In der Nähe eines Reichtors in Ghur, das einsam auf den Gipfel eines Berges steht, beginnt es. Das reich der Bestien, durchzogen von dem Wind der Magie. Dem Drang zu verschlingen folgend, ist die Welt durchgehend im Wandel. Wälder wachsen intensiv und verschlingend wo es nur geht. Selbst die Flüsse und Seen lenken ganz plötzlich um, überschwemmen und versuchen das Land wegzureißen. Ein Ort des Fressens und gefressen werden, wo der Starke Triumphiert. Von der kleinsten Pflanze bis zur größten Gottbestie, gibt es nur dieses eine Gesetz.
Ein normaler Tag. Es gab wohl nichts Schlimmeres. Vor ein paar Monden hatte es angefangen und es wurde immer schlimmer. Alles war gleich, alles verlief genauso wie es laufen sollte. Sie rannten durch die Wildnis, überfielen was ihnen unter die Hufe und Klauen kam, fraßen was sie fanden, quälten und verstümmelten diejenigen, die zu blöd oder zu langsam waren. Seit einiger Zeit tat die Kreatur, die nie einen Namen bekommen hatte, bei ihren ebenfalls Namenlosen Stammverwandten nicht mehr aktiv mit. Sie rannte mit, sie blökte, wenn die anderen blökten, doch das war es. Das Gemetzel, die Vergewaltigungen und das Brandschatzen, das alles sah sich dieses Namenlose Wesen aus der Ferne an.
War der Tod schlimmer? Diese Gedanken krochen wie Würmer durch den verkümmerten und hässlichen Schädel. Seit das Wesen denken konnte, wollte es immer Leben und selbst Leben nehmen. Es war einfach da und es hatte es auch nie hinterfragen müssen. Gerade hinterfragen war etwas das dem gesamten Sein der Kreatur widersprach! Es schlichen sich neue Dinge in es hinein und vergifteten den Verstand. Die auch dem Chaotischen Geist zu widersprechen schienen, den es sein Eigen nannte. Es war eine Bestie, die pure Schöpfung dieser Welt. Alles was es gab, verschmolz sich in diesen hässlichen Körper, somit war es auch das einzige wahre Kind dieser Welt. Alle anderen Kreaturen, all die Weichhäuter, waren nur Abschaum, die wahre Ordnung der Welt widersprachen, die eben allgegenwertiges Chaos war. Kein geordnetes Chaos, wie es diese verdrehten Geister mit ihren komischen Göttern beschworen. Richtiges Chaos, wo nur die Welt selbst mit all ihrem sein existierte.
Lange Zeit war dieses Bewusstsein für es Selbstverständlich gewesen. Es war ein Kind des Chaos, es musste Chaos herrschen, damit die wahre Ordnung existieren konnte. Somit war Leben um das Leben willen, auch immer der Antrieb gewesen. Zwar zerstörten sie genauso gerne und holten was nur ging. Doch nur wenn das Risiko nicht zu groß war. Schließlich würde kein Fuchs eines Ochsen anfallen.
In letzter Zeit war die Furcht vor dem Lebensende aber geringer geworden. Würde jemand im richtigen Moment Es drohen, den Schädel einzuschlagen, Es würde wohl einfach nur zusehen. Dem Namenlosen war es in dem Moment einfach gleich, ob Es noch weiter existieren würde. Das war das wohl schrecklichste. Es verstand sich selbst nicht mehr und wusste auch nicht, wenn es fragen sollte. Das es überhaupt dachte, jemanden fragen zu können, war purer Selbstmord. Kein verdrehter Tiermensch würde die Frage verstehen. Sie würden Es Töten, sobald sie dahinterkamen das der Gedanke nicht zu ihnen passte. Schon jetzt sahen sie ihn schräg an. Er fraß zwar mit und besorgte sich was Es brauchte. Doch Es stritt und zank nicht um die leckersten brocken, machte sich keinen Spaß daraus, seine Opfer zu quälen. Es betrank sich nicht mit dem scharfen Wasser, was sie immer wieder Plünderten.
Ein Teil von Es rief immer wieder, dass Es einfach mitmachen sollte. Um die Artgenossen zu täuschen. Das Verstand die Namenlose Kreatur auch, nur hatte sie einfach nicht die Kraft, das zu tun. Das eigene Leben war Es einfach nicht wert, länger so langweiliges zu tun. Dabei hatte es sogar versucht neue dinge zu finden und spannenderes zu tun. Nur gab es fast nichts. Der gesamte Alltag der Tiermenschen, der vom Überleben, dem Sieg des Stärkeren und vollkommener Brutalität gezeichnet war, war es einfach nicht mehr wert gelebt zu werden. Da war keinerlei Reiz.
Ein gewaltiges Brüllen ließ den Grübler aufwachen. Das Alpha der Herde starrte ihn an, blutunterlaufene Augen und eine Sichel in der Schulter. Das war etwas Neues. Scheinbar wehrten sich die Weichhäuter besser als gedacht. Normalerweise kümmerte sich keiner um ihn, Es jagte meistens denen nach die schnell abhauten. Da kam wenigstens sein Jagdtrieb etwas zum Vorschein. Der Grübler packte seine große Steinaxt, die eigentlich nur ein Eichenholz war in dessen oberes Drittel irgendwer mit viel Wucht einen schweren Stein hineingerammt hatte. Manchmal fragte es sich, ob seine Axt nicht mehr ein Hammer war. Wieder fragen die eigentlich nicht zu Es gehören sollten. Beim Aufstehen bemerkte der Grübler erst, dass sich ein Haufen von der Herde abgespalten hatte. Ungors größtenteils, vereinzelt der eine oder andere kleine Gor, die trotzdem ihre kleineren Verwandten um mindestens einen Kopf überragten. Scheinbar hatten sie sich ein Beispiel genommen und jagten lieber denen nach, die entkamen. Gemütlicher, sicherer und nützlich für die Herde. Das Alpha schien nichts davon zu halten. Gemeinsam mit dem Grübler peitschte das riesige Ungetüm sie auf die kleine Siedlung zu.
Es sah wirklich nicht gut aus. Einen Haufen Toter Gors, das Zischen von den gemeinen Pfeilschleudern und das hohe kreischen und brüllen der Weichhäuter. Zwar hatten sie wohl die meisten Häuser schon eingerannt, aber in ein paar verschanzten sich noch Überlebende und das sehr erfolgreich.
Ein guter Überfall durfte höchstens eine Handvoll Toter haben. Kleine Herden waren schwache Herden. Deswegen tat das Alpha auch alles, um die Herde immer größer zu machen. Zwar lag im einzelnen Tiermensch kein Wert, doch die Masse machte es aus. Der heutige Überfall würde, selbst wenn sie es schafften alle zu töten, tödlich ausfallen. So viele tote Gors warfen die Rang Verhältnisse um. Die Herde würde sich neu ordnen müssen, Schädel gegeneinander rammen. Die größeren Ungors würden versuchen, sich nach vorne zu drängen. Mit genug Futter wurden auch aus diesen Kreaturen akzeptablere Tiermenschen. Bis wieder jeder wusste, wo er stand, würde wohl mit dem heutigen Tag, die Hälfte der Herde Tod sein. Das machte den Alpha Wütend. Kleine Herden überfielen keine Siedlungen und Dörfer, kleine Herden fraßen das Vieh, wenn keiner hinsah und fraßen Insekten, Baumrinden und alles was es zu finden gab.
Der Grübler trabte los, Seine Ziegenfüße ließen ihn einige Schritt weit springen. Es holte tief Luft und brüllte. Einfach um es spannender zu machen, rannte es mit voller Wucht gegen eine verschlossene Tür. Aus zwei kleinen Fenstern, wo vermutlich nicht einmal sein Kopf hineingepasst hätte, schossen gemeine hölzerne Bolzen hinaus. Es war zu schnell, als das die Schützen ihn rechtzeitig bemerken konnte. Mit der linken Seite rammte es gegen das beschlagene Holz. Es knirschte merklich, der Aufprall presste die Luft aus den Lungen. Dann brach das Scharnier und der Grübler schoss durch ein beengtes Zimmer voller Holz. Die Weichhäuter brüllten entsetzt und von irgendwoher kam ein ganz hohes, Wellenartiges Jaulen.