So geht es seit Menschengedenken.
Nur ist es so das der Mörder/Triebtäter/what ever zuerst sich an der Gesellschaft vergangen hat. Damit hat er jeglichen Schutz durch sie verwirkt.
Ist doch ganz einfach.
[...]
Klar Rache und Gerechtigkeit sind der Ursprung dieser Art der Bestrafung.
Aber genau das ist das, was eben in der im Moment gültigen Rechts (und hoffentlich auch Moral-)ordnung nicht möglich ist. Denn sein Recht auf Leben kann nunmal keiner verwirken.
Wenn du nun dafür sorgen möchtest, das so etwas möglich ist, dann müßtest du aus meiner Sicht erstmal postullieren, warum du (oder der Richter im Namen der Gesellschaft) entscheiden kann, wer zu welchem Zeitpunkt seine Menschlichkeit verwirkt hat. Und ich bezweifle, das diese Definition allgemeingültig getroffen werden kann (Mal provokativ gefragt: Hätte man einen Staufenberg erschießen sollen, wenn sein Attentat auf Hitler funktioniert hätte?). Denn dann müßte man eben postullieren, dass das Recht auf Leben von der Gesellschaft ausgegeben wird und nicht von Geburt an da war. Denn nur dann kann die Gesellschaft dieses auch wieder nehmen. Mal als provokante Frage, für die Leute, die zustimmen, das die Gesellschaft das Menschenrecht ausgibt: Unter der Annahme, man würde mitten im Urwald eine unberührtes Volk von Menschen entdecken, dürfte man die dann als Arbeitssklaven nutzen? Denn sie waren ja nie Teil der Gesellschaft und haben somit nie das Menschenrecht erhalten...
Zweite Frage: Was ist für dich Gerechtigkeit? Auge um Auge? Muß dann eine Gesellschaft einen Menschen, der 10 andere auf dem Gewissen hat, dann auch 10 Mal töten? Denn ansonsten wäre das ja nicht gerecht im Vergleich zu dem, der "nur" einen Menschen umgebracht hat...
Meiner Meinung nach muß eine Rechtsprechung auf jeden Fall weg von der Idee der Rache (und bei Kapitalverbrechen auch von der Idee der Gerechtigkeit, so seltsam es klingt) wegkommen. Mal von meiner persönlichen Einschätzung abgesehen, das Rache etwas höchst primitives darstellt, so sollten wir im Laufe der Geschichte docher gemerkt haben, das wir wesenltich weiter kommen, wenn wir uns nicht auf Rache, sondern eher auf Resolzialisierung konzentrieren. Kapitalverbrechen (Mord etc.) sind mMn derart schrecklich, das es hierfür keine Gerechtigkeit geben kann. Hier sollte man aus meiner Sicht versuchen, die GEsellschaft vom Täter zu trennen und erst bei geringer Rückfallgefahr (vollständige Sicherheit gibt es nur in LiLaLauneLand) diese wieder der Gesellschaft zuzuführen.
Allerdings möchte ich bevor ich auf die Fragen des Threats antworte auf einen Beitrag eingehen, der mMn zu wenig Betrachtung gefunden hat:
Sohn des Khaine schrieb:
Sieht man sehr schön bei Situationen wie Ehrenmorden: aus dem Blickwinkel der Täter ist sowas moralisch u.U. richtig, aus unserem moralisch falsch. Welche Moral hat jetzt recht?
Alleine dieses recht einfache Beispiel zeigt doch, das Moral zwar immer den Anspruch hat, Wegweiser für richtiges Handeln zu sein, jedoch keine absoluten Inhalte hat. Deshalb finde ich die Begrüßung der Todesstrafe (bzw. dem dahinter stehenden Motiv der Rache) mit dem Argument, es sei nunmal schon immer so gewesen auch recht dünn.
Ich denke wir sollten uns einige prinzipielle Axiome definieren und dann versuchen um diese herum unsere Moral aufzubauen.
Meine Axiome wären:
1) Alle Menschen sind von Geburt an gleichwertig.
2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.
3) Handle stets so, das die Maxime deines Handelns Grundlage für das Zusammenleben einer Gesellschaft sein könnte
Zu der Geschichte mit der Flugzeugentführung möchte ich noch ein kleines Detail anmerken:
Ich weiß erst hinterher, ob der Entführer das Flugzeug als Bombe einsetzen will oder nicht. Das heißt, der Befehl des Abschusses wirft noch ein ganz anderes Problem auf: Ich muß nicht X + Y gegen X Opfer abwägen, sondern ich muß X + Y POTENTIELLE Opfer gegen X SICHERE Tote abwägen. Wie gesagt: Kein Entführer hängt ein Banner an die Tragefläche: "See you at WTC!"
Aus meiner Sicht wäre es auch allerdings dann nicht in Ordnung das Flugzeug abzuschießen, wenn man vorher wüßte, das das Ding alsbBombe genutzt werden soll. Denn das würde bedeuten, das ich einem Menschenleben einen Wert ungleich unendlich zuweise. Denn mMn ist ein menschenleben unendlich viel wert. Und wenn ein Menschenleben unendlich viel wert ist, dann steht auf der einen Seite der Gleichung unendlich und auf der anderen Seite auch. Somit wird durch den Abschuß nichts gewonnen.
Nun mal zum Rest der Fragen:
"Darf man Menschen töten die mich selbst töten wollen? (Notwehr?)"
Das Problem an der Situation ist doch ähnlich wie das oben. Woher wieß ich denn, das der mich töten will? Nur weil dir jemand ne Kanone ins Gesicht hält, hat er nicht unbedingt die Nerven auch abzudrücken. Das ist erstmal Punkt 1. Punkt 2 ist die Frage, ob es keine andere Möglichkeit gibt die Situation so zu lösen, das mglw. nur Verletzungen aber keine Toten entstehen (Mglw. ähnlich Speed (Der Film): Schieß der Geisel ins Bein) (oder durch wegrennen vor jemanden der einen mit nem Messer bedroht, allerdings bei nem Sprint deutlich verliert).
"Kann man selber das Recht auf Leben verlieren? (Kriegsfall?)"
Aus meiner Sicht nicht. Denn die Erklärung der Menschenrechte (sowie der Genfer Konvention im Kriegsfall) sind einseitig abgegebene Erklärungen und nicht daran gebunden, das sich der Gegner ebenfalls daran hällt. Das heißt, es gibt moralisch gesehen keinen Grund, warum unsere Moralvorstellungen im Kriegsfall nicht gelten sollten.
Sicher könnte man jetzt argumentieren, das es gewisse Situationen gibt, in der ein Individuum den Tod moralisch verdient (die alte Frage des Tyrannenmordes), allerdings würden wir uns aus meiner Sicht damit auf die Basis einer Schönwettermoral begeben. Im Schlaraffenland kann jeder ein moralischer Mensch sein. Ob unsere Moral das Papier wert ist, auf dem sie steht zeigt sich in dem Moment, wo sie uns zum Nachteil wird.
Aus diesem Grund sehe ich keinen Grund, warum unsere Moralvorstellungen bei Kapitalverbrechen oder Krieg nicht mehr gelten sollten.
"Ist der Tod eines Bewaffneten weniger schlimm, als der eines Unbewaffneten? (Schießen auf Soldaten ist okay, aber nicht auf Zivilisten?)"
Nein, er ist nicht weniger schlimm. Auch wenn er mich persönlich weniger betrifft als der Tod eines Zivilisten. Denn der Soldat hat sich seinen Job ja ausgesucht (mit allen verbundenen Risiken), der Zivilist ja nicht. Dies ist sicher nicht so ganz einfach, allerdings muß ich auch hier zugeben, das hier meine starke Abneigung gegen Menschen zum tragen kommt, die in ihrem Job freiwillig mit ner Waffe rumrennen.