Nächster Fluffhappen, diesmal was ganz besonderes. War im Nachhinein betrachtet schon viel zu lange auf meiner Liste gewesen. Aber besser spät als nie.
😉
Kurzreview:
Titel: Hyperion
Autor: Dan Simmons
Format: Audiobook
Sprecher: Marc Vietor, Allyson Johnson, Kevin Pariseau, Jay Snyder und Victor Bevine
Eine abgelegene Welt mit dem Namen Hyperion wird zum Mittelpunkt der Galaxie als dort ein großer Krieg auszubrechen droht. Auf der Welt selber gibt es dazu noch die Geheimnisse rund um die Time Tombs und das dort lauernde, mysteriöse Wesen, genannt Shrike, welches seine Opfer grausig tötet und aufspießt. Eine kleine Gruppe von Pilgern ist dabei auf dem Weg nach Hyperion, auf einer Art religiöser Reise, jeder mit seiner ganz eigenen Geschichte.
Was für ein Werk. Ich möchte gleich einmal vorwegnehmen, meiner Meinung nach auf Augenhöhe mit solchen Meisterwerken wie Dune. Allumfassende Konzepte werden aufgegriffen und über die Geschichten der einzelnen, sehr unterschiedlichen Pilger weiter vertieft. Auf der einen Seite mit einer Galaxie weiten Spannweite, dabei aber auf der anderen Seite ebenso persönlich, wie menschlich nahbar.
Themen wie künstliche Intelligenz, die Weiterentwicklung des Menschen, Religion, Eingriffe in Ökosysteme, Weltpolitik, usw… Durch den immer sehr betroffenen Blickwinkel des jeweiligen Reisenden bekommt jedes dieser Themen eine emotionale Tragweite, wodurch der Leser bzw. Zuhörer einen geradezu intimen Zugang zu der sich sukzessive entfaltenden Geschichte bekommt.
Die Welt bzw. Galaxie als Unterbau, wie diese aufgebaut ist und funktioniert mit z.B. Fatlines oder Treeships wird einem wie selbstverständlich im Vorbeigehen beigebracht. Ganz ohne ausgewalzte Erklärorgien, sondern stattdessen so dass es Sinn ergibt im Rahmen der jeweiligen Erzählung. Der Stoff kommt dabei bisweilen sehr erwachsen daher, mit unverblümter, wie gnadenloser Gewalt und so sinnlich, wie ausschweifenden Sexszenen. Dadurch wirkt alles dann nur noch realistischer.
Die wirklich sehr unterschiedlichen Charaktere auf dieser Reise sind jeder für sich eine kleine Sensation, zusammen ein geradezu episches Kammerspiel mit mehrdimensionalen Ebenen in quasi alle Richtungen. Emotional kompromittiert, rational analysierend, leidenschaftlich, traurig. Die volle Brandbreite wird einem dargeboten, aber das nie klischeehaft, um billige Effekte haschend, nein, hier tatsächlich stets harmonisch eingebunden in ein größeres Ganzes, welches man den Weg über immer erahnen, aber nie ganz greifen kann. Wie der unheimliche Schrecken des unbarmherzigen Shrikes, welcher immer irgendwie da ist, ein unwohliges Gefühl in der Magengrube. Jeder Schatten an der Wand kann es sein.
So wie die so tragischen, wie ambivalenten Charaktere während der Reise mehr über die Galaxie an sich, die anderen, wie auch über sich selbst lernen, so lernen auch wir. Und dass gar nicht so sehr über das große Ganze, sondern stattdessen vielmehr über uns selber.
Meisterwerk, ohne Wenn und Aber. Und das aus dem Jahr 1989, wo solche Themen wie z.B. künstliche Intelligenz noch ganz wenig greifbar gewesen sein dürften.
10/10 Punkte
P.S. Noch einige Worte zu der Qualität des Hörbuchs. Grandios. Durch die vielen unterschiedlichen Sprecher bekommen männliche wie weibliche Charaktere nochmal einen ganz besonderen Touch. Man hat bisweilen schon fast das Gefühl einem Hörspiel von der Qualität zu lauschen. Erstklassige Produktionsqualität. Ergo meine Empfehlung, greift ohne jede Bedenken zum englischen Audiobook. Sonst entgeht einem echt was.