Sonstiges Ich kann mir selbst Miniaturen drucken? Ja wie geil ist das denn…

Herr Oberst

Astra Miliwhat?
Moderator
5 Oktober 2011
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Toller Thread. Da lasse ich mal ein Abo da. Will mich eigentlich nicht mit 3D Druck befassen, sonst wird der Berg an Minis noch größer und die fertigen Projekte noch kleiner :D Aber langsam aber sicher komme ich auf den Geschmack.

Du schreibst das auch sehr angenehm und verständlich, auch wenn man sich nicht so auskennt. Die Ergebnisse sehen auch echt toll aus.

Speziell wenn ich einzelne Kleinteile benötigen würde zum Umbauen oder Base gestalten muss ich immer mehr dran denken wie schön es doch wäre wenn ich mir die Bits selbst drucken könnte :D
 

Herr Oberst

Astra Miliwhat?
Moderator
5 Oktober 2011
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Wenn man nur ab und zu was braucht, kann man auch bei anderen Usern Aufträge platzieren, das kann einfacher und günstiger sein. Nebenbei gerät man nicht in Gefahr seinen Pile of shame unbezwingbar zu vergrößern!

Bin ich voll bei dir. Ich brauche immer nur ab und zu Kleinigkeiten, oder ein zwei Minis aus einer gewissen Range würden mich interessieren. Nur langsam aber sicher brauche ich sehr oft mal ab und zu was :D
 
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exilant

Hintergrundstalker
27 Dezember 2017
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Hab seit ein paar Wochen auch einen. Bei mir anycubic Photon Mono. Das Einsteigermodell für 200€, was für dem normalen 28mm Druck ausreichend ist: Bauvolumen ist 130mm * 82mm * 165mm (höhe), womit man durchaus 6-8 normale Minis auf einmal drucken kann.
Damit geht alles gängige im 28mm Bereich. Wer Gelände/Häuser/Titanen drucken möchte muss Modelle zerlegen (geht in jedem Slicer-Programm)
Oder halt auf (teurere) Modelle mit größerer Platte setzen
Auflösung ist einstellbar mit 0,01 - 0,15 mm pro Schicht.

Weil die Frage nach dem Tempo immer wieder kam: kann man pauschal nicht sagen.
Es richtet sich rein nach der z-Achse, also der Höhe der Figur. Der Drucker belichtet die aktuelle Schicht, zieht die Figur aus dem Resin, so das wieder welches unter die bedruckte Fläche fließen kann, fährt wieder runter und wiederholt das ganze.

die Faktoren sind jetzt also
  • die Höhe (z-Achse) des Drucks.
  • die Schichtstärke, was gleichbedeutend mit der "Auflösung" ist.
  • die Belichtungszeit pro Schicht: die hängt u.a. am verwendeten Resin.

Üblich sind 3-15 Sekunden pro Schicht, wobei man sich eher man unteren Ende orientiert (sprich 3) nur wenn das Modell sehr diffizile Stellen enthält die schnell reißen könnten erhöht man die Belichtungszeit. die ersten Schichten (so 5-10) eines Drucks druckt man so mit 20-80 Sekunden. Einfach um sicher zu gehen dass das Modell ordentlich an der Druckplatte richtig anhaftet. "Worst case" beim drucken ist eben dass das Modell Haftung an der Druckplatte verliert und ins Resin plumpst.

d.h. wenn man möchte kann man schon auf Geschwindigkeiten bis zu 5cm/Stunde kommen. Sollte man aber nur tun wenn ganz einfache Dinge ohne großartige Details druckt. Geometrische Objekte mit glatten Flächen die 90° abstehen o.ä.
Realistisch ist in 28mm Maßstab so ~1-1,5 cm die Stunde. Da hat man dann aber auch Detailgrad, die hinter professionellen Minis nicht zurück stecken müssen.

Nachbearbeitung ist "geschmacksfrage". Praktisch alle Minis müssen mit supports gedruckt werden. Das sind dünne Stützgerüste die freischwebende Teile mit dem Boden verbinden und hinterher weg geschnitten werden.
Resin selber lässt sich eher schlecht schneiden, es tendiert zum brechen wenn es dünn ist, aber gut sägen (da aber Mundschutz oder Nassschleifer) und mit Sekundenkleber gut kleben. Die supports kann man aber mit ner kleinen Zange leicht entfernen.

Waschen ist Pflicht. es verbleibt immer flüssiges Resin an der Figur, das beim aushärten Details verklebt. Statt der Waschautomaten von Elogoo oder anycubic (die man mit IMHO zuviel Flüssigkeit füllen muss), kann man aber auch einfach ein kleines Einmachglas 2-3cm hoch mit Alkohol füllen Mini rein und entweder ein paar Minuten schwenken oder auf den Magnetrührer (10€ aus dem Baumarkt) setzen.

Zum nachhärten reicht auch nen Nachmittag auf der Fensterbank wenn die Sonne scheint, da sind die Automaten aber gerade im Winter gut man muss nimmer manuell drehen.

Ansonsten würde ich noch auf thingiverse hinweisen. Eine Suchmaschine für 3D Modelle, und zwar kostenfreie. Da findet sich auch schon massiv viel was der geneigte Bastler gebrauchen könnte. Space Marine Helm im Look japanischer Samurai? Arm- und Beinpaare im Tau-Stil für Gue'Vesa-Marines? Beinpaare im Old-Hammer style für ne 30k armee? alles da...
 

exilant

Hintergrundstalker
27 Dezember 2017
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Mir isses halt zu doof jedesmal literweise IPA hin und her zu kippen. Außerdem ist das immer der geruchintensivste Teil (hab pflanzenbasiertes Resin, das riecht fasst nicht). Daher lieber kleinere Gefäße die der Mini entsprechen, da kommt man dann mit ein paar ml aus. Mini-Teile kommen in ne saubere leere Farbdöschen, größeres in ein Einmachglas ^^
 

exilant

Hintergrundstalker
27 Dezember 2017
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Mal eine kleine "Fotodoku" zu meinem heutigen Druck und Nachbearbeitung, funktioniert denke besser als reiner Text

Vorab, bevor das Thema kommt: ich drucke einen Grey Knight Angriffskreuzer für BFG. Das Modell ist keine Urheberrechtsverletzung. Es ist nicht das alte Forgeworld-Modell, sondern eine Neuschöpfung die frei auf thingiverse verfügbar ist. Es orientiert sich natürlich stark am Original, weil es als Stand in/Alternative dienen soll, es ist insgesamt aber schon anders und insgesamt sogar graziler und detaillierter. Einfach weil heute mehr geht als damals. Außerdem verkauft weder GW noch Forgeworld seit 10 Jahren was vergleichbares.

Also nach dem Download der Datei. Öffnet man das ganze mit dem Slicer:
Slicer.jpg

Das ist die Standard-Software von anycubic, aber im wesentlichen funktionieren die alle gleich. Man kann das Modell drehen, zerteilen, Größe oder Proportionen ändern, vervielfältigen (ich würde wenn ich das Modell um 90° drehe 3-4 Modelle auf den Druckteller (der graue Untergrund) bekommen) die Druckeinstellungen vorab festlegen (geht am PC besser als am fizzeligen Display des Druckers) und eben - ganz wichtig- supports setzen. Das sind die roten Stützgerüste. Gibt zwar eine Automatik dafür, aber die ist blöd, weil das System zwar statisch optimale Stützen setzt, aber eben auch da wo man sie nicht will, wo sie dann z.b. über kleine Details gehen. Die supports hier sind von Hand gesetzt und alle unter dem Modell, wo man sie nicht sieht. Wichtig ist, das von "unten" keine frei schwebenden Teile kommen die keinen Bodenkontakt haben. Das vordere Flügelschild z.B. könnte es ohne Support nicht drucken weil die untere Kante weder Kontakt zum Boden noch irgendwie seitlich zum Restmodell hat.
Ebenso sollte man insgesamt eine gute Kontaktfläche zur Druckplatte haben. Der Druck ist im Grunde immer ein "reißen" zwischen dem (antihaftbeschichteten!) Boden des Resinbehälters und der Druckplatte bzw. dem Restmodell und man möchte nicht das es an der Druckplatte abreißt.

Wer jetzt fragt warum ich das Modell 2 mm über Bodenniveau platziert habe und nicht direkt am Boden (die untere Finne ist der tiefste Punkt des Modells): Die Teile mit Bodenkontakt neigen dazu etwas "plattgedrückt" zu werden. Ist das der Boden eines Bases oder die Unterseite die man eh verklebt ist das egal, als sichtbarer Teil des Modells will man es aber nicht unbedingt.
Außerdem benötigt man doch etwas Kraft um den Druck später von der Platte runter zu bekommen. So gibt es kein Risiko das man das Modell dabei beschädigt. Die Finne wäre vermutlich so oder so stabil genug, aber grade bei fizzeligen Teilen verhindert man Beschädigung.

Jetzt nur noch den Button "slicen" (der blaue links) drücken und das Modell in Scheiben zerlegen, in dem Fall rund 550 Schichten, was einer Druckzeit von ~1:40 bedeutet und die Datei auf einem USB Stick speichern und in den Drucker einstöpseln:
20210311_164511.jpg


Am Display das zu druckende Modell auswählen, und los gehts:
20210311_164524.jpg


Jetzt heißt es abwarten während der Drucker arbeitet:
20210311_164610.jpg


Nach der Druckzeit sollte man das Modell noch etwas abtropfen lassen. Ab jetzt Handschuhe an und dann kann man die Platte runterschrauben:
20210311_160412.jpg

Nicht erschrecken, das sieht erst mal sehr "verlaufen" und detailarm aus, aber das ist nur flüssiges Resin das in den Ritzen sitzt. Mit Rasierklinge oder Schaber das Modell runterholen und mit IPA (Isopropanolalkohol) waschen. davon hab ich jetzt keine Bilder, weil ich nicht mit Handschuhen voller Resin am Handydisplay hantieren wollte ;)
Nachdem es mit gewaschen und getrocknet (Küchenrolle) ist, kommt es für ein paar Minuten in die CureEinheit wo es mit UV nachgehärtet wird
(Alternativ: aufs Fensterbrett, aber das dauert halt je nach Licht deutlich länger.
20210311_160928.jpg


Ab jetzt können die Handschuhe wieder weg, man kann das Modell normal anfassen.
Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden, allerdings einen kleinen Fehler gibt es (schwarz markiert): die Bodenplatten sind doch mit der unteren Finne verschmolzen, ich hätte doch etwas mehr als 2mm Abstand nehmen sollen:
20210311_162140.jpg


Die schwarzen Punkte sind übrigens kein Materialfehler, sondern Ergebnis meiner Reinigung: ich schrub das Modell auch noch mit ner alten Zahnbürste ab, an der etwas Farbreste dran sind. Sieht man aber nach dem grundieren nix mehr von.
Jetzt geht es ans entgraten. Klappt super, auch die Stelle die aussieht als wäre die Platte mit der Finne verschmolzen löst sich mit minimalem Widerstand - es sah nur so aus, der Drucker hat tatsächlich nur zwei dünne Kontakte hergestellt:
20210311_162647.jpg


Allerdings hab ich einen blöden Fehler gemacht: in der Begeisterung dass es so easy geht hab ich die groben Teile gleich mit den Nägeln weggezwackt. Dabei hab ich an einer stelle eines der Flügelschilde etwas beschädigt, aber nix was mit etwas Milliput nicht zu lösen wäre:

20210311_163247.jpg


Jetzt nur noch nen Loch fürs Base bohren (Mundschutz, da Feinstaub!)
20210311_163549.jpg


Ich hab das Modell jetzt nochmal für 5 min in die Cureeinheit gestellt mit Unterseite nach oben, da es an den Stellen wo vorher die Supports drüber waren noch etwas weich und "seifig" von der Konsistenz her war.

(Weiter im nächsten Beitrag da Bilder-Limit^^)
 

exilant

Hintergrundstalker
27 Dezember 2017
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Jetzt geht es auch schon ins Freie zum grundieren:
20210311_164705.jpg


..und Voila, ein neuer Grey Knight Strike Cruiser wartet nur noch auf Bemalung um seinen Brüdern Gesellschaft zu leisten:

20210311_165709.jpg


Die Basses sind 32mm Flugbases von GW, falls einer einen Bezugspunkt braucht bezüglich Größe und Detailgrad des Modells.
Ich denke mit der schwarzen Grundierung sieht man erst den Detailgrad und hoffe etwas Einblick in die Abläufe gegeben zu haben :)
 

Gigagnouf

Malermeister
21 April 2020
1.882
2.456
9.201
38
Wickede (Ruhr)
Danke, schöner Bericht!

Zwei Anmerkungen hätte ich, so als Tipp, muss nicht sein, aber vielleicht hilfts:

1:
Ich würde nicht mit Metall an der Druckplatte arbeiten um das Modell zu entfernen, Kunststoffschaber tuts genauso und macht keine unschönen Kratzer in die Platte.

2:
Eher eine Frage, gibt's n Grund warum du das Modell parallel zur Platte druckst?
Wenn du das Modell so um 30° um zwei Achsen neigst verkleinert sich die Zugkraft die an der Folie reißt, da pro Schicht weniger Material anliegt.
Dauert dann natürlich etwas länger, klar, kann aber helfen Warping zu vermeiden.

Sind die Stützen so massiv mit dem Modell verbunden wie das auf den Fotos aussieht?
 
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exilant

Hintergrundstalker
27 Dezember 2017
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Nein die Säulen laufen wie Obelisken am Ende spitz zu, wobei auch quasi eine Sollbruchstelle entsteht. Probleme gibt es eigentlich nur wenn zu viele Supports zu eng stehen und durch Querverstrebungen "verschmelzen".

Horizontal steht es nur weil ich wirklich alle Support-Ansätze unter dem Modell wollte und das Modell ist noch klein und kompakt genug das Warping noch nicht so ins Gewicht fällt. Grundsätzlich hast du aber natürlich vollkommen recht und sollte man zumindest bei größeren Dingen natürlich tun.

Der Plastikschaber hat leider bei Kleinteilen komplett versagt, kommt bei dünner Bodenplatte gar nicht drunter...
 

Armarnis

Hüter des Zinns
5 Juni 2015
2.847
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21.756
ja, die algorithmen für auto supports sind aber bestenfalls bei 80%, auch wenn prusa und lychee slicer da mächtig fortschritte machen, die problematik ist eine mischung aus optimaler orientierung und möglichst wenig supports in details. wenn du nur was funktionales, wie den cruiser da oben parallel zur platte drucken willst (was man eigentlich nicht sollte) kann das reichen.
geometrisch komplexere objekte wirst du so höchstwahrscheinlich nicht mit nur einem knopfdruck vernünftig hinbekommen.

mal aus interesse gefragt, wie gut waren die MW:O rips denn am ende? die meisten spielemodelle haben ja keine eigenen details und oberflächen, das kommt ja meistens erst durch die maps die draufgelegt werden. war das bei MW anders? der aufwand der in die Total war rips gesteckt wurde ist ja durchaus groß aber die ergebnisse eher mau.