40k Stargazer (Abgeschlossen 17.04.2015)

Salve!

Lach, ja - irgendwie hat es sich ergeben. Ich habe das Ding letzte Nacht in gut 7 Stunden geschrieben. Irgendwie überkam es mich. Mal gucken, ob das diese Nacht auch noch gut läuft.

Freut mich, dass es dir gefällt. Ja - ich muss echt zugeben - ich musste mich in Ekko erst wieder hineindenken ;-D So viel Blödsinn hab ich schon lange keinen Charakter mehr machen lassen. Außerdem sind mir einige Blödsinnigkeiten in der Wortwahl aufgefallen, die ich noch ausmerzen muss :-D Seufz

Danke für das Review^^
 
Jo, vielen Dank - für beide Comments ;_D

Ja, über die Sache mit Prish und Price denke ich auch nach - aber ich muss ganz ehrlich gestehen .... Bei Price denk ich immer an dieses Boxenluder, von dem ich nu überhaupt nicht viel halte ;-D Von daher - ich werde den Namen in Background behalten aber den Captain weiter Prish nennen, wohl.

Zu den bei ff.de angesprochenen Schmunzlern: Ja, wie ich schon bei Nakago schrieb ... ich musste mich erstmal wieder in Ekko reindenken ^^ Aber jetzt läufts. Das nächste Kapitel scheint sich auch fast von selbst zu schreiben.

Liebe Grüße

und

Alles Vale

SMN
 
Und schon kommt das nächste Kapitel! Irgendwie war es ein totaler Selbstgänger! Ich danke Nakago für seine Inspiration bei der Erstellung des Gebets von Ayle. Ich wünsche viel Spaß beim Lesen.


20

»Maryans Plan war bereits so perfekt ausgearbeitet, dass wir ihn nur ein paar geringfügige Anpassungen vornehmen mussten«, merkte Major Carrick an, als sie eine halb eingegrabene Chimäre passierten.
Ekko neben ihm brummte lediglich ein undeutliches »Hm« und musterte das Fahrzeug im Vorrübergehen näher.
Der Schützenpanzer war an einer Kreuzung im äußeren Ring der Stadt eingegraben worden, wofür das Munitorium tatsächlich erst einmal die Straße hatte aufsprengen müssen. Der ausgeräumte Schutt schirmte den Körper des Fahrzeugs gegen Frontalbeschuss ab, sodass nur der Geschützturm aus der ordnungsgemäß aufgeschichteten Deckung herausragte.
Dergleichen war an multiplen Orten überall in den verschiedenen Ringen der Stadt geschehen, sodass jetzt fast die Hälfte der dem Regiment zur Verfügung stehenden Schützenpanzer in der Stadt, den Parks und Gärten eingegraben waren.
Zusammen mit den im Rahmen von Maryans ursprünglichem Plan errichteten Schützengräben, Fallen und Sperren machte die Stadt nun mehr als zuvor den Eindruck einer Festungsmakropole, deren einzige Ziel es war, den Gegner anzulocken und zu zermürben, dass ihn die imperialen Streitkräfte attackieren und zermalmen konnten.
Noch aber war es nicht soweit. Und das Einzige, was derzeit zermalmt wurde, waren die Nerven der Soldaten, die in einer nicht enden wollenden Schleife aus Arbeit und Kampfvorbereitungen auf einen Feind warteten, der einfach nicht zu kommen schien.
Zwar waren während der letzten vier Tage immer wieder heftige, aber kurze Blitzgewitter am Horizont aufgeflackert, hatte die Luft in Vibrationen versetzt und den Männer kalte Schauer über den Rücken gejagt. Doch diese Erscheinungen waren weit weg und stets recht kurz gewesen. Nichts, das Ekko und seinen Leuten Aufschluss über ihre Situation gegeben hätte.
Vor etwa einer Stunde jedoch hatten die auf dem Dach der Kathedrale stationierten Wachposten Sichtkontakt mit sich schnell nähernden Objekten gemeldet. Vielleicht bedeutete das das Ende der Ungewissheit.
Ekko und Carrick befanden sich auf dem Weg an die Außenmauer der Makrokathedrale, um dort mit dem Offizier der Frontwache, Captain Blake, zusammenzutreffen. Blakes Männer hatten sich rund um das Haupttor der Außenmauer platziert, um den Feind sowohl in der Tiefe, als auch in der Höhe bekämpfen zu können. Vor dem Haupttor breitete sich ein weites Feld aus Schützenlöchern und Verteidigungsstellungen aus, damit einsickernde und ausbrechende imperiale Einheiten soweit möglich gedeckt werden konnten. Wenigstens die Hoffnung auf Überlebende bestand noch.
Die beiden Offiziere ließen die Chimäre hinter sich, passierten mehrere Sperrriegel aus improvisierten Panzersperren und Stacheldraht und erreichten nach einem Fußmarsch von gut zehn Minuten die Außenmauer.
Imperiale Soldaten passierten sie im Laufschritt und das tiefe Brummen von Lastkraftfahrzeugen versetzte die von Anspannung erfüllte Luft in Schwingungen.
»Ich will die beiden Bolter auf der Mauer haben, rechts und links des Eingangs«, rief Blake gerade einem Sergeant zu, der zwei Waffenteams in Position befahl.
Der Mann salutierte knapp, wandte sich an seine Männer und wehte die Soldaten in den Eingang, der von Menschen einige Meter rechts des Tores in die Mauer geschnitten worden war.
Blake nickte und wandte sich ab. Er wollte gerade einen weiteren Befehl erteilen, als er Ekko und Carrick entdeckte. Schnell trat er an die beiden Ranghöheren heran und salutierte knapp. »Sirs!«
Dann wies er hinter sich, wo die Soldaten gerade in den Aufgang verschwunden waren. »Das sind meine letzten beiden Waffenteams. Ich hab da mal zwei Trupps von gehabt«, brummte er missmutig.
Carrick verengte erbost die Augen zu Schlitzen. »Ich denke nicht, dass das der richtige Ort ist …«
»Sagen Sie es bloß nicht, Carrick«, unterbrach Ekko seufzend. »Es geht uns allen so.«
Damit war das Thema erledigt. Zeit, um sich dem Nächsten zuzuwenden.
»Zur Lage«, befahl der Major, noch immer höchst wütend über die offene Kritik des rangniederen Offiziers.
Blake nickte. »Wenn Sie mir bitte folgen möchten?« Er führte die beiden in Richtung des gewaltigen, schmiedeeisernen Tores.
Hinter ihnen rasselten Chimären heran, im Bedarfsfall Waffenphalangen zur Unterstützung in den bevorstehenden Kämpfen. Die leblose Erde zitterte unter dem Mahlen ihrer Ketten.
Ekko konnte sich noch gut daran erinnern, wie er mit den Panzern durch die schmiedeeisernen Tore der Außenmauer ins Innere dieses gewaltigen Baus gerollt war.
Nun stand er wieder hier, aber um die Makrokathedrale zu verlassen. Er seufzte leise und warf einen Blick auf die mächtigen Torflügel, zwischen denen sie hindurchmarschierten.
Die Gewaltigkeit der schmiedeeisernen Flügel war tief beeindruckend und Ekko straffte unwillkürlich seine Uniform. Ob seine Liebe an solch einem Ort gelebt und gekämpft hatte? Ähnlich wie die Furie Leitis Sile?
Eigentlich, kam es ihm in den Sinn, hatte er seine Frau trotz ihrer Liebe und ihrer gemeinsamen Zeit nie wirklich kennengelernt. Sie war für ihn stets ein fremdes Wesen, ein Übermensch, gewesen. Ein Schutzengel des göttlichen Imperators, der ihn zur Seite nahm und durch das Leid seines Lebens begleitete, bis …
Er schloss die Augen und presste die Lider fest aufeinander.
Bis sie schließlich gegangen war und nie zurückkam.
Der zarte Hauch einer frischen Brise umwehte ihn. Schleichendes Gift, das durch seinen Geist rann. »Colonel?«
Er fuhr herum. Leitis Sile und die sie begleitenden Space Marines des Trupps Numitor standen ihm gegenüber.
Zu seiner Überraschung befanden sie sich bereits außerhalb der schützenden Mauern der Makrokathedrale. Wie waren sie dorthin gelangt?
Sile bedachte ihn mit einem aufmerksamen Blick, der ihn bannte und zwang, sie gegen seinen Willen näher zu betrachten.
Die Sororita sah in der Servorüstung schrecklich schön aus. Die schwere Panzerung, die ihren Körper vor Schaden schützte, wirkte machtvoll und zugleich elegant, nicht so breit und ungelenk wie die Rüstungen der Space Marines.
Das blutgetränkte Waffenrock-Epitrachelion, das ihren Panzer zierte, und ihr blondes Haar wehten leicht in der zaghaften Brise, die bereits vor der Bedeutung der Himmelskathedrale zurückgewichen war und nun auch Prioris Leitis Sile tiefsten Respekt zollte.
Der Engel des Imperators ist zurück, flüsterte eine leise Stimme in Ekkos Kopf. Und sie wird alles vernichten, das sich ihr in den Weg stellt.
Der Basteter konnte nicht umhin, bei diesem Gedanken eine Gänsehaut zu empfinden.
Allerdings gab es eine Sache, die das Bild der imperialen Rächerin störte: dieses in ihren ehernen Armen fast lächerlich unbedeutend wirkende imperiale Lasergewehr, mit dem das Munitorium sie ausgestattet hatte.
Sile schien das ähnlich sehen – auf jeden Fall hielt sie die Waffe so – und eigentlich wartete Ekko nur auf den Moment, in dem sie das Gewehr in einem Wutausbruch übers Knie legte und in der Mitte durchbrach.
Andererseits – er konnte sich kaum vorstellen, dass es in ihrem disziplinierten Geist Platz für so etwas wie blinden Zorn gab.
Dafür wirkte zu kalt, zu unnahbar in ihrer beeindruckenden, roten Rüstung.
Der Colonel hielt einen Moment länger inne, ließ seinen Blick von der Schwester gleiten und musterte die fünf gewaltigen Space Marines, die direkt hinter der Adepta standen.
Die ehernen Hünen in ihren bunten Rüstungen ragten weit über die sie umgebenden imperialen Soldaten auf, wie schwer bewaffnete Golems, die mitten in der Bewegung erstarrt waren und nun das Tor zur Makrokathedrale versperrten.
»Was machen Sie denn hier?«, brummte Ekko missmutig in Richtung Sile. Die Sororita legte den Kopf schief und verzog die Mundwinkel zu einem wissenden Lächeln. »Colonel, wir tun das Gleiche wie Sie. Wir dienen dem göttlichen Imperator.«
Ekko musterte erst die Schwester, dann das Lasergewehr mit einem abschätzigen Blick. »Na ja«, brummte er missmutig. »Wenn Sie meinen.«
Sile hob die Augenbrauen, erwiderte aber nichts.
»Da kommen Sie!«
Blake und Carrick, die sich während Ekkos Abwesenheit in eine Diskussion über den Ernst ihrer Lage verstrickt hatten, sahen alarmiert auf.
Um sie herum ergriff angestrengte Ruhe das Wort. Im Zuge eines Augenblicks waren Sile und die Space Marines vergessen. Imperiale Soldaten und Offiziere griffen zu Feldstechern und Ferngläsern, suchten die Ebenen nach Zielen ab.
Ekko selbst schürzte die Lippen, trat an Carricks Seite und versuchte, in der leicht flackernden Luft etwas zu erkennen.
Da! Durch den unruhigen Dunst der Hitze tanzten Schatten auf sie zu.
Höhnisches Lachen brandete auf, sprang wie ein Lauffeuer durch die Schützenlöcher und zu den Mauern, auf denen vier Kompanien in Stellung gegangen waren.
Irgendeiner rief: »Seht Euch mal die Cadies an! Die sind nicht nur im Schießen gut, im Laufen sind sie sogar noch besser.«
Carrick warf einen ernsten Blick zu Ekko, doch der Colonel zuckte lediglich die Schultern. »Es sind ihre eigenen Leute, Carrick. Wenn sie das so sehen, dann will ich ihnen diese Meinung nicht verbieten – zudem … sie haben ja recht.«
Er lächelte entschuldigend und ließ sich von einem der Soldaten ein Fernglas geben.
Vier Panzer waren zu erkennen – Chimären – der Rümpfe schwere Kampfspuren aufwiesen. Ekko sah Soldaten, die panisch hinter den Fahrzeugen herrannten. Ein großer Teil von ihnen hatte Waffen und Ausrüstung weggeworfen. Er schätzte die Zahl auf vielleicht zwanzig.
Dann tauchte noch ein Lastkraftfahrzeug auf, kurz darauf ein zweites. Weitere Soldaten. Ein Aufklärungspanzer vom Typ Salamander. Und noch mehr Soldaten.
Offensichtlich hatten sich die Männer zu einer Kampfgemeinschaft zusammengeschlossen und den Weg soweit wie möglich gemeinsam zurückgelegt. Doch jetzt, das war ganz deutlich zu erkennen, zerbrach ihre Gemeinschaft, löste sich in Panik und heillose Flucht auf.
»Beim Barte des Propheten – die Laufen ja, als wenn das Chaos sie verfolgen würde«, murmelte Blake verwundert und besorgt zugleich.
»Es ist nicht der Erzfeind, der sie jagt«, grummelte der unheimliche Donner Sergeant Numitors unter dem schweren Helm seiner Gefechtsrüstung hervor. Ekko und Carrick wandten sich gleichermaßen um, tauschten kurze Blicke und verstanden, was der mächtige Space Marine ihnen sagen wollte.
»Neue Kontakte!«, knisterte es aus einem nahen Funkgerät.
Neue Kontakte. Ekko runzelte die Stirn, und ließ seinen Blick dann noch einmal zurück zu Sile und den Marines schweifen. Er konnte nicht sagen, weshalb er das tat, denn auch sie konnten ihm keine Antwort auf die Fragen geben, die ihn erfüllten.
Schlimmer noch. Dadurch, dass er der Sororita Auge in Auge gegenüberstand, sich dem eiskalten Feld ihrer Schönheit bewusst war und den Frost und die Strenge ihrer Ausstrahlung spürte, wurde er an die Schrecken der Vergangenheit erinnert. An die Erinnerungen, die in seinem Kopf aufbegehrten, seitdem er an diesem Ort war.
Für einen kurzen Moment schien es ihm, als würde er die Fassung verlieren, als wäre sie seine Liebe und die Blutfarbe ihrer Rüstung das Blut, das aus dem Riss in seinem Herzen troff.
Er spürte einen Stich in seinem Körper und das Verlangen, sie anzuschreien, sie zu schlagen – sie zu strafen für das, was sie ihm angetan hatte. Doch er konnte es nicht. Er liebte sie noch immer. Ayle …
»Sir, sehen Sie!«, rief Carrick aus.
Hinter den Fliehenden waren sehr viel kleinere Punkte aufgetaucht, die jedoch rasch größer wurden. Viel zu schnell größer.
Urplötzlich verstummten die Witze und das Lachen, wichen angestrengter Aufmerksamkeit.
Dutzende Feldstecher wurden nach oben genommen und richteten sich auf die unbekannten Objekte, die torkelnd hinter den um ihr Leben rennenden imperialen Soldaten her hetzten.
Killabots!
»Thronverdammt!«, brummte Ekko und setzte das Fernglas ab. »Wo kommen die denn her?«
Der Schock der Erkenntnis ergriff die Männer um ihn herum und ließ sie in betretenes Schweigen verfallen.
»Im Namen des ...«, flüsterte der Soldat, der in einem Schützenloch nahe von Ekko stand, bevor er den Colonel mit bedauerndem Blick ansah. »Sie werden es nicht schaffen, oder, Sir?«, wollte er wissen.
Der Basteter schüttelte bedauernd den Kopf. »Nein. Nicht, wenn wir sie im Stich lassen.«
»Was haben Sie vor, Sir?«, fragte Carrick alarmiert. Ideen von Colonel Ekko begannen meist mit »Wir können doch nicht«, »Wir werden sicherlich nicht« oder »Nicht, wenn wir …«.
Ekko ließ ein finsteres Lächeln über seine Lippen gleiten. »Das, was in richtig schlechten Propagandafilmen auf Pilgerschiffen gezeigt wird.«
In diesem Moment erwachten hinter ihnen die an der Mauer und auf den Gebäuden montierten Lautsprecher des Makropoleninformationsnetzes, inzwischen für die Zwecke der imperialen Armee requiriert, zu neuem Leben. »Alarm! Alles zu den Waffen!«, plärrte eine metallene Stimme drängend.
Um sie herum geriet die Umgebung in Bewegung. Sergeants riefen ihren Männern Befehle zu, Soldaten suchten Deckung in den Schützenlöchern oder hinter der Brustwehr der Außenmauer. Jenseits des Tores heulten Panzermotoren auf, bereit zum Entfesseln ihrer Kraft. Das charakteristische Stampfen imperialer Sentinel-Läufer näherte sich.
»Waffen fertiggeladen!«, schrie irgendjemand. Der Ruf echote vielfach wiederholt über die Ebene und die Mauer hinweg.
Klickend schlugen Magazine in Magazinhalterungen Das metallene Krachen von Spannschiebern und Repetierhebeln ertönte.
»Bleibt ruhig, Leute!«, bellte Blake, die Hände wie ein Trichter vor den Mund gelegt. »Erst auf Befehl schießen!«
»Sehen Sie?« Ekkos finsteres Lächeln verdüsterte sich, wurde zu einem boshaften Grinsen. »Wir werden unsere Leute da jetzt rausholen.«
»Colonel, Sie sind verrückt«, knirschte der Major, in dessen Kopf sich noch immer kein genaues Bild von Ekkos Plan aufzubauen schien. Aber das war nicht weiter schlimm. Wichtig war, dass der Colonel wusste, was er tat – oder zumindest hoffte, dass er es wusste.
Ekko lachte auf. »Vielen Dank, Carrick. Das bedeutet mir sehr viel.« Er wandte sich ab und marschierte schnellen Schrittes zu Blake. »Captain, Ihren Funker! Ich habe meinen gerade nicht in der Tasche.«
Der Captain nickte knapp, drehte sich um und pfiff laut. Ein breiter Soldat mit zerschlissenem Gesicht erhob sich aus einem der hinteren Schützenlöcher, rollte aus der Deckung und sprintete zu den beiden Offizieren.
»Rice, zur Verfügung Colonel Ekkos!«, wies der Captain den Mann kurz an.
Der Soldat nickte grimmig, dann adressierte er seinen Kommandeur direkt. »Sir, Funker Rice zu Ihrer Verfügung!«
»Ich brauche Ihr Sprachrohr. Verbinden Sie mich mit Stalker eins.«
»Ja, Sir!« Der Funker zog das Handgerät seines Tornisters aus der dafür vorgesehenen Halterung und stellte eine neue Frequenz ein, bevor er den Hörer an sein Ohr hob. »5121001 ruft Stalker eins! Stalker eins, hier 5121001 – hören Sie mich?!”
Die Schatten und Bewegungen näherten sich weiter an. Ekko hob das Fernglas erneut an die Augen und ließ seinen Blick über die Fahrzeuge und Männer schweifen, die ihnen entgegenliefen.
»Herr auf dem Thron«, murmelte er, als er die Verfolger einer genaueren Betrachtung unterzog. Neben den Killerbots, die den fliehenden Imperialen hinterhertorkelten, konnte er auch Pikk-Ups erkennen, die zwischen den seicht ansteigenden Dünen entlangrasten und dabei wild Staub aufwirbelten.
»Die Zeit rennt uns davon«, stellte der Basteter alarmiert fest. »Wie sieht es mit Stalker eins aus?«
»Verbindung steht«, meldete der Funker und reichte Ekko den Hörer.
Ekko nahm das Handgerät an. »Stalker eins, hier Azrael über Funker 5121001«, rief er den Kommandanten der Sentinels. »Hören Sie? Kommen.«
»Azrael, hier Stalker eins, kommen.« Maryans Stimme klang erstaunt, wenn nicht sogar überrascht. »Was gibt es, Colonel? Kommen.«
Ekko blickte zu der schrecklichen Hatz, die sich vor ihren Augen entwickelte und fragte seinen Geist ein letztes Mal, ob er wirklich das Richtige tat. Doch kaum hatte er einen Gedanken in diese Richtung verschwendet, griff die anmutige Stimme seiner gemordeten Liebe sein Gesicht und hielt es fest. Geliebter Mann,
deiner inneren Stärke kann niemand widerstehen.
Rette und beschütze jene, die dir vertrauen,
vor den grünen Klauen deiner Feinde.
Zeige deinen Männern die Straße des Sieges,
denn sie werden dir bis in den Tod folgen.

Sie strich durch sein dunkles Haar und küsste seine Stirn.
Bis in den Tod folgen. Entschlossen atmete er durch. »Maryan, ich habe einen neuen Auftrag für Sie. Kommen«
»Ein neuer Auftrag? Das klingt gut. Kommen.«
»Warten Sie erst mal ab und hören Sie mir zu. Die Orks sind da. Derzeit sind sie noch dabei, ein paar von Iglianus‘ Überlebenden abzuschlachten – aber danach werden die sicher hier herüberkommen. Das möchte ich gerne verhindern. Kommen«
»Klingt, als wenn Sie jemanden brauchen, der an den Feind rangeht«, sinnierte der Läuferpilot. »Kommen.«
»Ja. Aber machen Sie daraus keine Selbstmordaktion, Maryan! Kommen!« Ekko endete und wartete darauf, dass der Major etwas antwortete, doch das Funkgerät blieb stumm. Einige Sekunden lang wartete Ekko, dann rief er den Sentinel-Führer abermals. »Stalker eins, hier Azrael über Funker 5121001. Hören Sie mich noch? Kommen.«
»Äh«, erwiderte Maryan ertappt. »Natürlich, Sir«, beeilte er sich zu sagen, bevor er erklärend fort fuhr: »Ich musste nur gerade das Funkgerät anstarren. Ich konnte nicht glauben, dass das Ihr Ernst ist. Kommen.«
»Maryan«, sagte Ekko leise. Er flüsterte fast. »Es wird verdammt hart werden und ich kann nicht versprechen, dass Sie es überleben. Kommen.«
Das Funkgerät rauschte, als der Angesprochene auflachte. »Tod und Verderben, sagen Sie immer, Colonel. Also lasst sie ruhig kommen. Kommen.«
»Oh, Sie kommen auch«, informierte Ekko den Major. »Und das sehr zahlreich. Kommen.«
»Na, dann werden wir ja eine Menge zu tun haben.« Raues Lachen erklang, während im Hintergrund die Motoren der imperialen Läufer ansprangen. Ekko hörte leise Meldungen durch das Lausprechersystem von Maryans Sentinel knistern.
»Viel Glück«, wünschte der Colonel von ganzem Herzen. »Ende.«
»Sentinels voran – wir führen immer an!«, erhielt er zur Antwort. Einen kurzen Moment später heulten die Motoren der Läufer auf, dann setzten sie sich stampfend in Bewegung. Ekko verfolgte, wie sie durch das gewaltige Haupttor marschierten und dann Geschwindigkeit aufnahmen.
Aus den Schützenlöchern hob Jubelgeschrei an, als die Sentinels losstürmten und sich ihren Weg in Richtung der Flüchtenden bahnten.
Ekko fuhr herum und adressierte Carrick. »Sorgen Sie dafür, dass jeder Walküre-Sturmtransporter und jeder Chimäre-Schützenpanzer … oder nein: jeder Panzer oder Transporter, den wir auftreiben können, sofort hierher kommt!«, befahl Ekko.
Carrick nickte und wandte sich zum Gehen. »Auf Ihren Befehl, Colonel.«
»Tz«, machte Ekko, während er den Feldstecher wieder an die Augen hob. »Natürlich auf meinen Befehl. Auf wessen dachten Sie denn? Ligrevs?«

***

Die Sentinels sprinteten den Gegnern in enger Delta-Formation entgegen. Bald würde es zum ersten Kontakt zwischen ihnen und den Orks kommen.
Ekko beobachtete ihren Sturm für eine Weile, während hinter ihm neuer Lärm überhandnahm.
Ohrenbetäubendes Kettenrasseln prallte von den eisernen Torflügeln des Haupttores ab und sprang über die Soldaten hinweg in die Steppe, als hätte man es soeben aus einem Käfig befreit.
Eine Kolonne dröhnender Chimären ratterte durch den Haupteingang auf die leblosen Steppen von Agos Virgil hinaus
Die Fahrzeuge fuhren allesamt geschlossen, lediglich im vordersten Schützenpanzer stand ein imperialer Offizier hochaufgerichtet in der Kommandantenkuppel und sah auf die sich entwickelnde Schlacht.
Der Mann, dessen Rang Ekko auf Captain schätzte, trug eine ähnlich geartete Tarnjacke wie die Basteter, auch wenn sie eher für den Stadtkampf entwickelt worden zu sein schien. Ein langer Gefechtsschal bedeckte sein Gesicht zum Schutz vor dem nach wie vor präsenten Sand.
Und zusammen mit dem dicken Paar Kopfhörer, das auf seinen Ohren lag und die Feldmütze auf seinem Kopf bereits gedrückt hatte, erinnerte der Mann eher an einen Beduinen mit einem gelangweilten Miniaturkamel auf dem Kopf.
Ekko winkte dem Panzerkommandanten ankündigend, als die Kolonne die vorgeschobenen Sicherungsposten passierte.
Der Imperiale erkannte das Signal, wandte sich um und hob gegenüber den nachfolgenden Fahrzeugen die Hand, bevor er sie ausschweifend schwenkte. Gleichzeitig sprach er in das Kehlkopfmikrofon um seinen Hals.
Der Führungspanzer verschluckte sich, brüllte auf und rollte dann so langsam aus, dass er direkt neben Ekko und Carrick zum Halten kam.
»Colonel!«, schrie der Captain aus dem Turmluk der Chimäre zu Ekko hinunter. Anders hätte er sich mit ihm über den Lärm auch nicht verständigen können.
Kurzentschlossen sprang der Colonel auf die Trittleiter, mit der normalerweise die Besatzung und Mechaniker auf den Rumpf des Fahrzeugs gelangten. »Wie sieht es aus?«, brüllte er zurück.
»Wir haben vierundzwanzig Fahrzeuge der Gruppen Ceres und Sival bereit zum Fronteinsatz. Wie lauten Ihre Befehle, Sir?«
Ekko wandte sich um, wies auf die Staubwolke, die sich nun weit über die grausame Jagd erhob. Nur für den Fall, dass seine Worte schlecht zu verstehen waren, unterstützte er seine Ausführungen gestenreich. »Also – direkt an den Feind ran. Front bilden. Ich will nicht, dass irgendeines der Fahrzeuge unnötig exponiert wird. Zwar werden Ihnen die Sentinels Deckung geben, aber verlassen Sie sich bei der Masse der Gegner nicht darauf, dass das ein Kinderspiel für Sie ist.«
»Ich verstehe«, rief der Panzerkommandant über den Lärm der Motoren. »Weitere Befehle?«
»Rückmarsch wie folgt: Rückwärts aus der Formation, dann weit genug von den Gegnern weg, wenden und Gas geben. Sie werden eine ziemlich weite Strecke zu überwinden haben, bevor wir Sie hier in Empfang nehmen können.«
»Verstanden, Colonel.«
Ekko nickte, dann sprang er von der Trittleiter und trat vom Schützenpanzer zurück. »Viel Glück – Möge der Imperator Sie beschützen.« Er bekreuzigte sich mit den Aquila.
Der Captain salutierte seinem Kommandeur, presste das Kehlkopfmikrofon an seinen Hals und gab den Befehl zum Anfahren.
Ruckend setzte sich die Chimäre in Bewegung.
Panzermotoren dröhnten auf, dann schliffen schwere Gleisketten über ihre Führungs- und Triebräder. Die gesamte Schützenpanzerkolonne fuhr mit dröhnenden Triebwerken an.
Staub aufwirbelnden rasselten die Kampffahrzeuge an den Schützenlöchern vorbei, nahmen Fahrt auf und begannen dann, der imperialen Gefechtsdoktrin nach auszuschwärmen.
Mehr und mehr Chimären rollten an die Front. Bald war die Ebene vom Dröhnen ihrer Motoren, dem Rasseln ihrer Gleisketten und aufgewirbelten Staub erfüllt.
»Da rollt unsere Panzerunterstützung«, brummte Blake, das Fernglas vor den Augen, missmutig.
Carrick nickte grimmig. »Mal gucken, wie viele von ihnen zurückkommen.«
»Major!«, bemerkte Ekko überrascht und warf seinem Stellvertreter einen Seitenblick zu. »Habe ich da gerade so etwas wie Sarkasmus aus Ihrer Stimme gehört?«
Hinter ihnen erwachte das Funkgerät auf Rices Rücken zum Leben. »Stalker vier! Einkommend! Einkommend! Unter Beschuss!« Die Stimme klang ruhig und gefasst, als hätte der Sprecher gerade ein Getränk bestellt.
Maryan klang ebenso ruhig und gefasst, als er auf die Meldung reagierte. »Stalker eins an alle! Formation auflösen und angreifen!«
Die Stalker bestätigten.
Ekko nahm sein Fernglas an die Augen und versuchte, etwas durch den dichter werdenden Staub zu erkennen. Es war zwecklos. Dadurch, dass die Chimären direkt vor der Verteidigungslinie ausschwärmten, verhinderten die von ihren Ketten aufgewirbelten Dreckwolken eine direkte Sicht auf die ausbrechende Schlacht.
Einzig ferne Lichtblitze und über die Ebene gellende Schläge waren zu vernehmen, als die Sentinels den Kampf mit dem Gegner aufnahmen.
Nun traten seine Männer wieder an, gingen in die Schlacht und kämpften, um das Leben anderer zu retten.
Es fühlte sich fast wie Verrat an, dass er sie nun, da sie eigentlich in Sicherheit gewesen waren, wieder vorschickte.
Nachdem, was sie für ihn geleistet hatten und was sie danach erdulden mussten. Er wäre lieber gestorben, als ihnen …
Ekko brach ab und dachte nach. Hatte ihm seine Liebe das damit sagen wollen? War das der Grund für den Tagtraum gewesen? Wollte sie ihm eine Möglichkeit offenbaren, ihr ins Elysium des Gott-Imperators zu folgen?
Galardin Alberic Ekko sah auf, straffte seine Uniform und traf eine Entscheidung.
»Stopp!«, rief er und hielt den nächsten heranrollenden Panzer der Kolonne mit einem kurzen Wink an.
Das Fahrzeug kam abrupt zum Stehen. Noch während der Colonel schnellen Schrittes an die Seite der Chimäre trat und die Trittleiter auf dem gepanzerten Körper der imperialen Gefährts erklomm, öffnete sich die Luke der Kommandantenkuppel. Ein vernarbter Lieutenant erhob sich aus dem Turm und lehnte sich über den Rand des Sichtrings. »Was ist denn … Colonel?!«, rief er aus.
»Ich komme mit«, bestimmte Ekko. Ein rumpelnder Knall unterstrich seine Worte.
Dem Lieutenant fiel die Kinnlade herunter. Er war nicht der Einzige, dem es so erging.
Carrick, die Augen weit aufgerissen, sprang vor. »Aber, Colonel! Das können Sie nicht machen! Sie sind der Kommandierende Offizier!«
»Danke für diese Erkenntnis! Der Kommandierende ist dort, wo er seine Männer am besten führen kann! Sie sorgen dafür, dass hier keiner Mist baut!«, erwiderte Ekko eisigkalt, seinen Blick auf die mächtigen Staubwolken gerichtet, die sich nun in der Steppe auftürmten. »Ich hole meine Leute zurück!« Eine Reihe von Donnerschlägen ergoss sich über die Kathedrale.
»Colonel.« Es war Sile. Die Sororita hatte irgendwie ihren Weg an Carricks Seite gefunden. Aber im Gegensatz zu dem vermutlich bald in Cholerik ausbrechenden Major wirkte sie, als würde sie gleich einen tränenreichen Lobgesang auf den großen imperialen Helden anstimmen, der sich so todesmutig in die Schlacht stürzen wollte. »Sie sind ein großer Mann, Colonel Ekko.«
Der Basteter schnaubte und schüttelte den Kopf. »Kann ich nicht bestätigen. Einen Meter neunundsiebzig würde ich nicht als groß bezeichnen.« Er klopfte gegen die Panzerung. »Vorwärts, Marsch!«
»Panzer marsch!«, gab der Lieutenant weiter.
Die Chimäre brüllte auf, als ihr Fahrer die bändigenden Fesseln der Bremse von ihr nahm. Das befreite Fahrzeug machte einen Satz und preschte los, als würde es den Gegner allein zur Strecke bringen wollen.
Carrick, Blake und Leitis Sile blieben zurück.
»Ich fasse es nicht«, brummte der Captain halblaut zu seinem Vorgesetzten. »Was für ein irrer Selbstmörder!«
Die Sororita sah ihn an. Ihre stahlblauen Augen glitzerten gefährlich feucht. »Sagen Sie das nie wieder! Einen derart hingebungsvollen Kämpfer habe ich noch nie zuvor gesehen.«
»Herr auf dem Thron.« Carrick fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht. »Dann werde ich beten, dass seine Hingabe ihn nicht umbringt.«

***

Dann werde ich beten, dass seine Hingabe ihn nicht umbringt.
Leitis Sile sah auf. Die Worte des Majors hatten sarkastisch, beinahe verbittert geklungen, so als erwartete er genau dieses Ergebnis
Sile hatte Ekko und Carrick bereits einigermaßen gut kennengelernt. Carrick war ein vorbildlicher Soldat, ein Kämpfer für das Imperium mit der Ehre und Hingabe eines wahren Gläubigen.
Ekko hingegen … war anders. Sile erinnerte sich daran, wie sie Sergeant Numitor mit belegter Stimme gestanden hatte, Ekko für vom Imperator berührt zu halten.
War dies zuvor auch nur eine Vermutung gewesen, so wusste sie es nun ganz sicher.
Ekko musste vom Imperator berührt worden sein. Die Geschichten, die über ihn kursierten, diese Mischung aus Legende und Wahrheit, Tollkühnheit im Angesicht des Feindes und unglaublicher innerer Reinheit, konnte man sich nicht auf andere Weise erklären.
Sile atmete tief ein, um die in ihr aufwallenden Gefühle zu unterdrücken. Wie lange … wie lange war es her, dass sie diese Ekstase empfunden hatte? Dieses reinigende Feuer, das ihren Glauben in einen lodernden Sturm aus Hitze und Glut verwandelte und in dem alle Zweifel an die Wahrheit ihres Tuns in einem Augenblick verbrannten. Es war richtig.
Sie musste nur auf die steigende Säule aus Staub und Sand blicken, um zu erkennen, dass er das Zeichen war, nachdem sie solange gesucht hatte. Und nun, da das Zeichen des Imperators sie berührt hatte, würde sie es nicht einfach gehen und verschwinden lassen.
Es reichte nicht mehr, für das Wohl Colonel Ekkos nur zu beten. Sie mussten etwas tun! Sie musste etwas tun!
Eine Gruppe harter Schläge donnerte in die heiße Mittagsluft hinaus. Schweres Motorenröhren heulte auf und verlor sich zwischen dem Dröhnen der Panzerfahrzeuge.
»In Ordnung, Blake«, befahl Carrick energisch und wie den anderen Offizier mit deutendem Finger an, den Anweisungen Folge zu leisten. »Wie der Colonel gesagt hat. Machen Sie Ihre Männer bereit und erwarten sie einen schnellen und brutalen Angriff des Gegners.«
»Sir«, antwortete der Captain, machte kehrt und lief im Eiltempo zu seinen Soldaten.
Carrick wandte sich an Sile. »Sie, Schwester, gehen zurück in die Kathedrale. Nehmen Sie Ihre Marines mit. Wir brauchen Sie als Rückendeckung.«
»Rückendeckung?!« Empört blies Sile Luft aus. »Wie können Sie es wagen, eine Schwester des Adeptus Sororitas und Brüder des Adeptus Astartes zur Rückendeckung der Imperialen Armee befehlen zu wollen? Unsere Aufgabe ist das Schlachtfeld! Wir sind Schild und das Schwert des Imperators!«
»Und wir sind der Hammer des Imperators«, antwortete Carrick wütend. »Und der Hammer des Imperators wird ein paar Xenos jetzt ordentlich Prügel verpassen. Also kommen Sie uns nicht in den Weg, Prioris.«
Er wollte noch etwas hinterher werfen, doch er kam nicht mehr dazu. Das Krachen schwerer Maschinenwaffen unterbrach den Major gedämpft.
»Sir! Captain Balgor für Sie!«, rief ein Funker, der sich näher an der Mauer der Kathedralenstadt in einem der Schützenlöcher befand. Er wedelte wild mit dem Handapparat seines Tornisters.
Für einen Moment lang war Carrick verwirrt, konnte sich nicht entscheiden, was er tun sollte. Der hochgewachsene Major sah abwechselnd zu Sile und zu dem Funker, dann entschied er, Prioritäten zu setzen. »Bleiben Sie hier«, wies er Sile an und eilte zu dem imperialen Soldaten, der ihn gerufen hatte.
Sile sah ihm nach, fühlte in ihr aufsteigende Wut. An einem anderen Ort, in einem anderen Moment, hätte sie ihre Waffen gezogen und den Major für seine Anmaßungen gerichtet. Doch es gab zwei Faktoren, die sie davon abhielten. Zum einen befanden sie sich hier, auf Agos Virgil, und dieses Regiment seiner Führung zu berauben hätte nicht nur einen negativen Effekt auf die Moral der Truppen, sondern auch auf Colonel Ekkos Meinung der Sororita gehabt (die im Übrigen, da war sie sich sicher, besser war als er zugeben wollte).
Zum anderen taugte die primitive imperiale Wehrtechnik kein bisschen. Den Major mit dem Lasergewehr zu erschießen, hätte ihn vermutlich eher an einem Lachkrampf sterben lassen als durch den Laserstrahl aus der Waffe.
Und genau das war der Punkt: sie benötigte eine bessere und effektivere Waffe.
Entschlossen sah sie sich um. Lasergewehre, wohin sie blickte. Dreißig oder mehr Soldaten warteten in den Schützenlöchern vor dem Haupttor der Stadt. Mehr als fünf Mal so viele standen auf der hohen Außenmauer. Aber keiner von ihnen war mit etwas anderem bewaffnet als dem M36-Standard-Lasergewehr der imperialen Armee.
Sile sah zurück zu Sergeant Numitor und seinen Astartes, die erwartungsvoll auf den Beginn der Schlacht blickten.
Wirklich schade, dass die Space Marines niemand anderem als ihren Brüdern erlaubten, ihre einen ihrer Bolter in die Schlacht zuführen. Hätte sie auch nur eine Boltpistole gehabt, sie wäre wie ein Warpsturm über die Feinde des Imperators gekommen.
Wieder wallten Schuldgefühle in ihr auf. Wie die Space Marines waren auch die Adepta ihren Waffen verbunden. Sie versehentlich zu beschädigen, zu zerstören oder zu verlieren war eine schreckliche Schande, vor der sich jede Sororita fürchtete.
Vor allem, wenn man danach mit solch einer Beleidigung wie dem imperialen Lasergewehr ausgestattet …
Sile fiel aus ihren Gedanken und glaubte, ihren Augen nicht zu trauen. Konnte das sein? War es wirklich möglich, dass der stämmige Soldat, der gut zwanzig Meter rechts von ihr mit einem Kameraden in einem der Schützenlöcher wartete, wirklich einen Flammenwerfer in den Händen hielt?
Dem Imperator war Dank – endlich eine brauchbare Waffe! Zwar nicht so schön und handlich wie die des Adeptus Sororitas, aber brachial und bösartig. Genau das, was sie brauchte, um gegen den Xenos-Abschaum vorzugehen.
Entschlossen wandte sie sich den Soldaten zu und marschierte zu ihnen.
Sie spürte die Blicke der Basteter auf sich ruhen, als sie sich ihren Weg durch die scheinbar zufällig verteilten Schützenlöcher bahnte.
Sie wussten nicht, was sie tun oder sagen sollten, beobachteten lediglich, wie sich die Prioris vom Orden des Gläubigen Geistes zweien ihrer Kameraden näherte.
»Ich brauche eine Waffe«, forderte die Schwester, als sie die anvisierten Männer erreicht hatte. Sie hatte sich nicht geirrt. Einer von ihnen trug tatsächlich einen Flammenwerfer.
Tiefreichender Donner hallte über die Ebene.
Die beiden Soldaten sahen sie an – sie wirkten nicht verängstigt, nur verwirrt.
Der Flammerwerfersoldat, ein großer, muskulöser Schläger, richtete sich auf und deutete auf das Lasergewehr in ihren gepanzerten Händen. Selbst ohne den ehernen Schutz eines Körperpanzers war der Mann breiter als Sile in ihrer Servorüstung.
Die Sororita folgte der Geste mit ihrem Blick, hob die imperiale Waffe und hielt sie deutend in die Luft. »Was soll ich mit einem thronverdammten Laserlicht?«
Der Soldat sah sie ehrfurchtsvoll an. »Das ist alles, was uns noch zur Verfügung steht, Schwester.«
Für einen Moment herrschte zwischen ihnen tiefes Schweigen, nur die sich nähernde Schlacht spie krachende Laute in die Luft.
»Wirklich?« Sile lächelte kalt. Sie beugte sich vor, packte den schweren Soldaten an der Schulterschlaufe seiner Armaplast-Rüstung und hob ihn mühelos aus dem Schützenloch.
»Oh, Herr auf dem Thron!«, japste der Mann, als er durch die Luft segelte. Einen Augenblick später lag er mit blutender Nase am Boden. »Thronverdammt! Lass mich los, du Furie! Beim Barte ….!«
Sein Kamerad sprang auf und begann ebenfalls, loszuschreien.
»Zeig mehr Respekt vor mir, du Wicht.« Unbeeindruckt der Protestschreie riss Sile den Mann erneut in die Höhe, hielt ihn sich prüfend vors Gesicht und ließ ihn einen Moment lang zappeln. Dann löste sie die Haltelaschen der Flammenwerfertanks.
Für einen oder zwei Herzschläge hing der Basteter vor der Sororita in der Luft, wand sich wie ein gefangenes Tier, bevor er begriff.
Seine Augen weiteten sich. Kurz darauf rutschte er aus den Trageriemen.
Der Soldat schlug hart auf den Boden und rollte instinktiv auf den Rücken. Siles Lasergewehr traf ihn mit einem metallenen ‚Klonk‘ am Helm.
»Eigentlich würde ich dich töten.« Die Prioris stellte den gepanzerten Stiefel ihrer Servorüstung auf die Brust des Mannes und beugte sich vor. Der Basteter japste entsetzt nach Luft und wimmerte. Zufrieden ließ die Sororita ihr Gewicht auf dem Oberkörper des Soldaten ruhen. Sein Rippen knirschten bedenklich.
»Wage es ja nicht, noch einmal in meinen Weg zu treten«, warnte sie das wimmernde Häufchen Häresie und schob ihn wie einen Kadaver zur Seite. Dann nahm sie die Flammenwerfertanks und ließ von dem Verletzten ab, als hätte es ihn überhaupt nicht gegeben.
Nun, Galard Ekko, werde ich kommen dich zu retten! Und nichts – und niemand – wird sich mir in den Weg stellen!
Heulend rollte die nächste Chimäre aus dem Haupttor der Kathedralenstadt. Genau darauf hatte sie gewartet.
Schnell streifte Sile das eigentlich viel zu enge Gurtzeug der Werfertanks über den gepanzerten Körper ihrer Servorüstung, nahm das Flammrohr in die Hand und eilte zu dem Panzerfahrzeug.
Glücklicherweise fuhr die Chimäre langsam, da sie sich zwischen den Schützenlöchern hindurchzwängen musste.
Mit großen, ausladenden Schritten kam die Sororita dem Fahrzeug näher, erreichte es gerade hinter dem letzten Schützenloch und enterte es mit einem weiten Sprung.
Die Landung war nicht sauber und der Schlag, der die Rüstung erschütterte, ging selbst ihr noch durch Mark und Bein.
Im Fahrzeug musste es geklungen haben wie der Gongschlag einer imperialen Totenglocke.
Sile strich ihr widerspenstiges Haar aus dem Gesicht und zog sich an der Bordwand des Panzerfahrzeugs hoch.
Die Luke der Kommandantenkuppel schwang auf. Ein junger Lieutenant sprang regelrecht daraus hervor. Er wuchtete sich in die Höhe und richtete seine Laserpistole auf Sile. »Stirb, Abschau …!«
Als er erkannte, wen er gerade bedrohte, weiteten sich seine Augen. Für einige Sekunden war er nicht in der Lage, irgendein Wort zu denken, geschweige denn zu sagen. Die Waffe fiel ihm beinahe aus der Hand.
»Was ist?«, fuhr die Sororita den Panzerkommandanten mit hassfunkelnden Augen an, während sie über den Rumpf des Schützenpanzers kletterte. »Vorwärts! Für den Imperator!«
»J-j-ja!«, stotterte der Mann und fuhr sich mit der Hand eilig ans Kehlkopfmikrofon. »Vorwärts! Panzer marsch!«
Die Chimäre heulte erneut auf. Das Panzerfahrzeug machte einen Satz und wirbelte Steppensand fort, als es auf seinen klirrenden Gleisketten beschleunigte.
Prioris Leitis Sile griff die offene Luke des Kommandanten, hielt sich daran fest und rollte dem Feind erhobenen Hauptes entgegen, während der Lieutenant neben ihr immer weiter zurück in den Geschützturm rutschte und sich schließlich ganz darin verschwand.
Hinter ihr verhallten die Schreie Majors Carrick im Lärm der Panzermotoren. »Holt mir sofort diese verdammte Schwester zurück, bevor die sich noch selbst einen überbrät!«
Nicht, dass es für sie noch irgendeine Bedeutung gehabt hätte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ah, die Anspielung auf die schlechten Propagandafilme auf Pilgerschiffen ist wirklich süß! :lol: Das hast du also damit gemeint. Die Litanei passt so ziemlich gut. Im großen und ganzen ein schöner Teil, nur ein paar Punkte haben mich irritiert.

1. Warum hat Ekko anfangs nicht seinen coolen Salamander Commandopanzer mit dabei? Oder wenigstens einen eigenen Funker? Damit war er für den ganzen Fußmarsch von der Kathedrale bis zum Tor eigentlich nicht direkt erreichbar. So was ist für einen Oberkommandierenden eigentliche in Unding.

2. Würde ein Imperialer Soldat wirklich zu einer Soro "Süße" sagen und sich so respektlos verhalten? Besonders da er ja inzwischen wohl genug Geschichten über ihren Ausraster im Sanizelt gehört haben muss.

3. Eine Chimäre wiegt satte 38 Tonnen und hat ne Spurbreite von etwa fünf Metern. Schätze mal, dass die Schwester nicht mehr als 150 Kilo mit Rüstung wiegen dürfte. Wenn die sich außen an den Panzer hängt, dürfte eigentlich rein gar nix passieren.
 
Drei gute Punkte.

Die Sache mit der Spurbreite hatte ich jetzt nicht bedacht. Ich dachte bei der Szene daran, wie Wie wir uns mal mit drei Mann, vollausgerüstet, aufn LKW gewuchtet haben. Der hat richtig geschaukelt. Allerdings hatn Panzer ja ne ganz andere Auflagefläche. Ich änder das mal.

Die Sache mit der Süßen. Tja, mir ist nicht besseres eingefallen, aber ich werde mir da noch etwas überlegen.

Zu der Sache mit Ekko. Ja, das istn Unding. Aber - spricht das nicht eigentlich für Ekko? Mir erschien es schon logisch, dass er, in Anbetracht der Situation, nicht mit seinem Funker unterwegs ist. Zum anderen - wer sagt denn, dass Ekko nicht mit seinem Panzer bis zur zwoten Ring gefahren ist? Es wird ja nur gesagt, dass die beiden ab der Chimäre marschieren. Und dabei Sperren und Barrikaden überwinden müssen. Unter Umständen hat Ekko den Panzer zurückgelassen - vielleicht wurde er auch zwischenzeitlich eingegraben, um die Verteidigung zu verstärken. Man weiß es nicht. Ich denke, niemand kann wissen, was Ekko wirklich vorhat. Das weiß nur er allein ;-D

Für die beiden anderen Szene denke ich mir rasch was aus.
 
Ja, ich habs erst jetzt gelesen, aber ich bin auch ein fauler Sack.^^
Dieses Kapitel ist wieder eines der überdurchschnittlich besseren. Mir war an keiner Stelle langweilig, kein Stück der Handlung empfand ich als unnötig (was mit bei deinen Geschichten sowieso selten passiert) und es gab mal wieder ordentlich Ekko- typischen Humor, der mich stellenweise zu mehr als nur einem Lächeln veranlasste. Ok, ehrlich gesagt kringelte ich mich vor Lachen. Die Prioris wird mir mit jedem neuen Teil unsympathischer und deine Space Marines passen nicht wirklich in mein Bild von Space Marines, aber das soll auch mein einziges Gemecker für diesen Teil sein.
 
So, die Rufe haben mich erreicht – und sie wurden erhört! Das nächste Stargazer-Kapitel. Vielen Dank an Nakago, der noch mal drübergelesen hat ^^

Viel Spaß beim Lesen ^^


21

»Sival 1, hier Sival 6!« Die Stimme des Panzerkommandanten schrie bitter gegen das Heulen der heißen Motoren an. »Panzer klar zum Gefecht!«
In mehreren breiten Delta-Formationen dröhnten die Panzerfahrzeuge der Transportgruppe Sival der Schlacht entgegen.
Ekko griff die Kopfhörer, die ihm der Lieutenant während ihrer Fahrt gereicht hatte, und presste sie fester gegen seine Ohren. Es war zwecklos.
Hier draußen lärmten die Triebwerke der Schützenpanzer so laut, dass man sein eigenes Wort nicht einem mit einem künstlichen Verstärker verstanden hätte. Hinzu kamen noch die kräftigen Vibrationen, Rüttler und Schlenker, welche die Panzerfahrzeuge bei ihren fünfundfünfzig Kilometern pro Stunde durchschüttelten. Jede Bewegung, jeden Kurswechsel, übertrugen die schlechten Stoßdämpfer sofort in die Fahrzeuge. Bei der hohen Geschwindigkeit wurde es für Fahrgäste auf dem Rumpf der Panzer nahezu unmöglich, sich auf etwas anderes als festen Halt zu konzentrieren.
»Colonel!«, brüllte der Lieutenant über den Motorenlärm hinweg. Er sollte den Satz nie beenden.
Achtunddreißig Tonnen Chimäre verloren urplötzlich den Halt unter den Ketten und segelten fast vier Meter durch die Luft.
Der Motor heulte schrill auf, als die Drehzahl unaufhaltsam in die Höhe schoss. Für den Bruchteil einer Sekunde fühlte Ekko Schwerelosigkeit nach sich greifen. Dann kehrte die Anziehungskraft mit aller Macht zurück.
Der Stoß war unglaublich. In dem Moment, da der Panzer den Boden berührte, fanden die Ketten wieder Halt. Das Fahrzeug bockte heftig, machte noch einen Satz und stürmte dann weiter vorwärts. Der Motor, protestiert ob der Kräfte, mit denen er zu kämpfen hatte.
Ekko spürte die Zähne in seinem Mund vibrieren. Die Landung hatte ihm den Kiefer auf die Brust getrieben und ließ nun sein ganzes Gebiss nachhallen. In dem brutalen Schlag waren auch seine Kopfhörer abgerissen und irgendwo hinter das Fahrzeug gewirbelt worden. Das zerrissene Übertragungskabel peitschte im Fahrtwind hin und her.
Innerlich verfluchte er sich.
Warum nur? Warum nur hatte er sich entschieden, seinen Salamander bei der Kathedrale zurückzulassen? Nur weil man mit dem Fahrzeug nun deutlich länger als zu Fuß brauchte, um durch die Kathedralenstadt an die Außenmauer zu kommen?
Warum hatte er sich das Fahrzeug nicht einfach irgendwo an einem der inneren Ringe platzieren lassen, sodass er es schnell und ohne große Probleme erreichen konnte? Und was war mit einem Ersatzpanzerwagen? Nein, natürlich nicht für Colonel Ekko. Warum auch?, dachte er sarkastisch. Er hatte ja eine Walküre. Doch die hatte er natürlich auch an der Kathedrale stehen lassen.
Und warum, beim Barte des Propheten der Heiligen Bastet, dachte er gerade jetzt daran? Es gab wichtigere Dinge zu tun.
Ein heftiger Knall erschütterte die Umwelt, drückte für einen Moment sogar den Lärm der dröhnenden Panzermotoren in den Hintergrund.
In einer mächtigen, rotorangen Feuerwolke stieg die Wucht einer schweren Explosion aus dem Staub auf, dort wo die vordere Panzergruppe sein musste. Beim goldenen Thron von Terra!
Der Lieutenant stieß einen unverständlichen Laut aus und rutschte zurück in den Turm. Ekko glaubte schon, er sein von irgendetwas getroffen worden, doch dann tauchte der Panzerkommandant wieder auf.
Er packte den auf einem Drehring am Turmluk arretierten Sturmbolter, entsperrte den Ring und lud die Waffe durch. Unter ihm begann sich der Geschützturm unter dem Jaulen beanspruchter Servomotoren zu drehen.
»Was ist los?«, schrie Ekko gegen den Motorenlärm an.
Der Lieutenant brachte den Bolter in Position, dann wandte er sich zu Ekko um. »Die verdammten Xenos versuchen, uns zu flankieren. Kommen von rechts mit Pikk-Ups.«
»Ah, fantastisch«, murmelte Ekko und verfolgte, wie die rechts von ihnen marschierenden Panzer nun ebenfalls ihre Türme schwenkten.
Unerwartet riss die Staubwolke auf, ermöglichte einen Blick auf weit entfernt vorbeiziehende Erhebungen. Wie weit sie wohl bereits gekommen waren?
Ekko sah hinter sich, doch durch den dichten Staub hinter den Panzern war kaum etwas zu erkennen. Ab und an schob sich der Rumpf eines nachfolgenden Schützenpanzers in seinen Sichtbereich, verschwand jedoch fast gleich darauf wieder in den sandigen Verwirbelungen.
»Hauptschütze!«, kreischte die Stimme des Lieutenants heiser. »Feuer freigegeben!«
Von einem Augenblick auf den nächsten war die Umwelt erfüllt vom hämmernden Zischen der Hauptwaffe, das an ein schallgedämpftes Maschinengewehr erinnerte. Helle Lichtblitze flackerten über die gesamte Breite der rechten Panzerfront, reichten als lange Lanzen aus kohärentem Feuer weit in den sie umwallenden, sandigen Nebel.
Der Lieutenant brüllte Verwünschungen in die Steppe hinaus und zog den Abzug des Sturmbolters durch. Die Waffe donnerte mit ungebändigter Gewalt los. Spuren aus Qualm zuckten über das Gefechtsfeld.
Worauf sie gezielt waren, sah Galard Ekko nicht.
Kein Wunder. Bei dem, was die Panzerketten aufwirbelten, konnte der Feind direkt an ihnen vorbeitrampeln – und er würde die Killabots, Pikk-Ups und Orks trotzdem nicht sehen, geschweige denn hören.
Es war Glück, dass die Auspex-Sichtgeräte in den Geschütztürmen der imperialen Kampffahrzeuge auch die Thermalsicht durch den Staub ermöglichten. Ansonsten hätten selbst die Besatzungen den Feind nicht anvisieren können.
Ein Detonationspilz platzte hinter ihnen aus dem Boden, ließ die Erde unter den mahlenden Panzerketten beben.
Links kam ein brennendes Fahrzeugwrack in Sicht. Eine der Chimären, die er gegen die Orks ins Feld geschickt hatte.
Die Besatzung hing aus den Rettungsluken des Panzers, helllodernde Körper vor der verbrannten Kulisse eines stolzen imperialen Fahrzeugs.
Als er die massakrierten Toten entdeckte, schleuderte der Lieutenant erneut wütende Verwünschungen in sein Mikrofon, während er den am Drehring befestigten Bolter hin und her schwenken ließ und großzügig Munition verteilte.
Die Chimäre machte einen neuerlichen Satz, sprang über eine Unebenheit und setzte hart auf. Ekko schlug mit dem Gesicht auf den metallenen Rumpf des Panzers. Der Schatten eines Sentinels huschte vorbei.
Und dann plötzlich war der Pikk-Up neben ihnen. Ein grässliches, hässlich schwarzes Fahrzeug, so ekel- und furchterregend wie seine Benutzer.
»Oh, Thronverd…«, fluchte Ekko, brachte den Satz jedoch nicht mehr zu Ende.
Eine dunkle Rauchfahne löste sich von dem Fahrzeug.
»Rakete von rechts!«, brüllte der Colonel in dem verzweifelten Versuch, das Schlimmste abzuwehren. Er wusste, dass es zu spät war.
Der Lieutenant hatte nicht einem mehr die Gelegenheit, herumzufahren und die Gefahr zu erkennen.
Hell kreischend schlug der Flugkörper in den Rumpf der Chimäre ein.
Der ganze Panzer dehnte sich im Bruchteile einer Sekunde wie bei einem kräftigen Rülpser, dann spie Feuer durch die vormals geschlossenen Luken des Kettenfahrzeugs ins Freie.
Die Explosion war ohrenbetäubend. Ekko fühlte, wie er von den Füßen gehoben wurde. Einen Herzschlag später fand er sich bereits in der Luft schwebend wieder, mit Beinen und Armen wild nach einem Halt rudernd.
Die Wucht der Detonation sprengte den Geschützturm des Schützenpanzers aus seiner Bettung, ließ ihn einen Moment lang über dem Fahrzeug schweben. Dann nahm die Schwerkraft überhand und schleuderte den gut vier Tonnen schweren Waffenträger zurück auf das penetrierte Fahrzeug.
Ekko sah den Lieutenant, der noch immer in der Luke hing, beim Aufschlag wie geboxt zusammenzucken und halb benebelt zurück in das Fahrzeug rutschen. Dann schlug er heftig auf den sandigen Boden. Explosionsartig wich alle Luft aus seinen Lungen.
Quietschende Panzerketten passierten ihn in nicht einmal fünfzig Zentimeter Abstand.
Wild züngelnde Flammen schlossen die noch lebenden Mitglieder der Panzerbesatzung von den rettenden Ausgängen ab.
Kurz darauf setzten die Schreie ein. Panische, schmerzerfüllte Laute klangen aus dem Inneren des zerborstenen Rumpfs. Hilferufe nach Rettung, die niemals kommen sollte.
Die anderen Schützenpanzer donnerten gemäß ihrer Befehle vorbei. Ekko vernahm das charakteristische Stampfen von Läuferfüßen, hörte knatternde Multilaser, sah einen Detonationsblitz aufsteigen.
Ein gellender Knall explodierte aus der Staubwolke, einen Moment später detonierte Munition in der Chimäre. Ein Stakkato aus Querschlägern heulte in alle Richtungen davon, sodass Ekko sich flach auf den Boden fallen ließ. Am liebsten wäre er stehen geblieben und gestorben. Doch das traute er sich nicht.
Heftiges Krachen erschütterte die Umwelt. Ekko, noch immer von seiner unsanften Landung leicht betäubt, kroch neben dem brennenden Wrack der Chimäre in Deckung.
Schreie hörte er keine mehr.
Ein Bolter trommelte irgendwo vor ihm. Heißes Zischen von Multilasern fiel ein.
Panzermotoren heulten auf und erstarben.
Für eine Weile war der Colonel mit dem grässlichen Lärmen der Schlacht allein. Brachial knisterte das Feuer aus dem Wrack der abgeschossenen Chimäre in die Höhe.
Galardin Alberic Ekko, was machst du nur für Sachen?, flüsterte sie. Ihre Stimme war sanft und hell, das leise Klingen einer fernen Glocke vor der grausamen Realität der Schlacht.
Ekko wandte seinen Kopf, um zu sehen, wer sie eigentlich war, doch ein undefinierbarer Nebel verschleierte seine Sicht.
Was er jedoch erahnen konnte, war ihre Schönheit.
Schulterlange, blonde Haare umrahmten ihr schmales Gesicht.
Ein schmal geschnittenes, rotes Kleid, verhüllte ihren Körper, tanzte in der Hitze der lodernden Feuer.
Sie strahlte Reinheit aus. Klare, kristalline Reinheit, die man einer Jungfrau im Dienste des Imperators nachsagte. Sie besaß nichts von der starrenden Kälte Leitis Siles, von der erhabenen Arroganz Marith Calgrows oder der Dunkelheit, die den Geist Schwester Kortessas umwölkte.
Nein, in ihr sah er die vorwärts strebende Reinheit eines imperialen Engels.
Bastet, dachte er.
Sie kam näher, erreichte ihn und ging vor ihm auf die Knie.
Wie lange sie ihn anstarrte, hätte er später nicht mehr sagen können. Es mussten zwei Ewigkeiten gewesen sein.
Seine vom beißenden Rauch tränenden Augen versuchten sie zu erfassen, zwei Zielsucher, die das Ziel nicht fanden.
Doch dann, in einem klaren Augenblick, erkannte er sie.
»Was tust du hier?«, fragte er müde. »Müsstest du nicht irgendwo in den ehrbaren ewigen Heeren des Imperators kämpfen und den Kreaturen des Warp so richtig den Arsch versohlen?«
Seine Liebe beugte sich zu ihm herab, zog ihn an ihre Brust und küsste ihn.
Wie ich dir, meinem Herzen, vertraut habe
In der ewigen Ruhe der Gewissheit,
so traue auch du mir, mein Herz.
Wo der Imperator ist, da ist Größe,
Wo der Imperator ist, da ist Wahrheit.
Wenn du dich fürchtest, so nimm seine Hand,
denn er führt dich in das Licht des ewigen Feuers.
Wo deine Seele rein scheint und dein Innerstes,
von Wärme erfüllt, in den Lobgesang stimmt,
da werde ich sein. Und wie ich dich gefunden,
so wirst du mich finden.
Dann werden wir erkennen, wie wir erkannt sind,
in der einzigen Wahrhaftigkeit, die es zu wissen gibt.
Er lauschte ihren Worten, fand Frieden und Ruhe in ihrer Stimme – und doch grauste ihm vor dem, was sie sagte. Wovor er sich fürchtete, hätte er in diesem Moment nicht sagen können. Der innere Frieden, mit dem er immer hatte abtreten wollen, übermannte diese Gedanken.
Wäre er nicht so erschöpft gewesen, er hätte ihr ins Angesicht geweint. Er hätte geheult wie ein Kleinkind, sich eingenässt und um Gnade gebettelt. Doch das konnte er bereits nicht mehr.
»Aber wie? Wie soll ich dich finden?«, flüsterte er entkräftet.
Sie lachte hell auf und stieß ihre Finger in den ehernen Körper der Chimäre. Scharfe, bellende Klänge erschütterten den Rumpf des Fahrzeugs. Tiefe, aufgerissene Löcher, die sich direkt neben dem Colonel durch die Panzerung fraßen.
Ich werde dich finden.
Dann ging sie einfach fort. Ließ ihn zurück in der Todeszone, in dem Niemandsland vor den Mauern der Himmels-Kathedrale.
Es gab nichts, das er jetzt noch hätte tun können. Ekko lehnte sich zurück, ließ seinen Kopf gegen die Panzerung sinken und scheuchte seinen Lebenswillen fort. Das hier war der richtige Ort zum Sterben. Und wenn der Imperator es so wollte, dann würde er ihn bald mit seiner Liebe vereinen.

***

Galard Ekko schlug die Augen auf. War er tot? Beißender Qualm stieg ihm in die Augen. Heißes, flammendes Fauchen umgab ihn.
Feuer! Es brannte!
Irgendeine Flüssigkeit tränkte seine Hose. Benebelt fasste er an den Stoff, betastete ihn, roch dann daran: Promethium!
Nein – er konnte nicht tot sein.
Alarmiert blickte er sich um. Aufragend wie ein totes Urzeitmonster lag das fackelnde Wrack der abgeschossenen Chimäre hinter ihm. Dünne Quellen einer trüben Brühe trieben schmale Rinnsale über die Panzerung des Kettenfahrzeugs. Die Tanks waren Leck geschlagen!
Na, fantastisch. Er wurde nicht sinnlos erschossen – er verbrannte einfach.
Ekko seufzte leise und fragte sich, ob er lachen sollte. Eben noch hatte er seiner Liebe gelauscht, wie sie von den reinigenden Feuern des Imperators sprach, allerdings nicht damit gerechnet, sie so schnell kennenlernen zu ‚dürfen‘.
Schon eine thronverdammte Ironie.
Scharfes Heulen anfliegender Granaten riss ihn aus seinen Gedanken. Gut zehn Meter vor ihm stieg eine Säule aus Rauch und Staub in die Himmel. Die Erde bebte unter dem Krachen von Explosionen.
Nein, er war wirklich nicht tot!
Sein Lebenswille kehrte zurück. Lauf, hörte er eine Stimme in seinem Kopf. Lauf, Ekko! Der Colonel rappelte sich auf und strauchelte vorwärts. Wohin er rannte, wusste er nicht, Hauptsache weg von hier.
Über das Dröhnen der Motoren, Kreischen der Ketten und Donnern der Waffen brach ein brutales Fauchen.
Für den Bruchteil einer Sekunde sah der Colonel, wie ein glühendes Projektil in seinen Augenwinkeln entlangzischte. Im nächsten Augenblick hob ihn bereits die Wucht eines kräftigen Stoßes in die Luft. Wild rudernd versuchte der imperiale Offizier, irgendwo Halt zu finden oder seinen Flug abzubremsen. Nur leider konnte man Luft nun einmal nicht greifen.
Eine unendlich lange Zeit, so kam es ihm vor, schwebte er auf Wolken der Unendlichkeit entgegen, dann holte ihn die Realität ein. Ekko spürte die Schwerkraft an sich ziehen, prallte hart auf den Boden und rutschte noch gut zwei Meter weiter.
Der Schlag presste alle Luft aus seinen Lungen. Röchelnd versuchte er, wieder zu Atem zu kommen. Sein Mund war voller Sand.
Er schüttelte sich, bemüht seinen Kopf zu klären. Es war zwecklos. Die Welt um ihn drehte sich wild.
Das Heulen einer vorbeirasenden Chimäre drang an seine Ohren. Ein harter Luftzug streifte ihn. Sein Herz setzte aus.
Beim Thron von Terra, schoss es durch seinen Kopf. Dummheit kennt viele Gesichter – aber dieses dürfte selbst ihr neu sein.
Irgendwo vor ihm ertönte das charakteristische Krachen von Boltwaffen. Schreie hallten durch die nebelige Wand aus Staub.
Eine Maschinenwaffe, vermutlich orkisch, knatterte wild los. Schemenhafte Schatten wankten jenseits der dusteren Sichtbarriere umher.
Instinktiv fasste Ekko an sein Tiefziehholster, nur um festzustellen, dass die Pistole gerade herausgesprungen war.
Verwirrt kniete er sich hin und griff nach der Waffe. Sie hopste einen halben Meter nach rechts. Vollkommen überrascht packte er erneut zu, wieder machte sie einen Satz zur Seite.
»Du Miststück!«, rief der Offizier aus. »Bleib hier!«
Seinem Geist dämmerte, dass er sich hier gerade irgendetwas einbildete – aber sein Körper wollte davon nichts wissen.
Apathisch fasste er an sein Tiefziehholster, griff eines der Magazine und zog es aus der dafür vorgesehenen Tasche an der Front des Halfters. Er visierte an, atmete tief ein und warf. Er traf die Pistole direkt am Schlitten. Mit einem krächzenden Geräusch kippte die hüpfende Waffe um.
Ekko packte das widerspenstige Stück Technik und hielt es sich prüfend vor das Gesicht. Die Laserwaffe schien zu tanzen. Das war … bemerkenswert.
»Denk daran«, zischte der Colonel, »Ligrev würde dich dafür erschießen.«
Irgendjemand lachte ihn aus. Nervös erhob sich der Colonel, blickte sich um. Welcher thronverdammte Idiot käme an einem Ort wie diesem auf die Idee, resigniert loszulachen? Da ging ihm auf, dass er es selbst war, der lachte.
Was genau ihn so amüsierte, konnte er selbst nicht sagen. Vielleicht war es einfach nur die Tatsache, dass er dem starren Stück Metall in seiner Hand auf häretische Weise ein Eigenleben zugesprochen. So, als würde er sich mit einem der Chaosgötter unterhalten.
Und das, obwohl er wusste, dass es nur eine Wahrheit gab – nur eine Wahrheit geben konnte.
Der Boden erbebte. Ekko sah auf.
Das dumpfe Poltern schwerer Läuferschritte näherte sich. Kurz darauf schob sich der dunkle Schatten einer schweren Kampfmaschine durch die dunkle Staubfront auf ihn zu, zerriss den nebligen Vorhang und gab sich als Killabot zu erkennen.
Der massige Ork-Läufer stampfte auf Ekko zu, blieb direkt vor dem imperialen Offizier stehen und nahm ihn ins Visier. Für einen Moment lang schien das Fahrzeug zu überlegen, wie es mit dem Offizier verfahren sollte.
»Nehmt mich!«, rief Ekko betäubt aus und wuchtete sich langsam in die Höhe. »Nehmt mich!«
Wieder begann die Erde unter seinen Füssen zu beben.
Der Killabot hob seinen Waffenarm und wollte den anmaßenden Imperialen gerade flambieren, als ein weiterer Schatten auftauchte. Die leicht schwankende, etwas kopflastige Gangart war typisch für nur eine Klasse von Fahrzeugen im Universum: Sentinels!
Ekko wusste nicht, ob er in diesem Moment hätte lachen oder weinen sollen.
Lasergewitter flammte auf, stanzte wutentbrannt Löcher in den feindlichen Läufer. Aufhalten konnten sie ihn nicht.
Das Orkgefährt fuhr schwerfällig herum, versuchte seinen Gegner auszumachen.
Zu spät!
Der Sentinel sprang den Killabot regelrecht an. Ob es das Ziel des Piloten gewesen war oder er die Entfernung zu der feindlichen Kampfmaschine nur falsch eingeschätzt hatte, würde sie sich im Nachhinein sicherlich nicht mehr feststellen lassen.
Mit einem ohrenbetäubenden Geräusch, bei dem sich Ekkos Nackenhaare aufstellen, prallten die beiden Einheiten aufeinander. Auch, wenn der Ork-Läufer solider und kräftiger war als das imperiale Kampfgerät, so brachte ihn die Kollision dennoch ins Straucheln und ließ ihn schließlich fallen.
Der Sentinel, dessen Aufbau im Zuge des Rammangriffs so gut wie zerquetscht worden war, schaffte es in einem letzten Kraftakt, die feindliche Kampfmaschine mit seinem Laser aufzuschneiden, dann explodierten beide in einer farbenfrohen Blume der Vernichtung.
Die Druckwelle warf Ekko zu Boden, wo er für einen weiteren Moment betäubt liegen blieb. Eine heiße, orangerote Explosionswolke stieg auf.
Sein Geist schrie, schrie so verzweifelt, wie er seit langem nicht mehr geschrien hatte. »Was soll das? Ich sagte, ihr sollt mich nehmen! Nehmt mich!«

***

Über ihm zerrissen die Staubwolken, lösten sich in die blaue Unendlichkeit des Himmels auf. Für eine Weile blieb Galardin Alberic Ekko mit der tröstenden Ansicht für sich allein. Er hörte nicht. Er fühlte nicht.
Er war fort, irgendwo in der Ferne, wo die Schrecken dieser Galaxis sich wie das entspannende Sprudeln einer warmen Therme anfühlten.
Es tat gut. Keine Schmerzen, kein Leid, keine Sehnsüchte. Nur das ferne, dumpfe Donnern göttlicher Heerscharen, die den Feind mit der Masse ihrer Leiber zermalmten.
Eine zarte, hellhäutige Hand streckte sich ihm entgegen. Die Heilige Bastet lud ihn ein, mit ihr in die Ewigkeit davonzugleiten – und er war bereit, das Angebot anzunehmen.
Langsam, von der inneren Ruhe des kommenden Endes beschwichtigt, streckte sich sein Geist der reichenden Hand entgegen. Er hatte sie noch nicht vollständig berührt, da gebot sie ihm zu halten. Verwirrt kam er ihrer Anweisung nach.
Die Hand reckte sich ein letztes Mal in seine Richtung, dann entschwand sie, so schnell sie konnte, in die Wolken.
Nein!, schrie Ekko im schmerzerfüllten Innern seiner Seele. Nein! Lass mich nicht hier!
Irgendetwas packte ihn und zog ihn mit sich, fort vom beruhigenden Dunkel des Endes.
Die lähmende Ohnmacht, die seinen Körper seit dem brutalen Kampf zwischen dem Killabot und dem Sentinel im Griff hielt, löste sich und floh in die trostlose Ebene der Steppe. Sein Geist klärte sich.
Wutentbrannt und panisch ob seiner Hilflosigkeit bäumte sich der Colonel auf, bemüht dem Griff seines Entführers zu entkommen.
»Ich habe gesagt: nehmt mich – und nicht, nehmt mich mit!«, schrie er wütend. Irgendwie schaffte er es, sich herumzudrehen und auf die Beine zu kommen. Sein Drillich schnürte ihm die Luft ab. Er röchelte. »Mich nehmt ihr nicht mit, ihr verdammten Grünhäute.«
Der Entführer ließ ihn los, überrascht von der Verteidigungsbereitschaft des imperialen Offiziers. Keuchend rutschte der Colonel von dem Angreifer weg, sog staubige Luft in seine Lungen. Die Welt um ihn drehte sich wild.
Vor seinen verschwimmenden Augen tauchten grelle Schemen auf.
Schwere, eherne Klammern packten ihn bei den Schultern. Eine kühle Brise umwehte ihn. »Colonel, ich bin es. Prioris Leitis Sile!«
Es dauerte, bis der Colonel den Namen verstanden und rekapituliert hatte, was er bedeutete.
»Leitis Sile?!« Er starrte die Schemen fassungslos an. In seinem Kopf begehrte Panik auf. Die Sororita – der Todesengel des Imperators – sie war hier. Sie würde ihn holen, gleich einer Walküre und forttragen, um ihn im Namen des Imperators zu richten. So, wie sie seine Familie gerichtet hatte, seine Frau, seinen Bruder, seine Eltern.
»Niemals«, zischte er. »Du wirst mich nicht bekommen. Meine Familie habt ihr umgebracht, meinen Bruder und meine Frau auch. Aber mich bringst du nicht um!«
Er griff nach der Pistole in seinem Tiefziehholster. Dieses Mal befand sie sich dort, wo er sie zurückgelassen hatte. Leise ratschend folgte die Waffe der Bewegung seiner Hand, als er den Verschluss des Holsters öffnete und die Pistole herauszog. Leise pfeifend baute sich der Energielevel auf.
»Colonel!«, hauchte ihn das Gift der Ordensschwester verwirrt an. »Beruhigen Sie sich! Ich bin hier, um Sie zu retten.«
»Mich zu retten?« Er versuchte, höhnisch zu lachen, aber seiner Kehle entrann nicht mehr als ein Keuchen.
Allmählich begannen sich sein Kopf und sein Blickfeld zu klären. Der dumpfe Schmerz, der seinen Geist umwölkte, zerplatzte zu einem pochenden Kopfschmerz, der sein Denken im Griff hielt und ihn zusammenzucken ließ.
»Colonel Ekko!« Wieder war es das schleichende Gift Leitis Siles, das an seine Ohren drang. Die kalten, stahlblauen Augen der Sororita musterten ihn mit ernster Sorge. Beinahe hätte er gelacht.
Das schwere Donnern von Panzermotoren ertönte. Dumpfe Schläge schnell feuernder Geschütze erfüllten die heiße Luft.
»Wir sind hier nicht sicher«, stellte Sile fest. Die Prioris reichte dem Offizier ihre Hand. »Kommen Sie, Colonel!«
Erst jetzt bemerkte Ekko, dass sie einen imperialen Flammenwerfer über der blutroten Servorüstung trug. Bemerkenswert. Hatte das Munitorum sie nicht mit einem Lasergewehr ausgerüstet gehabt?
Allerdings – wenn er darüber nachdachte, dann wunderte es ihn, dass sie nicht mit einer Maschinenkanone angerückt war, um … ja, um was eigentlich zu tun?
Ihn retten? Er erinnerte sich an ihre Worte, spürte den stechenden Schmerz der Erkenntnis in seinem Kopf emporkochen. Nein – das konnte nicht wahr sein!
Er jetzt verstand er, was die Prioris ihm gesagt hatte. Nein!, schoss es durch seinen Kopf. Nein! Nein! Nein!
Heißes Zischen ließ die Luft erzittern. Panzerketten rasselten, begleitet vom röhrenden Heulen schwerer Motoren.
Die Prioris griff den Colonel am Arm und zog ihn in die Höhe. »Kommen Sie!«, wiederholte sie, dann lief sie los. Ekko stolperte überrumpelt hinter ihr her.
Um sie herum lichtete sich der Vorhang aus Staub, ließ Blicke auf die verdorrte Oberfläche Agos Virgils zu.
Ekko sah Fahrzeugwracks, ausgebrannte Rümpfe in der schieren Unendlichkeit der leblosen Steppe. Tote lagen gleich fortgeworfenem Unrat herum, stellweise verbrannt und schwelend.
Knisternde Feuer loderten auf der sandigen Ebene. Dichter, schwarzer Rauch reichte in großen Säulen in den Himmel.
Noch immer befanden sich die Sentinels im schweren Abwehrkampf mit den angreifenden Grünhäuten. Ekko zählte drei, nein, vier. Wann hatten sie die anderen Läufer verloren?
Vereinzelte Chimären rasselten mit wild flammenden Geschützen zurück in Richtung der Kathedrale, die fast acht Kilometer hinter ihnen lag. Waren sie wirklich so weit gekommen?
Er hatte den Gedanken noch nicht vollkommen zu Ende gedacht, als Sile ihm den Arm abriss – auf jeden Fall fühlte es sich so an.
In einer ausladenden Bewegung warf die Sororita den imperialen Offizier nach vorn, in die Deckung einer ausqualmenden Chimäre.
Ekko schlug mit dem Kopf gegen die heiße Panzerung, zerdrückte einen häretischen Fluch zwischen den Zähnen und rieb sich den malträtierten Kopf. »Au! Geht das nicht sanfter? Ich bin wirklich nicht gut drauf heute.«
Sile kam neben ihm zum Halten. »Dienen bedeutet, Schmerzen zu erleiden und zu ertragen«, belehrte die imperiale Ordensschwester den Offizier. »Das sollten Sie doch wissen.«
»Ja, leider«, seufzte er, hob die Pistole und ließ sich gegen die die stählerne Kette des Panzerfahrzeugs sinken. »Und selbst, wenn nicht. Sie haben mich ja knallhart daran erinnert.«
Noch immer konnte er es nicht fassen. Zu Anfang war er, in dem festen Glauben an sein baldiges Ende, ausgerückt. Nur, um seine Männer heimzuholen und dabei zu sterben, damit er seine Liebe endlich wiedersah.
Und es hatte ja auch alles danach ausgesehen. Ihr Vorstoß war recht schnell flankiert worden – und den Panzerwracks nach zu urteilen durchaus effektiv. Sogar seinen Panzer hatten die Xenos vernichtet. Die Besatzung war verbrannt. Blut und Tod – das übliche Ergebnis einer Schlacht wie dieser.
Und da begann, was Ekko definitiv nicht verstand. Anstatt, dass er getroffen wurde, einen schrecklichen Tod fand und sich schließlich mit seiner Liebe vereinte, wurde er durch die Explosion vom Rumpf der Chimäre geschleudert, landete in der leblosen Steppe und ließ sich dabei auch gleich noch mit ekelhaften Kopfschmerzen segnen.
Und anstatt danach am Rumpf des Panzerfahrzeugs zur bleiben, zu verbrennen oder von einschlagenden Geschossen getötet zu werden, gelang ihm die Flucht – in die Arme eines Killabots, der ihn eigentlich hätte braten müssen – wenn nicht dieser dämliche Sentinel mit seinem Angriff auf die Orks so ungemein ‚erfolgreich‘ gewesen wäre.
Und zu allem Überfluss war es dann auch noch Leitis Sile, die ihn danach retten musste.
Warum? Warum nur war das Universum so ungerecht? Was, beim Goldenen Thron zu Terra, sollte das?
Sile schüttelte den Kopf. »Wollen Sie mit diesen Laserlichtern den Kampf gewinnen?«
Ekko fiel aus seiner Überlegung, starrte die Sororita an. Es dauerte einige Zeit, bis ihm aufging, dass sie seine Waffe meinte.
»Was denken Sie denn?«, herrschte er zurück und schwenkte die Laserpistole in ihre Richtung »Mit diesem geraubten Feuerzeug, das gleich von Ihrer Rüstung platzt?«
»Was ist mit Ihren Panzern?«, fragte sie. Eisige Schauer griffen nach dem Colonel.
»Panzer?« Er sah sie an. Dann stand er auf, trat neben das schwelende Fahrzeug und ließ seinen Blick über die Steppe schweifen.
Die Prioris verfolgte ihn dabei verwirrt, bis sie sich auch erhob und ihm aus der Deckung folgte.
Ekko musterte die von Toten und Wracks übersäte Ebene und schürzte nachdenklich die Lippen.
»Ich sehe hier keine Panzer«, stellte er nach einer Weile mit unterdrückter Wut fest. »Und, ich weiß nicht warum, aber das ärgert mich. Ich sage das aus dem Grund, weil sie uns vielleicht geholfen hätten.«
Beide verfolgten, wie ein weiter entfernter Sentinel im vollen Lauf von einer Rakete getroffen wurde. Der Kampfläufer strauchelte, schaffte noch einige Meter, stürzte dann jedoch zu Boden und explodierte in schillernden Farben.
»Möglicherweise!«, setzte der Colonel schreiend hinterher und ballte die Fäuste.
Der cholerische Ausbruch verfehlte seine Wirkung nicht. Einige Orks, die von einem Pikk-Up abgesprungen waren, um imperiale Waffe aus einem abgeschossenen Schützenpanzer zu bergen, sahen auf und bemerkten die beiden Menschen, die sich aus der Deckung des verschmorten Berges aus Stahl begeben hatten, der noch vor kurzem ein imperialer Schützenpanzer gewesen war.
Ihr Anführer, ein massiges Wesen aus grünem Fleisch, brüllte markerschütternd auf. Andere Xenos wandten sich um, entdeckten sie ebenfalls. Lärmend gaben sie die Information weiter.
»Oh«, bemerkte Ekko. »Sie haben uns gesehen.«
»Offensichtlich«, antwortete die Prioris, zog den Colonel in die Deckung des Wracks und stellte sich schützend vor ihn.
Das war natürlich doof gelaufen. Ekko atmete tief ein. Erst jetzt registrierte er den beißenden Gestank aus verschmorten Kabeln, glühendem Stahl und schmorendem Fleisch, der über dem Umfeld des rauchenden Wracks schwebte. Übelkeit begehrte in seinem schmerzenden Schädel auf. »Herr auf dem Thron«, keuchte der Colonel.
Sile bemerkte es nicht einmal.
»Da kommen Sie«, flüsterte sie zur Information, bevor sie mitsamt ihrer Waffenlast herumschwang, als würde sie gleich zum Totentanz einladen wollen. »Für den Imperator!« Aus ihrem Mund klang es schön, aber auf unheimliche Weise eisig – und unendlich tödlich. Einen Augenblick später ertönte die Antwort der Angreifer.
Was genau ihm den stärkeren Schauer über den Rücken jagte, vermochte er nicht zu sagen, doch es war unmöglich, sich der Gänsehaut zu erwehren, die wie ein Feuer über seine Haut raste.
»Colonel«, rüttelte die Prioris den offensichtlich noch immer betäubten Offizier an ihrer Seite auf. Sie packte ihn an der Schulter. »Der Imperator erwartet von uns, seine Feinde zu vernichten.«
»Wenn ich es mir recht überlege: wir könnten ja auch Wasser aufbrühen und sie zu einer Tasse Tee einladen oder so etwas«, schlug der Basteter vor. »Genug Glut ist ja vorhanden. Und Wasser werden wir sicherlich auch finden … hier irgendwo … in dieser trostlosen Einöde aus Sand und Staub.«
Sile schrie auf – ein durchdringender Kampfschrei, bei dem sich Ekko am liebsten unter der Wanne der abgeschossenen Chimäre versteckt hätte – und löste das Flammrohr aus. Grässliches Fauchen herrschte für den unendlich langen Zeitraum über dem sich entfernenden Schlachtenlärm.
Erhitzte Luft spie dem Colonel ins Gesicht. Überrascht wandte er sich ab. Das grausige Zischen sich entzündender Körper drang an seine Ohren.
Wie eine Wahnsinnige schwenkte Sile die Sturmwaffe, ließ den entzündeten Brennstoff als feurige Decke auf die Angreifer niederregnen.
Grässlicher Gestank schwängerte die Ebene.
Panisches Kreischen und schmerzerfülltes Jaulen antworteten. Eine gewaltige Fackel torkelte an den Menschen vorbei, strauchelte und fiel, verbrannte bei lebendigem Leib.
»Für den Imperator!«, schrie die imperiale Ordensschwester abermals. »Möge sein reinigendes Feuer über das Universum kommen!«
Ekko zog die Stirn kraus. »Mir dröhnt der Schädel. Ich habe echt keine Nerven dafür!«, brummte er missmutig.
Die Erde unter seinen Füßen erzitterte. Schwüler, stinkender Atem grunzte dem Colonel in den Nacken. Er fuhr herum.
Ein riesiger, hässlicher Ork stand direkt hinter ihm, zwei wuchtige Nahkampfwaffen zum Angriff erhoben. Das schwitzende, übelriechende Ungetüm starrte den Menschen aus seinen Glotzaugen blöd an, dann brüllte es markerschütternd.
Ekko knirschte mit den Zähnen und kniff schmerzerfüllt die Augen zusammen. Er riss die Pistole in die Höhe und feuerte dem Xenos ein Drittel des Magazins blind in das Maul. Die Grünhaut grunzte vor Schmerzen auf, als sich die heißen Laserstrahlen durch seinen Rachen bohrten und hinten aus seinem muskulösen Hals wieder austraten. Der riesige Ork wimmerte noch ein letztes Mal, kippte vorn über und fiel mit einem donnernden Geräusch zu Boden.
»Ich hab gesagt, hier wird nicht geschrien!«, fuhr Ekko das tote Wesen an.
Die letzten Zuckungen der orkischen Muskeln hatten noch nicht vollkommen aufgehört, da stampfte bereits der nächste Gegner auf Ekko zu, Bolter und Axt wild schwingend.
»Das ist ja hier wie bei einer Priesterschau auf Bastet«, murmelte der Colonel und zog den Abzug erneut durch. »Wenn einer fällt, rückt der Nächste nach.«
Die Laserpistole zischte kohärentes Licht ins Gesicht des Angreifers. Dröhnend prallte das grüne Monster gegen die ausgebrannte Chimäre.
Ekko blieb keine Gelegenheit zum Luftholen. Schon im nächsten Augenblick warf sich ein kleines Wesen auf ihn, umklammerte seinen Kopf und versuchte, sich in seiner Haut zu verbeißen. Die Bewegung kam so unerwartet, dass dem Offizier keine Möglichkeit zu einer ordentlichen Abwehr blieb. Mehr als blind nach dem Xeno zu schlagen konnte er nicht.
In einer Mischung aus Panik und Wut warf sich der Colonel nach vorn, rammte seinen Kopf wieder und wieder gegen das Wrack. Explosionsartige Schmerzen platzten in seinen Schädel.
Die um ihn geklammerte Kreatur zischte und quiekte, kreischte vor Schmerz und ließ ihn los.
Mit einer kräftigen Bewegung packte Ekko den Angreifer, schleuderte ihn über die Schulter zu Boden, zielte und durchlöcherte den Kopf des Xenos mit der Laserpistole.
Grausiges Fauchen erfüllte die Luft hinter ihnen. Siles Flammenwerfer spie loderndes Inferno über die angreifenden Orks, verbrannte ihre Körper im ultraheißen Strahl aus entzündetem Promethium.
Wieder brüllten brennende Angreifer, umhüllt von den knisternden Flammen reinigenden Feuers.
Der Flammenwerfer hustete.
»Kein Promethium mehr«, rief die Sororita knapp, bevor sie einem fast zwei Meter hohen Xeno das Flammrohr mit der schieren Kraft ihrer Rüstung in den Schädel trieb.
Auch Ekkos Waffe war entladen. Mit einer schnellen Bewegung seines Daumens klippte er das Magazin aus der Waffe, griff an sein Beinholster und zog ein neues Magazin daraus hervor.
Unterdessen hatte sich ein weiterer Ork auf Sile gestürzt, war von ihr abgewehrt und gegen die Heckpanzerung des Schützenpanzers geschmettert worden. Knackend brachen Genick und Schädelknochen des Angreifers. Grünes Orkblut spritzte.
Ekko konnte nicht anders, als die mechanisch vervielfachte Kraft der Servorüstung zu bewundern. Für einen Moment lang beobachtete er Leitis Sile dabei, wie sie den riesigen Xeno ohne eine Spur von Erregung, Angst oder Bedauern tötete. Das Nachladen vergaß er dabei vollkommen.
Doch dieser Zeitraum reichte bereits. Ein weiteres Wesen, ein Squig, sprang über den toten Rumpf des Schützenpanzers, ignorierte die tödlich um sich schlagende Menschenfrau und stürzte sich auf den imperialen Colonel.
Ekko, noch immer mit dem Nachladen seiner Waffe beschäftigt, entdeckte den angreifenden Xeno erst im letzten Moment. Mehr als seinen Arm in einer Abwehrreaktion hochzureißen fiel ihm nicht mehr ein.
Doch statt des Aufpralls der zähnefletschenden außerirdischen Kreatur spürte er nur einen kurzen Luftzug, ein scharfes Röcheln der Überraschung.
Vorsichtig richtete er sich auf.
Sile hatte das kleine Wesen ziersicher aus der Luft gegriffen und herumgeschwungen. Nun zerquetschte sie seinen hässlichen Kopf mit ihrer gepanzerten Hand. Orkblut platzte aus dem zermalmten Haupt wie Saft aus einer berstenden Wassermelone.
Die Sororita warf den toten Körper achtlos fort.
Bei der Vorstellung, was Ayle mit ihren Händen bei ihren gemeinsamen Nächten angestellt hatte und dem Wissen, wozu die Sororita ihre Hände zuvor vermutlich noch so verwendet hatte, lief es Ekko kalt den Rücken herunter. Mit einem Mal fühlte sich ein persönliches Körperteil von ihm sehr, sehr krank an.
Er wandte sich auf der Suche nach weiteren Gegnern um, fand aber keine. Alle Angreifer waren tot.
Siles gepanzerter Stiefel zerdrückte gerade den Schädelknochen eines noch zuckenden Xeno, bis dieser mit dem hässlichen Knacken einer brechenden Eischale nachgab. Den Flammenwerfer hatte sie ausgemustert.
»Und nun?«, brummte der Colonel. »Laufen wir zurück?«
Sile wollte etwas erwidern, doch sie kam nicht mehr dazu. Dumpfes, metallenes Stampfen umrundete die ausrauchende Chimäre.
Die Prioris, Ekko zugewandt, weitete die Augen.
Knirschend, mit den schweren, grässlichen Geräuschen schlecht gewarteter Maschinen, verstummte das Stampfen hinter dem Colonel.
Ekko seufzte. »Ich vermute … er steht hinter mir, oder?«
Sile nickte vorsichtig, die stahlblauen Augen unverwandt auf den Angreifer gerichtet.
»Na, fantastisch«, zischte der Basteter. »Und Sie haben nichts, mit dem sie ihn aufhalten können?«
Die Schwester schüttelte den Kopf. Das Gold ihrer Haare funkelte in der hoch stehenden Sonne.
Ekko wollte etwas sagen, doch ihm fiel nichts ein. Diese Ironie, dachte er. Diese unglaubliche Ironie. Der Gott-Imperator hasst mich wirklich.
Resigniert wandte er sich um, nahm den Angreifer in Augenschein. Ein mächtiger Killabot ragte vor ihm in die Höhe.
Schicksalsergeben seufzte der Colonel. »Thron von Terra. Noch so einer von der Sorte.«
Der ekelhaft aussehende Ork-Läufer drehte torkelnd auf die beiden Menschen ein, hob seine Waffen und bereitete sich vor, die verhassten Humanoiden zu vernichten. Wieder einmal nahte das Ende.
»Da muss irgendwo ein Nest sein«, sinnierte Ekko.
Siles Hand legte sich auf seine Schulter. Mit sanfter Gewalt, die er ihr niemals zugetraut hätte, zog sie ihn hinter den Schutz ihrer Servorüstung. Ihr Duft streifte ihn. Es war ein lieblicher, jungfräulicher Duft, wie er ihn auch von seiner Liebe kannte und er konnte nicht anders als daran zu denken, wie er sich in ihren blonden Haaren verloren und an ihrer Brust in den Schlaf gefunden hatte.
Sile hingegen … Natürlich würde ihn die Panzerung der Sororita vor den schrecklichen Waffen des monströsen Ork-Läufers nicht retten können, soviel war klar, dennoch – aus einem unerfindlichen Grund fühlte er sich sicher. Und er konnte nicht einmal erklären, weshalb er in diesem Augenblick kein Unglück spürte.
»Ich werde bei dir sein, Galard Ekko«, versprach die Schwester, das Haupt fest in Richtung des Orkgefährts gerichtet. »So wahr der Imperator mein Zeuge ist, ich verspüre keine Angst.«
Göttliches Licht umstrahlte ihre aufrechte Gestalt.
Der Killabot explodierte in den Farben einer feurigen Blume.
Die Detonation warf Sile und Ekko zu Boden. Plötzlich fühlte der Colonel, dass ihn die Sororita nicht mehr länger festhielt. Trotz seiner Kopfschmerzen rappelte er sich auf und versuchte auszumachen, was den feindlichen Läufer vernichtet hatte. Ein gleißender Lichtstrahl war aus den Tiefen der Steppe gelodert – er kam von keinem der Sentinels.
Direkt vor ihnen, inmitten der wütenden Orks, waren plötzlich zwei flache, tödliche Kettenfahrzeuge aufgetaucht und preschten mit wippender Aufhängung durch die feindlichen Linien.
Grünhäute, die nicht mehr rechtzeitig ausweichen konnten, wurden niedergewalzt und von den mehrere Tonnen schweren Gefährten in den Boden gemahlen.
Ein weiterer Laserstrahl zuckte aus dem vorderen Gefährt und traf einen vorbeitorkelnden Killabot. Der Ork-Läufer zerbarst in der Mitte und versprengte Kleinteile auf das Schlachtfeld.
Über die Explosion gellte lediglich Ekkos irres Lachen: »Jetzt sehe ich Panzer!«
 
Hm, der Beginn war etwas langweilig, aber ok. Dass der Panzer letztlich doch getroffen wurde, war ja keine Überraschung. Für meinen Geschmack wurde zu oft auf die Schwerkraft angespielt (vier, fünf Mal etwa) und Orkblut ist, so dachte ich zumindest, rot und nicht grün.
Aber gegen Ende war sie da, die Komik, die ich an dieser Geschichte liebe. Wenn man sich das bildlich vorstellt, kommt einem erst die Absurdität des ganzen vor Augen. Ich habe den Teil entdeckt, den ich schon vorab als Leseprobe bekommen hatte. Du hattest mir eigentlich wieder Humor versprochen, aber nicht erwähnt, dass du mir die lustigste Stelle (Killabot hinter ihm etc.) als Beispiel gegeben hast.

Ach ja, und sorry, dass es so lange gedauert hat. Ich bin halt ein fauler Hund.^^

(Leute, Leute. Das Kapitel ist zwei Wochen alt und ich bin der erste, der was schreibt? Ihr könnt den guten SMN (ich bin diesen Nickname von dir überhaupt nicht gewöhnt) doch nicht so hängen lassen.)
 
Salve Sarash,

Hm, der Beginn war etwas langweilig, aber ok.

Jop, ich weiß - Das leben eines Soldaten besteht nun einmal aus 90 % Langeweile und 10% Aufregung ... :-D

Für meinen Geschmack wurde zu oft auf die Schwerkraft angespielt (vier, fünf Mal etwa)

Oha? Schande über mich. Ist mir gar nicht aufgefallen.

und Orkblut ist, so dachte ich zumindest, rot und nicht grün.

Öhm - bei mir wars immer grün. Seit Anbeginn der Geschichte.


Aber gegen Ende war sie da, die Komik, die ich an dieser Geschichte liebe.

Denn war das Kapitel ja zu etwas gut :-D

Du hattest mir eigentlich wieder Humor versprochen, aber nicht erwähnt, dass du mir die lustigste Stelle (Killabot hinter ihm etc.) als Beispiel gegeben hast.

Öhm - habe ich? Dann noch mal Asche auf mein Haupt. Dann hab ich wohl zu viel Foreshadowing betrieben http://daisychainrpg.pbworks.com/f/Rushuna13.jpg

(ich bin diesen Nickname von dir überhaupt nicht gewöhnt)

Nein? Oh, so kürze ich SisterMaryNapalm immer ab ...

Alles Vale

SMN ;-D
 
Nach der Begeisterung für das letzte Kapitel war es wirklich nicht schwer für mich, das nächste Kapitel zu schreiben. Da meine Prüfungen und damit auch der Stress nachgelassen haben, habe ich mich bemüht, so schnell wie möglich und effektiv zu schreiben. Ich hoffe, es gefällt!
Vielen Dank an Nakago, der noch mal drübergelesen hat ^^

Viel Spaß beim Lesen ^^
22

Das dumpfe, klirrende Rumpeln nahender Panzerketten versetzte die Umgebung in Aufruhr. Dass zwei schwere imperiale Kampfmaschinen aufgetaucht waren, denen keines der in dieser Schlacht eingesetzten Orkgefährte auch nur annähernd ebenbürtig war, brachte die Schlachtordnung der Xenos – insofern man bei riesigen, grünen Bestien von Schlachtordnung sprechen wollte – vollkommen durcheinander.
Überrascht sprang die Besatzung eines Pikk-Ups ab und floh in wilder Panik. Zwei Killabots, welche die anrückenden Jagdpanzer attackieren wollten, krachten zusammen und gerieten ins Straucheln.
Eine Panzerjägerrakete löste sich, flog in wilden Kapriolen umher und schlug schließlich in das Gefährt ein, das die Rückstoßwaffe abgefeuert hatte.
In einer kräftigen Detonation zerplatzte der Läufer. Rotoranges Feuer stieg in den wolkenlosen blauen Himmel auf.
Als Ekko zurück zur Himmels-Kathedrale blickte, deren unverwüstliche Form markant in die unendliche Weite hinaufreichte, konnte er sich bereits die Gesichter von Carrick, Balgor und den anderen Offizieren vorstellen, welche die Schlacht gebannt verfolgten. Vermutlich erkannten sie gerade mit Schrecken, dass sowohl Ekko als auch die Sororita, die sie zu seiner Rettung ausgeschickt hatten, nicht mit den überlebenden Chimären zurückgekommen waren.
Bei diesem Gedanken machte er sich eine geistige Notiz, noch ein ernstes Gespräch mit Carrick wegen einer gewissen Adepta Sororita zu führen.
Die beiden Panzerfahrzeuge waren inzwischen ein ganzes Stück näher gerückt. Ihre schmalen Ketten fraßen sich durch die vom Kampf aufgewühlte Erde der Steppe, warfen Staub und Steine in die Luft.
Es waren Modelle des Leman Russ-Musters, flache und tödliche Körper, denen man den Kopf abgeschlagen hatte.
Stattdessen diente ein mächtiges Lasergeschütz, links der Längsachse gelegen, als Hauptwaffe des Kettenfahrzeugs.
Destroyer
, schoss es Ekko durch den Kopf. Destroyer-Jagdpanzer.
Neben dem aufragenden Rumpf eines Executioner-Plasma-Panzer war das wohl die schönste Aussicht, die er in diesem Augenblick hätte sehen wollen.
Die unaufhaltsame Lawine aus Stahl schob sich durch die Ebene, rasselte näher und rollte schließlich nahe der abgeschossenen Chimäre aus.
Mit einem kräftigen Ruck kam der schwere Jagdpanzer neben Sile und Ekko zum Halten.
Die Luke des Kommandanten schwang auf. Es dauerte einen Moment, dann lugte ein imperialer Captain daraus hervor, eine Laserpistole zum Zielen eng an den Körper gepresst. Der Mann entdeckte die beiden Menschen, musterte sie kurz, drehte sich dann um seine eigene Achse und suchte die Umgebung nach möglichen Angreifern ab. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass niemand ihn und sein Kommando bedrohte, wandte sich wieder an Ekko und Sile.
»Colonel, Schwester«, begrüßte er die beiden Verlorenen mit dunkler, ruhiger Stimme. »Schön, dass wir noch Überlebende gefunden haben. Wir dachten schon, es wäre zu spät.«
»Oh, wenn Sie Überlebende suchen – da finden Sie noch ein paar mehr in der Hütte da hinten«, erwiderte der Basteter.
Der Panzerkommandant folgte der Geste, besah sich die riesige Kathedrale, die weit über die Ödnis aufragte. Es dauerte einige Sekunden, bevor der Imperiale die Worte des ranghöheren Offiziers verstand. Seine Augen weiteten sich. »Das …«, brachte er fassungslos hervor. »Ich habe das für einen Kalkfelsen gehalten, Sir.«
»Tja – im Grunde … ist er das auch.« Ekko lächelte und zuckte ahnungsvoll die Schultern.
»Und Sie sind?«, fragte Sile mit ernster Stimme. Ihr gepanzerter Körper diente noch immer als Schutzschild für den Colonel, dessen Leben zu retten sie in den letzten Minuten bemüht gewesen war.
»Captain Jaorah Nurin, Schwester«, rief der Captain über das Rumpeln des Motors hinweg. »35. Desposia-Panzerregiment.«
Für einen Moment lang fühlte sich Ekko verloren. Was interessierte die Mörderschwester, welchen imperialen Offizier sie vor sich hatte?
Natürlich, sie würde nun keine Unvorsichtigkeit begehen, nur weil ein vermeintlich imperialer Offizier aus dem gepanzerten Luk eines Destroyers mit ihnen sprach. Zudem – der Mann verbarg sich doch recht gut gegen die Blicke anderer.
Lediglich der Rumpf des Offiziers ragte bis zur Brust aus dem stählernen Körper des Jagdpanzers hinaus.
»Na, Sie fühlen Sie aber nicht gerade sicher, oder?«, rief der Colonel zu dem Offizier, der noch immer die Laserpistole in der Hand hielt.
Der Jagdpanzerkommandant war kurzzeitig verwirrt, dann allerdings fing er sich. »Nein, Colonel. Ich bin nur nicht größer.«
Ekko war noch dabei, sich eine passende Erwiderung zu überlegen, als der Captain wie von einer Tau-Drohne attackiert herumfuhr. Er presste die Kopfhörer, die locker über seinem Kopf hingen, gegen seine Ohren und lauschte der Meldung, dann wandte er sich abermals um. »Herr auf dem Thron«, brachte er hervor.
Sie folgten seinem Blick.
Schnell vorstürmende Läufer und Pikk-Ups näherten sich ihrer Position, wilde Staubfahnen hinter sich herziehend. Bei dem Anblick rutschte ihm das Herz in die Hose.
»Soll ich Sie mitnehmen?«, erkundigte sich der Kommandant, ob der neuen Gefahr kurz angebunden.
Eigentlich war der Colonel versucht, die Einladung dankend abzulehnen, doch ihm blieb nicht einmal die Möglichkeit zu einer Reaktion.
Eine ungeheure Kraft packte ihn und drückte ihn in die Höhe. Mit dem Geräusch eines platzenden Mehlsacks landete er auf dem Fahrzeugheck. Der heiße Motor röhrte unter ihm.
Metall knirschte, als Leitis Sile sich über die Gleiskette am Heck des Destroyers hochzog. Die Sororita beeilte sich, ebenfalls auf das Kampfgefährt zu gelangen und presste den Basteter dann mit dem Gewicht ihrer Servorüstung fest gegen die Panzerung.
»Niemals so eine schwere Frau erlebt«, röchelte er.
»Sind alle an Bord?«, rief der Kommandant.
Ekko nickte, so schwer es ihm unter dem Gewicht der sich festhaltenden Schwester gelang.
Es reichte aber, damit der andere Offizier es erkennen konnte.
»Vorwärts!«, bellte der Kommandant ins Mikrofon seines Kopfhörers.
Der Panzer machte einen heftigen Satz und preschte los.
Mit einiger Mühe verdrehte der Colonel sich den Kopf und sah den zweiten Jagdpanzer neben ihnen auftauchen.
Das Gefährt walzte mit wippender Aufhängung verdorrtes Gras und morsche Äste nieder, als es zu ihnen aufschloss.
Wo hatte sich der Destroyer die ganze Zeit über befunden? Er konnte sich nicht erinnern, den Panzerjäger während seines Gesprächs mit Nurin gesehen zu haben. Als wäre er in Luft aufgelöst gewesen. Vermutlich kam der Funkspruch über die nahenden Feinde von ihm.
Trostlose Ödnis wanderte ihre Flanke entlang, strafte die Welt mit den harten Kontrasten zwischen toter Steppe und dem blauem Himmel, erinnerte einmal mehr an das Schicksal dieser Welt.
Der Regimentskommandeur ballte die Fäuste. Dieses Schicksal hätte sein Schicksal sein sollen. Es hätte!
Sie
hatte es ihm versprochen! Aber nein, nein! Wieder hatten der Imperator, das Universum und die Schwesternschaft der Sororitas sich verschworen, um sein Leben in Unglück und Verzweiflung zu stürzen!
Siles Atem strich warm über seine Haut, ihr Haar wischte über sein Gesicht. Dieses Gefühl hatte er vermisst, seitdem er es vor vielen Jahren zum letzten Mal erlebt hatte.
Allerdings … jetzt, in dieser Situation, mit dieser Frau auf den erhitzten Panzerplatten über dem Motor eines Destroyers liegend vor einem aus wilden, grünhäutigen Bestien bestehenden Feind zu fliehen, das gehörte zu den Dingen, die er nicht als besonders romantisch oder erotisch empfand.
Der Basteter schloss die Augen, atmete tief durch und zwang sich, seine Gedanken zurück in klare Bahnen zu lenken. An der Situation konnte er nichts ändern. Auf jeden Fall im Moment nicht.
Der Panzer machte einen Satz. Ekko schlug mit dem Kopf gegen das Lüftungsgitter des Motors.
Sterne explodierten vor seinen Augenlidern. Schmerzerfüllt verzog er das Gesicht.
»Schneller!«, hörte er Nurin schreien. »Wir müssen noch viel schneller!«
Das Triebwerk des Panzers heulte protestierend auf.
Schneller? Noch schneller?!

Der charakteristische Donnerknall sich schlagartig ausdehnender Luft dröhnte über die Ebene. Eine heftige Explosion folgte. Ein Volltreffer.
»Nach rechts!«, rief der Panzerkommandant.
Der Jagdpanzer ruckte und schwang wild nach links.
Für einige Sekunden kam die Himmels-Kathedrale in Sicht. Sie war bereits ein ganzes Stück näher gerückt und füllte das Sichtfeld des Colonels nun fast vollständig aus.
Die mächtige, unüberwindliche Mauer, die sich kilometerweit aus der tristen Steppe erhob, beruhigte den Colonel ungemein … hätte es da nicht ein winziges Detail gegeben, das Schmetterlinge in seinem Bauch aufscheuchte: Die Tore waren verschlossen.
Beim Barte des Propheten! Das konnte doch nicht wahr sein!
Der zweite Jagdpanzer rauschte an ihrer Seite entlang, schwarze Qualmwolken aus seinen Abgasrohren speiend. Urplötzlich schwenkte das schwere Gefährt herum und stoppte unvermittelt.
Soweit er konnte, verrenkte sich der Basteter unter Siles Rüstung Kopf und Augäpfel, um zu sehen, was dann geschah.
Ein gleißender Lichtstrahl, begleitet vom satten Schlag sich jäh ausdehnender Luft, schoss in Richtung der verfolgenden Orks. Explosionsdonner rollte über die Ebene.
Dann nahm der Jagdpanzer wieder Fahrt auf und verschwand nach hinten aus dem Sichtfeld.
Eine Reihe Granateinschläge in ihrer Nähe verschluckte die ersten Momente von Ekkos nächstem Ausbruch hysterischer Freude. »Das nenn‘ ich ein Laserlicht!«
Sie passierten das Wrack eines abgeschossenen Sentinels. Eines der Beine war durch schwere Treffer abgerissen und fortgewirbelt worden, was die gesamte Maschine zerstört hatte. Bei der Erinnerung daran, dass er beim letzten Mal nur noch vier von neun Sentinels gezählt hatte, richtete sich der Colonel alarmiert auf und versuchte, sich umzuwenden. Wie viele Läufer mochten sie wohl verloren haben? Maryan – thronverdammt!
Er versuchte, einen Blick hinter den Destroyer zu werfen, aber eine unüberwindliche Kraft zwang ihn, sich zurück auf die erhitzte Oberfläche des Kühlgitters zu ducken.
Zähneknirschend wandte der Regimentskommandeur den Kopf … und blickte direkt in Leitis Siles Gesicht.
»Colonel«, hauchte ihn die Sororita an. Ihr Blick hatte etwas Sonderbares – etwas, das ihn an ein paarungsbereites Eichhörnchen denken ließ. Der feuchte Schimmer in ihren Augen war nicht zu übersehen.
»Prioris«, erwiderte er vorsichtig. Das war nicht gut. Er würde sich jetzt sicherlich nicht von ihr anhimmeln lassen. Nicht von so einer Mörderschwester.
»Colonel, Sie sind ein wahrer …«
Der Destroyer machte einen scharfen Satz. Sile brach ab.
Vor ihnen bellte der Panzerkommandant scharfe Befehle, fuchtelte aufgeregt mit seiner Waffe.
Wildes Brüllen mischte sich unter die Motorengeräusche des Panzerjägers.
Sile und Ekko wandten sich gleichermaßen um. Ein Pikk-Up raste an der Flanke des Destroyers entlang. Lärmende, grünhäutige Bestien hatten sich an der Seite des Fahrzeugs versammelt, bereit zum Sturm auf den imperialen Panzer.
»Keine Sorge, die wollen nur spielen«, murmelte Ekko. »Sprechen Sie ruhig weiter. Ich höre Ihnen gerne zu.«
Ein neuer Stoß erschütterte den Panzerjäger. Sile erhob sich, ließ ihr Gewicht von ihm fallen. Dass sie ihn dabei nicht einmal beachtete, ärgerte ihn irgendwie.
Mit Siles Gewicht verlor der Colonel auch den Halt. Schwerelosigkeit griff nach ihm. Im letzten Moment schaffte er es, seine Finger in dem wuchtigen Lüftungsgitter des Motors zu verankern und sich mit Mühe und Not auf dem wild bockenden Destroyer zu halten.
Nur einen Augenblick später prallte er mit aller Wucht zurück auf die Panzerung des Fahrzeugs. Luft explodierte aus seinen Lungen, in seinem Kopf kochten Schmerzen auf.
»Verdammter Mist!«, stöhnte er und wandte sich um. Sile war fort!
Ekkos Herz schlug in wildem Entsetzen. Die Sororita war doch nicht vom Panzer gefallen?! Thronverdammt, wo war sie?
Auch, wenn er die Schwestern fürchtete und sie hasste wie sonst nichts im Universum, so war sie doch wegen ihm hier draußen. Und dass eine Schwester starb, weil sie ihn rettete, das hätte er sich nie vergeben können. Vor allem nicht, weil er sich jeden Tag daran erinnern würde.
Das Triebwerk des Destroyers heulte auf, das Fahrzeug glitt nach rechts, so als würde es über eine Eisfläche rutschen. Die traurigen, verbrannten Überreste einer abgeschossenen Chimäre rauschten links an ihnen vorbei nach achtern.
Nurin in der Kommandantenluke wurde heftig umhergeworfen. »Verdammt!«, rief er aus. »Ves! Nicht so hart! Wenn uns die Kette abspringt, dann sind wir verloren!«
Ein neuer Mündungsknall schallte in die Trostlosigkeit der Steppe. Der Panzerkommandant drehte sich um. Er warf einen kurzen Blick zu Ekko, wirkte für einen Moment irritiert, da Sile verschwunden war, dann wurde seine Aufmerksam bereits von einer neuen Meldung in seinen Kopfhörern eingenommen.
Eine heftige Explosion platzte aus dem Nichts, sprang unter den Rumpf des Destroyers und ließ das Fahrzeug einen Satz machen. Schwarzer Qualm hustete schwer zwischen den Laufrollen und unter dem Heck des Jagdpanzers hervor. Die Turbine des Fahrzeugs heulte protestierend. Nurin, vom Schlag der Detonation betäubt, rutschte in das Innere des Panzerjägers zurück.
Einen Moment lang glaubte Ekko wirklich, der Destroyer sei getroffen worden und würde im nächsten Augenblick in Flammen aufgehen.
Erinnerungen an seine Fahrt mit der Chimäre kochten hoch. Insgeheim bereitete er sich darauf vor, im nächsten Moment von einer Stichflamme geröstet, einer Detonation in die Luft gesprengt oder vom Panzer geschleudert und zerquetscht zu werden.
Wäre es nach ihm gegangen, er hätte Möglichkeit drei gewählt. Es wäre nur gerecht gewesen.
Doch wieder einmal betrogen ihn der Gott-Imperator und das Universum um seine Wahl.
Mit kreischendem Triebwerk, quietschenden Ketten und dem bedrohlichen Knirschen von Metall fand der Destroyer seine Spur wieder.
Der Fahrer beschleunigte sein dröhnendes Gefährt und setzte über eine Unebenheit hinweg.
Ekko blieb nichts anderes übrig, als sich fest an das Lüftungsgitter zu krallen und weiter nach Sile Ausschau zu halten.
Seine Ohren brannten von dem Lärm, der von überall auf ihn eintrommelte.
Langsam, zögerlich und schwankend tauchte der Jagdpanzerkommandant in einer Wolke aus Qualm aus seinem Luk auf. Er schüttelte sich, hustete verkrampft in den Rauch und fing dann an, mit kratziger Stimme Befehle in sein Mikrofon zu brüllen.
Der zweite Destroyer röhrte an ihrer Flanke entlang, stoppte und fuhr herum. Ein heißes Rauschen drang an Ekkos Gehör, dann blies das Hauptgeschütz gleißendes Licht in die Steppe. Der scharfe Knall schnell expandierender Luft schepperte in den sonnigen Himmel.
»Alles in Ordnung?!«, rief der Colonel zu Nurin hinüber.
»Alles in Ordnung«, bellte dieser zurück. »Nur ein wenig luftig um die Füße.« Er machte eine horizontale Bewegung mit der Hand. »Irgendetwas ist unter der Wanne explodiert.«
Ekko verzog das Gesicht und wandte sich ab. »Ach, wirklich«, murmelte er resigniert. Ob er ohne Nurins helfende Bemerkung auf diesen Gedanken gekommen wäre?
In derselben Sekunde entdeckte er Leitis Sile. Das Herz rutschte ihm in den Unterleib.
»Sie hat doch nicht …«, brachte er fassungslos hervor.
Doch, sie hatte.
Sile hing an der Seite des Pikk-Ups, eine Hand ihrer ehernen Rüstung in den schlecht geschweißten Stahl der Seitenpanzerung gekrallt.
Mit der anderen zog sie gerade einen wild gestikulierenden Boy von der offenen Ladefläche des Transporters.
Fassungslos verfolgte Ekko, wie der kräftige Xeno vollkommen erschüttert und mit einem entsetzten »Warrrgh« über die Brüstung des Truppenraums segelte, unter den Pikk-Up fiel und einen Herzschlag später plattgewalzt wurde.
Siles goldenes Haar flatterte wild im Wind, als sie sich mit einem kräftigen Stoß über die Brüstung katapultierte und im gleichen Atemzug einen weiteren Ork aus dem Truppenraum trat.
Eine Panzerjägerrakete donnerte heran.
»Nach links!«, schrie Nurin, die Augen auf den nahenden Flugkörper gerichtet.
Der Panzer zögerte eine Sekunde, dann brach er nach links aus. Mit einem Geräusch der Überraschung verlor Ekko den Halt unter seinem Körper, rutschte über das Lüftungsgitter.
Er glaubte bereits, sich im nächsten Moment wild segelnd in der Luft wiederzufinden, als ein scharfer Ruck durch seinen Körper schoss. Sein Hände verkrampften sich erneut um das Gitter, verhinderten seinen Fall auf das fast einen halben Meter tiefer liegende, glühend heiße Steuerbordabgasrohr oder seinen Sturz von Bord. Schmerz explodierte um seine verspannten Arme, trieb ihm die Tränen in die Augen.
Sile verlor er aus dem Blickfeld. Aber wenn er sich daran erinnerte, wie heftig die Schwester bisher in seinem Leben gewütet hatte, dann war es kein Problem, sich vorzustellen, wie die Orks von ihr überrannt wurden.
Die Rakete verfehlte den Zerstörer um einige Meter, schlug in die leblose Ödnis. Detonationsdonner rollte über die Ebene.
»Richtschütze: neues Ziel! Auf fünf Uhr, Entfernung circa fünfhundert, feindlicher Transporter – Feuer frei!«, bellte Nurins Stimme bitter gegen den Sturm des Panzertriebwerks, den heißen Wind, der das Fahrzeug umstrich. »Festhalten«, fügte er, an Ekko gewandt, hinzu.
Der Destroyer jaulte, verschluckte sich und schwang herum. Die Bewegung kam so unerwartet, dass Ekko erneut wegrutschte. »Beim Barte des Propheten«, presste er angestrengt hervor.
Im Bruchteil einer Sekunde kam das Fahrzeug zum Halten. Zwei Herzschläge vergingen.
»Feuer«, hörte er Nurin sagen. Es klang nicht wie ein Befehl.
Der Jagdpanzer atmete tief ein, ein scharfes, heulendes Seufzen des Motors, dann donnerte das Echo plötzlich erhitzter Luft über die Ebene. Das Fahrzeug erschütterte – weniger aufgrund des Geschützrückschlags (warum das so war, wusste Ekko nicht), als vielmehr aufgrund der Druckwelle, die sich um das Fahrzeug herum ausbreitete. In seine Gehörgänge platzte der Schmerz eines mächtigen Überdrucks. Erschrocken presste er die Hände auf die Ohren. Ein entsetzter Schrei befreite sich aus seinem Körper.
Staub wirbelte auf, hüllte den Panzerjäger ein und bahnte sich ihren Weg durch Ekkos Uniform. Kratzender Sand setzte sich auf seiner Haut fest. Sein Kopf fühlte sich an, als sei er von einer Sororita durch den Panzerhandschuh in ihre Servorüstung gezogen worden. Die plötzliche Erinnerung an eine von Balgors Metaphern mit einer vollbusigen Schwester schob sich in seine Gedanken.
Unter ihm beschleunigte das imperiale Kampffahrzeug, schwenkte herum und nahm wieder Kurs auf die Himmels-Kathedrale.
Für eine Weile gestattete es sich Ekko, die beruhigende Sicht auf die gewaltige Makrokathedrale zu genießen, während er den Schmerz aus seinen Gehörgängen weichen ließ.
Wäre es nach ihm gegangen, er hätte sich im Anblick des Bollwerks verloren, ihre schlanken Türme und die aufragende Felsnadel ihres Zentrums bewundert, die Stärke und Ausstrahlung ihres Körpers bestaunt.
Wäre es nach ihm gegangen, er hätte sich zurückgelehnt, das Gaspedal durchgetreten und wäre mit dem Panzer voll in die Außenmauer des Bauwerks gerammt.
Aber natürlich scherten sich der Imperator und das Universum einen Ork um das, was Galard Ekko sich wünschte, was er begehrte und was ihm das Liebste war.
Sie hatten es oft genug bewiesen.
Unverständliche Warnlaute des Panzerkommandanten drangen an sein Ohr, rissen ihn aus seinen Gedanken und zwangen ihn, sich auf die nahende Gefahr zu konzentrieren.
Zu spät! In dem Moment, als Ekko aufsah, konnte er nur noch ungefähr ausmachen, was da aus der Einöde der Steppe herangeschossen kam.
Der Pikk-Up raste auf den Destroyer zu, rammte das Kettenfahrzeug und schrammte an dessen Seite entlang. Funken sprühten, als die beiden Fahrzeuge ihre Kräfte maßen. Tote Orks hingen zerfetzt über dem Rand des Truppenraums, starrten den Colonel aus den grausigen Überresten ihrer Gesichter an. Sile hatte ganze Arbeit geleistet.
Die verlorene Schrottkarre der Xenos drehte nach rechts ab, raste in gerader Linie davon. Nur einen Augenblick später kollidierte sie mit dem neben ihnen entlangdonnernden Destroyer.
Das Ork-Gefährt platzte regelrecht von der Frontpanzerung des imperialen Kampffahrzeugs, wirbelte durch die Luft und prallte schließlich auf die Erde, nur um wenige Sekunden später von den Gleisketten des Jagdpanzers zerrissen zu werden.
Sile landete neben Ekko auf der Heckpanzerung, als sei sie gerade aus dem Himmel gefallen. Die Schwester war über und über mit grünlichem Orkblut bespritzt. In ihrem hübschen Gesicht fanden sich Schnitte und Prellungen und ihr goldenes Haar war von Striemen roten und grünen Blutes verklebt.
Der bereits rötlich verfärbte Waffenrock um die Hüften ihrer Servorüstung hatte ebenfalls eine ordentliche Menge Blut aufgesogen.
»Herr auf dem Thron, wie sehen Sie denn aus?!«, rief der imperiale Colonel der Schwester zu, die nicht einmal außer Atem zu sein schien. Einen Tonfall der Zerknirschung in seine Stimme zu legen, fiel ihm dabei nicht einmal schwer.
Sile bedachte ihn mit einem überlegenen Blick aus ihren stahlblauen Augen, dann blies sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Schon Sebastian Thor schrieb: Wer wahren Dienst am Imperator erfüllt, ist nicht in feines Tuch gehüllt.«
Der Destroyer heulte zustimmend, setzte über eine Unebenheit hinweg und schüttelte sich (vermutlich vor Lachen über den dummen Gesichtsausdruck eines bestimmten imperialen Colonels). Der Fahrer reduzierte die Leistung.
»Na«, brummte der Basteter mit einem Blick auf den verschlossenen Eingang zur Himmels-Kathedrale gedankenverloren, »Wenigstens er kann darüber lachen.«
Die Prioris sah sich verwirrt und ob des Frevels erregt um. »Häretiker?!«
»Nein«, seufzte der Colonel und ließ seinen Kopf in ehrlicher Verzweiflung auf das Gitter sinken. »Ein Panzer. Vergessen Sie es einfach.«
Den finsteren Blick der Prioris ignorierte er einfach.
Sie passierten die ersten der bereits geräumten Schützenlöcher. Es war Ekko weder aufgefallen, dass seine Leute die Vorposten geräumt hatten, noch dass der Destroyer bereits so weit gekommen war.
Jetzt allerdings zwang sich ihm die schiere Größe des unbezwingbaren Bollwerks der Ekklesiarchie zurück ins Gedächtnis. Als er aufsah, konnte er Waffen und Köpfe sehen, die über die steil aufsteigende Außenmauer der Kathedralenstadt reichten.
Vor ihnen geriet die Welt in Bewegung.
Die mächtigen Tore der Außenmauer schoben sich langsam, unter dem Knirschen schwer beanspruchter Motoren, auf. Sand platzte aus der mahlenden Maschinerie, die sich gleich einem gewaltigen Maul langsam öffnete, um die beiden nahenden Fahrzeuge zu verschlingen.
Ekko riskierte einen Blick hinter sich, sah dort allerdings nur den zweiten Destroyer anrollen. Hatten sie wirklich alle feindlichen Fahrzeuge vernichtet?
Einen genaueren Blick erhaschen konnte er jedoch nicht mehr, denn die maschinell verstärkte Kraft Siles presste ihn nur kurz darauf zurück auf das eherne Gitter.
Der Jagdpanzer rasselte zwischen den mächtigen Torbögen hindurch, zwischen denen sein Echo gleich einem Sturm aus Lärm über die Passagiere hinweg fegte. Direkt hinter dem mächtigen Eingang befahl Nurin einen Schwenk nach rechts. Mit dem Geräusch eines sterbenden Raubtiers rollte der Destroyer langsam aus.
Erst, nachdem das Kettenfahrzeug zum Halten gekommen war, ließ Sile den imperialen Colonel los. Dieses Mal jedoch blieb Ekko liegen und gab sich für eine Weile dem Kopfschmerz hin.

***

So still, wie Schlacht vor der Himmels-Kathedrale begonnen hatte, endete sie auch.
Bis auf das Grummeln der laufenden Panzermotoren war kein Laut zu hören, als Enforcer eins und zwo innerhalb der mächtigen Außenmauern des imperialen Bollwerks zum Halten kamen.
Es dauerte nicht lange, da begann sich eine Traube um die beiden Panzerfahrzeuge zu bilden. Soldaten, Sanitäter und Munitorumsangestellte strömten herbei, näherten sich ehrfurchtsvoll den mächtigen Kampfmaschinen, die wie Geister aus dem Ödland der Steppe materialisiert waren. Gleich den himmlischen Schlachtrössern, auf denen der Imperator, die Heilige Bastet an seiner Seite, zu ihnen herniederritt und sie in den Kampf gegen die Xeno-Bestien führte.
Die Schrecken der furiosen Schlacht vor der Toren der Makrokathedrale waren für eine Weile vergessen, als die Menschen ergriffen ihre Hände reckten, die stählernen Ungetüme zu berühren versuchten.
Knirschend und quietschend schoben sich die Einstiegsluken der Fahrzeuge auf, entließen die Besatzungen aus dem glühenden Inneren der stählernen Rümpfe.
Jaorah Nurin hob die Kopfhörer von seinen Ohren und ließ sie auf die dafür vorgesehene Halterung im Kampfraum fallen. Danach löste er das Kehlkopfmikrofon von seinem Hals und hängte es ebenfalls auf.
Gerade eben hatte er den Befehl gegeben, Enforcer eins zu räumen und das Fahrzeug nach den anstrengenden Stunden, die sie im Innern verbracht hatten, zu entlüften.
Dass es in der schweißtreibenden Hitze des Tages unmöglich war, dem Panzerjäger Kühle zuzuführen, wusste er. Aber mehr als es versuchen konnte er nicht. Und die Besatzung befand sich nun seit vier oder fünf Tagen bereits ununterbrochen im Fahrzeug.
Er hatte von Panzerbesatzungen gehört, die lange genug im Gefecht gewesen waren, damit sie mit ihren Geschützwagen verschmolzen und zu einem untrennbaren Teil von ihnen wurden. Das wollte er seinen Männern wirklich nicht zumuten. Vor allem wollte er es sich nicht selbst zumuten.
Er sah, wie Ves und Redek aus dem Innern des Destroyers krochen, vollkommen steif von der unbequemen Position, in der sie mehrere Tage lang verharrt hatten.
Doch kaum waren die beiden Mitglieder seiner Mannschaft dem rollenden Sarg entkommen, da wurden sie bereits von dutzenden Händen begrüßt, die sich ihnen entgegenstreckten, sie willkommen hießen. Dankesgebete und Litaneien erhoben sich als ein Chor hunderter Stimmen, priesen die Heiligen des Imperators, die gekommen waren, um sie alle zu retten.
Enforcer zwo erlebte eine ähnlich euphorische Begrüßung. Rand und seine Männer schafften es nicht einmal, aus dem Destroyer auszusteigen. Tatsächlich hob die begeisterte Menge die Imperialen regelrecht aus den Zugängen ihres Fahrzeugs.
Nurin atmete tief durch, dann schwang er sich selbst aus dem Kommandantenluk ins Freie und begann seinen Abstieg über den Rumpf des Destroyers.
Ähnlich wie die meisten Leman Russ-Baumuster besaßen auch Enforcer eins und zwo keine Trittleitern, über welche die Besatzung an den Flanken des Gefährts herabsteigen konnte – und aus einer Höhe von etwa dreieinhalb Metern zu springen gehörte wohl zu den dümmsten Dingen, die sich Jaorah Nurin vorstellen konnte. Er hatte es einmal probiert, während seiner Anfangszeit in der Panzerarmee von Desposia. An den dreiwöchigen Lazarettaufenthalt und die anschließende disziplinare Würdigung, die er für seinen ‚außerordentlichen Beweis immenser Befähigung’ erhalten hatte, dachte er ungern zurück.
Und wenn er eine Sache daraus gelernt hatte, dann zumindest, dass man nie unüberlegt von einem hohen Objekt springen sollte. Man konnte nie wissen, welche Beschaffenheit der Boden besaß.
Also blieb ihm eigentlich nur der Weg über die heckwärts abfallende Gleiskette, um vom Rumpf des Panzers auf den Boden zu gelangen.
Die meisten Panzerbesatzungen misstrauten dieser Art des ‚Ausbootens‘, da die Panzerketten in ihrer Breite nicht einmal einen Meter maßen, man aufgrund des Kettenprofils nicht wirklich guten Halt darauf fand und zudem auch noch sehr exponiert gegenüber Angriffen war.
Im Grunde teilte Nurin die Meinung seiner Kameraden, in diesem Falle allerdings stellte der Weg die beste Alternative zu der Kletterpartie im Destroyer dar, die er im Falle eines Ausstiegs durch die Seitenluken hätte vollführen müssen.
Und sich geschwind durch den überhitzten Kampfraum des Panzers zu wringen, seinen Körper zu verbiegen und dann noch auszusteigen, das hätte er in seinem Zustand höchstwahrscheinlich schon nicht mehr hinbekommen.
Mit vorsichtigen Schritten, unter den Einschränkungen seines verkrampften Leibes, begann er den langsamen Abstieg über die steile, vom Sand angekratzte Gleiskette. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, die er von den erwartungsvollen Blicken der Anwesenden verfolgt wurde.
Kaum hatte er die Greifhöhe der Menschenmasse erreicht, ging es plötzlich ganz schnell. Eine nicht näher bestimmbare Kraft zog ihn von den Füßen, stieß ihn von der unsicheren Treppe der Gleiskette.
Nurin konnte nur noch mit den Armen rudern, so sehr überraschte ihn der Angriff.
Er glaubte, gleich mit dem Kopf oder dem Körper auf den Boden zu prallen und er wusste, dass er dagegen nichts würde ausrichten können. Dafür war er im Augenblick einfach zu langsam.
Der Gedanke hatte sich noch nicht vollständig in seinen Hirnwindungen ausgebreitet, als er auf ein weiches Meer aus Händen fiel. Eine Woge menschlicher Energie trug ihn in Windeseile vom beruhigenden Schutz Enforcer eins‘ fort.
Dieser Empfang … dieser großartige Empfang nach den schrecklichen Tagen brutaler Schlacht. Diese Verehrung, als wenn sie ihn für einen göttlichen Krieger hielten, gesandt vom Imperator, um ihnen zu helfen.
Er empfand … er konnte nicht sagen, was er empfand.
Hände griffen nach ihm, versuchten, ihn zu berühren. Er spürte feste Griffe, Schulterklopfen, irgendwer drückte ihn.
Es war fantastisch.
Doch so sehr ihn die Anbetung auch überwältigte, in seinem Hinterkopf focht eine leise, hilflose Stimme gegen Verzweiflung, die sich zielsicher ihren Weg durch seinGedächtnis bahnte.
Er erinnerte sich an die schrecklichen Sekunden der Erkenntnis, als Enforcer drei vor seinen Augen mächtige Flammen in das Dunkel der Nacht spie, ganze Teile der schweren Panzerung des Leman Russ fortwirbelten und der gewaltige Plasma-Panzer langsam ausrollte.
An die Momente, in denen er begriff, dass die Besatzung seines dritten Kampffahrzeugs verloren war und er sich darauf konzentrieren musste, seine beiden verbliebenen Einheiten aus der Todeszone zu schaffen.
An die Augenblicke, in denen die Entscheidungsschlacht verloren ging und die gesamte Armee General Iglianus‘ eingeschlossen wurde.
Er erinnerte sich an die Panik, das heillose Chaos, als die Orks die Flanken des 41. Borodian durchstießen und sich urplötzlich im Rücken der imperialen Streitmacht befanden.
Er roch noch immer den Angstschweiß der Männer, die die beiden Panzer durch den feindlichen Mob navigiert hatten, um der brutalen Kesselschlacht zu entrinnen.
Und er fühlte nach wie vor die Belastung der vier Tage, die er unentwegt in seinem Kommandositz in der brütenden Hitze des stählernen Sargs verbracht hatte, eingepfercht in die wenigen Zentimeter Spielraum, die ihm neben der glühend heißen Batterie des Lasergeschützes, dem dröhnenden Motor und den vielen Kontrollen des Fahrzeugs noch blieben.
Ein sanfter Ruck ging durch die Menschenmenge. Plötzlich fand Nurin wieder festen Boden unter seinen Füßen.
Seine Beine zitterten und Adrenalin schoss durch seinen Körper, dennoch schaffte es der Panzerkommandant, stehenzubleiben und zu seinen übermannten Panzersoldaten zu blicken.
Sie waren umringt von Männern des Munitorums, Zivilisten eines Armeetrosses und Infanteristen.
Der Captain zog die Augenbrauen zusammen. Die Infanteristen …
Unauffällige Steppentarnkampfuniformen, olivfarbene Armaplast-Rüstungen … wo hatte er diese auf unbekannte Weise vertraute Kombination schon einmal gesehen?
Nurin dachte angestrengt nach, doch durch die Strapazen der Kesselschlacht waren alle seine Gedankengänge gelöscht, zumindest jedoch so fokussiert worden, dass er sich nicht daran erinnern konnte.
Eher unauffällig warf er einen Blick auf das Schultersiegel des ihm nächsten Bodenkämpfers – eine stilisierte Heilige, welche die Arme erwartend in den Himmel streckte – und versuchte zu lesen, was ihn bereits die ganze Zeit über beschäftigte.
Die Regimentszahl selbst konnte er nicht erkennen, den Namen nach einiger Mühe schon.
Sela?
Seha?Sera … Sera!
In diesem Augenblick fiel ihm der komplette Name des Regiments wieder ein: 512. Sera von Bastet!
Adrenalin kochte in ihm hoch, brachte ihn zurück auf den Alarmstatus, den er seit nunmehr fünf Tagen aufrechterhielt. Er ballte die Fäuste.
Verdammt! Verdammt! Thronverdammt!, fiel es ihm wieder ein. Seine letzte Begegnung mit den Steppentarnuniformen war gewesen, als das Regiment vom Rest der vorrückenden Armee getrennt wurde, um eine – eben diese – Basis aufzubauen und in Betrieb zu nehmen.
Und im gleichen Augenblick sprang ihm auch der Name des Regimentskommandeurs zurück ins Gedächtnis
»Galard Ekko, 512. Regiment Sera von Bastet III.«
Genau – der Name lautete … Ekko. Dieser Mistkerl!
»Jaorah Nurin, Jagdpanzerschwadron 154, 35. Desposia-Panzerregiment«, antwortete er dem Offizier und legte die Hand zum Salut an die Stirn. Man salutierte dem Rang, nicht dem Mann.
Nur musterte den Colonel, dessen verdreckte Steppentarnuniform etwas fehl an seinem Körper zu sitzen schien. Ekko war nicht sonderlich groß, von normaler Statur und wirkte verwirrt. Auf jeden Fall erweckte er diesen Eindruck auf Nurin. Seine Haare standen ihm zerzaust vom Kopf ab, die braunen Augen wirkten abwesend, starrten irgendwo in eine ferne Leere.
Das also war Colonel Ekko, der Irre, dessen Regiment diese ganze Katastrophe erst initiiert hatte. Sein Aussehen entsprach Nurins Vorstellung.
Es hatte bis kurz vor die entscheidende Schlacht gebraucht, bevor er schließlich hinter die gesamte Dramatik dieses imperialen Vormarsches gekommen war. Bis er endlich Galard Ekko als Urheber des Schreckens identifizieren konnte. Er hatte sich ein Bild von Ekko gemacht, ein umfassendes Bild, was im Grunde gar nicht seiner Philosophie als Jagdpanzerkommandant entsprach, da er Ekko nicht persönlich kannte. Er hatte sich intensiv damit beschäftigt, was er mit Ekko tun würde, wenn er den Grauen des Krieges entkam.
Und nun stand er hier, eingeschlossen in dieses gewaltige imperiale Bollwerk – und seine einzige Möglichkeit zu Überleben … stellte eben jener Colonel dar, den er vor wenigen Tagen noch hatte richten wollen.
Doch nicht nur das. Er hatte den Mann und seine Sororita auch noch gerettet! Direkt aus der leblosen Steppe dieser toten Welt.
Der Imperator besaß schon einen eigenartigen Humor.
Hätte Jaorah Nurin diese Informationen früher besessen, seine Entscheidung bezüglich Galard Ekko wäre anders ausgefallen.
Er hätte nicht gebremst und angehalten. Er hätte sich nicht in die Gefahr begeben, die Luke zu öffnen, auszusteigen und sich für den Feind zu exponieren.
Er hätte die beiden Menschen nicht gerettet und sie aufgefordert, sich an Bord seines Destroyers festzukrallen, um sie so schnell wie möglich aus dem Schussfeld zu bringen.
Nein, er hätte Ves befohlen, Gas zu geben, zu beschleunigen und die Mistsäue einfach zu überrollen.
Aber dafür war es jetzt zu spät. Nun stand er hier, inmitten der gewaltigen Feste dieses ekklesiarchischen Palastes, zusammen mit hunderten anderen Menschen, die vermutlich alle unter dem Kommando von Colonel Ekko standen.
Es blieb ihm also nichts anderes übrig, als der unbestreitbaren Ironie der Situation ins Auge zu blicken und sie zu akzeptieren.
Schließlich musste man Ekko auch zugestehen, dass sein Irrsinn gerade den letzten Strohhalm für die Überlebenden des Massakers an Iglianus Armee bedeutete.
Er entschied, am besten gar nicht über den Colonel und dessen Taten nachzudenken.
»Verdammt gute Arbeit, die Sie da draußen geleistet haben«, riss ihn der Basteter aus seinen Gedanken. »Also, ganz ehrlich – wenn Sie jetzt noch einen Plasma-Russ mitgebracht hätten, dann wären Sie mein Held des Tages geworden.«
»Tut mir leid«, erwiderte der Jagdpanzerkommandant gezwungen ruhig. Noch so eine Sache, über die er im Augenblick nicht wirklich nachdenken wollte. »Enforcer 3 ist durch einen Direkttreffer ausgeschaltet worden.«
»Tja«, seufzte Ekko enttäuscht. »Man kann nun einmal nicht alles haben.«
Das stimmt
, fügte Jaorah Nurin in Gedanken an.
 
Ja, normalerweise 5% - du musst aber bedenken, dass diese Jungs Colonel Ekko als Vorgesetzten haben ;-D Das sind noch mal 5% extra Action.

Heute Abend hab ich Kopfschmerzen...
Kopfschmerzen? Da hab ich was für Sie! (Wir wissen natürlich nicht, was dieser freundliche Inquisitor empfiehlt ...)

Hab Spaß beim Lesen^^

Alles Vale

SMN