40k [WH40k] Deathwatch:Xenojäger II

Thyrant

Codexleser
22 Dezember 2014
245
0
6.371
Ich will mich entschuldigen, dass es so lange gedauert hat. Mein neuer Job fordert mich echt sehr, vor allem weil ich da auch sehr viel schreibe/lese ist dann nach Feierabend die Luft raus. Für heute schon mal soviel, der nächste Teil ist fertig und liegt meinem Korrekturleser(Avdnm) vor. Sobald ich ihn zurückbekomme gibt's es für euch neuen Stoff.
 

Thyrant

Codexleser
22 Dezember 2014
245
0
6.371
Den Bedenken des Munitorums zum Trotz veröffentliche ich jetzt den nächsten Teil, auch wenn mein Korrekturleser keine Zeit hatte drüber zu lesen.
Ich wünsche euch viel Spaß damit und hoffe es sind nicht zu viele Fehler drin.

ZWÖLF / III

Beim Verlassen der Navigatorengemächer durch den entstellten Gang, wurde ihnen noch einmal deren eigentliche Funktion bewusst. Die neben opulentem Luxus in absoluter Abschirmung bestand. Nichts drang von der im Weltraum stattfindenden Schlacht, oder dem auf der Todesbrüllen tobenden Enterkampfes zu ihnen durch.
Loth und Hazzred marschierten vorneweg und zerlegten einige der mutierten Wachservitoren, die ihre Heuschreckenarme aus Nischen und Alkoven schnappen ließen. Was für die beiden kein Problem war, wäre für Menschen nicht weniger als ein Fleischwolf gewesen. Caleb registrierte melancholisch was die Verräter mit diesem ehemals imperialen Schiff angestellt hatten. Die Sorgfalt mit der das Schiff bis zu letzten Niete besudelt worden war, war zugleich faszinierend und abstoßend. Aus besteck und Knochen waren hässliche Götzen des Gemetzels und der Gewalt zusammengefügt worden und alle Oberflächen waren mit der schmutzigen Sprache des Chaos überzogen. Natürlich waren auch Schiff der imperialen Flotte nicht sauberer als eine durchschnittliche Großstadt, aber selbst den verruchtesten Gangzeichen wohnte mehr Reinheit inne als allem was sich hier zeigte.
Sie ließen die anderen Kammern unbeachtet und konzentrierten sich darauf die Pforte, die sehr viel schwerer als die vorherigen zu öffnen war. Als es endlich gelang blies ihnen, ob des neuerlichen aber kleineren Druckabfalls, ein leichter Wind entgegen und ließ die von der Decke hängenden Ketten und Drahtknäuel aneinander klappern. Außerdem erblickten sie Gestalten die in metallene Foltermaschinen drapiert waren und die Kammer mit dem Klang ihrer Pein erfüllten. In geringschätzender Ignoranz marschierte Loth die breite Treppe hinab und der Rest folgte ihm. Der Wind hatte nachgelassen, aber dennoch schienen sich die von der Decke hängenden Dekorationen nicht zu beruhigen. Caleb sah sie sich genauer an und fragte wer sich wohl die Mühe machen würde Unmengen von Draht in humanoide Formen zu flechten.
Als sie in der Mitte des Salons waren erklang ein durchdringender Gong der nach einer Mischung aus Weiheglocke und gesprungenem Kupferkessel klang. Wie zur Antwort plärrte hysterisches Geschrei auf und zuvor verborgene Portale öffneten sich wie Schlünde. Aus den insgesamt acht Eingängen, eilten ihnen Ratten, Fliegen und sonstiges Ungeziefer entgegen und versuchten sich irgendwo im Salon zu verstecken. Es waren keineswegs genug um auf eine Domäne des großen Verpesters hinzudeuten was die Khorne gewidmete Heraldik ohnehin unwahrscheinlich gemacht hatte.
„Vorwärts!“ grollte Loth, wies mit seiner Pistole auf einen der mittleren Gänge und bereits nach wenigen Metern kamen ihnen die ersten Mutanten entgegen. Das Röhren dissonanter Kriegshörner schien jedermanns Blut auf dem Schiff in Wallung zu bringen. Die Mutanten waren zunächst weder besonders zahlreich noch sonderlich gefährlich, bremsten sie aber dennoch und es wurden beständig mehr. Außerdem änderte der Gang immer häufiger seine Richtung und glich mit seinen Abzweigungen schnell einem Labyrinth. Möglicherweise war es auch eines, denn die sichtbaren Spuren belegten, dass hier regelmäßig sowohl gekämpft als auch gestorben wurde und dabei jeder abgebrochene Knochen sowie jede rostige Metallstange verwendet wurde.
Wenn die Navigatorengemächer das Privatrefugium des Chaoschampions waren, schien dies seine Spielweise zu sein. Groß genug um selbst reitend hindurch zu streunen war es allemal, bot allerdings auch viele Verstecke. Zumindest für diejenigen die keine Servorüstung trugen. Abgesehen davon, schien es für Loth auch keine Option zu sein Verstohlenheit auf kosten von Tempo anzuwenden.
Egal wie oft ihn ein Mutant oder Bluthund aus einem Unrat-Haufen ansprang, so oft wehrte er sie mit einem beiläufigen Schwung seiner knisternden Energiefaust ab. Aber der Druck der Angreifer nahm zu und auch der unfehlbare Orientierungssinn von Astartes half nur wenig, wenn man schlicht und ergreifend nicht wusste wo die wahnsinnigen Chaosanhänger den Ausgang installiert hatten.
Je mehr sie töteten, desto mehr begann rötlicher Nebel aus den verkrusteten Wänden zu sickern und der unverkennbare Geruch der Hexerei schien sich direkt in ihren Nasen zu manifestieren. Nichts desto trotz, konnten die Mutanten und Kultisten nicht hoffen gegen die sechs Astartes im Nahkampf zu bestehen, griffen aber dennoch ohne unterlass und in nach wie vor wachsender Zahl an. Caleb konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie sich zunehmend wie Getriebene verhielten, die den Kampf gegen Astartes als weniger aussichtslos betrachteten als die Alternative. Was durchaus bedenklich war.
Mittlerweile hatte Hazzred die Spitze übernommen und fräste sich regelrecht vorwärts, während Caleb und der Iron Warrior ihm Deckung gaben. Bei kurzen Blicken die er nach hinten werfen konnte erkannte er, dass Snaga seine Axt tanzen ließ. Dabei aber weniger auf Blutvergießen aus war als der World Eater sondern darauf, die Toten und Verwundeten ihre nachrückenden Verbündeten behindern zu lassen. Dabei deckten Varsus und Serbitar die Flanken methodisch mit Kampfmessern und Boltschüssen.
Caleb stutzte erstaunt, als die Ketzer eine der zuvor gesehenen Drahtpuppen wie ein Totem in die Schlacht führten. Als er bemerkte, dass die Puppe erstens nicht alleine war und zweitens aus eigener Kraft vorrückte, fletsche er instinktiv die Zähne. Loth reagierte ebenfalls sofort und zeigte mit einer Geste an, dass Caleb die neuen Ziele fokussieren sollte. Noch ehe Loth seine Hand wieder gegen einen Ketzer richten konnte, hatte Caleb bereits Boltgeschosse in Brust, Hals und Kopf des Konstruktes platziert, wo sie funkensprühend detonierten. Allerdings hielt das das Konstrukt nicht auf, sondern ließ es nun von glühenden Drahtfransen gekrönt, weitereilen und dabei beiläufig einen der Kultisten in blutigen Nebel verwandeln. „Dämonenmaschinen.“ grollte Loth ruhig und nahm die Position neben Hazzred ein. Gemessen an dessen rücksichtslosen Kampfstil ein selbstbewusster Schritt, doch der World Eater mäßigte sich tatsächlich ein wenig.
Prasselnd zerriss die Energiefaust des Iron Warriors den ersten Drahtköper als er in Reichweite war und Caleb schoss auf die Füße der nächsten beiden Kreaturen, was sie immerhin zu Fall brachte. Snaga, am Ende der Formation, meldete ebenfalls Kontakt mit den Konstrukten und Serbitars Plasmawaffe begann, ob ihrer Überbeanspruchung, zu jaulen. Trotzig bewegte sich die Formation der Astartes weiter vorwärts und Caleb sah wie sich die Drahtreste auf dem Boden wurmartig bewegten. Das Geschrei der Ketzer ließ schnell nach, als immer mehr der Drahtpuppen nachrückten. Metallisches Kratzen war das einzige Geräusch das sie von sich gaben. Egal ob sie rannten, zuschlugen oder starben. Dadurch hörten sie den unverwechselbaren Klang von sporadischem Bolterfeuer in nicht näher definierbarer Entfernung. Immerhin bedeutete dies, dass zumindest einer der beiden anderen Trupps noch kämpfte. Versuche, über Funk Kontakt aufzunehmen, wurden von den unsäglichen Störgeräuschen auf allen Frequenzen schnell im Keim erstickt.
Zuverlässig schnitten Energie- und Kettenwaffen durch das widernatürliche Stahlgeflecht, jedoch schien was auch immer diese Knäule zusammenhielt, sie ebenfalls mit hochwirksamen Waffen auszustatten. Varsus, der sich darauf konzentrierte den rückwärts laufenden Snaga zu sichern, trug eine tiefe hässliche Wunde davon als er eine schnelle Sichelklaue mit Kampfmesser und Unterarm abwehren wollte.
Endlich gelangten sie in einen etwas größeren Raum, der von einem verstörend gestalteten Portal dominiert wurde. Entfernt menschliche Köperteile umschlangen einander und präsentierten eine grausige Zahl von gelben Zähnen und panischen Augen. Loth bearbeitete die Tür mit seiner Energiefaust, woraufhin Blut und Knochensplitter hervorbrachen und ihn besudelten. Der Rest des Zehnten Trupps wehrte die unermüdlich angreifenden Stahlgeflechte ab, deren Überreste bereits den ganzen Boden bedeckten. Caleb und Hazzred bildeten die Eckfeiler der Formation und gemeinsam hielten sie durch bis der Iron Warrior das Portal durchbrochen hatte. Dahinter fanden sie einen mit Knochen ausgekleideten Gang vor der Caleb leicht an Ajax‘ Berichte von den Schiffen der Imperial Fists erinnerte. Nur war hier offensichtlich, dass die Gebeine weder Ruhm noch Ehre ihrer Besitzer wiederspiegelten, sondern lediglich als Fanal der Macht ihres Mörders diente.
Sie rückten über von Sehnen und Haut überzogenen Fußboden vor und Caleb hielt zusammen mit Snaga ihren Rücken gesichert. Serbitar befand sich nun leicht versetzt hinter Loth wo er seine dampfende Kombiwaffe bereithielt. Er würde noch eine ganze Weile die Bolterkomponente nutzen müssen, ehe er gefahrlos eine weitere Plasmaladung verschießen konnte. In der Mitte befanden sich Varsus und Hazzred, was zweitgenanntem überhaupt nicht gefiel. Aber seine von Furchen und Schrammen überzogene Rüstung belegte, dass er bereits einiges auf sich genommen hatte.
Sie betraten eine gewundene Treppe, die nach einem nur leichten Abstieg, in einen kurzen knochenverkleideten Gang mündete welcher seinerseits in einen Trichterförmigen Raum aufging. Eine klassische Todeszone, dazu gedacht selbst eine Übermacht von der Brücke fernzuhalten bis die Enterabwehrtruppen das Feld von hintern aufräumten.
Waren die stationären Verteidigungsservitoren im dunstverhangenen Treppenhaus noch problemlos auszuschalten gewesen, war das Bollwerk vor ihnen ein völlig anderes Kaliber. Denn der augenscheinliche Zugang zur Brücke wurde von schweren Flammenwerfern, einer Autokanone und einem Multilaser gedeckt und war extrem massiv. So massiv, dass hierfür die aufgesparte Melterladung an Loths Gürtel zwingend erforderlich werden würde. Blieb nur das Problem das Portal zu erreichen. Siebzig Meter waren keine besonders große Entfernung, würde aber ausreichen um beträchtlichen Blutzoll einzufordern.
Während Caleb mit Snaga angestrengt Drahtkonstrukte die Treppe hinaufprügelte, wurde ihm schmerzlich der schlechte Ausrüstungsstandard von Sophokles‘ Kriegsbande bewusst. In Trupp Neun gab es einen schweren Bolter und in Acht einen Melter, allerdings waren sie aufgrund ihres Einsteigspunktes vom Rest abgeschnitten. Die anderen Trupps würden von unten kommen und einem noch stärkeren oder aber nacheinander mehreren Bollwerken gegenüberstehen.
Aber dies war einer der Momente für den Astartes buchstäblich geschaffen waren. Den Tod vor Augen Taten zu vollbringen die sterbliche verzweifeln lassen würden. So war es auch wenig verwunderlich dass Loth ohne zu zögern Befehle gab und der Trupp sie ebenso selbstverständlich befolgte.
„Serbitar, Autokanone! Varsus, Flammenwerfer! Hazzred zu mir.“ brummte Loth mit einer Ruhe die die Situation lügen strafte. Während Caleb und Snaga zurückgedrängt wurden trat der Rest des Trupps in Aktion.
Die Statik eines starken Auspeximpulses brandete über ihn hinweg. Er hörte das scharfe Zischen eines überladenen Plasmaschusses, gefolgt von einem mechanischen Keuchen und Knacken als sich überhitzte Bauteile der Waffe verzogen. Sekundenbruchteile später erklangen Flammenwerfer und Multilaser. Der Ansturm der Feinde zwang ihn einen weiteren Schritt zurück, woraufhin er in die Todeszone sehen konnte wo Varsus brennend und von Laserstrahlen getroffen zusammenbrach. Aus einem der beiden schweren Flammenwerfer lief brennendes Promethium, konnte aufgrund eines Präzisionstreffers, zweifellos von Varsus platziert, jedoch keinen Druck aufbauen. Die Autokanone war in einer schwarzen Rauchwolke verschwunden aber die beiden verbliebenen Waffen richteten sich bereits auf Serbitar. „Haz, fang!“ knurrte Iron Warrior deutlich hektischer als zuvor und warf dem Angesprochenen die Ladung zu. Er selbst beschleunigte noch weiter, sprang ab und überwand mit überraschendem Geschick den noch fehlenden Meter, um seine Primärwaffe gegen die Verkleidung des Multilasers zu schmettern. Das dicke Gehäuse verzog sich und verringerte damit Bewegungsspielraum und Präzision der Waffe. Hazzred hatte unterdessen die Ladung angebracht und wandte sich dem auf Brusthöhe montierten Flammenwerfer zu. Seinem Flammenstrahl wich Serbitar haarscharf aus, wurde aber von blutroten Laserstrahlen beharkt. Dank Loth trafen jedoch nicht alle und die die es taten, durchschlugen vorerst nicht die Panzerung des Black Consuls.
Als die Melterladung das Schott fauchend durchbrach und es Loth gelang seine Energiefaust zwischen Multilaser und dessen Wandverankerung zu treiben, schlug ihnen bereits Laserfeuer entgegen. Hazzred, der davon getroffen wurde, brüllte wutentbrannt und schickte sich an durch die Öffnung zu steigen. In einem Funkenregen brach Loth die schwere Waffe aus der Halterung und stieß Hazzred grob beiseite. Ohne auf die zornige Reaktion des World Eaters zu achten hielt er die lädierte Waffe vor sich. Das Laserfeuer, welches aus normalen Lasergewehren zu stammen schien, prasselte auf den improvisierten Schild und Loths Rüstung ein scheinen jedoch keine wirkliche Gefahr darzustellen. Loth schleuderte das zweckentfremdete Geschütz von sich und ein abhehackter Schrei bestätigte seinen Treffer. Caleb, der die schlaffe Hand von Varus gepackt hatte, um ihn mitzuschleifen, wehrte Schlag um Schlag ab während Snaga es immer weniger gelang den Druck abzumildern. Durch das Loch erklang ein tiefer Ausruf in der verdrehten Sprache des Chaos, woraufhin das Laserfeuer erstarb und das Getrampel vorwärtsstürmender Stiefelpaare zu hören war. Hinter dem durchbrochenen Schott schien es einen heftigen Nahkampf zu geben und die Verteidiger waren immerhin so Klever, Hazzred mit stabilen Lanzen in der Türöffnung zu halten. Dem wütenden Brüllen nach, stand der Wolrd Eater deswegen auch kurz vor der Explosion. Serbitar schoss mit dem Bolter seiner Kombiwaffe an Hazzred vorbei. Ob er etwas traf war nicht zu erkennen, dafür erkannte Caleb gereizt, dass die Drahtkonstrukte sich nicht zu schade waren die Beine des leblosen Varsus anzugreifen und in blutige Stummel zu verwandeln.
Als es Hazzred endlich gelang sich aus dem Durchbruch zu lösen, ging alles sehr schnell. Serbitar hechtete durch die Öffnung und der Blood Angel wollte gerade erneut den Leichnam packen und ihn dem Black Consul durchreichen, als Snaga ihn anfuhr dies zu unterlassen. In Ermangelung von Zeit folgte Caleb der Forderung und schlüpfte durch die Öffnung wo seine übrigen Mitstreiter von überaus engagierten Chaossoldaten attackiert wurden. Er sah rituelle Narben auf Händen und Unterarmen und Zähne starrende Masken. Caleb feuerte durch die Öffnung auf die Konstrukte um Snaga Zeit für den Rückzug zu erkaufen. Der Alphalegionär nahm seine beiden Granaten, machte sie scharf und ließ sie auf den Kadaver seines Schlachtenbruders fallen, ehe er sich an Calebs Seite absetzte. Snaga, an dessen Bein der Stalker-Bolter des gefallenen arretiert war, ergriff seine Axt mit beiden Händen und nachdem ihm einige aus der Granatexplosion resultierende Splitter gestreift hatten, begann er die Öffnung mit den Überresten der Erschlagenen zu verstopfen welche ebenfalls nachrücken wollten. Caleb bewegte sich durch den kleinen Raum zu dem kleinen Durchgang welcher in die Eigentliche Brücke mündete. Dort kämpften Loth und Hazzred bereits Seite an Seite, schienen aber nicht durchbrechen zu können. Ein mächtiger Servitor, anscheinend ein ehemaliger Lastenservitor, war in ein Monstrum aus Klauen und Sägeblättern verwandelt worden und irgendein Verrückter hatte ihn auf der Brücke positioniert. Irgendwie war es ihm gelungen Loths Waffenarm zu packen und damit die tödliche Energiefaust aus dem Verkehr zu ziehen. Hazzreds Axt konnte die massiven Gliedmaßen nicht durchtrennen und war ohnehin damit beschäftigt Soldaten abzuschlachten. Aus seinem Körper ragten einige abgebrochene Lanzen und Blut lief aus den Spalten über seine Rüstung wo es sich mit dem seiner Opfer vermischte.
Caleb fluchte und fragte sich, wo beim Thron Serbitar abgeblieben war als er dessen Gestalt zwischen den erschlagenen Soldaten liegen sah. Sein Helm war geborsten und zusammen mit dunklem Blut ergossen sich seine langen blonden Haare aus der Helmruine. Er bewegte sich noch und schien Caleb seine Waffe reichen zu wollen. Der Blood Angel ignoriert ihn, eilte vorwärts und griff an. Er musste tiefer in die Brücke eindringen wo Pilot und vermutlich auch der Kapitän zu finden waren. Er preschte zwischen dem Iron Warrior und Hazzred hindurch und rempelte dabei beide leicht zur Seite. Einen wuchtigen Lanzenstoß in seine Seite ignorierte er, ergriff das Geländer vor ihm und schoss dabei Wild mit dem Bolter auf die Knechte und Servitoren die die Waffensteuerung bedienten. Der Pilot war hinter einer großen Muschelartigen Rückenlehne verborgen und von Calebs Position aus nicht zu treffen. Dafür sah er einen Soldaten auf einem mit Knochen verzierten Balkon ein großkalibriges Gewehr auf ihn ausrichten. Vermutlich derjenige der Serbitar niedergestreckt hatte. Caleb ließ los, zog dabei sein Schwert und feuerte weiter auf die Brückencrew. Über sich hörte er das Zischen einer kritischen Plasmaentladung, rückte aber weiter Richtung Pilotensitz vor der ihm Deckung vor dem Scharfschützen bot. Kaltblütig rammte er sein Schwert von hinten in die Lehne bis die Parrierstange ein tieferes eindringen verhinderte. Sofort dröhnte schmerzhaft lautes Kreischen aus allen Voxlautsprechern. Funken sprühten aus Konsolen während zugleich Licht und Schwerkraftfelder verrücktspielten, woraufhin Caleb sich am Thron festhielt. Augenblicklich krachte eine brutale Dornenkugel um den Thron herum in Calebs linken Arm und nagelte ihn dort Fest. Die schädelgroße Kugel die vor Rost und Blut troff hing an einer ebenso kampfgezeichneten Kette. Caleb ließ sein Schwert niedersausen um die Kette zu durchtrennen wurde aber kurz davor mitsamt der Kugel aus der Deckung gerissen. Dabei lösten sich die Dornen aus der Wunde und verspritzten Blut und Rüstungsfetzen auf das Deck auf welches er hart aufschlug. Sein Blick fiel auf eine große Kreatur die Teile von Astartes Rüstung trug, jedoch nicht zwingend einen solchen Ursprung hatte. Vor dem Pilotenthron war eine Vertiefung die mit geborstenen Schädeln und zersplitterten Knochen gefüllt war und dem Kapitän offenbar als Kommandostand diente. Der Pilot, eine scheußlich degenerierte Kreatur die nur entfernt menschlich war, hing schlaff an dicken Kabelsträngen die ihn ob der Erschütterungen tanzen ließen wie eine bizarre Marionette. Als eine Funkensprühende Energieaxt auf Caleb zuraste rollte er sich zur Seite ab und kam wieder auf die Füße.
„Soll ich dich gleich töten oder soll ich warten bis deine Freunde dir helfen?“ grollte der mutierte Krieger selbstbewusst und ließ seinen Morgenstern rotieren. Zur Antwort schoss Caleb mit seinem Bolter. Drei Geschosse verließen den kurzen Lauf ehe das Magazin erschöpft war und sprengten einen der Trophäenschädel vom Rücken des Kapitäns und ließen eines seiner zackigen Hörner Bersten. „Als soll es gleich geschehen, mir recht.“
Mit erstaunlicher Geschwindigkeit pflügte der Krieger durch Cogitatoren und Knechte gleichermaßen, ohne dabei von ihnen gebremst zu werden. Obendrein überraschte er Caleb, indem er seine mächtige Axt wie eine Lanze zum Stoßen benutzte und Caleb notgedrungen sehr viel weiter zurückweichen musste als er eigentlich wollte. Dafür war er genau in der richtigen Entfernung für den Morgenstern, der ihn unbarmherzig traf und erneut von den Füßen holte. Selbst sein hastig hochgerissenes Schwert hatte den Schlag nur minimal abgefedert und ihm seine Waffe beinahe entrissen. Immerhin federte eine Cogitatorenbank seine unsanfte Landung ein wenig ab und gab den Blick auf seine Mitstreiter frei. Allem Anschein nach hatte sich Loth befreien können, denn der schwere Servitor hing zuckend über das Geländer. Doch die Soldaten des Erzfeindes kämpften eindeutig auf Zeit. Ein hehres Ziel angesichts ihrer übermenschlichen Gegner, doch da sie keine Hemmungen hatten einen abnormen Blutzoll zu zahlen, hatten sie Erfolg damit.
Also lag es an ihm den Kapitän zu besiegen. Seine Suche nach Schwachpunkten war leicht und die Stimulanzien die seinen Köper fluteten unterstützten ihn auch dabei. Der Krieger trug zwar diverse Teile einer Servorüstung, aber an vielen Stellen spannte sich nur rostiges Kettengeflecht über geschwollene Muskeln. Er trug auch keinen Helm sondern lediglich eine Maske die Mund und Nase bedeckte und eine Halsberge die seinen Kopf mit Dornen umgab wie ein Zaun. Dieses Mal griff Caleb an und tauchte dabei unter einem rauschenden Schwinger des Morgensterns hindurch und schlug nach dem Ellenbogengelenk. Weder Kettengeflecht noch die zähe Haut boten Calebs Energieklinge nennenswerten Widerstand, woraufhin er einen tiefen Schnitt platzierte der einige Muskeln und Sehen durchtrennte. Von Schmerz geplagt und vor Wut rasend schlug er Caleb, der näher bei ihm stand als je zu vor, den Knauf seiner Axt in den Nacken und schickte ihn ein drittes Mal zu Boden. Seine Kraft war unglaublich. Er holte mit seiner Axt aus um es zuende zu bringen und Caleb riss bereits sein Schwert hoch, als ein überraschender Tritt ihn gegen das Aussichtsfenster der Brücke schleuderte. Er landete auf den Knien und spürte wie seine Sinne sich mehr und mehr fokussierten, als Konditionierung und komplexe Chemikalien ihre Aufgaben erfüllten. Dass direkt neben ihm ein gehärtetes Urangerschoss einschlug registrierte er nur am Rande.
Erneut griff er an und so stürmten die Kontrahenten brüllend aufeinander zu. Kurz bevor sich ihre Waffen trafen aktivierte Caleb die Magnetarretierung seiner Stiefel um schmerzhaft plötzlich abzubremsen, woraufhin der Morgenstern nur eine Handbereit vor seinem Gesicht vorbeirauschte und scheppernd in das Deck schlug. Da gab Caleb bereits wieder der Trägheit seiner Masse nach, deaktivierte die Arretierung, schoss seitlich um den Gegner herum und attackierte zum Schein dieselbe Stelle wie zuvor. Allerdings griff er stattdessen mit der freien Linken nach der besudelten Panzerung direkt daneben und nutzte die Energie der ruckartigen Drehung seines Gegners um sich hinter ihn befördern zu lassen. Wie vermutet boten die Kniegelenke besonders auf der Rückseite eine eklatante Schwachstelle die Caleb mit einem trotzigen aufschrei ausnutzte. Erneut brüllte der Chaoskrieger vor Schmerz und erkannte seinen Fehler. Obschon sein eines Knie nachgab drehte er sich mit einem weiteren Ruck in die andere Richtung und erwischte Caleb so erneut mit dem harten Knauf seiner Axt. Erneut landete Caleb vor dem Aussichtsfenster und stellte fest, dass eine seiner Augenlinsen ausgefallen war und sein HUD dadurch leicht verzerrt dargestellt wurde. Der Krieger richtete sich mit reiner Willenskraft wieder auf und schnaubte wütend als Hazzred neben ihm landete. In scheinbar blindem Zorn schleuderte er seine Axt, der Caleb jedoch spielend auswich. Der rasende Krieger folgte seine Axt so schnell er konnte und schwang dabei seinen Morgenstern. Allerdings schien ihm trotz seiner Rage klar zu sein dass Caleb auch diesem Hieb spielend Ausweichen konnte weswegen dieser ausblieb.
„Fühl dich geehrt, deine Knochen werden die ersten sein die meine Brücke nach dem hier schmücken werden.“ Während sich Caleb noch fragte was dies zu bedeuten hatte, riss der Chaoskrieger seine Axt aus dem Fenster, welches, wie Caleb erst jetzt auffiel, beunruhigende Sprünge aufwies. Erneut verfehlte ihn ein Schuss mit mehr Abstand als es für einen Scharfschützen typisch wäre. Als der Kämpfer sich mit Gewalt gegen das strapazierte Glas warf offenbarte sich sein Plan. Das Knacken, des sich ausbreitenden Sprunges hallte durch die gesamte Brücke, der Krieger ging an den Rand des Fensters und schmetterte von dort seinen Morgenstern genau auf die am meisten strapazierte Stelle. Tosend wurde die Luft abgesaugt und mit ihr unzählige Trümmer, Knochen, Leichenteile, Servitoren und zu Calebs schrecken auch Serbitar. Caleb versuchte ihn abzufangen, aber da er nicht springen konnte, ohne seinerseits in die Leere gerissen zu werden, hatte er keine Chance. Träge fummelte der Verletzte an seinem geborstenen Helm herum und landete in der Hand des Chaoskriegers, der seinen Morgenstern bereits an seiner Rüstung befestigt hatte. Träge hieb Serbitar auf den Unterarm seines Gegners der den Panzerkragen ergriffen hatte ein, wurde aber wie eine Keule gegen den näherkommenden Hazzred geschlagen und in einer fließenden Bewegung mit der Axt enthauptet. Während das Blut noch aus der Wunde gerissen wurde pflanzte der Krieger den Kopf auf einen der Dornen seiner Rüstung und machte eine auffordernde Geste. In diesem Moment bemerkte Caleb ein kaltes stechen an der Stelle an der ihn der Morgenstern zuerst getroffen hatte. Offensichtlich war seine Rüstung durchbrochen was seine Operationszeit im Vakuum deutlich verkürzte.
Nichtsdestotrotz griffen Caleb und Hazzred gleichzeitig an und drängten den Chaoskrieger durch das Fenster aus der Brücke, wo Loth und Snaga mit den unermüdlichen Drahtbestien kämpften. Dort wo abgebrochene Lanzen aus dem Körper des World Eater ragten, zogen sich dünne Blutfäden hinaus.
Calebs Schwert schlug erneut in eines der Gelenke und Hazzreds Axt fräste sich zuerst durch die Dornen der Halsberge und riss dann Ohr und Horn von der rechten Seite des Schädels. Allerdings Gelang auch ihm ein Treffer.
Er reichte nicht aus um einen der Spacemarines zu töten oder auch nur kritisch zu verletzen. Jedoch war er stark genug und gut genug gezielt, um den World Eater von der Schiffshülle zu lösen. Nach dem ersten Ruck entfernte sich Hazzred lächerlich langsam aber absolut unaufhaltsam von der Schiffshülle. Natürlich wollte Caleb sofort zur Hilfe eilen. Mehr als ein Handgriff wäre schließlich nicht nötig gewesen, aber der niederträchtige Chaoskrieger lauerte auf genau diese Bewegung. Darum war er auch wenig überrascht als Caleb auf ihn losging und fing dessen Schwertarm ab um ihm hefig mit dem unverwundeten Knie in die Flanke zu treten. Caleb ächzte unter dem Tritt und der gewaltigen Kraft des Gegners trat aber seinerseits gegen das verwundete Standbein. Ruckartig sanken beide auf die Knie und Caleb zog sein Kampfmesser während sich brennende Kälte in seiner Rüstung ausbreitete. Er fühlte wie die klauenartigen gepanzerten Finger sich langsam unter seinen Helm gruben um ihm den Helm, oder gleich den ganzen Kopf herunterzureißen. Das verzerrte HUD warnte ihn, dass ein kritischer Siegelbruch unmittelbar bevorstand, als er ein überaus verstörendes Geräusch hörte. Setzte die Missgeburt etwa dämonische Kräfte ein die ihn verspotten sollten?
Ein schaudern lief durch seinen Gegner und der Druck an seinem Hals ließ etwas nach. Noch eine Erschütterung und der massige Leib erschlafften. Mühsam richtete er sich auf und erblickte eine ramponierte aber funktionsfähige weiße Rüstung mit blauen Schulterpanzern. Das Geräusch identifizierte er als schadenfrohes Gelächter einer bekannten Stimme. Der Mark IV Helm blieb ausdruckslos und ehe Caleb fragen konnte, zeigte ihm seine Jagdsicht die hohe Temperatur der Boltpistole. „Boltantrieb, Bastard!“ spottete Hazzred als er seine Kettenaxt aus dem Nacken des gefallenen Chaoskriegers riss.
„Danke.“ zollte Caleb seinem Schlachtenbruder Respekt und hielt Ausschau nach dem Rest ihres Trupps. „Keine Ursache, ich wusste dieses Ding ist für irgendetwas gut.“ Witzelte Hazzred und lud die erhobene Boltpistole nach.
Als Snaga und Loth an der Öffnung erschienen, rief Loth über Funk ihren Thunderhawk herbei der sie umgehend auflas. Caleb spürte wie die Haut an Arm und Brust unter seiner Rüstung Risse bekam als die eindringende Kälte sie spröde machte. Dankenswerterweise unterband die im Thunderhawk herrschende Atmosphäre weiter Schäden und der Pilot meldete, dass er Serbitars Rüstungssignal in der Leere aufgefangen hatte. Während dem Flug, auf dem ein Platz frei blieb und einer nur durch Serbitars gefrorenen Leichnam besetzt blieb, stellte Caleb fest, dass sich seine Gefühle nicht von denen unterschieden die er durchlebt hatte wenn in der Vergangenheit Schlachtenbrüder gefallen waren. Natürlich war er nicht so erschüttert wie es ein Sterblicher gewesen wäre, oder so ruhelos wie bei dem Verlust eines langjährigen Freundes. Aber er gestand sich endgültig ein, dass er sich als ihresgleichen ansah und er sie als seinesgleichen. Damit erfüllte sich für ihn der Eid den er gleistet hatte, indem er in der Halle der Zusammenkunft seinen wahren Namen und Orden gerufen hatte.
 

Thyrant

Codexleser
22 Dezember 2014
245
0
6.371
Wie versprochen geht es weiter. Viel Spaß.

ZWÖLF / IV

Plötzlich beschleunigte der Thunderhawk hörbar auf Maximalgeschwindigkeit und aus dem von Sterblichen bemannten Cockpit, wurde über Interkom eine Warnung ausgegeben. „Feindliche Abfangjäger im Anflug. Zwischen Abfangzeitpunkt und Eintritt in die Perimeter Abwehr der Tabula Rasa, liegen fünf Minuten.“
Der Pilot klang ruhig, schließlich wurde nur den besten Piloten überhaupt das Privileg zuteil, einen Thunderhawk fliegen zu dürfen. Aber dennoch hörte Caleb am gepressten Ton des Piloten, dass dieser ernsthaft besorgt war. „Ich sehe mal…“ wandte sich Caleb an Loth während er sein Haltegeschirr löste. Der Iron Warrior unterbrach ihn jedoch sofort. „Ich habe es auch gehört.“ Entgegnete er in Richtung Cockpit nickend und verkniff sich ein Kommentar als Caleb auch noch seinen Helm auszog. Regelrecht leichtsinnig in einem tobenden Raumkampf, da er aber ahnte was der Blood Angel vorhatte beugte er sich der Logik.
Caleb öffnete die gepanzerte Cockpittür und schwang seinen massigen Köper seitwärts durch die enge Öffnung. „Keine Sorge, Männer. Ihr seid nicht allein.“ sagte Caleb so ermutigend wie möglich und tatsächlich wurde die Köperhaltung von Pilot und Copilot ein wenig selbstbewusster. Allerdings erkannte er erst auf den zweiten Blick, dass der Copilot eine Frau war, deren körperliche Eigenheiten jedoch nahezu vollständig von dem hochwertigen Pilotenanzug verborgen wurden. Mit einer Hand ergriff Caleb den freien Sitz des Bordkommandanten um sich an Ort und Stelle zu halten und aktivierte umständlich das taktische Display. Da Knöpfe und Schalter für menschliche Hände konzipiert waren und der Blood Angel auch keine implantierten Hilfsmittel besaß, dauerte es unerträgliche zehn Sekunden länger als üblich, sich einen taktischen Überblick zu verschaffen. Mit Selbstbeherrschung verbot er sich jegliche Regung seines Gesichtes als er Gruppen von Abfangjägern analysierte und das ernüchternde Ergebnis sah. Gleich zwei Gruppen schickten sich an ihnen in einer professionellen Zangenbewegung den Weg abzuschneiden. Obendrein waren die Vektoren so gewählt, dass sie zeitgleich auf den Thunderhawk treffen würden. Mechanisch setzte er sich seinen Helm auf und nahm Kontakt zu Loth auf, ehe er sich erneut an die Sterblichen wandte. Was gäbe er jetzt für Durons Fähigkeiten als Pilot oder Thyrianos schützendes Kraftfeld. Er kappte den Gedankengang ab und als er nun mit vom Helm verzerrter Stimme sprach, konnte der die Adrenalinausschüttung der Menschen praktisch sehen. „Wir werden folgendes tun…“
***
Tharnan Chire leckte sich langsam über seine schmalen blaugrauen Lippen. Allerdings lediglich unterbewusst, denn einmal mehr hatte er sein Fleisch abgestreift und es gegen einen etwas mehr als zwanzig Meter langen Köper aus Metall eingetauscht. Wenn er sich darauf konzentrierte konnte er fühlen, wie sich sein magerer Körper in den maßgefertigten Sitz schmiegte und von breiten Gurten an Ort und Stelle gehalten wurde. Im Moment schnitt ihn die Hitze des Gefechts aber von diesen Eindrückan ab. Der Raumkampf war plötzlich über seine Trägergruppe hineingebrochen als ein feindliches Schiff auftauchte. Er war innerhalb von zwei Minuten in seinem Schiff und nach weiteren zwei Minuten im All gewesen. Genauso wie er es liebte. Nichts war Nerv tötender als wenn der Geschwader Kommandant ausufernde Pläne schmiedete und von seinen Piloten verlangte exakt in den von ihm vorgegebenen Mustern vorzugehen. Zugegebenermaßen waren die Pläne effektiv aber fesselten auch jeden Instinkt.
Heute würde Tharnan erneut zeigen können was einen wahrhaft guten Piloten ausmachte. Der erbeutete Piranha Abfangjäger, auf dessen Flanke er den Namen Styx hatte eingravieren lassen, ließ sich mit einer Finesse steuern die sein klobiges Escheinungsbild lügen strafte. Dank einiger Modifikationen benötigte er auch keinen Bordschützen und keinen Kommandanten. Lediglich ein Vertreter des Dunkeln Mechanicums kroch durch die heißen Eingeweide des Raumüberlegenheitsjägers und überwachte dessen Systeme. Zwei kleinere Lightning Abfangjäger begleiteten ihn, die aber von Anfang an leicht zurückfielen.
Vor ihm löschte das angreifende Schlachtschiff gerade eine Fregatte aus und Tharnans Herz schlug vor Vorfreude schneller. Drei feindliche Jäger versuchten ihn abzufangen. Zweifellos hatten sie seinen vermeintlichen Fehler, sich von den Lightnings abzusetzen, bemerkt und wollten ihn dafür bestrafen. Er flog eine enger werdende Fassrolle und leitete mehr Energie in die Trägheitsdämpfer um die ansonsten tödlichen Fliehkräfte abzumildern. Genüsslich dachte er dabei an den gestrandeten Eldarpiloten dem er dieses technische Wunder zu verdanken hatte. Außerdem wäre ohne ihn auch sein Pilotensitz wohl nicht mit dem feinen hellen Leder bespannt gewesen wie es heute der Fall war.
Als Konsequenz gelang es ihm dem Beschuss spielend auszuweichen, einen der Abfangjäger abzuschießen und sich hinter die zwei übrigen zu setzen. Wenige Augenblicke später war auch seine Eskorte in Feuerweite und zwang einen der der Angreifer direkt in Tharnans Feuervektor. Triumphierend raste er durch die Trümmerwolke was seine Haut prickeln ließ und erhielt kurz drauf den Befehl von der Abschiedsläuten, einen Torpedofächer abzufangen.
Unwilkürlich fletschte er seine abgebrochenen Zähne, ob des zwar wichtigen, aber öden Auftrags. Sofort ging in eine gerade Flugbahn über um noch schneller zu werden und hielt sich bereit, Ausweichmanöver durchzuführen. Seine Eskorte würde sich schon um den verbliebenen Flieger kümmern. Zusammen mit einigen anderen Fliegern schoss er auf den Torpedo der mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen war und noch weniger zu treffen. Glücklicherweise war er gegenwärtig nicht an körperliche Zwänge gebunden und in Kombination mit dem übrigen Beschuss detonierte einer der Torpedos in einem blendenden Blitz.
Dann gab es endlich die Art von Kampf die er am meisten liebte. Der Nahkampf. Duzende verfeindete Jäger, Abfangjäger und Bomber trafen aufeinander und zerfleischten einander in einem spektakulären Feuerwerk. In dieser Art von Kampf gab es stets die höchsten Verluste durch Eigenbeschuss und durch Kollisionen, was in Tharnans Augen dem Trennen von Spreu und Weizen entsprach. Als seine Eskortjäger ihn erreichten, hatte er hier bereits fünf Abschüsse erzielt und der ruhelose des Piranha Machinengeist belohnte ihn mit perfekten Reaktionszeiten.
Sieben also, mindestens einer musste noch durch seine Hand sterben damit seine Taten den Göttern angemessen huldigten. Auf der Suche nach einem lohnenden Ziel, stieß er auf einen Thunderhawk. Warum auch immer, hatte dieser sich ziemlich weit von dem mittlerweile treibenden Träger und dem Schlachtschiff entfernt und schien nun zurück zu zweitgenanntem fliegen zu wollen. Eine mehr als würdige Beute. Der massive gepanzerte und schwer bewaffnete Landungsflieger würde seinen Fähigkeiten einiges abverlangen, zumal zu erwarten war dass er von einem fähigen Piloten geflogen wurde, möglicherweise gar einem Astartes.
Erneut ließ er seine Eskorte hinter sich, als er dem Prioritätsziel hinterherjagte und registrierte, dass eine Fünfergruppe Höllenklingen ebenfalls auf Abfangkurs war. Er gluckste unterbewusst als er die Tödliche Falle erkannte. Der Thunderhawk wollte zweifellos in den Perimeter seines Mutterschiffs entkommen und würde deswegen so lange wie möglich geradeaus auf das Schlachtschiff zufliegen. Natürlich würde auch der andere Pilot erkennen, dass Tharnan, seine Eskorte und die Fünf Höllenklingen so ziemlich Zeitgleich das Feuer würden eröffnen können. Einige Minuten vor dem Erreichen der vermeintlich sicheren Zone.
Da ein Kampf unvermeidlich war, würde der Thunderhawk jeden Moment seinen Kurs ändern und versuchen sie der Reihe nach auszuschalten solange sie sich noch nicht vereint hatten. Natürlich mit der kleineren Gruppe beginnend. Und Tharnan würde dort sein damit dies ihr letzter Fehler würde.
Als der Thunderhawk kurz darauf den Kurs änderte und wieder erwarten auf die Fünfergruppe zuhielt, biss sich Tharnan vor Wut so heftig auf die Zunge, dass ihm Blut in die Maske lief und der Schmerz ihn trotz seiner Verbindung zum Schiff noch erreichte. Er sah das wilde Flackern der Autokanonen der Höllenklingen die allerdings nicht die Durchschlagskraft hatten den Thunderhawk rasch zu überwältigen. Nach einem schmerzlich beeindruckenden Manöver gelang dem größeren Flieger sogar ein Abschuss mit den synchronisierten Boltgeschützen und kurz darauf einer mir einer auf extrem kurze Reichweite abgefeuerten Donnerkeilrakete. Tharnan konnte sehen, wie die Rakete den Rumpf der Höllenklinge durchschlug und erst nach dem Wiederaustritt explodierte. Was aber reichte den kleinen Flieger zu zerreißen. Immerhin nutzen die verbliebenen Drei ihre enorme Wenigkeit aus, um außerhalb des Schussfeldes der vernichtenden Koaxialwaffen und weiterer Raketen zu bleiben.
In Ruhe aktivierte Tharnan die Zielaufschaltung seiner beiden Raketen und analysierte den Kampfstil seines Gegners. Er beobachtete wie eine weitere Höllenklinge von Boltbeschuss beschädigt wurde und scheinbar nicht mehr richtig navigieren konnte. Das Piepen der Zielaufschaltung entwickelte sich zu einem regelrecht hysterischen Kreischen, als sie abgeschlossen war. Aber dennoch wartete er mit dem Abschuss. Er feuerte, wie auch seine Eskorte, Laserkanonen ab die zwar nicht trafen aber den Bewegungsspielraum des Thunderhawk einengten und den Höllenklingen Gelegenheit für einen Wirklich guten Treffer schenken sollten.
Jedoch vergaben sie diese Gelegenheit weswegen ein Gedankenimpuls den Piranha auf einen rücksichtlosen Abfangvektor fliegen ließ. Aus nächster Nähe feuerte er mit den Laserkanonen, löschte eine Höllenklinge aus die ihm im Weg war und durchstieß die Trümmerwolke zum eigentlichen Ziel, um es mit den Raketen sturmreif zu schießen. Jedoch hatte des Ziel scharf nach oben gezogen weshalb die instinktiv abgefeuerten Raketen zunächst vorbeiflogen, aber sofort in eine scharfe Kurve übergingen um das Ziel zu verfolgen. Als er am höchsten Punkt des potentiellen Loopings war, feuerte der Thunderhawk fünf Donnerkeilraketen ab, ehe er in eine unsaubere Fassrolle überging. Allerdings reichten ein halber Looping und eine schlampige Fassrolle nichts aus Tharnan zu entkommen, bei weitem nicht. Seine Laserkanonen stachen rubinrot durch die Leere und schlugen in das Dach des Thunderhwaks ein, wo sofort flockiger Isolationsschaum austrat der schnell gerann und so die Löcher versiegelte. Von der Seite schoss die verbliebene Höllenklinge und beschädigte das Seitenruder am Heck schwer, was im Vakuum jedoch praktisch irrelevant war. Einer von Tharnans Eskortfliegern meldete, dass er erfolgreich Raketen abgewehrt hatte, während das Signal des anderen einfach verschwand. Dafür tauchten zwei weitere feindliche Abfangjäger auf den Nahbereichssensoren auf. Die beschädigte Höllenklinge verging ebenfalls als eine der Donnerkeilraketen einschlug, allerdings gelang es dem verdammten Piloten des Thunderhawk die Explosion zu nutzen um eine von Tharnans Raketen auszuschalten. Als die zweite im Heck des Thunderhawks einschlug und eines der Triebwerke zerfetzte breitete sich ein friedliches lächeln auf Tharnans Gesicht aus. Sein verbliebener Eskortjäger wusste es besser, als sich zwischen sich seinen Anführer und seine Beute zu setzen und machte sich auf, den beiden Neuankömmlingen zu begegnen. Der rasende Servitor der die verbliebene Höllenklinge lenkte, wusste dies nicht und schoss weiter auf das Primärziel. Die Laserkanonen des Piranhas löschten das vereintliche Hindernis kurz darauf aus und verkürzten Tharnans Zielanflug auf den Thunderhawk erheblich.
Bei der Gelegenheit bemerkte er jedoch, dass die Schlacht alles andere als gut lief. Zwar feuerte nach wie vor die Perimeter Abwehr der Abschiedsläuten, ansonsten schien sie aber führungslos in der Leere zu treiben während die Batterien des Schlachtschiffs ihre dicke Haut aufrissen. Zu Tharnans Kampfverband gehörten auch weitere Großkampfschiffe die ganz in der Nähe sein sollten, aber Nähe war in stellaren Maßstäben ein äußerst dehnbarer Begriff.
„schwerer Treffer…Waffen versagen…ich werde…“ drang die Stimme des Piloten des letzten Eskortfliegers aus dem Funk und Tharnan schluckte verärgert Blut und Galle herunter. Er musste hier weg.
Der beschädigte Thunderhawk war noch längst nicht geschlagen und angesichts der Zahllosen näherkommenden Signale blieb ihm bei weitem nicht mehr genug Zeit. Eine weitere Eigenschaft die Fliegerasse von narzistischen Anfängern abhob war es einzusehen wenn ein Kampf abgebrochen werden musste. Der Maschiengeist der Styx sah dies jedoch völlig anders und peinigte ihn mit Schmerzimpulsen als er ahnte was Tharnan vorhatte.
Euer Heldenmut wird dankend in Empfang genommen, leider wird er euch in der Hölle nichts nutzen.“ Sendete er ungeachtet der Tatsache, dass der Feind ihn vermutlich nicht abhörte. Dafür hörte er auch nicht das Todesröcheln der Piloten der beiden Abfangjäger, als er ihre Pilotenkanzeln mit Laserfeuer sprengte und die heißen Splitter ihre Anzüge aufrissen. Styx besänftigten die Abschüsse jedoch nicht da er den Thunderhawk bereits getroffen hatte und er den Abschuss unter allen Umständen zuende bringen wollte. Tharnan aktivierte eine arkane Apparatur die den Maschinengeist in die Schranken wies und ließ den kurzen Schmerzimpuls der damit einherging über sich ergehen. Diese Vorrichtung war selbst beim dunklen Mechanicum verpönt und er hatte sie auch erst einmal zu vor eingesetzt. Es würde kein Vergnügen sein die Styx wieder zu reaktivieren nachdem er sie das nächste Mal ausschalten musste.
Aber seine Sorgen waren vorerst von kurzfristigerer Natur und ließen ihm Kurs auf einen entlegenen Abschnitt des Asteroidengürtels nahmen, der das ganze System umschloss.
Sein Piranha hängte die Lightning-Jäger, die ihn wütend verfolgten, spielend ab und während er die Verbindung zu seinem Abfangjäger löste, bereitete er sich auf eine stunden-, wenn nicht tagelange Triade seines Bordmechanikers vor.
***
Caleb hasste es, ein Flieger-Ass des Erzfeindes entkommen zu sehen. Allerdings saß er in einem der schnellsten Flieger, die sich an diesem Kampf beteiligten. Piranhas waren zu Recht der ganze Stolz der Imperialen Navy und der Erzfeind hatte bisher nur sehr wenige erbeuten können. Auf der Tabula Rasa gab es nichts Vergleichbares. Auch wenn das Schlachtschiff selbst eine sehr viel höhere Endgeschwindigkeit hatte, als jeder Jäger oder Bomber, war es strategisch wenig sinnvoll einem einzigen Feind hinterherzujagen. Bestenfalls verlor man Unmengen von Zeit, schlechtesten Falls wurde man in einen tödlichen Hinterhalt gelockt.
In dem Hangar in dem neben Calebs Thunderhawk auch die des achten und neunten Trupps landeten wartete bereits Apothekarius Gargest auf sie. In seinem Gefolge befanden sich einige Servitoren die dafür modifiziert waren einen voll gerüsteten Astartes tragen zu können. Auch im neunten Trupp hatte es Verluste gegeben. Der Truppsergeant war gefallen um seinen Brüdern den Rückzug von der Todesläuten zu sichern, nachdem sie die Brücke noch nicht vor dem zehnten Trupp hatten erreichen können. Einsilbig versorgte der Apothekarius die verwundeten während die Servitoren Serbitars Leichnam und zwei schwerverletzte aus dem achten Trupp abtransportierten. Kurz darauf trafen zwei sterbliche Artificatoren ein und brachten neben neuer Munition auch Reparatur Zement für Servorüstungen mit.
Die drei Thunderhawks blieben die ganze Zeit mit dröhnenden Triebwerken aktiv, während sich fest verbaute Wartungsservitoren wie metallene Schlangen über ihre Hülle wandten um die gröbsten Schäden zu beseitigen. Allerdings kam es zunächst zu keinem weiteren Einsatz. Einer kurzen Statusmeldung von Sophokles zufolge trafen sie auf keine weiteren Schiffe des Erzfeindes. Stattdessen näherten sich der imperiale Kreuzer Claudia, der leichte Kreuzer Goldnadel sowie vier Fregatten. Ein Kampf mit diesen Schiffen wäre durchaus zu gewinnen, würde sie aber teuer zu stehen kommen. Abgesehen davon war es Sophokles‘ erklärtes Ziel diese Truppen zu unterstützen. In einer erstaunlich ehrerbietenden Geste erklärte sich Shophokles‘ bereit auf die Claudia überzusetzen und wählte Caleb aus ihn zu begleiten.
Als Caleb schließlich den Hangar betrat in dem Sophokles Thunderhawk warten sollte hielt er kurz erstaunt inne. Vor ihm Auf dem Deck stand ein blutrot lackierter Thunderhawk der stolz die goldenen Insignien der Blood Angels zur Schau stellte. Auch Sophokles Rüstung trug die unverkennbare Heraldik und Farbe eines Apothekarius der neunten Legion und stand damit in drastischem Kontrast zu der düsteren Gestalt von Enox. Der Geruch nach frischer Farbe hing noch in der Luft und auf dem Deck unter dem Thunderhawk klebten Farbspritzer.
Irgendwie missfiel es Caleb, dass sich der Apothekarius so verkleidet hatte. Schließlich repräsentierte er damit einen stolzen Orden, ohne wirklich ein Teil dessen zu sein. An der Köpersprache der beiden Marines erkannte Caleb, dass Uneinigkeit zwischen Sophokles und dem Nightlord herrschte. „Vergib mir diese Anmaßung,…Caleb“ gebrauchte der Apothekarius zum ersten Mal offiziell den echten Namen und nickte ihm dezent zu. Caleb nickte säuerlich zurück. Auch wenn es ihm nicht gefiel, sah er die Notwenigkeit der Maskerade durchaus ein. Offen als Angehöriger der Alphalegion aufzutreten schien keine gute Idee, ebenso wenig neben Calebs Herkunft einen weiteren Orden ins Spiel zu bringen. Beides würde im besten Fall in unbequemen Fragen resultieren.
„Ich bin sicher, der Blood Angel dem du neuerdings so sehr vertraust ist meiner Meinung.“ grollte Enox in Sophokles Richtung, woraufhin ein ärgerlicher Schatten auf das Gesicht des rot gerüsteten Alphalegionärs fiel. „Dies hier ist nicht die Halle der Zusammenkunft…“ fauchte der angesprochene und wurde sofort unterbrochen. „Ach bitte, komm mir jetzt nicht damit. Nicht wenn es um das mögliche Schicksal der Tabula Rasa, ja all unserer vergangenen Bemühungen geht.“
„Und du halte deine Paranoia im Zaum Enox. Nur weil die achte…“
„GANZ! Vorsichtig.“ Drohte der Nightlord und legte zusätzlich die Hand auf den Griff seiner Psiaxt.
„Weiht mich doch einfach in euer Problem ein ehe ihr euch gegenseitig umbringt und am Ende die Führung dieser,… Bande an mir hängen bleibt.“ Mischte sich Caleb im Plauderton ein. Als sich die streitendem unvermittelt wieder ihm zuwendeten verarbeitete sein konditionierter Geist augenblicklich das Gefahrenpotential und machte ihn Kampfbereit.
„Enox ist der Meinung ich sollte, für den unwahrscheinlichen Fall, dass wir beide es nicht zurück schaffen, einen Nachfolger bestimmen.“ Antwortete Sophokles mit betont ruhiger Stimme und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Ist nicht der Erste Captain Faethor die logische Wahl?“ erkundigte sich Caleb bewusst naiv, da er mehr Informationen über diesen trivial klingenden Konflikt wollte. Sophokles Nickte theatralisch. „Wie ich schon sagte.“
Presste er hervor und starrte auf Enox‘ ausdrucksloses Visier. „Und wie ich schon sagte soll es historisch durchaus schon vorgekommen sein, dass die Logik an Bedeutung verlor wenn es um die Führung einer großen Sache ging.“ entgegnete der Nightlord mit vor Sarkasmus tiefender Stimme.
„Jetzt seid ihr aber unnötig bescheiden Enox. Ich bin mir sicher wenn Ihr euch hinter Captain Faethor stellt, würde einem Führungswechsel nichts im Wege stehen.“
„Und eure Schmeichelei ist sogar noch unnötiger, Blood Angel. Anders als bei anderen loyalen Orden üblich, haben vieler der Krieger in unseren Reihen zuallererst Sophokles die Treue geschworen nicht unserer Gruppe oder unserer Sache.“
Caleb seufzte resignierend ehe er erneut eine Frage stellte. „Und wem habt ihr die Treue geschworen?“
Enox schnaubte und Sophokles warf ihm einen bedeutungsvollen Seitenblick zu. „Ich bin ein Nightlord, ich leiste keine derartigen Schwüre.“
Ein neuerliches Seufzen schien Caleb ein zu schwaches Signal zu sein um seine Stimmung auszudrücken. Auch wenn ihm gleich mehrere Fragen auf der Zunge lagen, verfolgte er entschied er sich für einen anderen Ansatz. „Dann sollte jeder einzelne von uns auf den Imperator vertrauen. Denn er beschützt die seinen und das sind wir doch, nicht wahr?“
Dass ausgerechnet er, ausgerechnet gegenüber Exilanten einmal die imperiale Glaubenskeule schwingen würde, hätte wohl niemand voraussagen können. Und verblüffender Weise überzeugte er alle beide. Auch wenn niemand auf diesem Schiff den Imperator als Gott verehrte wie es die Ekklesiarchie predigte. So war der Herr der Menschheit eine machtvolle nicht zu leugnende Entität mit der mach rechnen musste und als Anhänger dessen Sache auch sollte.
Enox trat einen Schritt zur Seite um seinen Rückzug aus der Diskussion anzuzeigen und Sophokles schritt mit einem respektvollen Nicken an ihm vorbei zum aufheulenden Thunderhawk. Caleb folgte ihm mit unter den Arm geklemmten Helm und passierte Enox, der ihn jedoch mit einer Geste aufhielt.
„Das solltest du lesen.“ Grollte er und hielt ihm in der offenen Hand ein Datenpad hin. Es war aus dunkelgrauem Plastek und offensichtlich bereits seit Dekaden in Gebrauch. Er aktivierte es und warf einen kurzen Blick, darauf. Es handelte sich um die spärlichen Informationen die sie über wartenden Imperialen besaßen. „Habt Dank, Enox.“
Zügig ließ er den Nightlord hinter sich und als er im Thunderhawk war, schloss sich knirschend die Sturmrampe. Er nahm schweigend Platz und wollte sofort das Datenpad studieren als Sophokles ihn unterbrach. In der Hand hielt er einen schweren zusammengefalteten Umhang der von einer Seite schwarz und von der anderen Seite blütenweiß war und reichte ihn ihm. „Damit sollte unser Auftritt etwas glaubhafter wirken.“ Caleb nahm ihn in die Hand, stellte fest, dass der Mantel um eine Schachtel gewickelt worden war und öffnete die Schachtel. Im Inneren befanden sich die Ordensmarkierungen eines Captains der Blood Angels und eine hochwertige Fälschung eines Siegelrings für einen Veteranen dieses Ranges. „Also führe ich die Gespräche?“ hakte er nach.
„Du bist die offensichtliche Wahl Caleb. Von allen Marines auf der Tabula Rasa währt dein Exil am kürzesten.“
„Ich verstehe, Apothekarius Bellerophon.“ beendete Caleb in knappem Befehlston das Gespräch, brachte die Insignien an und wandte sich wieder dem Datenpad zu.
Die Claudia kämpfte schon von Beginn an im Sabbatweltenkreuzzug, war aber rein historisch durch nichts besonders auffällig. Im Gegensatz zu den Bannern, die mehr oder weniger provisorisch an der Hülle des Kreuzers und des leichten Kreuzers angebracht waren. Es waren Prunkvolle eis- und ultramarinblaue Gardebanner die mit reichlich Gold und Bronze abgesetzt waren. Royal Volpone nannte sich das Regiment und laut den spärlichen Aufzeichnungen handelte es sich um eine schweres Infanterieregiment, welches aufgrund des Wohlstandes ihrer Heimat Volpone über beste Ausrüstung verfügte. Sie rekrutieren Offiziere und Elitetruppen ausschließlich aus Adelsfamilien, was zwar für einen erstklassigen Ausbildungsgrad aber auch für ein hohes Maß an Arroganz sorgte. Die Banner sprachen in der Hinsicht eine eindeutige Sprache. Aber warum gleich drei Regimenter hier auf den Schiffen herumschipperten und nicht in den Bodenkampf auf den besiedelten Planeten eingriffen, war eines der Dinge die er in Erfahrung bringen musste. Zweifellos würde es zunächst eine theatralische Parade geben, in deren Finale Schiffskapitän und Gardebefehlshaber um seine Gunst wetteifern würden.
 
Zuletzt bearbeitet:

Thyrant

Codexleser
22 Dezember 2014
245
0
6.371
Weiter geht's. Ich hoffe ich habe die von Dan Abnett geklauten Fraktionen und Personen nicht zu sehr verhunzt :p Da sie für mich aber ein wichtiger Teil des WH40k-Universums sind, konnte ich mir nicht verkneifen sie einzubauen.

DREIZEHN / I
Oberst Culcis sog den Geruch von Stärke und Politurwachs ein und strich sich unnötigerweise seinen makellosen Uniformmantel glatt. Es war selten, dass er ihn mit beiden Armen in den Ärmeln trug und nicht nur lässig über die eisblau gepanzerten Schultern geworfen. Immerhin kamen so seine aussagekräftigen Orden zur Geltung. Andere Offiziere schmückten sich damit wie wollten sie eine zweite Rüstschicht bilden, Culcis jedoch begnügte sich mit den drei bedeutendsten. An seinem Gürtel, der sich über den makellos sitzenden Brustpanzer spannte, waren Boltpistole und Energieschwert befestigt und sein Haupt zierte eine Schirmmütze die ihn stets ein kleines Stück größer als die Barrett tragenden Truppen erschienen ließ. Er blickte die langen graden Reihen seiner Soldaten entlang und stellte zufrieden fest, dass ihr Erscheinungsbild so makellos wie sein Mantel war. Darum war er so stolz Volponer zu sein. Sie waren einfach in allen Belangen weit überdurchschnittlich. Vom Triumphieren in einer vernichtenden Kesselschlacht, bis hin zum prunkvollen Empfang einer Abordnung der legendären Adeptus Astartes. So eine Ehre, so ein Glück, so eine Gerechtigkeit.
Nachdem sie unselig in die Reserve verlegt worden waren, hatte er sich mühsam bei kleineren Schlachten in Unterstützungsfunktion für die jeweiligen Hauptstreitmächte profiliert. Damals noch als Major unter dem Kommando von Oberst Gizhaum Gilbaer.
Dann, vor genau siebenundsechzig Tagen, der Hoffnungsschimmer. Kriegsherr Macaroth hatte ihnen Aufgetragen das Patt auf Tulwaras zu brechen und sie damit endlich wieder mit einer Mission von Ruhm und Ehre betraut. Zur gleichen Zeit war Oberst Gilbaer zusammen mit dem legendären 50. Volpone auf eine Sondermission beordert worden und hatte Culcis vom Major zum Oberst befördert.
Oberst Culcis wurde aus seinen Gedanken gerissen, als lautes Zischen signalisierte, dass der Hangar, vor dem er mit einer Ehrengarde wartete, mit Atmosphäre versorgt wurde. Also waren die Posthumanen gelandet und würden jeden Moment das massive Druckschott öffnen.
Trotz allem Selbstbewusstsein und aller Routine im Umgang mit Höhergestellten, verlor er sehr viel mehr seiner Beherrschung als im Lieb war, als er die Todesengel des Imperators erblickte. Sein Herz schlug schneller und er begann leicht zu schwitzen als er die aristokratischen Züge des offensichtlichen Anführers der Spacemarines sah. Seine gelockten braunen Haare waren zu einer gepflegten Kurzhaarfrisur gestutzt und untermalen damit das Statuenhafte Aussehen seiner engelsgleichen Erscheinung. Selbst das offensichtliche Okularimplantat vermochte die perfekte Symmetrie des Gesichtes nicht wirklich zu beeinträchtigen, wirkte es doch eher wie eine Auszeichnung. Hinter der makellosen blutroten Servorüstung bauschte sich ein prächtiger Umhang, der ein wenig von dem prächtigen Energieschwert und dem wuchtigen Bolter ablenkte die der Spacermarine mitführte. Das Deck bebte unter den Schritten der Lichtgestalt und denen seines Begleiters. Der zweite Marine in seiner weißen Rüstung mit dem Helixsymbol auf dem Schulterpanzer und einer komplizierten Apparatur am Unterarm schien irgendeine Art Spezialist zu sein.
Als die Marines das Portal durchschritten und damit den roten Thunderhawk im Hintergrund verdeckten, bewegten sich die Volponer wie ein Mann, knallten die Schäfte ihrer HE-Laser auf das Deck, schlugen die Hacken zusammen und salutierten. Culcis wäre beinahe zusammengezuckt und unterdrückte den Impuls sich neuerlich über seinen Mantel zu streichen. Im Augenwinkel sah er, dass der Kapitän der Calaudia, der seinen untersetzten Köper in eine mit Orden und Tressen übersäte Uniform gepresst hatte, deutlich unruhiger war und sichtbar schwitzte. Seine persönliche Eskorte, die aus vier Marinesoldaten bestand, gab daneben ein sehr viel besseres Bild ab als ihr Schutzbefohlener. Kurz bevor die Astartes auf angemessener Entfernung für einen Wortwechsel waren, ließ sich der Kapitän bereits ächzend auch ein Knie sinken und neigte unterwürfig das Haupt. Oberst Culcis verfluchte den Fettsack innerlich. Natürlich würde auch er das Knie vor den Todesengeln des Imperators beugen, aber eben zum perfekten Zeitpunkt. Diesen hatte der Kapitän nun knapp aber deutlich vorgegriffen und ließ Culcis, der einige Augenblicke später seinen Respekt erbot, wie einen Idioten aussehen. „Mein Name ist Oberst Damien Culcis aus dem Haus Culcis von Volpone.“ fuhr er nun seinerseits dem Kapitän in die Parade, der gerade Luft geholt hatte um sich vorzustellen. „Befehlshaber der Ersten, Zweiten und Vierten Royal Volponer.“ sprach er nach einer winzigen Pause weiter, die gerade lang genug war den Kapitän neuerlich zum Sprechen ansetzen zu lassen. „Zu Euren Diensten Lord Astartes.“ brüskierte er den Kapitän ein drittes und möglicherweise letztes Mal. Das würde diesem besseren Fährmann zeigen was passierte, wenn man sich auf das Parkett mit der Elite von Volpone begab. Ob dem Astartes dieses Geplänkel auffiel war schwer zu sagen, aber sicherlich konnte man dieser erlauchten Entität gar nicht genug zutrauen.
„Willkommen an Bord der Claudia Milord. Ich bin Kapitän Elmor Brock. Kommandant dieses Schiffsverbandes.“ kam nun endlich auch der Kapitän zu Wort und in seinen Blick schlich sich etwas Flehentliches. Offenbar tat ihm das Knien ganz und gar nicht gut.
„Captain Caleb vom Orden der Blood Angels. Ihr dürft euch erheben.“ sprach der Todesengel mit fester Stimme die, obwohl er nicht besonders Laut sprach, für jeden Anwesenden zu hören war. Der Oberst erhob sich elegant und nach allen Regeln der Etikette, während der Kapitän sich schnaufend auf sein Knie stützen musste. „Ich erwarte einen umgehenden Lagebericht im Strategium zu erhalten.“
„Selbstverständlich Captain Caleb. Ich möchte euch höflichst bitten mir zu folgen.“ Antwortete Clucis umgehend, während der Kapitän sich noch von den Strapazen des Kniefalls erholte. Mit voller Absicht ging Culcis in ein zügiges Marschtempo über von dem er wusste, dass der Kapitän es unmöglich weiter als zweihundert Meter würde halten können. Es gab kaum einen besseren Weg jemandem seinen Platz zu zeigen.
Erneut blieb die Mine des Astartes unlesbar, auch als der Kapitän schließlich kapitulierte und zurückfiel. Im Strategium herrschte reges Treiben weil sich alle Anwesenden nach Kräften vorbereiteten. Als Caleb und Sophokles eintraten erstarrten die meisten und bildeten unsicher eine Gasse zum zentralen Holoprojektor.
Sofort begann der Oberst mit seinem Bericht uns sparte nicht mit Vorwürfen gegenüber der Navy. In seinen Augen war es deren Schuld, dass sie noch immer sinnlos herumflogen und nicht auf Tulwaras kämpften. Offenbar war der Feind mit mehreren Trägern im System die, verborgen hinter Monden und oder Asteroidenfeldern nur darauf lauerten, dass die imperiale Flotte versuchte Truppen abzusetzen. Auf dem Planeten selbst, konnte aufgrund extremer Stürme keine sinnvolle Luftüberlegenheit ausgenutzt werden, was auch der Grund war, dass eine Landung wohl geplant durchgeführt werden musste. Nichts desto trotz würden die imperialen Schiff verwundbar sein und vermutlich alle vier Fregatten opfern müssen um eine erfolgreiche Truppenlandung durchzuführen.
„Ich sehe es nicht ein diese Schiffe zu opfern, weil es nicht Nötig ist Culcis!“ polterte der soeben eingetroffene Kapitän sofort los und ließ den Rang sehr bewusst weg. Er hatte den obersten Knopf seiner Uniformjacke geöffnet und strebte schnaufend dem zentralen Punkt im Raum entgegen.
„Habt ihr schon einmal einen Krieg von nahem gesehen Kapitän Brock? Anscheinend nicht, denn dann wüsstet ihr dass es keinen Sieg ohne Opfer gibt. Blut ist die Währung ist des Imperators!“
„Eure Beschränktheit erschüttert mich immer wieder Culcis. Erstens solltet ihr, wenn ihr schon eine Vorliebe für Imperiale Verse proklamiert, mehr als einen einzigen kennen. Und zweitens finde ich es wirklich besorgniserregend, dass ihr im Zuge eines nahezu genialen Einfalls schafft mich zu Fuß auszumanövrieren, dasselbe Prinzip aber nicht auf Raumschiffe übertragen könnt.“ polterte der Kapitän weiter, wischte sich mit einem Taschentuch über die schweißnasse Stirn und warf es mit einem feuchten klatschen zu Boden.
„Eure Argumente sind irrelevant! Und eure Diskussion obsolet! Mit meiner Ankunft wurden die Karten neu gemischt. Einen Träger habe ich bereits vernichtet und weitere werden folgen wenn der Feind dumm genug ist nicht zu verschwinden.“ donnerte Caleb mit nur zum Teil gespielter Wut. Einige Sterbliche formten mit ihren Händen den Aquila, andere wenige verloren vor Angst tatsächlich das Bewusstsein. Während Clucis‘ Vortrag und dem folgenden Streit hatte Caleb nebenbei Statistiken und Kalkulationen gesichtet und instinktiv analysiert. Tulwaras war eine aufstrebende Schmiedewelt die reich an Bodenschätzen war und dank der Flüchtlingsströme des Sabbat-Kreuzzuges mit reichlich Menschenmaterial vollgepumpt worden war. Dies hatte sich der Erzfeind offenbar zunutze gemacht und Partisanen unter die Flüchtlinge gemischt, die die Landung der regulären Truppen vorbereitet hatten. Caleb hatte hier zum ersten Mal vom Blutpakt gelesen und war wenig erstaunt, dass die imperiale Garde solche Probleme mit den offenbar außergewöhnlich disziplinierten Ketzer-Soldaten hatte.
Zwei Schmieden waren im Zuge des ausufernden Krieges bereits geschleift worden. Die imperialen hatten sich mittlerweile in der mit Abstand größten Schmiede verbarrikadiert, wo sie unter asymmetrischer Belagerung standen. Der Erzfeind hatte sich bereits drei der kleineren Schmieden nutzbar gemacht, wo er versuchte mehr Kriegsmaterial als die imperialen ihrer Anlage zu produzieren. Da bisher keine Seite Verstärkungen von außen erhalten konnte, sahen die Streitkräfte einem langen Zermürbungskrieg entgegen.
Alles in allem eine Situation, die Caleb glaubte innerhalb weniger Tage zu Gunsten des Imperiums wenden zu können. Die folgende Strategieplanung war eher ein einseitiger Vortrag, als Caleb entschlossen das weitere Vorgehen festlegte. Auch wenn Kapitän Brock und vor allem Oberst Culcis gelegentlich andere Vorstellungen hatten, setzte sich der Blood Angel durch. Lediglich Sophokles brachte diskret einige Vorschläge ein, die Caleb akzeptierte. Das Kommando auf der Claudia zu übernehmen fiel ihm so leicht, wie Sophokles es vorausgesagt hatte. Und tatsächlich spielte ihm das überhebliche Wesen der Volponer perfekt in die Hände. In ihren Augen schien die Anwesenheit der Astartes ihr rechtmäßiges Privileg zu sein und suhlten sich so in Selbstherrlichkeit, dass für Zweifel kein Raum blieb. Wann immer Caleb Fragen auswich oder schlicht abblockte, verklärten sie dies in ein ihrem Ego gefälliges Kompliment. Das einzige, was Culcis tatsächlich zu missfallen schien war die Tatsache, dass Caleb plante nicht unmittelbar mit den Volponern zusammen zu kämpfen. Dass Astartes sich nicht mit den knapp dreißigtausend Soldaten der mitreisenden Straflegion abgaben schien dagegen selbstverständlich. Jedoch ließ Caleb in dieser Sache letztendlich einen Kompromiss zu. Um ehrlich zu sein, war es nämlich auch nicht Calebs bevorzugte Strategie von den anderen Truppen getrennt zu kämpfen. Sterblichkeit und Arroganz hin oder her, aber wenn Gardeeinheiten sichtbar von Astartes begleitet wurden potenzierte sich deren Kampfkraft fast immer. Da Caleb jedoch nicht wollte, dass Sophokles Truppen vor aller Augen versuchten Blood Angels zu repräsentieren und auch Sophokles im Thunderhawk selbst angemerkt hatte, dass seine Alphalegionäre sehr viel effektiver kämpfen würden, wenn sie es auf ihre Weise taten, würde er lediglich mit einer ihm gefälligen Auswahl bei den Volponern bleiben.
Stunden später, in der Halle der Zusammenkunft auf der Tabula Rasa, waren die Diskussionen sehr viel hitziger und die Vorschläge deutlich vielfältiger. Wobei sich dies lediglich auf jene Marines beschränkte die nicht zur Alphalegion gehörten. Diese hatten auch noch nicht die Heraldik der Blood Angels angenommen. Aber die vielen rot gerüsteten Alphalegionäre ließen sich Caleb in seinem Ornat erst jetzt wie ein Hochstapler fühlen.
Letztendlich lief es darauf hinaus, dass Caleb zusammen mit Karlatin, Hazzred und einem Alphalegionär bei den Truppenverbänden der Volponer bleiben würde. Er lachte in sich hinein als ihm der Gedanke kam, dass Hazzred neben ihm selbst vermutlich am besten dazu in der Lage war einen Blood Angel darzustellen. Enox und einige andere Marines wollten sich aus unterschiedlichen Gründen nicht als Söhne des Engels ausgeben und würden auf der Tabula Rasa bleiben. Caleb war ein wenig erstaunt, dass Sophokles nicht mehr Druck in Richtung seines Schattens machte, der immerhin eine ihrer mächtigsten Waffen war. Aber wenigstens setzte er sich in der Hinsicht durch, dass er Captain Feathor nicht erlaubte eine der Fregatten zu requirieren um damit den Plan zu verfolgen ein zweites Kriegsschiff aufzutreiben.
Kurz darauf strömten die Marines aus der Halle und machten sich Kampfbereit. Die Sturmlandung würde in sechs Stunden, direkt am Ende des gradlinigen Anflugs ihres Flottenverbandes erfolgen. Caleb sah wie Sophokles und der Nightlord die Halle durch zwei unterschiedliche Ausgänge verließen und folgte zweitgenanntem unauffällig. Er schien eilig ins Strategium zu marschieren, bemerkte Caleb aber bereits nach kurzer Zeit, blieb stehen und drehte ihm mechanisch seinen von traditionellen Flügeln gezierten Helm zu. Schweigend starrten sie einander an, ehe Caleb das Wort ergriff. „Nicht, dass ich es nicht zu schätzen wüsste, dass ihr so viel Respekt vor den Blood Angels und deren Heraldik habt. Aber ich hätte erwartet, dass ihr darauf brennt den Kampf zum Feind zu tragen.“
Erneut gab es keine kurze Pause, ehe Enox auf den Kommentar reagierte. „Erinnert ihr euch noch an die letzte große Ansprache von Sophokles. In der er davon sprach ungekannt und unbesungen zuzuschlagen? Und dabei Angst und Schrecken in die Herzen unserer Feinde zu säen?“ grollte er mit seiner tiefen verzerrten Stimme der deutlich ein anklagender Ton innewohnte. Caleb erinnerte sich selbstverständlich und ihm wurde auch bewusst, worauf Enox hinauswollte. „Dieser Kampf sollte nach der Art der Nightlords geführt werden und euch ist das Kommando versprochen worden. Richtig?“
„Das ist korrekt. Es gibt viel wieder gut zu machen und mir ist es ein drängendes Anliegen Zeugnis abzulegen über das, was die Nightlords hätten sein sollen.“
„Dann legt Zeugnis ab! Stürzt euch in Mitternacht gewandet auf den Blutpakt. Die Blood Angels werden das heilige Urteil des Imperators sein und ihr ein entsetzlicher Geist der Rache.“ predigte Caleb mitreißend und empfand gleichermaßen Irritation und ein wenig stolz darüber ausgerechnet einen Nightlords so treffend zu inspirieren. Enox schien sich tatsächlich ein wenig zu entspannen und wandte sich nun auch vollständig in Calebs Richtung. „Wenn ich in Aktion trete wird der Funk des Blutpaktes überquellen vor panischen Beobachtungen. Das Imperium das die Kanäle überwacht wird davon hören, dass Nightlords auf Tulwaras sind und euch auf die Jagd schicken.“
„Und? Ich werde in der Nähe von Oberst Culcis sein und ihm versichern, dass wir uns der Sache annehmen. Am Ende wird es sich als Irreführung des Erzfeindes herausstellen und im Sande verlaufen.“ Enox wollte etwas einwenden doch Caleb ließ sich nicht unterbrechen. „Aber was ihr ganz und gar vergesst ist folgendes. Das Imperium hört den Funk des Erzfeindes vermutlich nicht ab, um sich vor Korruption zu schützen. Die arroganten Volponer erst recht nicht und die Straflegion wird nicht gefragt…“
An der Art und Weise wie Enox die Faust ballte erkannte Caleb, dass er den Nightlord überzeugt hatte.
„Das wird ein einschneidendes Erlebnis für den Blutpakt werden.“ grollte Enox mit bestürzend euphorischer Stimme, nickte Caleb zu und marschierte davon. Allerdings nicht mehr zum Strategium sondern in Richtung der Abschussvorrichtungen für Landungskapseln.
 

Thyrant

Codexleser
22 Dezember 2014
245
0
6.371
Es geht weiter meine lieben Junkies, nicht dass ihr mir noch clean werdet ;-)

DREIZEHN / II

***
Sirdar Dmeter stieß sein gezahntes Kampfmesser bis zur schartigen Parierstange in den Bauch des Kultisten und schnitt ihn von links nach rechts auf. Der schrie guttural auf während sich sein zerschlissenes Gewand rot färbte und sich seine Eingeweide auf die Kriegsmaschine unter ihm ergossen. Zufrieden wischte sich Dmeter die Klinge an seiner zusammengestohlenen Uniform ab und sah sich in der unter seiner Verantwortung stehenden schwülen Werkhalle von Schmiede Ferrum-Epsilon-3 um. Insgesamt acht der schweren Belagerungskanonen wurden hier zusammengebaut und obwohl sie alle dem gleichen Zweck dienen sollten, sah keine aus wie die andere. Stinkende Ingenieure des Dark Mechanicus schienen sich an den Konstrukten verwirklichen zu wollen und trieben die Kultisten, Sklaven und Gehilfen unbarmherzig an. Auch wenn sie es ganz und gar nicht schätzten wenn Dmeter eigenmächtig ihre Arbeiter tötete standen sie im Rang unter dem Sirdar, der eine Kette aus menschlichen Ohren auf seinem rotbraun lackierten Brustpanzer trug. Die Arbeiter versuchten derweil umständlich weder ihren schreienden Kameraden, noch den unberechenbaren Blutpaktoffizier zu bemerken.
Das Messer versschwand wieder in der Scheide aus menschlicher Haut und Dmeter beobachtete wie das Blut des Ausgeweideten seine Stiefel umspülte. Das Warten zerrte wie immer an seinen Nerven, das war schon so gewesen als er noch Sergeant Dmeter der Planetaren Streitkräfte von Enothis gewesen war.
Er sprang von der halbfertigen Kriegsmaschine und fuhr sich mit seinen vernarbten und blutverschmierten Händen durch die Haare, um sie streng nach hinten zu streichen. Seine ergrauten Schläfen und den Bereich rund um seine Ohren hatte er stoppelkurzgeschoren und damit an seinen ungepflegten grauschwarzen Bart angepasst. Gemächlich kletterte er wieder auf die Aufsichtsplattform, von wo aus er die Arbeiten überwachte und wo er mit seinen Unterführern sadistische Karten- und Geschicklichkeitsspiele spielte. Hämisches Gelächter empfing ihn so wie es ihn verabschiedet hatte. Seine Unterführer fürchteten zwar seine Impulsivität, aber liebten seinen genialen Sinn für Humor. „Das nennt sich zu seinem Witz stehen.“ fauchte er in betont gespielter Wut.
Eigentlich war der Witz nicht besonders gut gewesen, aber irgendwie hatte sich, zweifellos aufgrund seiner Ausstrahlung, ein hysterisches Gelächter bei seinen Unterführern ausgebreitet und der dreckige Kultist, der den Witz unmöglich gehört haben konnte, hatte ihm lachend zugenickt. Diese Anmaßung hatte Dmeter geärgert und irgendwie hatte er auch seinen mittelmäßigen Witz kaschieren wollen.
Jedenfalls schlug jetzt der Unterführer namens Rok, der ein Bär von einem Mann war, mit der Faust auf den Tisch das die Gläser klirrten und grölte energisch.
„So ist es. Lakai, mehr Treibstoff bitte!“ Eine übel zurichtete Gestalt schob sich aus den Schatten und hielt eine Stahlkanne vor sich. Überall wo seine Lumpen nicht seine kränkliche Haut bedeckten waren winzige Narben zu erkennen die davon kündeten, dass er in seiner Funktion als Kellner auch gerne als Strichliste benutzt wurde. Dmeter ließ sich in seinen bequemen Sessel fallen, den er aus den er aus einer anderen Ebene der Schmiede hatte herbeischaffen lassen und hob seinen Trinkbecher um ihn auffüllen zu lassen. Ruckartig ließ er seinen Kopf vorschnellen um den Keller zu erschrecken. Der war jedoch zu abgestumpft um darauf zu reagieren und Dmeter verzog das Gesicht ehe er seinen Unterführern jeweils eine schmutzige Münze zuwarf. Das waren eben die Regeln. Wer den Keller ängstlich zucken ließ, bekam von jedem eine Münze, wer ihn dabei ein Laut ausstoßen ließ zwei und wer ihn Alkohol verschütten ließ bekam von jedem drei Münzen. Selbstverständlich oblag es auch dem Verursacher den Lakai für seine Nachlässigkeit zu züchtigen. Wer allerdings versagte, musste eine Runde Münzen ausgeben. Wer nicht genug Münzen übrig hatte bekam eine Schnittwunde von jedem der keine Münze bekam.
Ein Alarm schrillte los und wie ein Mann erhoben sich der Sirdar und seine Unterführer. Die ausgelassene Stimmung erstarb, während sich die Soldaten ihre Helme und Masken aufsetzten, ihre Waffen aufnahmen und deren Ladung prüften. Mit einem Knirschen riss Dmeter seine Grabenkeule aus der Rückenlehne seines Sessels und gab Befehle. „Breng, Selm und Utin formiert eure Truppen bei den Abschnitten sieben bis neun. Aton du bewachst hier die Arbeiter, Rok du kommst mit mir!“
Gehorsam setzten sich alle in Bewegung und Sirdar Dmeter eilte mit zu Roks Einheit. Dort hatte er die sechzehn größten und stärksten Soldaten unter seinem Kommando zusammengefasst und setzte sie gerne wie eine Elitetruppe unter seiner Führung ein. Dieses Vorgehen hatte sich in der Vergangenheit absolut bewährt, so vereinte er die Kampfdisziplin der Garde mit der grausigen Erscheinung blutrünstiger Mordmaschinen. Die meisten waren mit geraubter Garderüstung ausgestattet, die sie mit allerhand okkulten Talismanen und verstörenden Trophäen dekoriert hatten. Gemessen an ihrer Zahl waren sie auch schwer bewaffnet. Denn mit einem schweren Maschinengewehr, einer alten aber tödlichen Panzerbüchse, einem Flammenwerfer und einem Granatwerfer besaßen sie die Feuerkraft einer viel größeren Einheit. Sehr zum Leidwesen der anderen Unterführer, aber die konnten Dmeter mal am Allerwertesten lecken. Er selbst trug ein altes aber tadellos gepflegtes Lasergewehr auf den Rücken, in der Rechten einen schweren Revolver und in der Linken seine treue Grabenkeule mit Halteriemen um dem Handgelenk.
Über Funk erhielt er die Information, dass die Garde einen Gegenangriff auf Ferrum-Epsilon-3 gestartet hatte und nun schwer gepanzerte Truppen auf die Schmiede vorrückten. Gierig leckte er sich über die Lippen und nahm zur Kenntnis, dass sein Abschnitt und seine Werkhalle nicht direkt betroffen waren. Aber er würde sich nicht um seinen Anteil an der Schlacht betrügen lassen. Er führte seinen Trupp zum nächsten Fuhrpark und war wenig verwundert, dass die intakten Chimären und Schleichpanzer bereits ausgerückt waren. Jedoch stand in einer Ecke eine Chimäre, der eine Rakete das Dach aufgerissen hatte und aus der der Lichtschein eines Schweißbrenners flackerte. „Kann dieser Schrotthaufen noch fahren?“ bellte er gierig und er hörte wie sich im Panzer jemand den Kopf stieß und bildhaft fluchte. Als der Mechaniker den Sirdar sah und auch erkannte, bejahte er die Frage inbrünstig und machte sich an dem gepanzerten Tor zu schaffen, welches nach draußen führte.
Von der reinen Fahrleistung her funktionierte der Schrotthaufen ohne Einschränkungen und das scharfkantige Loch erlaubte es, zwei der schweren Waffen in Position zu bringen. So schnell es der röhrende Motor erlaubte, bretterten sie über die strumgepeitschte Einöde und begannen praktisch umgehend, sich immer wieder den allgegenwärtigen schwefelgelben Staub aus Augen und Zielvisieren zu streichen. Aber wenigstens waren sie in der Staubwolke, mit der die vorgelagerten Truppen den Sturm anreicherten, unsichtbar. Dmeter ließ sie einer Rinne folgen in die wohl einmal das mächtige Fundament für einen Verteidigungsgürtel gegossen werden sollte. Und nach einer Biegung trafen sie recht überraschend auf den Feind. Es handelte sich jedoch nicht um die schwer gepanzerten Truppen sondern um Straflegionäre.
Theoretisch wären sie perfekt dazu geeignet, die Reihen des Blutpaktes aufzufüllen. Angesichts der Kommissare und insbesondere der Sprengkragen war dies jedoch eine aussichtslose Hoffnung. Sie bretterten mit dem Panzer in eine erschrockene Sechs-Mann-Gruppe, die in der relativen Enge des Grabens nicht ausweichen konnte und zermalmten sie unter den Ketten. Einige der Sprengkrägen explodierten, woraufhin die Ketten hörbar zu schleiften begannen. Dmeter sprang mit dem Flammenwerfer Schützen und vier weiteren seiner Soldaten aus dem Panzer, welcher ihnen Deckung geben sollte. Natürlich ging er vor, und lugte um die Ecke. Im selben Moment wie ein kahlgeschorener Sträfling mit einem verschlissenen Lasergewehr. Leicht erschrocken schlug er mit der Grabenkeule zu und schickte ihn stumm in den Dreck. Er hörte einen Kommissar brüllen. Auch wenn der Inhalt aufgrund der Geräuschkulisse unverständlich war, war der Ton einfach unverkennbar. Fünf weitere Soldaten hockten hinter der Ecke, rissen panisch ihre Gewehre hoch und schossen rotgoldene Laserstrahlen in Dmeters Deckung. Der hatte natürlich hastig den Kopf eingezogen und winkte den Flammenwerfer nach vorn. Als dieser feuernd um die Ecke schnellte, verwandelten sich die panischen Schreie in ein elendigliches Geheule der Qual. Der Sirdar, der direkt dahinter stand genoss den Anblick und lauerte mit gehobenem Revolver auf das Auftauchen des Kommissars. Anstellen diesem erblickte er jedoch einige Sträflinge, die die Grabenwände auf beiden Seiten erklommen hatten und sie nun von oben und beiden Seiten unter Feuer nahmen. Missmutig schoss er einem mit dem Revolver in den Kopf und nahm zufrieden zur Kenntnis, dass das Maschinengewehr auf der Chimäre eine der Grabenseiten unter Sperrfeuer legte. Der noch vor ihm positionierte Flammenwerfer-Schütze versuchte ein ähnliches Ergebnis zu erzielen wurde jedoch von Laserfeuer niedergestreckt ebenso wie ein weiterer Soldat hinter Dmeter. Er grölte einen Befehl nach weiterer Feuerunterstützung und wies auch seine Leute an, die Grabenwände zu erklimmen. Den Feind verfluchend ließ sich Dmeter zusammensacken um ein kleineres Ziel zu bilden und vernahm endlich das abgehackte Keuchen des Granatwerfers. Nach dem krachenden Einschlag regnete es Blut, Köperteile aber vor allem gelben Dreck auf seine Position. Er erhob sich kraftvoll und rannte begleitet von dreien seiner Männer durch den Graben, der vermeintlichen Position des Kommissars entgegen. Da die unerfahrenen Sträflinge sich angsterfüllt auf den bevorstehenden Flankenangriff von Dmeters Männern vorbereiteten, vernachlässigten sie den Graben vollständig.
Im Vorbeilaufen schenkte der Sirdar einem am Boden liegenden verwundeten Sträfling ein sadistisches grinsen und überließ ihm seinem Chancenlosen Todeskampf. Er hörte den Kommissar weitere Truppen anfordern und mit einer Peitsche knallen, was Vorfreude in ihm Weckte. Er und seine Begleiter erklommen die Wand und erreichten gleichzeitig die Kante. Mit einer unverkennbaren Doppel-Explosion wurde seinem Flügelmann der Schädel abgesprengt und die rauchende Boltpisole schnellte bereits weiter auf Dmeters Hasserfülltes Gesicht zu. Dmeter bot sich nur ein lohnendes Ziel, weswegen sein erster Schuss in den Ellenbogen des Kommissars einschlug und dem Kommissar einen zornerfüllten Schmerzensschrei entlockte. Aber Kommissare, selbst die die unrühmlichen Straflegionen zugeteilte waren, waren aus einem völlig andern Holz geschnitzt als normale Soldaten. „Schwerer Fehler, Ketzer!“ spie er hervor und schwang die Peitsche in seiner Linken. Die mit Bleikügelchen versehene Peitsche wickelte sich präzise im Dmeters Hals und schnitt ihm schmerzhaft in die Haut. Dmeter brachte nur ein würgendes hysterisches Lachen hervor, kam am Rand des Grabens auf die Beine und ließ die am Handgelenk baumelnde Keule in seine Hand schnellen. Der Kommissar versuchte krampfhaft, aber ohne Erfolg seine schwere Boltpistole hochzubringen und zerrte an der nun schlaffen Peitsche. Diese, in Dmeters Augen durchaus sympathische Waffe, war eben nur effektiv um Leute anzutreiben oder an der Flucht zu Hindern. Gegen einen angreifenden Gegner wie Dmeter lediglich geeignet ihn wütend zu machen. Beiläufig schoss er einem Sträfling in den Bauch der tatsächlich dem Kommissar beistehen wollte und schwang seine Keule. Seine zwei verbliebenen Begleiter töteten unterdessen einige Sträflinge die unentschlossen schienen ob sie fliehen oder eingreifen sollten.
Elegant und mit wehendem Sturmmantel wich der Kommissar aus, ließ sie Peitsche los und zog sein Kampfmesser aus der Schulterhalterung. Dmeter sah in seine zusammengekniffenen Augen die im von Staub und Schweiß verklebten Gesicht wie wässrige Wunden wirkten. Die schmalen Lippen waren zu einem grimmigen strich zusammengepresst und ahmten so die gebogene Form der standesgemäßen Schirmmützen nach. Der Kommissar, der etwa dieselbe beachtliche Größe hatte wie Dmeter, begann eine geschmeidige Seitwärtsbewegung und hielt sein Messer im Eispickelgriff. Auch wenn seine Linke schlaff herabhing, war die ausgezeichnete Ausbildung einer Schola Progenium unverkennbar. Zumindest für Dmeter, der ebenfalls Schüler an einer derartigen Institution gewesen war. Sein unehrenhafter Rauswurf und die Versetzung zu den PVS tat dem keinen Abbruch. Nur ein Jahr später waren ihm die Augen geöffnet worden waren und er hatte sich an Urlock Gaurs stacheliger Rüstung die Rituellen Wunden des Blutpaktes zugefügt.
Schlussendlich war der Sirdar im Vorteil. Der Kommissar würde ihn wohl lediglich für einen zähen Ketzer halten und konnte sich kaum vorstellen, dass der blutbesudelte Mörder mit der Ohrenkette auf dem rot lackierten Brustpanzer aus derselben Kaderschmiede kam wie er selbst. Dmeter grölte gutturale Verwünschungen als er vorstürmte. Die Dämonenmaske, die seine untere Gesichtshälfte bedeckte, verzerrte seine Stimme zusätzlich und der Kommissar drehte sich sauber in den Keulenhieb ein, woraufhin der Hieb an seiner verzierten Schulter verpuffte und das Kampfmesser schmerzhaft in Dmeters Bizeps schnitt. Der Sirdar, zelebrierte seine schmutzige sadistische Kampftechnik regelrecht, als er seinen eisenbeschlagenen Stiefel seitlich gegen das rechte Knie des Kommissars schmetterte und dessen schmerzerfülltes Schnauben ihm Speichel ins Gesicht blies. Nur einen Wimpernschlag später schlug er mit dem schweren Revolver auf die hässliche Armwunde ein, woraufhin die blutverschmierte Boltpistole in den gelben Dreck fiel. Er stieß den Kommissar von sich der ungelenk auf den Rücken fiel. Allerdings nicht ohne Dmeter dabei eine lange stark blutende Schnittwunde am Unterarm zuzufügen. Während die Blutstropfen auf die Keule troffen steckte der Sirdar seinen Revolver in‘s Holster und bückte sich umständlich um die Boltpistole zu nehmen. Verwundet aber noch lange nicht gebrochen bestrafte der Kommissar diese Respektlosigkeit mit einem wuchtigen Tritt gegen Dmeters Maske der die Lippe platzen ließ, einen Zahn lockerte und den Sirdar einen Schritt zurückdrängte. „Du bist wirklich etwas Besonderes, weißt du das?“ spottete Dmeter während er um den sich umständlich aber entschlossen erhebenden Kommissar herumschlich. „Zuerst gibst du mir deine Peitsche, dann deine kostbare Boltpistole und als nächstes werde ich meinen Brustpanter mit deinem Gesicht schmücken.“ Bei diesen Worten nahm er zur Kenntnis, dass seine Soldaten die verbliebenen Sträflinge abgeschlachtet hatten und ihn nun sichernd beobachteten. Selbstverständlich würden sie ihm nicht in diesem Duell beistehen. Rok wäre sicherlich der Erste der sich seinen Schädel schnappen würde, sollte Dmeter unterliegen. Aber sie würden auch keine Störung seitens der zweifellos von irgendwo nachrückenden Sträflinge erlauben.
Mit reiner Willenskraft richtete sich der Kommissar endgültig auf und nahm trotzig eine Kampfhaltung ein. Dmeter rechnete ihm dies jedoch in keiner Weise an. Er hatte in den Augen des Kommissars gesehen, dass dieser abgeschlossen hatte und alles was er noch wollte war es Dmeter mitzunehmen. In die Enge getriebene Tiere waren oft gefährlicher als sonst und das galt sicherlich auch für einen imperialen Kommissar. Nun machte der Sirdar die abschätzenden Seitwärtsbewegungen und zwang den Gegner so wieder und wieder sein verwundetes Knie zu belasten und zu verdrehen. Auf dem unebenen Untergrund eine doppelte Qual die unweigerlich ihren Tribut forderte so, dass sich Dmeter eine eklatante Lücke auftat. Er traf die Messerhand, die zur Balance vorschnellte mit der vollen Wucht seiner Grabenkeule, brach die meisten Finger und beförderte das Messer außer Sicht. „Siehst du? Halteriemen.“ Spottete er weiter und wackelte mit dem Lederband das seinen Arm mit der Keule verband. Mit einem unartikulierten Aufschrei stürzte sich der Kommissar auf den Sirdar, der jedoch spielend auswich und das linke Knie mit einem weiteren Schwinger zerschmetterte. Der getroffene Sackte zusammen und sein Köper bebte vom Adrenalin. Dmeter kam ihm ganz nahm, schmiegte sich regelrecht an seinen Rücken und flüsterte sarkastisch in sein Ohr. „Oh du treuer Knecht. Selbst im Angesicht des Todes noch die Mütze auf dem Kopf.“ Er merkte wie der Kommissar kraftlos über Brustpanzer und Koppel streifte. „Ich werde dein Gesicht zusammen mit deiner Mütze tragen um deine Tapferkeit zu ehren.“
Plötzlich verkrampfte sich der Arm des Kommissars und zu spät bemerkte Dmeter, dass sein Gegner versuchte trotz gebrochener Finger den Revolver zu nehmen. Er ließ die Boltpistole fallen, umschloss die Hand mit seiner eigenen Faust und drückte zu, woraufhin der Schmerz den Kommissar erschaudern ließ. Ein Schuss löste sich und traf Dmeter mit einem Streifschuss an der Hüfte. Da sich die Trommel im engen Achselholster nicht drehen konnte, blieb es bei dem einen Schuss und Dmeter nahm ihn in einen lockeren Würgegriff. Er ignorierte den Pochenden Schmerz seiner Hüfte und zog ein breites scharfes Häutungsmesser aus seinem Stiefel.
Kein Schrei, nur ein ersticktes Keuchen drang aus der Kehle des Kommissars als Dmeter mit seiner scharfen Klinge die Gesichtshaut bis auf den Schädel durchtrennte. „Das wichtigste ist es, Augen, Nasenlöcher und Mund ordentlich auszuschneiden, ich will dich ja nicht entstellen…“ erläuterte er während er genau das tat was er sagte und hielt kurz darauf das bluttriefende Gesicht in der vernarbten Hand. Er erhob sich gemächlich und der Geschlagene zitterte anfallartig aufgrund des Schocks. Ehe Dmeter sich an seine Soldaten wandte. nahm er noch die zwei Boltmagazine aus dem Gürtel. „Drapiert ihn auf die Chimäre. So wie er ist, der Feind soll erkennen können was wir hier haben und was seinesgleichen blüht.“
Mittlerweile war die Chimäre bis zu einer Stelle gefahren an der sie den Graben verlassen konnte und sammelte Dmeter und seine Soldaten ein. Seine Wunde würde ihn zwar beim Schlafen stören, behinderte ihn aber nicht nennenswert im Kampf. Er sollte sich lediglich darum kümmern sich ein mittel zu Verhinderung einer Infektion zu beschaffen.
 
Zuletzt bearbeitet: