Ich habs mir gestern angesehen und bin da extrem zwiegespalten:
Rein optisch und filmerisch erkennt man keinen qualitativen Unterschied zu absoluten Top-Produktionen aus Hollywood wie zB "1917" oder "Saving Private Ryan", das ist schon echt "großes Kino". Schauspieler auch alle gut, wenn auch teilweise so stark genuschelt wird, dass man da echt Schwierigkeiten hat. Durch den Einsatz des Tons und vieler Totalen fast "surreale" Eindrücke und einige optisch wirklich bombastische Szenen, dazu ein paar Längen zwischendurch.
Problematisch war dagegen die Umsetzung des Romans von Remarque: Dass man da bestimmte Zugeständnisse an die Umsetzung in einen Film machen muss, ist klar. Ob es da die zusätzliche Nebenhandlung mit den Friedensverhandlungen unbedingt gebraucht hätte, weiß ich nicht; ich kann verstehen, wenn man da vom Drehbuch/der Handlung her nicht zweieinhalb Stunden lang ununterbrochen lang den Grabenkrieg filmen kann.
Was mich am Ende wirklich, wirklich enttäuscht hat, war eine so drastische Umschreibung und unnötige Dramatisierung der Handlung, dass ich die letzten 10 Minuten tatsächlich geskipt habe: Im Roman stirbt "der Held" einen belanglosen Tod im Oktober 1918. Im Film verlegt man den Tod allen Ernstes auf den Tag NACH dem Waffenstillstand am 11. November 1918 und lässt dann noch einen frei erfundenen General Amok laufen und das ganze verbliebene Regiment zu einem sinnlosen Todeskampf antreten, in welchem dann erst der Protagonist fällt.
W T F! Sowas ist dann keine Änderung/Interpretation eines literarischen Ausgangsstoffes mehr, wie sie hier ja auch zu "Ringe der Macht" kritisiert wurde. Das ist dann leider eine drastische Umschreibung der (Welt-)Kriegsgeschichte, die an "Inglourious Basterds" erinnert, ohne jedoch das Groteske dieses Films zu besitzen.
Remarque wollte die Sinnlosigkeit des Krieges gerade dadurch darstellen, dass der Tod von Paul bedeutungslos ist neben dem von tausenden anderen und eben "Nichts Neues". Im diesem Film stirbt er aber bei einer vogelwilden Geschichtsklitterung NACH dem Ende des 1. Weltkrieges.
Bei aller künstlerischer Freiheit läuft dieser dramaturgische Fehlgriff mE der eigentlichen Intention des Autors komplett entgegen, und anscheinend war das ursprüngliche Ende für die Regie nicht "fetzig" genug.🙄
Fazit:
-Ton/Schnitt/Ausstattung/Effekte/Kostüme/Kamera/Schauspieler: 9/10
-Handlung/Drehbuch bis ca. 15 Minuten vor Schluss: 7/10
-Handlung/Drehbuch die letzten 15 Minuten: s.o.! Wenn Quentin Tarantino kontrafaktische Filme dreht, ist das eine Sache. Wenn sich aber eine deutsche Produktuion an DEN deutschen Antikriegsroman ranwagt, dann erwarte ich da ein gewisses Maß an Respekt vor Autor und Werk bzw. eine ordentliche Begründung für eventuelle Abweichungen. Da das aber nicht erfolgt, kann ich persönlich nur sagen: AUTSCH!
Als optisch beeindruckender Film lohnt sich das Angucken auf jeden Fall, aber beim Ende muss jeder sehen, wie er das findet...