nacht kam kein einsamer Wanderer oder Ritter vorbei, an dem er seine Kampffähigkeiten hätte testen können. Er ließ betrübt den Kopf sinken, nahm seinen, mit einem goldenen Drachen verzierten Helm ab und verfiel in Gedanken... wieso hatte er den jungen Menschen zum Vampir gemacht? Weshalb hatte er ihm ein Tropfen seines verfluchten Blutes auf die Zunge gelegt? Vermutlich hatte er Wotan an sich selbst erinnert, wie er früher gewesen war: auch seine Heimatstadt wurde damals von Orks dem Erdboden gleichgemacht - durch seine Leichtsinnigkeit als General. Was für ein Narr er nur gewesen war! Wotan schüttelte verärgert den Kopf, um die düsteren Gedanken loszuwerden - er sollte nicht an Tage denken, die seit so langer Zeit vergangen waren. Das war ja auch gar nicht seine Art! Doch es gelang ihm nicht, die ihn plagenden Erinnerungen zu verdrängen... er sah brennende Häuser, schreiende Mütter die um das Leben ihrer Kinder bettelten, verstümmelte Leichen... er sah Enttäuschung in den Augen der fliehenden Menschen, er sah seine Welt erneut schwarz werden und zuletzt sah er Aurora...
Wotan schreckte auf und blinzelte: Ein Mann mit einem kleinen Gefolge näherte sich der Brücke. "Sieht ganz so aus als würde es heute doch noch ein wenig Zerstreung für mich geben..." Er griff nach seinem Schwert und ging auf die kleine Karawane zu, die grade dabei war, die Brücke zu überqueren.

Schneiders Arme troffen vor Blut - es lief an seinen Händen hinunter, plätscherte auf den Boden und versickerte langsam in der felsigen Erde. Es war immer noch taghell. Es dürfte überhaupt nicht so hell sein: er befand sich scheinbar sehr tief in einer dunklen Höhle, in der nicht ein einziges Feuer brannte. Wieso wirkte alles so hell? Seine Augen juckten und er hatte entsetzlichen Durst, außerdem war ihm kalt. Nein, ihm war überhaupt nicht kalt, es hätte ihm nur kalt sein müssen so tief unter der Erde und dazu noch bei Nacht. Woher verdammt nochmal wusste er das es Nacht war? Er konnte es überhaupt nicht wissen, er war möglicherweise meilenweit von einem Punkt entfernt an dem er den Himmel hätte sehen können. Aber er fühlte die Nacht! Er fühlte wie der Mond ihn durch Tonnen von Fels und Gestein hindurch streichelte, wie die Sterne sein Gesicht liebkosten und die nächtliche Dunkelheit seine Haut prickeln ließ. Ja - es war Nacht, es musste so sein. Schneider fasste sich wieder ruckartig und donnerte seine Faust wütend in den Fels, welcher bedrohlich zu bröckeln begann. Was dachte er nur für ein wirres Zeug? Dieser verdammte Durst brachte ihn noch um den Verstand! Die Erinnerung an den kleinen Gebirgsfluss durchzuckte ihn wie ein Blitz - Schneider hob die Nase in den Wind schnupperte und roch den springenden Quell. Er ROCH ihn? Nein, das tat er nicht! Wasser hatte überhaupt keinen Geruch, das war absolut unmöglich. Ärgerlich über seine Halluzinationen machte sich er sich trotzdem ihn die Richtung auf in der er den Bach gewittert hatte. Als er ihn endlich hörte lief er überglücklich los, mit der Hoffnung diese schreckliche Kratzen in seinem Hals endlich loszuwerden - doch als er sein Spiegelbild im Wasser sah erschrack er zu tiefst. War er die Kreatur mit den glühenden, roten Augen und dem hassverzerrten Gesicht, das dem eines Wolfes glich, in der nächsten Sekunde schon wieder wie eine Schlange wirkte, um kurz darauf zu einer Fledermaus zu werden? Seine Gesichtszüge schienen sich laufend im Wasser zu verändern - natürlich wurde eine derartige Spiegelung verzerrt, aber nicht auf so widernatürliche Art und Weise. Aufeinmal meldete sich sein Durst wieder zurück, und alle seine Bedenken vergessened tauchte Schneider den Kopf in das eiskalte Nass und trank mit großen, gierigen Schlücken. Doch schon als der erste Tropfen seine Lippen berührte verspürte er Abscheu und Schmerz den er am Anfang ignorierte, aber als das Wasser seine Kehle hinabfloss brannte es wie Feuer. Schreiend stieß sich Schneider von dem Fluss weg, spie und würgte und kreischte seinen Zorn hinaus!
Jetzt wusste er was aus ihm geworden war. Nicht Sigmar war er gewesen der ihn errettet hatte... seit wann trug Sigmar auch eine rote Rüstung mit dem Emblem der legendären Drachentempler?
 
Ein schmunzelnder Ork: das kann ich mir nur etwas schwer vorstellen :)

Und das ist die inkompetenteste Rede, die ich je vor einer Schlacht erlebt habe. Herrlich!

Und zum zweiten Kapitel: jetzt wirds langsam spannend. Langsam werden die Spielfiguren eingeführt, langsam zeichnen sich Konstellationen ab. Das ist der schönste Teil an solchen Geschichten. Man erkennt, was für ein Potential der Stoff hat und stellt sich schon tolle Begegnungen vor und wartet gespannt. Und dann ist doch alles anders, aber viel besser, weil der Autor nunmehr EINE Wahrheit festgelegt hat.

Der begabte, imperiumstreue General, nunmehr in einem schrecklichen Zwiespalt. Sein Erschaffer, den er irgendwann zur Rechenschaft ziehen wird? Wie wird Albrecht (so er noch lebt) reagieren, wie seine Soldaten überhaupt? Wird er sich offen zeigen oder sie aus den Schatten anführen? Wenn überhaupt...

Da sind noch viele Ideen, die man verwirklichen kann, ich möcht die jetz nich alle vorwegnehmen...


Ich übrigens find Geschichten auch s Interessanteste.
 

yinx

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Jaja, wie schon erwähnt ist der erste Teil älter und ursprünglich als Einzelwerk gedacht, habe dann anschließend das Ende noch umgeschrieben um eine fortlaufende Story machen zu können. Hab die Orks auch denke ich, etwas sehr ins lächerliche gezogen...^^

Ich danke dir aufjedenfall für diesen ersten richtigen Kommentar und die konstruktive Kritik. Ich hoffe das zukünftig mehr Leute sich die Zeit nehmen werden, sich meine Geschichte durchzulesen. :lol:
 

yinx

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Kapitel III: Über Wotan und Legenden




Er sah hinüber auf die linke Flanke seiner Armee, die Flanke die grade dabei war an allen Fronten einzubrechen - kreischend flohen die Soldaten, während die wenigen die tapfer genug waren weiterzukämpfen gnadenlos von der grünen Flut verschluckt wurden. Erschrocken taumelte er ein Stück zurück und entging dadurch gerade so dem Schlag eines gewaltigen Schwarzorks - die eine Sekunde die er abgelenkt gewesen war, hätte ihn beinahe sein Leben gekostet. Erbost wandte er sich seinem Angreifer zu und es gelang ihm, ihn nach einem kurzen Gefecht auszuschalten. Er nahm sich nochmal die Zeit, seinen Blick über das Schlachtfeld schweifen zu lassen und musste ungläubig mit ansehen, wie sich der gewaltige Waaagh! neue Truppen einverleibte, die so eben aus den Ausläufern des nahen Gebirges geströmt waren.
Er kämpfte noch eine Weile weiter gegen die grüne Masse vor sich, ehe der Kern seines Heeres plötzlich in der rechten Flanke attackiert wurde. Er musste entsetzt feststellen, dass die blockenden Regimenter auf der entsprechenden Seite von zwei Riesen vollkommen aufgerieben worden waren. Er konnte es nicht fassen: er hatte die Bedrohung durch die Orks in dieser Region völlig unterschätzt und so wie es aussah sollte es sich als der größte Fehler, den er je begangen hatte erweisen, den Imperator nicht von den Vorfällen unterrichtet und keine weiteren Truppen gefordert zu haben. Ihm war bewusst, dass er diese Stellung hier, knapp eine halbe Meile vor den Toren der Stadt nicht mehr länger halten konnte, also ließ er vom Kampfe ab und drängte sich durch die Reihen der eigenen Soldaten, um zu Archbalduin zu gelangen - dem Schattenzauberer der in der Stadt lebte und der sich in seinem patriotischen Wahn freiwillig gemeldet hatte, in der Schlacht zu kämpfen. Er fand den alten Mann relativ weit hinten in den Reihen, keuchend gegen einen Stein gelehnt, wo er grade den Text einer vergilbten Schriftrolle hinunter leierte, scheinbar aber ohne großen Erfolg, denn man konnte spüren, wie die magische Energie die sich immer knisternd in der Luft sammelte, von irgendenetwas anderem beinahe aufgesogen und schließlich von den Winden der Magie in alle Richtungen verstreut wurde. Archbalduin lag schwer atmend auf dem Boden, klammerte sich an die Schriftrollen unter seinem Arm und brabbelte wirres Zeug. Als er den Zauberer erreichte schrak dieser zusammen und man bemerkte, dass ihn die Kämpfe doch sehr mitgenommen hatten, denn seine Wangen wirkten eingefallener als noch am Morgen und seine Augen schienen sich weit ins Schädelinnere zurückgezogen zu haben. Er hatte den Alten zwar noch nie leiden können, doch hatte er dennoch großen Respekt vor ihm und sah in ihm ohnehin die einzige Möglichkeit, sich von den feindlichen Truppen zu trennen um einen Rückzug zu ermöglichen. Als er ihm seine Pläne mitteilte, sank der alte Zauberer vor Erschöpfung und sichtbarer Dankbarkeit zusammen. Kurz darauf zog er einen kleinen, grünen Stein aus der Tasche und warf ihn in die Luft. Der Stein erreichte den höchsten Punkt seiner Flugbahn und alle, die zu diesem Zeitpunkt in der Nähe waren, konnten die plötzlich aufgetauchte magische Energie wahrnehmen, die durch die Explosion des Steines freigesetzt worden war, denn ihnen richteten sich die Nackenhaare auf und ihre Haut prickelte unangenehm. Der Zauberer lenkte die frei umherwabernde Energie auf sich um sie zu einem Zauberspruch zu formen. Uralte Worte der Macht kamen über seine Lippen, vereinten sich zu einem unheilvollen Chorus und schallten durch die kühle Luft, als würden sie von allen Seiten auf die Männer eindringen. Als Archbalduin den Zauber wirkte, konnte man deutlich spüren, wie die Schamanen der Orks darum rangen, ihn zu bannen und man konnte sehen wie sich die schwarze Energie des imperialen Magiers und die grüne der Orks in der Luft fokussierten und bekämpften - es war ein beeindruckendes Schauspiel! Schließlich mussten die Anhänger des Waaagh! aufgeben, denn ihre schon erschöpfte Kraft konnte nicht mehr mit der von Archbalduins Energiestein mithalten und ihre magischen Kräfte zersplitternen mit einem hellen Klirren. Sofort konnte jeder auf dem Schlachtfeld spüren wie die Luft drückend schwer wurde. Das Atmen wurde fast unerträglich, als sich der Schleier der Finsternis niedersenkte und die Imperialen mit seiner Dunkelheit verschluckte. Sofort gab er den Befehl zum Rückzug und wie durch ein Wunder fanden alle seine Soldaten den Weg durch die Finsternis, während man die Silhouetten der Orks dümmlich im Dunkeln suchen sah...

Es hatte gar nichts gebracht! Die Orks hatten, sobald sich der Nebel gelegt hatte, die Stadt gestürmt und waren gerade dabei Häuser und Ställe zu plündern. Er sah wie sich jeder Mensch zu retten versuchte, der dazu noch in der Lage war. Nur noch eine Handvoll Milizen fochten gegen die gewaltige Übermacht. Er selbst lag schwer verwundet an einem Strohhaufen und konnte sich kaum noch rühren. Er konnte nur hoffen, dass seine Liebste hatte fliehen können. Sie würde sicher einen neuen Verehrer finden und ihr Leben in Glück und Zufriedenheit führen. Der Gedanke beruhigte ihn und er wagte es die Augen zu schliessen. Während er wartete, dass die Dunkelheit ihn umfangen würde, hörte er plötzlich Schreie aus einem der von ihm verlassen geglaubten Häuser. Entsetzt musste er feststellen, dass das Waisenhaus in dem seine Liebste arbeitete noch bewohnt war und die Orks grade dabei waren einzudringen. Panisch beobachtete er wie die Erzieherinnen im oberen Stockwerk in Todesangst aus dem Fenster um Hilfe schrien. Sie musste auch dort sein. Verzweifelt nahm er seine letzten Kräfte zusammen, arbeitete sich hoch und rannte los so schnell er konnte. Er erreichte die Orks, die es soeben geschafft hatten die Türen einzuschlagen, völlig unbewaffnet und warf sich mit so viel Macht wie er aufbringen konnte in sie hinein. Die Attacke traf die Grünhäute völlig unerwartet und so purzelten sie übereinander und da sie den Menschen nicht bemerkten, fingen sie an sich untereinander zu streiten. Er ignorierte sie einfach und rannte so schnell wie möglich ins obere Geschoss, wo er die verängstigten Frauen, sowie die Waisen auffand. Seine Liebste stürmte weinend auf ihn zu und umarmte ihn stürmisch, was seine Verletzungen schmerzhaft rebellieren ließ. Doch er ließ es geschehen und für einen einzigen, kurzen Moment war er nicht mehr der sterbende Soldat in einem umstellten Haus, sondern er wanderte mit ihr durch einen sagenhaften Wald, auf einem Weg aus duftenden Rosenblüten und vergaß alles andere um sich herum. Doch so schnell wie dieser wunderschöne Gedanke gekommen war, war er auch wieder verschwunden und er besann sich der Situation - er musste einen Weg nach draußen finden, der nicht an den Orks vorbeiführte. Er lief zu den Fenstern, doch es war aussichtslos - ein Sprung aus einer solchen Höhe wäre Selbstmord gewesen. Verzweifelt wandte er sich um und wollte grade den Weg über die einzige Treppe inspizieren, als die Orks ein gewaltiges Möbelstück vor den Ausgang schoben. Sie verbarrikadierten das Haus! Das konnte nur eines bedeuten... Er ließ sich ungläubig auf den Boden fallen und das Adrenalin verflog, was die entsetzlichen Schmerzen zurückkehren ließ. Man konnte schon das Feuer hören, welches sich rasch im Erdgeschoss über das trockene Holz ausbreite. Seine Liebste erschien an seiner Seite, setzte sich neben ihn und hielt seine Hand. Tränen liefen über sein blutverschmiertes Gesicht. Als die Flammen sie einschlossen, sah er sie an und sagte: "Aurora..." Doch sie legte ihm einen Finger auf den Mund, hauchte seinen Namen und gab ihm einen Kuss, als das Feuer sie zu verzehren begann. "Wotan..."


Der Blutdrache schreckte auf. Wie konnte das sein, hatte er sich nicht geschworen die vergangenen Tage für alle Zeit ruhen zu lassen? Entsetzt bemerkte er, wie eine einzige, blutige Träne über seine elfenbeinerne Wange lief und auf seinen Handrücken fiel. Ungläubig betrachtete er sie. Das war doch unmöglich... was konnte das bedeuten? Diese Erinnerung die ihn überkommen hatte wie die Raserei einen Anhänger des Khorne? Und die Träne? Wotan entsann sich an die vergangenen Nächte und an den jungen Imperialen, dem er den Blutkuss gegeben hatte. Vermutlich hätte er ihn nicht verlassen sollen, denn wie sich nun herausstellte, schien sein Schicksal stärker mit dem seinen verknüpft zu sein, als er jemals zu vermuten gewagt hätte. Er wischte das Blut an seiner Klinge an dem reichverzierten Umhang des toten Ritters ab und warf diesen dann von der Brücke in den Fluss. Er war kein guter Kämpfer gewesen und so hatte er kein besseres Begräbnis verdient. Er sah noch kurz zu, wie der Torso von der schweren Rüstung in die reissenden Fluten gezogen wurde und wandte sich dann ab. Anschließend sattelte er Shazza - seinen Nachtmahr - und saß auf. Mit einem Schrei gallopierte er in die Finsternis.

Albrecht schlurfte mit hängendem Kopf und leerem Blick durch die öde Landschaft. Er war der einzige der Ritter gewesen, der geflohen war, als sein Hauptmann den Befehl zum letzten, verzweifelten Angriff auf den Waaagh!boss gegeben hatte. Diese Schmach hatte angefangen ihn innerlich zu zerfressen und sein Leben wurde ihm nahezu unerträglich. Traurig setzte er einen Fuß vor den anderen, sein Pferd war vor einiger Zeit an ausgehungerte Wölfe verloren gegangen - er selbst hatte sich gerade noch retten können. Nicht einmal zur Verteidigung der Stadt war er geblieben, er hatte aus sicherer Entfernung das lodernde Inferno betrachtet in dem Klein-Mühlhausen untergegangen war. Er hatte seinen Hauptmann auf tiefste enttäuscht. Ja, sein Hauptmann... er fragte sich, ob es ihm noch gelungen war den Waagh!boss zu töten. Albrecht hoffte für seinen Hauptmann, dass er ein schnelles Ende gefunden hatte und nun in Sigmars Hallen fröhliche Feste feierte und in Frieden ruhen konnte.

Schneider saß in seinem eigenen Erbrochenen an einen Holzpfeiler gelehnt, der mit den heidnischen Symbolen der Nachtgoblins beschnitzt war. Er hätte heulen können, doch es wollte keine einzige Träne aus seinen Augen laufen. Schneider hatte von dem schwarzen Blut der Goblins getrunken, um die letzte Woche zu überstehen, aber das hatte er nun aufgegeben. Sein Lebenswille war erloschen. Er musste über diese Ironie ein letztes Mal lächeln, denn schon bald darauf fehlte ihm die Kraft dazu. Lange lag er reglos da - Minuten wurden zu Stunden und Stunden wirkten wie Jahre, bis er schließlich schwere Schritte hörte, die wie aus einer anderen Welt zu ihm hinüber hallten, wie verzerrte Parodien von wirklich Stiefeln schwebten metallische Gesänge zu ihm hinüber und weckten seinen Geist. Jeder Schritt donnerte auf dem Fels und schmerzte im Kopf des neugeborenen Vampirs, wie die Kopfnuss eines Orks - eines außergewöhnlich dickköpfigen Orks.Er gab dem Stechen hinter seiner Stirn nach, kniff die Augen zusammen und sah gerade noch einen dunklen Schemen auf sich zu laufen, der sich ihm beständig näherte. Schneider stieß ein klägliches Fauchen aus, wovon sich sein Gegenüber jedoch nicht im geringsten beeindrucken ließ. Der Fremde war keine Grünhaut - er war in eine prächtige Rüstung gehüllt und von mächtiger Statur. Er stellte sich vor Schneider auf und in seinem Blick lag eine Mischung von Verachtung, Mitgefühl und Bewunderung. Schneider hob müde den Kopf und erschrak, als er in diese diese Augen sah, in denen er den Anbeginn der Zeit sah und das Ende der Zeit kommen sehen konnte. Er sah in die Augen in denen sich Äonen widerspiegelten, in die Augen die länger als hundert Lebensalter gesehen hatten. Er sah in die Augen, in denen großer Schmerz und großer Triumph geborgen waren, in die Augen in deren Glitzern er den Untergang und den Aufstieg von Königreichen sehen konnte. Er sah in die roten Augen des ältesten Wesens dass ihm je begegnet war. Der Fremde bemerkte den bewundernden Blick Schneiders und seine Stimmte grollte tief wie ein Ozean und mit der Kraft von zwanzig roten Drachen durch die Höhle: "Steh auf junger Vampir, dein Ende ist noch nicht gekommen, denn das Schicksal hat noch Großes mit dir vor. Also erhebe dich und labe dich an reinem Blut, dass du zu Kräften gelangest und deinen Fluch besiegen mögest, so wie ich es einst tat." Und Schneider sah, wie das Wasser des unterirrdischen Flusses sich in weinrotes Blut verwandelte. Der Duft fing schon bald an ihn zu betören und ließ seinen Hunger neu aufflammen, doch wollte er noch nicht trinken, erst musste er eines von dem Fremden erfahren. Er wollte grade den Mund aufmachen, als sein Gegenüber ihm zuvor kam: "Irgendwann wirst du verstehen junger Vampir, also frage mich nicht nach diesen Dingen. Es ist nicht deine Bestimmung, darum sollst du diese Tage vergessen." Er konnte den verletzten Blick Schneiders sehen und antwortete ihm nur: "Irgendwann wirst du verstehen. Doch nun komme zu Kräften und finde deinen Weg, denn du kannst deine Bestimmung nicht erfüllen ohne dich selbst gefunden zu haben." Mit diesen Worten wandte er sich zum gehen. Der Fremde war schon fast in der Dunkelheit verschwunden, als Schneider ihm hinterher rief: "Wie lautet euer Name?" Die beeindruckende Gestalt hielt inne, drehte sich jedoch nicht zu Schneider um... "Man nennt mich..."- ein unnatürlicher Luftzug fauchte durch die Grotte und wirbelte Unmengen von glitzerndem Staub auf. Als sich der Wind gelegt hatte war der Fremde verschwunden, doch hörte man noch ein Raunen, das von den Wänden selbst auszugehen schien und durch die ganze Höhle tanzte wie das Läuten schwerer Glocken: "...Abhorash!"


Ich danke euch für eure Stellungsnahme. Seid nicht verwundert Abhorash wird keine zu große Rolle spielen - zumindest noch nicht... :) Ein so mächtiger Charakter wie der erste der Blutdrachen und der größte Krieger der Alten Welt würden Schlachtszenen doch möglicher Weise etwas langweiliger gestalten. ^^

Für alle "Fans" Grorr'baks: Keine Sorge er ist nicht aus der Welt. :rolleyes:
 

yinx

Erwählter
8 Oktober 2006
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Kapitel IV: Fluch und Rache


Grorr'bak rieb sich die Hand, mit der er den Kopf von Schnazarkh wie ein faulendes Ei zerdrückt hatte, denn seit jenem Tag war sie von Wunden überzogen, die nicht verheilen wollten und immer wenn es am unpassensten war, durchzuckten grüne Blitze seinen Arm und ließen ihn vor Schmerz keuchen. Der Schamane nästelte an der Hand des Waagh!bosses rum und rief obszöne Geister an, doch auch ihm wollte es scheinbar nicht gelingen den Fluch zu brechen, mit dem Schnazarkh - diese räudige Ratte - ihn kurz vor seinem unschönen Tod ihn belegt hatte. Die Verletzungen waren - Mork sei Dank - nicht tief und behinderten ihn nicht beim Kampf, doch Grorr'bak war äußerst verärgert über die Schmerzen die sie ihm zeitweilen zufügten, wenn einer von den Schnitten wieder vereiterte und über Nacht aufbrach. Langsam riss dem monströsen Schwarzork der Geduldsfaden - er blickte durch den Eingang des, aus Häuten zusammengenähten Zeltes und betrachtete die Sonne. Er hatte sich zu dem Schamanen begeben, als die Sonne im Zenit gestanden hatte und jetzt.... Mork vadammt, stand sie etwa immer noch im Zenit? Grorr'bak hatte die Nase trotzdem gestrichen voll - er hatte definitv besseres zu tun, als hier rumzuhocken und die fruchtlosen Bemühungen des Waagh!zauberers zu ertragen. "Wird's bald?", grollte er. Der Schamane zuckte ängstlich zusammen und murmelte irgendetwas unverständliches. Das war für den gewaltigen Waaagh!boss Beweis genug dafür, dass der Zauberer überhaupt keine Ahnung von dem hatte, was er tat. Wütend packte er ihn mit seiner zweiten Hand im Genick und verdrehte ihm den Kopf so, dass er nun in die andere Richtung blicken konnte. Der Schamane sank leblos zusammen und Grorr'bak verliess das Zelt. Das war schon der dritte seiner Magier, den er getötet hatte, weil sie nicht in der Lage gewesen waren, den Fluch auf seiner linken Hand zu bannen. Ärgerlich schnaubend stapfte er in Richtung des Kommandozeltes los, als ihn ein kleiner Waldgoblin am Hosenbein zog. Wutentbrannt riss er den Kleinen hoch und hob ihn auf Augenhöhe. Der Gitzä kam ihm grade gelegen, um ein paar Agressionen abzubauen. Der Goblin erkannte offenbar das Vorhaben seines Bosses und kreischte panisch: "Chef, wartä Chef! Wir ham' da einän Gefang'nän!" Die kleine Grünhaut begann blau anzulaufen, doch das war Grorr'bak sichtlich egal. "Na und? Seit wann mach'n wa Gefang'nä? Frässt ihn auf oda macht sonst was mit ihm, is das etwa n Grund deinä Boss zu stör'n?" Der Goblin zappelte und stieß mühselig hervor: "Ne, aba Ragoth hat mich geschickt Boss, er meintä es wär wichtich Boss!" Der Schwarzork schnaubte laut durch die Nase... Ragoth war jemand dem man in seinem Urteil vertrauen konnte, denn soweit Grorr'bak wusste hatte der alte Krieger ihm noch nie einen schlechten Rat erteilt und Ragoth war auch der Einzige, der es sich erlauben konnte Grorr'bak Ratschläge zu erteilen und ungeschoren davon zu kommen. "Is dat wahr, oder willst du nur deinä dreckigä Haut rett'n?" Der Goblin schüttelte panisch den Kopf. Der Waagh!boss dachte kurz nach: Eigentlich hatte er gewaltigen Hunger und der Appetit war noch bei weitem größer, doch wenn Ragoth meinte, da sei ein wichtiger Gefangener, dann war da auch ein wichtiger Gefangener. Einen markerschütternden Seufzer ausstoßend warf Grorr'bak den Goblin ins Squiggehege, dessen zahnbewehrter Inhalt sich sofort über den bemitleidenswerten Kleinen hermachte, und lief in Richtung des Waldstückes, in dem die "Futtervorräte" aufbewahrt wurden. Das war der Ort an dem er Ragoth am ehesten vermutete.

Schneider saß immer noch an den Pfeiler gelehnt und wartete. Wartete worauf? Abhorash war verschwunden und nun war er wieder allein. Schneider dachte über die Dinge nach, die Abhorash - wer auch immer das eigentlich war - ihm gesagt hatte. Er solle sich selbst finden, um den Weg zu finden? Pah! Sein Ende sei noch nicht gekommen, weil das Schicksal Großes mit ihm vorhabe? Unsinn! Schneider glaubte nicht an solche Dinge - er selbst hatte zu bestimmen was zu tun war, und was er zu lassen hatte. Zornig über den Quatsch, den der Vampir ihm erzählt hatte ballte er seine Faust, bis er spürte wie seine Fingernägel sein Fleisch zerschnitten und er zu bluten begann. Er war sich überhaupt nicht sicher, über das war er da selber dachte... Abhorashs Augen waren wie tiefe Brunnen gewesen, in denen man, wenn man zulange hinein sah, sich in der Unendlichkeit zu verlieren begann. Die Augen waren allwissend gewesen und genau das ließ ihn zweifeln. Er soll den Fluch besiegen - so wie Abhorash es einst tat? Gab es etwa eine Möglichkeit dem Vampirismus zu entkommen... wieder ein Mensch zu werden? Schneider sah hinüber zu dem blutigen Fluss und begann langsam darauf zu zu kriechen. Er würde es schaffen seinem Fluch zu entkommen und wenn nicht, würde er seiner unheiligen Existenz bereitwillig ein Ende setzen, da konnte Abhorash - so weise er auch sein mochte - sich noch so sehr wünschen, dass er seine Existenz akzeptieren würde, um sein, ihm vorherbestimmtes Schicksal zu erfüllen. Seine Rolle als Zahnrad in dem großen Getriebe der Uhr der Alten Welt war ganz sicher noch nicht zu Ende, denn er hatte noch eine offene Rechnung zu begleichen - mit einem gewaltigen, grünen Muskelberg.

Albrecht lag ausgehungert an einen knorrigen Baum gelehnt. Er hatte sich verlaufen, denn der Nebel war so dicht, dass man keine fünf Fuss weit mehr sehen konnte. Er sah geisterhafte Nebellichter um sich herumtanzen, doch war er nicht mehr gewillt ihnen zu folgen - die Kraft dazu hätte er wohl eh nicht mehr aufbringen können. Albrecht liefen stumme Tränen über das Gesicht... sein Leben würde in Schmach und ohne einen Funken Ehre enden. Er würde gewiss nicht wie der tapfere Hauptmann Schneider in Sigmars Hallen enden. Albrecht wusste nicht was Deserteure und Feiglinge nach ihrem Tod zu erwarten hatten, doch gewiss war es nichts Glorreiches. Er endete als hungernder, flennender, imperialer Ritter, der aus einer wichtigen Schlacht geflohen war, irgendwo im Nirgendwo an einem hässlichen Baum lehnte und die Hand vor Augen nicht mehr sehen konnte, weil eine dicke Nebelsuppe ihn umspülte. Welche grandioses Ende. Lange noch versuchte Albrecht sich gegen den Schlaf zu wehren, der ihm sicher den ruhigen Tod bringen würde, doch irgendwann übermannte ihn die Müdigkeit und seine Welt verdunkelte sich zu einer süßen Ruhe, die den Hunger und die Schmerzen in warmen Wohlbefinden ertränkte. So merkte er nicht einmal mehr, wie starke Arme ihn ergriffen und auf ein faulendes Pferd hieften...

Wotan konnte nicht glauben was geschah - weshalb hatte Archbalduin ihn und sich selber mit seiner Magie geschützt, während Aurora schutzlos in den Flammen unterging? Er wollte mit seiner Liebsten sterben und nicht ihren Tod ertragen müssen! Die Tränen strömten ihm über die Wangen, als er mit ansehen musste, wie seine geliebte Aurora kreischend, mit zu ihm ausgestreckten Armen verbrannte. Wotan schrie sich die Seele aus dem Leib, doch es half nichts: Der Schattenmagier war zum Fenster hineingeschwebt und hatte ihn mit einer Art Schutzzauber belegt, denn das Feuer war nicht verzehrend und heiss, sondern loderte mit eiskalten Zungen an ihm empor. Wotan fiel über seine Schreie hinweg in Ohnmacht, als Auroras Leichnam zu Asche zerfiel.
Als er wieder erwachte fand er sich weit abseits der Stadt, auf einem kleinen Friedhof wieder. Der Zauberer hatte es irgendwie geschafft, mit ihm aus dem brennenden Haus und der Ortschaft zu entkommen, lagen sie doch jetzt in einer alten, stinkenden Gruft in sicherer Entfernung. Wotan entdeckte Archbalduin und fuhr auf. Der gesamte Schmerz über den tragischen Verlust von Aurora überkam ihn und er sprang wutentbrannt auf. Erneut fingen die Tränen zu laufen an und seine Sicht begann zu verschwimmen. Zornig schrie er den Zauberer an: "Wieso? Wieso du alter Bastard? Wieso?" Archbalduin, der Wotan vorher den Rücken zugewandt hatte, drehte sich erschrocken um. Wotan erkannte an seinem Blick, dass er nicht die geringste Ahnung hatte, weshalb der Offizier vor ihm so wütend war. "Wieso hast du mich gerettet und meine Liebste brennen lassen? Wieso hast du mich nicht in ihren Armen sterben lassen, wie jeder Verehrer einer Frau es sich gewünscht hätte?", klärte er den alten Mann lautstark auf. Archbalduin atmete einmal tief durch und erhob sich dann zu seiner volle Größe. Der Zauberer kam Wotan viel eindrucksvoller und mächtiger vor als je zuvor. Etwas war mit dem Alten, während Wotans Ohnmacht geschehen - hatte ihn verändert... für Wotan stand es außer Frage, dass Archbalduin immer noch ein gebrechlicher Mann war, aber seine Macht hatte sich spürbar vergrößert. "Junger Krieger", begann er Wotan zu antworten, "es tut mir unendlich Leid, dass eure Geliebte verstorben ist, aber meine Kraft reichte nicht mehr aus, auch noch eine weitere Person vor dem Flammentod zu bewahren." "Ihr lügt!", Wotan wusste dass es so war - der Zauberer war kein besonders guter Lügner. "Selbst wenn es so wäre...", sagte Archbalduin und ehrliche Trauer trat in sein Anlitz, "verzeiht mir Hauptmann, aber woher hätte ein alter Mann wie ich wissen sollen, dass die Frau neben der ihr gesessen habt eure Liebste war?" Wotan wusste, das Archbalduin Recht hatte, aber es kühlte seinen Zorn nicht im Geringsten ab. Weinend stand er da und erntete mitfühlende Blicke von dem Zauberer, die ihn aber nicht trösteten sondern noch weiter aufwühlten. Er ertrug das - sicherlich gut gemeinte Mitleid - überhaupt nicht und er konnte denjenigen, der dafür verantwortlich war, dass er sein Leben ohne Aurora weiter führen musste nur hassen. "Ich will das du verreckst!" stieß er hervor und schon in der nächsten Sekunde taten ihm die Worte leid. Doch das Gesagte löste eine unmittelbare Verwandlung in dem Magier aus: Seine bekümmerten Gesichtszüge verzogen sich zu einer Grimasse des Grauens und des Spotts, die Wotan seine Erbärmlichkeit förmlich ins Gesicht schrie. Wotan verzog sein Anlitz zu einem Spiegelbild abgrundtiefen Hasses und hörte wie der Zauberer, als er sich abwendete sagte: "Ihr seid nur ein dummer junger Mann, Krieger. Es wird euch gut tun zu lernen was Verlust bedeutet, damit ihr erkennt, dass das Leben kein buntes Blumenplücken ist. Ihr solltet mir dankbar sein, dafür das ich euch gerettet habe und dafür, dass ich euch von dem Weib befreit habe, denn Weiber bringen früher oder später eh nur Kummer!" Wotan kochte innerlich und er schaffte es nicht mehr, seinen Zorn zu zügeln. Er zog seinen Dolch, sprang in Richtung des Zauberers und stieß ihm die Klinge durch den Nacken. Archbalduin stöhnte vor Schmerz und ging keuchend zu Boden. Noch kurz zuckten seine Gliedmaßen den Todestanz eines endenden Lebens bevor sie schließlich still wurden. Entsetzt über das, was er getan hatte ließ Wotan den Dolch fallen und rannte aus der Gruft in die sanfte Abenddämmerung, als hätte jemand ihn beobachten, und ihm seine gerechten Strafe überbringen können...


Schneider trank und trank. Er nahm große, tiefe Schlucke aus dem blutsprudelnden Bach und langsam spürte er wie seine Kraft zurückkehrte und der Schmerz in seinen Gliedern nachließ. Als sein Durst vollkommen gelöscht war, verwandelte sich das Blut in dem Quell wieder zurück ins Wasser. Zwar verwundert, zog Schneider jedoch seinen Nutzen daraus, indem er seine mit Goblinrotz und -kot beschmierten Kleider wusch. Die Rüstung war zerkratzt und zerbeult und teilweise schon zur weiteren Verarbeitung auseinandergebrochen worden. Sie war also völlig nutzlos - Schneider konnte aber wenigstens die Hose, das Untergewand, sowie seinen Wappenrock retten. Er säuberte alle Sachen gründlich - auch wenn sein Haut vom Wasser wund wurde und aufriss - und legte sie anschließend zum Trocken auf einen großen, flachen Stein. Dann suchte er nach einer geeigneten Waffe. Schneider fand ein gutes, aber schartiges Schwert, das für einen Goblin sicher eine schwere Zweihandwaffe gewesen wäre und hob es auf. Er war überrascht wie leicht es ihm fiel die Waffe anzuheben, denn er unterschätzte die unglaublichen Kräfte die ihm sein Fluch brachte jedesmal. Da ihm das Gewicht einer Klinge so wenig Probleme bereitete sammelte er gleich noch einen langen Speer, eine - für Grünhautverhältnisse - gut ausbalancierte Handaxt und einen robusten Holzschild ein. Danach suchte Schneider sehr lange nach einem Schleifstein und als er endlich einen gefunden hatte, war dieser schon, nachdem er mit der Axt fertig war völlig unbrauchbar. Letzendlich schaffte er es aber doch noch, alle seine Waffen auf eine kampftaugliche Schärfe zu bringen. Er zog sich die - inzwischenen trockenen - Kleider an und vergürtete seine Ausrüstung gut, so dass sie ihn nicht beim Bewegen behinderte. Als Schneider fertig war bot er zwar nicht grade den eindrucksvollsten Anblick, war aber gut für seine bevorstehende Reise ausgestattet und machte sich auf den Weg. Früher oder später würde er schon eine Möglichkeit gefunden haben, dieser Höhle zu entfliehen...

Albrecht erwachte und ein schwaches Stöhnen entfuhr seinen gesprungenen Lippen. Wo war er? Verwundert stellte er fest, dass er in einem Bett lag. Einem muffigen, filzigen Bett, aber immerhin ein Bett. Er blickte sich kurz um: Er befand sich in einem dunklen, schwarzen Raum, dessen Fläche nicht viel größer war, als die, die er in seinem Soldatenquartier gehabt hatte - und das war verdammt wenig. Er blickte neben sich und entdeckte eine Schale mit runzeligem Obst, kaltem Fleisch und hartem Brot, sowie einer Karaffe mit trübem Wasser. Insgesamt machten die Speisen nicht den frischensten Eindruck, aber Albrechts Magen machte seine Präsenz knurrend bemerkbar und so stürzte sich der hungrige Mann auf das Essen. Er schlang so gierig alles hinunter, dass er nicht bemerkte wie die Tür zu der Kammer geöffnet wurde und eine in schwarze Roben gehüllte Gestalt hinein glitt. Als Albrecht fertig gespeist hatte, ließ er sich gesättigt aufs Bett fallen und hätte sich vor Schreck beinahe wieder von seinem Mahl verabschieden müssen. Vor ihm stand eine Kreatur mit grausiger, eingetrockneter Haut, die so grau war wie die eines Toten. Die Augen des Wesens waren eingefallene, leuchtend gelbe Kugeln, die durch die fehlende Iris wie Glas wirkten und die winzige, geschlitzte Pupille in den Tiefen der Unendlichkeit fiel kaum mehr auf. Die Gestalt war mit allerlei okkulten Talismanen und Schriftrollen behängt und sie kleidete sich mit glänzenden, tiefschwarzen Gewändern. Albrechts Herz setzte für einen kurzen Moment aus, als das Wesen sich mit einer vor Kälte klirrenden Grabesstimme an ihn richtete: "Guten Abend, ich hoffe du hattest eine angenehme Ruhe." Albrecht wich entsetzt an die Wand des Raumes zurück und stotterte ängstlich: "We.. W.. Wer seid ihr? WAS seid ihr?" Die leuchtenden Kugeln in den Augenhöhlen der unheimlichen Gestalt verengten sich und musterten den imperialen Ritter gründlich. Schließlich blickte die Kreatur Albrecht wieder ins Gesicht und antwortete mit eben jener fröstelnden Stimme, die einem durch Mark und Bein ging: "Ich bin Abraxasas - der Herr dieses Hauses." Bei den letzten Worten entblößte er zwei spitze, gelbe Eckzähne. Albrecht fuhr erschrocken zusammen. "Ihr... Ihr seid ein Vampir?" Abraxasas lächelte ein kaltes, böses Lächeln und sprach: "Ich würde mich nie als Vampir bezeichnen, doch wenn du einen Namen für meine Existenz willst, so sage: ...Necrarch."

Walther Groll stand auf einem kleinen, aber prächtig verzierten Balkon und dachte nach. Er dachte über vieles nach - über so viel, dass er selbst schon beinahe vergass woran er dachte. Eine kühle Brise wehte heran und ließ sein lockiges, dunkelbraunes Haar und seinen dichten Bart im Winde tanzen. Sein hartes, wettergegerbtes Gesicht hatte in den letzten Tagen tiefe Furchen und Falten bekommen und ingesamt schien Walther stark gealtert. Er wurde jäh aus seinen Überlegungen gerissen, als ein junger Diener ihn störte: "Herr?" Verärgert wandte sich Walther dem Störenfried zu: "Wieso wagst du es mich zu stören - was ist dein Begehr?" Der Diener senkte demütig den Kopf und sprach mit leiser Stimme: "Herr, der Mann nach dem ihr geschickt habt ist eingetroffen." Walther nickte und antwortete: "Gut schick ihn zu mir und er soll sich beeilen!" Der Diener nickte knapp mit dem Kopf, verneigte sich und zog sich ins Innere der Gemächer zurück. Walther musste nicht lange warten: "Ihr habt nach mir geschickt, Sigmarpriester?" In der Stimme schwang eine gehörige Portion Spott mit und auch die Tatsache, dass der Mann sich unaufgefordert an Walthers Seite stellte, zeigte, wie wenig Respekt er vor seiner Position hatte. "Das habe ich Hexenjäger." Der Sigmarpriester drehte sich zu dem Hexenjäger hin und musterte ihn. Er trug einen langen, grauen Mantel - an dem auffällig viele Taschen waren - der seinen Körper, bis auf die dreckigen, spitzen Lederstiefel gänzlich bedeckte. Um die untere Hälfte des Gesichts war ein schwarzes, mit merkwürdigen Symbolen besticktes Tuch gebunden und die obere Hälfte wurde von der breiten Krempe eines großen, alten Hutes, an welchem eine große weiße Feder befestigt war, verdeckt - so dass man von dem Gesicht des Hexenjägers nur einen flüchtigen Schatten sehen konnte. "Was wollt ihr Priester?" fragte der Mann harsch. "Ich möchte euch um einen Gefallen bitten", begann Walther blickte aber kurz nach dem Hexenjäger. So weit er es erkennen konnte war sein Gesicht völlig ausdruckslos. Walther stöhnte leise auf und fing an zu erzählen: "Die Welt wird von Vampiren und Untoten überschwemmt, ich fürchte sie haben sich schon innerhalb unserer Grenzen eingenistet - es ist schrecklich. Was ich von euch will, könnt ihr euch jetzt sicher denken." Der Hexenjäger runzelte die Stirn. "Ist im Moment nicht die Bedrohung durch die Orks größer, die ihre Lager in Grenznähe zu Middenland aufgeschlagen haben?" Der Sigmarpriester schüttelte den Kopf. "Nein, es ist tatsächlich wunderlich, dass noch niemand etwas bemerkt hat, allein hier in Altdorf haben wir im vergangenen Monat sechs Vampire getötet und nur Sigmar allein weiss, wieviele noch von ihnen in den Gassen der Stadt hocken. Also tut, worum ich euch bitte, ihr könnt euch auch sicher sein, dass euch eure Mühen großzügig vergolten werden." "Ich will kein Geld.", antwortete ihm die vermummte Gestalt. "Wäre es nicht klüger, den Imperator und den Großtheogonisten zu informieren?", spöttelte er. Walther schnaube verächtlich. "Wohl kaum. Sie müssen nicht wissen wie weit die Situation schon eskaliert ist. Außerdem hat diese Abtei schon oft ohne das Wissen des Großtheogonisten erfolgreich gehandelt." Die Augen des Hexenjägers lachten und er zog eine Hand aus der Tasche - an seinem Finger prangte ein prächtiger Siegelring. "Es wäre sowieso sinnlos gewesen, nicht wahr Sigmarpriester? Ihr wisst doch wohl, dass mein Orden von Hexenjägern wegen zu extremistischer Methoden verboten wurde und im Untergrund zu operieren gezwungen ist?" "Natürlich weiss ich das!", fuhr Walther ihn an. "Und ich weiss auch, dass es keinen Orden gibt, der besser arbeitet als der Ihre." Der Hexenjäger nahm das Tuch von seinem Mund und grinste böse: "Wir sind also im Geschäft... um noch mal auf meine Bezahlung zurückzukommen..." Walther sah ihn verwundert an: "Ihr sagtet ihr wollet keine?" Die Augen des Hexenjägers blitzten bösartig...
"Ich sagte ich will KEIN GELD..."


Die Welt wird von Vampiren überschwemmt, so wie diese Geschichte hier... und Abraxas wird nicht der Letzte gewesen sein... :ph34r:
Wir erfahren also immer mehr über Wotan, den Drachentempler und auch Albrecht und Grorr'bak sind wieder mit von der Partie. Wir sind gespannt wie es weiter geht? Was will Abraxasas von Albrecht? (Herr Gott, die fangen ja alle mit "A" an :blink: :lol: ) Wer ist Grorr'baks Gefangener? Wie wurde Wotan zum Vampir? Was spielt Abhorash für eine Rolle, und wird Schneider einen Weg aus der Höhle finden, um seine Rache zu vollstrecken? Und wer ist der mysteriöse Hexenjäger eines verbotenen Ordens und was will er für eine Bezahlung, für einen Auftrag den wir noch nicht ganz genau kennen? Es bleibt spannend! :lol: :D :p


(Ach ja, und im nachhinein würde ich auch nicht mehr: "schmunzelte belustigt"; sondern "grinste dümmlich" schreiben. :lol: )
 
O ja, alles sehr gewichtige Fragen.

III.: zu Archbalduin: ich bin mir nicht ganz sicher. Im einen Moment lehnt er an einem Stein, dann liegt er am Boden, um dann nochmal zusammenzusinken. Passt das wirklich?
A ja, da haben wir die versprochene spektakuläre Magie.
"Aurora..." Gänsehaut pur!
Und Albrecht! Ich fänds sogar noch ein bisschen intensiver, wenn du bei der Beschreibung seines Zustandes mit Ausrufen anreicherst. In der Art: "Diese Schande! Verrat hatte er begangen! Diese unerträgliche Last auf seinem Gewissen!
Abhorashs Offenbarung hat beinahe etwas religiöses. Und wie sein Name klang... ich habe alle Musik ausgemacht und das langsam gelesen... und es klang ehrfurchtsgebietend.

IV.:
Ja. Das sind jetzt nicht mehr so knallbunte 4.-Ed-Orks, sondern dunkelgrün- und erdfarbene der 6.
Und "hievten", übrigens. "Euer" wird groß geschrieben.
Ich mags, wie das jetzt eine stille Verzweiflung in Albrecht ist.
Hoha! Immer mehr neue Charaktere! Mehr Personenkonstellationen!

Das wird gut...
 

yinx

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8 Oktober 2006
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Danke für Lob und Kritik - hab ich echt "hieften" geschrieben?^^ und Euer natürlich groß, dummer Fehler.
Hmm, nehmen wir mal an Archbalduin lag auf dem Boden, aber auf einem angespannten Arm gelegt, und als er zusammen sinkt weicht sämtliche Spannung aus seinem Körper. Wär das was? :cool:
 
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yinx

Erwählter
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Kapitel V: Buch, Hammer, Pflock und Spiegel





Markus wanderte durch eine der vielen dunklen Gassen von Altdorf. Er wusste, dass man von hier aus, durch einen Schacht in die Kanalisation gelangen konnte, von der er vermutete, dass sie ein großes Nest von Ghoulen beherbergte. Markus war zwar der Oberste seines Ordens, doch bereitete ihm sein abgrundtiefer Hass auf die Kinder der Nacht kindisches Vergnügen, während er die Drecksarbeit machte. Sicherlich gab es viele effektive Methoden, Vampire zu vernichten: man könnte zum Beispiel ihre Seele bannen, oder sie mit der Magie des Lichtes bekämpfen, aber Markus war jemand, der sich gerne auf altmodische Mittel verließ. Ein Lächeln umspielte, unsichtbar für die Welt hinter dem schwarzen Tuch um seinen Mund verborgen, seine Lippen und er stimmte einen leisen Gesang an:

Führe das Geweihte Buch mit dir auf allen Wegen, auf dass nichts Unreines dich befallen soll. Und seine Seiten sollen aus feinem Pergament sein, beschrieben mit der Hohen Sprache. Und gesiegelt soll seine lederne Hülle sein mit dem Zeichen des Sigmar. So du rezitierest aus dem Buch, sprich mit Macht, auf dass der Böse vor deinen Worten erzittere und vor dir zurückschrecke, denn er vermag sein Gesicht dem Rechtschaffenen nicht zu zeigen.
Und so suche den heiligen Baum des Sigmar, und von seinen Ästen sollst du deine festen Pflöcke dir schneiden. Härten sollst du sodann den Pflock in der heiligen Flamme, wobei du die Worte des Bannens rezitierest. Nimm an dich deinen treuen Hammer, wie jenen, den Sigmar einst führte an seinem Heldentag. Lass ihn zeichnen mit seinem heiligen Siegel, wider das nichts Unreines zu bestehen vermag. Und wisse, dass die Unreinen gerichtet werden sollen mit drei Schlägen des Hammers auf den Pflock. Durchbohren soll der Pflock das Herz des Bösen, auf dass er ihn banne auf ewiglich. Und wenn du zuschlägst, so sollst du das Gebet des Sigmar sprechen.
Und trage einen Spiegel von poliertem Silber aus dem Zwergenreiche bei dir, welcher stets unbefleckt sein soll. denn wisse, dies Metall ist gefeiet gegen jeglichen Verderb und enthüllet die Seele der Menschen. Halte ihn verborgen und lasse ihn niemanden in deiner Hand erblicken. Wer auch immer hat kein Abbild in jenem Spiegel, in den sollst du stoßen den heiligen Pflock des Bannens.
Und bei dir sollst du haben eine Phiole, und in ihr soll sich befinden das gesegnte Wasser aus der Quelle des Sigmar. Dies sollst du aus dem Heiligen Tempel schöpfen, an seinem hihen Tage. Siehe, wie das geweihte Wasser brennet das Fleisch von den Untoten und treibet sie in die wilde Flucht vor dir.


Er nahm seine Hand aus der Tasche, zog den schweren Lederhandschuh aus und betrachte stolzerfüllt seinen Siegelring.

Und dies soll das Zeichen des Hexenjägers sein. Er trägt das Zeichen des Sigmar, welches isset das des zweigeschweiften Kometen. An diesem Zeichen mögen seine Feinde erkennen, dass die Macht des Heiligen Sigmar mit ihm ist. Und nicht verschont bleiben vom Zorne des Sigmars, der kommt, die Rechtschaffenen zu bewahren von Übelwollen des Bösen. Und wer immer schlägt das Zeichen des Sigmar mit seiner Hand soll ebenfalls beschützet sein.

Markus grinste und zog sich seinen Handschuh wieder über die vernarbte Hand. Bevor der Auftrag des Sigmarpriesters erfüllt werden musste, verblieb noch ein wenig Zeit und so - wenn er nun schon einmal hier war - konnte er nebenbei Altdorf von ein paar Untoten befreien. Der Hexenjäger entdeckte den Tunnel zum Eingang der Kanalisation und stieg fröhlich pfeifend die Stufen in die stinkende Dunkelheit hinab.


Der Sigmarpriester Walther Groll lag grübelnd in seinem verhätnismäßig schlichten Bett aus poliertem Eibenholz. Der Lohn, den der Hexenjäger gefordert hatte, war ein verdammt hoher, aber der Auftrag war einfach zu wichtig, als dass er hätte ablehnen können. Es würde ein großes und komplexes Netz von Intrigen benötigen, denn ein Attentat dieser Größenordnung durchzuführen war kein Kinderspiel. Aber Walther hatte ja noch Zeit, denn er hatte seinen Teil der Abmachung erst zu erfüllen, nachdem Markus seinen erfüllt hatte. Der Sigmarpriester durfte also erst einmal abwarten.

Wotan war zu der Gruft zurückgekehrt, möglicherweise in der Hoffnung, das Erlebte sei nur ein böser Traum gewesen. Doch nun stand er da, sah Archbalduin tot in einer Blutlache liegen und er stellte überraschend nüchtern fest, dass es doch kein Traum gewesen sein konnte. Der alte Mann hatte sein Leben gerettet und dafür hatte Wotan ihn in blinder Wut hinterrücks ermordert. Unvorstellbar... eigentlich hätte er ihm doch dankbar sein müssen. Der Zauberer hatte ja nicht wissen können, was die Erzieherin aus dem Waisenhaus ihm bedeutet hatte. Wotans Tat war unverzeihlich! Die Schuldgefühle nagten wie ausgehungerte Ratten an ihm und er ballte seine Hände zu Fäusten. Was geschehen war, war geschehen und er konnte nichts mehr rückgängig machen. Er packte den leblosen Magier an den Füßen und schleifte ihn ins Freie, wo er sich daran machte ein Grab auszuheben. Als er fertig war, rollte er die Leiche hinein und verscharrte sie. Danach schleppte er ein paar große Steine, so groß, dass er sie grade noch tragen konnte, an die Stellte und markierte damit Archbalduins letzte Ruhestätte. Er betrachtete sein Werk noch eine Weile und sprach ein Gebet für den armen, alten Mann. Letzendlich schlug Wotan das zeichen des Sigmars, wandte sich ab und begann seinen Weg in das Ungewisse. Die Nacht brach grade herein, als Wotan die niedrigen, verfallenen Mauern passierte und den Friedhof verließ. Kurz darauf erhob sich Vorag, der später als der Erste der Ghoulkönige bekannt werden sollte aus seinem Sarg und begann ein unheilvolles Ritual.

Abhorash stand auf einem Felsen und beobachtete den Drachentempler, der einsam durch die kalte Wüste ritt, von hocherhobener Position aus schon sehr lange. Der Erste der Blutdrachen würde einen weiteren Faden ziehen müssen, um das Schicksal in die richtige Bahn zu lenken. Ein Windstoß peitschte heran, ließ Abhorashs Mantel aufwirbeln und als der Luftzug vorüber war, stand niemand mehr auf dem Felsen.
Wotan lenkte Shazaa durch Dünen und Täler, unermüdlich auf dem Weg nach Klein-Mühlhausen, wo er seine Suche nach dem jungen vampir beginnen wollte. Nachdem er eine kurze Weile weiter geritten war, und sein Nachtmahr grade einen steilen Hügel bezwungen hatte, tauchte plötzlich eine Gestalt aus dem Nichts vor ihm auf, so als hätte die Dunkelheit sie aus ihren Eingeweiden ausgespuckt. Wotan drosselte Shazza widerwillig und rief der Person, die - so er anhand von Rüstung und Bewaffnung beurteilen konnte - ein Vampir seines Klans war harsch zu: "Seid gegrüßt Bruder, was wollt Ihr?" Der andere Vampir rührte sich erst nicht: Der Wind spielte mit seinem langen, dunkelroten Umhang und den schwarzen, seidigen Haaren, als sein Gegenüber plötzlich donnernd die Stimme erhob: "Kehr um Drachentempler, denn der junge Schneider spielt in deinem Schicksal noch keine Rolle. Dringendere Aufgaben erwarten dich, also verschwende nicht deine Zeit mit einer fruchtlosen Suche." Wotan schnaubte wütend, wie konnte ein niederer Vampir, der offensichtlich noch nicht einmal ein Drachentempler war, sich erlauben ihm Vorschriften machen zu wollen? "Sorgt Euch lieber darum, dass Ihr verschwindet Bruder, ehe Ihr mit meiner Klinge Bekanntschaft machen müsst. Stört mich also nicht bei meiner Mission und geht Eurer eigenen Wege.", entgegnete Wotan und gab Shazza die Sporen - er wollte einfach an dem dreisten Blutdrachen vorbei reiten, doch gerade als er ihn erreicht hatte, hob dieser die Hand, griff nach Shazzas Zaumzeug und das Tier blieb wie von Geisterhand aprupt stehen. Der Drachentempler war so überrascht, dass es ihm nicht gelang sich im Sattel zu halten und er fiel scheppernd auf den staubigen Boden. Zornig kam er wieder auf die Füße und jede Höflichkeit vergessend knurrte er bedrohlich: "Wer bist du? Wie kannst du es wagen?" Der andere Vampir sah ihn mit einem abschätzenden Blick an und antwortete mit ruhiger, tiefer Stimme: "Mein Name lautet Abhorash - ich nehme an, du weisst nun, an wen du geraten bist." Wotan lachte lautschallend. Wie konnte diese Ratte es wagen, sich mit dem ersten seiner Linie zu vergleichen? Wütend riss er am Griff seines Schwertes und es verließ mit einem hellen, singenden Ton die Scheide. "Für diese Frechheit wirst du bezahlen!", schrie er und rannte auf Abhorash zu. Dessen Parade kam überhaupt nicht so schnell wie Wotan es eigentlich erwartet hatte - nein, er hob den Arm beinahe gemächlich, packte Wotan am Handgelenk, fing den kraftvollen Schwerthieb mühelos ab und riss Wotans Arm herum. Es gab ein lautes Knacken und ein schrecklicher Schmerz durchzuckte seine Schulter, doch er biss die Zähne zusammen. Abhorash warf Wotan wie ein Kind durch die Luft und dieser schlug schwer auf dem Boden auf. Sofort wollte Wotan aufstehen und zu einem weiteren Angriff übergehen, doch da hatte Abhorash ihn schon entwaffnet und sah ihm tief in die Augen. Diese Augen... war das möglich? Noch nie hatte er solche Augen gesehen - nicht einmal in den Augen Shaitaans, seines Ordenmeisters war eine solche Weisheit geborgen. Abhorash sagte kein Wort mehr, sondern verschwand einfach aus dem Blickfeld des Drachentemplers. Dieser blieb noch eine Weile reglos liegen und als er sich erhob, war er allein in der Wüste.

Albrecht wusste nicht, weshalb Abraxasas ihn in seinen Turm gebracht hatte und ihn nun sogar hier wohnen ließ. Der junge Mann fühlte sich hier jedoch äußerst wohl - er musste zwar als Diener für den Necrarch arbeiten, doch schien ihm das dunkle Gemäuer angemessen, um über seine heuchlerische Tat nachzudenken. Die meisten Aufträge die er zu erfüllen hatte, waren eh nur Botengänge in umliegende Dörfer, um Reagenzien für den Vampir und Nahrung für die wenigen, lebenden Angestellten zu besorgen. So hatte Albrecht sehr viel Zeit mit sich allein und da er hier gut versorgt wurde, sah er vorerst keinen Grund für einen Fluchtversuch.
Abraxasas beobachtete seinen neuen Diener aus den Schatten heraus. Er bezweifelte, dass Albrecht ihn hier würde entdecken können, genau wie er bezweifelte, dass der junge Mensch auch nur die geringste Ahnung hatte, warum er hier war und sogar noch lebte. Er erfüllte bislang zwar nur einfache Arbeiten, doch Abraxasas hatte noch nie zuvor einen Menschen gesehen, der so stark von den Winden der Magie umweht wurde. Mit seinen goldenen Augen war er in der Lage, jeden noch so winzigen Hauch der Magie wahrzunehmen und etwas derartiges hatte er bisher noch nie beobachten können. Vielleicht lag in Albrecht das Geheimnis um den Schlüssel zum Erfolg seiner jahrhundertlangen Suche begraben - der Schlüssel zu unbegrenzter Macht. Abraxasas lächelte bösartig in sich hinein: Ja - wenn alles nach Plan verlief, würde er hoffentlich bald einer der mächtigsten Zauberer dieser Welt sein. Er zog sich tiefer in die Dunkelheit zurück, so tief, dass jeder, der ihn möglicherweise bisher sehen können, nun nicht mehr dazu in der Lage sein konnte.

Wotan lenkte seinen Nachtmahr auf eben jenen Friedhof, auf dem sich vor so vielen Jahren die schicksalhaften Begebenheiten zwischen ihm und Archbalduin zugetragen hatten. Es war das erste Mal nach all der Zeit, dass er das Grab des Zauberers besuchen kam. Er hatte auf Abhorash gehört, denn er hatte tatsächlich wichtigere Dinge zu tun: In kurzer Zeit fand das Treffen der Drachentempler statt. Die Drachentempler kamen nur einmal alle hundert Jahre zusammen und er hätte es fast vergessen! Er - als einer der engsten Gefolgsmänner Shaitaans! Das glich schon beinahe einem Verrat - für einen Blutdrachen wie ihn. Sicher wäre es auch nicht in dem nächsten Jahrhundert zu dem Besuch auf diesem Friedhof gekommen, doch zufälligerweise lag er auf dem Weg zu dem geheimen Treffpunkt. Außerdem hing er in letzter Zeit scheinbar gerne melancholischen Erinnerungen nach. Die Ironie des Ganzen widerte ihn an - alles hatte mit diesem verfluchten, imperialen Hauptmann begonnen. Wotan hoffte, dass er das Grab noch finden würde und die Steine noch dort lagen, wo er sie als Markierung platziert hatte. Er stieß einen erleichterten Seufzer aus, als er sie erblickte. Was brachte es ihm eigentlich? Dieser Abstecher hierher? Wotan schüttelte resignierend den Kopf. Er erreichte die Stelle und sein Herz setzte einen Schlag lang aus, denn das Grab in das er blickte war leer...

Vorerst Abhorashs letzter Auftritt - ein Teil in dem der Hauptcharakter nicht einmal direkt vorkam - wow :cool:
Aber zz dreht sich ja eh alles um Wotan, nich wahr? ^^
 

yinx

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8 Oktober 2006
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Danke, danke :p - so weiter gehts:

Kapitel VI: Der Bäcker und der Imker



Der Bäcker lief fröhlich pfeifend den matschigen Weg zu seiner Arbeitsstube entlang. Es war ein herrlicher Morgen, denn es war weder zu kalt, noch zu heiss und die Sonne stand strahlend am wolkenlosen Himmel. Es war der Beginn eines wunderschönen Frühlingstages. Der Bäcker stapfte mit schweren Schritten die Straße hinunter und näherte sich immer weiter dem Kern der kleinen Ortschaft. Weil er so gute Laune hatte und sein Herz so leicht war, zu dieser wunderbaren Morgenstund' ging sein Pfeifen bald in ein Summen über und aus dem Summen würde ein Trällern, woraus letzendlich ein lautstarker Gesang anschwoll. Nur weil der Bäcker gerne sang, hiess es noch nicht, dass er es gut konnte und so lag er mit jedem zweiten Ton daneben. Nur weil der Bäcker nicht gut sang, hiess es noch nicht, dass er es nicht laut konnte und so übertönte er sogar das Lärmen des Marktes und nur weil der Bäcker ein dicker Mann war, wollte nicht jeder Anwohner wissen, dass er Speck und Ei zum Frühstück zu sich nehme - worüber er am liebsten sang. Am aller wenigsten aber, wollte es der Imker wissen. Immer wenn der Glöckner der kleinen Kapelle, die Glocken zur neunten Morgenstunde läutete, platzte er pünktlich aus seinem kleinen Haus und fing sofort heftigen Streit mit dem Bäcker an. Die Beiden zeterten und kreischten und warfen sich gegenseitig die skurrilsten Beleidigungen an die Köpfe. Der Imker beschwerte sich, dass der Bäcker mit seinem Gesang die Bienen wütend mache und der Bäcker bemängelte, dass der Honig wie Bienenmist schmecke, und nicht auf erstklassiges Brot wie seines gehöre. Schimpfend gingen die Beiden auseinander und hatten den verbleibenden Tag schlechte Laune. Schneider beobachtete das Spektakel jeden Morgen. Als er noch ein einfacher Soldat gewesen war, beobachtete er es während der Wachzeit und seit er Offizier war, beobachtete er es während er die Wachzeiten kontrollierte. Er war nicht der Einzige, der über den Bäcker und den Imker lachen musste, jedes Mal wenn er sie sah, denn die zwei untersetzten Männer waren das Hauptgesprächsthema in den Kneipen. Seit sechs langen Jahren ging das schon so und nichts hatte sich geändert...

Schneider erinnerte sich gut an diese Zeit. Er stand vor dem ehemaligen Haus des alten Imkers, von dem - abgesehen von einer rauchenden, mit Asche überschütteten Ruine - nicht mehr viel übrig geblieben war. Er senkte traurig den Kopf und lief die Straße aufwärts, um zu dem Haus zugelangen, in dem seine Mutter gelebt hatte. Als er es erreicht hatte war er tief erschüttert, denn von dem Haus waren grade noch die Fundamente erkennbar. Er wusste nicht, was aus ihr geworden war, doch er hoffte, dass sie rechtzeitig entkommen konnte. Schneider wandte sich mühsam ab und hielt auf das Wachhaus zu, dort wo sein Schlafplatz war und wo er jahrelang gewohnt hatte. Der Weg dorthin kam ihm unendlich viel länger und schwieriger vor, als zu der Zeit, wo hier die Strassen von lachenden Menschen und bunten Ständen gefüllt waren. Seine Füße schlurften durch das Meer aus Schutt und Asche und es kam ihm so vor, als hätte er für die paar Meter Jahre benötigt. Die sechs Tage, die er benötigt hatte, um aus der Höhle zu entkommen, waren ihm um einiges kürzer erschienen. Schließlich stand er vor dem Gebäude und beinahe erleichtert stellte er fest, dass das wütende Feuer den robusten Steinmauern wenig anhaben konnte. Er trat hinein und stellte fest, dass die Verwüstungen, die die Orks im Inneren verursacht hatten, weitaus schlimmer waren. Kein Mobelstück war mehr intakt und die rußgeschwärzten Wände waren mit Blut und Dreck verschmiert. Er ging durch die langen Gänge, von denen sich rechts und links die kleinen Gruppenzimmer der gewöhnlichen Soldaten abzweigten. Am Ende einer dieser Gänge, lag seine Kammer, in der er gegessen, geschlafen und über taktischen Karten gebrütet hatte. Die Tür zu eben dieser Kammer hing eingeschlagen in den Angeln, so dass er ohne seinen Schritt zu bremsen hinein treten konnte. Hier stand er nun und wusste nicht was er tun sollte. Er stand so lange da, bis ihn eine Welle der Verzweiflung und des Kummers überkam und er schluchzend zusammenbrach. Er ließ sich auf den staubigen Boden fallen und schluchzte seine Trauer hinaus, doch während er schluchzte fiel keine einzige Träne. Es war wie ein markerschütterndes Heulen eines einsamen Wolfes, doch es hatte jenes menschliche verloren, welches das Mitleid in den Leuten regte. Während er so da saß, entdeckte er etwas glänzendes in der Asche - hastig griff er danach und wischte es an seiner Hose sauber. Er wusste was es war, denn es hatte ihn damals ein kleines Vermögen gekostet. Er hielt ein kleines, herzförmiges Medallion in seiner Hand, welches golden im Sonnenlicht glitzerte. Er klappte es auf und betrachtete das kleine Bild, das ein geübter Künstler ihm mit einem Kohlestift gezeichnet und in das Medallion eingesetzt hatte. Die Kohle war schon stark verwischt, aber man konnte immer noch die wunderschöne Frau erkennen, die abgebildet war. Das Bild zeigte Isabella, die Frau, die ihm versprochen gewesen war. Lange starrte er noch trauernd auf die feinen Züge Isabellas, ehe er den Anhänger zu klappte und um seinen Hals hängte. Schneider verliess die Stadt über den Weg, den der Bäcker jeden Morgen gegangen war. Er stapfte mit schweren Schritten die Straße hinunter und sang leise:
"Ei und Speck, das ess ich gern, als Mahl nach Stund' von Mond und Stern..."


Der anbrechende Nachmittag war kühl und ein unangenehm drückender Gestank lag in der, von wabernden Nebelschwaden durchzogenen Luft. Der matschige Boden hatte sich mit Regenwasser vollgesogen und war mit großen, schmutzigen Pfützen übersäht. Überall lagen Fleisch- und andere Nahrungsreste herum, die achtlos weggeworfen worden waren und nun sicherlich ein üppiges Festmahl für Mäuse und Ratten darstellten. Eben einer dieser Nager huschte Lautlos durch die feuchten Grashalme und suchte nach etwas besonders Appetitlichem. Die kleine Maus flitzte an Steinen und Pflanzenbüscheln vorbei und folgte immer ihrer Nase, denn der köstliche Duft ihrer liebsten Speise zog sie magisch an. Ein Schmerzensschrei, der aus dem nahen Wald herausdrang ließ sie kurz aufhorchen, aber schon gleich darauf setzte sie ihre Suche fort. Endlich hatte die kleine Maus das große, schimmlige Stück Käse gefunden, das neben einer weitläufigen Pfütze thronte. Aufgeregt tippelte der kleine Nager heran und beschnupperte den "Middenheimer Bauers Bester" ganz verliebt. Grade wollte sie die Zähne in den weichen, duftenden Käse schlagen, als etwas Gigantisches sie am Schwanz packte und hoch riss. Hilflos baumelte die kleine Maus in der Luft und quiekte panisch, als sie bemerkte, wie sie über einen gewaltigen Schlund gehoben wurde. Ihr Magen kribbelte beim Gefühl des freien Falls, doch diese Erfahrung war nur von kurzer Dauer, denn sie wurde jäh und schmerzhaft von ein paar monströsen, gelben Zähnen knirschend beendet.
Grorr'bak kaute eine Weile auf der Maus rum, ehe er sie verächtlich wieder ausspuckte. Hier im Menschenland, waren nicht einmal die Mäuse das wirklich Wahre. Seine Füße schmatzten im Schlamm, als er sich dem kleinen Wald näherte, in dem er Ragoth vermutete. Sein Magen brüllte laut wie ein Drache nach Essen, doch er hatte wichtigeres zu tun. Zumindest hoffte er für Ragoth, dass es tatsächlich wichtig war, denn wenn der besondere Gefangene ihm nicht grade zeigen konnte wie man mit einem Spalta einen Berg zerteilen konnte, würde Grorr'bak ganz sicher nicht erfreut über diese Störung sein - und Grorr'bak unglücklich zu machen, hatte für manchen schon schlimmeres bedeutet, als den Tod. Die geqüälten Schreie des "Futters", stärkten den Waagh!boss in seiner Annahme, dass er dort Ragoth finden würde - niemand konnte besser mit der Peitsche knallen als er! Als er die Grenze des Waldes erreichte, entdeckte er den alten krieger sofort, doch dieser schien überhaupt nicht in der Stimmung, fröhlich Peitschenhiebe zu verteilen. Mit gesenktem Kopf stand er an einen Baum gelehnt und blickte trüb auf den Boden. Als er Grorr'bak bemerkte, ergriff er sofort - mit einer, für einen Ork sehr ungewöhnlich besorgten Simme - das Wort: "Boss, beeil dich! Wia ham' da hint'n ganz gewaltigä Problemä!" Ragoth deutete mit einer Hand über seine Schulter und Grorr'bak erblickte ein kleines Zelt. Seit wann standen Zelte in der "Vorratskammer"? Eigentlich hätte er gerne eine Standpauke gehalten und eine Prügelei mit Ragoth veranstaltet, doch dessen besorgte Stimmung war sofort auf den waagh!boss übergeschlagen. Schweigend folgte er dem alten Schwarzork und als sie das Zelt, mit den zwei ängstlichen Wachen davor erreichten und eintraten, bot sich Grorr'bak ein schockierender Anblick: Drei tote, alte - ja scheinbar ewig alte Orks lagen auf dem staubigen Boden des zeltes und vor ihnen saß eine wahre Schreckensgesalt. Ein unbeschreiblich alter Menschling, dessen Fleisch faulend an den Knochen hing - sein Gesicht war von Maden durchzogen, sowie sein verottender, in Fetzen hängender Bart von filzigen Strähnen durchzogen war und sein süßlicher Verwesungsgeruch war von einer Intensität, dass selbst der abgehärtete Grorr'bak die Nase rümpfte. Mit erstickter Stimme wandte sich der Waagh!boss an Ragoth: "Wer sin' die...", er musste kurz an den Finger abzählen, "die drei da?" fragte er und deutete auf die toten Orks. Ragoth schluckte mit sichtlichem Unbehagen, ehe er zu einer Antwort ansetzte: "Das sin' Mogg, Ragazz un' Tanzagg, Boss." Grorr'bak glaubte er habe nicht richtig gehört. Waren das nicht die Namen der drei jungen Hitzköpfe, denen er heute Morgen noch eine ordentliche Abreibung verpasst hatte? "Es is eb'n erst passiät", fuhr Ragoth fort und er deutete auf den Untoten. "als sie den da angefasst hab'n!" Er wich instinktiv ein Stück vor dem Greis zurück und der waagh!boss tat es ihm gleich. Doch kurz darauf fasste er sich ein Herz und sprach den stinkenden Mann an: "Du!", donnerte er "Wer bis' du un' was willst du von uns?" Ausgetrockene Augen ruckten in ihren Höhlen nach oben und musterten Grorr'bak scharf, so scharf und bedrohlich, dass es diesem den Schweiß auf die grüne Stirn trieb. Doch als er seine Musterung beendet hatte, bemühte der Untote sich um ein Lächeln. "Ehrenswerter Waagh!boss, ich habe schon viel von der Größe Eurer Taten gehört und auch von der Größe euer Pläne für die Zukunft." Grorr'bak war sicherlich nicht der Hellste, aber er wusste, dass der Menschling - so tot er auch sein möge - ihm falschen Honig um den Mund schmierte - aber woher konnte er wissen, dass Grorr'bak geplant hatte, tiefer noch ins Imperium einzufallen und den Boss der Menschlinge im Zweikampf zu töten? "Ich denke, meine Magie könnte euch dabei von großem Nutzen sein.", fuhr der Mann fort und deutete auf die drei Leichen zu seinen Füßen. Der Waagh!boss schluckte den Frosch den er im Hals hatte herunter und erwiderte spöttisch: "Was solltä mir dat bring'n? Wia habn gutä Schamanenz in unsra Truppä, wia ham kein' Platz füa eina Gitzä wie dich!" Der Magier versuchte wieder ein Lächeln zustande zu bringen, doch auch wieder gelang es ihm nicht, mehr als eine Parodie eines solchen zu erschaffen. Beschwörend hob er die Arme und stimmte einen dunklen Gesang an. Ragoth klammerte sich panisch an den Arm seines Bosses, welcher - zum Glück für Ragoth - diese unorkische Geste völlig ignorierte, da er ängstlich keuchend drei Schritte rückwärts stolperte. Doch den Beiden geschah nichts, denn als der Zauberer seine Formeln beendet hatte, senkten sich drei schwarze Schatten nieder und schwebten in die leblosen Körper von Mogg, Ragazz und Tanzagg. Die Leblosigkeit der Leichen verschwand augenblicklich und sie erhoben sich mit einem unnatürlichen Stöhnen und schlurften langsam auf ihren neuen Meister zu. Dessen Augen blitzeten spöttisch auf und er fragte mit sarkastischer Stimme: "Können, Eure Schamanen so etwas vollbringen, Waagh!boss?" Ragoth war aus dem Zelt geflohen und Grorr'bak stand wie versteinert da - es dauerte eine Weile bis er sich von dem Schreck erholt hatte. "Was willst du weisa Zaubära? Wer bist du?", presste er mühselig aus seinen steifen Lippen hervor.Der Nekromant erhob sich und antwortete: " Mein Name lautet Archbalduin und ich verlange von dir, dass du mir dabei hilfst Rache an jemandem zu nehmen!"

Uzurk gefiel es überhaupt nicht, dass der Nekromant nun mit der Armee zog - irgendetwas war faul an der Sache. Der Schamane war zwar nicht so bewandert, wie der alte Schnazarkh es gewesen war, doch im Gegensatz zu einigen anderen der Waagh!magiern, war er schlau genug, trotz Grorr'baks magiefeindlicher Herrschaft noch zu leben. Uzurk war nicht grade ein Schwarzseher, aber wenn der Fremde tatsächlich so mächtig war, warum sollte er dann einen Handel mit den Orks eingehen? Konnte er nicht einfach alle Orks umbringen und als Untote wieder auferstehen lassen? Der Schamane war sich sicher, dass der Nekromant es könnte, wenn er die Kraft dazu hätte, aber scheinbar war er in keiner allzu guten Verfassung - und das bedeutete,dass er für den Waagh! keinen großen Nutzen haben würde. Uzurk war sich sicher, dass der Untote ein falsches Spiel spielte, aber Grorr'bak darauf anzusprechen, würde den sicheren Tod bedeuten. Er konnte also vorerst nichts weiter tun, als auf eine günstige Gelegenheit zu warten, den Nekromanten zu entlarven.

Albrecht war genau zwei Jahre jünger, als sein Hauptmann gewesen. Sie hatten als Kinder oft miteinander gespielt und eine schöne Zeit gehabt. Als Soldaten hatten sie beide mit dem gleichen Eifer gekämpft und abends miteinander getrunken und gelacht. Doch seit Schneider befördert worden war, hatten sich die zwei Männer entfremdet. Schneider war als Offizier sehr beschäftigt und arbteite nachts noch stundenlang an irgendwelchen Karten, Beschwerdeschreiben, Anweisungsbriefen und noch viel mehr. Außerdem war er viel beliebter bei den Damen geworden und er konnte sich meist gar nicht mehr vor Bewerberinnen retten. Doch er hatte immer nur Augen für eine gehabt. Für Isabella, die Tochter des Krämers. Das wunderschöne Mädchen hatte wirklich alles, was ein Mann begehren konnte - sie war immer fröhlich, ging liebevoll mit jedem um und ihr Lachen war wie das helle Klirren von kleinen Glöckchen. Wie der Zufall es wollte, verliebte sich auch Albrecht in Isabella und von da an war die Beziehung zwischen den beiden Männern vollkommen zerbrochen. Sie redeten zwar noch normal miteinander und Albrecht empfand immer noch tiefen Respekt vor seinem Hauptmann: zumindest bis sich Isabella für Schneider entschied - von dem Tag an wechselten die beiden kein einziges Wort mehr miteinander und erst in der Schlacht gegen die Orkhorde, in welcher Albrecht seine schändliche Tat begangen hatte, hatten die zwei Männer wieder einen kurzen Wortwechsel gehabt.
All das ging Albrecht durch den Kopf, als er in einer kleinen Ortschaft Besorgungen für seinen Meister machte und sie sah. Isabella! Sie lebte noch. Alle Reue die er zuvor gegenüber seinem verstorbenen Hauptmann gehabt hatte, verschwand und ein böser Gedanke schlich sich in seinen Kopf: Schneider war tot und Isabella damit wieder zu haben. Albrecht sprach ein kurzes Dankgebet zu Sigmar und näherte sich selbstzufrieden lächelnd dem Mädchen.

Wotan dachte in letzter Zeit oft an Aurora und wie grausam ihm das Schicksal doch zugespielt hatte. Doch nun schlichen sich andere Gedanken in sein Bewusstsein und er grübelte immer zu. Archbalduins Grab war leer gewesen - lebte der Zauberer etwa noch und wollte nun Rache an ihm nehmen? Das war doch Unsinn! Möglicherweise war der Magier schon von Hexenjägern vernichtet worden - möglicherweise schon vor langer Zeit, denn Wotan hatte ja keine Ahnung, wann Archbalduin als Untoter wieder auferstanden war. Und selbst wenn er noch lebte, musste er glauben, dass Wotan schon vor vielen, vielen Jahren als alter Menschengreis gestorben war. Dieser Gedanke beruhigte ihn ein wenig und er schaffte es sich kurz abzulenken, doch schon bald war Aurora wieder in seinem Bewusstsein. Er seufzte leise - wollte die Vergangenheit ihn denn nicht in Frieden lassen? So viele Jahre lang hatte er es vollbracht die Erinnerungen in der hintersten Ecke seines Geistes zu begraben, doch nun gruben sie sich wieder an die Oberfläche. Ja... Aurora... Sie war die Tochter des Krämers gewesen und das wunderschöne Mädchen hatte wirklich alles, was ein Mann begehren konnte - sie war immer fröhlich, ging liebevoll mit jedem um und ihr Lachen war wie das helle Klirren von kleinen Glöckchen...
 

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Kapitel VII: Liebe heilt Wunden, Liebe reisst Wunden



Agnoth war ein armer Mann, der - von den restlichen Dorfbewohnern geächtet - in der Gosse lebte und sich von den weggeworfenen Essensresten der reichen Leute ernährte. Niemand der in dem Dorf lebte hatte ihn je ein Wort sprechen hören. oder je erlebt, dass er geweint oder gelacht hätte. Es heisst, selbst als er bei der Geburt dem Leib seiner Mutter entschlüpft war, hätte er nicht einen einzigen Ton von sich gegeben und deshalb gab sie ihm den ungewöhnlichen Namen "Agnoth", wegen dem er heute noch gehasst wurde, denn der Name wurde als böses Omen angesehen. Schon kurz nach der Geburt hatten die Eltern den Jungen ausgesetzt. Wie er überlebte ist ungewiss, denn niemand wollte ihn aufnehmen - weder eine verständnisvolle, alte Witwe, noch das Waisenhaus, oder gar die Kirche. Man wusste nur, dass er zu einem kleinen, kräftigen Jungen heranwuchs, doch wollte keines der anderen Kinder mit ihm spielen. Man wusste nur, dass er zu einem gutaussehenden Mann heranwuchs, doch wollte keine der Damen mit ihm ausgehen. Man ignorierte den armen Agnoth und so lebte er alleine, in den Schatten der hohen Häuser und ernährte sich von Abfall. Lediglich ein Mann im Dorf schien den Jungen zu bemerken, dem das Schicksal so böse Streiche gespielt hatte. Dieser Mann war Edrich Unkenherz - Hauptmann der Wache. Er bemühte sich sehr um den jungen Mann, doch es half nichts und es brachte ihm nur den Tod, als er sich bei Agnoth an einer rätselhaften Krankheit ansteckte und kurze Zeit später daran starb. Die Dorfgemeinschaft war erzürnt und sie vertrieben den schwerkranken Agnoth aus der Stadt. Als man den Mann in den Schlamm vor den Toren geworfen hatte, hörte man das erste und letzte Mal, das Worte seine Lippen verließen: "Ich schwöre euch, ich werde zurückkehren und schreckliche Rache nehmen! Und solltet ihr das nicht mehr erleben, so werden die Kinder eurer Kinders Kinder eure Taten büßen müssen!" Die Menschen lachten ihn aus und er ging als "Agnoth, der Verrückte" in das Stadtarchiv ein.

Schneider und Albrecht spielten glücklich miteinander: Sie warfen mit Steinen selbstgebaute Zielattrapen ab, wobei Albrecht immer der bessere Schütze war. Der Sechsjährige und der Achtjährige tollten zusammen herum, ärgerten kleine Mädchen und stibitzten den Kuchen vom Fensterbrett des Bäckers. Es waren fröhliche Kinder - die besten Freunde! Die Sonne schien hell, der Himmel war klar, der Kuchen lecker - ja, besser konnte das Leben für die beiden Kinder nicht sein.
Es geschah, als Schneider und Albrecht grade ein Stück vor der Stadt auf einem, mit weichem Gras überzogenen Hügel lagen, in den weiten Himmel über sich blickten und die Wolken beobachteten. Schneider fand furchtbar viele Gestalten und Formen in den weißen Gebilden, während Albrecht eher faul döste. Doch das schöne Wetter sollte in kürzerster Zeit in einen aufzieheden Sturm umschlagen...
Agnoth war, wie er es versprochen hatte nach Klein-Mühlhausen zurückgekehrt und hatte es auch solange gedauert, dass nun nicht einmal mehr die Kinder der Kindes Kinder für das Büßen konnten, was die Dorfbewohner ihm damals angetan hatten, so würden es die jetzigen Generationen tun. Das Gewitter kam mit ihm und verdeckte die gräßliche Sonne. Und so näherte er sich voller Zorn dem kleinen Ort. seine Rache würde endlich vollzogen werden.
Albrecht und Schneider lagen immer noch auf dem Hügel und aßen Kuchen, als die Schreie aus der Stadt zu ihnen hinüber hallten. Verwundert und besorgt sahen die Jungen sich an, sprangen auf und liefen zur Stadt. Als sie die Tore erreichten, fanden sie alles verlassen vor, aber es dröhnte Kampfeslärm und Schlachtengeläut aus dem Handelsviertel herbei.
Panisch liefen die beiden jungen zum Marktplatz, doch als sie dort ankamen, war die Schlacht schon geschlagen: Die Wachmannschaft lag zerfetzt und zerissen auf den blutgetränkten Planen der vielen, kleinen Stände. Albrecht drehte sich würgend und weinend weg, während Schneider wie versteinert da stand - unfähig etwas zu unternehmen - bis die Schreie aus den Wohnvierteln an ihre Ohren drangen. Der kleine Albrecht rührte sich nicht, aber der tapfere Schneider rannte ängstlich los und als er an das Haus seiner Eltern kam, donnerte er panisch mit der Faust gegen die Tür. Zu seiner Verwunderung war die Tür nicht verschlossen und er trat ein. Einen Augenblick später wünschte er sich, er würde würgend neben Albrecht hocken, denn er musste mitansehen, wie ein dunkler, böser Schatten seinem Vater die Kehle heraus riss und den leblosen Körper vor seine Füße warf. Das Ungeheuer wollte grade Schneiders Mutter angreifen, als dieser sich weinend auf die verängstigte Frau warf, um sie zu schützen - er wollte nicht auch noch sie verlieren! Wie durch ein Wunder hielt der Schatten inne und betrachtete das kleine Kind mit seinen stechenden Augen. Dann wirbelte er herum und verliess das Haus. Schneider und seine Mutter saßen noch lange, schluchzend umklammert da und wagten nicht, sich zu rühren. Erst als das Gewitter vorüberzog und die Sonne wieder preisgab, erhoben sie sich und fingen an, wirklich um den verlorenen Vater zu trauern. Niemand wusste, dass es "Agnoth der Verrückte" gewesen war, der seine geschworene Rache vollzogen hatte und der mordende Schatten der in Klein-Mühlhausen gewütet hatte, ging als "Abraxasas" in das Stadtarchiv ein.


Abraxasas tobte vor Wut! Wie konnten diese einfältigen Narren von Wachen nur zulassen, dass Albrecht entkam? Anhand von seines Verhaltens, hätte der Necrarch nie erwartet, dass der junge Mensch versuchen würde zu fliehen - aber er hatte es getan. Dieser Tor sollte nicht glauben, Abraxasas würde es darauf beruhen lassen! Nein, er würde sich seine Pläne nicht so leicht zerstören lassen - er würde Albrecht finden, koste es, was es wolle! Zornig ließ er sich seinen Nachtmahr satteln und donnerte kurz darauf in die Dunkelheit.

Vorag schob den Deckel des schweren Sarkophags beiseite, welcher scheppernd auf den Boden krachte und er erhob sich. Seine glühenden Augen suchten in der Dunkelheit. Hatte er während seines Schlafes nicht Stimmen in seinem Unterbewusstsein wahrgenommen? Er entdeckte die Pfütze gerinnenden Blutes und ihm war klar, dass jemand hier gewesen sein musste. Er sprang vollständig aus dem Sarg und schlurfte langsam aus der Gruft hinaus. Kurz schnupperte er in der Luft und versuchte Witterung aufzunehmen, doch er roch keinen Lebenden in der Nähe - außer den Ghoulen! Er stieß ein schrilles Kreischen aus und wartete geduldig, bis alle der Leichenfresser sich um ihn versammelt hatten. Dann begann er damit, die Toten wieder auferstehen zu lassen. Er bellte Worte in einer, von vielen längst vergessenen Sprache und schatten, dunkler als die Finsternis der Nacht schwebten über den Friedhof und senkten sich in die Gräber. Schon kurz darauf stießen eiskalte, knochige Finger durch den Erdboden und gruben sich an die Oberfläche. Vorag betrachtete zufrieden sein Werk und befahl seinen neuen, untoten Kriegern und den Ghoulen sich in Bewegung zu setzen. Ein triumphales Glitzern blitzte in seinen kalten Augen auf: Strigos würde ihm gehören!
Archbalduin spürte den Schmerz in seinem Nacken und ihm war klar, was geschehen sein musste - damit hatte er nicht gerechnet!
Sein Körpfer fiel tot zu Boden, doch seine Seele weigerte sich beharrlich den Körper zu verlassen und so nahm er alles war, doch es war ihm nicht möglich sich zu bewegen. Panisch versuchte er, irgendeinen Teil seines leblosen Körpers zu bewegen, doch die Kraft seines Reaktionszaubers reichte nicht aus. Lange lag er da und seine Seele wand sich in Qualen, bis er spürte, wie er über den kalten Boden gezogen wurde. Wieder lag er reglos da, dann fiel er ein kurzes Stück und schließlich wurde seine sicht mit schwarzer Erde ausgefüllt. Entsetzt versuchte Archbalduin etwas zu unternehmen, doch sein untoter Körper verweigerte den Dienst. Die Dunkelheit umfing ihn und er war grade dabei aufzugeben, als er merkte wie die unheilige Kraft eines dritten ihn durchzuckte. sein Körper war wieder mit Kraft erfüllt, doch sein Geist war in Gefahr: Er spürte wie ein mächtiges Wesen versuchte, die Kontrolle zuübernehmen, um ihn in die Reihen von seinen untoten Heerscharen aufzunehmen. Archbalduin rang lange mit dem fremden Geist und letzendlich schaffte er es, ihn aus seinem Kopf zu vertreiben. Einige Jahre noch musste der Zauberer unter der Erde warten, ehe er stark genug war, seinen untoten Leib mit seiner eigenen Magie Kraft zu schenken, und als es soweit war stieß er seine Finger durch den Erdboden und arbeitete sich beharrlich an die frische Luft.


Archbalduin stützte sich schwer auf seinen Stab und er hoffte, dass man ihm seine Schwäche nicht ansah. Nach einem kurzen Scharmützel mit ein paar Spionen der Menschen, die sie entdeckt hatten, lag ein halbes Dutzend Orks tot am Boden und der Nekromant hatte den Befehl erhalten, sie wiederzubeleben. Um kein Misstrauen zu erregen, hatte er es auch getan, doch es hatte ihn fast seine ganze Kraft gekostet. Solange ihm die Hälfte seiner Seele fehlte, war er nicht in der Lage Großes zu vollbringen. Er blickte zu dem Mahnmal, an dem der getötete Ork Ragoth hing, den der waagh!boss für seine Feigheit bestraft hatte. Der Nekromant war sich sicher, das Grorr'bak nicht eine Sekunde zögern würde, dasselbe mit ihm zu tun, wenn er schwächlich wurde, denn dann hätte der Magier nichteinmal die Chance gehabt sich mit seinen Sprüchen zu wehren. Er stieß einen leisen Fluch aus und blickte sich um, niemand schien im Moment wirkliche Notiz von ihm zu nehmen. Das war gut so. Erleichtert zog er sich in sein Zelt zurück.

Albrecht war der glücklichste Mann auf der ganzen Welt: Er hatte es nicht nur geschafft vor Abraxasas zu fliehen - nein, er war sogar mit Isabella zusammen. Er hatte ihr zwar von seiner Schmach und dem Verrat gegenüber Schneider erzählt, doch es bedeutete ihr nichts. Sie liebten sich und lebten glücklich zusammen und schon bald würden sie heiraten. Dann konnte er Kinder mit ihr zeugen und bis an sein Lebensende mit ihr in dem kleinen Ort Haselbrühl leben. Das Leben war noch besser, als es damals gewesen war, wo er mit Schneider zusammen Kuchen geklaut hatte. Die Liebe, die Isabella ihm entgegenbrachte, ließ ihn Schmerz und Schuld vergessen und er fühlte sich rundum wohl, obwohl es so viel gab, dass sein Glück so schnell zerstören konnte...

Schneider stapfte durch die Nacht - er stapfte durchaus schon sehr lange so, denn er wusste nicht genau, wohin er stapfen sollte. Er wollte Grorr'bak finden und sich an ihm rächen, doch er hatte keine Ahnung in welchem Teil des Imperiums er grade wütete. Er mochte ein Kind der Nacht geworden sein, doch dass änderte nichts an seinem Pflichtgefühl. Es war seine Schuld, dass Klein-Mühlhausen untergegangen war und er würde gutmachen, was er gutmachen konnte! Er hatte dafür zu sorgen, dass diese verluchte Orkhorde ein Ende in ihrem Plündern und Brandschatzen fand und nichts würde ihn so schnell von diesem Ziel abbringen. Am leichtesten würde er in einem Dorf an Informationen gelangen, denn Nachrichten machten bekanntlich wie Lauffeuer die Runde. Er zog eine Karte aus seinem dreckigen Untergewand und studierte sie gründlich. Der nächste Ort von hier aus... war... ja wahrscheinlich war es dieser, dachte sich Schneider und tippte mit dem Finger auf eine bestimmte Stelle auf dem Papier. Es war durchaus möglich, dass das Dorf bereits von dem waagh! vernichtet worden war, aber er würde Haselbrühl trotzdem einen kleinen Besuch abstatten...

Markus trieb den Pflock mit dem Hammer immer weiter in das Herz der schwarzen Brut. Erster Schlag. Die Bestie schrie ihre Qual schrill heraus, vermochte aber nicht das Gebet des Sigmars zu übertönen, welches über die Lippen des Hexenjägers kam. Zweiter Schlag. Die Kreatur wand sich und versuchte zu entkommen, aber sie war stark geschwächt und Markus konnte sie problemlos niederringen, während er weiter Lobpreisungen an Sigmar sang. Dritter Schlag. Der Pflock ruckte ein ganzes Stück tiefer und dunkelrotes Herzblut spritzte in einer Fontäne aus dem Inneren des Vampirs. Ein letztes markerschütterndes Kreischen ausstoßend, verliessen den Vampir die Kräfte und sein Körper wurde schlaff. Markus beendete grade das Gebet und erhob sich schnaufend - dieses Kind der Nacht hatte erstaunlich viel Widerstand geleistet. Er wischte sich das verdorbene Blut mit dem Ärmel aus dem Gesicht, sorgsam darauf bedacht, dass er nicht einen einzigen Tropfen verschluckte - denn wenn das geschehen würde, dann würde er sich den Reihen der Untoten anschliessen müssen. Es war Zeit, sich auf den Weg zu machen, um den Auftrag des Sigmarpriesters zu erfüllen. Er vernahm das Lärmen der Wachen, die sich seiner Position schnell näherten: Es wäre ja auch zu wunderlich gewesen, wenn niemand den Krach gehört hätte, den diese Brut veranstaltet hatte. Es könnte sehr ungemütlich für ihn werden, wenn man ihn dabei stellte, wie er seine Arbeit verrichtete, was ihm ja eigentlich verboten war, also erklomm er mühsam die Hausfassade - die glücklicher Weise ein paar hervorstehende Steine aufwies, sprang über ein paar Dächer, hangelte sich an einigen Wäscheleinen entlang und landete einige Gassen weiter wieder auf dem Boden, wo er mit den Schatten verschmolz und in der Finsternis verschwand.

Paul Steinfried, Oberst der Burg an der Grenze zum nördlichen Sylvania war schockiert: Es strömten täglich immer mehr Flüchtlinge in die Festung, von denen die Wenigsten vor dem Waagh! Grorr'bak Trollbeissas geflohen waren. Die Neuigkeiten über das Massensterben in ihren Dörfern, die sie ihm brachten waren überaus erschütterlich, denn von Vorfällen dieser Art hatte er noch nie zuvor etwas gehört...



So. der nächste Teil ist weiter und ich hoffe es bleibt spannend für die weniger Leser.^^ Ich würde mir ein paar mehr Kommentare wünschen (auch von anderen als Men Aquiles - dem ich sehr danke, dass er sich die Zeit nimmt, meine Geschichte zu lesen. Seine Geschichte "Der Letzte" ist auch sehr gut und lustig (!), also werft einen Blick darein. :lol: )

Der offizielle Titel der Geschichte lautet nun "Der Vampir des Sigmar". In der Postüberschrift wird jetzt dauerhaft der Titel, sowie das aktuelle Kapitel angegeben.
 
Ich bin beeindruckt. Da steckt echt immer mehr Mühe drin, sowohl in der Geschichte als auch in der Aufmachung.
Obwohl es genau jetzt etwas zu viele Rückblicke geworden sind, ich hab grad den Überblick verloren und werd nochmal das Ganze lesen. Man merkt an der Art der Einführung der Charaktere (und der Frequenz) und dem Ausbau ihres Hintergrundes, dass alles von Post zu Post wächst und ganz am Anfang noch nicht der große, ultimative Handlungsbogen mit dem definitiven Schicksal aller Personen und ihrem Hintergrund vorhanden war. Ist natürlich als Entwicklungsprozess sehr spannend, macht das Verfolgen der Handlung aber etwas schwierig.
 

yinx

Erwählter
8 Oktober 2006
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<div class='quotetop'>ZITAT(Men Aquiles @ 05.11.2006 - 17:07 ) [snapback]916232[/snapback]</div>
Obwohl es genau jetzt etwas zu viele Rückblicke geworden sind, ich hab grad den Überblick verloren und werd nochmal das Ganze lesen.
[/b]

Oh, das tut mir leid - naja als Schreiber behält man selber den Überblick leichter - und dabei schmeiss ich grad noch mehr chars rein X_x
 
So, jetzt hab ichs durch und mir eine kleine Personenkonstellationskarte angelegt. Schmeiß also ruhig mehr Chars rein :D
Eine Sache irritiert mich dann aber doch: die Reaktion von Agnoth-Abraxasas in Klein-Mühlhausen weckt wegen dem Kontext irgendwie den Verdacht, dass er nur wegen der Aura mächtiger Magie, die er im Jungen sieht, vom Morden ablässt, aber es ist Klaus Peter Schneider, den er sieht - und wir wissen ja, dass es Albrecht ist, der hochmagisches Potential hat. Also weiß ich nicht, ob dies Absicht ist oder - was man ja immer gern vorschnell annimmt - ein Fehler... kann ja echt sein, dass es auch mit Klaus Peter etwas auf sich hat, wovon wir (noch) nichts wissen.

Um Antwort wird gebeten (wenns nicht die Spannung zerstört).
 

yinx

Erwählter
8 Oktober 2006
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So, jetzt kommt dein Antwort auf die Frage bezüglich der Schonung Schneiders durch Abraxasas. ;)

Kapitel VIII: Honig zum Mittag



Paul Steinfried hob den Kopf und blickte in den grauen, mit dunklen Wolken überzogenen Himmel, der die Landschaft unter sich in Schatten hüllte. Gelegentlich stach die Sonne zwischen der dicken Wolkendecke hervor und tauchte die Welt in grünliches, ungesundes Licht. Ein Frösteln erschauderte ihn und er zog seinen aufgeweichten Umhang enger um sich. Sein Schlachtross war mindestens genauso unruhig wie sein Reiter, aber er trieb es erbarmungslos weiter in die dichten Nebelschwaden, die sie immer hartnäckiger umschlossen. Die Hufe scharrten auf der trockenen und aufgesprungenen Erde und schreckten schwarze Vögel auf, die laut flatternd aus den knorrigen Bäumen flohen, wenn er sich näherte. Das Wetter war schon während der ganzen Reise so schlecht gewesen, daher war er froh, dass es jetzt wenigstens aufgehört hatte zu regnen. Er war erleichtert, als ihm endlich ein Trupp Reiter entgegenkam, um ihn zu dem kleinen Ort zu führen, zu dem er bestellt worden war. Aufgrung der vielen Gerüchte vom Massensterben in den Dörfern und Städten, hatte er einen Spähtrupp ausgesandt, der überprüfen sollte, was an der Sache dran war. Eine der Silhouetten war jetzt sehr nahe gekommen und rief ihm mit verschnupfter Stimme zu: "Herr Oberst?" Paul Steinfried hob zu Bestätigung die Hand und nickte kaum merklich, aber der Feldwaibel verstand offenbar. Ihm war nicht danach, sich mit langen Floskeln rumzuschlagen und ihm war auch nicht danach, lange um den heissen Brei herum zu reden, also fragte er grade heraus: "Was gibt es? Aus welchem Grund hat man mich hierher gerufen?" Er bemerkte, dass seine Stimme viel härter klang, als er eigentlich beabsichtigt hatte und es tat ihm leid, als er den getroffenen Gesichtsausdruck des Feldwaibels sah. Dieser machte eine Geste in die Richtung der Schemen des Dorfes, das sich in den Nebelschwaden nur schwer ausmachen ließ und noch eine knappe halbe Meile entfernt sein musste. "Das sollten sie sich lieber selber ansehen, Herr!", antwortete er mit erdrückter Stimme und senkte den Kopf. Paul Steinfried nickte ihm zu und gab ihm den Befehl, vorzureiten. Schweigend ritten die Männer durch die neblige Suppe und desto näher man dem Dorf kam, desto drückender wurde die Luft und ein ekelerregender Gestand setzte sich immer stärker in ihr fest. Sie erreichten den Eingang des Ortes und der Oberst erblickte viele Soldaten, die sich mit angelaufenen Gesichtern in die Büsche übergaben - die Wenigen die das nicht taten, sahen trotzdem nicht grade so aus, als wäre ihnen wohl und alle hielten sich so weit wie möglich von den Häusern entfernt. Die Reiter stiegen ab und er wendete sich wieder an den Feldwaibel. "Nun?", fragte er, legte den Umhang hab und warf ihn über den Rücken seines Pferdes. Der Soldat deutete nur auf die offenstehende Tür eines kleinen Bauernhauses, doch als der Oberst sich in Bewegung setzte, machte er nicht allzu große Anstalten ihm zu folgen, bis er den ausdrücklichen Befehl dazu erhielt. Missmutig folgte der Feldwaibel ihm, als er die Tür ein bisschen weiter aufstieß, wogegen die rostigen Angeln quietschend protestierten. In dem Haus war es dunkel, aber der Gestank der in der Luft lag, war in seiner Intensität mit dem von Trollkotze zu vergleichen. Angewidert hob er die Hand vor Mund und Nase, lief zum Fenster, stieß die Läden beiseite und öffnete es. Als er sich wieder mit dem Gesicht zum Raum drehte, taumelte er gegen die Wand und stützte sich schwer ab. Etwas Grauenvolleres hatte er noch nie gesehen: In der Mitte des Raumes stand ein Tisch, der grade zum Essen gedeckt war, denn auf ihm lagen fünf Teller, mit Brotkrumen darauf und in der Mitte thronte ein Pott voller Honig. Vor jedem der Teller saß ein Mensch. Insgesamt waren es zwei Männer, eine Frau und zwei Kinder, die mit den Köpfen auf den Tisch gelehnt da saßen und ihn aus leeren Augenhöhlen anstarrten. Das heisst, die Augen wären leer gewesen, wenn nicht - wie aus jeder anderen Öffnung des Körpers auch - fette, schleimige Maden aus ihnen kriechen würden. Die Haut der Toten verschob sich und dehnte sich von innen heraus, so dass man erahnen konnte, wieviele der ekelhaften Insekten in den Körpern stecken mussten. Das Fleisch der Leichen war grünlich angelaufen und hatte angefangen sich von den Knochen zu schälen. Er spürte wie ihm die Galle die Kehle hinaufstieg und er hechtete aus dem Haus, um sich von seiner letzten Mahlzeit verabschieden zu können, ohne in Gegenwart dieser Schreckensgestalten zu sein. Kurz darauf fuhr er den Feldwaibel an: "Du elender Narr, schaff die Männer hier weg, wir haben es ganz offensichtlich mit einer gefährlichen Krankheit zu tun, wer weiss wieviele der Soldaten sich schon angesteckt haben!" Trotz der eindeutigen Wut in der Stimme seines Befehlshabers, blieb der Mann ruhig und schüttelte nur traurig den Kopf: "Nein Herr, das ist ganz sicher keine Krankheit..." Paul Steinfried sah ihn mit deutlicher Verwunderung im Gesicht an. "Keine Krankheit bringt alle Bewohner eines Dorfes gleichzeitig um..."

Abraxasas zog zornig weiter und der Sturm der ihn vor dem schmerzhaften Licht der Sonne bewahrte, zog mit ihm.
Jedes Dorf, durch das er auf seiner Suche nach Albrecht gezogen war, hatte er mit einem relativ simplen, aber effektiven Zauber vollkommen entvölkert. Um den jungen Mann selber machte er sich dabei keine Sorgen, denn die verborgenen Kräfte die tief in ihm schlummerten, würden ihn problemlos vor einem derartig schwachen Zauber schützen. Es war immer wieder erstaunlich was für eine Wirkung der Spruch auf gewöhnliche Menschen hatte, wenn man bedachte wie simpel er konstruiert war. Er ließ lediglich Insekteneier in jedem Organ wachsen, welche dann mit der Zeit schlüpften und das Opfer von innen heraus auffraßen. Der Zorn, in den Albrechts Flucht Abraxasas versetzt hatte, ließ keine Gnade und kein Mitleid mehr zu, dass er davor noch bessesen haben mochte. Das Mitleid, dass schon so manche Greueltat verhindert hatte, wie zum Beispiel damals in Klein-Mühlhausen...

Agnoth zeigte es nicht, aber er hatte entsetzliche Angst um die einzige Freundin, die er je bessesen hatte. Es war die kleine Puppe Maria, die er vor drei Jahren von dem netten Unkenherz geschenkt bekommen hatte. Die anderen Jugendlichen in seinem Alter hatten sie ihm entrissen und warfen sie nun immer wieder zwischen sich hin und her. Sie machten sich über ihn lustig, weil er anders war als sie und sie traten ihn mit Füßen und schlugen ihm ins Gesicht. Er hatte große Schmerzen, doch er verzog keine Mine und ließ es über sich ergehen. Entsetzt sah er mit an, wie sie Maria an Kopf und Beinen packten und in zwei Hälften rissen. Ein unglaublicher, seelischer Schmerz durchzuckte ihn und er keuchte auf. Die Jugendlichen - verwundert über diese Reaktion des Verrückten - warfen die Puppe achtlos in den Dreck und wandten sich ihm zu. Sie grinsten ihn böse an. "Kommt, wir machen dasselbe mit ihm!", hörte er einen von ihnen sagen und anschließend zustimmendes Gelächter. Flehend sah er zu den zwei Wachposten an der Straßenecke, doch die beiden rührten sich genauso wenig wie der Rest der Menschen, die sich grade in der Nähe befanden. Sie sahen einfach nicht hin und gingen weiter, als würde nichts geschehen. Agnoth wurde an den Füßen gepackt und ein weiterer Junge wollte ihn grade unter den Achseln greifen, als eine gepanzerte Faust ihm ins Gesicht schlug. Der Jugendliche taumelte getroffen zurück und umklammerte jammernd seine blutende Nase. Mit grimmigem Gesichtsausdruck trat Edrich Unkenherz zwischen Agnoth und die Bande - er blickte sie strafend an und brüllte: "Was denkt ihr Idioten euch eigentlich? Wie fändet ihr es, wenn eine Gruppe Soldaten einen von euch rücksichtslos zusammenschlagen würde?" "Aber...", wollte einer der Jungen aufbegehren, doch Unkenherz schnitt ihm das Wort ab: "Kein aber! Ich denke ich werde der Wachmannschaft von Morgen mitteilen, dass ihr eine ordentliche Abbreibung gewünscht habt!" Die Jugendlichen blickten betroffen auf den Boden, bis einer von ihnen"Dreckiger Verrücktenfreund!", schrie und dem Hauptmann vor die Füße spuckte. Ehe er noch selbstgefällig grinsen konnte, weil er Lacher von seinen Freunden erntete, lag er schon mit schmerzendem Rücken im Staub und sah den gewaltigen Umriss von Unkenherz über sich. Schnell rappelte er sich hoch und suchte zusammen mit seinen Freunden das Weite, wilde Flüche gegen den Wachthauptmann ausstoßend. Noch eine Weile sah dieser der Bande nach und schüttelte seufzend den Kopf, ehe er sich zu Agnoth umdrehte und ihm die Hand hin hielt, um ihm hochzuhelfen...
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Dieses Erlebnis aus seiner Zeit als lebendes Wesen, hatte sich in Abraxasas Gedächtnis eingebrannt und auch an dem Tag, an dem der kleine Menschenjunge sich schützend auf seine Mutter geworfen hatte, war sie klar und deutlich da gewesen. Das Menschenkind hatte ihn an den mutigen Unkenherz, der durch ihn gestorben war erinnert. Er hatte denselben Mut und dieselbe Aufrichtigkeit in dem Kleinen gesehen und er wollte seinen Fehler kein zweites Mal begehen. So kam es, dass der kleine Mensch das Dorf vor der endgültigen Zerstörung gerettet hatte - zumindest bis die Orks eingefallen waren. Sein Zorn war ein wenig verraucht und so ritt er schweigend zum nächsten Ort und hoffte, dass seine Suche dort endlich Früchte tragen würde.

Schneider erreichte Haselbrühl am hellen Tage und so musste er, in schwere Tücher geschlungen durch die Gassen gehen, um nicht der Sonne ausgesetzt zu sein, denn selbst jetzt noch, unter so vielen Lagen Stoff konnte er sie spüren, wie sie mit vielen kleinen Nadeln in seine elfenbeinerne Haut biss. Er sah sich kurz um und versuchte sich einen Eindruck von dem kleinen, sauberen Städtchen zu machen. Da er herausfinden wollte, wo sich die Orkhorde von Grorr'bak grade befand, beschloss er das Gasthaus aufzusuchen und sich dort unauffällig umzuhören. Er erntete verwunderte Blicke, während er sich durch die Straßen bewegte und war erleichtert, als er in die dunkle, fensterlose Gaststube trat, die nur durch ein paar Kerzen beleuchtet wurde. Er ließ die schweren Gewänder von seinen Schultern gleiten und setzte sich an die Theke - um nicht noch mehr Aufsehen zu erregen bestellte er ein Bier und warf dem Wirt eine kleine silberne Münze zu. Dieser fing sie geschickt auf, verstaute sie in seiner Schürze und füllte einen großen Krug, aus einem riesigen Fass ab. Er knallte Schneider den Krug auf den Tisch und in seinem wettergegerbten Gesicht zeigte sich ein gutmütiges Lächeln. "Hier Fremder, du musst großen Durst haben, so wie du schwitzt!", sagte er und Schneider dankte kurz. Natürlich war ihm heiss, es war als würde er auf einem dieser feuerspeienden Berge Lustrias sitzen, aber der Wirt konnte natürlich nicht wissen, warum. "Es ist ein Wunder, dass du nicht stinkst wie ein Ork mein Freund.", fuhr er Wort und grinste weiterhin sein breites Grinsen. Schneider gab sich Mühe das Lächeln zu erwidern, aber er fühlte sich überhaupt nicht gut - trotzdem musste er bei Tag weitersuchen, etwas herauszufinden, denn nach Sonnenuntergang war das Wirtshaus bestimmt mit Soldaten überfüllt, die nur über ihre Weiber redeten. "Ist dir nicht gut? Du bist so blass.", bemerkte der Gastwirt, doch Schneider schüttelte nur kurz den Kopf: "Nein danke, mir geht es gut." Der Wirt zuckte die Achseln und verschwand, um Krüge zu polieren. Um die Illusion aufrecht zu erhalten, nippte der junge Vampir einmal kurz an dem Bier. Hatte ihm dieses Getränk früher noch so sehr gemundet, nun schmeckte es ihm überhaupt nicht mehr: Mit vor Ekel verzerrtem Gesicht nahm er sich zusammen und zwang den Alkohol seine Kehle hinunter. Angewidert schob er den Becher unauffällig ein Stück von sich weg, um ja nicht noch einmal in diese Versuchung zu geraten und gab sich Mühe den Gesprächen der anderen Gäste zu lauschen. Es fiel ihm erstaunlich leicht, denn sein Fluch hatte ihm übernatürliche Sinne verliehen. Eine Weile hörte er dem Tratsch und den Gerüchten zu, die hier die Runde machten, doch schon noch kurzer Zeit zeigte sich, dass er hier wohl wenig Erfolg haben würde. Er zog sich wieder die dicken Gewänder an, spürte noch kurz die fragenden Blicke auf sich und wollte sich grade zum Gehen wenden, als er die Kellnerin entdeckte. Seine Augen weiteten sich und er hätte beinahe seinen Schemel umgestoßen, als er ein paar Schritte weiter von ihr weg stolperte. Isabella! Sie lebte noch! Sein Herz machte einen freudigen Satz und wäre ihm beinahe aus dem Munde gehüpft. Überglücklich wollte er sie ansprechen, als ein Mann in das Gasthaus eintrat und Schneider die Augen zusammenkniff, damit das schmerzliche Sonnenlicht, dass den Raum kurz durchflutete nicht in ihnen brannte. Als er sie wieder öffnete, sah er, wie der Mann, der die Stube eben betreten hatte, seine Geliebte auf den Mund küsste. Sein Glückgefühl schlug von einer Sekunde zur anderen in Entsetzen um. Zornig ging er unauffällig um das Paar herum: er wollte wissen, wie der Verführer aussah, damit er später in der Nacht mit ihm abrechnen konnte. Schockiert über das was er dachte, stieß er unvorsichtiger Weise an einen Tisch und warf die Krüge die darauf standen um - laut scheppernd zersprangen sie auf dem Boden. Alle Gäste in dem Wirtshaus drehten sich zu ihm um - so auch Isabella und... und Albrecht?! Das konnte nicht sein! Sie konnten ihn nicht erkennen, denn durch die schweren Tücher über seinem Kopf lag sein Gesicht vollkommen im Schatten. Hastig entschuldigte sich Schneider, stellte den Tisch wieder auf, warf den Leuten die dort gesessen hatten ein paar Münzen zu und verließ schon beinahe panisch das Gasthaus. Isabella und Albrecht? Warum lebte Albrecht überhaupt noch? Er wollte einfach nur noch weg! Er platzte hinaus in das helle Tageslicht, lief noch ein paar Schritte - stolperte und die Tücher rutschten von seinen Schultern. Isabella und Albrecht... Die Sonne schien heiss auf ihn herab und er spürte wie seine Haut begann Blasen zu werfen und zu schwelen anfing - ein unmenschliches Heulen ausstoßend sprang er mit ein paar großen Sätzen in den Schatten eines nahen Hauses und verschwand in den umliegenden Gassen. Die verwunderten Dorfbewohner blickten ihm hinterher, ehe sie die Achseln zuckten und sich wieder ihren Beschäftigungen widmeten.

Die Gäste des Wirtshauses waren Schneider ins Freie gefolgt und hatten das Spektakel verfolgt. Nun aber gingen sie gelangweilt wieder zurück in die rauchige Stube, um sich wieder ihren Speisen und Getränken anzunehmen. Auch Isabella wollte grade wieder hinein gehen, als sie etwas Goldenes in der Sonne glitzern sah. Sie lief zu der Stelle, bückte sich und hob es auf. Es war ein herzförmiges Medallion, dass an einer Kette befestigt war. Erstaunt drehte sie es und wog es prüfend in ihren Händen. Doch bemerkte sie den Schließmechanismus an der Seite nicht und steckte es in ihren Ausschnitt ehe sie wieder hineinging um die Gäste zu bewirten...