Weiter geht's. Ich hoffe ich habe die von Dan Abnett geklauten Fraktionen und Personen nicht zu sehr verhunzt
Da sie für mich aber ein wichtiger Teil des WH40k-Universums sind, konnte ich mir nicht verkneifen sie einzubauen.
DREIZEHN / I
Oberst Culcis sog den Geruch von Stärke und Politurwachs ein und strich sich unnötigerweise seinen makellosen Uniformmantel glatt. Es war selten, dass er ihn mit beiden Armen in den Ärmeln trug und nicht nur lässig über die eisblau gepanzerten Schultern geworfen. Immerhin kamen so seine aussagekräftigen Orden zur Geltung. Andere Offiziere schmückten sich damit wie wollten sie eine zweite Rüstschicht bilden, Culcis jedoch begnügte sich mit den drei bedeutendsten. An seinem Gürtel, der sich über den makellos sitzenden Brustpanzer spannte, waren Boltpistole und Energieschwert befestigt und sein Haupt zierte eine Schirmmütze die ihn stets ein kleines Stück größer als die Barrett tragenden Truppen erschienen ließ. Er blickte die langen graden Reihen seiner Soldaten entlang und stellte zufrieden fest, dass ihr Erscheinungsbild so makellos wie sein Mantel war. Darum war er so stolz Volponer zu sein. Sie waren einfach in allen Belangen weit überdurchschnittlich. Vom Triumphieren in einer vernichtenden Kesselschlacht, bis hin zum prunkvollen Empfang einer Abordnung der legendären Adeptus Astartes. So eine Ehre, so ein Glück, so eine Gerechtigkeit.
Nachdem sie unselig in die Reserve verlegt worden waren, hatte er sich mühsam bei kleineren Schlachten in Unterstützungsfunktion für die jeweiligen Hauptstreitmächte profiliert. Damals noch als Major unter dem Kommando von Oberst Gizhaum Gilbaer.
Dann, vor genau siebenundsechzig Tagen, der Hoffnungsschimmer. Kriegsherr Macaroth hatte ihnen Aufgetragen das Patt auf Tulwaras zu brechen und sie damit endlich wieder mit einer Mission von Ruhm und Ehre betraut. Zur gleichen Zeit war Oberst Gilbaer zusammen mit dem legendären 50. Volpone auf eine Sondermission beordert worden und hatte Culcis vom Major zum Oberst befördert.
Oberst Culcis wurde aus seinen Gedanken gerissen, als lautes Zischen signalisierte, dass der Hangar, vor dem er mit einer Ehrengarde wartete, mit Atmosphäre versorgt wurde. Also waren die Posthumanen gelandet und würden jeden Moment das massive Druckschott öffnen.
Trotz allem Selbstbewusstsein und aller Routine im Umgang mit Höhergestellten, verlor er sehr viel mehr seiner Beherrschung als im Lieb war, als er die Todesengel des Imperators erblickte. Sein Herz schlug schneller und er begann leicht zu schwitzen als er die aristokratischen Züge des offensichtlichen Anführers der Spacemarines sah. Seine gelockten braunen Haare waren zu einer gepflegten Kurzhaarfrisur gestutzt und untermalen damit das Statuenhafte Aussehen seiner engelsgleichen Erscheinung. Selbst das offensichtliche Okularimplantat vermochte die perfekte Symmetrie des Gesichtes nicht wirklich zu beeinträchtigen, wirkte es doch eher wie eine Auszeichnung. Hinter der makellosen blutroten Servorüstung bauschte sich ein prächtiger Umhang, der ein wenig von dem prächtigen Energieschwert und dem wuchtigen Bolter ablenkte die der Spacermarine mitführte. Das Deck bebte unter den Schritten der Lichtgestalt und denen seines Begleiters. Der zweite Marine in seiner weißen Rüstung mit dem Helixsymbol auf dem Schulterpanzer und einer komplizierten Apparatur am Unterarm schien irgendeine Art Spezialist zu sein.
Als die Marines das Portal durchschritten und damit den roten Thunderhawk im Hintergrund verdeckten, bewegten sich die Volponer wie ein Mann, knallten die Schäfte ihrer HE-Laser auf das Deck, schlugen die Hacken zusammen und salutierten. Culcis wäre beinahe zusammengezuckt und unterdrückte den Impuls sich neuerlich über seinen Mantel zu streichen. Im Augenwinkel sah er, dass der Kapitän der Calaudia, der seinen untersetzten Köper in eine mit Orden und Tressen übersäte Uniform gepresst hatte, deutlich unruhiger war und sichtbar schwitzte. Seine persönliche Eskorte, die aus vier Marinesoldaten bestand, gab daneben ein sehr viel besseres Bild ab als ihr Schutzbefohlener. Kurz bevor die Astartes auf angemessener Entfernung für einen Wortwechsel waren, ließ sich der Kapitän bereits ächzend auch ein Knie sinken und neigte unterwürfig das Haupt. Oberst Culcis verfluchte den Fettsack innerlich. Natürlich würde auch er das Knie vor den Todesengeln des Imperators beugen, aber eben zum perfekten Zeitpunkt. Diesen hatte der Kapitän nun knapp aber deutlich vorgegriffen und ließ Culcis, der einige Augenblicke später seinen Respekt erbot, wie einen Idioten aussehen.
„Mein Name ist Oberst Damien Culcis aus dem Haus Culcis von Volpone.“ fuhr er nun seinerseits dem Kapitän in die Parade, der gerade Luft geholt hatte um sich vorzustellen. „
Befehlshaber der Ersten, Zweiten und Vierten Royal Volponer.“ sprach er nach einer winzigen Pause weiter, die gerade lang genug war den Kapitän neuerlich zum Sprechen ansetzen zu lassen.
„Zu Euren Diensten Lord Astartes.“ brüskierte er den Kapitän ein drittes und möglicherweise letztes Mal. Das würde diesem besseren Fährmann zeigen was passierte, wenn man sich auf das Parkett mit der Elite von Volpone begab. Ob dem Astartes dieses Geplänkel auffiel war schwer zu sagen, aber sicherlich konnte man dieser erlauchten Entität gar nicht genug zutrauen.
„Willkommen an Bord der Claudia Milord. Ich bin Kapitän Elmor Brock. Kommandant dieses Schiffsverbandes.“ kam nun endlich auch der Kapitän zu Wort und in seinen Blick schlich sich etwas Flehentliches. Offenbar tat ihm das Knien ganz und gar nicht gut.
„Captain Caleb vom Orden der Blood Angels. Ihr dürft euch erheben.“ sprach der Todesengel mit fester Stimme die, obwohl er nicht besonders Laut sprach, für jeden Anwesenden zu hören war. Der Oberst erhob sich elegant und nach allen Regeln der Etikette, während der Kapitän sich schnaufend auf sein Knie stützen musste.
„Ich erwarte einen umgehenden Lagebericht im Strategium zu erhalten.“
„Selbstverständlich Captain Caleb. Ich möchte euch höflichst bitten mir zu folgen.“ Antwortete Clucis umgehend, während der Kapitän sich noch von den Strapazen des Kniefalls erholte. Mit voller Absicht ging Culcis in ein zügiges Marschtempo über von dem er wusste, dass der Kapitän es unmöglich weiter als zweihundert Meter würde halten können. Es gab kaum einen besseren Weg jemandem seinen Platz zu zeigen.
Erneut blieb die Mine des Astartes unlesbar, auch als der Kapitän schließlich kapitulierte und zurückfiel. Im Strategium herrschte reges Treiben weil sich alle Anwesenden nach Kräften vorbereiteten. Als Caleb und Sophokles eintraten erstarrten die meisten und bildeten unsicher eine Gasse zum zentralen Holoprojektor.
Sofort begann der Oberst mit seinem Bericht uns sparte nicht mit Vorwürfen gegenüber der Navy. In seinen Augen war es deren Schuld, dass sie noch immer sinnlos herumflogen und nicht auf Tulwaras kämpften. Offenbar war der Feind mit mehreren Trägern im System die, verborgen hinter Monden und oder Asteroidenfeldern nur darauf lauerten, dass die imperiale Flotte versuchte Truppen abzusetzen. Auf dem Planeten selbst, konnte aufgrund extremer Stürme keine sinnvolle Luftüberlegenheit ausgenutzt werden, was auch der Grund war, dass eine Landung wohl geplant durchgeführt werden musste. Nichts desto trotz würden die imperialen Schiff verwundbar sein und vermutlich alle vier Fregatten opfern müssen um eine erfolgreiche Truppenlandung durchzuführen.
„Ich sehe es nicht ein diese Schiffe zu opfern, weil es nicht Nötig ist Culcis!“ polterte der soeben eingetroffene Kapitän sofort los und ließ den Rang sehr bewusst weg. Er hatte den obersten Knopf seiner Uniformjacke geöffnet und strebte schnaufend dem zentralen Punkt im Raum entgegen.
„Habt ihr schon einmal einen Krieg von nahem gesehen Kapitän Brock? Anscheinend nicht, denn dann wüsstet ihr dass es keinen Sieg ohne Opfer gibt. Blut ist die Währung ist des Imperators!“
„Eure Beschränktheit erschüttert mich immer wieder Culcis. Erstens solltet ihr, wenn ihr schon eine Vorliebe für Imperiale Verse proklamiert, mehr als einen einzigen kennen. Und zweitens finde ich es wirklich besorgniserregend, dass ihr im Zuge eines nahezu genialen Einfalls schafft mich zu Fuß auszumanövrieren, dasselbe Prinzip aber nicht auf Raumschiffe übertragen könnt.“ polterte der Kapitän weiter, wischte sich mit einem Taschentuch über die schweißnasse Stirn und warf es mit einem feuchten klatschen zu Boden.
„Eure Argumente sind irrelevant! Und eure Diskussion obsolet! Mit meiner Ankunft wurden die Karten neu gemischt. Einen Träger habe ich bereits vernichtet und weitere werden folgen wenn der Feind dumm genug ist nicht zu verschwinden.“ donnerte Caleb mit nur zum Teil gespielter Wut. Einige Sterbliche formten mit ihren Händen den Aquila, andere wenige verloren vor Angst tatsächlich das Bewusstsein. Während Clucis‘ Vortrag und dem folgenden Streit hatte Caleb nebenbei Statistiken und Kalkulationen gesichtet und instinktiv analysiert. Tulwaras war eine aufstrebende Schmiedewelt die reich an Bodenschätzen war und dank der Flüchtlingsströme des Sabbat-Kreuzzuges mit reichlich Menschenmaterial vollgepumpt worden war. Dies hatte sich der Erzfeind offenbar zunutze gemacht und Partisanen unter die Flüchtlinge gemischt, die die Landung der regulären Truppen vorbereitet hatten. Caleb hatte hier zum ersten Mal vom Blutpakt gelesen und war wenig erstaunt, dass die imperiale Garde solche Probleme mit den offenbar außergewöhnlich disziplinierten Ketzer-Soldaten hatte.
Zwei Schmieden waren im Zuge des ausufernden Krieges bereits geschleift worden. Die imperialen hatten sich mittlerweile in der mit Abstand größten Schmiede verbarrikadiert, wo sie unter asymmetrischer Belagerung standen. Der Erzfeind hatte sich bereits drei der kleineren Schmieden nutzbar gemacht, wo er versuchte mehr Kriegsmaterial als die imperialen ihrer Anlage zu produzieren. Da bisher keine Seite Verstärkungen von außen erhalten konnte, sahen die Streitkräfte einem langen Zermürbungskrieg entgegen.
Alles in allem eine Situation, die Caleb glaubte innerhalb weniger Tage zu Gunsten des Imperiums wenden zu können. Die folgende Strategieplanung war eher ein einseitiger Vortrag, als Caleb entschlossen das weitere Vorgehen festlegte. Auch wenn Kapitän Brock und vor allem Oberst Culcis gelegentlich andere Vorstellungen hatten, setzte sich der Blood Angel durch. Lediglich Sophokles brachte diskret einige Vorschläge ein, die Caleb akzeptierte. Das Kommando auf der Claudia zu übernehmen fiel ihm so leicht, wie Sophokles es vorausgesagt hatte. Und tatsächlich spielte ihm das überhebliche Wesen der Volponer perfekt in die Hände. In ihren Augen schien die Anwesenheit der Astartes ihr rechtmäßiges Privileg zu sein und suhlten sich so in Selbstherrlichkeit, dass für Zweifel kein Raum blieb. Wann immer Caleb Fragen auswich oder schlicht abblockte, verklärten sie dies in ein ihrem Ego gefälliges Kompliment. Das einzige, was Culcis tatsächlich zu missfallen schien war die Tatsache, dass Caleb plante nicht unmittelbar mit den Volponern zusammen zu kämpfen. Dass Astartes sich nicht mit den knapp dreißigtausend Soldaten der mitreisenden Straflegion abgaben schien dagegen selbstverständlich. Jedoch ließ Caleb in dieser Sache letztendlich einen Kompromiss zu. Um ehrlich zu sein, war es nämlich auch nicht Calebs bevorzugte Strategie von den anderen Truppen getrennt zu kämpfen. Sterblichkeit und Arroganz hin oder her, aber wenn Gardeeinheiten sichtbar von Astartes begleitet wurden potenzierte sich deren Kampfkraft fast immer. Da Caleb jedoch nicht wollte, dass Sophokles Truppen vor aller Augen versuchten Blood Angels zu repräsentieren und auch Sophokles im Thunderhawk selbst angemerkt hatte, dass seine Alphalegionäre sehr viel effektiver kämpfen würden, wenn sie es auf ihre Weise taten, würde er lediglich mit einer ihm gefälligen Auswahl bei den Volponern bleiben.
Stunden später, in der Halle der Zusammenkunft auf der Tabula Rasa, waren die Diskussionen sehr viel hitziger und die Vorschläge deutlich vielfältiger. Wobei sich dies lediglich auf jene Marines beschränkte die nicht zur Alphalegion gehörten. Diese hatten auch noch nicht die Heraldik der Blood Angels angenommen. Aber die vielen rot gerüsteten Alphalegionäre ließen sich Caleb in seinem Ornat erst jetzt wie ein Hochstapler fühlen.
Letztendlich lief es darauf hinaus, dass Caleb zusammen mit Karlatin, Hazzred und einem Alphalegionär bei den Truppenverbänden der Volponer bleiben würde. Er lachte in sich hinein als ihm der Gedanke kam, dass Hazzred neben ihm selbst vermutlich am besten dazu in der Lage war einen Blood Angel darzustellen. Enox und einige andere Marines wollten sich aus unterschiedlichen Gründen nicht als Söhne des Engels ausgeben und würden auf der Tabula Rasa bleiben. Caleb war ein wenig erstaunt, dass Sophokles nicht mehr Druck in Richtung seines Schattens machte, der immerhin eine ihrer mächtigsten Waffen war. Aber wenigstens setzte er sich in der Hinsicht durch, dass er Captain Feathor nicht erlaubte eine der Fregatten zu requirieren um damit den Plan zu verfolgen ein zweites Kriegsschiff aufzutreiben.
Kurz darauf strömten die Marines aus der Halle und machten sich Kampfbereit. Die Sturmlandung würde in sechs Stunden, direkt am Ende des gradlinigen Anflugs ihres Flottenverbandes erfolgen. Caleb sah wie Sophokles und der Nightlord die Halle durch zwei unterschiedliche Ausgänge verließen und folgte zweitgenanntem unauffällig. Er schien eilig ins Strategium zu marschieren, bemerkte Caleb aber bereits nach kurzer Zeit, blieb stehen und drehte ihm mechanisch seinen von traditionellen Flügeln gezierten Helm zu. Schweigend starrten sie einander an, ehe Caleb das Wort ergriff.
„Nicht, dass ich es nicht zu schätzen wüsste, dass ihr so viel Respekt vor den Blood Angels und deren Heraldik habt. Aber ich hätte erwartet, dass ihr darauf brennt den Kampf zum Feind zu tragen.“
Erneut gab es keine kurze Pause, ehe Enox auf den Kommentar reagierte.
„Erinnert ihr euch noch an die letzte große Ansprache von Sophokles. In der er davon sprach ungekannt und unbesungen zuzuschlagen? Und dabei Angst und Schrecken in die Herzen unserer Feinde zu säen?“ grollte er mit seiner tiefen verzerrten Stimme der deutlich ein anklagender Ton innewohnte. Caleb erinnerte sich selbstverständlich und ihm wurde auch bewusst, worauf Enox hinauswollte.
„Dieser Kampf sollte nach der Art der Nightlords geführt werden und euch ist das Kommando versprochen worden. Richtig?“
„Das ist korrekt. Es gibt viel wieder gut zu machen und mir ist es ein drängendes Anliegen Zeugnis abzulegen über das, was die Nightlords hätten sein sollen.“
„Dann legt Zeugnis ab! Stürzt euch in Mitternacht gewandet auf den Blutpakt. Die Blood Angels werden das heilige Urteil des Imperators sein und ihr ein entsetzlicher Geist der Rache.“ predigte Caleb mitreißend und empfand gleichermaßen Irritation und ein wenig stolz darüber ausgerechnet einen Nightlords so treffend zu inspirieren. Enox schien sich tatsächlich ein wenig zu entspannen und wandte sich nun auch vollständig in Calebs Richtung.
„Wenn ich in Aktion trete wird der Funk des Blutpaktes überquellen vor panischen Beobachtungen. Das Imperium das die Kanäle überwacht wird davon hören, dass Nightlords auf Tulwaras sind und euch auf die Jagd schicken.“
„Und? Ich werde in der Nähe von Oberst Culcis sein und ihm versichern, dass wir uns der Sache annehmen. Am Ende wird es sich als Irreführung des Erzfeindes herausstellen und im Sande verlaufen.“ Enox wollte etwas einwenden doch Caleb ließ sich nicht unterbrechen.
„Aber was ihr ganz und gar vergesst ist folgendes. Das Imperium hört den Funk des Erzfeindes vermutlich nicht ab, um sich vor Korruption zu schützen. Die arroganten Volponer erst recht nicht und die Straflegion wird nicht gefragt…“
An der Art und Weise wie Enox die Faust ballte erkannte Caleb, dass er den Nightlord überzeugt hatte.
„Das wird ein einschneidendes Erlebnis für den Blutpakt werden.“ grollte Enox mit bestürzend euphorischer Stimme, nickte Caleb zu und marschierte davon. Allerdings nicht mehr zum Strategium sondern in Richtung der Abschussvorrichtungen für Landungskapseln.