WTF?
Wie können zwei Menschen grundlegend das gleiche sehen und zwei komplett gegensätzliche Eindrücke haben.
Der Film ist IMO ziemlich toxisch mit einer furchtbaren "Moral" und einem absolut primitiven Weltbild (Männer sind Böse und nichts wert).
- Intro: ich mag den Nod vor Kubrick, aber die Message? Klassische Mutterrolle ist Böse und muss vernichtet werden? Echt jetzt?
- Wir haben Barbie-Welt in der die Barbies in einem paradiesischen Matriarchat leben und alle Entscheidungen treffen und überhaupt alle klug, selbstbestimmt und toll sind, während die Kens halt Menschen zweiter Klasse sind, die keinen eigenen Daseinszweck haben, außer ihre jeweilige Barbie anzusimpen (sprich: parasoziale Beziehungen zu führen die emotional nicht erwidert werden, über Sexualität reden wir gar nicht, gibt es nicht), die sie wie Dreck behandeln. Was aber nichts macht, weil die Kens eh alle dumm sind und es nicht besser verdienen.
Zugegeben, ganz witzig als Setzung für diese "Barbiewelt", und sicher auch am 'Setting' dran, aber damit war vollkommen klar auf was es hinausläuft.
- Aus einem ziemlich inkonsistenten Grund (wenn es Barbies wirklich so ergeht wie ihrem Puppen-Gegenstück in der echten Welt, sähe es in der Barbiewelt aus wie ne Mischung aus Verdun, World war Z und Kill Bill- zeig mir mal eine Barbie die die Kinderzeit ohne den Verlust von mindestens einer Gliedmaße zu überleben
😀 ) muss die Helden-Barbie in die echte Welt und Ken kommt halt mit, weil Anhängsel und sie es netterweise erlaubt. Auch wenn ich mich frage ob tatsächlich erwartet wurde, dieser "Sasha" Sympathie entgegen zu bringen, ist das aber tatsächlich die Stelle wo
etwas Tiefe reinkommt in der Beziehung Sasha/Gloria und das übertragen von eigenen Identitätsproblemen auf die Puppe - allerdings nur die Mutter, nicht die wesentlich kaputtere Tochter, die wird irgendwie als normal dargestellt.
Meanwhile ist die Realität natürlich nicht die Realität, sondern wie durch die Konstruktion der Barbiewelt erwartbar, einfach nur das Gleiche mit anderen Vorzeichen. Passiert ja jeden Tag, das einer Frau auf den Arsch geklatscht wird. Am helllichten Tag. Auf offener Straße. Im Beisein ihres Freundes/Mannes. -_- Sorry hätte schon etwas nuancierter sein können, die echte Welt...
Barbie ist schockiert, Ken findet das Patriachat natürlich geil - weil ihm das erste mal in seinem Leben etwas Respekt entgegen gebracht wurde - weil ihn einer nach der Uhrzeit fragt.
Zurück in der Barbiewelt stiftet Ken die anderen Kens an und übernimmt das Kommando und errichtet das Patriarchat - btw. lustiges Frauenbild, dass die empowerten, selbstbewussten Barbies quasi innerhalb eines Tages zum unterwürfigen Heimchen am Herd mutieren, sobald die Kens nicht mehr selbst die dozilen Simps sind, sondern selber Charakter entwickeln. Wir lernen: Frauen können tatsächlich nur, wenn Männer es zulassen, ein nebeneinander ist nicht möglich. Die oder wir ^^
Weil die Kens aber halt doch alle grenzdebile Macker sind, können die trickreichen Frauen sie gegeneinander ausspielen und wieder die Macht übernehmen.
Nu könnte man zumindest hoffen, dass der Film ne versöhnliche Synthese anbietet, also z.B. das zumindest Barbies und Kens erkennen dass das miteinander der Geschlechter halt doch besser und entspannter ist als das Gegeneinander, wenn es die doofen Menschen schon nicht begreifen. Aber nö, Status Quo wird wiederhergestellt. OK, immerhin ist man sich einig die Kens und "ausgestoßenen Puppen" in Zukunft etwas netter zu behandeln. Aber "der Ken" muss noch mal bekräftigen das er ohne Barbie keine Identität hat und keinen Sinn im Dasein. Worauf Barbie ihm zumindest freundlich gestattet das er das entwickeln darf, während sie Mensch wird.
Der Abschlußgag mit dem Gynäkologen.. öhm ja...
Als böse Satire würde der Film vermutlich sogar funktionieren, das Problem ist: ich bin mir sehr sicher, die Macher meinen das verhältnismäßig ernst. Also natürlich nicht die überdrehte Barbiewelt, aber das mit den umgekehrten Vorzeichen was sie als "Realität" präsentieren. Und da frag ich mich dann schon was ich mitnehmen soll: das Patriachat ist an sich ne tolle Sache, nur sollte man die unterwürfigen Weibchen (und ganz wichtig: Minderheiten) halt nett behandeln? Weil das ist ja die Lösung für Barbieworld ...nope, glaube das wars nicht
😛
4/10. Paar gute Jokes hat es und die Machart der Welt, "lebendes Plastik" quasi, ist gut, auch die Hauptdarsteller sind gut drauf, grad Ryan Gosling zeigt eine großartige Selbstironie. Margot Robbie ist halt einfach Margot Robbie. Ich mein die Frau wird ein weiblicher Tommy Lee Jones: anderer Name, gleiche Rolle. Aber darin halt auch gut.
Aber der Rest....
Hammermäßig war allerdings die Werbekampage, das muss man zugeben. Ich mein, da hat alles nach leichter, leicht seichter Unterhaltung ausgesehen. Eben etwas das sich aus dem culture war raushält und halt rein über die Bekanntheit der Franchise punktet. Aber das da spielt in ner Liga mit She-Hulk was den giftigen new-wave-Feminismus angeht. So gesehen war ich überrascht. Aber nicht positiv.