Uiuiui, noch ein neuer Leser, hallihallo!
Hier ist wohl der Wohlstand ausgebrochen? Nein, ich freue mich natürlich über jeden, der hier etwas schreibt - also erstmal herzlich willkommen und ich hoffe du bleibst noch ein bisschen am Ball, auch wenn ich es manchmal nicht schaffe ;-)
Anbei folgt jetzt erst einmal ein kurze, nicht ganz ernst gemeintes Intermezzo, das zwar nichts zur eigentlichen Handlung beiträgt, aber vielleicht trotzdem die eine oder andere kleine Freude bereitet! Also dann - viel Spaß! Und keine Angst, mit der eigentlichen Geschichte geht es auch bald weiter!
Intermezzo
Das kalte Feuer erfüllte den Raum mit einer unwirklichen Schwärze, leckte in stummen Lohen nach dem steinernen Holz und zuckte in einem geisterhaften Schattenspiel über die Wände. Unzählige, winzige Beine, die hektisch und unermüdlich über die alten, verkohlten Dielen strichen vereinten ihre lautlosen Klänge zu dem tosenden Rauschen eines wütenden Ozeans und verschlossen seine Ohren für den Rest dieser abgeschiedenen, kleinen Welt. Käfer, Maden, Schrecken und Spinnen. Abertausende. Sie bedeckten Wände und Boden wie schwere, pulsierende Teppiche, wichen während eines Lidschlags und wurden schließlich neu geboren. Alles in Sekunden. Dichte Weben und Netze hingen in den Nischen unter dem Dach, erstreckten sich über die ganze Decke, wurden gewoben, nur um augenblicklich wieder zu Staub zu zerfallen. Alles war hier anders. Weil er es so wollte. Es war das Zeichen der Schuld, die er trug, die ihn begleiten würde, über alle Zeitalter hinweg, bis auch der letzte Käfer zertreten war. Eine grauenhafte Bürde, die er sich selbst aufgeladen hatte. Verdammt und eingesperrt in diesen ewigen, unverwüstlichen Kerker weil weder Licht noch Dunkel es mehr wagten seine Seele zu beanspruchen. Weggeschlossen, für alle Zeit. Verhasst. Verbannt. Es war sein Schicksal. Und er hatte es sich selbst zu zu schreiben. In maßloser Bosheit hatte er Grenzen überschritten, die nicht überschritten hätten werden dürfen. Kurz flogen seine Gedanken fort zu dem geheimen Turm der Schatten, verborgen irgendwo hinter Altdorfs Mauern.
Er rülpste laut und herzhaft und kratzte sich ausgelassen an seinem fransigen, halb zerfallenen Bart. Versehentlich zerquetschte er dabei ein paar übermütige Maden, die sich gerade durch seine Unterlippe hinaus in die Freiheit gekämpft hatten. Leicht genervt zerrieb er die schmierigen Überreste zwischen seinen spindeldürren Knochenfingern und seufzte gelangweilt. Ein müder Blick seiner milchigen, leeren Augen sagte ihm, dass sein „Neu Altdorfer Export Light“ gleich alle wäre und auf den UWE, den „Unten wird’s eklig“ hatte er wirklich keine Lust mehr. Bei der Marke war das wirklich kein Vergnügen. Die Live-Übertragung von dem Spiel konnte ihn heute auch nicht wirklich fesseln. Unmotiviert und lustlos huschten die gepanzerten Spieler über die grün flimmernde Mattscheibe, waren offenbar nur halbherzig bei der Sache. Kein Toter bislang, nur ein paar Schrammen und ein abgetrennter Arm. Bloodbowl war auch schon längst nicht mehr das, was es mal gewesen war. Der Schiedsrichter pfiff zur Halbzeit, gerade als einer von Grommz Grunzern einen der wieselflinken Elfenspieler am Hals erwischt hatte. Anstatt sein blutiges Werk zu vollenden, ließ der Ork den Elfen lieber fallen und lief mit ein paar seiner Teamkollegen zum Schiri, um ihn anzupöbeln und ihm Haue anzudrohen. Enttäuscht heulte Archbalduin auf. Hatte der Idiot denn keine Augen im Kopf?!
„Das kann doch wohl nicht wahr sein! So ein Unfug!“
So schnell war die Chance auf ein kleines bisschen Spannung verflogen. Er hatte keine Lust sich anzusehen, wie die Grünhäute den Unparteiischen aufmischten und erhob sich kopfschüttelnd, um sich ein neues Bier zu holen. Es war Halbzeit. Auch für ihn.
Seit nun mehr tausend Jahren war seine Seele in diesem elenden Verlies gefangen und vermutlich würde er für tausend weitere Jahre hier festsitzen, ehe er seine körperliche Gestalt wiedererlangt hatte. Schwarze Magie hatte seinen Preis. Und dieser Preis war meistens Zeit. Er drückte gähnend den Rücken durch und hörte, wie die einzelnen Wirbel ihre gewohnte, brüchige Melodie knackten. Tot zu sein war alles andere als leicht. Jeder Tag, jede Minute, jede Stunde lief hier gleich ab. Die Käfer und Spinnen, das schwarze Feuer, die Frau... Jeden Tag sah er das sengende Fleisch Auroras, hörte ihre stummen Schreie, wie damals, als er sie in dem brennenden Haus zurückgelassen hatte. Wie lange war das her? Ein und ein halbes Jahrtausend? Nein, länger! Doch noch immer verfolgte sie ihn! Er hätte gerne für etwas Abwechslung gesorgt, doch er konnte dieses eine Bild nicht aus dem Gefängnis verbannen. Es kehrte immer zurück. Jeden Tag war sie an den Pfahl gekettet, wand sich in Qualen und verbrannte im Laufe der Stunden zu Asche, schrie ihm ihr vorwurfsvolles Klagen ins Hirn. Und das schlimmste war, dass sie ein Fan des SC Bloodbowl Altdorf war. Einfach jeder stand auf die, mit ihrem rot-weiß-blauen Logo, dass war schon schrecklich klischeehaft. Genervt seufzte er, öffnete die Tür zum Kühlschrank und ein blaues, ätherisches Licht warf einen kalten Schein auf seine eingefallenen Züge. Unglaublich, dass man für so etwas früher Magie benötigt hatte. Die lange Zeit des Wartens hatte ihm früher oder später etwas Linderung der Langeweile verschafft. Mit den Jahren schritt die Technik voran und so hatte er nach nur ein paar Jahrhunderten eine Badewanne mit fließendem, heißen Wasser, elektrisches Licht, einen Herd, der mit Strom betrieben wurde, einen Kühlschrank und einen Fernseher. Flat TV. Das war das neueste vom Neuen. Der letzte Schrei. Ärgerlich bloß, dass er hier kein digitales Fernsehen rein bekam, das schmälerte seine Freude über die Errungenschaften der Technik ein wenig. Magie half hier nicht. Technik war dagegen resistent. Überhaupt - er fühlte sich überholt.
Anfangs hatte er sich nicht im Mindesten für den technischen Fortschritt interessiert, hatte sich lieber an den Schicksalen der alten Welt amüsiert, irgendwann aber feststellen müssen, dass die Handlung schmieriger und vorhersehbarer war als jede Soap, die in der Glotze lief. Früher oder später rückten ein paar Chaosbarbaren aus der Wüste aus und wurden von den Imperialen wieder vertrieben, dann brach ein Waaagh! aus dem Weltrandgebirge hervor, natürlich ungemein größer noch, als der vorige, wütete eine Zeit lang durch die Lande der Menschen und wurde dann geschlagen. Dann kamen ein paar verrückte Vampire, dann ein paar böse Elfen, dann wieder das Chaos und und und... Erst mit Äxten und Schwertern und mittlerweile mit Granaten und Maschinengewehren. Vieles hatte sich verändert. Und nicht alle Völker der alten Welt hatten dieser Veränderung stand halten können. Mit Hilfe ihrer überlegenen Technologie hatte sich das Imperium auf der Karte ausgebreitet wie ein schwelender Brandfleck. Zu erst waren die Bretonen gefallen, dann Estalia und Tilea und schließlich hatte man Athel Loren mit Napalm abgefackelt und so das Volk der Waldelfen und die Waldgeister auf ewig ausgelöscht. Archbalduin wusste nicht, was er von all' dem halten sollte. War es gut? War es schlecht? Vielleicht einfach der natürliche Lauf der Dinge? Nichts währte auf ewig, das war klar, nicht einmal er, aber zu sehen wie einfach die Völker den Imperialen erlegen waren, hatte ihn mit Angst und Sorge erfüllt. Er hätte diesen Schrecken verbreiten sollen, nicht einfach gewöhnliche Menschen. Aber vielleicht war die Zeit seinesgleichen einfach vorbei. Mächtigste Zauberer waren gegen die gepanzerten Ungeheuer des Imperiums aufgeschmissen gewesen wie hilflose Kinder. Eine Maschine hatte keine Seele. Und so konnten viele machtvolle Sprüche gar nicht erst ihre volle Wirkung entfalten, prallten an dem dicken Stahl ab, wie kraftlos geworfene Steine.
Wenn die Zeit ihn eines gelehrt hatte, dass es wohl keine Götter außer Sigmar geben mochte, so leicht fiel den Imperialen alles in den Schoß. Oder die anderen Götter hatten ihre Gläubigen verstoßen. Was kümmerte es ihn überhaupt?
Seufzend nahm sich der Nekromant ein neues Bier aus dem Kühlschrank und schloss die Tür wieder. Gemächlich kehrte er zu seinem bequemen Sessel zurück, ließ sich hineinfallen und starrte monoton auf die flimmernde Kiste vor ihm. Werbung. Noch mehr Werbung. Uninteressant, zu tiefst langweilig, aber dennoch zwang sie seinen Blick in sich hinein. Starren. Einfach nur starren.
Beiläufig öffnete er das Bier mit einem Feuerzeug und nahm einen tiefen Schluck. Es war ihm bestimmt gewesen Könige zu stürzen und nun war die einzige Krone, die er jemanden vom Kopf riss der Kronkorken auf seiner Pulle. Mit einem lauten Gähnen stellte er die Flasche auf dem flachen Tisch ab, zog ihn ein Stück näher ran und fingerte eine Tüte mit kleinen grünen Knollen aus seiner zerfetzten Robe. Mit spitzen Fingern rollte er sich eine große Tüte, zündete sie mit dem Feuerzeug an und nahm einen tiefen Zug, sog ihn gierig in seine Lungen. Grünlicher Dampf stieg aus seinem verfallenden Brustkorb hervor und hüllte ihn in eine betäubende Wolke. Ein breites Grinsen zierte seinen zahnlosen Mund und es war ihm, als würde der Sessel ihn verschlucken, so tief ließ er sich in die Polster sinken. Früher hätte er nicht zu Rauschmitteln gegriffen. Aber dieses hier, das schien eher ein Anti-Rauschmittel zu sein. Langweilige Werbung ließ sich so deutlich leichter ertragen. Während der Fernseher unermüdlich das Waschmittel „Der weiße Riese“ mit einem großen Sigmar als Logofigur darauf anpries, als wäre es der Gott selbst, rauchte er den Rest seiner Tüte auf und zappte anschließend noch ein bisschen durch die Programme, bis er dann zur zweiten Halbzeit des Spiels zurück schaltete. Die Elfen hatten Anstoß. Der Schiri, der, wie Archbalduin auffiel, nicht mehr derselbe wie aus der ersten Halbzeit war, pfiff an und die Spitzohren erzielten den ersten Punkt so schnell, dass die Orks kaum Zeit hatten auch nur einen halben Spielzug vorzubereiten. Während die Elfen noch jubelten, begannen die Grünhäute sich gegenseitig die Schuld zu zuschieben, grunzten sich wütend an und gingen schließlich grölend aufeinander los, ließen wie wild die Fäuste fliegen! Schwarzes Blut spritzte, Knochen brachen und das Publikum flippte regelrecht aus. Erst stachelten sie die Prügelei nur an, dann taten sie es ihnen gleich und fingen an sich gegenseitig zu verkloppen. Hilflos versuchte der neue Schiedsrichter einzuschreiten und wurde im wahrsten Sinne des Wortes zwischen den Fronten aufgerieben. In einem blutigen Regen verteilte er sich über das Spielfeld. Die Spitzohren beobachteten das Schauspiel missmutig und zogen sich letztendlich vorsichtshalber in ihre Umkleide zurück. Archbalduin musste grinsen. Orks. Viele Dinge hatten sich in der Alten Welt geändert, andere würden es scheinbar niemals tun. Nach dem er sich noch eine Weile die Live-Übertragung der Schlägerei angesehen hatte, schaltete er den Fernseher zufrieden ab. Er war doch noch auf seine Kosten gekommen. Fein. Gähnend sah er auf die Uhr: Viertel nach Zehn, Zeit etwas anderes zu tun. Er nahm noch einen Schluck Bier und kramte dann sein Handy aus den Falten seines Umhangs. Es faszinierte ihn immer wieder was das kleine Teile vermochte. Früher wäre ihm so etwas unvorstellbar gewesen. Unbeholfen klickte er sich durch das Menü und startete das Spiel. Dieser Zeitvertreib war etwas ganz besonderes. Vor tausend Jahren war es ihm schwer vorgekommen uralte Folianten zu studieren, den Wälzern die Geheimnisse der schwarzen Magie zu entreißen, aber im Vergleich zu dem hier kam es ihm mittlerweile wie ein Kinderspiel vor. Das hier, das war eine richtige Herausforderung!
Snake 3D.
Sein bislang bester Punktestand lag bei Siebenmillardenneunhundertdreiundachtzigmillionenvierhundvierundneunzigtausendundsiebenhundertacht Punkten. Er hatte bloß sieben kurze Jahre gebraucht, um diesen phänomenalen Rekord zu erzielen und das legendäre Spiel selbst hatte lediglich sechsundsiebzig Stunden am Stück gedauert! Und es ging noch besser! Es ging immer noch besser.
Mit einem Piepsen ging das Spiel los und seine Schlange machte sich auf den Weg, um die ersten Elfen zu verschlingen und immer, immer länger zu werden. Ein dunkles, böses Grinsen zierte Archbalduins Mund! Er würde sie alle vernichten! Wer brauchte schon reale Schicksale, wenn er mit denen in einem Handy spielen konnte?!
Die nächsten tausend Jahre konnten kommen!