[Diskussion] Games Workshop hat eine dumme Entscheidung getroffen

SeuDan

Aushilfspinsler
20 Oktober 2012
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Zu Zeiten der 3. und 4. Edition war ich echt gerne in den Shops. Als 12-16 jähriger war das einfach cool den ganzen Tag Leuten beim Malen oder Spielen zuzuschauen und zu "lernen". Auch die Modelle mal in echt anschauen zu können war super. Foren waren damals auch nicht so zugänglich (Sprichwort Internetrechnung auf Zeit), Instagram nicht existent. Meine Eltern waren außerdem sehr happy damit zu wissen dass ich da mal hin kann wenn wieder beim Runenprophet der Speer nicht hält, meine Freunde und ich dort auch so etwas wie ein richtiges "Jugendzentrum" haben und wir nicht daheim immer den Esstisch besetzen. Da war das einfach wirklich eine Anlaufstelle fürs Hobby. Das sollten diese Läden auch immer sein!

Sprechen kann ich jetzt nur für die Münchner GWs:

Zu München I in der Rumfordstraße gehe ich nur wenn ich sehr dringend was brauche, meist 1-2 Farben o.ä. und der teurere Preis als im Internet auch nicht auffällt, da sonst Versand hinzu kommen würde. Das Team ist jedes Mal angenehm und ich finde die räumliche Anordnung im Store schöner als früher. Trotzdem zieht es mich aktiv nicht mehr in den Laden. München II ist einfach sehr klein und ich war auch erst einmal da. Hat eher was von einem Büdchen und lädt nicht ganz so zum verweilen ein. Als zweiter Store in der "Peripherie" aber sicher ok.

Spielen und Malen will ich dort aber nicht mehr. In Ruhe daheim/bei Freunden, wo wir uns auch was kochen können, selber Musik machen können, mal kurz mit dem Hund zu gehen auch kein Problem ist, Gelände aus dem 3D Drucker nicht stört ... u.v.a. als Berufstätiger auch erst später am Tag loslegen kann ohne den (verdienten) Ladenschluss im Nacken zu haben. Trotzdem wäre die Entscheidung zum reinen Recruiting Center zu werden in meinen Augen falsch. Wer da die ersten Schritte reinmacht möchte sicher nicht in einer sterilen Blase einkaufen sondern auch das Gefühl haben Zugang zur Community zu bekommen. Wenn ich mir vor allem Beiträge auf Reddit anschaue, so sieht man fast jeden Tag Neueinsteiger die gar niemanden zum spielen haben. Gerade dafür sind die Stores absolut perfekt: Geh hin, die Verkäufer kümmern sich um dich und du kannst Leute kennen lernen mit denen du schnacken und auch mal ein paar Würfel schmeißen kannst. Der Rest ergibt sich von selbst. Jede Firma schreibt sich heutzutage, zurecht, Community auf die Fahnen. Gemeinsames erleben und Spaß haben. Soweit die Größe es zulässt muss das drin sein! Läden die zu 100% den Fokus auf verkaufen von Plastik unter weißen Lampen und anwerben von Neueinsteigern mit Mini Testspielen gegen den Verkäufer setzen halte ich da für schwierig. Sowohl emotional als Spieler, wie auch finanziell als Aktionär.
 

Dragunov 67

Tabletop-Fanatiker
14 Juni 2020
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Das Flair der 90er werden die GW Läden leider nicht mehr erreichen (zu der Zeit fand ich einige richtig gut). Reine Recruit Center sind aber auch (mMn) der falsche Weg, das haben andere Hobby Anbieter (nicht TT) auch versucht und sind richtig gut an die Wand gefahren. Es gibt Hobbys, da macht sowas Sinn, aber bei TT kann ich es mir nicht vorstellen. Ich habe auch in anderen Ländern schon GW Läden erlebt, vom "normalen" Hobbyladen, wie man ihn von früher kennt, bis zum "ich dreh dir jeden Mist an du Touri" Laden. Mein Eindruck ist halt immer wieder, das es mit den/dem Mitarbeiter steht und fällt. Es ist aber auch sehr schade, dass GW gerade engagierte Mitarbeiter gerne mal vor die Tür setzt (einen richtig guten Ladenleiter, der mir von noch ein paar seiner ehemaligen Kollegen erzählte, traf ich 4 Jahre später als AL in nem Verteilerzentrum wieder). Klar muß Umsatz sein, ist schließlich Kapitalismus, aber in so einem komplexen Hobby muss auch Zeit sein, um auf die (potentiellen) Kunden einzugehen. Dazu gehört aber für mich nicht, ihnen iwe Scheiß andrehen zu wollen, damit der € stimmt, sondern auch zu beraten. Da das halt nicht (mehr) der Fall ist, hat sich für mich das mit den GW Läden erledigt.
 

O'Shovah

Testspieler
24 Oktober 2020
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Das meinte ich nicht. Dann gibt's vielleicht viele Made to Order Sachen.
GW wird schon einen Weg finden en den regulären Einzelhandel zu umgehen.
Ich denke, da wird sich zukünftig sehr viel in den Onlinehandel verlagern, da dieser, wie die vergangenen Monate zeigten, doch im Verhältnis zu dem öffentlichen Handel, doch deutlich Krisensicherer ist. Zumindest scheint sich bei größeren Ketten in der Elektronikbranche eine solche Entwicklung hinsichtlich der Onlinevermarktung tendenziell abzuzeichnen.
Abgesehen davon, ich empfand das Spielen in Läden immer als gute Strategie, um neue Spielerinnen und Spieler für das Hobby begeistern zu können. Schließlich ist alles abseits von einem regulären Spiel (Zusammenbau und Bemalung natürlich ausgenommen) bloße Theorie. Keine wirklich kundenfreundliche Entscheidung von GW, aber wohl eine wirtschaftliche.