Freiherr zu Copy und Paste¹

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@Nx2:
Ich denke was BloodKnight meint ist der Teil mit den neuen Erkenntnissen?! Allerdings steht das heute sogar oft schon (irsinnigerweise) in den Anforderungen für Bachelorarbeiten ...
Na und? Ich betreibe in meiner Bachelorarbeit forschung an einem Thema, an dem so wohl noch nicht gearbeitet wurde. Will dabei nicht verschweigen, dass das ganze im Endeffekt nur ein Teil der Datensammlung von meinem Betreuer ist, aber es ist neu. Abhängig vom Fach ist das also selbst in der Bachelorarbeit möglich.

Zu Guttenberg:
Warum sollten bei einem Politiker andere Maßstäbe angelegt werden, als bei einem anderen Akademiker?
Okay, peinlich für die Universität, die da allem Anschein nach, evtl. bewusst, bei der Nachprüfung geschlampt hat. Spaßig an der Sache ist, dass ein ohnehin populärer Politiker, der mit seinem Doktortittel seine Karriere allem Anschein nach fördern wollte, sich damit scheinbar sein eigenes Grab gegraben hat.
 
Gerde bei uns in der Zeitung gelesen das sich 2 Ghostwriter vor Gericht stritten wer sich als Marktführer bezeichnen dürfe. Das Gericht entschied: Niemand. Denn wer schon verbotene Dienstleistungen anbietet darf nicht mit Marktführerschaft werben.
Ach ja einer wollte für ne Doktorarbeit - nur für "Übungszwecke- 10.00€ bis 20.000€.

Hier zum Nachlesen beim Tagespiegel.
 
Zuletzt bearbeitet:
Am Besten sind doch sowieso die Seiten 37 und 357. Zweimal den gleichen Quelltext zu benutzen (ohne ihn zu kennzeichnen), hätte ich Gutti nicht zugetraut, langsam find selbst ich ein Ghostwriting von Seiten irgendwelcher Hilfskräfte gar nicht mal mehr so abwegig.

Gutti mach schnell! Gibs zu! Sonst glaubt dir außerhalb der Christlich-Schizophrenen-Union niemand mehr!
 
@Bloodknight:
Blackorc hat es ja einerseits schon (ordnungsgemäß 😉) zitiert, andererseits habe ich nicht umsonst ein "de facto" vor die Ausführung platziert; dass eine Dissertation mehr sein sollte als ein Lackmustest für unfallfreie Zitation und Anwendung wissenschaftlicher Standards, ist selbstverständlich, aber realiter entstehen Jahr für Jahr Unmengen an Dissertationen (natürlich auch Habilitationen) weltweit, die auch nicht mehr abwerfen als eine Komprehension von Theorienwerk.
Das sollte man auch nicht gleich ehrenrührig verstehen, eine gelehrte Zusammentragung wird zwar seltener in den Genieverdacht kommen, kann aber bisweilen auch von Nutzen sein (vielleicht wird ein eher unbekannter Denker/eine in Vergessenheit geratene Theorie wieder aktualisiert, die Arbeit glänzt durch eine vorbildliche Komprimierung, verknüpft auf sinnvolle Weise methodologische Verfahren...).

@Capt.Nuss:
Zumindest der Gysi war in den letzten Tagen sehr präsent, hat nicht nur ARD und ZDF seine Entrüstung kundgetan, sondern auch den weltberühmten "Lübecker Nachrichten". Er selbst promovierte übrigens 1976 mit einer Arbeit über den "sozialistischen Rechtsverwirklichungsprozess" - na, wenn das der ominöse "IM Notar" erfährt. 😀
Schröder und Westerwelle haben sich der SZ zufolge beim Verfassen ihrer Arbeiten auch keinen Zacken aus der Krone gebrochen: (Schröder; Westerwelle).
 
Wenn das stimmt mit den Freiherrn Copy +Paste,
wer weis wieviel andere das noch gemacht haben, ist bestimmt kein Einzelfall.

Die Lösung ist einfach: Doktortitel für alle^^.

Spielt doch eigentlich keine Rolle sind fast alle gleich
inkompetent, realitätsfern und karrrieregeil da oben und vielleicht wird aus Deutschland mit einen Schummler noch was *haha, schlecht wird es wohl kaum noch werden*.

PS:
Achja, wir werden alle untergehen..habe ich das in diesen Thread noch nicht erwähnt ?😉
Quelle: dieser Thread🙄
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich hab jetzt hier fast alles gelesen, gehe aber nicht auf Einzelnes ein, sonder schreibe einfach, wie ich das sehe. 🙂

Da sind meiner Meinung nach mehrere Punkte zu beachten:

1. Die Wissenschaft verliert
Mal davon abgesehen, dass es absolut peinlich ist, dass einer Uni und dem betreuenden Professor gar nicht aufgefallen ist, dass da was nicht stimmen könnte (so es denn zutrifft, dass dem so ist), finde ich aktuell den Umgang mit der Sache in einigen Punkten ausgesprochen entwürdigend für die Wissenschaft. Die Behauptung, eine Doktorarbeit sei ja eh nur eine Aneinanderreihung von Zitaten oder Vergleiche mit dem Abschreiben in der Grundschulzeit werden der wissenschaftlichen Arbeit (und hier trifft es mal wieder die Geisteswissenschaften... ein Schelm, wer Böses dabei denkt...), die bei einer solchen Arbeit betrieben wird (oder werden soll) einfach nicht gerecht. Ich empfinde das als eine Herabwertung der universitären Wissenschaft und der wissenschaftlichen Arbeit ansich, welche meiner Meinung nach in Deutschland schon seit Jahren zu beobachten ist.

2. Zurücktreten oder nicht?
Ein politisches Amt hat auch viel mit Vertrauen und Glaubwürdigkeit zu tun. Ich schätze die Arbeit des Freiherrn zu Guttenberg durchaus, aber wenn ein Mensch selbst hohe moralische Ansprüche an sein Amt und die anderen Mitglieder seiner Zunft stellt, dann muss er dann, wenn er an diesen Ansprüchen scheitert, auch entsprechende Konsequenzen folgen lassen. Ich möchte an dieser Stelle an den Rücktritt der Bischöfin Käßmann erinnern. Sie beging ebenfalls einen Fehler, der mit ihrem Amt nichts zu tun hatte, aber ihre Glaubwürdigkeit musste doch sehr leiden, weil sie vorher ebenfalls hohe moralische Ansprüche an sich und ihre Umwelt stellte.

3. Schmutzkampagne
Ich finde den Vorwurf, es handle sich hierbei um eine Kampagne gegen zu Guttenberg absolut unangemessen. Ich halte auch das Strafverfahren gegen Ministerpräsidenten Berlusconi für gerechtfertigt. Es ist die Aufgabe bestimmter Leute, solche Fälle zu verfolgen und dann sollen sie auch keinen Halt machen vor Politikern oder anderen Personen des öffentlichen Lebens. Natürlich ist das eine hochpeinliche Situation (vor allem, wenn die Vorwürfe berechtigt sind), aber wer den Verfolgern solcher Angelegenheiten Vorwürfe macht, übersieht meiner Meinung nach, worin die Ursache für die Verfolgung liegt. Verantwortlich für diese Situation ist doch der, der den Fehler begeht.
 
Gestern wurde in einem Fernsehbericht zu dem Thema eine kleine Umfrage auf der Straße gemacht, eine Frau sagte sinngemäß: "Ich kenne viele Leute mit Doktortitel und kaum einer hat nicht geschummelt." Das scheint meinem Eindruck nach durchaus die Mentatlität vieler Menschen zu sein. In unserer "Ellenbogengesellschaft" sieht jeder eben zu wie er am besten bei weg kommt, auch ohne auf moralische Grundsätze zu achten.

Einer aktuellem Emnidumfrage nach sollen angeblich 2/3 der Bürger hinter dem Freiherren stehen. Irgendwie kann ich mir das nicht so recht vorstellen. Zudem soll die Affäre ihn angeblich stählen und er würde am Ende gestärkt daraus hervor gehen, selbst wenn er den Doktortitel abgeben muss, na ja, wer es glaubt
 
(und hier trifft es mal wieder die Geisteswissenschaften... ein Schelm, wer Böses dabei denkt...)
Die Naturwissenschaften halten besser ebenfalls den Mund, die fälschen auch wie bescheuert. Wenn da bei Biologen die PCR nicht gut genug aussieht, wird da Photoshop angeschmissen. Kann eh keiner nachvollziehen, weil man das dann zB auf seine Zellen schieben kann, wenn es bei jemand anderem nicht funktioniert. Angeschmiert ist bloß derjenige, der seine Arbeit vernünftig macht. Tolle Standards.

dass einer Uni und dem betreuenden Professor gar nicht aufgefallen ist
Wer weiß, was da hinter den Kulissen läuft, vielleicht wollte die Uni einen neuen Brunnen...😉
 
Nunja, sooo einfach merken kann man es auch nicht, wenn man die Arbeit nicht wirklich gerade durch Google jagen will. Aber wenn wirklich so viele Pasagen unbelegt blieben, dann würde mich der Mangel an Fußnoten doch zumindest stutzig machen.

Die Naturwissenschaften halten besser ebenfalls den Mund, die fälschen auch wie bescheuert. Wenn da bei Biologen die PCR nicht gut genug aussieht, wird da Photoshop angeschmissen. Kann eh keiner nachvollziehen, weil man das dann zB auf seine Zellen schieben kann, wenn es bei jemand anderem nicht funktioniert. Angeschmiert ist bloß derjenige, der seine Arbeit vernünftig macht. Tolle Standards.

So meinte ich das gar nicht. Mich stört viel mehr, dass in meinen Augen wissenschaftliches Arbeiten immer weniger ernst genommen wird und die Geisteswissenschaften darunter noch am wenigsten. Liegt vor allem daran, dass die Universitäten sich selbst immer mehr ökonomischen Interessen unterwerfen. Und ich würde sogar soweit gehen, dass dort, wo wissenschaftliches Arbeiten durch wirtschaftliches Arbeiten ersetzt wird, bei Doktorarbeiten deutlich wahrscheinlicher betrogen wird. Denn da geht es dann ja nur noch um das Kosten-Nutzen-Verhältnis.
 
Ohne Gutenberg verteidigen zu wollen: es läuft aber auch einiges schief im Wissenschaftsbetrieb.
Teilweise ist es doch so, das die Menge der Fußnoten und die Reputation der zitierten Literatur mehr Einfluss auf die Noten haben als eigentliche inhaltliche Substanz.

In den NaWis liegt es ähnlich, da ist auch derjenige, der nicht türkt der Dumme. Bekommt man im Prinzip am Semester eins eingeimpft. Ich erinnere mich da an einen Grundkurs Chemie: wer "clever" war, hat die zu erwartenden Reaktionsergebnisse einfach berechnet und eingetragen (Plus Minus einer kleiner Differenz im tolerierbaren Fehlerbereich damit es nicht zu perfekt aussieht). Wer ehrlich war, und aufgrund der überlagerten Chemikalien große Abweichungen hatte und die tatsächlich gemessenen Ergebnisse eingetragen hat, durfte sich anschnauzen lassen ob er nicht sauber arbeiten könne und durfte den Versuch wiederholen...

Das entschuldigt "KTs" verhalten natürlich nicht, derartiger Betrug in der Diss ist schon dummdreist, insbesondere da wohl familiärer Status und Geldbeutel auch ne Rolle gespielt haben (sind wir ehrlich: das war nen Ghostwriter), aber man sollte deb Fall auch mal nutzen um über die akademische Praxis zu sprechen: überspitzt gesagt sind die Papierberge die man produzieren muss, und die im wesentlichen aus dem widergekauten Gedanken anderer bestehen, um überhaupt mal ernst genommen zu werden is schon absurd hoch.
Hängt natürlich auch stark vom Fach ab, aber grade bei den Historikern hab ich oft den Eindruck da wird Qualität prinzipiell mit Quantität gleichgesetzt.
 
Langsam wird´s wohl ein bißchen OT, aber zum Kernthema gibt´s wohl auch nicht mehr allzu viel zu sagen. ^_^

So meinte ich das gar nicht. Mich stört viel mehr, dass in meinen Augen wissenschaftliches Arbeiten immer weniger ernst genommen wird und die Geisteswissenschaften darunter noch am wenigsten. Liegt vor allem daran, dass die Universitäten sich selbst immer mehr ökonomischen Interessen unterwerfen. Und ich würde sogar soweit gehen, dass dort, wo wissenschaftliches Arbeiten durch wirtschaftliches Arbeiten ersetzt wird, bei Doktorarbeiten deutlich wahrscheinlicher betrogen wird. Denn da geht es dann ja nur noch um das Kosten-Nutzen-Verhältnis.

SdK hat ja schon ein bißchen was dazu geschrieben. Ich denke, vielfach liegt das Problem einfach darin, dass sich die etablierten Strukturen an den Hochschulen mittlerweile selbst ad absurdum führen. Hierbei meine ich nicht einmal unbedingt die tägliche Praxis in Labors oder Vorlesungen, sondern eben die Anforderungen und Arbeitsweise bei eben wissenschaftlichen Facharbeiten wie z.B. Diplom- und Doktorarbeiten.

Einen allzu großen Widerspruch zwischen "wirtschaftlich" und "wissenschaftlich" kann ich grundsätzlich erst einmal nicht erkennen. So ist es ja doch einfach vielerorts so, dass die Wirtschaft stark von der Wissenschaft profitiert und in den Unternehmen gerade die akribische = sorgfältige & geplante Vorgehensweise von Akademikern geschätzt wird.

Diese Praxis angewandter Forschung hat jedoch wenig bis gar nichts mit den Abschlussarbeiten die Studenten an Hochschulen anfertigen zu tun. Ich möchte es einmal in einem stark überspitzten Beispiel formulieren:

Die Erkenntnis, dass die Erde rund und keine Scheibe ist, hat die Menschheit letzten Endes wissenschaftlicher Arbeit zu verdanken. Schreibt man heute jedoch in einer wissenschaftlichen Abschlussarbeit "Die Erde ist rund" ohne eine brauchbare Quellenangabe, so ist dies eine unbelegte Behauptung, welche dem Studenten negativ ausgelegt wird.

Dieses Beispiel ist wie gesagt überspitz formuliert, aber es zeigt die Crux an wissenschaftlichen Texten, insbesondere denen theoretischer Natur. Da man durch das "formelle Regelwerk" mehr oder weniger dazu gezwungen wird, alle Aussagen mit Quellen und Definitionen zu belegen, nehmen eben diese einen sehr großen Raum in der Arbeit ein. Schreibt man also eine Arbeit über einen bestimmten Versuch oder eine empirische Untersuchung, so bestehen ca. 80% der Arbeit aus der Beschreibung des Versuchs-/Untersuchungsaufbaus sowie der Definition aller verwendeten Hilfsmittel, Formeln, Kennzahlen, Berechnungen etc.
Das eigentliche Ergebnis lässt sich dann auf wenigen Seiten abhandeln und steht auch bei der Benotung der Arbeit häufig gar nicht so sehr im Vordergrund.

Hier besteht natürlich eine enorme Diskrepanz zu den Anforderungen an einen Akademiker in der Praxis. Sagen wir einmal, ein Team aus Ingenieuren entwickelt den Entwurf für ein neues Fahrzeugchassis für BMW und präsentiert das vor dem Vorstand, dann interessiert der sich vermutlich recht herzlich wenig für die einzelnen Versuchsaufbauten, die auf den Weg bis zum fertigen Entwurf notwendig waren, sondern für die Ergebnisse. Der Vorstand will dann konkret wissen, inwiefern das neue Chassis besser ist als seine Vorgänger, wo die Optimierungen bei Luftwiderstand bzw. Spritverbrauch oder der Sicherheit des Fahrzeugs liegen etc.

Forschung sollte eben nicht rein um der Forschung willen betrieben werden, sondern auch Ergebnisse hervor bringen. Der Praktiker interessiert sich für genau diese, der Professor vielleicht eher für die Forschung an sich. Wenn man jedoch "schummeln" muss, um ein praxistaugliches Ergebnis hervor bringen zu müssen, dann läuft ja auch irgendwo in der Wissenschaft etwas schief.

Das war jetzt ein kleiner Exkurs und soll natürlich auf keinen Fall das Verhalten von zu Guttenberg entschuldigen, sondern dient eher einer Grundsatzdebatte über wissenschaftliches Arbeiten an sich. ^_^
 
@Blackorc:
Forschung sollte eben nicht rein um der Forschung willen betrieben werden, sondern auch Ergebnisse hervor bringen.
Bei Deinem konkreten Beispiel mit der Autoentwicklung kann ich Dir nur zustimmen, im kulturellen Bereich allerdings möchte ich da prononciert gegensprechen. Die Wendung "l'art pour l'art" kommt schon nicht von ungefähr und hat ihre volle Berechtigung. Um sich zu bilden, braucht es nun einmal Muße. Wir eignen uns nicht nur das absolut notwendige Wissen an (jedenfalls die meisten von uns), sondern beschäftigen uns auch mit allerlei Themen, die keinerlei Praxisrelevanz haben; ob das nun eine vertiefte Kenntnis der Habsburgergenealogie ist, eine ausgewiesene Expertise für den fauvistischen Stil in der Kunst oder ein großes Detailwissen der Solmisation: es wird, wenn es nicht gerade Studienfach ist, keinen großen Anwendungsraum finden, bereichert das Individuum aber gleichwohl.
Damit nun solche Sachbücher entstehen können, die sich mit derartigen Topoi beschäftigen, haben die Götter den entsprechenden Schweiß gesetzt, es muss darin geforscht werden. Und das halte ich auch für sehr unterstützenswert, so sehr Nabelschau es mitunter auch sein mag, so wenig ich manchem speziellen Sachgebiet abgewinnen kann (Gender"forschung" z.B.): Bildung, und sei sie noch so selbstbezogen oder "nutzlos", muss ihre Voraussetzungen finden können und auch subventioniert werden, wenngleich wir volkswirtschaftlich mehr von intelligente(re)m Autodesign haben. Eine freie Gesellschaft wie die unsere braucht dringend auch "nutzloses" Wissen, um den Blick aus der Sakkade des Trivialen heraus in die weiten Felder der Reflexion zu fokussieren und um kritische Geister heranzuziehen. Bildung ist nicht alles, aber ohne die durch Bildung vermittelte kritische Grundhaltung ist alles nichts (welch eine schöne Wende zum eigentlichen Thema: es handelt sich um ein abgewandeltes Zitat von Schopenhauer, alle Urheberrechte hält dieser). 😉
 
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Teilweise ist es doch so, das die Menge der Fußnoten und die Reputation der zitierten Literatur mehr Einfluss auf die Noten haben als eigentliche inhaltliche Substanz.
Was ja im Prinzip nichts Schlechtes ist! Ich selber veröffentliche auch wenn möglich in peer-reviewten Zeitschriften und erkundige mich, wer der Peer ist oder sein kann. Dann bin ich mir sicher, dass mir mein Schrieb kräftig um die Ohren gehauen wird, ich dann entsprechend nacharbeiten muss und dann aber das Paper stimmt! Und je höher der "akademische Schwanzpapierfaktor", desto besser muss wohl das Produkt auch sein, was dann zitiert wird (gelesen sollte man es aber schon mal haben...).
Hängt natürlich auch stark vom Fach ab, aber grade bei den Historikern hab ich oft den Eindruck da wird Qualität prinzipiell mit Quantität gleichgesetzt.
Das stimmt. Während häufig bei Medizinern oder anderen "Handwerkern" die Diss eher knapp ausfällt und häufig "nebenbei" an klinischen Versuchen gemacht wird, ist bei den eh "dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehenden Geisteswissenschaftlern" nicht nur das Unvermögen sich kurz auszudrücken abgängig, sondern auch der Gedanke im Kopf, dass man sich neben dem inhalt auch über die Menge gegen die Konkurrenz durchsetzen muss - hier gibt es eben keine Versuche, die man fälschen kann...
Das glaube ich fast nicht. Wer 20K Euros für ne Arbeit nimmt, wird wohl dafür sorgen, dass er nicht auffällt...
Wer 20.000 vom Disskandidaten nimmt, gibt für 40.000 auch den Namen an die BILD weiter.😉
Und ich würde sogar soweit gehen, dass dort, wo wissenschaftliches Arbeiten durch wirtschaftliches Arbeiten ersetzt wird, bei Doktorarbeiten deutlich wahrscheinlicher betrogen wird. Denn da geht es dann ja nur noch um das Kosten-Nutzen-Verhältnis.
Das sehe ich evtl. nur in den BEreichen, wo es direkt in gewinnbringende Berufe geht. Im geisteswissenschaftlichen/naturwissenschaftlichen Sektor bringt eine Promotion oft weniger ein (wenn man mal nen Job hat) als im BWL oder Ingenieursbereich.
Die Erkenntnis, dass die Erde rund und keine Scheibe ist, hat die Menschheit letzten Endes wissenschaftlicher Arbeit zu verdanken. Schreibt man heute jedoch in einer wissenschaftlichen Abschlussarbeit "Die Erde ist rund" ohne eine brauchbare Quellenangabe, so ist dies eine unbelegte Behauptung, welche dem Studenten negativ ausgelegt wird.
Oh ja...<_<
Da man durch das "formelle Regelwerk" mehr oder weniger dazu gezwungen wird, alle Aussagen mit Quellen und Definitionen zu belegen, nehmen eben diese einen sehr großen Raum in der Arbeit ein. Schreibt man also eine Arbeit über einen bestimmten Versuch oder eine empirische Untersuchung, so bestehen ca. 80% der Arbeit aus der Beschreibung des Versuchs-/Untersuchungsaufbaus sowie der Definition aller verwendeten Hilfsmittel, Formeln, Kennzahlen, Berechnungen etc.
Das eigentliche Ergebnis lässt sich dann auf wenigen Seiten abhandeln und steht auch bei der Benotung der Arbeit häufig gar nicht so sehr im Vordergrund.
Deshalb sind Referenzen ja so wichtig. Wenn irgendeiner schon mal den Versuch gemacht hat, schreibe ich einfach:
(Müllermeier 2003): M. Müllermeier, Über die Krassheiten der Welt.... Blamagazin 34 (2003) 230-245.
ohne den ganzen Saft wiederholen zu müssen. Wen es wirklich interessiert, guckt da eben mal nach oder glaubt mir einfach.
Die Ergebnisse meiner letzten 2 Jahre sind in 10 Minuten präsentiert - jedoch muss ich nun noch meinen geisteswissenschaftlichen Erguss von 20.000 Worten auf 5000 runterholzen, damit jemand den für ein bestimmtes Journal akzeptiert....😱<_<. Den langen Text spare ich mir dann für ein Buch auf.