Rezension: Bolt Action - Armies of the United States
Das zweite Armeebuch für
Bolt Action aus der Kooperation
Warlord Games und
Osprey Publishing ist inzwischen erschienen. Es deckt mit den Vereinigten Staaten von Amerika die erste alliierte Fraktion ab. Doch was erwartet uns in diesem Buch?
Für 14,99 GBP (ca. 18,50 €) bekommt man ein Softcover mit 80 vollfarbigen Seiten. Wie alle Bücher des Osprey Verlags ist auch dieses im verlagstypischen Format gedruckt, das etwas kleiner als DIN A4 ist.
Die Einteilung des ersten Armeebuchs wurde auch hier beibehalten. Nach einer kurzen Einleitung folgt ein Abriss über die amerikanische Beteiligung am zweiten Weltkrieg. Danach folgen auf 36 Seiten die Armeelisteneinträge, unterteilt in die Kategorien Infanterie, Artillerie und Fahrzeuge. Den Abschluss bildet wieder der Theatre Selector, der Armeelisten für 17 verschiedene Schauplätze vorstellt (4x Nordafrika, 9x Westeuropa 1943-44, 2x Deutschland 1945 und 2x Pazifikkrieg).
Wie bei den bisherigen Büchern finden sich auch hier immer wieder Illustrationen aus verschiedenen Osprey-Publikationen im Buch, teilweise eingestreut als Auflockerung, teilweise ganzseitig. Ebensowenig fehlen die Bilder von Bolt Action Miniaturen, entweder einzeln abgebildet oder in szenischer Darstellung. Für textliche Abwechslung sorgen eingestreute Anekdoten und historische Hintergrundinformationen, seien es Kurzbiografien von Soldaten oder Abhandlungen über Waffensysteme und Einheiten.
Armeelisteneinträge
Die Armeelisteneinträge nehmen mit 36 Seiten den größten Teil des Buches ein. Den Anfang machen dabei die Armeesonderregeln, die sich im Vergleich zum Grundregelwerk von zwei auf vier verdoppelt haben. Neben den beiden Regeln des Grundregelwerks (2 Luftschläge für Airforce-Beobachter und das Wegfallen von Abzügen für Gewehre und BAR beim "Advance"-Befehl) sind noch zwei weitere hinzugekommen. Veteranenpanzer mit gyrostabilisierten Kanonen bekommen bei "Advance" ebenfalls keine Abzüge, außerdem entfällt wegen der guten Kommunikation der Malus bei Reservewürfen.
Die Armeelisteneinträge selbst sind deutlich umfangreicher und weiter ausdifferenziert als im Grundregelwerk. Für Teile der Infanterieeinheiten gibt es getrennte Einträge für die verschiedenen Kriegsphasen, da sich die Ausrüstung der Einheiten verändert hat. Im Gegensatz zur deutschen Armeeliste finden sich hier stärkere Unterschiede zum Grundregelwerk. Auffällig sind vor allem die auf sechs Mann gestiegenen Mindestgrößen und geänderte Ausrüstungsoptionen wie das Wegfallen des BAR bei Paratroopern. Außerdem wurde mit der Shotgun noch ein neues Waffenprofil eingeführt.
Die Fahrzeuge und Geschütze enthalten alle gängigen Geräte der Epoche. Oftmals werden verschiedene Bauvarianten regeltechnisch zusammengefasst, da unterschiedliche Laufwerke oder Motoren spieltechnisch keinen Unterschied machen. Die Einträge enthalten auch die üblicherweise von den Briten vergebenen Namen der Panzertypen, zusätzlich zur Typenbezeichnung.
Insgesamt ist die Liste weniger umfangreich als die deutsche, was aber in Hinblick auf das deutsche Arsenal auch wenig verwunderlich ist.
Theatre Selector
Wie immer hat man zwei Möglichkeiten, die Armeelisteneinträge zu verwenden. Entweder nutzt man die Basisliste für ein generisches Platoon oder man wählt eine der thematisch abgestimmten Listen.
Die 17 Listen des Theatre Selectors bieten dem Spieler die Möglichkeit, hintergrundgetreue Armeen für einen speziellen Schauplatz aufzustellen. Dies spiegelt sich in den zur Verfügung stehenden Einheiten und einigen Sonderregeln wieder. Jede der Listen enthält Pflichtauswahlen und, in verschiedenem Umfang, optionale Einheiten.
Die Listen basieren dabei überwiegend auf normaler Infanterie, wobei jedoch teilweise auch andere Optionen gegeben sind. Ausnahmen bilden die Listen für Bastogne und Market Garden, die auf Paratroopern bzw. Paratroopern und Airborne basieren, außerdem die Pazifiklisten, die sich auf das USMC konzentrieren.
Sonderregeln für Armeelisten werden in diesem Buch häufiger eingesetzt als in
Armies of Germany. So gilt z.B. für die kompletten Afrikalisten, dass keine Veteranen eingesetzt werden dürfen. Bei Operation Market Garden treffen Reserven erst später als in anderen Szenarien ein und die Normandieliste enthält einige Sondereinträge wie Landungsboote oder den Sherman DD.
Kritik und Fazit
Optisch ist an dem Buch nichts auszusetzen, das Layout ist übersichtlich, die Gestaltung, der Druck und die Bindung sind qualitativ hochwertig.
Inhaltlich bietet das Buch einen guten Querschnitt durch die amerikanischen Kriegsbeiteiligungen. Leider sind dabei ein paar Details unter die Ketten gekommen. Dabei handelt es sich jedoch in den wenigsten Fällen um Fehler (lediglich der M18 Hellcat taucht mit Operation Avalanche zu früh in den Armeelisten auf), vielmehr um Fragezeichen bei den Interpretationen. Nach den großen Luftlandeoperationen wurden auch Paratrooper z.B. mit dem BAR ausgestattet, eine Option die sie hier jedoch nicht haben. Jedoch ist die Entscheidung in Hinblick auf die Differenzierung der Truppentypen letztendlich akzeptabel.
Das größte Fragezeichen bieten die Pazifiklisten. Hier hat der Spieler ausschließlich auf Marines und, im Fall von Guadalcanal, Paratrooper Zugriff. Somit werden ausschließlich Landungsoperationen abgedeckt. Die US Army, die in noch größerer Stärke als das USMC im Pazifik tätig war, findet keinerlei Berücksichtigung. Hier wären weiter gefasste Listen - oder eine zusätzliche für die Army - wünschenswert gewesen.
Trotz dieser Schwächen handelt es sich bei
Armies of the United States noch immer um eine lohnende Investition für Bolt Action Spieler, sei es als Grundlage einer amerikanischen Armee oder um seinen Feind kennenzulernen. Für einen relativ günstigen Preis bekommt man ein qualitativ gutes Buch, das viele stimmungsvolle Listen ermöglicht.