Ich hab es im geschloßenen Thread schon mal ähnlich formuliert, aber dass die FDP die Veröffentlichung dieses Papiers jetzt als Transparenzoffensive verkauft, zeigt für mich sehr deutlich, wie schlecht aktuell deren Krisenmanagement ist und wie verzweifelt sie versuchen wieder in ein Fahrwasser zu kommen, von dem sie geglaubt haben, dass sie gerade smooth die Welle reiten.
Treffend gesagt.
1. Dass sie langfristig das Ende der Koalition geplant haben ist Planung und muss jeder politisch denkende Mensch verstehen. Wenn sie solche Planspiele und Positionspapiere nicht gehabt hätten, hätte ich wahrlich an deren Ernsthaftigkeit gezweifelt.
Auch hier meine Zustimmung. Politik ist die Kunst der Kompromisse, und die kann man nicht monogam erarbeiten.
2. Was sie da grundsätzlich gemacht haben kann man scheisse finden, tue ich auch, aber das liegt auch daran, dass ich der FDP inhaltlich gelinde gesagt nicht nahe stehe. Auch hier bleibt Kritik subjektiv.
Auch hier meine volle Zustimmung und auch von mir rein subjektiv, da ich der FDP in ihrer aktuellen Ausrichtung rein gar nichts abgewinnen kann.
3. Wie sie das begrifflich gemacht haben, ist schon deutlich schwerer zu ertragen und sollte es auch für überzeugte FDP-Anhänger*innen sein. "D-Day" im Besonderen ist geschmacklos weil man damit impliziert, man müsse Deutschland (Europa?), von demokratischen Parteien befreien - ich bemühe hier nicht den Nazivergleich, da ich hoffe, dass sie nicht mit Leuten die sie als Nazis angesehen haben, koaliert haben. "Offene Feldschlacht" hat angesichts auch nur dieses einen Krieges in der Nachbarschaft - ist ja nicht so als gäbe es nicht noch genug andere weltweit - zumindest ein Gschmäckle.
Das ist der Punkt, an dem ich mich am meisten gestört habe.
Die Suche nach Kompromissen und eventuelle Exit-Strategien ... geschenkt. Das ist eben Tagesgeschäft.
Aber das Ganze, auch wenn es intern bleiben sollte, so zu verpacken ... da bekommen die Buzzwords der Grünen vor der Wahl ("Mit uns wird es teuer und unbequem", wenn ich das richtig erinnere) oder das Grundschulhofgegesülze mit "Doppelwumms" und Stadienhymnen seitens des Kanzlers, eine ganz andere Note.
Hier ging es ja nicht um ein Spiel / Hobby, sondern um eine sehr, sehr ernste Frage, die das ganze Land betrifft.
Und das ganze dann strategisch wie ein Verkaufsgespräch auf einer Kaffeefahrt zu planen, ist für mich persönlich unter aller Kanone.
Von den Menschen, denen ich die Führung des Landes anvertraue, erwarte ich mehr.
VIEL mehr.
Wie man es dreht und wendet, entweder sind die aktuell Verantwortlichen der FDP hinterhältig, wortbrüchig und nicht dazu in der Lage auf ganz aktue Notlagen die sie selbst verursacht haben angemessen zu reagieren oder sie haben eigentlich von nichts ne Ahnung und lassen Hinterbäkler*innen die Arbeit machen, weil es ihnen eigentlich nur um Diäten und Kontakte in die Wirtschaft für die Zeit nach der Politik geht. Da gibt es aus meiner Sicht wenig andere Interpretationen und die Partei sowie ihre Anhänger*innen sollten sich schleunigst nach ner neuen Führungsriege umschauen, sonst wird der aus meiner SIcht zu erhoffende - und recht sichere - Flug aus den Bundestag nicht wie beim letzten Mal ne einmalige Angelegenheit.
So sieht das für mich auch aus. Und sehr ich es bedauere, dass eine demokratische Partei aus dem Bundestag fliegt oder fliegen sollte, ist das einfach kein guter Stil.
Entschuldige, aber was genau hast du beim Brötchen holen zu Spock und Frau Faeser gehört? 😵
Das frage ich mich auch gerade?
Ich weiss, dass es langsam abgedroschen ist von den multiplen Krisen der letzten Jahre zu reden, aber soziologisch gesehen ist es nun mal so, dass unsere Gesellschaften sich gerade in ner rapiden Transformation befindet, die wir aus verschiedensten Gründen als wenig bis nicht steuerbar empfinden. Das erzeugt Angst, Unsicherheit und Sorgen, keine Frage. Eigentlich befindet sich Gesellschaft aber immer in Transformation, aber das er- und anzuerkennen ist auch nicht immer die einfachste Aufgabe plus dass es die Merkelgeführte CDU sehr gut verstanden hat, stabile Verhältnisse für den Großteil der Bevölkerung zu ermöglichen / zu vermitteln.
Ja, das ist wahr. Wir haben gemütlich vor uns hin gedöst und fühlten uns vor allem Übel geschützt und behütet.
Das ist ein Punkt, an dem ich mich auch selber mal an die Nase fassen sollte.
Aber dieses Rumgebashe auf der (aktuellen) Regierung geht mir halt auch auf die Nüsse. Man wünscht sich auch nur solange einen "starken Mann", wie der einen selbst nicht verfolgt. Und ich gehe zwar ohne Probleme als urdeutsch durch, solange ich mein Maul nicht aufmache, aber letztlich bin ich zweite Migrationsgeneration und einige mir wichtige Menschen fallen definitiv unter die Deportationsfantasien der Rechtsradikalen und Neonazis im (Hosen-)Anzug.
Oh ja! Ich gehe zwar auch als Urdeutsch durch, bin aber in meiner Kindheit und Jugend (Ende der 60er / Anfang der 70er der Bastard gewesen, der Spaghetti, dessen Muttersprache ja nciht deutsch sein kann etc.pp. Dass meine Mutter Deutsche war wurde dabei ironischerweise ausgeblendet.
Ich bin zwar nícht direkt von diesen Phantasien betroffen, aber sie machen mir schon Angst.
Um den Bogen zum Thema Neuwahlen zu schlagen:
Ich wünsche mir zu Weihnachten, ganz kindlich naiv, wie ich bin, wieder eine politische Kommunikation auf vernünftiger Ebene und nicht auf Ballermann-Niveau.
Ich wünsche mir demokratische Parteien (womit ich zwei ...
Gruppierungen also bewusst ausklammere), die wegen ihrer Ziele und Ideale für das Land antreten, und nicht für die drei großen P (
Posten,
Positionen und
Pensionen)
Und ich wünsche mir, dass die Parteien endlich mal zugeben, wenn sie selber ratlos sind zumindet aber ehrlich sagen, wohin sie das Land führen wollen und endlich auch mal auf die Ängste und Hoffnungen der Menschen eingehen, anstatt sie mit einem Jedi-Handwedel hinwegzuwischen.
Ich weiß.
Ich bin naiv.
Aber hoffen darf man ja.